Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Nicht nur der Duden ... 143<br />
1.1. Illustrationen im Bildwörterbuch<br />
Sowohl ein- als auch mehrsprachige Bildwörterbücher sind besonders<br />
dazu geeignet, den Wortschatz in Sinnzusammenhängen zu erlernen, zumal<br />
die Abbildungen eine mnemotechnische Funktion erfüllen und das vorhandene<br />
Sachwissen aktivieren.<br />
Illustrationen sind zwar kostenaufwändig und nehmen viel Platz in<br />
Anspruch, es gibt aber viele Lemmata, die sich nur schwer verbal definieren lassen<br />
und deshalb viel besser (und u. U. platzsparender) bildlich expliziert werden,<br />
insbesondere Gattungsnamen wie z. B. Rose.<br />
Die Abbildungen in thematischen Wörterbüchern sind sowohl Bildtafeln als<br />
auch Einzelbilder. Unter einer Bildtafel verstehe ich eine Illustration, die mehrere<br />
Objekte (Personen, Gegenstände) eingebettet in eine Situation oder mehrere<br />
Objekte einer Klasse (z. B. Säugetiere) nebeneinander darstellt. Das Einzelbild<br />
bildet dagegen nur ein Objekt ab.<br />
Die Bildtafeln übernehmen oft die Funktion der Strukturierung des lexikalischen<br />
Materials, indem sie ein Sachgebiet einleiten – sie funktionieren dann<br />
also als Bestandteile der lexikografischen Makrostruktur. Die Anordnung der<br />
Bildtafeln ist in den meisten thematischen Wörterbüchern auffallend ähnlich<br />
und entspricht der inneren Ordnung der Welt: zuerst Himmel und Erde, dann<br />
Natur und Umwelt, der Mensch und sein Leben – Arbeit, Soziales, Kultur und<br />
Freizeit. 3<br />
Einzelbilder treten häufiger in alphabetischen Bildwörterbüchern auf. Sie<br />
sind dort Elemente eines Stichwortartikels und dienen der Bedeutungserläuterung<br />
– sie gehören also zur Mikrostruktur des Wörterbuchs.<br />
Die Abbildungen in Bildwörterbüchern streben eine wahrheitsgetreue<br />
Darstellung der Wirklichkeit an, deshalb sind sie zumeist möglichst realistisch<br />
(Zeichnungen oder Fotos). Trotzdem gibt es auch Nachschlagewerke, in denen<br />
Zeichnungen stark vereinfacht oder nur symbolisch sind (z. B. in PORAYSKI <strong>19</strong>60).<br />
Jedenfalls sind schöne oder humorvolle Bilder ein Blickfang, der die Benutzer-<br />
Innen zum Wörterbuchgebrauch motiviert.<br />
in Warszawa erschienene DUDEN Słownik obrazkowy niemiecko-polski von Werner Scholze-<br />
Stubenrecht und Teresa Korsak (<strong>19</strong>98).<br />
3<br />
Ein ähnliches Anordnungsprinzip befindet sich in historischen enzyklopädischen Nachschlagewerken,<br />
z. B. Orbis sensualium pictus von Comenius (1658), das dem Konzept der modernen<br />
ein- und mehrsprachigen Bildwörterbüchern zugrunde liegt.