Modellbasierte Anforderungsspezifikation sicherheitskritischer ...
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Zustandsautomaten beschrieben werden kann. Die zunächst universellen Relaisgruppen werden<br />
dann bei der Verwendung in einem konkreten Stellwerk durch Codierstecker konfiguriert, z.B.<br />
zur Definition der zulässigen Abzweiggeschwindigkeit von Weichen. Dies entspricht dem Setzen<br />
von initialen Attributswerten im Konstruktur von Software-Klassen. Zur Abbildung des realen<br />
Gleisplans werden die einzelnen Relaisgruppen im Stellwerk durch standardisierte Spurkabel<br />
entsprechend der äußeren Topologie miteinander verbunden, über die sie auf Basis einfacher<br />
Stromflüsse Informationen austauschen. Dies entspricht der Kommunikation unabhängiger Objekte<br />
über Nachrichten, wie sie beispielsweise in Sequenzdiagrammen der UML dargestellt wird.<br />
Wie dieses Beispiel zeigt, haben sich die Grundgedanken objektorientierter Konzepte im Eisenbahnwesen<br />
sehr früh herausgebildet, weil sie die Charakteristik dieser Fachdomäne gut erfassen.<br />
Um von Fachexperten akzeptiert zu werden, liegt es nahe, dass ein Beschreibungsmittel für die<br />
Spezifikation eisenbahntechnischer Systeme daher ebenfalls diesen Ansatz unterstützen sollte.<br />
Diese Erkenntnis findet sich auch in anderen Veröffentlichung, beispielsweise in [ARG00].<br />
5.1.1.4. Sonstige Anforderungen und Zusammenfassung<br />
Neben den inhaltlichen und strukturellen Anforderungen existieren noch weitere Randbedingungen<br />
für das Beschreibungsmittel, die im folgenden hergeleitet werden. Sie beziehen sich<br />
nicht direkt auf die <strong>Anforderungsspezifikation</strong>, sondern vielmehr auf deren Erstellungsprozess<br />
und die Integration in den weiteren Systemlebenszyklus. Diese Anforderungen sind:<br />
• Anwendbarkeit des Beschreibungsmittels durch die Zielgruppe - <strong>Anforderungsspezifikation</strong>en<br />
sollten direkt von den Fachexperten für das jeweilige System erstellt werden. Daher<br />
muss ein Beschreibungsmittel derart gewählt werden, dass es - eventuell nach einer angemessenen<br />
Trainingsphase - von diesen Fachexperten direkt verwendet werden kann.<br />
Dies setzt voraus, dass das Beschreibungsmittel in seiner grundlegenden Charakteristik<br />
der Denk- und Kommunikationsweise der Fachexperten möglichst nahe kommt.<br />
• Gute Unterstützung durch Werkzeuge - für das Beschreibungsmittel muss eine solide Unterstützung<br />
durch Werkzeuge existieren. Diese muss zudem alle Anforderungen für einen<br />
Produktiveinsatz hinsichtlich Funktionsumfang, Stabilität und Einbindung in die sonstige<br />
Prozess- und Werkzeuglandschaft beim Anwender erfüllen. Idealerweise wird das Beschreibungsmittel<br />
zudem durch eine unabhängige Organisation gepflegt und weiterentwickelt.<br />
• Integration des Beschreibungsmittels in den weiteren Prozess - die Erstellung der Systemanforderungsspezifikation<br />
steht ganz am Anfang des Systemlebenszyklus. Auf ihr bauen<br />
alle weiteren Schritte von der Systementwicklung über die Inbetriebnahme des Systems,<br />
dessen Modifikation bis hin zur Außerbetriebnahme auf. Daher sollte ein Beschreibungsmittel<br />
gewählt werden, das auch in allen weiteren Lebenszyklusphasen ohne Brüche<br />
angewendet werden kann.<br />
• Eignung für die Fachdomäne des Eisenbahnwesens - das Beschreibungsmittel muss für die<br />
typischen Charakteristiken von Aufgabenstellungen im Eisenbahnwesen geeignet sein. Wie<br />
in Abschnitt 5.1.1.3 dargelegt, bietet sich dabei ein objektorientierter Ansatz an. Diesen<br />
muss das Beschreibungsmittel unterstützen.<br />
• Schnittstellen zu formalen Test- und Verifikationstechniken - für eine möglichst fehlerfreie<br />
<strong>Anforderungsspezifikation</strong> bietet es sich an, deren Inhalt durch Test- und/oder Verifikationsverfahren<br />
auf Fehler, Inkonsistenzen und Unvollständigkeiten zu prüfen. Das gewählte<br />
Beschreibungsmittel soll eine Nutzung dieser Technologien prinzipiell ermöglichen.<br />
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