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Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

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Magdalena Dżaman-Dobrowolska<br />

deutsche Fußballausdrücke, darunter viele Anglizismen, zu verdeutschen (z. B.<br />

Hinterspieler statt backs, Mitte statt center, Tor, Mal statt goal, Halbzeit statt<br />

half-time; vgl. LIPCZUK <strong>19</strong>99: 41 f.) und im Jahre <strong>19</strong>28 wurde in seinem Verlag<br />

Johannes Zeidlers Sport und Spiel herausgegeben (vgl. ebd., 38). Hier wurde der<br />

Wortschatz solcher Sportarten wie Bergsteigen, Boxen, Eislauf, Fechten, Fußball,<br />

Golf, Leichtathletik, Kegeln, Ping-Pong, Polo, Radfahren, Rugby, Rudern,<br />

Schwimmen und Rodeln gesammelt (ZEIDLER <strong>19</strong>28).<br />

Der Kampf gegen fremde Einflüsse wurde auch durch Staatsbehörden und<br />

Sportverbände geführt. In Deutschland hat der Kampf gegen Wörter fremder<br />

Herkunft vor allem patriotischen Charakter. Die Eliminierung der fremden Einflüsse<br />

aus der deutschen Sprache war eine Methode zur Pflege der Muttersprache,<br />

und diese Pflege sollte den Puristen zufolge nationalen Zielen dienen (vgl.<br />

DUNGER 1898: 58).<br />

Als einer der Ersten versuchte Friedrich Ludwig Jahn die deutsche Sportsprache<br />

vor fremden Elementen zu schützen. Er gilt in Deutschland als Begründer<br />

der Turnbewegung. Der Zweck des Jahn‘schen Turnens waren vor allem die<br />

Pflege und Ertüchtigung des Körpers in einer besonderen, nationalen und volkstümlichen<br />

Form. Er ging davon aus, dass das Turnen Ausdruck des „Deutschen<br />

Volkstums“ sei, also des „Wesens des Volks der Deutschen“. „Natürlichkeit“ und<br />

„Ursprünglichkeit“ wurden zu den Erkennungsmerkmalen der nationalen Turnbewegung.<br />

2 Jahn behauptete, dass das Turnen ein Teil der Gesamterziehung sei<br />

und bei der Erziehung der Jugendlichen nationale Ziele an erster Stelle stünden.<br />

Die physische Kraft und Leistungsfähigkeit seien notwendig, um Deutschland<br />

von der Napoleonischen Vorherrschaft zu befreien. Nach Jahn sollte die deutsche<br />

Sprache frei von Wörtern fremder Herkunft sein, genauso frei wie auch das deutsche<br />

Volk sein sollte.<br />

Eine andere Form des Kampfes gegen Wörter fremder Herkunft in Deutschland<br />

waren Verdeutschungswörterbücher, die eine Liste der Fremdwörter mit<br />

Vorschlägen ihrer einheimischen Ersatzformen für fremde Ausdrücke enthielten.<br />

Zu den wichtigsten gehörten die Wörterbücher von Campe (1801), Dunger<br />

(1882, 1899), Heyse (1886), Sarrazin (1886), Saalfeld (<strong>19</strong>10), Fichard (<strong>19</strong>15) und<br />

Zeidler (<strong>19</strong>28) (vgl. LIPCZUK <strong>19</strong>99: 26 ff.).<br />

Nach Peter Schneider besteht ein großer Teil des Fachvokabulars der Sportsprache<br />

aus Fremdwörtern bzw. Internationalismen, die größtenteils englischen<br />

2<br />

http://www.dieter-frank.privat.t-online.de/turnen.htm (Zugriff am 15.06.2009).

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