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Umgang mit Kinderarmut am Beispiel von <strong>Göttingen</strong><br />
Jugendlichen und Erwachsenen ist dazu [zur Verminderung der sozialen Ungleichheiten]<br />
der entscheidende Schlüssel“ (3. AR-Bericht 2008: XIX). Als würde Hilfsbedürftigkeit nur<br />
aus fehlender Aktivität oder fehlender Möglichkeit zur Aktivität resultieren (vgl. Frieling<br />
2009: 16). Auch im vorherigen Armutsbericht tritt der aktivierende Leitgedanke zur<br />
Armutsbekämpfung hervor: „Insgesamt tragen die sozialen Sicherungssysteme in<br />
Deutschland mit ihren aktivierenden und fördernden Elementen dazu bei, die Flexibilität<br />
der Menschen zu stärken und soziale Ausgrenzung zu vermeiden“ (2. AR-Bericht 2005:<br />
XX). Diese Formulierung verdeutlicht noch einmal klar die Ausrichtung der sozialen<br />
Sicherungssysteme. Die Antwort auf Unterversorgung und Armut zielt auf die<br />
Unterstützung der Betroffenen, durch deren Aktivierung. Es soll sich weniger um<br />
sichernde, sondern vielmehr um fordernde Strukturen handeln.<br />
Lessenich beschreibt fußend auf Esping-Andersen 13 - einem Vordenker für den neuen<br />
sozialdemokratischen „investiven Sozialstaat“ - der von der SPD im Zuge der<br />
Reformdebatte um den neuen Sozialstaat entdeckt wurde, dass nicht nur Alte als<br />
unausgeschöpfte Ressource betrachtet werden, sondern besonders Frauen und Kinder<br />
in den Vordergrund der Debatte gerückt werden (vgl. Lessenich 2008: 103 ff.), was in<br />
Kapitel 4 ausführlicher betrachtet wird. Er beschreibt beispielsweise, dass Esping-<br />
Andersen übereinstimmend mit der europäischen Beschäftigungspolitik verlangt, die<br />
Frauenerwerbsquote drastisch zu steigern. Nach Lessenich lässt Esping-Andersen an<br />
seinen Motiven keinen Zweifel aufkommen: Ökonomisch betrachtet ist es sinnvoll, so<br />
viele Menschen wie möglich einzubeziehen, weil fähige Arbeitskräfte dem gemeinsamen<br />
europäischen Binnenmarkt bzw. dem deutschen Arbeitsmarkt nicht verloren gehen<br />
sollen. Es scheint dabei weniger um die Gleichberechtigung zu gehen als um die<br />
Ausschöpfung neuer Produktivkräfte (vgl. Lessenich 2008: 104).<br />
Chancengleichheit für Frauen beinhaltet auch das Thema Leistungsgerechtigkeit. Alle,<br />
die leistungsfähig, wettbewerbsfähig, mobil, flexibel und eigenverantwortlich also auch<br />
markttauglich sind, sollen sich dort auch bewähren können. Eigenverantwortung und<br />
Unternehmergeist gelten als Voraussetzung um seine/ihre Chancen zu nutzen (vgl.<br />
Hartmann 2002: 15), so dass sich die leistungsfähigsten und wettbewerbsfähigsten<br />
Individuen durchsetzen.<br />
13 Lessenich (2008): bezieht sich hier besonders auf: Esping-Andersen (2002): A child-centred social<br />
investment strategy. In: ders. et al.: Why we need a new Welfare State.<br />
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