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Umgang mit Kinderarmut am Beispiel von <strong>Göttingen</strong><br />

ökonomischer, sozialer und psychischer Belastungssituation […]“ (Weiß 2005: 187)<br />

auftreten. Beispielsweise biologische Risiken und Schädigungen so wie<br />

Vernachlässigungssituationen sind im Zusammenhang mit Armut verstärkt zu<br />

beobachten.<br />

Was im vorangestellten Absatz deutlich geworden sein sollte, ist, dass Arbeitslosigkeit<br />

und Armut zu sozialem und politischem Ausschluss führen (vgl. Mohr 2007: 68-69). Eine<br />

Hierarchisierung der Versorgung nach finanzieller Ausstattung ist in der Bundesrepublik<br />

schon durch viele einkommensabhängige soziale Leistungen gegeben. Dies zeigt sich<br />

beispielsweise in der Teilung zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung,<br />

bei der zunehmenden Notwendigkeit privat für die eigene Rente vorzusorgen und der<br />

Kommerzialisierung anderer Lebensbereiche.<br />

Kinder werden beispielsweise durch fehlende Konsummöglichkeiten in ihrer Freiheit<br />

eingeschränkt, wenn Eltern Klassenfahrten nicht finanzieren können oder die tägliche<br />

Nahrungsaufnahme in der Tafel stattfinden muss. „Die Zahl der Tafeln hat sich [laut<br />

Aussage der Wattenscheider Tafel 2009] seit der Einführung von „Hartz IV“ vervierfacht“<br />

(Müller 2010: 211). Außerdem entstehen in der hier beispielhaft angeführten Region<br />

„Parallele Einkaufswelten“ für Menschen mit wenig Geld (vgl. Müller 2010: 210).<br />

Arbeit ist zwar in einer Arbeitsgesellschaft ein wesentlicher Faktor der Integration, weil so<br />

zumindest ein „normaler“ Alltag gewährleistet ist. Allerdings erfahren mit Zunahme der<br />

„working poor“ auch arbeitende Individuen materielle und kulturelle Einschränkungen.<br />

Die Ausgrenzung findet statt, obwohl diese Menschen im Sinne der Aktivierungslogik<br />

am Marktgeschehen teilnehmen.<br />

Zu den in diesem Kapitel besprochenen sozialen, kulturellen, gesundheitlichen und<br />

materiellen Benachteiligungen, die ausreichen, um die Lebenslage als prekär zu<br />

bezeichnen kommen die in Kapitel 3 beschrieben Aktivierungs- und<br />

Überwachungsmaßnahmen, die den Druck auf Leistungsempfänger/innen und deren<br />

Kinder verstärken.<br />

4.3 Stärkung von Marktfähigkeit und Widerstandsfähigkeit als Mittel<br />

gegen Kinderarmut?<br />

Um den bundespolitischen Umgang mit Armut insgesamt zu betrachten, wurde bereits<br />

die Armuts- und Reichtumsberichterstattung angeführt. Da es zahlreiche Folgen für<br />

Kinder gibt, die in Armutslagen aufwachsen, muss die Bundespolitik auch darauf<br />

reagieren. Wenn ökonomische Rahmenbedingungen weitgehend als unveränderbar<br />

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