Leitlinie „Behandlung der Akne“ - AWMF
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013/017 - Behandlung <strong>der</strong> Akne aktueller Stand: 02/2010<br />
korrigierte Fassung: 10/2011<br />
10.2.2.2 Halbtiefe bis tiefe Peels mit TCA<br />
10.2.2.2.1 Trichloressigsäure (TCA)<br />
TCA ist eine chlorierte organische Karbonsäure. Sie kommt in <strong>der</strong> Natur vor und besteht aus<br />
stark hygroskopischen weißen Kristallen. Ihre molekulare Struktur ähnelt <strong>der</strong> Glykolsäure.<br />
Sie ist eine stärkere Säure als Essigsäure. Früher wurde TCA als Pflanzenschutzmittel<br />
benutzt. TCA ist <strong>der</strong> Hauptmetabolit des Perchlorethylen, das hauptsächlich zur chemischen<br />
Reinigung benutzt wird. Wird TCA auf die Haut aufgetragen, so entwickelt sie keine<br />
Toxizität. Es findet we<strong>der</strong> ein Transport zu Gefäßen statt, noch erreicht die Säure die<br />
Blutzirkulation.<br />
TCA ist eine hervorragende Peelsubstanz für halbtiefe und tiefe Peels. Die Eindringtiefe<br />
hängt vom prozentualen Anteil <strong>der</strong> TCA in <strong>der</strong> Zubereitung ab. Mit einem Coat TCA 10-<br />
15% kann man ein sehr oberflächliches Peel erzeugen. 35% TCA in mehreren Coats erzeugt<br />
ein halbtiefes o<strong>der</strong> tiefes Peel. TCA ist völlig atoxisch. Sie erzeugt eine Proteindegeneration<br />
in <strong>der</strong> Haut. Das Ausfallen des Proteins wird als Frost bezeichnet. TCA-Konzentrationen über<br />
35% können tiefe Nekrose und folglich Narbenbildung hervorrufen. Aus diesem Grunde kann<br />
keine Verwendung stärkerer Lösungen empfohlen werden. Höher konzentrierte Lösungen<br />
sollten ausschließlich fokal zur Behandlung von Icepick-Narben <strong>der</strong> Akne angewendet<br />
werden (s. Kapitel Aknenarben).<br />
Peelingtechnik<br />
Nach sorgfältiger Entfettung mit Alkohol o<strong>der</strong> Aceton wird TCA in <strong>der</strong> gewünschten<br />
Konzentration mit dem Tupfer o<strong>der</strong> mit dem Watteträger aufgetragen. In <strong>der</strong> Praxis hat es<br />
sich bewährt, das Gesicht in vier Peelingzonen einzuteilen, z.B. beginnend mit <strong>der</strong> Stirn links<br />
bis zum Jochbein. Je<strong>der</strong> Quadrant wird nacheinan<strong>der</strong> behandelt. Das hat zum Vorteil, dass die<br />
fertige Haut bereits gekühlt werden kann. Um dem Patienten die wenigen Minuten des<br />
Auftragens <strong>der</strong> Säure zu erleichtern, können ein Sedativum und ein nichtsteroidales<br />
Antiphlogistikum gegeben werden. Auch kann eine vorhergehende topische Verwendung von<br />
Lokalanaesthetika unter Folienabschluss erwogen werden. Sorgfältiges Auftragen <strong>der</strong> Lösung<br />
ist beson<strong>der</strong>s im periorbitalen Bereich notwendig, um ein Eindringen ins Auge zu vermeiden.<br />
Auch sollte das Oberlid gänzlich gemieden werden. Ohrläppchen und die Region bis in den<br />
Kinnschatten sollten, um scharfkantige Absätze zu vermeiden, in das Peeling einbezogen<br />
werden.<br />
Kontraindikationen<br />
Dermatitiden, Gravidität, bakterielle und virale Infekte, Keloide sowie stark pigmentierte<br />
Hauttypen eignen sich nicht für ein invasives Peel. Ebenso ist eine kurzfristig beendete<br />
Isotretinoin-Behandlung eine absolute Kontraindikation.<br />
Prae- und Postpeelbehandlung<br />
Die Vorbereitung <strong>der</strong> Haut auf ein chemisches Peel mit TCA ist von großer Bedeutung.<br />
Hierdurch wird bereits im Vorfeld des eigentlichen Peels auf zahlreiche Faktoren Einfluss<br />
genommen, die später das Ergebnis des Peelings wesentlich beeinflussen. Die Vorbehandlung<br />
<strong>der</strong> Haut erfolgt immer multimodal und beinhaltet zahlreiche topische, aber auch auf die<br />
Wundheilung abgestimmte nutritive Ansätze.<br />
Der Postpeel-Behandlung kommt im Falle des TCA-Peelings beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Durch<br />
die Tiefe des Peels muss in jedem Fall mit einer Ausfallzeit gerechnet werden. Engmaschige<br />
Kontrollen sind notwendig. Dermale Peelings erfor<strong>der</strong>n über 6-8 Wochen konsequenten<br />
Lichtschutz.<br />
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