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G Galen - der Landesbibliothek Oldenburg

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222 <strong>Galen</strong><br />

Wirken des Bischofs von Münster, Münster<br />

1992; <strong>der</strong>s. und Maria-Anna Zumholtz, Clemens<br />

August Graf von <strong>Galen</strong>. Sein Leben und<br />

Wirken in Bil<strong>der</strong>n und Dokumenten, Cloppenburg<br />

1992; Heinz Mussinghoff, Rassenwahn in<br />

Münster. Der Judenpogrom 1938 und Bischof<br />

Clemens August Graf von <strong>Galen</strong>, Münster<br />

1990.<br />

Peter Löffler<br />

<strong>Galen</strong>, F erd in an d Heribert Ludwig Maximus<br />

Antonius Hubertus Maria Graf von,<br />

Gutsbesitzer und Politiker, * 31. 8. 1831<br />

Münster, f 5. 1. 1906 Burg Dinklage.<br />

Der Sohn des Grafen Matthias von <strong>Galen</strong><br />

(12. 9. 1800 - 24. 12. 1880) und dessen Ehefrau<br />

Anna geb. Freiin von Ketteier (19. 6.<br />

1803 - 6. 12. 1884), <strong>der</strong> Schwester des Sozialpolitikers<br />

und Mainzer Bischofs Wilhelm<br />

Emanuel von Ketteier (1811-1877),<br />

besuchte die Ritterakademie in Bedburg,<br />

das Gymnasium in Münster und die Universitäten<br />

Bonn und Löwen. Den obligatorischen<br />

Militärdienst beendete er als Leutnant.<br />

G. begann seine politische Laufbahn als<br />

Abgeordneter des oldenburgischen Landtags,<br />

dem er von 1872 bis 1876 angehörte.<br />

1874 wurde er für das Zentrum in den<br />

Reichstag gewählt, dessen Mitglied er bis<br />

1903 blieb. Sein Name ist vor allem mit<br />

dem sog. „Antrag <strong>Galen</strong>" verbunden. Urheber<br />

dieses Antrags war allerdings <strong>der</strong><br />

westfälische Zentrumspolitiker Burghard<br />

von Schorlemer-Alst, dessen Vorschläge<br />

von einer kleinen Gruppe von Abgeordneten<br />

redigiert wurden, zu denen u. a. Josef<br />

Edmund Jörg und Georg von Hertling gehörten.<br />

Auf Vorschlag von Schorlemer-Alst<br />

beauftragte die Zentrumsfraktion G. mit<br />

<strong>der</strong> Einbringung des Antrages, da er aufgrund<br />

seines konzilianten Auftretens hohes<br />

Ansehen auch bei den übrigen Parteien<br />

des Hauses genoß. Am 19. 3. 1877<br />

brachte G. den Antrag im Reichstagsplenum<br />

ein; er enthielt eine Reihe sozialpolitischer<br />

For<strong>der</strong>ungen, so das Verbot <strong>der</strong><br />

Sonntagsarbeit, Einschränkungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-<br />

und Frauenarbeit, Einschränkung <strong>der</strong><br />

Gewerbefreiheit, Einführung korporativer<br />

Organisationen im Handwerk und Schutz<br />

<strong>der</strong> Familie, ln <strong>der</strong> Begründung des Anträge<br />

entwickelte G. sein christlich-ethisch<br />

sozial-romantisch verklärtes Weltbild.<br />

Seine For<strong>der</strong>ungen nach Verflechtung von<br />

„Religion und Volkswohl", von „religiössittlichem<br />

Leben und materieller Wohlfahrt"<br />

wurden von <strong>der</strong> Regierung und den<br />

sie stützenden Parteien als Angriff auf die<br />

bisherige Wirtschaftspolitik aufgefaßt; sie<br />

lehnten daher die weitere Prüfung des Antrages<br />

ab und stimmten gegen seine Behandlung<br />

im zuständigen Reichstagsausschuß.<br />

Wenn <strong>der</strong> „Antrag <strong>Galen</strong>" auch<br />

keine unmittelbaren praktischen Ergebnisse<br />

zeitigte, so bleibt er doch wichtig als<br />

Beginn des sozialpolitischen Engagements<br />

des Zentrums.<br />

G., <strong>der</strong> 1880 die Verwaltung des Familienbesitzes<br />

in <strong>Oldenburg</strong> und Westfalen übernahm,<br />

arbeitete neben seiner Tätigkeit im<br />

Reichstag führend in mehreren katholischen<br />

Organisationen und Vereinen mit.<br />

Er war jahrelang Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> westfälischen<br />

Zentrumspartei, gehörte dem „Verein<br />

katholischer Edelleute" sowie dem<br />

„Mainzer Verein deutscher Katholiken" an<br />

und wurde 1883 zum Vizepräsidenten,<br />

1893 zum Präsidenten des Deutschen Katholikentages<br />

gewählt.<br />

Georg von Hertling, <strong>der</strong> bekannte Sozialpolitiker<br />

des Zentrums und spätere Reichskanzler,<br />

charakterisierte G. als einen<br />

Mann, für den „die tiefe, auf felsenfestem<br />

Glauben begründete Frömmigkeit . . . den<br />

Wesenskern bildete. Sein Sinnen und Denken<br />

war stets auf die letzten Ziele hin gerichtet;<br />

nur von den höchsten Gesichtspunkten<br />

aus pflegte er alle Vorkommnisse<br />

zu beurteilen. Allerdings gelang es nicht<br />

immer, den Rückweg zu den Realitäten<br />

des Lebens zu finden; auch fehlte ihm

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