Modellbasierte Anforderungsspezifikation sicherheitskritischer ...
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5.1.1.3. Objektorientierung im Eisenbahnwesen<br />
In Abschnitt 4.1 wurde festgelegt, dass das Konzept zur Anfoderungsspezifikation auf Systeme<br />
ausgelegt werden soll, die sich einer objektorientierten Betrachtung unterziehen lassen. In<br />
diesem Unterkapitel wird an einem Beispiel gezeigt, dass im Bereich des Eisenbahnwesens der<br />
objektorientierte Ansatz zur Beschreibung von reaktiven Systemen gut geeignet und bereits seit<br />
längerer Zeit etabliert ist. Betrachtungsgegenstand dieses Beispiels sind Relaisstellwerke, die auf<br />
dem so genannten Spurplanprinzip basieren. Dabei handelt es sich um eine prinzipielle Möglichkeit<br />
zur Abbildung der Aussenanlage einer Betriebsstelle in der Stellwerkslogik. Die Stellwerkslogik<br />
ist dabei<br />
„[die] zusammenfassende Bezeichnung aller Komponenten eines Stellwerks, die<br />
für das Sichern der Fahrwege [. . . ] durch Fahrstraßen erforderlich sind.” [NAP04, S.<br />
82 ff.]<br />
Nach [PAC04, S. 132] handelt es sich beim Spurplanprinzip um eine geografisch orientierte<br />
Fahrstraßenlogik, bei der die physisch vorhandenen Außenelemente einer Betriebsstelle - z.B.<br />
Weichen, Gleissperren, Signale und Gleisabschnitte - in der Sicherungslogik als eigenständige<br />
Elemente aufgefasst werden. Sie sind entsprechend der realen Gleistopologie miteinander verbunden.<br />
Diese Abbildung der physischen Elemente zeigt Abbildung 5.2 für ein einfaches Gleisplanbeispiel.<br />
Abbildung 5.2.: Abbildung einer physischen Gleistopologie im Spurplan (nach [PAC04] und<br />
[LOR97])<br />
Die technische Umsetzung dieses Prinzip erinnert auffallend an die Paradigmen der objektorientierten<br />
Programmierung, obwohl die ersten auf Basis dieses Konzeptes realisierten Stellwerke<br />
bereits in den 1960er Jahren in Betrieb gingen, also weit vor der Einführung objektorientierter<br />
Methoden in der Informatik. Diese Stellwerke basieren auf einheitlichen Relaisgruppen für jede<br />
Art von abzubildenden Außenelementen. Es existieren beispielsweise Relaisgruppen für verschiedene<br />
Arten von Weichen, für Signale und Gleiselemente. Alle Relaisgruppen der gleichen<br />
Art sind identisch und ähneln somit dem Klassenbegriff der objektorientierten Methoden. Die<br />
bei den Relaisgruppen durch entsprechende elektrische Schaltungen definierte innere Funktionalität<br />
entspricht dabei dem Verhalten dieser Klassen, wie es bei Software beispielsweise durch<br />
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