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G Galen - der Landesbibliothek Oldenburg

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236 Gerhard (Gherd)<br />

provoziert, und daß die Sorge <strong>der</strong> Ostfriesen<br />

vor seinen Absichten berechtigt blieb,<br />

zeigt <strong>der</strong> Vertrag, den er im November<br />

1474 mit dem damals die Stadt Neuß belagernden<br />

und zum Reichsfeind erklärten<br />

Herzog Karl den Kühnen von Burgund einging.<br />

Er verpflichtete den Grafen zur Bereitschaft<br />

für militärische Dienste, zumal<br />

zu umfangreicher Hilfe bei <strong>der</strong> geplanten<br />

Eroberung Frieslands für den Burgun<strong>der</strong>;<br />

er sicherte ihm dafür den Besitz von Mormerland,<br />

Auricherland, Jeverland und die<br />

Ernennung zum burgundischen Gubernator<br />

für ganz Friesland zu. Diese Abmachung<br />

spiegelte Wunschvorstellungen, mit<br />

denen Gerd im Blick auf die friesischen<br />

Lande umging; die Hoffnung, sie verwirklichen<br />

zu können, erstarb mit dem Tode<br />

Karls des Kühnen bei Nancy am 5. 1. 1477.<br />

Unterdessen hatte ein neuerlicher Sieg<br />

über stadtbremische Truppen nahe Gellen<br />

Anfang August 1476 dem Grafen noch einmal<br />

zu einem erträglichen Friedensvertrag<br />

(15. 10. 1476) mit <strong>der</strong> ihn bedrängenden<br />

Koalition verholten. 1481 indes erneuerte<br />

sie - wie<strong>der</strong>um durch aggressives Verhalten<br />

Gerhards provoziert - ihre Offensive.<br />

Die Burg Delmenhorst, sein Raubnest an<br />

<strong>der</strong> Flämischen Straße - inzwischen als<br />

stiftbremisches Lehen im Besitz seines<br />

Neffen Jakob, aber für ihn geöffnet - fiel<br />

nach längerer Belagerung im Januar 1482.<br />

Heinrich von Schwarzburg zog sie und zusätzlich<br />

zu ihrem regionalen Herrschaftsraum<br />

die Lechterseite von Stedingen an<br />

das Bistum Münster, ungeachtet <strong>der</strong><br />

Rechte bzw. Ansprüche des Bremer Erzstiftes.<br />

Angesichts einer für ihn aussichtslos<br />

erscheinenden Entwicklung resignierte<br />

Gerd schließlich. Er verzichtete zugunsten<br />

seiner Söhne Adolf (f 1550) und -►Jo ­<br />

hann (1482-1526) - und wohl von ihnen genötigt<br />

- auf die oldenburgische Landesherrschaft;<br />

sie schlossen am 11. 8. 1482 mit<br />

dem Bischof von Münster Frieden.<br />

Ihr Vater zog sich in ein Kloster - wohl<br />

nach Rastede - zurück. Er konnte sich zuzeiten,<br />

so schon zu Beginn seiner Herrschaftsjahre,<br />

recht rücksichtslos gegen<br />

Geistliche verhalten und gelegentlich<br />

auch sehr robust mit dem Kloster in Rastede<br />

und dessen Besitz umgehen; 1463<br />

ließ er es befestigen, um es militärisch zu<br />

nutzen. Aber er war auch - wie es scheint,<br />

ebenfalls auf jähe Weise, mit lebhaften Anfällen<br />

von Sündenbewußtsein - fromm; er<br />

wallfahrtete zum Heiligen Blut nach Wilsnack,<br />

betete am Schrein <strong>der</strong> Heiligen Drei<br />

Könige in Köln. Seine mehrfach längeren<br />

Aufenthalte in Rastede waren vermutlich<br />

nicht nur weltlich motiviert - wie denn<br />

auch seine zunächst, 1465 und 1467, vergeblichen<br />

und erst 1471 erfolgreichen Versuche,<br />

den wi<strong>der</strong>spenstigen Raste<strong>der</strong> Konvent<br />

für die Bursfel<strong>der</strong> Reform zu gewinnen,<br />

eine Art von religiösem Eifer bekunden,<br />

das Bedürfnis nach einer Gott wohlgefälligeren<br />

Fürbitte <strong>der</strong> Mönche seines<br />

Hausklosters. Doch hielt <strong>der</strong>gleichen frommes<br />

Bemühen nicht kontinuierlich an, hob<br />

es vor allem seine oft genug bedenkenlose<br />

Eigensucht nicht auf, kontrastierte ihr vielleicht<br />

nicht einmal.<br />

Auch nach 1482 vermochte das Kloster<br />

Gerds Trieb zu gewalttätigen Selbstbestätigungen<br />

nicht auf die Dauer zu dämpfen.<br />

Im Mai 1487 erschien er als gewissermaßen<br />

privater Seeräuber auf <strong>der</strong> Elbe; im<br />

Sommer 1488 agierte er, wie<strong>der</strong>um zu<br />

Schiff und gegen hansische Kaufleute, auf<br />

<strong>der</strong> Ostsee. Danach hielt er sich, anscheinend,<br />

über zwei Jahre in Schottland auf,<br />

um dann 1491 noch einmal, jetzt vor <strong>der</strong><br />

flämischen Küste, Unruhe zu stiften. Sicher<br />

trieb ihn dazu noch immer <strong>der</strong> Haß auf die<br />

Hansestädte an - aber zugleich doch auch<br />

ein grundsätzliches, elementares Aktionsbedürfnis,<br />

für das ihm nach 1482 in <strong>Oldenburg</strong>-Delmenhorst<br />

<strong>der</strong> Bewegungsraum<br />

fehlte. Er war seit je auf gewalttätige, kriegerische<br />

Aktionen angelegt, ungehemmt<br />

durch kontinuierliche Selbstkontrolle und<br />

landesherrliche Stetigkeit. Auch riß ihn<br />

<strong>der</strong> Aufstieg seines ältesten Bru<strong>der</strong>s zur<br />

dänischen Königswürde aus den Horizonten<br />

einer durchschnittlichen Grafenexistenz<br />

heraus, spornten ihn eigene kühne<br />

Hoffnungen nach Machtausweitung<br />

(Schleswig-Holstein, Ostfriesland) an. Er<br />

war zupackend, aber manchmal auch verschlagen<br />

in seinen Methoden, dabei spontaner<br />

und kurzatmiger Verhaltensweisen<br />

fähig, ein rücksichtsloses Rauhbein und<br />

wie<strong>der</strong>um auch von reizbarster Ehrempfindlichkeit<br />

- mit Ergebnissen seines Treibens<br />

für <strong>Oldenburg</strong>, die ein zeitgenössischer<br />

Beobachter in die Bemerkung faßt:<br />

„sin lant unde sine armen lude worden in<br />

de grünt vor<strong>der</strong>vet". Dennoch scheint man<br />

in seinem Lande an ihm gehangen zu haben<br />

- wie er ja auch in <strong>der</strong> bäuerlichen Bevölkerung<br />

Nordfrieslands und <strong>der</strong> holsteinischen<br />

Elbmarschen, sicher dank einer<br />

berechnenden, adelsfeindlichen Agitation,

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