Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Bemerkungen zur Stabilität der Phraseologismen ... 161<br />
Varianten eines Phraseologismus sind sowohl für passive als auch aktive<br />
Wörterbücher von Bedeutung. Es scheint sogar plausibel, dass vor allem passive<br />
Wörterbücher verschiedene Varianten eines Phraseologismus berücksichtigen<br />
sollten, damit die Benutzer entsprechende Phraseologismen finden können.<br />
Problematisch kann die Lemmatisierung der Varianten sein, wenn ein Phraseologismus<br />
einem Lemma nach einer austauschbaren Komponente zugeordnet<br />
werden soll, wie z. B. einen breiten Buckel/Rücken haben oder seine liebe [Müh<br />
und] Not mit jdm./etw. haben. In solchen Fällen sollte ein solcher Phraseologismus<br />
nicht unbedingt zweimal lemmatisiert, sondern nur unter dem häufigeren<br />
Substantiv („Buckel“, „Not“) notiert werden (vgl. auch MARTÍN 2001: 106). Bei<br />
dem zweiten Substantiv („Rücken“, „Mühe“) sollte der Benutzer den Phraseologismus<br />
mit dem Vermerk finden, unter welchem Stichwort er weiter suchen soll<br />
(„→ Buckel“, „→ Not“).<br />
Elemente, die nicht obligatorisch sind, doch oft in Verbindung mit dem entsprechenden<br />
Phraseologismus auftreten, werden in den analysierten Wörterbüchern<br />
mit eckigen Klammern markiert. Hier einige Belege:<br />
DUDEN Universalwörterbuch: jdm. läuft es [heiß u. kalt] über den Rücken/<br />
den Rücken herunter;<br />
DUDEN Redewendungen: [fast] auf den Rücken fallen;<br />
PONS: im Kleinen wie im Großen [perfekt sein];<br />
Bei PARTNER wurden keine Belege gefunden.<br />
Da sich diese Markierung offensichtlich etabliert hat und für den Wörterbuchbenutzer<br />
klar und eindeutig ist, ist sie auch zu empfehlen.<br />
Mit phraseologischer Stabilität hängen auch weitere Erscheinungen zusammen,<br />
wie z. B. unikale Komponenten (z. B. ‘Fersengeld’ in der Wendung: Fersengeld<br />
geben, oder ‘Maulaffen’ in der Wendung: Maulaffen frei halten) und<br />
regionale Besonderheiten (den Rahm abschöpfen). Bei Phraseologismen mit unikalen<br />
Komponenten entsteht das Problem ihrer Zuordnung zu einem Lemma.<br />
Die meisten Wörterbücher gehen damit so um, dass die unikalen Komponenten<br />
als gesondertes Lemma aufgenommen werden, dem die Information folgt: „nur<br />
in der Wendung: ...“. In dem Gruyter-Wörterbuch Deutsch als Fremdsprache<br />
werden unikale Komponenten auch lemmatisiert und mit einem Sternchen versehen<br />
(vgl. WOTJAK 2001: 271).<br />
Viel schwieriger ist für die Lexikographen die Erfassung der syntaktischen<br />
und morphologisch-flexivischen Anomalien. Diese Anomalien zeigen „sich<br />
einerseits in der syntaktischen Verbindung der Komponenten eines Phraseolo-