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Umgang mit Kinderarmut am Beispiel von <strong>Göttingen</strong><br />

Zeng 2008: 88; Lessenich 2008: 74). Flexiblen Milieus gelingt eine Anpassung an den<br />

Arbeitsmarkt nachweislich besser, doch ob Menschen zu diesen flexiblen Milieus<br />

dazugehören, können sie sich nicht aussuchen (vgl. Chassé 2007: 25).<br />

Arbeitnehmer/innen sollen unterstützt werden bei Arbeitsplatz-, Berufs- und Ortswechsel<br />

(vgl. Hartz-Kommission 2002: 47). „Sie [Arbeitnehmer/innen] sind grundsätzlich<br />

verpflichtet, Tätigkeiten anzunehmen, die nicht ihrer ursprünglichen Ausbildung<br />

entsprechen oder die deutlich unterhab ihrer vorherigen Entlohnung liegen“<br />

(Dietz/Walwei 2007: 31). Um der geforderten Flexibilität Folge zu leisten, sollen<br />

Arbeitnehmer/innen auch dazu bereit sein, Arbeit anzunehmen, die weder eine<br />

persönliche Bereicherung ist noch das Existenzminimum sichert (vgl.<br />

Butterwegge/Klundt/Belke-Zeng 2008: 115-117). Die Anpassung an den Arbeitsmarkt<br />

betrifft nicht nur die Flexibilität der Lohnarbeiter/innen und Arbeitslosen, vielmehr sollen<br />

sie sich auch durch Mobilität an die neuen Arbeitsbedingungen anpassen und<br />

beispielsweise auch nicht auf ihren Wohnort fixiert bleiben. „Die Teilnahme am<br />

Erwerbsleben (wie auch immer Entgelte, Arbeitsort, Arbeitsinhalte, Arbeitsbedingungen,<br />

Qualifikationsgelegenheiten beschaffen sein mögen!) wird geradezu zu einer sozialen<br />

Pflicht moralisiert“ (Offe 2003: 811).<br />

Politische Eliten vermitteln, dass es gar keine andere Wahl gibt, als sich diesen<br />

Prinzipien anzupassen. Die prinzipielle Forderung nach Marktanpassung wird auch in<br />

der Orientierung am Prinzip des Übergangsarbeitsmarkts deutlich (vgl. Hartz-<br />

Kommission 2002: 46). Im dritten Armuts- und Reichtumsbericht steht am Anfang schon<br />

eine Formulierung, die auf den Umgang mit ökonomischen Verhältnissen verweist. „Die<br />

Veränderungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft müssen zum Ausgangspunkt<br />

genommen werden, die Menschen zu befähigen, mit dem Wandel Schritt zu halten“ (3.<br />

AR-Bericht 2008: 9). In Aussagen wie dieser wird anscheinend vergessen, dass<br />

gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen von politischen Entscheidungen<br />

eingeleitet oder begleitet werden. Es scheint nicht das Ziel zu sein, die Wirtschaft zu<br />

regulieren, damit auch Arme an ihr partizipieren können – oder die Wirtschaft zu nutzen<br />

um Armut zu beseitigen.<br />

Im Rahmen der Anpassung an die wirtschaftlichen Zustände wurde der Sektor der Mini-<br />

Jobs und der befristeten Arbeitsverhältnisse weiter ausgebaut, um den Standort<br />

Deutschland zu sichern (vgl. Butterwegge/Klundt/Belke-Zeng 2008: 115). Durch die<br />

formulierte Notwendigkeit der Marktanpassung ist es zu einer enormen Ausweitung von<br />

atypischen Beschäftigungsverhältnissen gekommen, die durch politische<br />

Entscheidungen möglich gemacht wurden (vgl. Dörre 2005: 188). Weil Beschäftigte im<br />

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