G Galen - der Landesbibliothek Oldenburg
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Goerlitz 243<br />
nasium und studierte von 1903 bis 1906<br />
Jura an <strong>der</strong> Universität seiner Vaterstadt,<br />
an <strong>der</strong> er 1907 mit einer rechtshistorischen<br />
Arbeit promovierte. 1912 trat er in den<br />
Kommunaldienst <strong>der</strong> Stadt Breslau und<br />
wurde 1916 zum Stadtrat und Finanzreferenten<br />
von Thorn gewählt. Im selben Jahr<br />
erhielt er von <strong>der</strong> Rechts- und Staatswissenschaftlichen<br />
Fakultät <strong>der</strong> Universität<br />
Breslau einen Lehrauftrag für Fachkurse<br />
für Wirtschaft und Verwaltung. Im Juli<br />
1918 wurde er Senator <strong>der</strong> preußischen<br />
Stadt Altona und übernahm das umfangreiche<br />
Dezernat für Polizei, Kämmerei,<br />
Siedlungs- und Wohnungswesen sowie<br />
das Arbeitsamt. Am 22. 3. 1921 wurde G.,<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> DDP angehörte, als Kandidat <strong>der</strong><br />
demokratischen Parteien mit knapper<br />
Mehrheit zum Oberbürgermeister von<br />
<strong>Oldenburg</strong> gewählt und am 7. Juni in sein<br />
Amt eingeführt. Am 8. 11. 1928 bestätigte<br />
ihn <strong>der</strong> Gesamtstadtrat für weitere acht<br />
Jahre in seinem Amt. G. erreichte in dieser<br />
Zeit die Eingemeindung <strong>der</strong> Ortschaften<br />
Eversten und Osternburg und beseitigte<br />
dadurch die räumliche Einengung <strong>der</strong><br />
Stadt, die bisher die Industrialisierung behin<strong>der</strong>t<br />
hatte. Er betrieb eine bewußte Politik<br />
<strong>der</strong> Industrieansiedlung und holte<br />
z. B. die Fleischwarenfabrik in die Stadt;<br />
auch die Schaffung des Zentralviehmarktes<br />
gehörte zu seiner Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungspolitik.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt<br />
seiner Tätigkeit bildete <strong>der</strong> Ausbau<br />
des Schulwesens und <strong>der</strong> kulturellen Einrichtungen.<br />
Als die Ingenieur-Akademie<br />
im mecklenburgischen Wismar unter<br />
Raumschwierigkeiten litt, konnte er durch<br />
ein günstiges Angebot die Übersiedlung<br />
<strong>der</strong> gesamten Akademie einschließlich <strong>der</strong><br />
Studentenschaft und des Lehrkörpers nach<br />
<strong>Oldenburg</strong> erreichen. Seiner Tatkraft und<br />
seinem finanzwirtschaftlichen Geschick<br />
verdankte es die Stadt <strong>Oldenburg</strong>, daß sie<br />
die schweren Krisenjahre ab 1929 ohne<br />
allzu große Erschütterungen überstehen<br />
konnte. Der verdiente Kommunalbeamte<br />
sah sich allerdings seit Ende <strong>der</strong> 1920er<br />
Jahre immer schärferen Angriffen <strong>der</strong><br />
NSDAP und <strong>der</strong> konservativen Gruppen<br />
des Bürgertums ausgesetzt. Im Januar<br />
1931 beantragte die NSDAP im Stadtrat,<br />
den Oberbürgermeister in den Wartestand<br />
zu versetzen. Mit Hilfe <strong>der</strong> DNVP, <strong>der</strong> Wirtschaftspartei<br />
und des Landbundes konnte<br />
sie ihren Antrag durchsetzen, dem aber<br />
<strong>der</strong> dem Zentrum angehörende Innenminister<br />
-*• Franz Driver (1863-1943) die erfor<strong>der</strong>liche<br />
Zustimmung verweigerte. G.<br />
blieb weiterhin im Amt, konnte jedoch angesichts<br />
<strong>der</strong> ihm feindlichen Mehrheit des<br />
Stadtrates keinerlei Initiativen mehr entfalten.<br />
Nach <strong>der</strong> Regierungsübernahme<br />
<strong>der</strong> Nationalsozialisten wurde er am 2. 11.<br />
1932 mit den Stimmen <strong>der</strong> NSDAP, <strong>der</strong><br />
DNVP, des Landbundes und <strong>der</strong> KPD vom<br />
Stadtrat abgewählt, am 21. 11. 1932 mit<br />
Zustimmung des Staatsministeriums mit<br />
Wirkung vom 1. 12. 1932 zur Disposition<br />
gestellt und im folgenden Jahr in den Ruhestand<br />
versetzt.<br />
G. wollte sich zunächst als Rechtsanwalt<br />
nie<strong>der</strong>lassen, gab diesen Plan aber auf, als<br />
er 1933 an <strong>der</strong> Universität Breslau einen<br />
Lehrauftrag für Sozialversicherung, Verwaltungsrecht<br />
und Rechtsgeschichte erhielt.<br />
Er wandte sich nun <strong>der</strong> Erforschung<br />
<strong>der</strong> Rechtsgeschichte Schlesiens und <strong>der</strong><br />
schlesischen Städte, insbeson<strong>der</strong>e Breslaus,<br />
zu, wobei sein Interesse vor allem<br />
den Rechts- und Stadtbüchern galt. Bereits<br />
1934 veröffentlichte er eine Untersuchung<br />
über die Rolandsbil<strong>der</strong>, <strong>der</strong> 1938 eine Studie<br />
über die Stadtrechtsfamilien Schlesiens<br />
folgte. Neben zahlreichen Aufsätzen<br />
begann er ab 1940 eine großangelegte<br />
Edition <strong>der</strong> Magdeburger Schöffen-Sprüche,<br />
die infolge <strong>der</strong> Kriegsereignisse unvollendet<br />
blieb. G. wurde 1937 zum Honorarprofessor<br />
an <strong>der</strong> Universität Breslau ernannt<br />
und übernahm am 1. 10. 1941 die