Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Internet als Ort globaler Literaturübermittlung ... 133<br />
Befunds, den Hauptwerken Kleists Michael Kohlhaas und Das Käthchen von<br />
Heilbronn sowie der Kleist-Bibliographie geschenkt.<br />
In Hinsicht auf die Motivation und Zielsetzung kann das Kleist-Archiv<br />
Sembdner neben die ambitioniertesten Volltext-Archive, wie das Gutenberg-<br />
Projekt-De oder Goethezeitportal, gestellt werden. Es wäre zu wünschen, dass<br />
die Pflege anderer Schriftsteller im Netz ebensolche Ausmaße annimmt wie<br />
dieses Projekt. Darüber hinaus wird das Archiv immer mit der Stadt Heilbronn,<br />
dem Markzeichen des Werks von Kleist, verbunden sein. Das Ziel des Archivs<br />
ist es, in erster Linie die Bedeutsamkeit des Schriftstellers, und andererseits die<br />
eigene Tätigkeit ins Bewusstsein möglichst vieler Menschen zu rücken. So ist es<br />
auch ein Beispiel dafür, und das trifft auch auf viele andere Projekte zu, dass die<br />
Websites zu den Autoren an regionale Aspekte gebunden sind.<br />
Im Internet blüht ein richtiges literarisches Leben auf. Außer herkömmlicher<br />
Literaturvermittlung entwickeln sich im Rahmen verschiedenster Plattformen<br />
eine rege literarische Diskussion, Literaturkritik und Buchbesprechung.<br />
Einen guten Boden für solcherlei internetgestützte Aktivitäten bereiten die<br />
Online-Literaturzeitschriften, die die Veränderung grundlegender Institutionen<br />
der literarischen Kultur veranschaulichen. Es erweist sich als möglich, einem viel<br />
breiteren Kreis von Interessierten Zugriff auf die Online-Literaturzeitschriften<br />
zu geben, als dies bei gedruckten Literaturzeitschriften der Fall wäre, die immer<br />
nur einen relativ begrenzten Kreis von Lesern erreichen. Diese Veränderungen<br />
wirken sich auch auf die Literaturkritik aus, die mit der Überflutung durch Verlage,<br />
Selbstverlage und private internetgestützte Veröffentlichungen nicht immer<br />
fertig wird. Den Großteil ihrer Aufgaben übernehmen die Online-Literaturzeitschriften<br />
mit literaturtheoretischer Ausrichtung. Inhaltlich und strukturell gesehen<br />
stehen sie den Literaturportalen nahe; sie erfüllen verschiedene Funktionen:<br />
von der Literaturpräsentation und der Bereitstellung aktueller Informationen<br />
aus der literarischen Szene und dem Büchermarkt über Buchbesprechungen und<br />
Rezensionen bis hin zur literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung. Von<br />
den Literaturportalen unterscheidet sie vor allem ihre periodische, mehr oder<br />
weniger regelmäßige Publikation.<br />
Ein Paradebeispiel für die hochqualifizierte Umsetzung der literaturwissenschaftlichen<br />
Universitätsarbeit im Internet ist die Literaturkritik.de 22 – ein<br />
Online-Rezensionsjournal für Belletristik und Literaturwissenschaft. Sie wird<br />
22<br />
Verfügbar über: http://www.literaturkritik.de/ (Zugriff am 29.04.2010).