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EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTE
Johann Natterer<br />
Michael Sanders<br />
19. Jh.<br />
Lithographie<br />
Johann Natterer begleitete die Expedition als Präparator und war für die Zoologie<br />
zuständig. Nach der offiziellen Auflösung der Expedition blieb er in Brasilien und bereiste<br />
insgesamt 18 Jahre lang das Land. Seine naturkundlichen und ethnographischen<br />
Sammlungen gehören weltweit zu den bedeutendsten ihrer Art.
Der Yanomami-Schamane Machadão<br />
Wakathatheri, Brasilien1976<br />
Foto: Claudia Andujar<br />
Die Yanomami gehören heute zu den größten indigenen Gruppen Brasiliens. Ihr Überleben ist<br />
jedoch nur möglich, wenn der Brückenschlag zwischen ihrer traditionellen Lebensweise und der sie<br />
umgebenden Nationalgesellschaft gelingt. Die Fotografien von Claudia Andujar sind dabei ein<br />
wichtiges Medium.
Die Aufstellung der Sammlungen der Paressi und Caripuna im Kaiserhaus<br />
Um 1840<br />
Aquarell<br />
Die Ergebnisse der Expeditionen waren bereits in Wien zu sehen, während diese noch<br />
durchgeführt wurden. Von 1821 bis 1835 wurden die Sammlungen im „Brasilianischen<br />
Museum“ in der Johannesgasse ausgestellt, von 1838 bis 1840 im Kaiserhaus in der<br />
Ungargasse.
Rekonstruktion einer Vitrine aus dem Kaiserhaus<br />
Paressi, Caripuna. Brasilien<br />
Um 1830<br />
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Rekonstruktion einer Vitrine aus dem Kaiserhaus in<br />
der Ungargasse, wo die Sammlungen Johann Natterers von 1838 bis 1840 präsentiert<br />
wurden.
Sattel und Zaumzeug für Maultiere<br />
Volkskultur. São Paulo, Brasilien<br />
Um 1820<br />
Leder, Baumwolle, Kaurischnecken, Federn, Metall, L. max. 70 cm<br />
Einen großen Teil des Weges legte Johann Natterer mit Maultierkarawanen zurück. Das<br />
Leittier trug eine mit Kaurischnecken verzierte Trense, die Glocken gaben der ganzen<br />
Karawane die Richtung vor.
Säugetiere und Vögel aus der Sammlung von Johann Natterer<br />
Brasilien<br />
1817–1835<br />
Naturhistorisches Museum Wien<br />
Bei der österreichischen Expedition stand die Sammlung von Tierpräparaten im<br />
Vordergrund. Johann Natterer sammelte in Brasilien zwischen 1817 und 1835 neben<br />
Säugetieren auch über 12.000 Vögel, darunter zahlreiche für die Wissenschaft neu<br />
entdeckte Arten.
Die Kolonialkultur Brasiliens<br />
Volkskultur. Rio de Janeiro, Brasilien<br />
Um 1820<br />
Holz, Leder, Messing, Keramik, Stoff, Kork, L. max. 45 cm<br />
Von besonderer Seltenheit sind die Sammlungen zur brasilianischen Kolonialkultur, die<br />
auch aus Europa importierte Waren beinhalten. Die Steigbügel wurden wahrscheinlich in<br />
Portugal angefertigt.
Badgeschirr<br />
Para, Brasilien<br />
Um 1835<br />
Keramik, bemalt, H. max. 11,5 cm<br />
Gestaltung und Dekor weisen bei dieser Waschschüssel mit Wasserkrug eine eindeutig<br />
europäische Formensprache auf. Wahrscheinlich handelt es sich um Importware.
Federumhang<br />
Munduruku. Rio Tapajos, Brasilien<br />
Um 1830<br />
Federn, Baumwolle, B. 110 cm<br />
Die Federarbeiten der Munduruku bilden einen weiteren Höhepunkt der Ausstellung. Neben diesem<br />
prächtigen Federumhang sind auch zwei Figurinen mit der kompletten Federtracht der Krieger zu<br />
sehen.
Feder-Zepter mit Futteral<br />
Munduruku. Rio Tapajos, Brasilien<br />
Um 1830<br />
Federn, Bambus, Rohr, L. max. 74 cm<br />
Den zeitgenössischen Abbildungen zufolge wurden die Federzepter beim Kopfjagdritual in der Hand<br />
gehalten. Die strenge formale Gestaltung und die daraus resultierende „Standarten“-artige<br />
Farbgebung lassen an Klan-Abzeichen denken.
Erbeuteter Kopfschmuck<br />
Parintintin, Rio Tapajos, Brasilien<br />
Um 1830<br />
Federn, Baumwolle, B. 40 cm<br />
Nicht nur Waffen wurden bei Kriegszügen vom Gegner erbeutet, sondern auch Federschmucke.<br />
Diese wurden dann ebenso wie der eigene Federschmuck weiterverhandelt. Die Zuordnung solcher<br />
Beutestücke ist nicht immer einfach, da in manchen Fällen zur Herkunft im Inventar einfach<br />
„Parintintin“, das Munduruku-Wort für „Feind“, vermerkt wurde.
Kopfschmuck mit Nackenbehang<br />
Makuna-ui. Guayana, Grenzgebiet Brasilien/Venezuela<br />
Um 1830<br />
Federn, Balgteile, Pflanzenfaser, L. 96 cm<br />
Federschmuck wird in Guayana vor allem und bei manchen Gruppen ausschließlich von Männern im<br />
rituellen Kontext getragen. Im schamanischen Kontext visualisieren Federn und Balgteile die enge<br />
Beziehung zu vogelgestaltigen spirituellen Wesen, den bevorzugten Hilfsgeistern von Schamanen.
Kleidung<br />
Pauxiana, Porocoto, Wapixana. Guayana, Grenzgebiet Brasilien/Guyana<br />
Um 1832<br />
Pflanzenfaser, Federn, Baumwolle, Menschenhaar, Glasperlen, L. max. 71 cm<br />
Lendentücher, die durch einen Gürtel aus Baumwolle gezogen wurden, für die Männer und<br />
Lendenschürze aus Glasperlen für die Frauen waren die typische Bekleidung vieler Gruppen in<br />
Guayana. Die erwachsenen Mitglieder demonstrierten damit die Fähigkeit zur Kontrolle über ihre<br />
eigene Sexualität, bei der die Beachtung von Heiratsvorschriften eine entscheidende Rolle spielte.<br />
Variationen im verwendeten Material konnten Aussagen über den Träger beinhalten. So waren<br />
Gürtel aus Menschenhaaren erlegter Feinde dem erfolgreichen Krieger vorbehalten.
Rasseln<br />
Tukano. Oberer Rio Negro, Brasilien<br />
Um 1830 und 2006<br />
Kalebasse, Holz, Fruchtkerne, Samen, Farbstoff, L. max. 40 cm<br />
In der Gegenüberstellung von Objekten der Tukano aus der Sammlung Natterer mit Beispielen einer<br />
2006 angelegten Sammlung werden Kontinuität und Veränderungen in ihrer materiellen Kultur<br />
sichtbar.
Zwei Brustschmucke aus Jaguar- bzw. Rinderzähnen<br />
Bororo da Campanha (Biriboconné). Rio Paraguai, Mato Grosso, Brasilien<br />
Um 1825<br />
Jaguarzähne, Baumwolle, Harz, bzw. Rinderzähne, Baumwolle, L. (gesamt) 129,85 cm<br />
Die Sammlung von den Bororo steht heute im Fokus eines Forschungsprojekts, in dem es um die<br />
Frage geht, ob die Objekte auf Grund ihrer Gestaltung bestimmten sozialen Gruppen in der<br />
Gemeinschaft der Bororo zugeschrieben werden können.
Federkopfschmuck<br />
Panará. Brasilien<br />
Vor 1975<br />
Federn, Palmblattfasern, L. 86 cm<br />
Dieser Kopfschmuck stammt von den Panará, Nachfahren der Südlichen Kayapó, die bis in die<br />
späten 1960er Jahre als ausgestorben galten. 1973 wurde eine Gruppe von sog. indios isolados<br />
kontaktiert, die auf Grund einer Wortliste von Johann Emanuel Pohl als Sprecher des Südlichen<br />
Kayapó identifiziert werden konnten und sich selbst Panará nennen.
Tierfiguren aus Kautschuk<br />
George Tancredi und Rufina da Silva, Makuxi. Guyana<br />
2005<br />
Kautschuk, Farbstoff, L. max. 23,2 cm<br />
Figuren aus Kautschuk sind ein wichtiges Medium, in dem die Makuxi ihre Beziehung zur Umwelt<br />
zum Ausdruck bringen, insbesondere zu Tieren, die als Nahrung dienen wie z. B. Fische, aber auch<br />
zu Tieren, die wie die Harpyie zu den spirituellen Wesen zählen. George Tancredi ist mit seinen<br />
Arbeiten in der National Art Gallery in Georgetown vertreten.
Guaraná-Ensemble<br />
Sateré-Mawé. Unterer Amazonas, Brasilien<br />
Um 1830 und 2012<br />
Kalebasse, Rattan, Fischzunge, Guaraná, Plastik<br />
Die Kultivierung von Guaraná ist die ureigene kulturelle Leistung der Sateré-Mawé. Als zentraler<br />
Aspekt in ihrer Kosmologie und als Produkt im Fairtrade-Handel steht sie im Schnittpunkt zwischen<br />
Vergangenheit und Gegenwart.
Ranulfo de Oliveira und Obadias Batista Garcia vor dem „Haus des Kaisers“<br />
Wien, 2012<br />
Foto: Wolfgang Kapfhammer<br />
Die Sateré-Mawé Obadias Batista Garcia und Ranulfo de Oliveira waren im März im Museum für<br />
Völkerkunde zu Gast und haben an der Ausstellung mitgearbeitet. Sammlungsbestände im Dialog<br />
mit Vertretern indigener Kommunitäten zu präsentieren ist ein wichtiges Anliegen des Museums für<br />
Völkerkunde in Wien.