G Galen - der Landesbibliothek Oldenburg
G Galen - der Landesbibliothek Oldenburg
G Galen - der Landesbibliothek Oldenburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Gerhard (Gherd) 235<br />
wählte <strong>Oldenburg</strong> und überließ Moritz<br />
Delmenhorst - hielt nur zwei Monate vor.<br />
Der Krieg flammte in wechselseitigem<br />
Raub und Brand neu auf, mit Bestätigung<br />
des oldenburgischen Selbstgefühls durch<br />
den Sieg über einen stadtbremischen Heeresverband<br />
bei Gellenerhörne Ende Juni<br />
1464 („Bremer Taufe"). Zu ihrem plötzlichen,<br />
für Gerd erfolgreichen Ende kam die<br />
blutige Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen den<br />
Brü<strong>der</strong>n, als Moritz im August 1464 an <strong>der</strong><br />
Pest starb. Sein Sohn und Erbe -*• Jakob<br />
(1462 - nach 1483) war damals erst zwei<br />
Jahre alt.<br />
Rückhalt und Hilfe gegen Moritz und dessen<br />
Verbündete hatte Gerd auch bei seinem<br />
ältesten Bru<strong>der</strong>, König Christian von<br />
Dänemark, gefunden - was ihn freilich<br />
1465 und in den Jahren danach nicht hin<strong>der</strong>te,<br />
das Verhältnis auch zu ihm bis zu<br />
bei<strong>der</strong>seitiger Feindschaft zu strapazieren.<br />
Anlaß dazu waren Zahlungsversäumnisse<br />
Christians. Nach dem Tode Adolfs VIII.<br />
hatten ihn die Stände von Schleswig und<br />
von Holstein im März 1460 zum Landesherrn<br />
gewählt; gleichzeitig hatten Moritz<br />
und Gerd, nach Zusage eines finanziellen<br />
Ausgleichs (je 40 000 rheinische Gulden),<br />
auf ihre Ansprüche an das Herrschaftserbe<br />
des Bru<strong>der</strong>s ihrer Mutter verzichtet. Christian<br />
freilich belastete sich wegen des<br />
Herrschaftsgewinns in Schleswig und Holstein<br />
mit weiteren finanziellen Verpflichtungen;<br />
auch investierte er große Mittel in<br />
sein politisches und militärisches Bemühen<br />
um die schwedische Krone. Entsprechend<br />
war er außerstande, die Zahlungsmodalitäten<br />
gegenüber seinen Brü<strong>der</strong>n<br />
einzuhalten. Gerd nutzte seine - auch für<br />
die Erben des Grafen Moritz erhobenen -<br />
For<strong>der</strong>ungen an Christian bzw. an den für<br />
ihn bürgenden Adel in Holstein und<br />
Schleswig, um sich in diesen Territorien<br />
selbst zu etablieren: zunächst, 1465, nur<br />
vorübergehend, seit Sommer 1466 dann im<br />
offensichtlichen Streben nach dauern<strong>der</strong><br />
Landesherrschaft. Er nötigte den zahlungsunfähigen<br />
König, ihn zu seinem<br />
Statthalter in beiden Territorien zu ernennen<br />
(Herbst 1466). Im Frühjahr 1469 verpfändete<br />
ihm Christian gar die landesherrlichen<br />
Rechte über Schleswig, Holstein<br />
und Stormarn. Freilich brachte Gerd den<br />
Adel <strong>der</strong> Lande rasch zu so scharfer Opposition<br />
gegen sich auf, daß <strong>der</strong> König 1470 -<br />
wollte er nicht alle Autorität in Schleswig<br />
und Holstein verspielen - persönlich gegen<br />
den Bru<strong>der</strong> vorgehen mußte. Er lockte<br />
ihn, angeblich zu Verhandlungen, nach<br />
Segeberg; nach dreiwöchiger Haft auf <strong>der</strong><br />
dortigen Burg - eine den Grafen tief erbitternde<br />
Erfahrung - war Gerd bereit, Pfandherrschaft<br />
und Statthalteramt aufzugeben<br />
und das Land zu verlassen. Die Begleichung<br />
seiner Geldfor<strong>der</strong>ungen blieb ihm<br />
freilich zugesichert.<br />
Indes verhielt sich <strong>der</strong> nach <strong>Oldenburg</strong> zurückgezwungene<br />
Graf gegen den König<br />
und vor allem gegen die mit ihm verbündeten<br />
Hansestädte Lübeck und Hamburg<br />
auch weiterhin feindselig. Er hatte es verstanden,<br />
sich in <strong>der</strong> bäuerlichen Bevölkerung<br />
<strong>der</strong> holsteinischen Elbmarschen, in<br />
Nordfriesland und in den Städten Husum<br />
und Flensburg Sympathien zu gewinnen;<br />
wirtschaftliche Interessen - die Sorge vor<br />
<strong>der</strong> hamburgischen Konkurrenz im Getreidehandel<br />
- verbanden sich dabei mit bäuerlichen<br />
Hoffnungen auf gesichertere Freiheit<br />
gegen herrschaftlichen Druck. Voller<br />
Hoffnung auf die Nordfriesen und einen<br />
allgemeineren, auch die Elbmarschen erfassenden<br />
Bauernaufstand landete er im<br />
September 1472 mit bestenfalls 100 Mann<br />
und <strong>der</strong> festen Absicht, die Herrschaft<br />
über Schleswig und Holstein an sich zu<br />
bringen, bei Husum. Das Unternehmen<br />
war - bezeichnend für Gerd - waghalsig,<br />
aber kaum in Ruhe durchdacht. Die Aufstandsbasis<br />
erwies sich bald als brüchig;<br />
König Christian konnte, wirksam unterstützt<br />
auch von Hamburg und Lübeck, ein<br />
den Kräften des Bru<strong>der</strong>s hoch überlegenes<br />
Heer aufbieten. So scheiterte Gerd kläglich;<br />
er floh zurück nach <strong>Oldenburg</strong>.<br />
Inzwischen hatte <strong>der</strong> Graf 1471 einen<br />
ersten kriegerischen Konflikt gegen den<br />
mit <strong>der</strong> Stadt Bremen verbündeten Administrator<br />
des Erzstiftes Bremen, Heinrich<br />
von Schwarzburg, Bischof von Münster,<br />
um den Besitz von Delmenhorst zu bestehen<br />
gehabt. Der Bischof rechtfertigte seinen<br />
- vorerst vergeblichen - Zugriff auf<br />
diese Burg und die an ihr haftenden Herrschaftsrechte<br />
mit den seit Nikolaus von<br />
Delmenhorst bestehenden stiftbremischen<br />
Ansprüchen auf sie. Die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
flammte 1474 wie<strong>der</strong> auf - jetzt mit<br />
erweiterter, auch Lübeck und Hamburg<br />
und die Häuptlinge des östlichen Friesland<br />
einbeziehen<strong>der</strong> Allianz gegen den<br />
<strong>Oldenburg</strong>er Grafen. Gerd hatte seine<br />
Gegner alle, sei es durch Raub auf den<br />
Straßen, sei es durch Expansionsdrang,