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Umgang mit Kinderarmut am Beispiel von <strong>Göttingen</strong><br />

4. Die bundesdeutsche Debatte um Kinderarmut<br />

Gegenüber Kindern gibt es moralische Einschränkungen, sie in den Abwertungsdiskurs<br />

mit einzubeziehen. Kinder gelten beispielweise im Gegensatz zu Bettlern, Obdachlosen<br />

und anderen erwachsen Verarmten als „würdige Arme“ (vgl. Butterwegge/Holm/Zander<br />

et al. 2003: 87). Kindern wird keine Schuld zugesprochen, sie gelten eher als Opfer ihrer<br />

unangepassten Eltern. Auch diese Position zu Kinderarmut ist keine neue Entwicklung,<br />

sondern hat schon eine längere Tradition. Ideen, den armen Eltern ihre Kinder<br />

wegzunehmen, sieht Weiß auch als Resultat dieser Denkweise (vgl. Weiß 2005: 185).<br />

Oft werden Kinder dann allerdings mit in den Abwertungsprozess hineingezogen, weil sie<br />

die Abwertung der erwachsenen Familienmitglieder direkt oder indirekt miterleben (vgl.<br />

Zander 2005: 123-124).<br />

4.1 Strukturelle Ursachen von Kinderarmut<br />

Kinder wurden lange in der Diskussion um Armut vernachlässigt und nur als Anhängsel<br />

der armen Familien betrachtet, weshalb die Folgen für Kinder weniger berücksichtig<br />

wurden (vgl. Butterwegge/Holm/Zander et al. 2003: 47). Warum sich dies geändert hat,<br />

kann hier nicht abschließend geklärt werden. Im Folgenden werden hauptsächlich die<br />

strukturellen Ursachen in den Blick genommen, die zu Kinderarmut führen.<br />

Die Thematisierung der Armut von Kindern, Frauen und Müttern, die auch von Esping-<br />

Andersen angestoßen wurde (vgl. Lessenich 2008: 103), scheint durchaus einer realen<br />

Notwendigkeit geschuldet, weil Kinder auf eine spezifische Art von Armut betroffen sind<br />

(siehe 4.2), außerdem beschreiben zahlreiche Autor/en/innen eine Zunahme von<br />

Kinderarmut (vgl. 3. AR-Bericht 2008: 209; Butterwegge/Klundt/Belke-Zeng 2008: 65;<br />

Zander 2010: 145).<br />

Die „[…] strukturellen Ursachen für Kinderarmut werden vor allem auf das<br />

Zusammenwirken von Markt, Staat und vulnerablen (verwundbaren) Formen der Familie<br />

(Alleinerziehende, Familien mit vielen Kindern) […]“ (Chassé 2010: 21) zurückgeführt.<br />

Die geforderte Flexibilität und Mobilität und das damit verbundene Risiko trifft besonders<br />

ökonomisch verwundbare Personengruppen. In der Einleitung des „Masterplans gegen<br />

Kinderarmut“ steht: „Besonders häufig wachsen Kinder von Alleinerziehenden, aus<br />

Familien mit Migrationshintergrund und in kinderreichen Familien mit Armutserfahrungen<br />

auf“ (Stadt <strong>Göttingen</strong> 2008: 13). Die Ursachen für diese Situation scheinen in einer<br />

auffälligen Benachteiligung dieser Personengruppen am Arbeitsmarkt zu bestehen.<br />

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