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Mobbing: Risikofaktor für eine gesunde Gesellschaft - Bkjpp

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<strong>Mobbing</strong>:<br />

<strong>Risikofaktor</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong><br />

<strong>gesunde</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

Dr. Christa Schaff<br />

Fachärztin <strong>für</strong> Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie,<br />

Psychosomatische Medizin, Nervenheilkunde, Psychoanalyse<br />

Stuttgart 23.11.2009<br />

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Lisa, 5 Jahre<br />

So sehe ich innen aus… und so außen<br />

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Robert, 11 Jahre alt<br />

„Mama, danke, dass Du mich in die Tagesklinik<br />

geschickt hast, sonst wäre ich jetzt schon tot“<br />

© Maria.P. - Fotolia.com<br />

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Was ist Gesundheit?<br />

Definition der WHO:<br />

Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen , geistigen und<br />

sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit<br />

und Gebrechen.<br />

Gesundheit ist die Fähigkeit zur Problemlösung und<br />

Gefühlsregulierung durch die ein positives seelisches und<br />

körperliches Befinden – insbesondere ein positives<br />

Selbstwertgefühl – und ein unterstützendes Netzwerk sozialer<br />

Beziehungen erhalten oder wieder hergestellt wird. (Hurrelmann,<br />

wikipedia.de)<br />

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UN-Kinderrechtskonvention<br />

� Kinder haben ein Recht darauf, ohne <strong>Mobbing</strong> groß zu werden:<br />

� (Artikel 19) Kein Kind darf geschlagen oder auf andere Weise<br />

schlecht behandelt werden. Kinder haben ein Recht darauf, in<br />

<strong>eine</strong>m Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen und ihre Fähigkeiten<br />

entfalten können, aufzuwachsen.<br />

� (Artikel 29) Kinder haben ein Recht auf eigene Meinung. Die<br />

Erwachsenen müssen ihnen zuhören und sie ernst nehmen.<br />

� (Artikel 36) Erwachsene, die Verantwortung <strong>für</strong> Kinder<br />

übernehmen, müssen sich <strong>für</strong> das Wohl der Kinder einsetzen.<br />

� (Artikel 23) Behinderte Kinder haben ein Recht auf Integration. Es<br />

muss ihnen die Möglichkeit gewährt werden, mit<br />

Nichtbehinderten zusammen zu sein.<br />

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©<br />

bilderbox - Fotolia.com


Was ist <strong>Mobbing</strong> (Bullying)?<br />

� <strong>Mobbing</strong> verletzt die emotionale, soziale (und körperliche)<br />

Gesundheit <strong>eine</strong>s Menschen<br />

� <strong>Mobbing</strong> ist Ausdruck gestörter Kommunikation und ein<br />

interpersoneller Prozess in der sozialen Gruppe, der zu<br />

Verhaltensänderungen, Krankheitssymptomen und Krankheiten bei<br />

den Beteiligten führen kann<br />

� <strong>Mobbing</strong> selbst ist k<strong>eine</strong> Krankheit<br />

� <strong>Mobbing</strong> ist ein vorsätzlicher und heimtückischer Angriff auf das<br />

soziale Ansehen und die seelische Gesundheit der Zielperson<br />

(aus „Berlin-Brandenburg Anti-<strong>Mobbing</strong>-Fibel“ zitiert nach Focus Nr.20 (2009))<br />

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Definition (nach Jannan 2009 )<br />

Folgende 4 Kennzeichen sollen gleichzeitig zutreffen:<br />

� Kräfteungleichgewicht:<br />

Das <strong>Mobbing</strong>- Opfer steht immer allein<br />

<strong>eine</strong>m oder mehreren Mobbern und deren<br />

Mitläufern gegenüber<br />

� Häufigkeit: Übergriffe auf das Opfer mindestens<br />

einmal pro Woche<br />

� Dauer: Die Übergriffe erfolgen über Wochen oder<br />

Monate<br />

� Konfliktlösung: Das Opfer kann das <strong>Mobbing</strong> nicht allein<br />

beenden, das geht nur mit Hilfe von außen<br />

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Formen von <strong>Mobbing</strong>:<br />

� Am häufigsten wird mit Worten schikaniert:<br />

� beschimpfen, beleidigen, Gerüchte verbreiten, schlecht machen,<br />

ausgrenzen, anschreien, herumkommandieren, mit Worten sexuell<br />

belästigen, einschüchtern, bedrohen usw.<br />

� „Worte können Wunden schlagen, gegen die kein Pflaster hilft“<br />

(Zimmermann 1999,S.1, zitiert nach Jannan s.o.)<br />

� Indirekte Verletzungen:<br />

� Konstanter Ausschluss aus der Gruppe, z.B. Schulweg,<br />

Sportunterricht, Lernhilfen, Geburtstagen etc.<br />

� Körperliche Gewalt:<br />

� Sachen wegnehmen, verstecken, anrempeln, schlagen, treten,<br />

kratzen, spucken, einsperren usw.<br />

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<strong>Mobbing</strong> als Gruppenprozess<br />

� Es handelt sich um <strong>eine</strong>n unbewussten, gruppendynamischen<br />

Prozess, der erstmals von Konrad Lorenz bei Tieren beschrieben<br />

wurde<br />

� Das <strong>Mobbing</strong>-Opfer ist Symptomträger im Gruppenprozess<br />

� <strong>Mobbing</strong> funktioniert nur beim Wegschauen, Gewährenlassen, oder<br />

aktivem Mitmachen der Unbeteiligten (Mitläufer), z.B. aus Angst<br />

selbst Opfer zu werden<br />

� <strong>Mobbing</strong> ist auch Ausdruck entstandenen Gruppenzwangs<br />

� Es wird durch Persönlichkeitseigenschaften, Konfliktfähigkeit und<br />

Anpassungsfähigkeit der Gruppenmitglieder bestimmt<br />

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<strong>Mobbing</strong> als Gruppenprozess<br />

� Dass es in <strong>eine</strong>r Gruppe zum <strong>Mobbing</strong>prozess kommt, wie dieser<br />

verläuft und ob es Lösungen oder Eskalationen gibt, hängt davon<br />

ab, wie Konfliktfähigkeit, Kompromiss- und Anpassungsfähigkeit<br />

bei den anderen Gruppenmitgliedern (aber auch Eltern, Lehrern)<br />

vorhanden sind und<br />

� Ob die Gruppe sich konstruktiv bei inneren und äußeren Konflikten<br />

auseinandersetzen und konstruktive Lösungen finden kann.<br />

� Immer ist <strong>eine</strong> genaue Analyse des <strong>Mobbing</strong>prozesses, aber auch<br />

der Gruppenkonstellation notwendig<br />

� Das deckt oft tiefer gehende Probleme oder Missstände in der<br />

Gruppe (Klasse, Schule, Lehrer- und Elternschaft) auf<br />

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Für <strong>Mobbing</strong>-Prozess gefährdete Kinder:<br />

� Sprachstörung<br />

� Sehstörung<br />

� Übergewicht<br />

� Diabetes mellitus<br />

� Krebserkrankung<br />

� Geringe soziale Kompetenz<br />

� ADS/ADHS<br />

� Angststörung<br />

� Autismusspektrumstörung<br />

� Depression<br />

� Einnässen/Einkoten<br />

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Abwärtsspirale im Erleben des <strong>Mobbing</strong>-Opfers:<br />

� Dauerhafte Alarm- und Stresssituation<br />

� Erlebnisse bekommen übergroße Bedeutung, wenn Kind sich<br />

alleingelassen fühlt und k<strong>eine</strong> Hilfe oder Lösung sieht<br />

� Grundgefühl der Demütigung, Entwertung, Beschämung<br />

� Selbstwertgefühl wird geringer, Angst, Resignation<br />

� Erleben fehlender Selbstwirksamkeit und Handlungskompetenz<br />

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Opfer können zu Mobbern und Mobber zu<br />

Opfern werden!<br />

� Fixation der Gedanken auf die Bedrohungssituationen<br />

� Sozialer Rückzug<br />

� Wahrnehmung ändert sich in generell negative Sichtweise<br />

� Paranoide Reaktionen auf mehrdeutige Situationen (Kind fühlt sich<br />

schnell angemacht, abgewertet, bloßgestellt)<br />

� Das Opfer erlebt s<strong>eine</strong> Umgebung als feindlich und an der eigenen<br />

Person nicht interessiert.<br />

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Nur 50% der Eltern und nur 30% der Lehrer<br />

wissen von den Nöten der Opfer<br />

(Mitteilung DGKJP-Kongress Aachen 2007 nach Aachener Nachrichten, 16.3.2007)<br />

� Wie erleben betroffene Kinder uns Eltern, Lehrer,<br />

Therapeuten?<br />

� „Erwachsene<br />

� Schauen weg<br />

� Hören nicht zu<br />

� Nehmen uns nicht ernst<br />

� Können nichts machen („werden selbst gemobbt“)<br />

� Tun nichts, obwohl sie etwas wissen<br />

� Streiten sich, z.B. Eltern und Lehrer<br />

� Machen alles nur noch schlimmer“<br />

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Chronisch erlebte Ohnmacht macht krank:<br />

� Symptome bei Kindern/Jgdl:<br />

� Unbehagen<br />

� Hilflosigkeit<br />

� Selbstzweifel<br />

� Angst<br />

� W<strong>eine</strong>n,<br />

� Bauchweh<br />

� Kopfweh<br />

� Schlafstörung<br />

� Sozialer Rückzug<br />

� Leistungsschwäche<br />

� usw.<br />

� Störungen bei Kindern/Jgdl.:<br />

� Depressive Verstimungen, Ängste<br />

� Störungen im Sozialverhalten<br />

� ADS/ADHS<br />

� Lernstörungen<br />

� Essstörungen<br />

� Einnässen/Einkoten<br />

� Schmerzsyndrome<br />

� Suchtmittelmissbrauch<br />

� Posttraumatische<br />

Belastungsstörungen<br />

� Selbstverletzendes<br />

Verhalten/Suizidalität<br />

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Posttraumatische Belastungsstörungen<br />

Die Befindlichkeit von Personen, die <strong>eine</strong> lange Zeit <strong>Mobbing</strong><br />

ausgesetzt waren, ist häufig mit dem Zustand von Personen<br />

vergleichbar, die extrem Existenz bedrohenden sowie hilflos<br />

machenden Situationen (…) ausgesetzt waren.<br />

Es entstehen psychische Überlebensängste, die der Betroffene nicht<br />

mehr ohne weiteres bewältigen kann.<br />

Das sich hierbei entwickelnde Krankheitsbild wird<br />

posttraumatisches Stresssyndrom (PTSD posttraumatic stress<br />

disorder) genannt.“ (Esser und Wolmerath 2001 nach Leymann1995 in<br />

www.psychiatriegespräch.de)<br />

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„Mir ist d<strong>eine</strong> Scheiß-Seele egal“ (Focus Nr. 20 (2009))<br />

� <strong>Risikofaktor</strong>en bei Kindern/Jgdl. zu Tätern zu werden:<br />

� Impulsivität<br />

� Neigung zu Selbstüberschätzung<br />

� Fehlende Empathie/Gefühlsdifferenzierung<br />

� Suche nach Macht/Ansehen/materiellen Gütern<br />

� Überforderung oder Unterforderung in Leistungssituation<br />

� Angst, z.B. vor Schulversagen oder vor den Eltern<br />

� Familiäre <strong>Risikofaktor</strong>en:<br />

� Aggressiver Erziehungsstil<br />

� Emotional „kühles“ Familienklima<br />

� Überprotektive Erziehung<br />

� Geringes Bildungsniveau<br />

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Häufigkeit von <strong>Mobbing</strong>/Bullying<br />

� Es gibt 12,3 Mill. Schüler in Deutschland, davon sind ca. 760 000<br />

Opfer von <strong>Mobbing</strong> und ca. 282 000 Cyber-<strong>Mobbing</strong>-Opfer (nach<br />

Focus Nr.20 (2009)) – das sind etwa 8-9% Opfer.<br />

� Ca. 10 000 Kinder werden jede Woche von Mitschülern gemobbt<br />

(Focus Nr.20 (2009))<br />

� In internationalen Studien schwanken die Prävalenzangaben<br />

zwischen 2,2 und 18% (zitiert nach Spröber, N., Weinheim, Basel<br />

2008, S.7)<br />

� Studie von Hanewinkel und Knaak (1997,1999), (zitiert nach<br />

Spröber, N. s.o.) an 14788 Schülern der Klassenstufen 3-12 ergab<br />

9,1% der Schüler als Täter und 9.2% als Opfer. Bei den Tätern<br />

waren 72,3% Jungen, bei den Opfern nur 12% mehr Jungen.<br />

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„Warwick-Studie“ (Archives of General Psychiatry, D. Wolke)<br />

Negative soziale Beziehungen sind ein starker <strong>Risikofaktor</strong> <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung psychotischer Symptome in der Adoleszenz und<br />

erhöhen das Risiko <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Psychose im Erwachsenenalter:<br />

� 6437 Kinder (und ihre Eltern) wurden von Geburt bis zum 13. Lebensjahr<br />

jährlich interviewt und mit verschiedenen psychodiagnostischen Instrumenten<br />

untersucht. Mit 13 Jahren wurden sie nach psychotischen Symptomen in den<br />

letzten 6 Monaten befragt.<br />

� Fazit: Kinder, die <strong>Mobbing</strong> oder Bullying erlebt haben, zeigten doppelt so häufig<br />

psychotische Symptome (Halluzinationen, Wahnvorstellungen, bizarre Gedanken<br />

etc.) und <strong>eine</strong> veränderte Wahrnehmung, als diejenigen, die angaben nie <strong>Mobbing</strong><br />

erlebt zu haben.<br />

� Kinder, die über mehrere Jahre kontinuierlich <strong>Mobbing</strong> erlebt haben, hatten ein<br />

bis zu viermal höheres Risiko psychotische Symptome zu entwickeln.<br />

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The Stockholm Birth Cohort Study (1953-2003)<br />

in: Journal of Epidemiology and Community Health online, first published online<br />

29.September 2009<br />

Je beliebter ein Kind unter Gleichaltrigen ist, umso gesünder ist es<br />

als Erwachsener:<br />

� Kinder wurde 1966 mit 13 Jahren in der 6. Klasse bzgl. ihrer sozialen Bindungen in<br />

der Peer-Group eingestuft<br />

� Über 30 Jahre ( 1973- 2003) wurde die nationale Kartei zur Erfassung von<br />

Krankenhausaufenthalten ausgewertet.<br />

� Kinder, die in der Gruppe der Gleichaltrigen am wenigsten angesehen waren,<br />

waren viermal häufiger im Krankenhaus als die beliebten Kinder<br />

� Unbeliebte Kinder hatten ein neunmal erhöhtes Risiko <strong>für</strong> kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen, viermal höher <strong>für</strong> Diabetes, zweimal höher <strong>für</strong> psychische<br />

Erkrankungen ( Suchterkrankungen, Suizide)<br />

� <strong>für</strong> Männer und Frauen gleich<br />

� Einflüsse <strong>für</strong> Einkommen, Bildung und Beschäftigung waren herausgerechnet<br />

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Gesamtgesellschaftliche Kosten: Langzeit Follow-up von<br />

Kindern/Jugendlichen (10-28Jahre alt) mit und ohne CD<br />

(nach Scott et al. 2001 BMJ ;323:191-196, London School of Economics)<br />

£<br />

80000<br />

70000<br />

60000<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

0<br />

K<strong>eine</strong> Probleme Verhaltensstörungen<br />

Erziehung<br />

Gesundheit<br />

Pflege und<br />

Heimversorgung<br />

Arbeitsplatzverlust<br />

Kriminalität<br />

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Rückblick <strong>eine</strong>r 17-jährigen auf ihre <strong>Mobbing</strong>-<br />

Geschichte:<br />

„Das Entscheidende war die tolle Atmosphäre in der Schule, die<br />

ich nach zwei Schulwechseln besuchen durfte. Da wusste ich:<br />

Hier ist alles anders: Die Lehrer waren freundlich, haben mir das<br />

Gebäude gezeigt und mir alles erklärt. Die Schüler haben mich<br />

gleich begrüßt, sich vorgestellt und von sich erzählt… Alle<br />

gehen dort mit Respekt miteinander um. Zuletzt war ich<br />

Klassensprecherin.<br />

Die <strong>Mobbing</strong>- Erfahrung hat mich stark gemacht. Ich lasse mir jetzt<br />

nichts mehr gefallen. Das Wichtigste ist <strong>für</strong> mich offen Ärger<br />

und Streit oder Hänseleien anzusprechen - die sollen mir offen<br />

ins Gesicht sagen, was sie an mir stört!“<br />

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Fragen an uns Erwachsene:<br />

� Wie können wir <strong>eine</strong>n <strong>Mobbing</strong>-Prozess frühzeitig erkennen und<br />

aufdecken, damit sich k<strong>eine</strong> „Abwärtsspirale“ im Erleben der Opfer<br />

bzw. in der sozialen Interaktion der Gruppe verfestigt?<br />

� Wie können wir Therapeuten, Lehrer und Eltern– alle Erwachsenen -<br />

<strong>eine</strong> aktivere Haltung gegenüber <strong>Mobbing</strong>-Opfern und –Tätern<br />

einnehmen?<br />

� Welche Hilfen brauchen Erzieher und Lehrer um schon im<br />

Kindergarten und an Grundschulen mehr auf soziale<br />

Kommunikation und Gruppenphänomene bzw. die soziale<br />

Kompetenz der Kinder achten zu können?<br />

� Wie kann die Atmosphäre in der Schule so gestaltet werden, dass<br />

<strong>Mobbing</strong> gar nicht erst zustande kommt?<br />

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Engere Vernetzung der Experten<br />

i<br />

Heilpädagogik<br />

Jugendamt<br />

Ergotherapie<br />

Kinderärzte<br />

Psychologe<br />

KJ-Psychotheapeut<br />

Justiz<br />

Logopädie<br />

Soz.<br />

arbeiter<br />

Schule Eltern<br />

Pädagoge<br />

Kliniken<br />

KJPP-<br />

Facharzt<br />

Polizei<br />

KG<br />

Motopädie<br />

Gesundh.<br />

amt<br />

Schulamt<br />

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Fazit<br />

Notwendig ist <strong>eine</strong> engere Kooperation zwischen Bildungs- und<br />

Gesundheitssystem, Jugendhilfe, Sozialhilfe u.a.!<br />

Experten <strong>für</strong> die seelische und soziale Gesundheit von Kindern und<br />

Jugendlichen sollten im Austausch mit Pädagogen und Eltern<br />

stehen!<br />

Als Angebote der Kinder- und Jugendpsychiatrie und –<br />

psychotherapie gibt es dazu Modellvorhaben wie:<br />

� Schulsprechstunde<br />

� Keep-cool-Gruppen<br />

� Zusammenarbeit mit Heimen/Jugendhilfe<br />

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Danke <strong>für</strong> Ihre Aufmerksamkeit<br />

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Literatur:<br />

� Jannan, Mustafa: Das Anti-<strong>Mobbing</strong>-Buch. Gewalt an der Schule- vorbeugen,<br />

erkennen,handeln, Weinheim,Basel 2008 (Dazu gibt es ein Elternheft)<br />

� Spröber,N. Schlottke,P.F. Hautzinger,M.: Bullying in der Schule. Das<br />

Präventions- und Interaktionsprogramm ProACT+E. Weinheim, Basel 2008<br />

� Spitczok von Brisinski,I.: Bullying/<strong>Mobbing</strong> in der Schule und in der stationären<br />

Bahendlung unter Berücksichtigung von ADS und Asperger Syndrom. Forum<br />

der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 15. Jg. Heft 1, 2005, S.<br />

83-120<br />

� Seiffge-Krenke,I. Welter,N.: <strong>Mobbing</strong>, Bullying und andere Aggressionen unter<br />

Schülern als Quelle von Schulstress, Praxis der Kinderpsychologie und<br />

Kinderpsychiatrie,57.Jg. Heft 1/2008 S. 60-74<br />

� Abstractband der Jahrestagung des BKJPP 2009, Hannover<br />

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