Die hohe Kunst der Dachdecker - Dachbaumagazin
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▴▴Unter <strong>der</strong> Bleibekleidung <strong>der</strong> Sockeldecke verlegten die <strong>Dachdecker</strong> ein regensicheres Unterdach als zweite Entwässerungsebene<br />
Rundfenster und Gesimse<br />
Beson<strong>der</strong>s sorgfältig mussten die Handwerker<br />
bei <strong>der</strong> Einfassung und Abdichtung<br />
<strong>der</strong> vier runden Holzfenster vorgehen: Da<br />
das Gerüst nach Abschluss <strong>der</strong> Arbeiten an<br />
Turmhaube und Sockeldecke zurückgebaut<br />
werden sollte, können die Fenster anschließend<br />
nicht mehr von außen überprüft und<br />
gewartet werden. <strong>Die</strong> Fenster zählen zu den<br />
wenigen Stellen an <strong>der</strong> Turmhaube, an denen<br />
das Blei gelötet wurde. Es erfor<strong>der</strong>te<br />
viel Fingerspitzengefühl, die Schare in die<br />
runden Falze einzupassen: Zunächst frästen<br />
die Handwerker in den Fensterrahmen eine<br />
Nut ein. Dann trieben sie das Blei gerade<br />
in die Rundung, sodass es circa 1 cm über<br />
die Nut hinausstand. Anschließend trieben<br />
die Klempner das Blei mit einem Holzkeil in<br />
die Nut. Zum Abschluss wurde das Blei mit<br />
einem 1K-Polyurethan-Dichtstoff verfugt.<br />
Parallel zur Bleideckung <strong>der</strong> Turmhaube<br />
sanierten die Handwerker auch die mehrteiligen,<br />
rundgebogenen Gesimse unterhalb<br />
<strong>der</strong> Haube. Um die Gesimse künftig besser<br />
vor Verwitterung zu schützen, wurden sie<br />
in Abstimmung mit <strong>der</strong> Denkmalbehörde<br />
ebenfalls mit Blei abgedeckt.<br />
Absolut regensicher<br />
In einem weiteren Bauabschnitt deckten<br />
die Handwerker die Decke des Turmsockels<br />
mit einer Bleibekleidung. <strong>Die</strong> zeltdachförmige<br />
Sockeldecke war zuvor mit<br />
Bitumenschweißbahnen abgedichtet. Mit<br />
sieben Prozent unterschreitet die Neigung<br />
<strong>der</strong> Fläche allerdings die Regeldachneigung<br />
für Metalldeckungen. Deshalb verlegten die<br />
Handwerker unter <strong>der</strong> Bleideckung ein wasserdichtes<br />
Unterdach als zweite Entwässerungsebene.<br />
<strong>Die</strong> einzelnen Schare wurden<br />
– wie bei <strong>der</strong> Turmhaube – ebenfalls<br />
mit Hohlwulsten verbunden. Weiterhin<br />
integrierten die Handwerker in die Bleidecke<br />
eine Luke, die den Zugang zum Turm,<br />
etwa zu Wartungszwecken, ermöglicht. Aus<br />
Gewichtsgründen wurde die Luke nicht mit<br />
Blei, son<strong>der</strong>n mit verzinntem Edelstahl gedeckt.<br />
Im Anschluss konnte das Gerüst um<br />
die Turmlaterne abgebaut werden.<br />
Im letzten Arbeitsschritt versahen die<br />
Handwerker auch die Plattform <strong>der</strong> Turmlaterne<br />
mit einer Walzbleideckung. Auch<br />
hier waren zuvor Bitumenschweißbahnen<br />
eingesetzt worden. Wie bei <strong>der</strong> Sockeldecke<br />
wurde aufgrund <strong>der</strong> geringen Neigung<br />
zunächst eine zusätzliche Entwässerungsebene<br />
verlegt und die Bleischare anschließend<br />
mit Hohlwülsten verbunden.<br />
Beson<strong>der</strong>s aufwendig war hier allerdings die<br />
Ummantelung <strong>der</strong> 36 Gelän<strong>der</strong>stützen: <strong>Die</strong><br />
Klempner schnitten die Verkleidungsbleche<br />
rundherum circa 1,5 cm größer aus, damit<br />
sich das Blei <strong>der</strong> Länge und Breite nach ausdehnen<br />
kann. Mit einem 10 cm <strong>hohe</strong>n und<br />
8 cm breiten Flansch wurden die Bleche<br />
dann auf die Deckfläche aufgelötet.<br />
Gleichmäßige Patina<br />
Alle Bleiflächen wurden nach Abschluss<br />
<strong>der</strong> Deckarbeiten mit Patinieröl behandelt.<br />
So kann sich eine gleichmäßige Patina<br />
ausbilden, sodass Ablaufspuren vermieden<br />
werden. Insgesamt setzten die Klempner<br />
am Westturm rund 10 t Walzblei ein. „<strong>Die</strong><br />
Sanierung des Westturms dient als Muster<br />
für die an<strong>der</strong>en drei Ecktürme“, so Bauleiter<br />
Weiler – als nächste Etappe steht bereits<br />
2013 die Sanierung des Südturms an. ■<br />
Steckbrief<br />
Objekt/Standort:<br />
Rheinische Friedrich-Wilhelms-<br />
Universität Bonn | D-53113 Bonn<br />
Bauherr:<br />
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW,<br />
Nie<strong>der</strong>lassung Köln | D-50668 Köln<br />
Planung:<br />
Ingenieurbüro Koopmann<br />
D-50969 Köln<br />
Holzbau- und Klempnerarbeiten:<br />
Prange GmbH | D-59929 Brilon<br />
www.prangedaecher.de<br />
Produkte:<br />
Saturnblei in 2,5, 3 und 3,5 mm Dicke,<br />
Patinieröl<br />
Hersteller:<br />
Gütegemeinschaft Saturnblei e.V.<br />
D-47747 Krefeld | www.saturnblei.de<br />
Unter www.dachbaumagazin.de finden<br />
Sie im E-Paper an dieser Stelle einen<br />
Link zum Interview mit dem Bauleiter<br />
Thomas Weiler.<br />
dachbau magazin 10 | 2012<br />
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