Nataliya Vyrsta
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<strong>Nataliya</strong> <strong>Vyrsta</strong><br />
Nationale Pädagogische Wolodymyr-Hnatiyuk-Universität Ternopil<br />
ZUR ERFORSCHUNG DER DEUTSCHEN EINFLÜSSE AUF<br />
DIE FAMILIENNAMEN DER REGION POKUTTJA<br />
У статті розглядається етимологія історичних та сучасних прізвищ мешканців Покуття, в<br />
яких відбиті німецькі основи. Порівняльний аналіз матеріалу показав, що найвищого ступеня<br />
адаптації зазнали прізвища, які містять звукові елементи, чужі для української мови. Значна<br />
частина прізвищ пристосувалася до словотворчої системи української мови.<br />
Ключові слова: прізвища мешканців Покуття, етимологія, прізвищетвірні суфікси.<br />
В статье анализируется этимология исторических и современных фамилий жителей<br />
Покутья с грамматическими основами немецкого языка. Сравнительный анализ материала<br />
показал, что в наибольшей степени ассимилировались фамилии, которые содержат звуки, чуждые<br />
украинскому языку. Значительная часть фамилий адаптировалась к словообразовательной системе<br />
украинского языка.<br />
Ключевые слова: фамилии жителей Покутья, этимология, именные образовательные<br />
суффиксы.<br />
The author presented genetically German surnames which underwent Ukrainization. The German<br />
sounds diversified by their length whose duration was relevant from the Ukrainian point of view were<br />
not reflected in the phonetic adaptation. The analyzed proper names could also be transformed on the<br />
morphematic level. The author paid attention to the forms of their adaptation on the Ukrainian ground.<br />
Key words: Pokuttya’s surnames, etymology, word-build suffixes.<br />
Pokuttja ist eine historisch-ethnographische Region der Westukraine. Der Name<br />
Pokuttja wurde zum ersten Mal in den historischen Urkunden des XIV. Jh. erwähnt. An<br />
Hand der sprachwissenschaftlichen, ethnographischen und historischen Angaben hat<br />
Dmytro Butschko, der Erforscher der Ortsnamen der Region Pokuttja, seine Grenzen<br />
folgendermaßen festgelegt: die nördliche Grenze bildet der Dnister, die nord-westliche<br />
Grenze verläuft an den Flüssen Bystryzja und Bystryzja-Solotwynska entlang bis zu<br />
dem kleinen Städtchen Solotwyn. Dаnn biegt die Grenze nach Süd-Osten ab durch die<br />
Landsorte Babyne, Molodyliw, Pniw’je, Nadwirna, Lojewa, Dobrotiw, Tschornyj Potik,<br />
rechtsseitig (in Huzulstschyna) bleiben noch Diljatyn, Saritschja, Tschorni und Bili<br />
Oslawy zu nennen. Die Linie verläuft weiter durch Welykyj und Malyj Kljutschiw,<br />
Knjashdwir (heute Werchnje und Nyshnje), Tratsch, Roshniw, Nowoselyzja bis zum<br />
Fluss Tscheremosch und bildet so die südlich-westliche und die südliche Grenze, im<br />
südlichen Osten bleibt noch das Tscherniwzi-Gebiet zu nennen. Pokuttja umfasst fünf<br />
Bezirke des Gebiets Iwano-Frankiwsk: Horodenka, Kolomyja, Snjatyn, Tysmenyzja,<br />
Tlumatsch [5, S. 4-6].<br />
Seit jeher waren die Einheimischen von Pokuttja mit den benachbarten Völkern:<br />
Polen, Ungarn und auch mit den deutschen Kolonisten, die in den XVIII-XIX Jh. auf<br />
dem Territorium Pokuttja gesiedelt hatten, in engem Kontakt. Das hat folgerichtig die<br />
Varianzen der Familiennamen beeinflusst, die entweder unmittelbar von der fremdsprachigen<br />
Benennung oder von den an das Ukrainische angepassten fremdsprachigen Namen<br />
abgeleitet wurden. Unter dem Begriff “die Familiennamen fremdsprachiger Herkunft”<br />
werden Familiennamen verstanden, die entweder identisch mit den Benennungen der<br />
anderen Sprache oder von einem solchen Wortstamm gebildet sind, der auf dem anthroponymischen<br />
Niveau entlehnt.<br />
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Gegenstand unserer Untersuchung sind die Familiennamen der Region Pokuttja,<br />
denen deutsche Wortkörper zugrunde liegen. Unter den modernen fremdsprachigen<br />
Familiennamen von Pokuttja bilden die deutschen Entlehnungen die Mehrheit. Das lässt<br />
sich damit erklären, dass die Ukrainer im alltäglichen Leben mehr mit Deutschen als mit<br />
Polen Kontakt hatten, die sich für die in Galizien herrschende Nation hielten. Die<br />
deutschen Kolonisten waren einfache Wirte, die die Ukrainer für Feldarbeiten und zur<br />
Haushaltsführung einstellten. Die ukrainischen Arbeiter wurden auf dem deutschen Hof<br />
untergebracht, gut ernährt und gut bezahlt. Deswegen verhielten sich die Ukrainer den<br />
Deutschen gegenüber sehr freundlich und übernahmen dabei nicht nur ihre Sitten und<br />
Bräuche, sondern auch die Wörter des alltäglichen Lebens. Einzelne davon wurden<br />
später zur Basis neuer Familiennamen.<br />
Auf Grund historischer und moderner Daten versuchen wir die Besonderheiten der<br />
von den deutschen Wörtern abgeleiteten Familiennamen zu bestimmen und die Veränderungen<br />
zu bezeichnen, die sich im Laufe von zwei Jahrhunderten im anthroponymischen<br />
System von Pokuttja vollzogen haben.<br />
Die historischen Familiennamen von Pokuttja sind in den Josephinischen und Franziskanischen<br />
Matrikeln bezeugt. Die genannten Urkunden sind die ersten Verfachbücher<br />
in Galizien. Sie umfassen die Namensgebung der erwachsenen männlichen und zum<br />
Teil der weiblichen Bevölkerung Galiziens. Die Urkunden enthalten Anthroponyme einzelner<br />
Dörfer und der ganzen Region. Sie bilden eine wichtige Quelle für anthroponymische<br />
Forschungen, etwa für die Beschreibung der zusätzlichen Mittel der persönlichen Identifizierung,<br />
die in den amtlichen Akten vom XVIII – XIX Jahrhundert gebraucht und aus<br />
funktionaler Sicht später als Familiennamen benutzt wurden. [3, S. 239]. Die Matrikelangaben<br />
wurden schon von vielen einheimischen und ausländischen Forschern genützt, und zwar<br />
für das Erlernen der historischen Toponymie und Anthroponymie, darunter für die Analyse<br />
der Familiennamen von Bojkiwstschyna, Lemkiwstschyna, Opillja. Die modernen Familiennamen<br />
sind während einer Expeditionsreise 2005-2006 unmittelbar in den Dörfern von<br />
Pokuttja aufgeschrieben worden.<br />
Hundertfünfzig moderne und zwanzig historische Familiennamen im Verbreitungsgebiet<br />
Pokuttja enthalten in ihren Stämmen deutsche Wörter. Identisch sind in zwei<br />
Perioden nur drei Familiennamen: Кумагер, Ферштей, Шмігель – Kumher, Fersztey,<br />
Schmigel (zur Erhaltung der urkundlichen Wahrheitstreue sind die historischen Namen<br />
in lateinischer und die modernen in kyrillischer Schrift widergegeben). Noch zwei moderne<br />
und zwei historische Eigennamen haben ein gemeinsames Lehnwort, jedoch verschiedene<br />
namensbildende Elemente: Гунда, Гундер – Hundryczyn, Hundyj.<br />
Die meisten modernen Familiennamen, denen deutsche Stämme zugrunde liegen, sind<br />
auf dem Territorium relativ spät, nach 1850, erschienen oder sind aus irgendwelchen<br />
Gründen in den Matrikeln nicht fixiert. Es ist anzunehmen, dass einige Familinnamen<br />
Juden gehörten. Darunter die Komposita: Baumgarten, Kalkstein, Weisfisch.<br />
Bei der Beschreibung deutscher Familiennamen aus semantischer Sicht sind zwei<br />
Quellen ihrer Entstehung nicht zu vergessen: Anthroponyme (Vornamen und Beinamen)<br />
oder Topomyme (Oikonyme, Hydronyme, Oronyme). Die Mehrheit bilden jene Familiennamen,<br />
die von Beinamen abgeleitet sind. Die Urquellen der Letzteren sind unbegrenzt.<br />
Fast jede sprachliche Einheit kann Beiname eines Menschen werden [1, S. 144]. Es gibt<br />
Familiennamen, die von Beinamen abgeleitet sind, die mit äußeren oder inneren Personalbeschreibungen<br />
verbunden sind: Бльот, Грос, Клюг, Лехкар (vgl. Lecker), Лешнер<br />
(vgl. läschlen), Рихтик, Ферштей (vgl. verstehen), Штронер (vgl. Streiner).<br />
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Andere Familiennamen entstehen aus Beinamen, welche die Bezeichnungen von<br />
Lebewesen (außer Menschen), Gegenständen, Pflanzen, Abstrakta widerspiegeln: Айб<br />
(vgl. Eibe), Вольф, Вольфарт, Епельбаум (vgl. Apfelbaum), Кац (vgl. Katze),<br />
Мандельбум (vgl. Mandelbaum), Пельц, Пельцель (vgl. Pelz), Прайс, Прейс (vgl. Preis),<br />
Файштигер (vgl. Pfahl, Stieger), Фукс, Цюпер (vgl. Zuber), Шмігель (vgl. schmiegen),<br />
Шпук, Штерцель (vgl. Sterze).<br />
Viele Familiennamen sind Berufsnamen oder Benennungen bestimmter sozialer<br />
Schichten entnommen: Бауер, Бекер, Бурш, Вірт, Гофман, Грібнер (vgl. Grebe oder<br />
Gräber), Дрекслер, Келлер, Келлєр, Кіллер, Кіляр (vgl. Köhler), Кройтор, Кухмістер<br />
(vgl. Kochmeister), Кьоніг, Мозбавер, Мозбауер, Мостбавер (vgl. Міst, Bauer), Ріттер,<br />
Ротерман, Танцер, Шмідль, Шмідт (vgl. Schmied), Шнайдер, Шуберт, Шуляр.<br />
Die oben genannten Beispiele haben ihren Ursprung in der appellativischen Lexik<br />
der deutschen Sprache. Außerdem gibt es noch andere, die von Eigennamen und zwar<br />
christlichen Männernamen abgeleitet sind. Solche Familiennamen sind mit den Vollnamen<br />
und deren Hypokoristika identisch: Арнольд, Габерт, Гейнц, Гендзель, Зигмунт,<br />
Ландига
Die deutschen Diphthonge ei, ie sowie die Umlaute ü, ä, ö sind an das Polnische<br />
verschieden angepasst: Koterlin, Szmigel, Figel, Hipner, Stangryt. Die phonetisch<br />
angepassten historischen Familiennamen überwiegen in den Matrikeln.<br />
Im Bereich der Morphologie sind vor allem die suffigierten Derivate zu nennen.<br />
Darunter gibt es Familienamen mit spezifisch ukrainischen Suffixen:<br />
-ук: Hundaruk, Kinderczuk;<br />
-ак: Hundiak;<br />
-ишин: Hundryczyn;<br />
-ський: Szmigelski;<br />
-ій: Hundyj.<br />
Vielseitig sind auch moderne Familiennamen, denen deutsche Wortstämme<br />
zugrunde liegen, angepasst. Die meisten davon sind in den Matrikeln nicht fixiert, d. h.<br />
sie sind ins Ukrainische ohne die Vermittlung durch das Polnische gekommen. Ähnlich<br />
den historischen sind die modernen Familiennamen auf verschiedenen sprachlichen<br />
Ebenen (graphischer, phonetischer und morphologischer) ans Ukrainische angepasst.<br />
Bei der Untersuchung der fremdsprachigen Elemente in der Anthroponymie von<br />
Bojkiwstschyna betont die Wissenschaftlerin Hanna Buchko Folgendes: “Die fremdsprachigen<br />
Familiennamen sind an das Ukrainische nur teilweise angepasst. Sie benutzen<br />
neue Graphik, sind (mit einzelnen Ausnahmen) in das paradigmatische System einbezogen<br />
und artikulieren den orthoepischen Regeln des Ukrainischen gemäß” [3, S. 152]. Am<br />
wenigsten haben sich die Familiennamen verändert, die sich graphisch angepasst, aber<br />
ihre phonetische und morphologische Gestalt bewahrt haben: Бауер, Бауман, Бекер,<br />
Бльот, Вернер, Вірт, Вольф, Вольфарт, Дрекслер, Канцер, Ріттер, Танцер, Шмідль,<br />
Шмідт, Шнайдер, Шпек, Шпук, Штундер, Шуберт u.a. Die Duplikation der Konsonanten<br />
der deutschen Wörter ist im Ukrainischen durch einen Laut ersetzt: Гофман,<br />
Зумер, Месеренко, Ротерман, Шупер. Die Aphrikaten pf, tz und ck sind im Ukrainischen<br />
als п, ц, к belegt: Бекер, Гакман, Епельбаум, Файфрук, Швіца, Шица. Verschieden<br />
sind im Ukrainischen die deutschen Vokale o (als ukr. i) und i, ie (als ukr. и) belegt:<br />
Зигмунт, Зихор, Габриєлян, Гільденберг, Рихтик.<br />
Stark verändert sind diejenigen deutschen Familiennamen, die sprachliche Besonderheiten<br />
enthalten, die im Ukrainischen nicht vorhanden sind. Das sind deutsche<br />
Familiennamen mit Labiallauten (Umlauten), die im Ukrainischen in verschiedenen<br />
Varianten auftreten:<br />
ä durch е: Лендель;<br />
ü durch і, у: Бургер, Гібняр, Грібнер (vgl. Gräber);<br />
ö durch і, е, ьо: Келлер, Келлєр, Кіллер, Кіляр (vgl. Köhler), Кьоніг u.a.<br />
Spezifische phonetische Erscheinungen treten in Familiennamen mit Diphthongen<br />
ei, eu, ie, au, äu auf:<br />
еі ist belegt als: ей, ай, о, а: Айб, Вейсгейм, Гейнц, Прайс, Прейс, Файштигер,<br />
Шайтор, Швак, Шнайдрук, Штронер u.a;<br />
іе als і: Шмігель;<br />
au als ау, ав, у: Мозбавер, Мозбауер, Мандельбум;<br />
äu als ой, о: Кройтор, Лохманюк (vgl. Läufmann) u.a.<br />
Neben den phonetischen und graphischen Varianten treten auch Varianten in der<br />
Wortbildung auf. Darunter sind Familiennamen mit patronymischen Suffixen -енко,<br />
-евич, -ук: Месеренко, Гросевич, Шнайдрук zu nennen.<br />
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Der Verschlusslaut g ist im Ukrainischen orthographisch als г belegt, bewahrt aber<br />
die originale Aussprache: Грібнер, Кьоніг u. a.<br />
Bei der Integration der deutschen Familiennamen geschehen verschiedene Abwechslungen<br />
im Wortstamm, welche die weitere Etymologie erschweren: Боймістр (vgl.<br />
Bürgermeister), Бургард, Бургат (?), Вантух (vgl. Wagentuch), Войнарович (vgl. Wagner),<br />
Гельфріх), Кумагер (vgl. komm her!), Лінг (vgl. lang), Ренц (?), Ферштей, Цюпер<br />
(vgl. Zuber), Шенцель (?), Шетманюк (?), Шпента (vgl. Spente), Шпіцер (vgl.<br />
spitz), Штабрат, Штанграт, Штангрет (vgl. Steingerät) u.a.<br />
Fazit: Familiennamen, die deutschsprachige Elemente in ihren Stämmen enthalten,<br />
sind an das Ukrainische nur teilweise angepasst. Die meisten deutschen Familiennamen<br />
bewahren ihr Endelement und die originale Aussprache. Am stärksten haben sich die<br />
Familiennamen verändert, die im Ukrainischen nicht vorhandene Buchstaben oder Laute<br />
enthalten. Einige Familiennamen haben sich so stark verändert, dass ihre weitere Erforschung<br />
erschwert ist. Die anderen Namen treten im Ukrainischen in verschiedenen wortbildenden<br />
Varianten auf, und zwar mit den ukrainischen Suffixen -ук, -ович, -енко.<br />
LITERATUR<br />
1. Kopertowska, Danuta. Obce wplywy w antroponimii centralnej i połnocznej<br />
Małopolski. // Studia Slawistyczne 1. Nazewnictwo na pograniczach etniczno-językowych pod<br />
redakcją Zofii Abramowicz, Leonardy Dacewicz. Materiały z Międzynarodowej Konferencji<br />
Onomastycznej Białystok-Supraśl 26-27 X. 1999. Drukarnia Libra. - S. 142-152.<br />
2. Lech, Danuta. Polonizacja nazwisk niemieckich na przykładzie współczesnych nazwisk<br />
mieszkańców Gliwic. // Studia Slawistyczne 1. Nazewnictwo na pograniczach etniczno-językowych<br />
pod redakcją Zofii Abramowicz, Leonardy Dacewicz. Materiały z Międzynarodowej<br />
Konferencji Onomastycznej Białystok-Supraśl 26-27 X. 1999. Drukarnia Libra. - S. 160-168.<br />
3. Бучко, Ганна. Іншомовні елементи в антропонімії Бойківщини. // Лексика<br />
української мови в її зв’язках з сусідніми слов’янськими і неслов’янськими мовами.<br />
Тези доповідей. Ужгород, 1982. – С. 152-153.<br />
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