Leitlinie „Behandlung der Akne“ - AWMF
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013/017 - Behandlung <strong>der</strong> Akne aktueller Stand: 02/2010<br />
korrigierte Fassung: 10/2011<br />
Als beson<strong>der</strong>s zu beachtende Ausschlussdiagnose gilt die vorherige Verwendung von<br />
Isotretinoin. Bis zu 6 Monate nach Abschluss einer Isotretinoinbehandlung darf kein<br />
mitteltiefes bis tiefes Peeling durchgeführt werden.<br />
10.2.2.1.2 Salicylsäure<br />
Salicylsäure (SA) ist eine aromatische Karbonsäure, sie gehört zu den β-<br />
Hydroxicarbonsäuren, <strong>der</strong>en Hydroxylgruppe direkt an einen Benzolring gebunden ist. Daher<br />
gehört die Salicylsäure zu den phenolischen Substanzen. Salicylsäure ist im Gegensatz zur<br />
Fruchtsäure lipophil und penetriert auch durch lipidhaltige Areale <strong>der</strong> Haut. Diese lipophilen<br />
und keratolytischen Eigenschaften <strong>der</strong> Säure lassen ein gutes Eindringen in follikuläre<br />
Strukturen zu. Peelings werden in <strong>der</strong> Praxis in <strong>der</strong> Regel mit 20-30% Salicylsäure<br />
durchgeführt. Konzentrationen bis 2% finden sich oft in Homecare-Produkten. Für das<br />
Salicylat–Peel gelten die gleichen Auswahlkriterien wie für das AHA Peeling. Im Gegensatz<br />
zum Glykolsäure Peeling braucht die SA nicht neutralisiert zu werden. Sie fällt innerhalb<br />
weniger Minuten als weißlicher kristalliner Belag auf <strong>der</strong> Hautoberfläche aus. Diese<br />
Verfärbung ist mit Wasser abwaschbar. Wegen <strong>der</strong> geringen Säurewirkung <strong>der</strong> SA findet<br />
keine Proteindenaturierung in <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis statt. Der Prozess ist selbstlimitierend und die<br />
Resorption nach 4 Minuten abgeschlossen.<br />
SA als Peeling ist für alle Akneformen mit starker follikulärer Hyperkeratose geeignet,<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei den Spätformen <strong>der</strong> Akne. Zarte, jugendliche Haut reagiert häufig mit<br />
starker Rötung und Reizung. Auch muss nach dem Peeling mit mehr o<strong>der</strong> weniger starker<br />
Exfoliation gerechnet werden. Aus diesem Grunde bevorzugen wir die Applikation in<br />
größeren Abständen von 2-4 Wochen. Beson<strong>der</strong>s geschätzt wird die SA auch wegen ihrer<br />
porenverkleinernden Wirkung. Gleiches gilt für den pigmentaufhellenden Effekt, <strong>der</strong> für die<br />
postinflammatorische Hyperpigmentierung nach Akne von den Patienten geschätzt wird.<br />
Patienten mit Hauttyp IV-VI können ebenfalls mit SA gepeelt werden. Allerdings sollten vor<br />
und nach einem Peeling pigmentregulierende Lokaltherapeutika Verwendung finden [400].<br />
Kontraindikationen bei Peelings mit Salicylsäure<br />
Salicylsäure, als phenolische Substanz, entwickelt bei topischer Applikation Toxizität.<br />
Deshalb sollen nur kleine Flächen behandelt werden, z. Beispiel Gesicht, Hände, Brust in<br />
verschiedenen Sitzungen. Salicylsäure wird in <strong>der</strong> acetylierten Form als Schmerzmittel<br />
verwendet (z.B. Aspirin). Dies veranlasst einige Autoren [401] bei <strong>der</strong> Verwendung von<br />
Salicylsäure topisch an Jugendlichen bis zum 19. Lebensjahr vor <strong>der</strong> theoretischen Gefahr<br />
eines Reye-Syndroms zu warnen. Interaktionen in <strong>der</strong> Schwangerschaft sind bisher nicht<br />
beschrieben, dennoch ist Fruchtschädigung im Tiermodell bekannt [402]. Stillende Mütter<br />
dürfen wegen Gerinnungsproblemen beim Säugling kein Peeling anwenden, ebenso Patienten<br />
unter Antikoagulantien [403]. Des Weiteren sind Salicylatallergie, akute Dermatitiden, akute<br />
virale Infektionen und Keloidneigung als Kontraindikationen in Betracht zu ziehen.<br />
Isotretinointherapie vor weniger als 6 Monaten ist ebenfalls ein Therapieausschluss.<br />
Vergleich AHA versus SA<br />
Zahlreiche Studien zeigen einen guten additiven und beschleunigenden Effekt oberflächlicher<br />
Peels auf den Verlauf <strong>der</strong> sonst medikamentös gut eingestellten Akne. In einer doppelblinden,<br />
randomisierten kontrollierten Studie zeigen Kessler et al im Halbseitenversuch die<br />
unterschiedliche Wirkungsweise von 30% Glykolsäure gegen 30% SA. Die Autoren kommen<br />
zu dem Schluss, dass beide Peelsubstanzen gleich effektiv sind. Der bereits von Kligman<br />
1997 beschriebene Effekt auf die Komedonenbildung bei längerer Anwendung wird auch in<br />
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