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Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

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164<br />

Dorota Misiek<br />

• Noch Ende vergangener Woche sah es so aus, als säße Siemens-Chef Klaus<br />

Kleinfeld fester denn je im Sattel. („Berliner Zeitung“, 26.04.07)<br />

Für die usuelle Verwendung der Phraseologismen gelten andere Regeln als<br />

für ihren kreativen Gebrauch. Die Grenzen zwischen dem kreativen und dem<br />

usuellen Gebrauch 3 sind genauso unscharf wie die Abgrenzung des phraseologischen<br />

Zentrums von der Peripherie. Regeln für den kreativen Gebrauch sind<br />

noch nicht ausreichend erforscht und erfordern ein hohes Maß an Sprachkenntnissen.<br />

Für Wörterbuchbenutzer sind allerdings solche Restriktionen von Bedeutung,<br />

die die usuelle Verwendung der Phraseologismen betreffen.<br />

Einige Restriktionen ergeben sich aus der Semantik des jeweiligen Phraseologismus,<br />

wie in dem von DOBROVOLSKIJ (<strong>19</strong>96: 157) genannten Beispiel: nicht<br />

aus dem Kopf [gehen] wollen, wo die Anmerkung „Imperativ nicht möglich“ als<br />

überflüssig erscheint. Aus der Semantik kann man auch auf die Unmöglichkeit<br />

der Passivbildung schließen, z. B.: ins Gras beißen (= „sterben“). Phraseologismen,<br />

die intransitive Verben enthalten, bilden kein Passiv (vgl. FLEISCHER <strong>19</strong>82:<br />

54), z. B. eins bekommen.<br />

Andererseits gibt es Phraseologismen, bei denen diese Defektivität nicht<br />

eindeutig ist, wie z. B. das Bett hüten [müssen]. Durch die Passivtransformation<br />

würde der Phraseologismus seine Idiomatizität verlieren, deshalb würde sich<br />

gerade hier die Anmerkung „Passiv nicht möglich“ anbieten. Die Transitivität<br />

der verbalen Phraseologismen könnte auch durch Angaben (analog zu grammatischen<br />

Angaben bei Verben): „pht“ (= transitiv), „phi“ (= intransitiv) angemerkt<br />

werden.<br />

„Dem Benutzer eines phraseologischen Wörterbuchs möglichst die ganze<br />

Palette der Grammatik (oder der restringierten Grammatikalität) eines idiomatischen<br />

Ausdrucks vorzuführen, so daß er diesen Ausdruck in jedem Kontext,<br />

den er zuläßt, korrekt verwenden kann, ist vielleicht die schwierigste Aufgabe<br />

des Verfassers eines phraseologischen Wörterbuchs“ (SCHEMANN <strong>19</strong>89: 1026).<br />

Schemann weist weiterhin darauf hin, dass dafür eine sehr eingehende Analyse<br />

grammatischer Formen einer phraseologischen Einheit notwendig sei. Andererseits<br />

sollen diese Informationen in einem Wörterbuch so notiert sein, dass sie<br />

den Wörterbuchbenutzer nicht verwirren. Informationen zur transformationellen<br />

Defektivität gehören allerdings nicht in jedes Wörterbuch. In wie weit sie einen<br />

Einfluss auf die Nennform der Phraseologismen haben, hängt von der Art und<br />

3<br />

Zu Diskussion über die Abgrenzung siehe z. B. POCIASK 2007: 43 ff.

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