Modellbasierte Anforderungsspezifikation sicherheitskritischer ...
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3.1.2. Momentane Praxis in der Systementwicklung<br />
Nachdem im vorherigen Unterkapitel einige Beschreibungsmittel vorgestellt wurden, wird im<br />
Folgenden ein Überblick über die momentane Praxis bei der Software- und Systementwicklung<br />
gegeben, wobei insbesondere auf die Verwendung der zuvor aufgeführten Beschreibungsmittel<br />
eingegangen wird. Dieser Überblick kann im Rahmen dieser Arbeit nicht wissenschaftlichcharakterisierend<br />
sein und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, soll aber aufzeigen, welche<br />
Einflussgrößen die Prozesse der Systementwicklung in den letzten Jahren geprägt haben.<br />
Der Begriff „Systementwicklung” umfasst in diesem Kontext alle Vorgänge, die auf Seiten eines<br />
Herstellers oder Lieferanten ablaufen, um aus einer <strong>Anforderungsspezifikation</strong> ein fertiges<br />
Produkt zu entwickeln.<br />
In dieser Lebenszyklusphase zeichnet sich seit einigen Jahren ein Trend hin zu semi-formalen,<br />
objektorientiert-modellbasierten Ansätzen ab. Grund dafür sind zum einen die in vielen Anwendungsbereichen<br />
positiven Erfahrungen mit der objektorientierten Analyse (OOA) und dem<br />
objektorientierten Design (OOD) 3 . Zum anderen empfehlen zahlreiche Fachnormen, wie beispielsweise<br />
das CENELEC-Normenwerk für Bahnsysteme oder diverse militärische Standards<br />
[MOD55] die Anwendung formaler bzw. semi-formaler Beschreibungsmittel oder schreiben diese<br />
verbindlich vor. Zusätzlich erfordern einige dieser Normen auch die Einhaltung bestimmter<br />
Entwicklungsprozesse, weswegen es bei der Systementwicklung schon vor längerer Zeit nötig<br />
war, Beschreibungsmittel und Methoden zu integrieren. Im diesem Bereich werden daher<br />
zusammen mit den Beschreibungsmitteln häufig auch gut strukturierte Vorgehensweisen und<br />
Prozesse eingesetzt (siehe auch Abschnitt 6.1.2), so z.B. der Rational Unified Process (RUP)<br />
[RUP98] und der Object Engineering Process (OEP) [OSK06] oder verschiedene Varianten des<br />
V-Modells [KBS06]. Neuerdings werden auch vermehrt agile Entwicklungsmethoden verwendet,<br />
beispielsweise aus der Familie der Crystal Methodologies, die unter anderem in [COC01]<br />
beschrieben werden. Diese Integration von Beschreibungsmitteln, Methoden und Werkzeugen<br />
wird von Schnieder in [SCN99] mit dem treffenden Begriff „BMW-Prinzip” bezeichnet. Die Kernaussage<br />
dieses Prinzips ist dabei, dass für eine effektive Systembeschreibung das Zusammenwirken<br />
eines geeigneten Beschreibungsmittels (B), dessen Unterstützung durch Werkzeuge (W)<br />
und ein zielgerichtetes Vorgehen in Form einer Methode (M) erforderlich sind. Grafisch lässt<br />
sich dieses Prinzip gut durch ineinandergreifende Puzzleteile verdeutlichen (siehe Abbildung<br />
3.2), wobei jedes einzelne Teil eine Komponente des BMW-Prinzips repräsentiert.<br />
Abbildung 3.2.: BMW-Prinzip<br />
Insgesamt ist bei der Entwicklung <strong>sicherheitskritischer</strong>, software-lastiger Systeme festzustellen,<br />
dass - bezogen auf den Zeitrahmen und den Gesamtumfang eines Projektes - immer mehr<br />
Aspekte dem objekt-orientierten, modellbasierte Paradigma unterworfen werden. Knollmann<br />
beschreibt in [KNO07] beispielsweise ein durchgängiges Verfahren zur Integration von System-<br />
3 Wobei objektorientierte Methoden insgesamt nicht frei von Kritik sind und auch nicht in allen Anwendungsfällen<br />
eine sinnvolle Wahl darstellen müssen. Sie haben sich aber - ausgehend von der Programmierung grafischer<br />
Benutzeroberflächen - in vielen Bereichen des Software-Engineering etabliert.<br />
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