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Das Traumhotel: Emirate - Dubai Media AG

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■ <strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong>: <strong>Emirate</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong>: <strong>Emirate</strong><br />

Und Action!<br />

Schauplatz <strong>Emirate</strong>.<br />

Acht hochkarätige Darsteller<br />

eroberten vom 11. September<br />

bis zum 9. Oktober 2006 den<br />

Golfstaat, um unter der Leitung<br />

von LISA Film eine weitere Folge<br />

des ‘<strong>Traumhotel</strong>s’ abzudrehen.<br />

<strong>Das</strong> DUBAI Magazin blickte hinter die<br />

Kulissen der beliebten ARD/ORF-Serie.<br />

Text: Gérard Al-Fil | Fotos: LISA Film/Olaf Benhold+Marco Pichler (13), Gérard Al-Fil (2)<br />

8 DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN 9


■ <strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong>: <strong>Emirate</strong><br />

In der nunmehr bereits achten<br />

Folge von „<strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong>“<br />

mimt Christian Kohlund den<br />

Hoteldirektor Markus Winter.<br />

Wiedersehen am Arabischen<br />

Golf: Nicole Beutler (als Renate)<br />

mit Andreas Brucker (als Lutz)<br />

Michaela May (als Anna) mit ihren „Fernseh-Männern“<br />

Wolf Roth (links) und Michael Mendl (rechts)<br />

Als es darum ging, für die 8. Folge<br />

des ARD/ORF-<strong>Traumhotel</strong>s mit<br />

dem Titel ‘<strong>Emirate</strong>’ eine Luxusherberge<br />

der Extraklasse zu finden,<br />

konnte die Wahl eigentlich nur auf zwei<br />

Objekte fallen. Entweder auf das weltbekannte<br />

Burj Al Arab in <strong>Dubai</strong> oder das neue <strong>Emirate</strong>s<br />

Palace in Abu Dhabi. <strong>Das</strong> ist in etwa so, als<br />

müsse man sich den Kopf zwischen einem vergoldeten<br />

Cadillac und einem Rolls-Royce mit<br />

Diamant-Armaturenbrett zerbrechen.<br />

Doch obwohl das <strong>Traumhotel</strong> eine der erfolgreichsten<br />

Serien in deutschen Landen ist, reißt<br />

sich nicht jeder Hotelmanager darum, kilometerlange<br />

Kabel, Kameras und Dutzende Filmleute<br />

über Wochen zu beherbergen. „In der<br />

Vergangenheit flossen unter den Gästen schon<br />

mal ein paar Tränen, als wir begannen, im Poolbereich<br />

Scheinwerfer anzuschrauben.“, weiß<br />

Nina Ellend, Leiterin des PR-Bereichs bei der<br />

Produktionsfirma LISA Film in Wien und<br />

München. Dabei ist der Werbeeffekt enorm.<br />

„Nach der <strong>Traumhotel</strong>-Folge ‘Seychellen’ riefen<br />

beim Touristik-Büro der Inselgruppe in<br />

Deutschland 110% mehr Leute an als sonst“,<br />

weiß Thomas Hroch, Geschäftsführer bei LISA<br />

Film.<br />

Wo also drehen? <strong>Das</strong> Burj Al Arab besteht<br />

schon seit sieben Jahren als Wahrzeichen von<br />

<strong>Dubai</strong>, das <strong>Emirate</strong>s Palace ist aber erst ein Jahr<br />

jung. Vorteil für die Film-Crew: <strong>Das</strong> Palast-<br />

Hotel mit seinen babylonischen Ausmaßen eignet<br />

sich besser als Kulisse, weil dort Regisseur<br />

Dietmar Klein und seine Crew die anwesenden<br />

Hotelgäste kaum stören. So lautete der<br />

Kompromiss, nur ein paar Strandszenen an<br />

<strong>Dubai</strong>s populärem Chicago Beach vor dem<br />

Burj Al Arab und am <strong>Dubai</strong> Creek zu drehen.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Emirate</strong>s Palace, das der Kempinski-Gruppe<br />

gehört, würde dafür zum Hauptschauplatz<br />

der Siethoff-Gruppe. Abstecher zu den Beduinen-Siedlungen<br />

in der Wüste runden die Tour<br />

zu Tausendundeinernacht ab.<br />

Siehthoff steht in der ARD-Abendserie für die<br />

fiktive Hotelkette. Im Auftrag des Siethoff-<br />

Konzerns jettet Hotel-Direktor Markus Winter<br />

rund um die Welt, um nach dem Rechten<br />

zu sehen. Gespielt wird die Hauptrolle vom beliebten<br />

Seriendarsteller Christian Kohlund, der<br />

mit seiner unverwechselbaren, sonoren Stimme<br />

und seiner gestalterischen Präsenz nicht nur<br />

die Siethoff-Mitarbeiter motivieren, sondern<br />

auch hier und da den Gästen mit ihren Alltagsproblemen<br />

helfen muss. „<strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong><br />

<strong>Emirate</strong> vereint drei Geschichten in einer Folge“,<br />

sagt Produktionsboss Thomas Hroch. Voller<br />

Stolz erzählt er von der Star-Besetzung in<br />

dieser achten Folge.<br />

Star-Besetzung<br />

Da wäre zunächst die Inspektorin von World<br />

Wide Tours Sarah Reimers, gemimt von Sonja<br />

Kirchberger (‘Die Venusfalle’, ‘Verführung für<br />

Anfänger’). Zur Story: Die attraktive und gestrenge<br />

Karrierefrau Reimers springt für Fred<br />

McMurphy ein, einem alten Freund von Hoteldirektor<br />

Winter. Der Vertragsabschluss zwischen<br />

Siethoff und der Tour-Firma wird nun<br />

doch keine Formalie mehr, sondern ein Tauziehen,<br />

ein ‘Tit for Tat’ zwischen Sarah Reimers<br />

und Hotelmanager Markus Winter. Winter,<br />

im Dauerstress und mit sicherem Gespür<br />

für Zwischenmenschliches, weiß schnell, dass<br />

er die unterkühlte Frau Reimers nur über die<br />

emotionale Schiene zur loyalen Geschäftspartnerin<br />

gewinnen kann.<br />

Ferner ist Innenraum-Dekorateurin Anna (gespielt<br />

von Michaela May) zugegen, die zwischen<br />

ihren beiden im <strong>Emirate</strong>s Palace weilenden<br />

Freunden Max (Wolf Roth) und Holger<br />

(Michael Mendl) hin- und hergerissen ist. Max<br />

und Anna waren sich schon einmal flüchtig auf<br />

dem Münchener Flughafen begegnet, doch<br />

Holger als Kunstfreund scheint jetzt plötzlich<br />

eher auf Annas Linie zu liegen.<br />

In der dritten Story innerhalb der 8. Folge steht<br />

die junge Renate (gespielt von der frankophonen<br />

Wienerin Nicole Beutler) vor der schwierigen<br />

Aufgabe, ihren achtjährigen Sohn Tobias<br />

(Timmy Trinkes) dessen Vater Lutz Kemper<br />

vorzustellen, der am <strong>Dubai</strong> Creek lebt und dort<br />

arabische Boote (‘Dhows’) baut. Lutz Kempers<br />

Rolle übernimmt der bekannte Hamburger<br />

Seriendarsteller Andreas Brucker (‘Verbotene<br />

Liebe’, ‘Eine Liebe am Gardasee’). Im Film weiß<br />

Kemper nichts davon, dass er Vater ist. Ob<br />

Renate den allseits verständnisvollen Markus<br />

Winter bitten wird, zu vermitteln?<br />

Klar, dass es in dem ganzen Trubel zu falschen<br />

Hoffnungen, so manch orientalisch angehauchter<br />

Intrige und zu herzergreifenden Momenten<br />

kommt. Im Film wohlgemerkt, nicht am<br />

Set. Dort herrschte eine konstant gute Stimmung.<br />

Der Schluss des Films wartet mit einem<br />

Happyend, einem Friedensschluss und einer<br />

faustdicken Überraschung auf. Mehr wird an<br />

dieser Stelle aber nicht verraten.<br />

Schauplatz Bastaqiya<br />

Schon bei meinem ersten Treffen mit LISA<br />

Film-Geschäftsführer Thomas Hroch hatten<br />

sich einige Leute am Set gewundert, was ich<br />

als Finanzjournalist beim Shooting einer Vorabendserie<br />

zu suchen habe, ein Art ‚Englishman<br />

in New York’. Wie wahr! Mich interessieren bei<br />

so einem Filmprojekt eigentlich nur zwei Dinge:<br />

Erstens, was so eine Produktion kostet, und<br />

zweitens, wie hoch die Gagen der einzelnen<br />

Schauspieler sind, ‘Show me the money!’. Ob<br />

ich das, was die Zuschauer schon immer über<br />

das <strong>Traumhotel</strong> wissen wollten, aber nie zu fragen<br />

wagten, herausfinden würde? Wir werden<br />

sehen.<br />

Am Dienstag, den 12. September, (2. Drehtag)<br />

brach ich also auf zur Abra-Station<br />

Bastaqiya an <strong>Dubai</strong>s Flussarm ‚Creek’ auf.<br />

Abras sind Wassertaxis, mit denen man über<br />

den Creek bequem zwischen den Stadtbezirken<br />

Bur <strong>Dubai</strong> und Deira hin und her pendeln<br />

kann. Nachdem ich ein paar Fotos von<br />

der Crew an einem Mammut-Dhow geschossen<br />

habe, lerne ich LISA Film-Geschäftsführer<br />

Thomas Hroch kennen, der mir von<br />

Aufnahmeleiterin Anna vorgestellt wird. Einen<br />

Filmboss hatte ich mir anders vorgestellt: Etwas<br />

beleibt, mit dicker Havanna im Mundwinkel<br />

und provozierend halb geöffneten Augen.<br />

Hroch dagegen könnte aufgrund seiner drahtigen<br />

Statur bei der nächsten Tour de France<br />

teilnehmen.<br />

Beim Lunch mit Herrn Hroch komme ich<br />

schnell zur Sache: Wie teuer so eine Folge denn<br />

sei, frage ich neugierig. Hroch lächelt meinen<br />

Wissensdurst diplomatisch beiseite, versichert<br />

mir aber, dass dieser <strong>Traumhotel</strong>-Dreh der<br />

bislang teuerste ist. „<strong>Dubai</strong> ist kein billiges<br />

Pflaster“, gibt Hroch offen zu. „Wir sind mit<br />

40 bis 45 Mann eingeflogen. Dazu kommen<br />

neun Tonnen Equipment, also Kameras, die<br />

Garderobe, Ausstattung usw. Sehr prominente<br />

Schauspieler stehen auf der Lohnliste, aber das<br />

ist mit der ARD so abgesprochen. Hochkarätiges<br />

Fernsehen lebt eben von hochkarätigen<br />

Darstellern“, sagt er weiter.<br />

<strong>Das</strong> Traumschiff sticht jetzt schon seit 25 Jahren<br />

in See, wie viele <strong>Traumhotel</strong>s wird es in<br />

Zukunft geben? „Solange der Zuschauer uns<br />

die Treue hält und es schätzt, an einem entspannten<br />

Freitagabend Wohlfühlfernsehen zu<br />

geniessen, machen wir weiter“, versichert mir<br />

der Wiener Filmemacher, den Blick optimistisch<br />

der Skyline der Golfmetropole zugewandt.<br />

LISA Film hofft für das <strong>Traumhotel</strong> <strong>Emirate</strong><br />

auf siebeneinhalb Millionen Zuschauer im<br />

deutschsprachigen Raum. Bleibt bei einem<br />

Monat Shooting noch Zeit für Sightseeing?<br />

„Wir drehen in einer Fünftagewoche, d.h. unser<br />

Team hat samstags und sonntags frei.“ Mit<br />

einem herzlichen ‚Servus’ verabschiedet sich<br />

Thomas Hroch von mir und verschwindet, auf<br />

einer Abra tuckernd, auf den blauen Wogen<br />

des <strong>Dubai</strong> Creek.<br />

Auf Sindbads Spuren<br />

Donnerstag, 21. September. Die Fahrt von<br />

<strong>Dubai</strong> nach Abu Dhabi dauert keine Autostunde.<br />

Im Sechs-Sterne-Tempel <strong>Emirate</strong>s Palace<br />

Hotel hat PR-Chefin Nina Ellend eine bunt<br />

durchmischte Journalistenschar zusammengetrommelt.<br />

Ich beziehe blitzschnell mein Zimmer<br />

– oder besser: meine Gemächer – im Westflügel<br />

des Palace. Fürstlich frühstücken wir gemeinsam<br />

mit der Crew und auf geht’s. Wir von<br />

der Presse werden am Set ‚eingebettet’ sein, wie<br />

man so schön sagt.<br />

Mit dem Bus-Shuttle geht es in James-Bond-<br />

Manier über Dünen und abgelegene Pisten.<br />

Nach einer halben Stunde treffen wir am<br />

fußballfeldgroßen Set ein. Man fragt sich, wie<br />

all die Verpflegungszelte, die Kamerawagen und<br />

die vielen silbernen Metallkoffer mit Getränken<br />

für über hundert Leute in die Wüste gelangen<br />

konnten. Sogar ein Hebekran wurde<br />

aufgestellt. <strong>Das</strong> Rätsel lüftet sich ein paar Blicke<br />

weiter. Auf einem goldgelben LKW entdecke<br />

ich den blauen Schriftzug des Logistikkonzerns<br />

Danzas, der seit 2003 zum Imperium<br />

der Deutschen Post World Net gehört.<br />

Im liebevoll eingerichteten Catering-Zelt erkenne<br />

ich die burschikose Aufnahmeleiterin<br />

Anna vom Bastaqiya-Shooting wieder. Regisseur<br />

Dietmar Klein stellt sich höflich uns Journalisten<br />

vor. Der Berliner Klein wirkt ebenso<br />

lässig wie Thomas Hroch. Nicht im Entferntesten<br />

schätzt man ihn als Boss am Drücker<br />

ein: 1,80m groß, schlank, Informatiker-Brille,<br />

glatte Gesichtszüge.<br />

Aus der gut abgeschirmten Garderobe springt<br />

plötzlich eine putzmuntere Sonja Kirchberger<br />

heraus. Sie trägt einen beigefarbenen Overall.<br />

Ferner gibt es ein Déjà-vu mit Ausstatter<br />

Robert, der ein Ölbild der Wiener Schmähkultur<br />

abgibt. Schon in <strong>Dubai</strong> hatte ich mich<br />

gewundert, warum Robert sein sperrangelweit<br />

10 DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN<br />

DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN 11


■ <strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong>: <strong>Emirate</strong><br />

Keine Schauspielerinnen, sondern<br />

echte Beduinenfrauen (oben);<br />

aufwändiges Set mitten in der<br />

Wüste von Abu Dhabi (Mitte)<br />

Sonja Kirchberger und Christian Kohlund<br />

schwitzen für die Fernsehzuschauer.<br />

geöffnetes Hawai-Hemd vor sich herträgt wie<br />

eine Monstranz zu Fronleichnam - was man ja<br />

in islamischen Ländern strikt vermeiden sollte.<br />

Erst recht, weil junge arabische Frauen am<br />

Set mitarbeiten. Nun sind die meisten der LISA<br />

Film-Crew zum ersten Mal im Nahen Osten<br />

und wir wollen hier ein Auge zudrücken.<br />

„Silence on Set!“<br />

„Es gibt Kamele, Dromedare und Trampeltiere“,<br />

erklärt Aufnahme-Assistent Benjamin, der<br />

uns, den Pressetross, mit einem VW-Bus vom<br />

Esszelt zum 500m entfernten Set befördert.<br />

Wenn der smarte Wiener nicht gerade beim<br />

Film aushilft, paukt er für seinen Doktor in<br />

Politologie. Unter meinen Kollegen von der<br />

Presse sind einige Vertreter der deutschen Boulevardpresse<br />

dabei. Wie z.B. Karel und Dieter<br />

vom ARD-Societymagazin ‘Brisant’. Karel, ein<br />

waschechter Prager, ist etwa 60 und kennt jeden<br />

Kniff rund um die Kamera. Sein Pferdeschwanz<br />

lässt ihn viel jünger aussehen. Dieter,<br />

um die 40, ein Urgestein der TV-Reportage,<br />

stand vor seiner ARD-Laufbahn jahrelang auf<br />

der Gehaltsliste des Privatsenders SAT 1, für<br />

den er sowohl Ex-Präsident Bill Clinton als<br />

auch Rowan Atkinson (‘Mr. Bean’) interviewte.<br />

In der Wüste greifen Drehbuchautor Thomas<br />

Hernadi und Filmregisseur Dietmar Klein tief<br />

in die Klischeekiste: Kamele, Zelte, Beduinen<br />

und verschleierte Frauen mussten her, um dem<br />

Zuschauer ein Flair a la ‘Lawrence von Arabien’<br />

zu vermitteln. Doch während letzterer Film<br />

einem fragwürdigen Männlichkeitskult huldigt,<br />

bringt Sonja Kirchberger als Karrierefrau die<br />

westliche Sichtweise wieder in Ordnung. Rolle<br />

37, Szene 72/4, ist auf der Klappe zu lesen. Da<br />

sitzt sie nun, Seite an Seite mit Christian<br />

Kohlund alias Hotelchef Markus Winter auf<br />

einem Wüstenhügel. Gespannt warten beide<br />

auf den Startschuss zur nächsten Szene.<br />

„Dschum, dschum... dschum dschi wapp<br />

wapp“, singt Sonja Kirchberger in der Wartezeit.<br />

Kohlund legt seine Zigarette kurz beiseite<br />

und stimmt mit ein: „Dschum, dschum,<br />

dschum...dschi wapp wapp.“ Schade, dass solche<br />

Szenen die Fernsehzuschauer nie zu sehen<br />

bekommen ...<br />

Auf einem Sandhügel sind wir Zeuge unserer<br />

ersten Szene. Sonja Kirchberger und Christian<br />

Kohlund hocken - bei 50 Grad im Schatten -<br />

auf dem Boden und schwärmen von der Einsamkeit<br />

der Natur, grübeln aber auch über den<br />

Sinn des Lebens. Vor dem Hintergrund der<br />

kargen Wüstenlandschaft wirkt die österreichische<br />

Filmdiva Kirchberger mit ihren funkelnden<br />

blauen Augen und ihrem geschmeidigen<br />

Gang wie ein Zauberwesen von einem anderen<br />

Stern. Kohlund trägt ein olivgrünes<br />

Hemd, „das einen farblichen Kontrast zum<br />

rötlich schimmernden Sand bilden soll“, wie<br />

Kostümchefin Ingrida Bendzuk erläutert. Noch<br />

auffälliger ist freilich Christian Kohlunds<br />

knallorangefarbene Armbanduhr von OME-<br />

GA. Neidisch stelle ich fest, dass meine silberne<br />

007-Swatch, die dem Roger Moore-Streifen<br />

„Der Spion, der mich liebte“ gewidmet ist,<br />

gegen Kohlunds Zeiteisen eine ziemlich blasse<br />

Figur macht (dabei gehört OMEGA zur<br />

Swatch-Gruppe und nicht umgekehrt).<br />

„Silence on Set, we are going to shoot!“, ruft<br />

Aufnahmeleiterin Anna bestimmend. Die gebürtige<br />

Polin, die in Wien lebt, trägt ein Head-<br />

Set, ähnlich wie die Callcenter-Agenten der<br />

Deutschen Telekom (oder Telekom Austria, je<br />

nach dem). Mit ihrer Jackie O-Sonnenbrille<br />

und den Military-Hosen könnte Anna auch<br />

Lora Croft darstellen. Sie ist permanent mit<br />

‘Assi’ Benjamin und Regisseur Klein verbunden.<br />

Letzterer schreit erst ‘Action’, wenn er von<br />

Anna grünes Licht bekommen hat, dass die<br />

„Luft rein“ ist. Anna ist wie 80% der Filmcrew<br />

freischaffend, eine ‘Freelancerin’, wie es auf<br />

Neudeutsch heißt. Der Job des Freelancers ist<br />

ein hartes Geschäft, bei dem kein Auftrag sicher<br />

ist, solange nicht der Marschbefehl erteilt<br />

wird. Hier springt ein ‚Investor’ ab, da fusioniert<br />

eine Produktionsfirma mit ihrer Erzrivalin.<br />

Kurz gesagt: Freelancer sind die Söldner<br />

von heute. Nicht viel besser steht der Schauspieler<br />

dieser Tage da, wie Christian Kohlund<br />

im Interview mit dem DUBAI Magazin verrät.<br />

Bei LISA Film sind viele der Freelancer<br />

regelmässig mit dabei. Wer ohne zu murren<br />

auch mal fünfzehn Stunden am Stück ackert,<br />

hat gute Chancen, zum nächsten Shooting<br />

mitzureisen. Der blasse, angepasste Krawatten-<br />

Erwin hat hier keine Chance. Die Gruppe am<br />

Set ist ein Sammelsurium aus Individualisten,<br />

ein Potpourri voller Lebenskünstler und schriller<br />

Typen.<br />

Die Hügelszene dauert höchstens zwei Minuten,<br />

dann fangen die Darsteller an, zu schwitzen<br />

und müssen von der Maske nochmals neu<br />

geschminkt werden. Dazu Produktionschef<br />

Hroch: „Sie sollen ja immer frisch und fesch<br />

ausschauen, wie man in Österreich sagt.“ In<br />

den kurzen Abschnitten zwischen den Szenen<br />

werden Kirchberger und Kohlund von Helfern<br />

mit Sonnenschirmen beschützt, wie einst die<br />

englischen Kolonialherren in Übersee. Nach<br />

drei vier Versuchen ist der Mini-Dialog im<br />

Kasten. „Super, perfekt!“, lobt Klein Crew und<br />

Darsteller. Die sengend heiße Wüste stellt selbst<br />

erfahrene Schauspieler wie Kohlund auf eine<br />

harte Probe. Der gönnt sich erst mal eine Zigarette<br />

und ein paar eisgekühlte Softdrinks. Ich<br />

tue es dem hochgewachsenen Basler gleich und<br />

trinke literweise Seven-Up.<br />

Wir eingebetteten Reporter machen es uns zur<br />

Drehpause im nahe gelegen Beduinenzelt bequem.<br />

Aus Langeweile beginnen wir eine Kissenschlacht.<br />

Dabei missglückt einem Kollegen<br />

ein Pass und trifft den mittleren Standpfosten.<br />

<strong>Das</strong> schwarze Zelt stürzt, begleitet von unser<br />

aller Gelächter, in sich zusammen. Hastig raffen<br />

wir uns auf, um die Behausung behelfsmäßig<br />

wiederaufzurichten und das Malheur zu kaschieren,<br />

doch die Filmcrew kommt uns auf<br />

die Schliche. Grund für Aufnahme-Assistent<br />

Benjamin zu sagen, Journalisten gehörten wohl<br />

auch zur Gattung der Trampeltiere.<br />

Manche mögen’s heiß<br />

Endlich kommen Karel und Dieter zu ihrem<br />

Interview. Christian Kohlund baut sich vor einem<br />

der Beduinenzelte auf, Dieter wird mit<br />

dem Mikrophon das Gespräch führen. Schon<br />

als Dieter anfängt Kohlund zu fragen, wie das<br />

denn so sei, in der Wüste zu drehen, schwankt<br />

Kohlund ein wenig auf den Beinen. Als er antworten<br />

möchte, gerät der Schweizer wie ein<br />

Fußballprofi ins Straucheln und sackt plötzlich<br />

zu Boden. Erschrocken stehen Kameramann<br />

Karel, Dieter und eine paar Schaulustige um<br />

den im Wüstensand liegenden, regungslosen<br />

Körper des Hauptdarstellers herum. Der<br />

springt plötzlich kerzengerade auf und lächelt.<br />

Der vermeintliche Hitzeschlag - zum Glück nur<br />

ein filmreifes Täuschungsmanöver.<br />

„Es ist einfach zu heiß“, fängt Kohlund<br />

schließlich an, zu berichten. Er zeigt sich<br />

zugleich vom Zauber Arabiens und seinen gastfreundlichen<br />

Menschen fasziniert. Der Dialog<br />

mit ARD-Dieter dauert nur fünf Minuten,<br />

dann muss Kohlund wieder vor die Filmkamera.<br />

Eine Schlüsselszene mit Sonja Kirchberger<br />

und den Beduinnenfrauen steht auf der nächsten<br />

Klappe. Regisseur Klein mahnt zur Eile.<br />

Der „Sunset“, weiß er, die malerische rote<br />

Abendsonne verschwindet am Golf viel schneller<br />

hinter den Hügeln als in Europa. „Silence<br />

on Set, we’re going to shoot.”, schallt es aus<br />

Annas Mund. Selbst nach mehreren Stunden<br />

Shooting zeigt die drahtige Regieassistentin<br />

nicht die geringsten Ermüdungserscheinungen.<br />

Anna hat zudem die undankbare Aufgabe, die<br />

Brotzeit ihrer Kollegen abzubrechen und die<br />

Leute zur nächsten Szene zusammenzutrommeln.<br />

Wo die junge Frau ihre Energie hernimmt,<br />

bleibt mir ein Rätsel. Einmal muss sie<br />

sogar eine Szene unterbrechen lassen, weil ein<br />

paar Sheikhs der Herrscherfamilie Al Nahyan<br />

von Abu Dhabi in einem Jeep-Konvoi vorbeifahren<br />

und die Stille am Set stören. Trotzdem:<br />

„Ich liebe meinen Job hinter der Kamera“, versichert<br />

mir Anna.<br />

Der folgende Dialog ist klassisches deutsches<br />

Serienfernsehen. Kohlund alias Hotelmanager<br />

Markus Winter und Sonja Kirchberger alias<br />

World Wide Tour-Inspektorin Sarah Reimers<br />

trödeln am Beduinenzelt. Sarah R. ist begeistert<br />

vom orientalischen Ambiente und noch<br />

mehr davon, wie die einheimischen Frauen in<br />

schwarzer Abaya mit einfachsten Grundzutaten<br />

Fladenbrot backen. Sarah probiert ein Stück<br />

von dem warmen Gebäck. Dann richtet sie sich<br />

auf und fragt Markus Winter misstrauisch:<br />

„Wie meinten Sie das eigentlich, wir sollten hier<br />

in der Wüste übernachten?“. Markus Winter:<br />

„Also,... nun schauen Sie sich die Zelte doch<br />

erst mal an.“ Sarah Reimers: „Aber wir kennen<br />

die Leute doch gar nicht!“. Markus Winter<br />

(dreht sich lächelt zu einem Beduinen in weißer<br />

Dischdascha): “Hallo!“ Beduine (begrüßt<br />

Markus Winter per Handschlag): “Ahlan wa<br />

sahlan (Herzlich willkommen)“. Sarah Reimers:<br />

“Wer ist denn der Herr? Kennen Sie ihn?“<br />

Markus Winter: “Natürlich, das ist Scheikhs<br />

Onkel. Sie wissen schon, unser Hotelboy...“<br />

Sheikh organisiert für die beiden einen bunten<br />

Teller mit Früchten und Datteln, und Kirchberger<br />

und Kohlund lassen sich im Zelt, das<br />

wir eingebetteten Reporter zuvor demolierten,<br />

nieder.<br />

Regisseur Klein ist erst nach vier fünf Versuchen<br />

mit dieser logistisch schwierigen Szene<br />

zufrieden, da verschwindet die Sonne auch<br />

schon hinter den Bergen. Wie es in der Dunkelheit<br />

weitergeht, wird man erst am 2. Februar<br />

2007, um 20.15 Uhr im Ersten erfahren.<br />

Erschöpft und von der knalligen Sonne errötet<br />

reisen wir Presse-Leute mit PR-Agentin Nina<br />

zurück ins <strong>Emirate</strong>s Palace. Unser nicht ortskundiger<br />

Fahrer Ahmed verfranzt sich<br />

unterwegs in die zappendustere Wüste und wir<br />

12 DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN<br />

DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN 13


■ <strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong>: <strong>Emirate</strong><br />

Szenen einer Erfolgsserie<br />

am Schauplatz <strong>Emirate</strong>.<br />

kommen mit einer Stunde Verspätung im Hotel<br />

an. Nach einem gemeinsamen Abendessen<br />

in der Edel-Brasserie Le Vendôme falle ich wie<br />

erschlagen in mein kuscheliges Kingsize-Bett,<br />

das mich an das Märchen ‘Die Prinzessin auf<br />

der Erbse’ erinnert. Schlummernd versinke ich<br />

in Abrahams Schoss.<br />

Rotorenlärm und Ramadan<br />

Es ist Freitag, 22. September 2006, um sieben<br />

Uhr in der Früh. Nicht der Weckdienst, sondern<br />

Hubschrauberlärm zwingt mich aus meinem<br />

Dornröschenschlaf. Schlaftrunken öffne<br />

ich die Balkontür, um die Lage zu prüfen und<br />

falle aus allen Wolken. Ein amerikanischer<br />

Kampfhubschrauber vom Typ McDonnel<br />

Douglas, AH-64 ‘Apache’, dessen Silhouette<br />

mir aus dem Film ‘Airborne – Flügel aus Stahl’<br />

(1990) bestens bekannt ist, dreht über unserem<br />

<strong>Emirate</strong>s Palace nervös seine Runden. Der<br />

Flieger trägt acht scharfe Luft-Boden-Raketen<br />

vom Typ ‘Hellfire’. Was kann nur passiert sein?<br />

Schnell greife ich zur Fernbedienung und schalte<br />

den Nachrichtensender Al Dschasira (‘Die<br />

Insel’) ein. Anlässlich des Freitags werden dort<br />

wie üblich Koranzitate verlesen. Aus CNN<br />

werde ich auch nicht schlauer. Dort quasselt<br />

gerade Larry King mit einem drittklassigen<br />

Kongress-Abgeordneten über Genmanipulation.<br />

Und im ZDF hat noch nicht einmal das<br />

Frühstücksfernsehen begonnen. Als ich erneut<br />

rausschaue, erkenne ich einen zweiten Helikopter,<br />

der in seiner offenen Ladeluke eine Filmkamera<br />

montiert hat und den Apache offenbar<br />

aus der Luft filmt. Kein Ernstfall also, sondern<br />

Dreharbeiten. Nur, was hat die US Air Force<br />

im ARD-<strong>Traumhotel</strong> zu suchen?<br />

Auf dem Weg zum Frühstück treffe ich in der<br />

Lobby schliesslich auf Leute mit Kameras und<br />

Filmmaterial zusammen. Erleichtert geselle ich<br />

mich dazu. Doch die Herrschaften sprechen<br />

samt und sonders Englisch und ich erkenne<br />

niemanden von LISA Film wieder. Sollte die<br />

Produktionsfirma über Nacht von einem Investor<br />

aus Übersee - einer ‘Heuschrecke’ – mal<br />

eben so aufgekauft worden sein? Aber halt! <strong>Das</strong><br />

ist ja gar nicht ‚meine’ Gruppe. In Wirklichkeit<br />

gehören die Zeitgenossen aus der Neuen<br />

Welt zur Crew, die den Apache-Helikopter<br />

filmte. Eine Hollywood-Produktion, die von<br />

Geheimdiensten in Mittelost handelt und 2007<br />

in die Kinos kommt, drehte parallel zum<br />

<strong>Traumhotel</strong> im <strong>Emirate</strong>s Palace. „Ende gut, alles<br />

gut.“<br />

Am Vormittag hat PR-Nina für uns elf<br />

‘Embedded Journalists’ eine Führung durch das<br />

Kempinski-Palace organisiert. Treffpunkt ist die<br />

Rezeption. Ein völlig übermüdeter ARD-Brisant-Kameramann<br />

Karel, mit olympischen<br />

Ringen unter den Augen, diskutiert dort mit<br />

dem Concierge. Der Grund: Karel wurde um<br />

1 Uhr früh (!) aus dem Bett geklingelt, weil er<br />

angeblich seine zwei Glas Bier vom Vorabend<br />

nicht bezahlt habe. „Dachten Sie ich türme aus<br />

dem Hotel, um ein paar Dollar Getränkekosten<br />

zu sparen?“, fragt ein verblüffter Karel. Kollege<br />

Dieter vermittelt artig und die beiden Streithähne<br />

Karel und der Concierge schliessen<br />

nolens volens einen mündlichen ‘Nahostfriedensvertrag’.<br />

Nina weist liebevoll noch mal<br />

alle daraufhin, dass der Fastenmonat Ramadan<br />

vor der Tür steht und dann tagsüber niemand<br />

mehr öffentlich trinken sollte. Auf unserer Tour<br />

durch das <strong>Emirate</strong>s Palace gefallen uns der 3000<br />

Quadratmeter große Ballsaal und die<br />

Presidential Suite mit ihren silbernen Waschbecken,<br />

dem persönlichen Aufzug und den<br />

halben Dutzend Gemächern am besten. Dort<br />

logierten bereits Jamie Foxx und Michael<br />

Jackson. Preis pro Nacht (also für die Suite):<br />

schlappe 15.000 Euro.<br />

Die Macht der Nacht<br />

Freitagabend, 22. September. Die fast verschwenderisch<br />

anmutende Beleuchtung taucht<br />

das <strong>Emirate</strong>s Palace in ein bizarres Lichtspiel.<br />

‚Ex oriente Lux’ einmal anders: Die Gäste im<br />

Ostflügel wurden gebeten, die Lichter in ihren<br />

Zimmern möglichst bis 23.00 Uhr komplett<br />

an zu lassen. Regisseur Klein braucht das Luxushotel<br />

in hellem Glanz, sonst kommt beim<br />

Zuschauer schnell der Verdacht auf, das <strong>Emirate</strong>s<br />

Palace sei nur schwach besucht oder gar<br />

eine Attrappe. Schauplatz ist der Strandabschnitt<br />

vor dem Ostabschnitt des Hotels.<br />

Jetzt wird die Schlussszene gedreht. Alle Beteiligten<br />

finden sich ein. Es ist einer dieser bunten<br />

Abende für die Gäste mit Fruit-Cocktails<br />

und Stehtischen. An der Spitze steht Christian<br />

Kohlund in schneeweißem Galaanzug als<br />

Siethoff-Hotelchef Markus Winter. In Körpersprache,<br />

Mimik und Sprachstil stellt Kohlund<br />

Souveränität und Coolness meisterhaft dar.<br />

Hierin unterscheidet sich der gebürtige Basler<br />

eklatant von seinem Weggefährten Michael<br />

Mendl, der eher nachdenklich und tiefgründig<br />

wirkt und vielleicht gerade aufgrund eben dieser<br />

Charakterzüge dem deutschen Zuschauer<br />

so vertraut erscheint.<br />

Dazu gesellt sich Nicole Beutler als Renate mit<br />

ihrem kessen Filmsohn Tobias (gespielt von<br />

Timmy Trinkes). Die Wiener Schauspielerin,<br />

die eine klassische Gesangs- und Ballettausbildung<br />

absolviert hat, schwebt fast über den<br />

feinen Sandstrand. Sie sieht an diesem Abend<br />

der jungen Marlene Dietrich zum Verwechseln<br />

ähnlich. Nicole Beutler vermittelt stets eine<br />

herzliche Wärme, eine besondere Erdverbundenheit.<br />

Auch Michaela May, die<br />

Dekorateurin Anna mimt, trifft gestylt am Set<br />

ein. Hinzu kommen Verehrer Michael Mendl<br />

alias Holger und Nebenbuhler Wolfgang Roth<br />

alias Max. Welcher der beiden wohl Anna in<br />

die Arme schließen darf? Etwas abseits von der<br />

Gruppe steht Sonja Kirchberger alias Sarah<br />

Reimers mit einer weißen Rose in der Hand.<br />

Was sie Hoteldirektor Markus Winter am Ende<br />

wohl sagen wird?<br />

Neben der Regie stehend erkenne ich von meinem<br />

ersten Frühstück Produktionskoordinatorin<br />

Inga Pressler wieder. Sie ist der jungen<br />

Elizabeth Taylor wie aus dem Gesicht geschnitten<br />

und spricht mit sanfter Dichterstimme.<br />

Trotz des ganzen Durcheinanders am Set bleibt<br />

Inga die Ruhe selbst. So frage ich mich als Außenstehender,<br />

warum eigentlich die grazile<br />

Kölnerin nicht vor der Kamera steht.<br />

„Ich habe Informationen, dass morgen der Ramadan<br />

beginnt“, meldet Aufnahmechefin<br />

Anna. Bis zuletzt war nicht klar, ob der Heilige<br />

Fastenmonat am Samstag oder Sonntag startet<br />

– dies entscheidet wie üblich in letzter Instanz<br />

ein Schariah-Gremium in Mekka. <strong>Das</strong> bedeutet:<br />

Schnell den Schluss drehen, das Feuerwerk<br />

muss noch vor 23.00 Uhr ‘im Kasten sein’.<br />

Ausstatter Robert hat alle Hände voll zu tun.<br />

Ständig muss er die Cocktail-Gläser nachfüllen,<br />

weil diese lange Szene drei, vier Mal wiederholt<br />

wird. Dabei nippt Robert auch schon<br />

mal selbst von einem der Shakes. Am Ende<br />

schauen alle auf zum Feuerwerk, das über dem<br />

<strong>Emirate</strong>s Palace gezündet wird. Die Schlussszene<br />

ist damit komplett, wochenlang bevor<br />

überhaupt die gesamten Dreharbeiten über die<br />

Bühne sind. „Cut!“, ruft um 22.55 Uhr ein<br />

hochzufriedener Regisseur Dietmar Klein.<br />

Contry roads, take me home ...<br />

Am Samstag, den 23. September ist Bergfest<br />

angesagt Die Hälfte des Shootings ist komplett.<br />

In der Hotelbar ‘Havanna Club’ (wo wegen<br />

des Ramadan keine Musik gespielt werden<br />

darf) plaudern die Schauspieler ungezwungen<br />

Happy End im<br />

<strong>Emirate</strong>s<br />

Palace<br />

Schauspieler-<br />

Nachwuchs:<br />

Timmy<br />

Trinkes<br />

14 DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN<br />

DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN 15


■ <strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong>: <strong>Emirate</strong><br />

über vergessene Texte, kaputte Requisiten und<br />

sonstige Anekdoten. Dietmar Klein ist vom<br />

Drehort <strong>Emirate</strong> begeistert. „Ich arbeite zum<br />

ersten Mal am Golf und würde gerne wiederkommen.“<br />

Ich kann den Berliner Filmemacher<br />

nur zu gut verstehen.<br />

Croggy und voller Eindrücke im Kopf reise ich<br />

am Sonntag, den 23. September, zurück nach<br />

<strong>Dubai</strong>. Stolz ‘zappe’ ich durch meine bunten<br />

Bilder, die meine Digitalkamera eingefangen<br />

hat. Zerknirscht blättere ich durch meine Notizen<br />

und stelle fest, dass ich weder die genaue<br />

Höhe der Produktionskosten noch die Gagen<br />

der einzelnen Stars herausgefunden habe. Wie<br />

dem auch sei, eines weiß ich sicher: Am Freitagabend<br />

des 2. Februar 2007 werde ich um<br />

Uhr 20.15 ein paar Freunde zusammentrommeln<br />

und mir die 8. Folge des ARD-<strong>Traumhotel</strong>s<br />

anschauen. ■<br />

<strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong> – <strong>Emirate</strong><br />

Sendetermin: Freitag, 2. Februar 2007<br />

20.15 Uhr, ARD und ORF.<br />

<strong>Das</strong> DUBAI Magazin sprach mit Nicole Beutler, die in „<strong>Traumhotel</strong> – <strong>Emirate</strong>“ die Renate mimt.<br />

Die gebürtige Wienerin Nicole Beutler hat eine<br />

klassische Tanz- sowie eine Gesangsausbildung<br />

und ist seit Jahren auf deutschen und<br />

österreichischen Theaterbühnen erfolgreich. Sie<br />

spielte unter anderem am Theater in der<br />

Josefstadt, an den Wiener Kammerspielen und<br />

am Staatstheater Klagenfurt. Außerdem hält sie<br />

immer wieder literarische Lesungen in deutscher<br />

und französischer Sprache. 1996 übernahm<br />

sie eine Hauptrolle in der beliebten ZDF-<br />

Serie „Schlosshotel Orth“. Seitdem ist sie auch<br />

in zahlreichen anderen Film- und Fernsehproduktionen<br />

präsent. So spielte sie 2003 /<br />

2004 die Titelrolle in der RTL-Serie „Bernds<br />

Hexe“ und stand an der Seite von Catherine<br />

Deneuve im TV Zweiteiler „Marie Bonaparte“<br />

(Regie: Benoit Jacquot) vor der Kamera. 2006<br />

war sie auf der Kinoleinwand in „Klimt“ (Regie:<br />

Raoul Ruiz) neben John Malkovich und<br />

Veronica Ferres zu sehen. Abgedreht hat sie in<br />

diesem Jahr den TV-Film „Mord in bester Gesellschaft“<br />

unter der Regie von Peter Sämann.<br />

Zu den aktuellen Projekten zählt die Beziehungs-Komödie<br />

„Die Co-Piloten“ zusammen<br />

mit Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl, die<br />

auf ARD und ORF ausgestrahlt wurde.<br />

DUBAI Magazin: Frau Beutler, diese Folge des<br />

ARD-<strong>Traumhotel</strong>s hat den Arabischen Golf<br />

zum Schauplatz. Wie ist Ihre Beziehung zur<br />

arabischen Welt?<br />

Nicole Beutler: Es ist eine neue Beziehung, die<br />

sich da für mich eröffnet. Zum einen kenne<br />

ich natürlich den Orient aus den Romanen<br />

meiner Kindheit, Tausendundeine Nacht, Sindbad<br />

der Seefahrer und dergleichen. Meine<br />

Kenntnisse des Orients von heute basieren vor<br />

allem auf den Erzählungen meiner besten<br />

Freundin, die mir immer wieder von ihren<br />

Reisen berichtet. Mit den Dreharbeiten zum<br />

<strong>Traumhotel</strong> betrete ich selber Neuland. Neben<br />

Abu Dhabi, wo wir derzeit drehen, war ich auch<br />

schon <strong>Dubai</strong> beim Shooting mit dabei. Ich habe<br />

mir fest vorgenommen, danach noch Oman zu<br />

besichtigen.<br />

DM: Wenn Sie die Erzählungen ihrer besten<br />

Freundin gedanklich vor Augen haben, was<br />

kam ihnen in den ersten Tagen vertraut vor<br />

und welche Aspekte haben Sie überrascht?<br />

NB: Den Luxus hatte ich erwartet und der ist<br />

in der Tat überwältigend. Schauen wir uns doch<br />

nur mal um: Wir sitzen hier in der Lobby des<br />

<strong>Emirate</strong>s Palace Hotel und jetzt lassen Sie mal<br />

Ihre Augen über die Inneneinrichtung wandern.<br />

Die Decke ist vergoldet, das Interieur der<br />

pure Luxus. <strong>Das</strong> muss man live erleben. Überrascht<br />

hat mich die hohe Luftfeuchtigkeit, die<br />

am Set Mensch und Material zu schaffen<br />

macht. Ich hatte zwar ein heißes, aber auch trockenes<br />

Klima erwartet. Stattdessen erinnert die<br />

Schwüle eher an die Tropen.<br />

DM: Haben Sie sich speziell vorbereitet, zuvor<br />

eine Art Wüsten-Survivaltraining absolviert?<br />

NB: Nein, ich habe mein normales Fitnessprogramm<br />

weiter verfolgt, d.h. bei mir: drei<br />

Mal die Woche Fitnessstudio. Hier im <strong>Emirate</strong>s<br />

Palace Hotel halte ich mich täglich in Form,<br />

was auch sehr angenehm ist, denn der Fitnessraum<br />

des Hotels ist vom Allerfeinsten. Ein<br />

traumhaftes Umfeld, das sehr gut zur Geschichte<br />

der achten Folge des <strong>Traumhotel</strong>s passt, weil<br />

es ja um viel Zwischenmenschliches, um Liebe<br />

und Gefühle geht.<br />

DM: Stichwort: Liebe und Gefühle. Sie spielen<br />

Renate und stehen als Mutter des 12-jährigen<br />

Tobias vor der schwierigen Aufgabe, ihn<br />

an seinen Vater heranzuführen, dem er zum<br />

ersten Mal in seinem Leben begegnet. Wie hat<br />

der pfiffige Berliner seine Rolle als Ihr Filmsohn<br />

bewältigt?<br />

NB: Timmy hat seine Aufgabe wirklich sehr<br />

gut bewältigt, wir sind eigentlich alle begeistert<br />

von ihm. Er ist im Gegensatz zu anderen<br />

Kindern, die schauspielern, überhaupt nicht abgehoben<br />

und es macht viel Spaß, mit ihm zu<br />

arbeiten. Auch zwischen den Szenen habe ich<br />

mich viel mit ihm unterhalten und einige Zeit<br />

am Pool verbracht, um ein gegenseitiges Vertrauen<br />

aufzubauen. Die Mutter-Sohn-Beziehung<br />

soll ja im Film so authentisch wie möglich<br />

rüberkommen.<br />

DM: Kann man jetzt schon sagen, dass er eine<br />

Zukunft als Schauspieler vor sich hat?<br />

NB: Ich denke, wenn er sich weiter so entwickelt<br />

und mit beiden Beinen auf dem Boden<br />

bleibt, dürfte Timmys Laufbahn nichts im<br />

Wege stehen.<br />

DM: Kommen wir auf ihre Zukunft zu sprechen,<br />

was können wir von Nicole Beutler im<br />

kommenden Jahr erwarten?<br />

NB: Ich möchte weiterhin sowohl auf der Bühne<br />

als auch vor der Kamera stehen. Auch meine<br />

literarischen Lesungen in französischer Sprache,<br />

die ich liebe und deshalb akzentfrei spreche,<br />

möchte ich fortsetzen.<br />

DM: Vielen Dank für das Gespräch. ■<br />

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■ <strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong>: <strong>Emirate</strong><br />

<strong>Das</strong> DUBAI Magazin sprach mit Christian Kohlund, Hauptdarsteller Markus Winter der Erfolgsserie „<strong>Das</strong> <strong>Traumhotel</strong>“.<br />

Der gebürtige Baseler Christian Kohlund sammelte<br />

schon vor seinem Studium am Wiener<br />

Max-Reinhardt-Seminar Erfahrungen als Regie-,<br />

Kamera- und Produktionsassistent. Seine<br />

Schauspielkarriere begann er 1972 am Berliner<br />

Schiller Theater, danach folgten zahlreiche<br />

Engagements, wie beispielsweise am Bayerischen<br />

Staatsschauspiel München und am<br />

Schauspielhaus Zürich. Seit 1975 ist er in unterschiedlichsten<br />

Fernsehproduktionen zu sehen.<br />

Unter anderem spielte er Episodenrollen<br />

in prominenten Fernsehreihen wie „Derrick”<br />

und „Der Alte“. Für die ARD stand der charismatische<br />

Schauspieler für mehrere erfolgreiche<br />

Produktionen vor der Kamera, unter anderem<br />

für „Die Apokalypse” den internationalen<br />

Zweiteiler „Julius Caesar“, „<strong>Das</strong> Geheimnis<br />

des Rosengartens“ sowie die Fortsetzung<br />

„Der Zauber des Rosengartens“. 1999 wurde<br />

er als beliebtester Schauspieler mit dem ”Prix<br />

Walo” der Show-Szene Schweiz ausgezeichnet.<br />

Neben der Schauspielerei arbeitet Christian<br />

Kohlund seit einigen Jahren auch als Regisseur.<br />

Immer wieder steht er mit dem Theaterstück<br />

„Im Zweifel für den Angeklagten“ auf der Bühne,<br />

in dem er sowohl die Hauptrolle spielt, als<br />

auch Regie führt.<br />

DUBAI Magazin: Herr Kohlund, die achte<br />

Folge des <strong>Traumhotel</strong>s spielt in den Vereinigten<br />

Arabischen <strong>Emirate</strong>n. Betreten Sie damit<br />

Neuland oder standen Sie schon im Mittleren<br />

Osten vor der Kamera?<br />

Christian Kohlund: Ich hatte vor zwei Jahren<br />

die Chance, mit dem „Traumschiff“ von Indien<br />

kommend im Oman anzuheuern. <strong>Das</strong> war<br />

damals für mich ein absolut faszinierendes Erlebnis.<br />

Ich habe viele Produktionen in Nordafrika<br />

mitgemacht, auch in der Wüste, und<br />

zwar vor allem in Marokko und Tunesien. Die<br />

<strong>Emirate</strong> selbst sind für mich Neuland und<br />

wahnsinnig aufregend, da werden natürlich<br />

Erinnerungen vom geheimnisvollen Orient aus<br />

der Kindheit wach. Ich habe natürlich die Entwicklung<br />

von <strong>Dubai</strong> mitverfolgt und ich finde<br />

das kreativ und toll, mit welchen finanziellen<br />

Möglichkeiten man Projekte angegangen ist,<br />

sei es die Palme, sei es die World, sei es das<br />

Burj Al Arab oder der Burj <strong>Dubai</strong>, der ja der<br />

höchste Turm der Welt werden soll. Es ist aufregend,<br />

diese Goldgräberstimmung zu beobachten<br />

und zu sehen, was da an architektonischen<br />

Finessen aus dem Wüstensand gestampft<br />

wird.<br />

DM: Vor welchen Herausforderungen standen<br />

Sie und Ihre Schauspielerkollegen bei den<br />

Aufnahmen?<br />

CK: Na ja, ich bin ja ein Mensch, der viel im<br />

Süden gewesen ist und Sonnenschein kennt,<br />

ich komme aber auch aus der Schweiz und bin<br />

ebenso Minustemperaturen von bis zu 30 Grad<br />

unter Null gewohnt. Also, das was ich in den<br />

letzten drei Tagen hier in der Wüste erlebt habe,<br />

ist schon mehr als außergewöhnlich. Wenn die<br />

Kamera schon bei über 40 Grad den Geist aufgibt,<br />

dann ist die Frage, ob der Mensch bei über<br />

40 Grad noch funktioniert. Es ist anstrengend<br />

und man ist am Ende ziemlich platt. Aber es<br />

ist alles in allem sehr gut gegangen.<br />

DM: Haben Sie sich mit einem speziellen<br />

Wüstentraining darauf vorbereitet?<br />

CK: (lacht) Leider nein, das hätte ich wirklich<br />

machen sollen. Ich glaube, es nützt, wenn man<br />

sich den Beduinen anpasst und sehr enthaltsam<br />

lebt, auf Alkohol verzichtet und alles etwas<br />

ruhiger angeht als zu Hause. Dann halten<br />

das auch der europäische Geist und Körper aus.<br />

DM: Sie spielen in der Hauptrolle Markus<br />

Winter, den Hotelmanager der fiktiven<br />

Siethoff-Kette. Hatten Sie zuvor schon mit<br />

Sonja Kirchberger zusammengearbeitet?<br />

CK: Nein, das ist erste Mal, und es ist eine tolle<br />

Erfahrung. Sie ist eine zauberhafte Kollegin,<br />

deren Karriere ich freilich mitverfolgt habe. Sie<br />

agiert sehr professionell und es macht Spass,<br />

mit ihr zusammenzuarbeiten. Ich mime ja als<br />

Hotelchef quasi den „Troubleshooter“, muss<br />

mich um die Gäste mit all ihren Wünschen und<br />

Problemen kümmern. So bin ich überhaupt<br />

froh, dass wir bei den einzelnen Folgen immer<br />

wieder hochkarätige Darsteller an Land ziehen<br />

können. Nehmen Sie z. B. Michael Mendl, der<br />

in dieser Folge Hotelgast Holger spielt. <strong>Das</strong><br />

erhöht die Qualität des gesamten Formats und<br />

davon lebt das <strong>Traumhotel</strong> auch. Je bekannter<br />

die Schauspieler sind, desto besser können wir<br />

uns auch präsentieren.<br />

DM: Weniger bekannt, aber immer häufiger<br />

in Serien zu sehen, ist der zwölfjährige Timmy<br />

Trinkes, der in dieser <strong>Traumhotel</strong>-Folge<br />

Tobias spielt und im Film in den <strong>Emirate</strong>n<br />

zum ersten Mal seinen Vater Lutz kennenlernt.<br />

Wie hat der pfiffige Berliner seine Aufgabe<br />

bewältigt?<br />

CK: Von dem was ich in der kurzen Zeit gesehen<br />

habe, hat er einen sehr guten Eindruck<br />

hinterlassen. Timmy hat eine wunderbare Ausstrahlung<br />

und hat viel Freude am Shooting. Mit<br />

Kindern vor der Kamera ist das oft schwierig,<br />

da sind schon ab und zu die Eltern dahinter,<br />

die ihre Sprösslinge zu Jungstars aufbauen wollen.<br />

Solche Fälle entpuppten sich in der Vergangenheit<br />

schon mal als Enttäuschung. Der<br />

Drehalltag ist kein Zuckerschlecken. Umso<br />

wichtiger sind geduldige und ruhige Kinder<br />

und Teenager am Set. Mit Timmy, denke ich,<br />

haben wir den passenden Junior mit dabei. Er<br />

hat sicher noch viel Potenzial, sich weiter zu<br />

entwickeln und ich denke, dass er bei den Zuschauern<br />

gut rüberkommen wird.<br />

DM: Glauben Sie, dass diese <strong>Traumhotel</strong>-Folge<br />

auch dazu beitragen kann, mehr Verständnis<br />

für den Orient zu wecken und Spannungen<br />

abbauen kann?<br />

CK: Wollen wir es nicht zu hoch hängen. Mir<br />

selber tut diese sich aufbrausende Konfrontation<br />

sehr weh und ich kann nur an den gesunden<br />

Menschenverstand appellieren und sagen:<br />

Setzt Euch zusammen und sucht nach Lösungen!<br />

Es kann nicht sein, dass wir unsere gemeinsame<br />

Zukunft so aufs Spiel setzen. Der<br />

Dialog muss der Weg sein. Als Agnostiker muss<br />

ich auch sagen, dass dieser Konflikt von der<br />

westlichen Welt über Jahrhunderte gesucht und<br />

provoziert worden ist. Aber es kommt immer<br />

so die Zeit der unbezahlten Rechnungen und<br />

die liegen jetzt auf dem Tisch. Wir müssen lernen,<br />

den anderen so zu akzeptieren, wie er<br />

denkt und glaubt, so lange er der Gesellschaft<br />

nicht schadet.<br />

Wenn wir den Hass, der immer größer wird,<br />

überwinden können, dann wäre dies das größte<br />

Geschenk, das wir uns und kommenden<br />

Generationen machen können. Mit ‘Wir’ meine<br />

ich sowohl die amerikanische als auch die<br />

europäische Gesellschaft. Ich glaube, dass durch<br />

diese <strong>Traumhotel</strong>-Folge die Leute mehr Lust<br />

verspüren werden, hier einfach mal ihren Urlaub<br />

zu verbringen und sich ein eigenes Bild<br />

vom Orient und seinen Menschen zu machen.<br />

Wie wir von der Filmcrew in den <strong>Emirate</strong>n mit<br />

der sprichwörtlichen arabischen Gastfreundschaft<br />

willkommen geheißen werden und fast<br />

ohne Einschränkungen arbeiten dürfen, zeigt<br />

doch, dass es einen gemeinsamen Weg geben<br />

kann – auch wenn es nur ein kleiner Tropfen<br />

auf dem heißen Stein ist.<br />

DM: Sie sind schon lange im Geschäft und<br />

dem TV-Publikum aus vielen Serien wie<br />

„Derrick“ oder der „Schwarzwaldklinik“ bekannt.<br />

Wo steht ihrer Meinung nach der<br />

Schauspieler heute, in Zeiten von Sender- und<br />

Produktionsfirmenfusionen und der ständig<br />

wachsenden Konkurrenz? Gerät Ihre Zunft<br />

nicht immer mehr zwischen ‘Budgetamboss’<br />

und ‘Quotenhammer’?<br />

CK: Sie deuten es richtig an: Es hat sich dramatisch<br />

verschlechtert, ganz dramatisch verschlechtert,<br />

und zwar dahingehend, dass die<br />

Profession enorm auf den Massenmarkt zugeschnitten<br />

wurde. Wir hatten den Boom in den<br />

Neunziger Jahren, als alles, wirklich alles produziert<br />

werden musste, was nur geht. Selbst der<br />

Kamerachef und sogar Kameraassistenten<br />

schafften es mal eben so auf den Bildschirm.<br />

Es wurde eine regelrechte Casting-Lawine losgetreten.<br />

Wir hauptberuflichen Darsteller haben<br />

es mit einem neuen Typ Mitbewerber zu<br />

tun, werden, wie auch die Regisseure, zunehmend<br />

entmündigt. Früher waren die<br />

Schauspielschule und das Theater der Königsweg<br />

für eine langfristig erfolgreiche Laufbahn.<br />

<strong>Das</strong> ist passé. Auch der Druck beim Shooting<br />

nimmt zu. Drehtage werden verlängert und die<br />

Produktionswochen verkürzt, weil die Sache<br />

schnell im Kasten sein muss. ‘Alte Hasen’ wie<br />

Michael Mendl und ich haben da einen Vorteil:<br />

Wir haben das Theater im Rücken. Es ist<br />

nach wie vor meine große Passion, vor Publikum<br />

auf der Bühne zu stehen. Ich selber führe<br />

ja auch Regie bei einigen Produktionen.<br />

Nochmals: Für junge Schauspieler wird es<br />

immer schwieriger, das Leben von der Schauspielerei<br />

allein zu gestalten. Der Nachwuchs<br />

muss sich auf jeden Fall auf eine zweite Aufgabe<br />

als Reserve stützen können.<br />

DM: Unter diesem Licht betrachtet müssten<br />

Sie Ihrer Tochter, die Anfang zwanzig ist und<br />

mit der Schauspielerei liebäugelt, eigentlich<br />

davon abraten, in Ihre Fußstapfen zu treten?<br />

CK: Ich habe meine Kinder nie gepuscht, einen<br />

bestimmten Weg einzuschlagen. Bei meiner<br />

Tochter ist es so, dass Sie nach dem Abitur<br />

Fremdsprachenkorrespondentin in New York<br />

gelernt hat. Sie spricht jetzt akzentfreies Business-Englisch<br />

und Spanisch. Sie hat diese Ausbildung<br />

erfolgreich abgeschlossen und konzentriert<br />

sich auf ihren weiteren Werdegang. <strong>Das</strong><br />

habe ich meinen Kindern ans Herz gelegt, dass<br />

sie nach der Schule eine solide Ausbildung anpacken<br />

und die Welt sehen sollen. Bei meiner<br />

Tochter scheint es jetzt tatsächlich auf die<br />

Schauspielerei hinauszulaufen. Ich habe ihr aber<br />

auch klar gesagt, dass sie diesen Beruf wirklich<br />

als Lebensaufgabe akzeptieren muss, falls sie<br />

nicht einfach nur groß herauskommen und auf<br />

dem Cover einer Filmzeitschrift landen will. Ich<br />

kann ihr das gar nicht ausreden, sie ist eine erwachsene<br />

Frau. Tauschen würde ich mit ihr aber<br />

nicht wollen. Nun kann ich meiner Tochter mit<br />

meinen Beziehungen und meinem Background<br />

helfen, in unsere Branche, wo nichts mehr ist<br />

wie früher, einzusteigen. Der weitere Erfolg<br />

hängt aber nur vom jungen Actor selbst ab.<br />

DM: Ihre Heimat, die Schweiz, hinkt<br />

Deutschland und Österreich ein wenig<br />

hinterher, wenn es um Film und Fernsehen<br />

geht. Was müsste sich da ändern?<br />

CK: Oh, das müsste man sehr viel ändern. Da<br />

muss ich aber sagen, dass das weder an Deutschland<br />

noch an Österreich, sondern an der<br />

Schweiz selbst liegt. Wir sind nach wie vor ein<br />

unglaublich aufregendes Land, haben zwar<br />

mehrere Sprachkulturen, die deutsche, französische,<br />

italienische und rätoromanische, und<br />

dazu unglaublich schöne Landschaften. Doch<br />

sind wir kein Filmland, weil wir ein bisschen<br />

brav und ein bisschen sauber sind und uns mit<br />

Kultur generell ein bisschen schwer tun, ja darin<br />

fast Banausen sind. Im heruntergekommenen<br />

Berlin lassen sich soziale Dramen eben viel besser<br />

darstellen, was jetzt natürlich eine reine<br />

Filmaussage ist. Im feinen Zürich kenne ich<br />

aber sehr wohl auch Ecken, wo sich solche Produktionen<br />

realisieren liessen. Drüber hinaus<br />

hätten wir auch ein großes Potenzial, was historische<br />

Filme betrifft. Und übrigens: Wussten<br />

Sie, dass immer mehr indische Produzenten aus<br />

„Bollywood“ die Schweiz und ihre Berge als<br />

Schauplatz aufsuchen? <strong>Das</strong> beweist, dass das<br />

Land beim Film durchaus noch eine Zukunft<br />

hat. Aber es wird leider zu wenig von der<br />

Schweiz aus investiert, das war schon zu meiner<br />

Kindheit so, als ich meine Eltern, die auch<br />

Schauspieler sind, zu den Bühnen von Basel<br />

und Zürich mitbegleiten durfte. Da die Regie<br />

heute mein zweites Standbein ist, kann es<br />

durchaus sein, dass ich in meiner Heimat mal<br />

eine eigene Story drehen werde.<br />

DM: Wir sind gespannt. Könnten Sie sich<br />

denn auch vorstellen, als drittes Standbein den<br />

Beruf eines Hotelchefs zu übernehmen?<br />

CK: Aber ja, wobei mein persönliches <strong>Traumhotel</strong><br />

ein Mix aus mehreren Luxusherbergen<br />

ist, die ich kenne. Es ist eine Art Picasso, der in<br />

meinem Kopf schon entstanden ist. Ich bin mir<br />

natürlich auch darüber im Klaren, dass so eine<br />

Aufgabe ein Fulltimejob und zugleich eine faszinierende<br />

Herausforderung darstellt: nah am<br />

Menschen und mitten im Leben. Ich sollte<br />

mich vielleicht mal in den <strong>Emirate</strong>n nach geeigneten<br />

Financiers umsehen ... ■<br />

18 DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN<br />

DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN 19

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