Modellbasierte Anforderungsspezifikation sicherheitskritischer ...
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der natürlichen Sprache erhöhten Schulungs- und Einarbeitungsaufwand<br />
• Der höhere Grad an Formalismus und die Test- und Verifikationsphasen zwingen den Bearbeiter<br />
zu einer höheren Präzision und vergrößert durch den Zwang zu expliziten Systembeschreibungen<br />
den Arbeitsaufwand.<br />
Durch Betrachtung der Folgekosten von Fehlern (siehe Abbildung 2.1) lässt sich dieses Argument<br />
jedoch durch die folgenden theoretischen Überlegungen entkräften: Zwar wird der Aufwand zu<br />
Beginn des Lebenszyklus eines Systems höher, die zu erwartende Qualitätsverbesserung der <strong>Anforderungsspezifikation</strong><br />
führt aber potenziell zu weniger Fehlern in späteren Phasen, die dort<br />
durch ungleich höhere Aufwände wieder korrigiert werden müssten. Bildlich ausgedrückt besteht<br />
die Hoffnung, dass sich der Aufwand, der in frühen Lebenszyklusphasen investiert wird,<br />
sich in späteren Lebenszyklusphasen mit Zins und Zinseszins wieder auszahlt 2 . Dennoch wird<br />
sich ein neues Vorgehen bei der <strong>Anforderungsspezifikation</strong> nur dann durchsetzen, wenn es sich<br />
praktikabel einsetzten lässt. Und dies ist nur dann der Fall, wenn ein Beschreibungsmittel und<br />
ein Prozessmodell geeignet kombiniert werden. Im Rahmen dieser Arbeit wird dies erstmalig für<br />
<strong>Anforderungsspezifikation</strong>en im Eisenbahnwesen beschrieben.<br />
Abbildung 4.2.: Konkrete Umsetzung des BMW-Konzeptes<br />
Das verwendete Prozessmodell wird dabei aus einem geeigneten, allgemeinen Vorgehensmodell<br />
abgeleitet. Berücksichtigt werden muss dabei, dass sich die Erstellung einer <strong>Anforderungsspezifikation</strong><br />
deutlich von der Entwicklung eines Systems unterscheidet. Im Rahmen dieser Arbeit<br />
geschieht dies durch die Wahl eines möglichst flexiblen Vorgehensmodells (dynamischer,<br />
iterativ-inkrementeller Ansatz), das zudem durch eine Aufgabenorientierung an die bei der <strong>Anforderungsspezifikation</strong><br />
nur allmählich wachsende Informationsdichte angepasst wird. Der Fokus<br />
des Prozesses liegt insgesamt auf der möglichst frühen Ausführbarkeit und Prüfbarkeit der<br />
<strong>Anforderungsspezifikation</strong>. Weiterhin sind in die Prozessbeschreibung Angaben zur Durchführung<br />
von Test- und Verifikationsläufen integriert. Letztere sind auf Grund bestimmter genereller<br />
Probleme und der daraus resultierenden momentanen Praxisuntauglichkeit im Rahmen dieser<br />
Arbeit nur als Platzhalter für zukünftige wissenschaftliche und technische Entwicklungen anzusehen.<br />
Dennoch wird bereits durch die Testverfahren eine weitaus intensivere Prüfung des<br />
spezifizierten Verhaltens möglich, wodurch sich ein deutlicher Vorteil gegenüber textlichen <strong>Anforderungsspezifikation</strong>en<br />
ergibt. Ergebnis ist ein in vier Phasen gegliederter Prozess, der durch<br />
die entsprechende Verwendung von acht Subprozessen und einem iterativ-inkrementellen Prozessablauf<br />
eine schrittweise Erstellung des funktionalen Modells erlaubt und dieses nach und<br />
nach mit Informationen anreichert.<br />
2 Diese theoretische Vermutung müsste nach Einführung eines solchen Konzepts empirisch untersucht werden. Eine<br />
solche Analyse bietet Raum für interessante weitere Forschungsarbeiten.<br />
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