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83. Auktion - Auktionen Dr. Crott

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337<br />

Petrus Thomas Campanus Inventor Romae 1682<br />

Museale italienische Nachtlichtuhr aus dem späten 17. Jahrhundert<br />

Geh.: Ebenholz, Gold und Edelsteine. Architektonisch kunstvolles Gehäuse<br />

mit profiliertem, mehrfach verkröpftem Sockel mit Hartsteinapplikationen<br />

aus sizilianischem Jaspis und Lapislazuli und mittiger Schublade. Darüber<br />

zwei vergoldete Karyatiden auf Lapislazuli verzierten Säulenschäften<br />

mit vergoldeter, flankierender Volutenverzierung. Gesprengter Giebel<br />

mit Lapislazuli-und Amethyst Zierband und zwei Putti. Mittig hierzu ein<br />

Bogendach mit der Figur der Minerva an der Spitze, flankiert von zwei<br />

Putti, mit Gold-Perlenband umrahmten Steinplatten, mittig eine farbig<br />

staffierte Platte mit einer die Sternzeichen darstellenden Malerei, flankiert<br />

von Voluten. Höhe der Nachtlichuhr 1410 mm, Höhe des Sockels 990 mm.<br />

Zffbl.: Das bemalte durchbrochen gearbeitete rechteckige Zifferblatt mit<br />

durchbrochen gearbeiteter Viertelstundenanzeige stellt die vier Lebensabschnitte<br />

des Menschen dar. Hinter einer durchbrochen gearbeiteten<br />

Öffnung befindet sich eine sich drehende Scheibe mit Stundenanzeige.<br />

Das Zifferblatt wird gerahmt von einer gepunzten Zierleiste mit Rankendekor<br />

mit eingesetzten Einzelsteinapplikationen in Lapislazuli, Quarz,<br />

Amethyst, Achat und Sizilianischem Jaspis.<br />

Werk: Das Werk ist im Gehäuse mit einer Messingaufhängung gesichert.<br />

Großes vorne geöffnetes Federhaus mit Aufzug von der Rückseite und<br />

signiert „Petrus Thomas Campanus Inventor Romae 1682, mit „Silent<br />

Crank”-Hemmung und Kurzpendel.<br />

Die Ziffern werden von einer Kerze erleuchtet, ein originaler Kerzenhalter<br />

befindet sich an der Rücktür. Der Rauch verläßt die Nachtlichtuhr durch<br />

einen mit Zink ausgekleideten Kamin über das Gehäusedach.<br />

Zur Geschichte der Nachtlichtuhr<br />

Bei der stillen Nachtlichtuhr handelt es sich um einen der bedeutsamsten<br />

italienischen Beiträge des 17. Jhdt. zur Kunst und Technik. Die hinter<br />

der Erfindung der Nachtlichtuhr stehende Geschichte eröffnet einen<br />

faszinierenden Blick auf die praktischen Erwägungen der wichtigsten<br />

Kunden des 17. Jhdt. in Rom: Papst Alexander VII (1655-1667), der nachts<br />

wegen den lauten Geräuschen seiner Uhr nicht schlafen konnte, gab bei<br />

den Gebrüdern Campani eine stille Uhr in Auftrag. Bei der Nachtlichtuhr<br />

konnte der Papst die Zeit mithilfe einer Lampe oder Kerze hinter dem<br />

durchbrochen gearbeiteten Zifferblatt sowohl tagsüber als auch nachts<br />

ablesen, ohne jedoch in seinem Schlaf gestört zu werden. Nach diesem<br />

Auftrag stellten die Brüder Campani noch verschiedene Nachtuhren für<br />

Prinzen, Adelige, Botschafter und weitere hochrangige Kirchenmänner her,<br />

da sich die Mode für diese Uhren in ganz Italien und dem Rest Europas<br />

schnell ausbreitete.<br />

Diese außergewöhnliche italienische Nachtlichtuhr wurde mit einem<br />

Gehäuse im Stil des ausgehenden 17. Jhdt. in Altarform angefertigt. Wie<br />

bei den meisten Uhren dieser Art wurde ihr Ebenholzgehäuse mit einer<br />

bemalten Kupferplatte verschönert, flankiert von Säulen und mit einem<br />

Ziergiebel versehen. Diese Form war in Deutschland zur damaligen Zeit<br />

weit verbreitet, Altarelemente wurden, wie der Name bereits besagt, in<br />

die Gehäuseform übernommen. Besonders bekannte waren die kleinen<br />

Augsburger Altaruhren.<br />

Diese komplizierten und reich verzierten Altaruhren wurden von einem<br />

Team von Handwerkern gefertigt, das aus Uhrmachern, Gehäusemachern,<br />

Bildhauern, Bronzegießern und Kunstmalern bestand. Die reichhaltigen<br />

Barockverzierungen und die großzügige Verwendung von „pietra dura”<br />

bei der vorliegenden Nachtlichtuhr legen den Schluss nahe, dass das<br />

Gehäuse mit höchster Wahrscheinlichkeit von dem Gehäusemacher Jakob<br />

Hermann, einem in Rom lebenden Deutschen, gefertigt wurde.<br />

Eine dieser Nachtlichuhr auffallend ähnlichen Uhr mit demselbem<br />

Gemälde, ebenso von Pietro Tommaso Campani signiert und auf<br />

1683 datiert, befindet sich im Britischen Museum in London. Außerdem<br />

befindet sich eine weitere bedeutende von Pietro Tommaso Campani<br />

signierte und auf 1663 datierte Nachtlichtuhr im Kunsthistorischen<br />

Museum in Wien. Letztere Uhr wurde von Jakob Herman in den letzten<br />

Jahren vor seinem Tod im Jahre 1685 gefertigt. Es ist erwiesen, daß Jakob<br />

Herman jahrelang mit den Gebrüdern Campani zusammenarbeitete. Das

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