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Umgang mit Kinderarmut am Beispiel von <strong>Göttingen</strong><br />

Die Zusammenführung der beiden „Sozialhilfesysteme“ Arbeitslosengeld und Sozialhilfe<br />

wird mit Verwaltungsaufwand und Intransparenz begründet (vgl. Hartz-Kommission<br />

2002: 27). Real bewirkt diese Rückstufung aller Arbeitslosengeld II-Bezieher/innen<br />

auf Sozialhilfeniveau vor allem erhebliche Einsparungen durch weniger Geldzahlung und<br />

sorgt für eine Verarmung all derer, deren Sozialleistungen nun nicht mehr mit Bezug auf<br />

vergangene Lohnzahlungen berechnet werden (vgl. Butterwegge 2011: 173).<br />

Zusammengefasst: Die Privatisierung des ökonomischen Risikos durch Kinder für ihre<br />

Eltern (1.), die Zunahme prekärer Lebensumstände durch flexibilisierte<br />

Arbeitsbedingungen bzw. Tarife (2.), der Rückgang traditioneller Familienverhältnisse<br />

(3.) wirken also zusammen mit der Schlechterstellung von Frauen am Arbeitsmarkt (4.)<br />

und der traditionellen Erziehungsrolle von Frauen (5.) (was in „Alleinerzieherinnen-<br />

Familien“ mündet) und sorgen so für ein zunehmendes Risiko für Kinderarmut.<br />

4.2. Auswirkungen auf Kinder<br />

Die Auswirkungen von Armut auf Kinder verdienen allein deshalb besondere Beachtung,<br />

weil sie im Normalfall die meiste Zeit ihres Lebens noch vor sich haben; daher werden<br />

mittlerweile in der Forschung auch vermehrt Langzeitfolgen für Kinder betrachtet.<br />

Dass die Armut von Kindern sich in vielerlei Hinsicht auch negativ auf ihr zukünftiges<br />

Leben auswirkt, wird mit Pisa-Studien, der AWO-ISS-Studie zur Lebenslage von Kinder<br />

und Jugendlichen (AWO-ISS-Studie) und OECD-Berichten umfassend nachgewiesen;<br />

auch regionale Studien stellen diese Gefahren heraus (vgl. Berg 2010: 150-151; Richter-<br />

Kornweitz 2010: 44-45; Weiß 2005: 182). Die negativen Auswirkungen betreffen<br />

zahlreiche sozioökonomische Faktoren (vgl. Butterwegge 2003: 85; Holz 2005;<br />

Lampert/Richter 2010: 55 ff.; Richter-Kornweitz 2010: 44). Alarmierend sind Ergebnisse<br />

aus der AWO-ISS-Studie (auf die sich auch der Göttinger Masterplan gegen Kinderarmut<br />

beruft), die darauf hinweisen, dass sich bei jedem zweiten Kind die günstige bzw.<br />

ungünstige Gesamtlebenslage bereits im Vorschulalter abzeichnet (vgl. Richter-<br />

Kornweitz 2010: 47).<br />

Kinder sind unmittelbar von Einkommens- bzw. Vermögensarmut ihrer Eltern betroffen.<br />

Boeckh verweist darauf, dass die finanzielle Ausstattung der Eltern entscheidenden<br />

Einfluss auf die Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe der Kinder hat (vgl. Boeckh 2008:<br />

282). Begrenzung der Teilhabe fängt bereits bei der Bildung an, obwohl Bildung gerne<br />

als wichtigstes Gut gehandelt wird, wenn beispielsweise die Rede von der<br />

„Bildungsrepublik Deutschland“ ist. Diese Bildungsrepublik scheint allerdings nicht für<br />

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