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Modellbasierte Anforderungsspezifikation sicherheitskritischer ...

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zen, wenn die Arbeitsschritte durch den Prozess so gesteuert werden, dass möglichst schnell ein<br />

hinreichender Modell-Reifegrad erreicht wird.<br />

Ein geeignetes Vorgehensmodell muss somit:<br />

• eine schrittweise Anreicherung des Modells mit Informationen ermöglichen<br />

• schnell und flexibel auf Modifikationen reagieren können<br />

• möglichst früh eine Modellausführung ermöglichen<br />

Diese Anforderungen grenzen die Menge möglicher Vorgehensmodelle ein und legen den Fokus<br />

auf iterativ-inkrementelle, flexible Methodiken.<br />

6.1.2. Auswahl des Vorgehensmodells<br />

Basierend auf den im vorherigen Abschnitt beschriebenen Anforderungen sollen im Folgenden<br />

verschiedene Arten von Vorgehensmodellen vorgestellt und auf ihre Eigenschaften hin untersucht<br />

werden. Das nahe liegendste Vorgehensmodell für sicherheitskritische Systeme und insbesondere<br />

für Systeme im Bahnbereich ist das V-Modell [KBS06], das in der DIN EN 50126<br />

[EN50126, S. 26] für die Beschreibung des Lebenszyklus eines Systems verwendet wird. Daher<br />

liegt es nahe, dieses Vorgehensmodell auch für die Erstellung der vorgelagerten <strong>Anforderungsspezifikation</strong><br />

zu verwenden. Das V-Modell basiert auf der schrittweisen Verfeinerung eines Entwurfs<br />

von den groben Systemanforderungen bis hin zum Coding der Software und dem ebenso<br />

schrittweisen Validieren des Systems vom Code über die einzelnen Module bis hin zum Gesamtsystem.<br />

In der Urform, in der die beiden Schenkel des V jeweils nur einmal für das gesamte zu<br />

entwickelnde System durchlaufen werden, ähnelt das V-Modell dem Wasserfallmodell [ROY70]<br />

und übernimmt damit auch dessen Probleme:<br />

• Der gesamte Funktionsumfang muss auf einmal implementiert werden<br />

• Der Prozess ist wegen seiner Linearität unflexibel, da Änderungen in Artefakten einer späteren<br />

Phase nicht einfach auf Artefakte früherer Phasen zurückübertragen werden können.<br />

• Ausführen und Testen der erstellten Artefakte ist erst in sehr späten Phasen möglich<br />

• Fehler werden somit sehr spät erkannt<br />

Bereits der erste Punkt disqualifiziert dieses Vorgehensmodell für die Erstellung von <strong>Anforderungsspezifikation</strong>en,<br />

da dort naturgemäß niemals alle Informationen von Anfang an und auf<br />

einmal verarbeitet werden können.<br />

Aus den genannten Gründen wird dieses Vorgehensmodell auch bei der Systementwicklung kritisch<br />

gesehen. Dies führte zur Entstehung neuer Ansätze, wie beispielsweise dem Spiralmodell<br />

von Boehm [BOE88], das eine inkrementelle Entwicklung eines Systems erlaubt. Dabei werden<br />

die Entwicklungsphasen nicht einmal für das Gesamtsystem, sondern mehrfach für kleine<br />

Untereinheiten des Gesamtsystems durchlaufen. Nach jedem Durchlauf wird das Ergebnis evaluiert<br />

und daraus Schlüsse für die Bearbeitung des nächsten Inkrements gezogen. Wie Cockburn<br />

in [COC93] beschreibt, müssen sich Spiralmodell und V-Modell dabei nicht zwangsweise ausschließen.<br />

Vielmehr kann ein inkrementeller Prozess als eine Abfolge vieler „kleiner” V-Prozesse<br />

verstanden werden, die pro Inkrement jeweils einen Teil des Systems implementieren.<br />

Aus dem grundlegenden Spiralmodell wurden mittlerweile zahlreiche iterativ-inkrementelle Software-<br />

und Systementwicklungsprozesse abgeleitet. Diese stellen die einzelnen Spiraldurchläufe<br />

als wiederholte, lineare Durchläufe durch die gleichen Prozessschritte dar. Beispiele dafür sind<br />

der Rational Unified Process (RUP) [RUP98], der Object Engineering Process (OEP) [OSK06]<br />

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