Mobbing: Risikofaktor für eine gesunde Gesellschaft - Bkjpp
Mobbing: Risikofaktor für eine gesunde Gesellschaft - Bkjpp
Mobbing: Risikofaktor für eine gesunde Gesellschaft - Bkjpp
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 1
<strong>Mobbing</strong>:<br />
<strong>Risikofaktor</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong><br />
<strong>gesunde</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Dr. Christa Schaff<br />
Fachärztin <strong>für</strong> Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie,<br />
Psychosomatische Medizin, Nervenheilkunde, Psychoanalyse<br />
Stuttgart 23.11.2009<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 2
Lisa, 5 Jahre<br />
So sehe ich innen aus… und so außen<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 3
Robert, 11 Jahre alt<br />
„Mama, danke, dass Du mich in die Tagesklinik<br />
geschickt hast, sonst wäre ich jetzt schon tot“<br />
© Maria.P. - Fotolia.com<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 4
Was ist Gesundheit?<br />
Definition der WHO:<br />
Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen , geistigen und<br />
sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit<br />
und Gebrechen.<br />
Gesundheit ist die Fähigkeit zur Problemlösung und<br />
Gefühlsregulierung durch die ein positives seelisches und<br />
körperliches Befinden – insbesondere ein positives<br />
Selbstwertgefühl – und ein unterstützendes Netzwerk sozialer<br />
Beziehungen erhalten oder wieder hergestellt wird. (Hurrelmann,<br />
wikipedia.de)<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 5
UN-Kinderrechtskonvention<br />
� Kinder haben ein Recht darauf, ohne <strong>Mobbing</strong> groß zu werden:<br />
� (Artikel 19) Kein Kind darf geschlagen oder auf andere Weise<br />
schlecht behandelt werden. Kinder haben ein Recht darauf, in<br />
<strong>eine</strong>m Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen und ihre Fähigkeiten<br />
entfalten können, aufzuwachsen.<br />
� (Artikel 29) Kinder haben ein Recht auf eigene Meinung. Die<br />
Erwachsenen müssen ihnen zuhören und sie ernst nehmen.<br />
� (Artikel 36) Erwachsene, die Verantwortung <strong>für</strong> Kinder<br />
übernehmen, müssen sich <strong>für</strong> das Wohl der Kinder einsetzen.<br />
� (Artikel 23) Behinderte Kinder haben ein Recht auf Integration. Es<br />
muss ihnen die Möglichkeit gewährt werden, mit<br />
Nichtbehinderten zusammen zu sein.<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 6
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 7<br />
©<br />
bilderbox - Fotolia.com
Was ist <strong>Mobbing</strong> (Bullying)?<br />
� <strong>Mobbing</strong> verletzt die emotionale, soziale (und körperliche)<br />
Gesundheit <strong>eine</strong>s Menschen<br />
� <strong>Mobbing</strong> ist Ausdruck gestörter Kommunikation und ein<br />
interpersoneller Prozess in der sozialen Gruppe, der zu<br />
Verhaltensänderungen, Krankheitssymptomen und Krankheiten bei<br />
den Beteiligten führen kann<br />
� <strong>Mobbing</strong> selbst ist k<strong>eine</strong> Krankheit<br />
� <strong>Mobbing</strong> ist ein vorsätzlicher und heimtückischer Angriff auf das<br />
soziale Ansehen und die seelische Gesundheit der Zielperson<br />
(aus „Berlin-Brandenburg Anti-<strong>Mobbing</strong>-Fibel“ zitiert nach Focus Nr.20 (2009))<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 8
Definition (nach Jannan 2009 )<br />
Folgende 4 Kennzeichen sollen gleichzeitig zutreffen:<br />
� Kräfteungleichgewicht:<br />
Das <strong>Mobbing</strong>- Opfer steht immer allein<br />
<strong>eine</strong>m oder mehreren Mobbern und deren<br />
Mitläufern gegenüber<br />
� Häufigkeit: Übergriffe auf das Opfer mindestens<br />
einmal pro Woche<br />
� Dauer: Die Übergriffe erfolgen über Wochen oder<br />
Monate<br />
� Konfliktlösung: Das Opfer kann das <strong>Mobbing</strong> nicht allein<br />
beenden, das geht nur mit Hilfe von außen<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 9
Formen von <strong>Mobbing</strong>:<br />
� Am häufigsten wird mit Worten schikaniert:<br />
� beschimpfen, beleidigen, Gerüchte verbreiten, schlecht machen,<br />
ausgrenzen, anschreien, herumkommandieren, mit Worten sexuell<br />
belästigen, einschüchtern, bedrohen usw.<br />
� „Worte können Wunden schlagen, gegen die kein Pflaster hilft“<br />
(Zimmermann 1999,S.1, zitiert nach Jannan s.o.)<br />
� Indirekte Verletzungen:<br />
� Konstanter Ausschluss aus der Gruppe, z.B. Schulweg,<br />
Sportunterricht, Lernhilfen, Geburtstagen etc.<br />
� Körperliche Gewalt:<br />
� Sachen wegnehmen, verstecken, anrempeln, schlagen, treten,<br />
kratzen, spucken, einsperren usw.<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 10
© bilderbox - Fotolia.com<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 11
<strong>Mobbing</strong> als Gruppenprozess<br />
� Es handelt sich um <strong>eine</strong>n unbewussten, gruppendynamischen<br />
Prozess, der erstmals von Konrad Lorenz bei Tieren beschrieben<br />
wurde<br />
� Das <strong>Mobbing</strong>-Opfer ist Symptomträger im Gruppenprozess<br />
� <strong>Mobbing</strong> funktioniert nur beim Wegschauen, Gewährenlassen, oder<br />
aktivem Mitmachen der Unbeteiligten (Mitläufer), z.B. aus Angst<br />
selbst Opfer zu werden<br />
� <strong>Mobbing</strong> ist auch Ausdruck entstandenen Gruppenzwangs<br />
� Es wird durch Persönlichkeitseigenschaften, Konfliktfähigkeit und<br />
Anpassungsfähigkeit der Gruppenmitglieder bestimmt<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 12
<strong>Mobbing</strong> als Gruppenprozess<br />
� Dass es in <strong>eine</strong>r Gruppe zum <strong>Mobbing</strong>prozess kommt, wie dieser<br />
verläuft und ob es Lösungen oder Eskalationen gibt, hängt davon<br />
ab, wie Konfliktfähigkeit, Kompromiss- und Anpassungsfähigkeit<br />
bei den anderen Gruppenmitgliedern (aber auch Eltern, Lehrern)<br />
vorhanden sind und<br />
� Ob die Gruppe sich konstruktiv bei inneren und äußeren Konflikten<br />
auseinandersetzen und konstruktive Lösungen finden kann.<br />
� Immer ist <strong>eine</strong> genaue Analyse des <strong>Mobbing</strong>prozesses, aber auch<br />
der Gruppenkonstellation notwendig<br />
� Das deckt oft tiefer gehende Probleme oder Missstände in der<br />
Gruppe (Klasse, Schule, Lehrer- und Elternschaft) auf<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 13
Für <strong>Mobbing</strong>-Prozess gefährdete Kinder:<br />
� Sprachstörung<br />
� Sehstörung<br />
� Übergewicht<br />
� Diabetes mellitus<br />
� Krebserkrankung<br />
� Geringe soziale Kompetenz<br />
� ADS/ADHS<br />
� Angststörung<br />
� Autismusspektrumstörung<br />
� Depression<br />
� Einnässen/Einkoten<br />
© Maria.P. - Fotolia.com<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 14
Abwärtsspirale im Erleben des <strong>Mobbing</strong>-Opfers:<br />
� Dauerhafte Alarm- und Stresssituation<br />
� Erlebnisse bekommen übergroße Bedeutung, wenn Kind sich<br />
alleingelassen fühlt und k<strong>eine</strong> Hilfe oder Lösung sieht<br />
� Grundgefühl der Demütigung, Entwertung, Beschämung<br />
� Selbstwertgefühl wird geringer, Angst, Resignation<br />
� Erleben fehlender Selbstwirksamkeit und Handlungskompetenz<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 15
Opfer können zu Mobbern und Mobber zu<br />
Opfern werden!<br />
� Fixation der Gedanken auf die Bedrohungssituationen<br />
� Sozialer Rückzug<br />
� Wahrnehmung ändert sich in generell negative Sichtweise<br />
� Paranoide Reaktionen auf mehrdeutige Situationen (Kind fühlt sich<br />
schnell angemacht, abgewertet, bloßgestellt)<br />
� Das Opfer erlebt s<strong>eine</strong> Umgebung als feindlich und an der eigenen<br />
Person nicht interessiert.<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 16
© bilderbox - Fotolia.com<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 17
Nur 50% der Eltern und nur 30% der Lehrer<br />
wissen von den Nöten der Opfer<br />
(Mitteilung DGKJP-Kongress Aachen 2007 nach Aachener Nachrichten, 16.3.2007)<br />
� Wie erleben betroffene Kinder uns Eltern, Lehrer,<br />
Therapeuten?<br />
� „Erwachsene<br />
� Schauen weg<br />
� Hören nicht zu<br />
� Nehmen uns nicht ernst<br />
� Können nichts machen („werden selbst gemobbt“)<br />
� Tun nichts, obwohl sie etwas wissen<br />
� Streiten sich, z.B. Eltern und Lehrer<br />
� Machen alles nur noch schlimmer“<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 18
Chronisch erlebte Ohnmacht macht krank:<br />
� Symptome bei Kindern/Jgdl:<br />
� Unbehagen<br />
� Hilflosigkeit<br />
� Selbstzweifel<br />
� Angst<br />
� W<strong>eine</strong>n,<br />
� Bauchweh<br />
� Kopfweh<br />
� Schlafstörung<br />
� Sozialer Rückzug<br />
� Leistungsschwäche<br />
� usw.<br />
� Störungen bei Kindern/Jgdl.:<br />
� Depressive Verstimungen, Ängste<br />
� Störungen im Sozialverhalten<br />
� ADS/ADHS<br />
� Lernstörungen<br />
� Essstörungen<br />
� Einnässen/Einkoten<br />
� Schmerzsyndrome<br />
� Suchtmittelmissbrauch<br />
� Posttraumatische<br />
Belastungsstörungen<br />
� Selbstverletzendes<br />
Verhalten/Suizidalität<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 19
Posttraumatische Belastungsstörungen<br />
Die Befindlichkeit von Personen, die <strong>eine</strong> lange Zeit <strong>Mobbing</strong><br />
ausgesetzt waren, ist häufig mit dem Zustand von Personen<br />
vergleichbar, die extrem Existenz bedrohenden sowie hilflos<br />
machenden Situationen (…) ausgesetzt waren.<br />
Es entstehen psychische Überlebensängste, die der Betroffene nicht<br />
mehr ohne weiteres bewältigen kann.<br />
Das sich hierbei entwickelnde Krankheitsbild wird<br />
posttraumatisches Stresssyndrom (PTSD posttraumatic stress<br />
disorder) genannt.“ (Esser und Wolmerath 2001 nach Leymann1995 in<br />
www.psychiatriegespräch.de)<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 20
„Mir ist d<strong>eine</strong> Scheiß-Seele egal“ (Focus Nr. 20 (2009))<br />
� <strong>Risikofaktor</strong>en bei Kindern/Jgdl. zu Tätern zu werden:<br />
� Impulsivität<br />
� Neigung zu Selbstüberschätzung<br />
� Fehlende Empathie/Gefühlsdifferenzierung<br />
� Suche nach Macht/Ansehen/materiellen Gütern<br />
� Überforderung oder Unterforderung in Leistungssituation<br />
� Angst, z.B. vor Schulversagen oder vor den Eltern<br />
� Familiäre <strong>Risikofaktor</strong>en:<br />
� Aggressiver Erziehungsstil<br />
� Emotional „kühles“ Familienklima<br />
� Überprotektive Erziehung<br />
� Geringes Bildungsniveau<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 21
© bilderbox - Fotolia.com<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 22
Häufigkeit von <strong>Mobbing</strong>/Bullying<br />
� Es gibt 12,3 Mill. Schüler in Deutschland, davon sind ca. 760 000<br />
Opfer von <strong>Mobbing</strong> und ca. 282 000 Cyber-<strong>Mobbing</strong>-Opfer (nach<br />
Focus Nr.20 (2009)) – das sind etwa 8-9% Opfer.<br />
� Ca. 10 000 Kinder werden jede Woche von Mitschülern gemobbt<br />
(Focus Nr.20 (2009))<br />
� In internationalen Studien schwanken die Prävalenzangaben<br />
zwischen 2,2 und 18% (zitiert nach Spröber, N., Weinheim, Basel<br />
2008, S.7)<br />
� Studie von Hanewinkel und Knaak (1997,1999), (zitiert nach<br />
Spröber, N. s.o.) an 14788 Schülern der Klassenstufen 3-12 ergab<br />
9,1% der Schüler als Täter und 9.2% als Opfer. Bei den Tätern<br />
waren 72,3% Jungen, bei den Opfern nur 12% mehr Jungen.<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 23
„Warwick-Studie“ (Archives of General Psychiatry, D. Wolke)<br />
Negative soziale Beziehungen sind ein starker <strong>Risikofaktor</strong> <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung psychotischer Symptome in der Adoleszenz und<br />
erhöhen das Risiko <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Psychose im Erwachsenenalter:<br />
� 6437 Kinder (und ihre Eltern) wurden von Geburt bis zum 13. Lebensjahr<br />
jährlich interviewt und mit verschiedenen psychodiagnostischen Instrumenten<br />
untersucht. Mit 13 Jahren wurden sie nach psychotischen Symptomen in den<br />
letzten 6 Monaten befragt.<br />
� Fazit: Kinder, die <strong>Mobbing</strong> oder Bullying erlebt haben, zeigten doppelt so häufig<br />
psychotische Symptome (Halluzinationen, Wahnvorstellungen, bizarre Gedanken<br />
etc.) und <strong>eine</strong> veränderte Wahrnehmung, als diejenigen, die angaben nie <strong>Mobbing</strong><br />
erlebt zu haben.<br />
� Kinder, die über mehrere Jahre kontinuierlich <strong>Mobbing</strong> erlebt haben, hatten ein<br />
bis zu viermal höheres Risiko psychotische Symptome zu entwickeln.<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 24
The Stockholm Birth Cohort Study (1953-2003)<br />
in: Journal of Epidemiology and Community Health online, first published online<br />
29.September 2009<br />
Je beliebter ein Kind unter Gleichaltrigen ist, umso gesünder ist es<br />
als Erwachsener:<br />
� Kinder wurde 1966 mit 13 Jahren in der 6. Klasse bzgl. ihrer sozialen Bindungen in<br />
der Peer-Group eingestuft<br />
� Über 30 Jahre ( 1973- 2003) wurde die nationale Kartei zur Erfassung von<br />
Krankenhausaufenthalten ausgewertet.<br />
� Kinder, die in der Gruppe der Gleichaltrigen am wenigsten angesehen waren,<br />
waren viermal häufiger im Krankenhaus als die beliebten Kinder<br />
� Unbeliebte Kinder hatten ein neunmal erhöhtes Risiko <strong>für</strong> kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen, viermal höher <strong>für</strong> Diabetes, zweimal höher <strong>für</strong> psychische<br />
Erkrankungen ( Suchterkrankungen, Suizide)<br />
� <strong>für</strong> Männer und Frauen gleich<br />
� Einflüsse <strong>für</strong> Einkommen, Bildung und Beschäftigung waren herausgerechnet<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 25
Gesamtgesellschaftliche Kosten: Langzeit Follow-up von<br />
Kindern/Jugendlichen (10-28Jahre alt) mit und ohne CD<br />
(nach Scott et al. 2001 BMJ ;323:191-196, London School of Economics)<br />
£<br />
80000<br />
70000<br />
60000<br />
50000<br />
40000<br />
30000<br />
20000<br />
10000<br />
0<br />
K<strong>eine</strong> Probleme Verhaltensstörungen<br />
Erziehung<br />
Gesundheit<br />
Pflege und<br />
Heimversorgung<br />
Arbeitsplatzverlust<br />
Kriminalität<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 26
© Angelika Bentin - Fotolia.com<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 27
Rückblick <strong>eine</strong>r 17-jährigen auf ihre <strong>Mobbing</strong>-<br />
Geschichte:<br />
„Das Entscheidende war die tolle Atmosphäre in der Schule, die<br />
ich nach zwei Schulwechseln besuchen durfte. Da wusste ich:<br />
Hier ist alles anders: Die Lehrer waren freundlich, haben mir das<br />
Gebäude gezeigt und mir alles erklärt. Die Schüler haben mich<br />
gleich begrüßt, sich vorgestellt und von sich erzählt… Alle<br />
gehen dort mit Respekt miteinander um. Zuletzt war ich<br />
Klassensprecherin.<br />
Die <strong>Mobbing</strong>- Erfahrung hat mich stark gemacht. Ich lasse mir jetzt<br />
nichts mehr gefallen. Das Wichtigste ist <strong>für</strong> mich offen Ärger<br />
und Streit oder Hänseleien anzusprechen - die sollen mir offen<br />
ins Gesicht sagen, was sie an mir stört!“<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 28
© bilderbox - Fotolia.com<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 29
Fragen an uns Erwachsene:<br />
� Wie können wir <strong>eine</strong>n <strong>Mobbing</strong>-Prozess frühzeitig erkennen und<br />
aufdecken, damit sich k<strong>eine</strong> „Abwärtsspirale“ im Erleben der Opfer<br />
bzw. in der sozialen Interaktion der Gruppe verfestigt?<br />
� Wie können wir Therapeuten, Lehrer und Eltern– alle Erwachsenen -<br />
<strong>eine</strong> aktivere Haltung gegenüber <strong>Mobbing</strong>-Opfern und –Tätern<br />
einnehmen?<br />
� Welche Hilfen brauchen Erzieher und Lehrer um schon im<br />
Kindergarten und an Grundschulen mehr auf soziale<br />
Kommunikation und Gruppenphänomene bzw. die soziale<br />
Kompetenz der Kinder achten zu können?<br />
� Wie kann die Atmosphäre in der Schule so gestaltet werden, dass<br />
<strong>Mobbing</strong> gar nicht erst zustande kommt?<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 30
Engere Vernetzung der Experten<br />
i<br />
Heilpädagogik<br />
Jugendamt<br />
Ergotherapie<br />
Kinderärzte<br />
Psychologe<br />
KJ-Psychotheapeut<br />
Justiz<br />
Logopädie<br />
Soz.<br />
arbeiter<br />
Schule Eltern<br />
Pädagoge<br />
Kliniken<br />
KJPP-<br />
Facharzt<br />
Polizei<br />
KG<br />
Motopädie<br />
Gesundh.<br />
amt<br />
Schulamt<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 31
Fazit<br />
Notwendig ist <strong>eine</strong> engere Kooperation zwischen Bildungs- und<br />
Gesundheitssystem, Jugendhilfe, Sozialhilfe u.a.!<br />
Experten <strong>für</strong> die seelische und soziale Gesundheit von Kindern und<br />
Jugendlichen sollten im Austausch mit Pädagogen und Eltern<br />
stehen!<br />
Als Angebote der Kinder- und Jugendpsychiatrie und –<br />
psychotherapie gibt es dazu Modellvorhaben wie:<br />
� Schulsprechstunde<br />
� Keep-cool-Gruppen<br />
� Zusammenarbeit mit Heimen/Jugendhilfe<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 32
Danke <strong>für</strong> Ihre Aufmerksamkeit<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 33
Literatur:<br />
� Jannan, Mustafa: Das Anti-<strong>Mobbing</strong>-Buch. Gewalt an der Schule- vorbeugen,<br />
erkennen,handeln, Weinheim,Basel 2008 (Dazu gibt es ein Elternheft)<br />
� Spröber,N. Schlottke,P.F. Hautzinger,M.: Bullying in der Schule. Das<br />
Präventions- und Interaktionsprogramm ProACT+E. Weinheim, Basel 2008<br />
� Spitczok von Brisinski,I.: Bullying/<strong>Mobbing</strong> in der Schule und in der stationären<br />
Bahendlung unter Berücksichtigung von ADS und Asperger Syndrom. Forum<br />
der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 15. Jg. Heft 1, 2005, S.<br />
83-120<br />
� Seiffge-Krenke,I. Welter,N.: <strong>Mobbing</strong>, Bullying und andere Aggressionen unter<br />
Schülern als Quelle von Schulstress, Praxis der Kinderpsychologie und<br />
Kinderpsychiatrie,57.Jg. Heft 1/2008 S. 60-74<br />
� Abstractband der Jahrestagung des BKJPP 2009, Hannover<br />
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 34
Geschäftstelle BKJPP: Hohenzollerndamm 124 • 14199 Berlin • mail@bkjpp.de • www.bkjpp.de 35