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83. Auktion - Auktionen Dr. Crott

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emalte Kupferpaneel der vorliegenden Nachtlichtuhr ist vermutlich Carlo<br />

Maratta zuzuschreiben, dem erfolgreichsten Maler Roms des ausgehenden<br />

17. Jhdt.<br />

Carlo Maratta<br />

Carlo Maratta, berühmt für seine Altarbilder im Stile Raphaels und<br />

führender Maler Roms Ende des 17. Jhdt. bemalte ab Mitte des 17. Jhdt.<br />

auch zahlreiche Uhrenzifferblätter. Er spezialisierte sich auf die Malerei<br />

auf Paneelen für Nachtlichtuhren in Konkurrenz zu Baciccio und Trevisani.<br />

Nach seiner Ausbildung in der Werkstatt von Andrea Sacchi wurde<br />

Maratta schnell ein äußerst erfolgreicher und versierter Künstler seiner<br />

Zeit. Sein klassizistischer von Raphael inspirierter Stil wurde von solch<br />

römischen Künstlern wie Annibale Carracci und Guido Reni beeinflußt. Die<br />

elegante und idealisierte Darstellung der Heiligen Jungfrau Maria, sowie<br />

die harmonische Komposition und Verwendung von leuchtenden Farben<br />

kennzeichnen den barocken klassizistischen Stil Marattas.<br />

Jakob Herman (geb. 1615 Deutschland, gest. circa 1685 in Rom)<br />

Sein Name taucht in verschiedenen römischen Dokumenten ab dem Jahr<br />

1651 auf und wird im Zusammenhang mit künstlerischen Aktivitäten<br />

des barocken Roms erwähnt. Hermann betrieb eine Werkstatt in unmittelbarer<br />

Nähe zur St-Ignatius-Kirche. Zweifelsohne erreichte er eine<br />

gewisse soziale Stellung, da er 1670 zum Verwahrer der Bruderschaft des<br />

Camposanto Teutonico ernannt wurde. Er war viele Jahre für den Papst<br />

Alexander VII tätig, aber auch von späteren Päpsten wurde seine Arbeit<br />

sehr geschätzt, wie die zahlreichen Aufträge zeigen.<br />

Ein bedeutendes Werk Hermans ist im Kunsthistorischen Museum Wien<br />

ausgestellt, ein großartiger Kabinettschrank, signiert: „Jacob Herman fecit<br />

Romae 1663”. Hierbei handelte es sich um ein Präsent von Papst Alexander<br />

VII an Kaiser Ludwig. Die im oberen Teil des Möbels integrierte Uhr ist wie<br />

folgt signiert: „Petrus Thomas Campanus inventor Romae in via Peregrini<br />

1663”. Das Möbel ist wie eine prächtige Kirchenfassade konzipiert, leicht<br />

konkav mit drei Bögen aus Lapislazuli gefertigten Säulen und aufwändig<br />

dekoriert mit bronzevergoldeten korinthischen Kapitellen, Balusterelementen,<br />

krönenden Statuetten, Steinapplikationen und kleinen Bildern<br />

auf Kupfer. Das ganze ist gekrönt von einer Nachtlichtuhr von Tommaso<br />

Campani.<br />

Die Ähnlichkeiten zwischen dem Kabinettschrank des Kunsthistorischen<br />

Museums in Wien und der vorliegenden Nachtlichtuhr sind frappierend:<br />

Nahezu identisch sind nicht nur die stilistische Form und die Bronzen<br />

in unmittelbarer Nähe des Zifferblattes (Karyatidenkapitelle mit Lapislazulischäften),<br />

sondern auch die verwendeten Hartsteinapplikationen.<br />

Zudem bestand eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Jacob Herman,<br />

Tommaso Campani und dem Maler Carlo Maratta. All diese Fakten legen<br />

die Schlussfolgerung nahe, dass die vorliegende Nachtlichtuhr mit allergrößter<br />

Wahrscheinlichkeit von demselben Ebenisten, also Jacob Herman,<br />

gefertigt wurde.<br />

Die Gebrüder Campani<br />

Mitte des 17. Jahrhunderts gab es zwei bedeutende Zentren wissenschaftlichen<br />

Fortschritts in Italien, und zwar Florenz mit dem Hof der Medici<br />

und der Accademia del Cimento, sowie Rom mit dem päpstlichen Hof, den<br />

verschiedenen ausländischen Botschaften, den vermögenden Familien<br />

aus dem alten Adelsstand, der gelehrten Università la Sapienza und dem<br />

gebildeten Jesuitenkolleg. Auf der Suche nach einem Mäzen oder einer<br />

Anstellung zogen viele Handwerker und Künstler nach Rom, so auch<br />

Tommaso Campani und sein Lehrling, der jüngere Bruder Giuseppe. Sie<br />

stammten aus Castel San Felice, einem kleinen Dorf in Umbrien. Pietro<br />

Tommaso hatte seine Uhrmacherlehre in der Nähe von Terni absolviert,<br />

wahrscheinlich bei einem deutschen Kunsthandwerker auf Wanderschaft,<br />

der in den Wirren des 30jährigen Krieges auf der Suche nach Arbeit nach<br />

Italien kam.<br />

Der größere Bruder Matteo war seinen beiden Brüdern schon nach<br />

Rom vorausgeeilt und als Priester tätig. Pietro Tommaso erwies sich als<br />

guter und ideenreicher Handwerker, der mit seinen von ihm erfundenen<br />

komplexen sogar Automaten bewegenden Zeitmechanismen sehr bald<br />

die Aufmerksamkeit seiner unmittelbaren Förderer auf sich zog. Seine<br />

Fähigkeiten sprachen sich in Rom schnell herum, einer seiner ersten<br />

Auftraggeber war ein gewisser junger Kardinal Fabio Chigi. Kurz darauf<br />

wurde jener zum Papst ernannt mit dem Namen Alexander VII. Als Gastgeschenk<br />

übergab er Königin Christina von Schweden eine besondere Uhr<br />

mit kompliziertem Mechanismus mit Automaten, welche er bei Campani<br />

in Auftrag gegeben hatte. Dies war der Durchbruch für den Künstler<br />

Campani.

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