Modellbasierte Anforderungsspezifikation sicherheitskritischer ...
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• Die zweite Unterklasse umfasst funktional komplexere Systeme, die ereignisgesteuert logikund<br />
zustandsorientierte Aufgabenstellungen bearbeiten, auf eher solide ausgestatteten<br />
Hardwareplattformen ablaufen und besser kontrollierbaren Umgebungsbedingungen ausgesetzt<br />
sind. Dieser Unterklasse lassen sich beispielsweise abgesetzte Steuerungssysteme<br />
für elektrisch ortsbediente Weichen und Bahnübergangsicherungsanlagen, abgrenzbare<br />
Komponenten der Stellwerkstechnik (wie etwa Achszählrechner) sowie rechnergesteuerte<br />
Komponenten der Fahrzeugtechnik, wie Türsteuerungs- und Zugbeeinflussungssysteme<br />
zuordnen.<br />
• Die dritte Klasse umfasst hochvernetzte, sehr komplexe Systemverbünde, die aus zahlreichen<br />
Subsystemen bestehen und verschiedenste Aufgaben parallel und verteilt abarbeiten<br />
und dabei stark unterschiedliche Sicherheitsniveaus umfassen. Zu dieser Kategorie gehören<br />
komplexe elektronische Stellwerke, umfangreiche Systeme zur Betriebsführung - wie<br />
beispielsweise Dispositions- und Zuglenksysteme - sowie komplette Fahrzeugsteuersysteme<br />
inklusive fahrzeugübergreifender Zugbusse.<br />
Systeme der ersten Unterklasse nehmen durch ihre speziellen Eigenschaften, wie die starke Fokussierung<br />
auf algorithmische Fragestellungen und nicht-funktionale Anforderungen wie Ausführungszeiten<br />
und Perfomance, eine Sonderstellung ein. Diese erschwert eine gemeinsame Betrachtung<br />
mit den Systemen der beiden anderen Unterklassen. Daher wird für den Rahmen<br />
dieser Arbeit festgelegt, dass Systeme der ersten Unterklasse nicht im Fokus des im Folgenden<br />
entwickelten Konzeptes stehen und somit die Beschreibungsmittel und Prozessabläufe nicht auf<br />
deren Besonderheiten abgestimmt werden. Vielmehr soll das Konzept so ausgestaltet werden,<br />
dass typische Anforderungen für Systeme der zweiten Unterklasse gut beschrieben werden können.<br />
Zusammenfassend lassen sich die Eigenschaften von Systemen, auf die das im Rahmen<br />
dieser Arbeit beschriebene Verfahren abgestimmt werden soll, somit folgendermaßen definieren:<br />
• keine rein algorithmische oder signalverarbeitende, sondern reaktive oder service-orientierte<br />
Funktionalität<br />
• überwiegend funktionale Anforderungen und weniger nicht-funktionalen Anforderungen<br />
• geeignet für eine objektorientierte Strukturbeschreibung<br />
Das Konzept soll jedoch auch für die Beschreibung von Anforderungen für Systeme aus der<br />
dritten Unterklasse geeignet sein. Dazu sollen Möglichkeiten bereitgestellt werden, die hohe<br />
Komplexität der Systeme dieser Kategorie hierarchisch in Subsysteme herunterzubrechen, so<br />
dass diese den Systemen der zweiten Unterkategorie entsprechen.<br />
4.2. Konzeptbestandteile<br />
Wie in Abschnitt 5.1.1.5 detailliert gezeigt werden wird, ist ein Kernelement für die Erreichung<br />
der genannten Ziele die Verwendung semi-formaler, objektorientiert-modellbasierter Beschreibungsmittel.<br />
Für die Zwecke der <strong>Anforderungsspezifikation</strong> im Eisenbahnwesen ist dabei vor<br />
allem die Systems Modeling Language (SysML) geeignet.<br />
Damit führt diese Arbeit frühere Arbeiten - wie beispielsweise die Dissertation von Arabestani<br />
[ARA05] - fort, in der erstmalig semi-formale Beschreibungsmittel wie die UML als grafischer<br />
Überbau für eine formale Semantik verwendet wurden. Dabei lag der Fokus der Betrachtungen<br />
jedoch eher auf der formalen Fundierung des Beschreibungsmittels an sich. Der Schwerpunkt<br />
dieser Arbeit liegt hingegen auf der Entwicklung eines Gesamtkonzeptes, das eine praxistaugliche<br />
Anwendung der Beschreibungsmittel und deren Integration in ein Prozessmodell umfasst.<br />
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