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Krach im Klassenzimmer richtet große Schäden an - BLLV

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Pressemitteilung<br />

Bayerischer Lehrer- und<br />

Lehrerinnenverb<strong>an</strong>d e. V.<br />

Pressereferat<br />

Nr. 24 München, 27.04.2009<br />

<strong>Krach</strong> <strong>im</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer <strong>richtet</strong> <strong>große</strong> <strong>Schäden</strong> <strong>an</strong><br />

<strong>BLLV</strong>-Vizepräsidentin Waltraud Lučić fordert zum „Tag gegen Lärm“ raumakustische<br />

Messungen und Schutzmaßnahmen / Lärm beeinträchtigt Lernerfolg<br />

Bavariaring 37<br />

80336 München<br />

Postfach 15 02 09<br />

Tel. 089/721001-28<br />

Fax 089/721001-55<br />

presse@bllv.de<br />

www.bllv.de<br />

Pressereferentin<br />

Andrea Schwarz M.A.<br />

München - „Die Lärmbelastung ist <strong>an</strong> vielen bayerischen Schulen unerträglich<br />

hoch. An alten, aber auch <strong>an</strong> neuen Gebäuden sind die akustischen<br />

Verhältnisse vielfach schlecht. Lärm k<strong>an</strong>n bei Lehrern und Schülern massive<br />

<strong>Schäden</strong> verursachen.“ Darauf hat die Vizepräsidentin des Bayerischen<br />

Lehrer- und Lehrerinnenverb<strong>an</strong>des (<strong>BLLV</strong>), Waltraud Lučić, <strong>im</strong> Vorfeld des<br />

internationalen „Tags gegen Lärm“ am 29. April hingewiesen. Sie forderte<br />

entsprechende raumakustische Messungen. „Bei Bedarf muss schnell mit<br />

geeigneten Lärmschutzmaßnahmen reagiert werden.“ Nicht selten werden<br />

<strong>im</strong> Unterricht Lärmpegel bis zu 85 Dezibel gemessen. Be<strong>im</strong> Sportunterricht,<br />

während Gruppenarbeiten oder in der Pause geht es oft noch lauter zu:<br />

Hier schwillt der Lärmpegel auf bis zu 100 Dezibel <strong>an</strong>. „Bei solchen Werten<br />

ist eigentlich Gehörschutz vorgeschrieben. Es verwundert daher nicht,<br />

dass für viele Lehrkräfte Lärm eine extreme Belastung ist. Auch Schüler<br />

leiden unter den Auswirkungen des Lärms. Er k<strong>an</strong>n die Arbeitsbereitschaft,<br />

Konzentration, Ausdauer und das kommunikative Verhalten negativ beeinflussen.“<br />

Sie kritisierte, dass <strong>im</strong>mer noch nicht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt ist, welchen Einfluss<br />

Lärm auf Lernerfolg, soziales Mitein<strong>an</strong>der und die Gesundheit hat.<br />

„Lärmbekämpfung <strong>an</strong> Schulen muss zentrales Thema werden.“<br />

„Bei Neubauten und S<strong>an</strong>ierungen sollte vor allem die Raumakustik eine größere<br />

Rolle als bisher spielen“, erklärte Lučić. In vielen Klassenz<strong>im</strong>mern entsteht zu viel<br />

Nachhall, der sich mit relativ kostengünstigen baulichen Maßnahmen beseitigen<br />

bzw. verhindern lässt. „Gute Raumakustik in Bildungseinrichtungen ist aktiver<br />

Gesundheitsschutz für Kinder, Lehrer und Erzieher. Sie verbessert zudem nachweislich<br />

die Bildungsch<strong>an</strong>cen aller Kinder mit Deutschdefiziten oder Hörschwächen.<br />

Die dafür nötigen fin<strong>an</strong>ziellen Mittel stehen mit dem größten Konjunkturpaket<br />

in der Geschichte der Bundesrepublik zur Verfügung.“<br />

„Ab 60 bis 65 Dezibel reagiert der Körper mit Herzfrequenz- und Blutdrucksteigerungen<br />

auf den vorh<strong>an</strong>denen Lärm - klassische Stresssymptome. Ein kontinuierlich<br />

hohes Stressniveau k<strong>an</strong>n Kr<strong>an</strong>kheiten oder Aggressionen auslösen. Lehrer<br />

wie Schüler sind davon gleichermaßen betroffen“, erklärte die <strong>BLLV</strong>- Vizepräsidentin.<br />

Lärm k<strong>an</strong>n sich aber auch auf den individuellen Lernerfolg von Schülern


Seite- 2 – zur Pressemitteilung Nr. 24 vom 27.04.2009<br />

auswirken: „Er beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit und erschwert das Zuhören.<br />

Darunter leiden besonders die Schwächsten in der Gesellschaft: Schülerinnen<br />

und Schüler mit Lernstörungen oder Hörschwächen, und Kinder, die die<br />

deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen. Unter Lärmeinwirkung können<br />

sie Sprache nur noch teilweise verstehen und noch schwieriger umsetzen und<br />

behalten. Es fällt ihnen auch schwer, Zusammenhänge zu erkennen und zu erstellen.“<br />

Auch das Sozialverhalten wird durch zu viel Lärm beeinflusst: Je lauter es ist,<br />

umso weniger k<strong>an</strong>n Sprache moduliert werden. „Sprache wird so schnell zum<br />

Befehlston, Gefühle wie Zuneigung, Anerkennung, Verständnis können nur noch<br />

schwer vermittelt werden. Das wiederum k<strong>an</strong>n zu folgenreichen Missverständnissen<br />

zwischen Lehrern und Schülern führen.“<br />

Innovative, offene Unterrichtsmethoden wie z. B. Stationen- oder Projektarbeit<br />

und kooperatives Lernen, sowie eine insgesamt unruhigere Schülerschaft verschärfen<br />

die Situation. „Bis heute sind die technischen Regeln zur Akustik in<br />

Klassenräumen keine gesetzliche Verpflichtung <strong>an</strong> den Bauherrn, sondern Verh<strong>an</strong>dlungssache<br />

zwischen Bauherrn und Bauunternehmer“, erklärt Diplom-<br />

Ingenieur Peter Hammelbacher. Er ist Mitglied <strong>im</strong> INQA-Arbeitskreis „Lärm in<br />

Bildungsstätten“. Obwohl es bereits seit 1968 eine DIN- Norm gibt, die 2004<br />

deutlich verschärft wurde, erreichen heute viele Klassenräume nicht einmal die<br />

Anforderungen von 1968. „Sie müssten dringend ‚nachgerüstet’ werden“, forderte<br />

er. Dem voraus gehen müssten jedoch raumakustische Messungen, die genaue<br />

Werte über die Lärmbelästigung aufzeigen. Lärmschutz muss nicht teuer sein:<br />

Oft sind mit relativ einfachen Mitteln, wie z. B. einer Schall absorbierenden Decke,<br />

wirkungsvolle Effekte zu erzielen.<br />

Die <strong>BLLV</strong>- Vizepräsidentin appellierte <strong>an</strong> die Kommunen, das Bewusstsein für<br />

die Problematik zu schärfen und rasch zu h<strong>an</strong>deln. „Fachgerechte Maßnahmen<br />

zur Senkung des Lärmpegels gibt es inzwischen zur Genüge - vorausgesetzt, sie<br />

sind gewünscht.“ Der <strong>BLLV</strong>- Arbeitskreis Lärm k<strong>an</strong>n dabei helfen: „Wir können<br />

Adressen für die raumakustischen Messungen nennen. Außerdem hat der <strong>BLLV</strong>-<br />

Arbeitskreis Lärm eine Broschüre erstellt, die kostenlos <strong>an</strong>gefordert werden k<strong>an</strong>n<br />

unter: info@gesundheit.bllv.de . •<br />

Der <strong>BLLV</strong> arbeitet <strong>im</strong> Bereich Lärmschutz <strong>an</strong> Schulen u. a. mit dem Fachm<strong>an</strong>n für Lärmbekämpfung,<br />

Peter Hammelbacher, zusammen, Tel: 089 / 17918 15509.

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