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Umgang mit Kinderarmut am Beispiel von <strong>Göttingen</strong><br />

der gewöhnlich mit der Sicherung des betreffenden Wirtschaftsstandortes gerechtfertigt<br />

wird. Von Arbeitnehmer/n/innen und Arbeitslosen wird im Gegenzug Flexibilität und<br />

Mobilität erwartet, damit sie den wirtschaftlichen Erfolg im Standortwettbewerb der<br />

Staaten und Regionen nicht gefährden (vgl. Butterwegge 2005: 76; Hartz-Kommission<br />

2002: 50).<br />

Zur möglichst schnellen Vermittlung von Arbeitsplätzen bedarf es möglichst vieler<br />

Informationen über die Arbeitssuchenden und deren Angehöriger. „Kundenorientierung“<br />

wird dies von der Hartz-Kommission genannt – gemeint sind Informationen über:<br />

„Berufs- und Erwerbsverlauf, soziales, geografisches, funktionales und materielles<br />

Mobilitätspotenzial, Erwerbs- und Berufsinteressen, Qualifizierungs- und<br />

Betreuungsbedarf“ (Hartz-Kommission 2002: 48). Die genaue Datenerfassung der<br />

Betroffenen ist mit der Forderung verbunden, dass diese viele persönliche Details über<br />

ihr Leben preisgeben. Langzeitarbeitslose müssen persönliche Wohn- und Einkommensund<br />

Vermögensverhältnisse über sich und die mit ihnen in einem Haushalt lebenden<br />

Menschen offenlegen (vgl. Butterwegge/Klundt/Belke-Zeng 2008: 114). Über die<br />

Erfassung von möglichst vielen Daten soll eine „effiziente“ und „zielgerichtete“<br />

Vermittlung von Erwerbslosen gelingen. Die Maßnahmen, die zur Vermittlung<br />

übernommen werden, unterstützen die Mobilität und Flexibilität der Zielgruppe.<br />

Getreu der Idee der Beteiligung aller Mitglieder einer Bedarfsgemeinschaft (vgl. §2 SGB<br />

II) setzt die Aktivierungslogik auch auf die Mobilisierung der älteren Bevölkerung, die das<br />

Alter der Erwerbsfähigkeit bereits überschritten haben (vgl. Lessenich 2008: 119). 9 In<br />

Deutschland gibt es entsprechende Altersberichte, um die Nutzung wirtschaftlicher und<br />

gesellschaftlicher Potentiale von Älteren zu fördern. Im Sinne der Aktivierungslogik soll<br />

so ein Mittel gegen die demographische Veränderung gefunden werden, indem<br />

„Ruheständler/innen“ sich weiterhin als aktive, vielleicht auch lohnarbeitende Individuen<br />

am gesellschaftlichen Leben beteiligen und den Grundsätzen von Eigenverantwortung,<br />

Flexibilität, Mobilität und der Bereitschaft zum „lebenslangen Lernen“ zu folgen (vgl.<br />

Lessenich 2008: 108 ff.).<br />

Um auch Kindern frühzeitig solche Werte zu vermitteln, sind ihre Eltern und staatliche<br />

bzw. kommunale Erziehungseinrichtungen gefordert (siehe 4.3), weshalb Lessenich<br />

auch von einer „alterslosen“ Lebenslaufpolitik spricht (vgl. Lessenich 2008: 117).<br />

9 Wie Lessenich darstellt, kommt der entscheidende Impuls für die Aktivierung von (jungen) Alten nicht<br />

aus der Bundesrepublik selbst, sondern orientiert sich an einer Idee der Weltgesundheitsorganisation,<br />

die dann auch von der europäischen Kommission in einem Konzeptpapier aufgegriffen wurde (vgl.<br />

Lessenich 2008: 109-110).<br />

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