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Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

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104<br />

Klaus Hammer<br />

Es geht nicht immer um Deutschland mit seinen Ost-West-Verwerfungen, es geht<br />

um Verwerfungen innerhalb der gesamten westlichen Zivilisation. Ein innerer<br />

Umbau geschieht in der Figur Willenbrock, den er eher über sich ergehen lässt,<br />

als dass er ihn bewusst in die Wege leitet. Am Ende macht es ihm Spaß, „eine<br />

richtige Waffe zu besitzen“ 28 .<br />

Eine Erfolgsgeschichte: der Autohändler Willenbrock hat es geschafft, er<br />

ist ganz in der westlichen Gesellschaft angekommen. Seine Smith & Wesson<br />

schützt ihn besser als die Verfassung des Rechtsstaates. Die ‘einzigartige’ Erfahrung<br />

des Umbruchs, des Entschwindens einer Welt und des Neu-Einrichtens ist<br />

in ihrer Alltäglichkeit bisher kaum beschrieben worden. Diesem Vorgang nimmt<br />

Hein das Aufregende, Einzigartige, Unerhörte, beschreibt ihn als etwas durchaus<br />

Normales und reißt doch die Hintergründe auf, die psychische Beunruhigung,<br />

die fehlenden Sicherheiten, die Willenbrock zur Selbsthilfe greifen, ihn zum<br />

Täter werden lassen.<br />

Ob mit Literatur Realität verändert oder lediglich reflektiert werden kann<br />

– der Streit scheint vorerst zugunsten derer entschieden, die eher skeptisch sind<br />

und der Wirkkraft von Literatur nur sehr kurzzeitige Impulse zubilligen. Steter<br />

Tropfen, heißt es, höhlt den Stein. Und wie philosophiert Shakespeares Narr<br />

in Was ihr wollt? Denn der Regen, sagt er, der regnet jeglichen Tag. Und er fällt<br />

von oben nach unten, wusste Brecht.<br />

„WSZELKA CYWILIZACJA JEST WYPIERANIEM”:<br />

STRATEGIA PISANIA W UTWORACH CHRISTOPHA HEINA<br />

Streszczenie<br />

Dla Christopha Heina społeczeństwo cywilizowane jest społeczeństwem ‘wypierającym’.<br />

Komu uda się to zaakceptować, temu nieźle się powodzi. Jednakże indywidualna<br />

cena, jaką zapłacić trzeba za owo emocjonalne samookaleczenie, jest niesłychanie<br />

wysoka, a korzystanie z wolności łączy się zawsze z jej nadużywaniem. W swych<br />

powieściach Hein szkicuje proces erozji, który zaczyna obejmować porządek prawny<br />

stworzony przez zachodnią cywilizację. Nie zawsze chodzi przy tym o Niemcy z ich<br />

dyskusją na temat Niemców ze Wschodu i tych z Zachodu; chodzi raczej o rysy powstające<br />

w obrazie całej zachodniej cywilizacji.<br />

28<br />

Christoph Hein: Willenbrock. Roman. Frankfurt a. M. 2000, S. 3<strong>19</strong>.

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