G Galen - der Landesbibliothek Oldenburg
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Gryphian<strong>der</strong> 261<br />
akademischen Mode seiner Zeit folgend<br />
gräzisierte, war <strong>der</strong> Sohn des oldenburgischen<br />
Ratsherrn Roleff Griepenkerl (1542-<br />
1612). Er besuchte die Schulen in <strong>Oldenburg</strong>,<br />
Braunschweig und Dortmund, mußte<br />
aber aus finanziellen Gründen seine Ausbildung<br />
zunächst abbrechen und bei<br />
einem Kaufmann in die Lehre gehen. Erst<br />
mit 25 Jahren konnte er - vermutlich mit<br />
Unterstützung des Grafen -* Anton Günther<br />
(1583-1667) - seine Studien fortsetzen.<br />
Am 12. 10. 1605 wurde er an <strong>der</strong> Universität<br />
Helmstedt immatrikuliert, an <strong>der</strong> er<br />
Jura sowie eine Reihe an<strong>der</strong>er Fächer studierte.<br />
Seinem jungen Landesherrn widmete<br />
<strong>der</strong> dankbare G. das lateinische<br />
Theaterstück „Fri<strong>der</strong>icus Leomachus", das<br />
1609 in Magdeburg gedruckt und im selben<br />
Jahr von Helmstedter Studenten aufgeführt<br />
wurde. In dieser geschickt konzipierten<br />
und flüssig geschriebenen „comoedia<br />
nova" verarbeitete er die regionalhistorische<br />
Sage vom Löwenkampf des<br />
oldenburgischen Grafen -*• Friedrich (bezeugt<br />
1091), <strong>der</strong> dieses Gottesurteil mit<br />
Hilfe einer List siegreich bestand und damit<br />
die Unschuld seines Vaters -► Huno<br />
(f vor 1091) beweisen konnte.<br />
Nach Abschluß seiner weitgefächerten<br />
Studien hielt G. mehrere Jahre lang als<br />
Privatdozent Vorlesungen an den Universitäten<br />
Wittenberg, Jena und Altdorf. 1612<br />
wurde er Professor für Geschichte und Poesie<br />
an <strong>der</strong> Universität Jena, an <strong>der</strong> er 1614<br />
zum Dr. iur. promovierte. Im Sommer 1618<br />
wurde er von Graf Anton Günther nach<br />
<strong>Oldenburg</strong> berufen und zum Rat und Richter<br />
ernannt. Wir wissen kaum etwas über<br />
seine Amtstätigkeit und sein weiteres Leben.<br />
Er verfaßte eine Reihe juristischer Abhandlungen,<br />
von denen vor allem die 1625<br />
veröffentlichte Untersuchung über die Rolandssäulen<br />
erwähnenswert ist, <strong>der</strong>en<br />
stadtrechtliche Bedeutung er als erster<br />
nachwies. Er beschäftigte sich auch mit<br />
<strong>der</strong> Geschichte <strong>Oldenburg</strong>s und plante<br />
eine umfangreiche Darstellung, die er<br />
„Commentationum rerum <strong>Oldenburg</strong>icarum<br />
libri 44" nennen wollte. Über Anfangsarbeiten<br />
ist er aber nicht hinausgekommen,<br />
von denen nur eine handschriftliche<br />
Abhandlung über das „Nie<strong>der</strong>gericht<br />
zu Bremen und <strong>Oldenburg</strong>" erhalten ist.<br />
G. war seit 1613 verheiratet mit Anna geb.<br />
Neuhaus, <strong>der</strong> Tochter des gräflichen Rentmeisters<br />
Johann N. (¥ 20. 8. 1605) und dessen<br />
zweiter Ehefrau Beke geb. Vogt (¥ 1. 4.<br />
1609), <strong>der</strong> Enkelin des ersten oldenburgischen<br />
Kanzlers — Nikolaus Vogt (ca. 1490-<br />
1564/65). Das Ehepaar hatte drei Söhne,<br />
von denen Johannes Rudolf Pfarrer in Tossens<br />
und Christoph (f 1673) Amtmann<br />
wurde.<br />
W:<br />
Fri<strong>der</strong>icus Leomachus seu comoedia nova . . .,<br />
Magdeburg 1609; De insulis Tractatus, Frankfurt<br />
1624; De Weichbildis Saxonicis sive colossis<br />
Rolandinis, Frankfurt 1625; Euthanasia,<br />
sive de facultate bene beateque moriendi, Bremen<br />
1644; Oeconomicarum legalium sive de<br />
arte acquirendi et conservandi patrimonii libri<br />
duo, Bremen 1662; Historischer Bericht von<br />
dem Nie<strong>der</strong>gericht zu Bremen und <strong>Oldenburg</strong>,<br />
MS, StAO.<br />
L:<br />
ADB, Bd. 10, 1879, S. 73; Nachricht von Joanni<br />
Gryphiandri, in: <strong>Oldenburg</strong>ische Nachrichten<br />
von Staats-, gelehrten und bürgerlichen Sachen,<br />
1748, S. 187-189, 193-198; Johannes<br />
Günther, Lebensskizzen <strong>der</strong> Professoren <strong>der</strong><br />
Universität Jena, Jena 1858; Kurt Rastede, Das<br />
Eindringen <strong>der</strong> hochdeutschen Schriftsprache<br />
in <strong>Oldenburg</strong>, in: OJb, 38, 1934, S. 1-107; Hermann<br />
Lübbing, Graf Anton Günther von<br />
<strong>Oldenburg</strong> 1583-1667, <strong>Oldenburg</strong> 1967; Werner<br />
Hülle, Geschichte des höchsten Landesgerichts<br />
von <strong>Oldenburg</strong> (1573-1935), Göttingen<br />
1974; Christine Holzberg und Dieter Rüdebusch,<br />
Die Sage vom Löwenkampf des Grafen<br />
Friedrich, <strong>Oldenburg</strong> 1978; Albrecht Eckhardt,<br />
Reichskammergerichtsakten als familien- und<br />
sozialgeschichtliche Quellen, in: Gerhard Geßner<br />
(Hg.), Festschrift für Heinz F. Frie<strong>der</strong>ichs,<br />
Neustadt 1980, S. 55-77; Paul Raabe, Gelehrter,<br />
Rat und Richter - Johannes Gryphian<strong>der</strong>,<br />
in: <strong>der</strong>s., Wie Shakespeare durch <strong>Oldenburg</strong><br />
reiste. Skizzen und Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> oldenburgischen<br />
Kulturgeschichte, <strong>Oldenburg</strong> 1986,<br />
S. 67-74.<br />
Hans Friedl