G Galen - der Landesbibliothek Oldenburg
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Gerhard (Gherd) 233<br />
wand aus seiner Wohnung und feuerten<br />
fünf Schüsse auf ihn ab. Als erstes Opfer<br />
des nationalsozialistischen Regimes in<br />
<strong>Oldenburg</strong> erlag er zwei Tage später diesen<br />
Verletzungen. Obwohl die Polizei die<br />
Täter ermitteln und festnehmen konnte,<br />
wurden sie bereits am 17. 3. 1933 auf Veranlassung<br />
des Staatsministeriums wie<strong>der</strong><br />
freigelassen, „da die Tat im Kampf für die<br />
nationale Erhebung . . . begangen" wurde.<br />
Erst im Juni 1947 brachte schließlich vor<br />
dem Landgericht <strong>Oldenburg</strong> ein Prozeß, in<br />
dem <strong>der</strong> Hauptschuldige 15 Jahre Zuchthaus<br />
erhielt, späte Sühne.<br />
L:<br />
Klaus Schaap, Die Endphase <strong>der</strong> Weimarer Republik<br />
im Freistaat <strong>Oldenburg</strong> 1928-1933, Düsseldorf<br />
1978; <strong>der</strong>s., <strong>Oldenburg</strong>s Weg ins<br />
„Dritte Reich", <strong>Oldenburg</strong> 1983; Jens Luge,<br />
Konflikte in <strong>der</strong> regionalen Strafrechtspflege<br />
1932-1945, in: 175 Oberlandesgericht <strong>Oldenburg</strong>.<br />
Festschrift, Köln 1989, S. 217-251.<br />
Peter Haupt<br />
Gerhard I.r Erzbischof von Bremen, * vor<br />
1167, i 13. 8. 1219 Frankfurt a. M.<br />
Gerhard war <strong>der</strong> wohl zweite Sohn Graf -►<br />
Heinrichs I. (f 1167), des Begrün<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />
Wildeshauser Linie des <strong>Oldenburg</strong>er Grafenhauses,<br />
und <strong>der</strong> Salome von Gel<strong>der</strong>n-<br />
Zütphen. Offensichtlich von vornherein für<br />
eine Karriere im geistlichen Stande bestimmt,<br />
wurde er 1191 zum Bischof von Osnabrück<br />
gewählt: ein Beispiel für das um<br />
1200 durchaus intensive Bestreben gerade<br />
<strong>der</strong> in Wildeshausen residierenden <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Grafen, bei relativ begrenztem<br />
weltlichen Herrschaftsbesitz hochadlige<br />
Selbstbestätigung über den Gewinn geistlicher<br />
Herrschaftsämter für Angehörige<br />
ihres Hauses zu suchen. Gerhards jüngerer<br />
Bru<strong>der</strong> Otto war von 1203 bis zu seinem<br />
Tode 1218 Bischof von Münster, sein<br />
Neffe -*• Wilbrand (vor 1180-1233), Sohn —<br />
Heinrichs II. (f 1198) von Wildeshausen,<br />
1225 bis 1227 Bischof von Pa<strong>der</strong>born, 1227<br />
bis 1233 Bischof von Utrecht.<br />
Gerhard wurde 1210 auf Betreiben Papst<br />
Innozenz III. von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Bremer<br />
Bischofswähler zum Erzbischof von Hamburg/Bremen<br />
gewählt. Seine Wahl sollte<br />
das seit 1208 - vor dem Hintergrund des<br />
Thronstreites zwischen Staufern und Welfen<br />
- bestehende Schisma in <strong>der</strong> Bremer<br />
Kirche beenden. Gerhard hatte als Bischof<br />
von Osnabrück staufische Gesinnung bewiesen;<br />
entsprechend mußte er den Weifengegnern<br />
im Bremer Erzstift akzeptabel<br />
sein, nachdem <strong>der</strong> schon Ende 1207 gewählte<br />
Konkurrent um das erzbischöfliche<br />
Amt, Waldemar (Bischof von Schleswig),<br />
sich <strong>der</strong> welfischen Position angenähert<br />
hatte. Der Papst erlaubte Gerhard, auch<br />
nach seiner Wahl zum Bremer Erzbischof<br />
vorerst weiterhin als Bischof von Osnabrück<br />
zu amtieren - eine Absicherung, die<br />
Gerhard wohl für geboten hielt. Denn<br />
Waldemar - seit 1211 offen von Kaiser Otto<br />
IV. unterstützt - vermochte sich dank welfischer<br />
Hilfe trotz Papstbann in <strong>der</strong> Stadt<br />
Bremen und großen Teilen des Erzstiftes<br />
zu behaupten. Die Nie<strong>der</strong>lage Ottos IV.<br />
gegen Frankreich (Schlacht bei Bouvines,<br />
1214) und <strong>der</strong> zunehmende Erfolg Friedrichs<br />
II. im seit 1211 erneuerten staufischwelfischen<br />
Thronstreit wirkten sich dann<br />
freilich zugunsten Gerhards aus. Im Sommer<br />
1215 bezeichnete er sich noch immer<br />
nur als Bischof von Osnabrück: ein Zeugnis<br />
seiner Vorsicht. Aber 1216 schwenkten<br />
die Stedinger - die zuvor, wohl auch wegen<br />
ihrer Vorbehalte gegen den Angehörigen<br />
des <strong>Oldenburg</strong>er Grafenhauses, zu<br />
Waldemar gehalten hatten - auf die Seite<br />
Gerhards über. Vermutlich hat er ihnen<br />
diese Wende, die seine Position deutlich<br />
verbessern mußte, mit Freiheitsbestätigungen<br />
gelohnt. 1217 öffnete sich ihm endlich<br />
auch die bis dahin zu Waldemar stehende<br />
Stadt Bremen. Gerhard blieben danach<br />
noch zwei Jahre praktisch unbestrittener<br />
Amtswahrnahme als Erzbischof. Er starb<br />
im August 1219, als er sich während eines<br />
Reichstags in Frankfurt aufhielt.<br />
L:<br />
ADB, Bd. 8, 1878, S. 733-734; Otto Heinrich<br />
May (Bearb.), Regesten <strong>der</strong> Erzbischöfe von<br />
Bremen, Bd. 1, Hannover/Bremen 1937; Georg<br />
Dehio, Geschichte des Erzbistums Hamburg-<br />
Bremen bis zum Ausgang <strong>der</strong> Mission, Bd. 2,<br />
Berlin 1877; Günter Glaeske, Die Erzbischöfe<br />
von Hamburg-Bremen als Reichsfürsten (937-<br />
1258), Hildesheim 1962.<br />
Heinrich Schmidt<br />
Gerhard (Gherd) „<strong>der</strong> Mutige", Graf zu<br />
<strong>Oldenburg</strong> und Delmenhorst, * 1430 o<strong>der</strong><br />
1431, i 22. 2. 1500, vermutlich Pont St.<br />
Esprit (Languedoc).<br />
Gerhard - die wohl auffälligste, bekannteste,<br />
aber auch fragwürdigste Grafengestalt