Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Bemerkungen zur Stabilität der Phraseologismen ... 165<br />
Funktion des Wörterbuchs ab. „Es werden bezüglich der Darstellung der Phraseologismen<br />
jeweils andere Anforderungen an ein Wörterbuch für Rezeption und<br />
eines für Produktion gestellt, genauso bezüglich der Frage, ob das Wörterbuch<br />
für fremdsprachliche Benutzer oder muttersprachliche Benutzer konzipiert ist“<br />
(MARTÍN 2001: <strong>19</strong>4). Sie sind nur dann von Bedeutung, wenn das Wörterbuch zur<br />
Produktion und nicht nur Rezeption dienen soll (vgl. BURGER <strong>19</strong>89: 594).<br />
CZOCHRALSKI/LUDWIG (<strong>19</strong>96: 183) schlagen einige Darstellungsmöglichkeiten<br />
der Phraseologismen vor, die morphologisch-syntaktischen Restriktionen<br />
unterliegen, z. B. Phraseologismen, die nur in einem bestimmten Tempus<br />
verwendbar sind (Blut geleckt haben), sollen eben in dieser Form dargeboten<br />
werden, was eine plausible Lösung ist. Trotzdem müsste man sich überlegen, ob<br />
in einigen Fällen eine zusätzliche Information über die Unmöglichkeit der Bildung<br />
anderer Zeitformen nicht nötig wäre. Zu Phraseologismen, die bestimmten<br />
Restriktionen unterliegen, zählen die beiden Autoren auch Wendungen wie: Da<br />
haben wir die Bescherung! oder: Da beißt die Maus keinen Faden ab, da sie nur<br />
in einer finiten Form gebraucht werden. Nach der Klassifikation der Phraseologismen<br />
von BURGER (<strong>19</strong>98) gehören sie zu Redensarten oder Gemeinplätzen,<br />
FLEISCHER (<strong>19</strong>82) zählt solche Wendungen zu festgeprägten Sätzen. Da für sie<br />
auch andere Regeln bei der Einbettung in den Text gelten, sollten sie, meiner<br />
Meinung nach, auch in einem Wörterbuch anders markiert werden, z. B. mit dem<br />
Buchstaben „R“ (= Redensart).<br />
EXTERNE VALENZ DER PHRASEOLOGISCHEN EINHEITEN<br />
Verbale Phraseologismen eröffnen „bestimmte obligatorische (und eventuell<br />
fakultative) syntaktische Leerstellen um sich, die in den Grenzen des semantisch<br />
Möglichen mit beliebigen Wörtern der entsprechenden Wortart aufgefüllt (‚aktualisiert’)<br />
werden können“ (BURGER <strong>19</strong>98: 21). Zum Beispiel eröffnet die Wendung<br />
jdn. an den Bettelstab bringen zwei Leerstellen: für Subjekt (im Nominativ) und<br />
für Akkusativobjekt, das in dem genannten Beispiel mit der Abkürzung jdn.<br />
markiert ist, während das Subjekt aus der Infinitivform der Wendung resultiert.<br />
Die Form des Indefinitpronomens jdn. verweist darauf, dass das Akkusativobjekt<br />
das Sem enthalten muss. In Bezug auf das Subjekt ist dies nicht<br />
eindeutig. Im DUDEN Universalwörterbuch können wir diese Information den<br />
Beispielsätzen entnehmen: seine Spekulationen haben ihn an den B. gebracht;<br />
du bringst uns [mit deiner Verschwendungssucht] noch an den B.! In solchen