22.11.2013 Aufrufe

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Umgang mit Kinderarmut am Beispiel von <strong>Göttingen</strong><br />

wurde, begann unter der CDU/CSU-FDP-Koalition 1982 der Umbau des Sozialstaats in<br />

Deutschland (vgl. Butterwegge 2007). Butterwegge erläutert, dass dieses Konzept (auch<br />

als „Lambsdorff-Papier“ bezeichnet) entscheidenden Einfluss auf den Bruch der alten<br />

Koalition hatte und die gemeinsamen Änderungsbestrebungen in der Sozialpolitik von<br />

FDP und CDU/CSU herausstellt (Butterwegge 2007). Im Lambsdorff-Papier finden sich<br />

viele der Vorschläge wieder, die in den folgenden Jahren von der Regierung unter<br />

Bundeskanzler Helmut Kohl und auch von der Regierung unter Gerhard Schröder<br />

umgesetzt wurden.<br />

Im Zusammenhang mit den gesetzlichen Veränderungen weisen verschiedene<br />

Autor/en/innen darauf hin, dass etablierte Anrechte auf soziale Teilhabe und soziale<br />

Fürsorge und mit diesen in Verbindung stehenden Rechte und Pflichten für die/den<br />

Einzelne/n zur Disposition gestellt wurden (vgl. Kannankulam 2008: 186, 320-323;<br />

Lessenich 2008; Mohr 2007).<br />

3.3 Aktivierungskonzept für alle Arbeitsfähigen<br />

Auch wenn „Sozialabbau“ in der Bundesrepublik damit spätestens seit den frühen<br />

1980ern im bundesrepublikanischen Diskurs angekommen war, kam es mit der Agenda<br />

2010 zu der „[…] größten Kürzung von Sozialleistungen seit 1949“ (FAZ 2004: 3).<br />

Allerdings zementierte die Agenda 2010 im Grunde den bereits Jahre vorher<br />

eingeleiteten Wandel in der „arbeitsmarktpolitischen Aktivierungsphilosophie“ in der<br />

Bundesrepublik (vgl. Groh-Samberg 2009: 32; Lessenich 2008: 89). „Die<br />

Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung orientiert sich am Grundsatz Fördern und<br />

Fordern“ (Hartz-Kommission 2002: 12), um die Arbeitslosigkeit zur verringern. Was die<br />

Begriffe „Fordern“ und „Fördern“ beinhalten, soll im Folgenden erläutert werden.<br />

3.3.1 Integration in den Arbeitsmarkt<br />

Im Kern ging es der Rot-Grünen-Koalition um die Aktivierung der Armen,<br />

(Langzeit)arbeitslosen und insgesamt darum alle Arbeitsfähigen bzw. alle bedürftigen<br />

arbeitstauglichen, die keiner Lohnarbeit nachgehen wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu<br />

integrieren (vgl. Butterwegge 2011: 168; Hartz-Kommission 2002:19; Lessenich 2008:<br />

90); dies lässt sich auch an den entsprechenden Gesetzestexten nachvollziehen (vgl. §2<br />

SGB II). Daher wird wesentlich stärker in Kategorien von arbeitsfähig und nichtarbeitsfähig<br />

unterteilt. Das Prinzip der Fürsorge gilt nur noch für Nicht-arbeitsfähige (vgl.<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!