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<strong>Seltene</strong> e<strong>in</strong>heimische <strong>Baumarten</strong><br />

<strong>in</strong> Luxemburg<br />

Maßnahmen zur Erhaltung und För<strong>de</strong>rung


E<strong>in</strong>Führung<br />

Warum ist die Erhaltung und För<strong>de</strong>rung seltener<br />

e<strong>in</strong>heimischer <strong>Baumarten</strong> so wichtig? 04<br />

<strong>Seltene</strong> <strong>Baumarten</strong><br />

<strong>Seltene</strong> <strong>Baumarten</strong> <strong>in</strong> Wald und Landschaft 07<br />

Speierl<strong>in</strong>g (Sorbus domestica L.) 08<br />

Elsbeere (Sorbus torm<strong>in</strong>alis L.) 12<br />

Berg-, Feld- und Flatterulme (Ulmus L.) 16<br />

Schwarzpappel (Populus nigra L.) 22<br />

Eibe (Taxus baccata L.) 26<br />

Wildbirne (Pyrus pyraster L.) BURGSDORF 30<br />

Wildapfel (Malus sylvestris L.) MILLER 34<br />

Impressum<br />

<strong>Seltene</strong> e<strong>in</strong>heimische <strong>Baumarten</strong> <strong>in</strong> Luxemburg –<br />

Maßnahmen zur Erhaltung und För<strong>de</strong>rung, 60 Seiten<br />

Herausgeber:<br />

Adm<strong>in</strong>istration <strong>de</strong>s Eaux et Forêts<br />

16, rue Eugène Ruppert · L-2453 Luxembourg<br />

Tel.: (+352) 40 22 01 1 · www.emwelt.lu<br />

Inhalt und Konzept: VBD – Ingenieur- und Planungsbüro<br />

50, Esplana<strong>de</strong> · L-9227 Diekirch<br />

tel.: (+352) 26 80 33 22<br />

<strong>in</strong>fo@vbd.lu · www.vbd.lu<br />

Layout:<br />

Druck:<br />

Naujoks Design<br />

www.r-n-<strong>de</strong>sign.<strong>de</strong><br />

1. Auflage, Luxemburg, 2008<br />

© Alle Rechte, <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re die <strong>de</strong>r Vervielfältigung, <strong>de</strong>s Nachdrucks<br />

und <strong>de</strong>r Übersetzung s<strong>in</strong>d vorbehalten.<br />

Vogelkirsche / Kirschbaum (Prunus avium L.) 38<br />

Sommerl<strong>in</strong><strong>de</strong> (Tilia platyphyllos Scop.)<br />

und W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong> (Tilia cordata Mill.) 42<br />

Spitzahorn (Acer platanoi<strong>de</strong>s L.) 46<br />

ErläuterungEN<br />

Warum Generhaltung? 50<br />

Genetische Verarmung 50<br />

Introgression 50<br />

Fragmentierung 50<br />

Wor<strong>in</strong> liegt <strong>de</strong>r S<strong>in</strong>n von Generhaltungssamengärten? 51<br />

Die Errichtung e<strong>in</strong>es Generhaltungssamengartens – e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Exkurs 52<br />

Praktische Hilfsmaßnahmen 54<br />

Glossar 56<br />

Abbildungsverzeichnis 59


Warum<br />

ist die Erhaltung und För<strong>de</strong>rung seltener e<strong>in</strong>heimischer <strong>Baumarten</strong> so wichtig?<br />

Im Jahre 1992 haben auf <strong>de</strong>r Umweltm<strong>in</strong>isterkonferenz <strong>in</strong> Rio <strong>de</strong> Janeiro<br />

über 150 Staaten – darunter auch Luxemburg – die Biodiversitäts-<br />

Konvention unterzeichnet. Dar<strong>in</strong> haben sich die unterzeichnen<strong>de</strong>n<br />

Staaten verpflichtet, <strong>de</strong>n Artenreichtum <strong>in</strong> ihren Län<strong>de</strong>rn zu erhalten und<br />

geeignete Maßnahmen zu treffen, die e<strong>in</strong> Aussterben seltener Tier- und<br />

Pflanzenarten verh<strong>in</strong><strong>de</strong>rn.<br />

Auch im Bereich <strong>de</strong>s Luxemburger Wal<strong>de</strong>s gibt es e<strong>in</strong>e erhebliche Zahl<br />

seltener und seltenster e<strong>in</strong>heimischer <strong>Baumarten</strong>, <strong>de</strong>ren Fortbestand<br />

nur durch aktive Maßnahmen dauerhaft gesichert wer<strong>de</strong>n kann. Der<br />

Erhalt und die Sicherung <strong>de</strong>s Überlebens dieser <strong>Baumarten</strong> gebietet sich<br />

jedoch nicht nur aus ethischen und moralischen Grün<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn ist<br />

auch aus ökologischer, forstpraktischer und -wirtschaftlicher Sicht s<strong>in</strong>nvoll<br />

und notwendig.<br />

Auch wenn die seltenen e<strong>in</strong>heimischen <strong>Baumarten</strong>, die im Rahmen<br />

dieser Broschüre vorgestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>in</strong> unseren Wäl<strong>de</strong>rn nur e<strong>in</strong>e sehr<br />

untergeordnete Rolle spielen und gespielt haben, so kann ihnen doch<br />

<strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e weitaus größere Be<strong>de</strong>utung zukommen. So ist <strong>de</strong>rzeit<br />

beispielsweise noch nicht abzusehen, wie sich unsere Hauptbaumarten<br />

Buche und Eiche im Rahmen <strong>de</strong>s voranschreiten<strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>ls – mit<br />

höheren Temperaturen und ger<strong>in</strong>geren Nie<strong>de</strong>rschlägen während <strong>de</strong>r<br />

Sommermonate – verhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Es sche<strong>in</strong>t aber grundsätzlich ratsam, darüber nachzu<strong>de</strong>nken, welche<br />

an<strong>de</strong>ren <strong>Baumarten</strong> mit <strong>de</strong>n zu erwarten<strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>r<br />

Klimaverän<strong>de</strong>rung besser zurecht kommen und wie diese unsere<br />

Hauptbaumarten s<strong>in</strong>nvoll ergänzen können. Denn beson<strong>de</strong>rs <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht<br />

auf erhöhten Trockenstress während <strong>de</strong>r Vegetationsperio<strong>de</strong> erweisen<br />

sich e<strong>in</strong>ige <strong>de</strong>r seltenen e<strong>in</strong>heimischen <strong>Baumarten</strong> wie etwa Elsbeere,<br />

Speierl<strong>in</strong>g o<strong>de</strong>r Wildbirne, als überdurchschnittlich tolerant. Diese<br />

<strong>Baumarten</strong> stellen sicherlich ke<strong>in</strong>en vollständigen Ersatz für unsere<br />

Hauptbaumarten dar, doch können sie auf bestimmten Standorten<br />

durchaus geeignete Alternativen darstellen und unsere Wäl<strong>de</strong>r <strong>in</strong><br />

Bezug auf Stabilität, Ökologie und Holzwert bereichern.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund haben die Luxemburger Forstverwaltung und<br />

die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz (FAWF) e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung getroffen, <strong>de</strong>ren Ziel es<br />

ist, die seltenen e<strong>in</strong>heimischen <strong>Baumarten</strong> <strong>in</strong> Luxemburg auf wissenschaftlicher<br />

Grundlage zu <strong>in</strong>ventarisieren und ihr Überleben (und somit<br />

auch ihr wertvolles genetisches Material) durch die Anlage spezieller<br />

Generhaltungssamengärten langfristig zu sichern. Innerhalb e<strong>in</strong>es solchen<br />

Generhaltungssamengartens wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Individuen e<strong>in</strong>er<br />

seltenen Baumart zentral zusammengeführt und dadurch wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong> die<br />

Lage versetzt, untere<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r Erbgut<strong>in</strong>formationen auszutauschen und<br />

wertvolle genetische Neukomb<strong>in</strong>ationen zu bil<strong>de</strong>n. Das <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Generhaltungssamengärten<br />

anfallen<strong>de</strong> hochwertige Vermehrungsgut wird dann<br />

zur Anzucht von Jungpflanzen verwen<strong>de</strong>t.<br />

Die luxemburgischen Generhaltungssamengärten s<strong>in</strong>d dabei wichtiger<br />

und <strong>in</strong>tegraler Bestandteil e<strong>in</strong>es gesamteuropäischen Netzwerks zur<br />

Erhaltung genetischer Ressourcen bei Waldbäumen. In diesem Netzwerk<br />

mit <strong>de</strong>m Namen E U F O R G E N (European Forest Genetics Resources<br />

Programme) s<strong>in</strong>d über 30 europäische Staaten vertreten, die mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen wissenschaftlichen Austausch stehen und sowohl <strong>de</strong>n<br />

Erhalt als auch die Nutzung <strong>de</strong>r unterschiedlichen Waldgenressourcen<br />

als e<strong>in</strong>en elementaren Aspekt e<strong>in</strong>er zukunftsweisen<strong>de</strong>n, nachhaltigen und<br />

naturnahen Waldbewirtschaftung sehen.<br />

4 5


<strong>Seltene</strong> <strong>Baumarten</strong><br />

<strong>in</strong> Wald und Landschaft<br />

Auf <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Seiten sollen diejenigen e<strong>in</strong>heimischen <strong>Baumarten</strong><br />

vorgestellt wer<strong>de</strong>n, für die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n nächsten Jahren die Durchführung von<br />

Generhaltungsmaßnahmen vorgesehen ist. Dabei wird zum e<strong>in</strong>en auf die<br />

typischen Merkmale <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen <strong>Baumarten</strong> e<strong>in</strong>gegangen, zum<br />

an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n aber auch Informationen zur Geschichte, zur Holzverwendung<br />

und <strong>de</strong>n Grad ihrer Gefährdung <strong>in</strong> Luxemburg vermittelt.<br />

6 7


Speierl<strong>in</strong>g<br />

(Sorbus domestica L.)<br />

Noch im Jahre 1902 wur<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>de</strong>r amtlichen Luxemburger Obstbaumstatistik,<br />

<strong>in</strong> welcher <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g (luxemburgisch: Spirebam) früher regelmäßig erfasst<br />

wur<strong>de</strong>, 1106 E<strong>in</strong>zelbäume ausgewiesen. Zu dieser Zeit besaß <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

Luxemburg noch e<strong>in</strong>e gewisse Be<strong>de</strong>utung, da man se<strong>in</strong>e Früchte vielerorts zur<br />

Herstellung e<strong>in</strong>es edlen Branntwe<strong>in</strong><strong>de</strong>stillats, <strong>de</strong>r so genannten Spirendrëpp<br />

verwen<strong>de</strong>te. Darüber h<strong>in</strong>aus kamen die außeror<strong>de</strong>ntlich gerbstoffhaltigen,<br />

getrockneten Früchte seit <strong>de</strong>m Altertum als Mittel gegen Durchfall, Ruhr und<br />

Erbrechen zur Anwendung. Den hohen Gerbstoffgehalt <strong>de</strong>r Früchte nutzte<br />

man auch zur natürlichen Klärung und Haltbarmachung von Apfelwe<strong>in</strong>.<br />

Neben <strong>de</strong>n Früchten war aber auch das schwere, „eisenharte“ Holz <strong>de</strong>s<br />

Speierl<strong>in</strong>gs – es ist das schwerste unter allen europäischen Holzarten – für<br />

verschie<strong>de</strong>ne spezielle Zwecke sehr gesucht. Beispielsweise verwen<strong>de</strong>te man<br />

es früher zur Herstellung von Bauteilen, die beson<strong>de</strong>rs hohen mechanischen<br />

Beanspruchungen wi<strong>de</strong>rstehen mussten, wie etwa Sp<strong>in</strong><strong>de</strong>ln von Obst- und<br />

We<strong>in</strong>pressen, Mahlwerken o<strong>de</strong>r auch Holzschrauben.<br />

Lei<strong>de</strong>r geriet <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g im Laufe <strong>de</strong>r Zeit zunehmend <strong>in</strong> Vergessenheit<br />

und ist <strong>in</strong> Wald und Landschaft zwischenzeitlich zu e<strong>in</strong>er außeror<strong>de</strong>ntlichen<br />

Rarität gewor<strong>de</strong>n. Wie dramatisch dieser Rückgang ist, zeigte e<strong>in</strong>e systematische<br />

Kartierung <strong>de</strong>s Luxemburger Speierl<strong>in</strong>gvorkommens im Jahre 2003.<br />

Hierbei konnten von <strong>de</strong>n ursprünglich 1106 Exemplaren <strong>de</strong>s Jahres 1902,<br />

lediglich noch knapp 100 E<strong>in</strong>zelbäume wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>nen<br />

viele nur noch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Vitalität aufweisen. Dies entspricht e<strong>in</strong>em Rückgang<br />

von über 90 % <strong>in</strong> nur e<strong>in</strong>hun<strong>de</strong>rt Jahren.<br />

Auf <strong>de</strong>n ersten Blick kann <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g leicht mit <strong>de</strong>r weitaus häufigeren<br />

Vogelbeere (Sorbus aucuparia) verwechselt wer<strong>de</strong>n, da die Blattformen <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n <strong>Baumarten</strong> sehr ähnlich s<strong>in</strong>d. Im W<strong>in</strong>ter wird er auch oftmals für e<strong>in</strong>e<br />

Eiche gehalten. Bestimmte Borken- und Blattmerkmale, vor allem aber se<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Früchte, machen <strong>de</strong>n Speierl<strong>in</strong>g allerd<strong>in</strong>gs unverkennbar. Beim<br />

Erkennen ist es wichtig, überhaupt erst e<strong>in</strong>mal auf die I<strong>de</strong>e zu kommen, dass<br />

man es unter Umstän<strong>de</strong>n mit e<strong>in</strong>em Speierl<strong>in</strong>g zu tun haben könnte. Denn<br />

nicht selten wur<strong>de</strong> (und wird) dieser Baum im Wald e<strong>in</strong>fach übersehen.<br />

Im Volksglauben wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Speierl<strong>in</strong>g früher auch metaphysische Kräfte<br />

zugeschrieben. Ähnlich <strong>de</strong>r Vogelbeere und Elsbeere soll er im Dach vor<br />

Blitzschlag schützen und <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stube Geister vertreiben. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> er<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Bug von Schiffen e<strong>in</strong>gebaut um <strong>de</strong>n Wellenzauber zu brechen und die<br />

Wucht von Stürmen zu mil<strong>de</strong>rn.<br />

9


Borke<br />

Die Borke älterer Speierl<strong>in</strong>ge gleicht<br />

<strong>de</strong>rjenigen <strong>de</strong>r Traubeneiche, mit <strong>de</strong>r er<br />

häufig geme<strong>in</strong>sam im Wald vorkommt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g längliche,<br />

rechteckige Schuppen aus, die sich meist<br />

von unten her ablösen. Hierdurch erhält<br />

die Borke e<strong>in</strong> dachziegelartiges Aussehen.<br />

Blätter<br />

Die gefie<strong>de</strong>rten Blätter s<strong>in</strong>d sehr lichtdurchlässig<br />

und verleihen <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>gskrone<br />

e<strong>in</strong> filigranes Aussehen. Wer<br />

während <strong>de</strong>s Sommers von unten <strong>in</strong> die<br />

Krone e<strong>in</strong>es Speierl<strong>in</strong>gs blickt, <strong>de</strong>m bieten<br />

sich e<strong>in</strong>zigartige Bil<strong>de</strong>r aus Licht und<br />

Schatten. E<strong>in</strong>e Möglichkeit alte, eichenartige<br />

Speierl<strong>in</strong>ge auch im W<strong>in</strong>ter sicher<br />

zu erkennen, bieten die 10-15 cm langen<br />

Mittelrippen <strong>de</strong>r abgefallenen Blätter.<br />

Blüte und Frucht<br />

Die Blüte <strong>de</strong>s Speierl<strong>in</strong>gs beg<strong>in</strong>nt Mitte<br />

Mai, selten früher. Während dieser Zeit<br />

tragen ältere Speierl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong> auffälliges,<br />

dichtes Kleid aus weißen Dol<strong>de</strong>nblüten,<br />

die aus bis zu 75 kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelblüten<br />

bestehen. Wie alle Rosengewächse, so<br />

wird auch <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g durch Insekten<br />

bestäubt. Die Früchte <strong>de</strong>s Speierl<strong>in</strong>gs<br />

machen <strong>de</strong>n Baum im Sommer und Herbst<br />

unverwechselbar. Sie wer<strong>de</strong>n bis zu 3<br />

cm groß und besitzen e<strong>in</strong>e apfel- o<strong>de</strong>r<br />

birnenähnliche Form.<br />

Wuchsverhalten,<br />

Standortsansprüche<br />

und Gefahren<br />

In se<strong>in</strong>er Ersche<strong>in</strong>ungsform ist <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g,<br />

<strong>de</strong>r zur Familie <strong>de</strong>r Rosengewächse<br />

(Rosaceae) gehört, sehr variabel. Im Freistand<br />

erreicht er meist „nur“ Höhen von<br />

17-23 m, dabei bil<strong>de</strong>t er jedoch mächtige,<br />

eichenähnliche Kronen und dicke Stämme,<br />

wobei Stammdurchmesser von <strong>de</strong>utlich<br />

über 1 m ke<strong>in</strong>e Seltenheit s<strong>in</strong>d.<br />

Im Wald zeigt <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g dagegen e<strong>in</strong><br />

vollkommen an<strong>de</strong>res Ersche<strong>in</strong>ungsbild:<br />

hier entwickelt er häufig lange, astfreie<br />

Stämme und kann auf guten Standorten<br />

Höhen von über 30 m erreichen.<br />

Der Speierl<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>e außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

lichtbedürftige Baumart. Soll er sich im<br />

Wald zu e<strong>in</strong>em kräftigen Baum mit breiter<br />

Krone entwickeln und sich gegenüber<br />

an<strong>de</strong>ren konkurrenzstärkeren <strong>Baumarten</strong><br />

langfristig behaupten können, so bedarf<br />

<strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen und<br />

<strong>in</strong>tensiven Pflege. Zugute kommt <strong>de</strong>m<br />

Speierl<strong>in</strong>g hierbei jedoch se<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Jugend überaus rasches Höhenwachstum,<br />

welches dasjenige <strong>de</strong>r Eiche übertrifft und<br />

ihm e<strong>in</strong>en Konkurrenzvorteil gegenüber<br />

weniger raschwüchsigen <strong>Baumarten</strong><br />

verschafft. Beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert am<br />

Speierl<strong>in</strong>g ist se<strong>in</strong>e außeror<strong>de</strong>ntlich hohe<br />

Toleranz gegenüber Trockenheit, die es<br />

ihm ermöglicht, auch sehr trockene und<br />

warme Standorte zu besie<strong>de</strong>ln, auf <strong>de</strong>nen<br />

an<strong>de</strong>re <strong>Baumarten</strong> nicht überleben<br />

können. Dies dürfte auch e<strong>in</strong>er<br />

<strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> dafür se<strong>in</strong>, dass<br />

e<strong>in</strong> Großteil <strong>de</strong>r noch etwa<br />

100 <strong>in</strong> Luxemburg existieren<strong>de</strong>n<br />

Altspeierl<strong>in</strong>ge im<br />

Südosten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, im<br />

Übergangsbereich zum<br />

wärmeren und trockeneren<br />

We<strong>in</strong>bauklima,<br />

zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n ist.<br />

Mit se<strong>in</strong>em tiefreichen<strong>de</strong>n<br />

Herzwurzelsystem<br />

ist <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g äußerst standfest und<br />

trotzt selbst starken Stürmen. Zu<strong>de</strong>m ist<br />

er <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Lage, mit se<strong>in</strong>en Wurzeln selbst<br />

sehr schwere Tonbö<strong>de</strong>n aufzuschließen<br />

und sich tiefer gelegene Nährstoff- und<br />

Wasserreserven nutzbar zu machen.<br />

Grundsätzlich ist er im Vergleich mit an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>Baumarten</strong> nicht wesentlich anfälliger<br />

gegenüber Insektenbefall und Krankheiten,<br />

allerd<strong>in</strong>gs lei<strong>de</strong>n junge Bäume unter<br />

mitteleuropäischen Klimaverhältnissen sehr<br />

häufig unter <strong>de</strong>m Befall durch Apfelschorf<br />

(Venturia <strong>in</strong>aequalis) und Obstbaumkrebs<br />

(Nectria galligena), was bei ungünstigen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen zum Absterben <strong>de</strong>s Baumes<br />

führen kann. Wird <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g im Wald<br />

gepflanzt, so muss er unbed<strong>in</strong>gt gegen<br />

Wildverbiss geschützt wer<strong>de</strong>n, da se<strong>in</strong>e<br />

Knospen für das Rehwild e<strong>in</strong>e wahre<br />

Delikatesse darstellen.<br />

Hat <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g die etwas kritischere<br />

Jugendphase jedoch überstan<strong>de</strong>n, so entwickelt<br />

er sich zu e<strong>in</strong>em genügsamen und<br />

bemerkenswert robusten Baum, <strong>de</strong>r unter<br />

optimalen Voraussetzungen e<strong>in</strong> Alter von<br />

bis zu 400 Jahren erreichen kann.<br />

10


ElsbeerE<br />

(Sorbus torm<strong>in</strong>alis L.)<br />

In <strong>de</strong>r Vergangenheit besaß die Elsbeere für die Forstwirtschaft<br />

ke<strong>in</strong>erlei nennenswerte Be<strong>de</strong>utung. Als verme<strong>in</strong>tlich wertlose Baumart<br />

schenkte man ihr im Rahmen <strong>de</strong>r Waldbewirtschaftung häufig überhaupt<br />

ke<strong>in</strong>e Beachtung o<strong>de</strong>r betrachtete sie mitunter gar als unerwünschte<br />

Baumart, die es gezielt zurückzudrängen galt. So kam es auch<br />

häufig vor, dass das Holz <strong>de</strong>r Elsbeere als Brennholz verkauft wur<strong>de</strong>.<br />

Heutzutage ist ihr Holz jedoch sehr gefragt und erzielt auf speziellen<br />

Wertholzsubmissionen regelmäßig Spitzenerlöse. Hierbei wur<strong>de</strong>n für<br />

qualitativ beson<strong>de</strong>rs hochwertige Furnierstämme* schon Höchstpreise<br />

von über 10.000 €/m 3 gezahlt.<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch <strong>de</strong>n Umstand, dass die Elsbeere lange Zeit ke<strong>in</strong>e forstwirtschaftliche<br />

Be<strong>de</strong>utung besaß, wur<strong>de</strong> sie waldbaulich stark vernachlässigt.<br />

Dies erklärt auch, warum die meisten <strong>de</strong>r heute noch im Wald vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Elsbeeren häufig unterdrückt stehen. Vor allem im W<strong>in</strong>ter fallen bei<br />

Elsbeeren die „Buckel“ alter abgestorbener Seitenäste auf, die selbst aus<br />

größerer Entfernung noch <strong>de</strong>utlich zu erkennen s<strong>in</strong>d. Alte Elsbeeren, die<br />

über lange Zeit waldbaulich geför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n und sich unter günstigen<br />

Lichtbed<strong>in</strong>gungen entwickeln konnten, er<strong>in</strong>nern <strong>in</strong> ihrer Ersche<strong>in</strong>ungsform<br />

an e<strong>in</strong>e Eiche. Dagegen besitzen unterdrückte Elsbeeren<br />

nur schwach entwickelte, schmale Kronen, die sich bereits früh <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Haupttrieb und e<strong>in</strong>en o<strong>de</strong>r mehrere starke, steile Seitenäste aufteilen.<br />

*s. Glossar<br />

13


Borke<br />

Die R<strong>in</strong><strong>de</strong> junger Elsbeeren ist glatt.<br />

Ab e<strong>in</strong>em Alter von etwa 20-25 Jahren<br />

beg<strong>in</strong>nt sich die an Pergament er<strong>in</strong>nern<strong>de</strong><br />

R<strong>in</strong><strong>de</strong> von unten her abzulösen und es<br />

setzt die Ausbildung e<strong>in</strong>er rissigen, fe<strong>in</strong>en<br />

und schuppenartigen Borke e<strong>in</strong>, die <strong>de</strong>m<br />

Stamm <strong>de</strong>r Elsbeere e<strong>in</strong> ganz typisches<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbild verleiht.<br />

Blätter<br />

Im Sommer machen die Blätter, die<br />

entfernt an die Blattform e<strong>in</strong>es Spitzahorns<br />

er<strong>in</strong>nern, e<strong>in</strong>e Elsbeere unverwechselbar.<br />

Bemerkenswert ist die außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

hohe Vielfalt an Blattformen, die häufig<br />

sogar an e<strong>in</strong> und <strong>de</strong>mselben Baum zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />

ist. Beson<strong>de</strong>rs prachtvoll ersche<strong>in</strong>en<br />

Elsbeeren im Herbst, wenn sich ihre Blätter<br />

leuchtend gelb und rot verfärben.<br />

Blüte und Frucht<br />

Die Blüten <strong>de</strong>r Elsbeere s<strong>in</strong>d weiß und<br />

bil<strong>de</strong>n lockere, aufrechte Dol<strong>de</strong>nrispen.<br />

Die Blüte fällt <strong>in</strong> die Zeit zwischen Mitte<br />

Mai bis Anfang Juni, wobei sie <strong>in</strong> beson<strong>de</strong>rs<br />

warmen Jahren ausnahmsweise schon<br />

Anfang Mai beg<strong>in</strong>nen kann.<br />

Die Bestäubung <strong>de</strong>r Blüten erfolgt durch<br />

Insekten. Aus <strong>de</strong>n Blüten entwickeln<br />

sich über <strong>de</strong>n Sommer 15-19 mm lange,<br />

rundlich-eiförmige Früchte von gelbrötlicher<br />

bis orangebrauner Farbe.<br />

Wuchsverhalten,<br />

Standortsansprüche<br />

und Gefahren<br />

Lange Zeit blieb die Elsbeere <strong>in</strong> unseren<br />

Wäl<strong>de</strong>rn unbeachtet und wur<strong>de</strong> nicht<br />

gezielt geför<strong>de</strong>rt. Dass man diese Baumart<br />

aber auch heute noch auf verschie<strong>de</strong>nen<br />

Waldflächen vorf<strong>in</strong><strong>de</strong>t, ist zu e<strong>in</strong>em<br />

Großteil sicherlich ihrer ausgeprägten Fähigkeit<br />

zur vegetativen Vermehrung über<br />

Wurzelbrut* zu verdanken. Häufig f<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />

man Nachkommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umkreis von<br />

20-30 m rund um <strong>de</strong>n Mutterbaum. Diese<br />

Strategie ermöglicht es <strong>de</strong>r Elsbeere,<br />

e<strong>in</strong>en Standort auch bei stärkerer Konkurrenz<br />

durch an<strong>de</strong>re <strong>Baumarten</strong> über<br />

e<strong>in</strong>en langen Zeitraum zu behaupten. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergrund wird davon ausgegangen,<br />

dass es sich bei e<strong>in</strong>em großen<br />

Teil <strong>de</strong>r Elsbeeren e<strong>in</strong>es Waldbestan<strong>de</strong>s<br />

häufig um genetisch i<strong>de</strong>ntische Abkömml<strong>in</strong>ge<br />

(Klone*) e<strong>in</strong>es o<strong>de</strong>r nur weniger<br />

Mutterbäume han<strong>de</strong>lt. Die generative<br />

Vermehrung über Samen kommt bei <strong>de</strong>r<br />

Elsbeere nur selten vor.<br />

Die Elsbeere ist e<strong>in</strong>e Halbschattbaumart,<br />

die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r frühen Jugend e<strong>in</strong>e lichte<br />

Beschattung durch an<strong>de</strong>re Bäume recht<br />

gut erträgt. Lei<strong>de</strong>r ist das Wissen über<br />

die waldbauliche Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

Elsbeere, d. h. ihr Durchmesser- und<br />

Höhenwachstum, nur sehr spärlich und<br />

basiert vielfach auf Vermutungen und<br />

Annahmen. Häufig wird gesagt, dass diese<br />

Baumart nur sehr langsam wachse. Neuere<br />

Untersuchungen aus <strong>de</strong>r Schweiz und aus<br />

Deutschland belegen jedoch, dass dies<br />

nur für unterdrückte Exemplare zutrifft. Bei<br />

guter För<strong>de</strong>rung und ausreichend hohem<br />

Lichtgenuss übersteigt das Wachstum <strong>de</strong>r<br />

Elsbeere dasjenige <strong>de</strong>r Eiche. Unter günstigen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen kann die Elsbeere e<strong>in</strong>e<br />

Höhe von über 30 m und e<strong>in</strong> Höchstalter<br />

von bis zu 300 Jahren erreichen.<br />

Wie <strong>de</strong>r Speierl<strong>in</strong>g, so wird auch die<br />

Elsbeere als beson<strong>de</strong>rs trockenheitstolerant<br />

und wärmeliebend beschrieben.<br />

Zugleich kommt sie aber auch mit kurzen<br />

periodischen Überschwemmungen<br />

verhältnismäßig<br />

gut zurecht. Optimale<br />

Wuchsleistungen erzielt sie<br />

jedoch nur auf nährstoffreichen<br />

und ausreichend frischen Standorten,<br />

wobei sie hier jedoch<br />

meist von <strong>de</strong>r konkurrenzstärkeren Buche<br />

verdrängt wird.<br />

Die Elsbeere entwickelt e<strong>in</strong> tiefreichen<strong>de</strong>s<br />

Herzwurzelsystem, das ihr e<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>rs<br />

hohe Standfestigkeit verleiht. Bemerkenswert<br />

ist zu<strong>de</strong>m das außergewöhnlich<br />

starke Wurzelwachstum junger<br />

Pflanzen, die bereits nach 2-3 Jahren<br />

e<strong>in</strong> bis zu 60 cm <strong>in</strong> die Tiefe reichen<strong>de</strong>s<br />

Wurzelwerk besitzen.<br />

Die größte Gefahr für die Elsbeere stellt<br />

die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n vergangenen 100-150 Jahren<br />

von statten gegangene Abkehr von <strong>de</strong>r<br />

Nie<strong>de</strong>r- und Mittelwaldwirtschaft*, h<strong>in</strong><br />

zur Hochwaldbewirtschaftung* dar.<br />

Dagegen bleibt die Baumart jedoch von<br />

Krankheiten und Schädl<strong>in</strong>gen weitestgehend<br />

verschont. Wer<strong>de</strong>n junge Elsbeeren<br />

im Wald gepflanzt, so machen die<br />

vielerorts <strong>de</strong>utlich überhöhten Rehwildbestän<strong>de</strong><br />

beson<strong>de</strong>re Schutzmaßnahmen<br />

unumgänglich.<br />

14 15<br />

*s. Glossar


Berg-, Feld- und Flatterulme<br />

(Ulmus L.)<br />

Von Natur aus kommen bei uns die Bergulme (Ulmus glabra), die Feldulme<br />

(Ulmus m<strong>in</strong>or) und die Flatterulme (Ulmus laevis) vor. Am häufigsten<br />

vertreten ist dabei die Bergulme, wobei die Flatterulme – als Charakterbaumart<br />

<strong>de</strong>s Auwal<strong>de</strong>s – <strong>in</strong> Luxemburg e<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>re Rarität darstellt.<br />

In Südfrankreich übernimmt die Ulme die mythologische Rolle <strong>de</strong>r<br />

L<strong>in</strong><strong>de</strong>. In <strong>de</strong>n dortigen Dörfern und Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> früher unter<br />

Ulmen Recht gesprochen und Gottesdienste abgehalten. Im klassischen<br />

Griechenland war die Ulme <strong>de</strong>m Götterboten Hermes geweiht, <strong>de</strong>m<br />

Beschützer <strong>de</strong>r Kaufleute und Diebe. Die geflügelten Ulmenfrüchte begleiteten<br />

die Seelen <strong>de</strong>rjenigen, die von Hermes vor <strong>de</strong>n Weltenrichter<br />

geführt wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Nutzung <strong>de</strong>s Ulmenholzes hat e<strong>in</strong>e lange Tradition. Früher wur<strong>de</strong><br />

es für die Herstellung mechanisch stark beanspruchter Gegenstän<strong>de</strong> wie<br />

Rä<strong>de</strong>r, Waffen o<strong>de</strong>r auch Glockenstühle verwen<strong>de</strong>t. Bei Konstruktionen,<br />

die <strong>de</strong>m Wasser ausgesetzt waren, wur<strong>de</strong> mit Vorliebe das Holz <strong>de</strong>r<br />

Bergulme verwen<strong>de</strong>t, da dieses unter Wasser außeror<strong>de</strong>ntlich lange<br />

haltbar ist. Auch heute noch ist Ulmenholz aufgrund se<strong>in</strong>er schönen<br />

Maserung und <strong>de</strong>s <strong>de</strong>korativen Aussehens für die Herstellung hochwertiger<br />

Möbel sehr gesucht. Das Holz <strong>de</strong>r drei Ulmenarten unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich nur ger<strong>in</strong>gfügig vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r. Im Allgeme<strong>in</strong>en gilt jedoch das Holz<br />

<strong>de</strong>r Feldulme als das hochwertigste. Im Han<strong>de</strong>l – <strong>de</strong>r durch das seit <strong>de</strong>n<br />

1920er Jahren grassieren<strong>de</strong> Ulmensterben (siehe S. 21) fast vollständig<br />

zum Erliegen gekommen ist – wird Ulmenholz unter <strong>de</strong>r Bezeichnung<br />

„Rüster“ vertrieben. Weltweit ist <strong>de</strong>r Fortbestand vieler Ulmen durch<br />

diese Krankheit akut bedroht.<br />

17


Borke<br />

Alle drei Ulmenarten besitzen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Jugend e<strong>in</strong>e glatte R<strong>in</strong><strong>de</strong>, die sich im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Zeit zu e<strong>in</strong>er tief längsrissigen Borke<br />

ausbil<strong>de</strong>t. Bei <strong>de</strong>r Feldulme bil<strong>de</strong>n sich<br />

oft kräftige Korkleisten. Zu<strong>de</strong>m entwickeln<br />

sich beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>r Flatterulme starke<br />

Wurzelanläufe, die die Form mächtiger<br />

Brettwurzeln annehmen können, wie man es<br />

sonst nur von Bäumen <strong>de</strong>r Tropen kennt.<br />

Blätter<br />

Die Blätter <strong>de</strong>r drei Arten unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich <strong>de</strong>utlich h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Größe, Form<br />

und Zähnung <strong>de</strong>s Blattran<strong>de</strong>s. Allen Blättern<br />

geme<strong>in</strong> ist jedoch die charakteristische und<br />

auffallen<strong>de</strong> Asymmetrie an <strong>de</strong>r Blattbasis,<br />

wodurch Ulmen e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig von an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>Baumarten</strong> unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können.<br />

Neben <strong>de</strong>m asymmetrischen Blattgrund<br />

besitzen die Blätter e<strong>in</strong>en scharf doppelt<br />

gesägten Blattrand. Die Flatterulme besitzt<br />

im Vergleich zur Bergulme (<strong>de</strong>ren Blätter auf<br />

<strong>de</strong>n ersten Blick an die <strong>de</strong>r Haselnuss er<strong>in</strong>nern)<br />

e<strong>in</strong>e auffallend rundliche Blattform. Die<br />

Blätter <strong>de</strong>r Feldulme s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>utlich kle<strong>in</strong>er, als<br />

die <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Ulmenarten.<br />

Blüte und Frucht<br />

Die zwittrigen Blüten <strong>de</strong>r Ulmen ersche<strong>in</strong>en<br />

vor <strong>de</strong>m Laubaustrieb im März / April. Sie<br />

stehen <strong>in</strong> Büscheln zusammen und s<strong>in</strong>d sehr<br />

unsche<strong>in</strong>bar. Die Blüte <strong>de</strong>r Flatterulme setzt<br />

etwa 2 Wochen später e<strong>in</strong> als bei ihren<br />

Verwandten, <strong>de</strong>r Berg- und <strong>de</strong>r Feldulme.<br />

Nach <strong>de</strong>r Bestäubung <strong>de</strong>r Blüten über <strong>de</strong>n<br />

W<strong>in</strong>d, entwickeln sich kle<strong>in</strong>e, flache Nüsschen<br />

von eiförmig-elliptischer Form, die<br />

von e<strong>in</strong>em häutigen Flügelrand umgeben<br />

s<strong>in</strong>d. Die Früchte s<strong>in</strong>d bereits En<strong>de</strong> Mai bis<br />

Anfang Juni reif.<br />

Bergulme Feldulme Flatterulme<br />

18


Wuchsverhalten,<br />

Standortsansprüche<br />

und Gefahren<br />

In <strong>de</strong>r Jugend besitzen die Ulmen e<strong>in</strong><br />

rasches Wachstum, das jedoch bereits<br />

im Alter von etwa 20-25 Jahren <strong>de</strong>utlich<br />

nachlässt. Alle drei Arten s<strong>in</strong>d als<br />

Halbschattbaumarten e<strong>in</strong>zustufen. In <strong>de</strong>n<br />

ersten Jahren ertragen sie Beschattung<br />

durch an<strong>de</strong>re Bäume recht gut, doch<br />

steigt ihr Lichtbedarf mit zunehmen<strong>de</strong>m<br />

Alter an. Die Lichtansprüche <strong>de</strong>r<br />

Feldulme s<strong>in</strong>d dabei grundsätzlich höher<br />

als diejenigen von Berg- und Flatterulme.<br />

Unter günstigen Bed<strong>in</strong>gungen können<br />

alle drei Arten Endhöhen von bis zu über<br />

40 m erreichen. In <strong>de</strong>r Regel wer<strong>de</strong>n<br />

die Bäume aber nur 25-30 m hoch.<br />

Unter optimalen Wuchsbed<strong>in</strong>gungen<br />

bestehen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>de</strong>r maximalen<br />

Stammdurchmesser zwischen <strong>de</strong>n drei<br />

Arten Unterschie<strong>de</strong>: Bergulme bis150<br />

cm, Flatterulme bis 200 cm, Feldulme<br />

etwa 100 cm. Im Wirtschaftswald bleiben<br />

die Durchmesser jedoch meist weit unter<br />

diesen Werten. Das Höchstalter aller drei<br />

Ulmenarten liegt bei rund 400 Jahren.<br />

In Bezug auf die Nährstoffansprüche s<strong>in</strong>d<br />

die bei uns heimischen Ulmen allesamt<br />

als anspruchsvoll e<strong>in</strong>zustufen. Grundsätzlich<br />

i<strong>de</strong>ale Bed<strong>in</strong>gungen bieten ihnen<br />

nährstoffreiche, tiefgründige und lockere<br />

Bö<strong>de</strong>n. Im direkten Vergleich s<strong>in</strong>d die<br />

Standortsansprüche <strong>de</strong>r drei Arten<br />

jedoch recht unterschiedlich.<br />

So benötigt die Bergulme für e<strong>in</strong> optimales<br />

Wachstum neben e<strong>in</strong>er guten<br />

Nährstoffversorgung auch e<strong>in</strong> sehr gutes<br />

und gleichmäßiges Wasserangebot sowie<br />

e<strong>in</strong>e ausreichen<strong>de</strong> Luftfeuchtigkeit.<br />

Die Flatterulme ist gleichfalls auf nährstoffreiche<br />

Bö<strong>de</strong>n angewiesen, allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist sie <strong>in</strong> Bezug auf die Bo<strong>de</strong>nstruktur und<br />

Wasserversorgung anpassungsfähiger<br />

als die Bergulme. Sie wächst sowohl auf<br />

grundfeuchten bis vernässten Bö<strong>de</strong>n<br />

und erträgt Überschwemmungen gut;<br />

zugleich kann sie aber auch auf trockenen<br />

Bö<strong>de</strong>n vorkommen. Grundsätzlich erfor<strong>de</strong>rlich<br />

ist e<strong>in</strong>e ausreichen<strong>de</strong> Sommerwärme.<br />

Optimale Bed<strong>in</strong>gungen bieten ihr<br />

Standorte <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Flussauen <strong>de</strong>r Ebenen;<br />

dort kommt sie zusammen mit <strong>de</strong>r Eiche<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hartholzaue* vor.<br />

Die Feldulme besitzt von allen drei Ulmenarten<br />

<strong>de</strong>n höchsten Nährstoffbedarf,<br />

jedoch ist ihr Anspruch an die Bo<strong>de</strong>nfeuchtigkeit<br />

beschei<strong>de</strong>n. Ähnlich <strong>de</strong>r Flatterulme<br />

benötigt sie viel Wärme. I<strong>de</strong>ale<br />

Bed<strong>in</strong>gungen bieten ihr mäßig trockene<br />

bis schwach wechselfeuchte Standorte<br />

mit lockeren und tiefgründigen Bö<strong>de</strong>n.<br />

Sie verträgt gelegentliche Überflutungen,<br />

zugleich sagen ihr aber auch sonnige,<br />

trockene Hanglagen zu. Entsprechend<br />

ihrer hohen Anpassungsfähigkeit besitzt<br />

die Feldulme e<strong>in</strong> bis nach Nordafrika<br />

reichen<strong>de</strong>s Verbreitungsgebiet.<br />

Von <strong>de</strong>r schwerwiegen<strong>de</strong>n Bedrohung<br />

durch das Ulmensterben abgesehen,<br />

s<strong>in</strong>d die Ulmen sehr robust und nicht<br />

nennenswert durch an<strong>de</strong>re Krankheitserreger<br />

gefähr<strong>de</strong>t. Als problematisch erweisen<br />

sich im Wald allerd<strong>in</strong>gs überhöhte<br />

Rehwildbestän<strong>de</strong>, die die Entwicklung<br />

junger Ulmen durch Verbiss gefähr<strong>de</strong>n<br />

und beson<strong>de</strong>re Schutzmaßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich<br />

machen.<br />

Das Ulmensterben<br />

Weltweit ist die Existenz vieler Ulmen durch die<br />

Holländische Ulmenkrankheit („Ulmensterben“) akut<br />

bedroht. Erreger dieser Krankheit s<strong>in</strong>d zwei Pilzarten,<br />

Ophiostoma ulmi (aggressiv) o<strong>de</strong>r Ophiostoma<br />

novo-ulmi (sehr aggressiv), die durch Ulmenspl<strong>in</strong>tkäfer<br />

(Scolytus und an<strong>de</strong>re Gattungen) übertragen<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Krankheit besitzt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />

Entwicklungsgeschichte und ist e<strong>in</strong> tragisches Beispiel<br />

für Epi<strong>de</strong>mien, die durch menschliche Aktivitäten<br />

begünstigt o<strong>de</strong>r erst ermöglicht wur<strong>de</strong>n.<br />

Der Pilz wur<strong>de</strong> im 1. Weltkrieg aus Ostasien<br />

nach Europa e<strong>in</strong>geschleppt, vermutlich über aus<br />

Ulmenholz gefertigte Munitionskisten. In Europa<br />

breitete sich <strong>de</strong>r Erreger (Ophiostoma ulmi) dann<br />

sehr schnell aus und führte <strong>in</strong> <strong>de</strong>n 1920er Jahren<br />

vielerorts zu e<strong>in</strong>em massiven Ulmensterben. Die<br />

Züchtung weitgehend resistenter Sorten brachte<br />

ke<strong>in</strong>e Abhilfe, da zwischenzeitlich e<strong>in</strong> neuer weitaus<br />

aggressiverer Stamm <strong>de</strong>s Erregers entstan<strong>de</strong>n<br />

war (Ophiostoma novo-ulmi). Der neue Erreger<br />

befiel auch bislang wi<strong>de</strong>rstandsfähige Exemplare<br />

und stellt bis heute e<strong>in</strong>e existenzielle Bedrohung<br />

für die wenigen noch existieren<strong>de</strong>n Ulmen dar.<br />

E<strong>in</strong>e Bekämpfung <strong>de</strong>r Holländischen Krankheit ist<br />

möglich. In <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n liegen dazu Erfahrungen<br />

über mehrere Jahrzehnte vor. Ausschlaggebend<br />

ist e<strong>in</strong>e strikte Hygiene, beson<strong>de</strong>rs wertvolle E<strong>in</strong>zelbäume<br />

können vorbeugend geimpft wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Pflanzung neuer, hochresistenter Sorten ermöglicht<br />

es, Ulmen für die nächsten Generationen zu erhalten.<br />

20 21<br />

*s. Glossar


Schwarzpappel<br />

(Populus nigra L.)<br />

Die Schwarzpappel gehört wie alle Pappeln und Wei<strong>de</strong>narten zur<br />

Familie <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>ngewächse (Salicaceae). Von <strong>de</strong>n etwa 35 unterschiedlichen<br />

<strong>in</strong> Europa vorkommen<strong>de</strong>n Pappelarten s<strong>in</strong>d außer <strong>de</strong>r<br />

Schwarzpappel nur noch die Silberpappel (Populus alba) und die<br />

Zitterpappel (Populus tremula), die auch Aspe o<strong>de</strong>r Espe genannt wird,<br />

heimisch. Darüber h<strong>in</strong>aus existieren aber auch noch natürliche Kreuzungen<br />

zwischen Silber- und Zitterpappel, die unter <strong>de</strong>m Sammelnamen<br />

Graupappel (Populus x canescens) zusammengefasst wer<strong>de</strong>n. Zusammen<br />

mit <strong>de</strong>r Silberwei<strong>de</strong> ist die Schwarzpappel e<strong>in</strong>e Charakterbaumart <strong>de</strong>r<br />

Weichholzauen*. Ältere Schwarzpappelexemplare besitzen e<strong>in</strong>e mächtige,<br />

knorrige Gestalt und meist e<strong>in</strong>e unregelmäßig aufgebaute, breite<br />

und weit ausla<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Krone. Leicht zu verwechseln ist die e<strong>in</strong>heimische<br />

Schwarzpappel allerd<strong>in</strong>gs mit <strong>de</strong>n <strong>in</strong> vergleichsweise großem Umfang<br />

angepflanzten Hybri<strong>de</strong>n*. Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um künstliche Kreuzungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r amerikanischen und <strong>de</strong>r europäischen Schwarzpappel,<br />

die e<strong>in</strong>en noch höheren Holzzuwachs aufweisen, dabei jedoch <strong>de</strong>utlich<br />

weniger alt wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Aufbau <strong>de</strong>s Holzes s<strong>in</strong>d sich alle Pappelarten weitgehend ähnlich.<br />

Allgeme<strong>in</strong> zeichnet sich Pappelholz durch e<strong>in</strong>en sehr hohen Zelluloseanteil<br />

aus und wird daher auch gerne von <strong>de</strong>r Zellstoff- und Papier<strong>in</strong>dustrie<br />

abgenommen. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>de</strong>r Dichte ist das Holz mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Fichte<br />

vergleichbar. Früher war das Holz <strong>de</strong>r Schwarzpappel für die Herstellung<br />

von Holzschuhen und Prothesen sehr geschätzt, da es nicht nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges<br />

Gewicht, son<strong>de</strong>rn auch e<strong>in</strong>en hohen Abnutzungswi<strong>de</strong>rstand und<br />

e<strong>in</strong>e gute Isolierwirkung besitzt.<br />

*s. Glossar<br />

23


Borke<br />

Der Stamm <strong>de</strong>r Schwarzpappel besitzt<br />

e<strong>in</strong>e dunkelgraue bis schwarze R<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

(daher auch <strong>de</strong>r Name Schwarzpappel),<br />

mit e<strong>in</strong>er x-förmigen Struktur. Typisch s<strong>in</strong>d<br />

außer<strong>de</strong>m die Wasserreiser* und Maserknollen*,<br />

die meist zahlreich entlang ihres<br />

Stammes verteilt, zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d.<br />

Blätter<br />

Die Blätter unterschei<strong>de</strong>n sich an e<strong>in</strong> und<br />

<strong>de</strong>mselben Baum zum Teil erheblich: an<br />

<strong>de</strong>n Kurztrieben besitzen die Blätter e<strong>in</strong><br />

rautenförmiges Aussehen, an <strong>de</strong>n Langtrieben<br />

s<strong>in</strong>d sie dagegen eher eiförmig<br />

zugespitzt. Allen Blättern zu eigen ist die<br />

fe<strong>in</strong>e Zähnung <strong>de</strong>s Blattran<strong>de</strong>s. Während<br />

<strong>de</strong>s Blattaustriebs besitzen die jungen<br />

Blätter e<strong>in</strong>e leicht rötliche Färbung, die<br />

jedoch rasch verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>t. Am Spross<br />

s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Blätter spiralförmig<br />

(wechselständig) angeordnet.<br />

Blüte und Frucht<br />

Die Blütezeit <strong>de</strong>r Schwarzpappel dauert<br />

vom März bis <strong>in</strong> <strong>de</strong>n April und f<strong>in</strong><strong>de</strong>t vor<br />

<strong>de</strong>m eigentlichen Blattaustrieb statt. Wie<br />

alle an<strong>de</strong>ren Pappelarten ist die Schwarzpappel<br />

zweihäusig das heißt, dass e<strong>in</strong><br />

Baum entwe<strong>de</strong>r nur männliche o<strong>de</strong>r nur<br />

weibliche Blüten besitzt. Im Gegensatz zu<br />

<strong>de</strong>n Wei<strong>de</strong>narten f<strong>in</strong><strong>de</strong>t die Bestäubung<br />

nicht über Insekten, son<strong>de</strong>rn über <strong>de</strong>n<br />

W<strong>in</strong>d statt. Die männlichen Blüten s<strong>in</strong>d<br />

bis zu 10 cm lang, herabhängend und von<br />

grauweißer Färbung. Die gelb-grünen<br />

weiblichen Kätzchen s<strong>in</strong>d 4 -10 cm lang<br />

und besitzen bis zu 50 E<strong>in</strong>zelblüten. Nach<br />

e<strong>in</strong>er relativ kurzen Reifezeit entlässt <strong>de</strong>r<br />

Baum aus <strong>de</strong>n aufgeplatzten Fruchtkapseln<br />

En<strong>de</strong> Mai bis Anfang Juni die charakteristische,<br />

weiße Wolle, <strong>de</strong>r die w<strong>in</strong>zig kle<strong>in</strong>en<br />

Samenkörner anhaften. Die leichten<br />

schwimmfähigen Wollbäusche wer<strong>de</strong>n<br />

sowohl über <strong>de</strong>n Wasserstrom als auch<br />

durch <strong>de</strong>n W<strong>in</strong>d verbreitet.<br />

Wuchsverhalten,<br />

Standortsansprüche<br />

und Gefahren<br />

Die Schwarzpappel ist e<strong>in</strong>e ausgesprochene<br />

Pionierbaumart mit sehr hohem<br />

Lichtbedarf. Aus diesem Grund ist sie auch<br />

sehr empf<strong>in</strong>dlich gegenüber Konkurrenzbaumarten,<br />

die <strong>in</strong> ihre Krone h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen<br />

und sie bedrängen. Lediglich im<br />

Übergangsbereich von <strong>de</strong>r Weich- zur<br />

Hartholzaue* ist die Schwarzpappel robust<br />

und konkurrenzstark genug, um sich<br />

gegenüber an<strong>de</strong>ren <strong>Baumarten</strong> dauerhaft<br />

behaupten zu können. Sie ist e<strong>in</strong>e typische<br />

Charakterbaumart <strong>de</strong>r Silberwei<strong>de</strong>n-<br />

Weichholzaue* (Salicetum albae) und daher<br />

<strong>in</strong> Mitteleuropa hauptsächlich mit <strong>de</strong>r<br />

Silberwei<strong>de</strong> (Salix alba) vergesellschaftet.<br />

Als klassische Baumart <strong>de</strong>r Auenbereiche<br />

kommt sie mit häufigen Überflutungen gut<br />

zurecht und übersteht auch längerfristige<br />

Überschwemmungen unbescha<strong>de</strong>t.<br />

Für ihre Vermehrung benötigt die Schwarzpappel<br />

feuchte und sandige Rohbö<strong>de</strong>n.<br />

Diesem Umstand kommt beson<strong>de</strong>rs auch<br />

<strong>de</strong>shalb e<strong>in</strong>e große Be<strong>de</strong>utung zu, weil<br />

<strong>de</strong>r Samen lediglich acht Tage lang keimfähig<br />

bleibt. Neben <strong>de</strong>r Verbreitung über<br />

Samen vermehren sich Schwarzpappeln<br />

vegetativ über Stockausschläge und Wurzelbrut*,<br />

aber auch über abgebrochene<br />

Äste (Steckl<strong>in</strong>ge), die auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n neue<br />

Wurzeln entwickeln.<br />

Das Wuchsvermögen <strong>de</strong>r Schwarzpappel<br />

ist wie bei allen Pappelarten überdurchschnittlich<br />

hoch und so können bereits <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Alter von nur 40 Jahren Stammdurchmesser<br />

von bis zu 90 cm erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n. Allerd<strong>in</strong>gs liegt die e<strong>in</strong>heimische<br />

Schwarzpappel damit noch immer unter<br />

<strong>de</strong>r Wuchsleistung von Schwarzpappelhybri<strong>de</strong>n*<br />

(Kreuzungen <strong>de</strong>r amerikanischen<br />

mit <strong>de</strong>r europäischen Schwarzpappel).<br />

Die Hauptvoraussetzung für die natürliche<br />

Verbreitung und Erhaltung <strong>de</strong>r<br />

Schwarzpappel ist das Vorhan<strong>de</strong>nse<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>takter Flusslandschaften <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen die<br />

Uferbereiche von Zeit zu Zeit überschwemmt<br />

wer<strong>de</strong>n und sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Folge<br />

typische Weichholz- und Hartholzauenbereiche*<br />

entwickeln können. Nur hier<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>t die Schwarzpappel die feuchten<br />

und sandigen Rohbö<strong>de</strong>n vor, die sie<br />

für ihre Vermehrung und Entwicklung<br />

unbed<strong>in</strong>gt benötigt. Der Rückgang <strong>de</strong>r<br />

Schwarzpappel ist <strong>de</strong>mnach nicht nur auf<br />

ihre ger<strong>in</strong>gere Konkurrenzkraft und ihre<br />

sehr spezifischen Standortsansprüche<br />

zurückzuführen, son<strong>de</strong>rn vor allem auf <strong>de</strong>n<br />

Verlust natürlicher Überschwemmungsbereiche<br />

entlang größerer Flüsse, die <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>n vergangenen Jahrzehnten vielerorts<br />

begradigt und <strong>in</strong> künstlich geschaffene,<br />

tiefe Flussbetten mit hohen Fließgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

gezwängt wur<strong>de</strong>n.<br />

24<br />

*s. Glossar<br />

*s. Glossar<br />

25


Eibe<br />

(Taxus baccata L.)<br />

Die Eibe ist e<strong>in</strong>e Baumart von ganz beson<strong>de</strong>rer mythischer Be<strong>de</strong>utung.<br />

Seit <strong>de</strong>m Altertum gilt sie als Lebens- und als To<strong>de</strong>sbaum und ist <strong>de</strong>shalb<br />

auch häufig auf Friedhöfen zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Auch Zauberkräfte sagte man ihr<br />

früher nach und pflanzte sie vielerorts zum Schutz vor Hexen und bösen<br />

Geistern um das Haus herum. Bei <strong>de</strong>n Kelten, die die Eibe hochverehrten,<br />

war sie <strong>de</strong>r Baum <strong>de</strong>r Drui<strong>de</strong>n. Ihr Holz ist sehr langlebig, wi<strong>de</strong>rstandsfähig<br />

und gleichzeitig biegsam und diente bereits <strong>de</strong>n Wik<strong>in</strong>gern zur<br />

Herstellung von Bogenwaffen. Der late<strong>in</strong>ische Begriff „Taxus“ ist vom<br />

griechischen Wort toxon (=Bogen) übernommen.<br />

Botanisch stellt die Eibe e<strong>in</strong>e Mischform zwischen Laubhölzern und<br />

immergrünen Na<strong>de</strong>lhölzern dar. Bis auf <strong>de</strong>n roten Fruchtmantel, Arillus<br />

genannt, s<strong>in</strong>d sämtliche Pflanzenteile <strong>de</strong>r Eibe hochgiftig. Aus diesem<br />

Grun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n Eiben im Wald früher auch vielerorts gezielt gefällt, da<br />

sie für Haustiere (Pfer<strong>de</strong>, Kühe), die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Wald getrieben wur<strong>de</strong>n und<br />

an <strong>de</strong>n Eiben ästen, e<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>re Gefahr darstellten. Die vermutlich<br />

wichtigste Ursache für die heutige Seltenheit <strong>de</strong>r Eibe dürfte allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r massiven Übernutzung dieser Baumart während <strong>de</strong>s Mittelalters<br />

zu sehen se<strong>in</strong>, als man das harte und zähe Holz <strong>in</strong> großem Umfang für die<br />

Waffenherstellung verwen<strong>de</strong>te. So wur<strong>de</strong>n etwa <strong>de</strong>r kriegsstrategisch äußerst<br />

erfolgreiche englische Langbogen und die Armbrust aus Eibenholz<br />

hergestellt. Dies führte dazu, dass die Eibe zuerst <strong>in</strong> England und dann <strong>in</strong><br />

Nord- und Mitteleuropa be<strong>in</strong>ahe vollständig ausgerottet wur<strong>de</strong>. Heutzutage<br />

ist die Eibe fast überall aus unseren Wäl<strong>de</strong>rn verschwun<strong>de</strong>n.<br />

27


Ersche<strong>in</strong>ungsform<br />

Die 15-20 m groß wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Eibe ist<br />

meist schon aufgrund ihres typischen<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbil<strong>de</strong>s unverkennbar.<br />

Als Na<strong>de</strong>lbaum besitzt die Eibe e<strong>in</strong>e<br />

dom<strong>in</strong>ante, durchgehen<strong>de</strong> Wuchsachse<br />

(apikales Wachstum). Neben e<strong>in</strong>stämmigen<br />

und mehrstämmigen Bäumen<br />

kommen auf extremen Standorten auch<br />

strauchförmige Individuen vor.<br />

Borke<br />

Typisch für die Eibe ist ihre grau- bis<br />

rötlichbraune Borke, die sich wie bei <strong>de</strong>r<br />

Platane <strong>in</strong> dünnen, regelmäßigen Schuppen<br />

vom Stamm löst.<br />

Na<strong>de</strong>ln<br />

Die Na<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Eibe s<strong>in</strong>d auffallend<br />

breit und flach. Oberseits zeigen sie e<strong>in</strong>e<br />

glänzen<strong>de</strong>, dunkelgrüne Farbe, unterseits<br />

s<strong>in</strong>d sie dagegen matt hellgrün. An<strong>de</strong>rs als<br />

bei <strong>de</strong>r Weißtanne (Abies alba) s<strong>in</strong>d die<br />

Na<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Eibe <strong>de</strong>utlich zugespitzt.<br />

Früchte<br />

Die Eibe ist e<strong>in</strong>e zweihäusige Baumart<br />

d. h., dass es sowohl männliche als auch<br />

weibliche Exemplare gibt.<br />

An<strong>de</strong>rs als bei an<strong>de</strong>ren Na<strong>de</strong>lbäumen<br />

bil<strong>de</strong>t die Eibe ke<strong>in</strong>e Zapfen, son<strong>de</strong>rn<br />

fleischige Sche<strong>in</strong>früchte. Gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

diese auffallen<strong>de</strong>n, roten Früchte jedoch<br />

nur von weiblichen Eiben.<br />

Wuchsverhalten,<br />

Standortsansprüche<br />

und Gefahren<br />

Die Eibe ist e<strong>in</strong>e ausgesprochen trägwüchsige<br />

Baumart. Beson<strong>de</strong>rs <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Altersspanne von 7-15 Jahren ist ihr Höhenwachstum<br />

immer extrem langsam. Unter<br />

sehr günstigen Bed<strong>in</strong>gungen benötigt<br />

die Eibe 10-20 Jahre, bis sie soweit <strong>in</strong> die<br />

Höhe gewachsen ist, dass sie vom Rehwild<br />

nicht mehr verbissen wird. Hat die Eibe<br />

diese kritische Höhe überschritten, kann<br />

sie jährlich bis zu 20 cm wachsen. Den<br />

Höhepunkt <strong>de</strong>s Höhenzuwachses erreicht<br />

<strong>de</strong>r Baum im Alter von 60 Jahren, bei<br />

e<strong>in</strong>er Höhe von 6-10 m.<br />

Das Reaktionsvermögen <strong>de</strong>r Krone und<br />

<strong>de</strong>r Durchmesserzuwachs bleiben aber<br />

bis <strong>in</strong>s hohe Alter erhalten. Stammdurchmesser<br />

von mehr als 1 m s<strong>in</strong>d möglich.<br />

Die Endhöhe beträgt meist zwischen 15<br />

und 20 m und wird erst im Alter von 200<br />

Jahren erreicht, wobei Höchstalter von<br />

600-1.000 Jahren möglich s<strong>in</strong>d. Angaben,<br />

nach <strong>de</strong>nen es 5.000 Jahre alte Exemplare<br />

gibt, s<strong>in</strong>d nicht gesichert.<br />

Von allen bei uns vorkommen<strong>de</strong>n <strong>Baumarten</strong><br />

besitzt die Eibe die ger<strong>in</strong>gsten<br />

Lichtansprüche. Selbst relative Lichtstärken<br />

von nur 10 % s<strong>in</strong>d für das Überleben<br />

<strong>de</strong>r Eibe noch ausreichend. Beschattung<br />

durch die Kronen an<strong>de</strong>rer Bäume erträgt<br />

die Eibe daher sehr gut.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich ihrer Standortsansprüche<br />

<strong>de</strong>ckt die Eibe e<strong>in</strong> sehr weites Spektrum<br />

ab. I<strong>de</strong>ale Bed<strong>in</strong>gungen bieten ihr frische,<br />

lehmige und nährstoffreiche Bö<strong>de</strong>n <strong>in</strong> luftfeuchter<br />

Lage. Allerd<strong>in</strong>gs ist die Eibe auch<br />

sehr trockenheitsresistent und vermag<br />

auch auf kahlen, trockenen Felsstandorten,<br />

sowie auf saurem o<strong>de</strong>r basenreichem<br />

Geste<strong>in</strong> zu ge<strong>de</strong>ihen. Lang anhalten<strong>de</strong><br />

Überflutung und Staunässe mei<strong>de</strong>t sie.<br />

Heutzutage stellt starker Wildverbiss<br />

<strong>in</strong>folge überhöhter Rehwildbestän<strong>de</strong><br />

die größte Gefahr für die Eibe dar.<br />

Zwar ist das Rehwild nicht immun gegen<br />

das Gift <strong>de</strong>r Eibe, doch wird die für e<strong>in</strong><br />

Reh tödliche Menge von etwa 120 g<br />

Na<strong>de</strong>lmasse durch die Seltenheit <strong>de</strong>r<br />

Eibe fast nie erreicht.<br />

28 29


Wildbirne<br />

(Pyrus pyraster L.) BURGSDORF<br />

Vermutlich weiß heutzutage niemand mehr wie die Wildbirne, die auch<br />

Holzbirne genannt wird, ursprünglich e<strong>in</strong>mal ausgesehen hat. Es kann<br />

nicht e<strong>in</strong>mal sicher gesagt wer<strong>de</strong>n, ob die Urform <strong>de</strong>r Wildbirne heute<br />

überhaupt noch tatsächlich existiert. Denn es ist davon auszugehen, dass<br />

<strong>de</strong>r Mensch bereits <strong>in</strong> prähistorischer Zeit damit begonnen hat, das<br />

Erbgut <strong>de</strong>r Wildbirne zu verän<strong>de</strong>rn.<br />

Bis heute wird ihre Genetik durch Bastardisierung mit <strong>de</strong>n zahlreich <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Landschaft vorkommen<strong>de</strong>n Kulturbirnensorten bee<strong>in</strong>flusst. In <strong>de</strong>r<br />

Natur ist die Wildbirne häufig kaum von <strong>de</strong>r Kulturbirne (Pyrus communis)<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n; nicht selten wird sie <strong>in</strong> jungen Jahren aber auch<br />

mit <strong>de</strong>m Wildapfel (Malus sylvestris) verwechselt.<br />

31


Ersche<strong>in</strong>ungsform<br />

Die Wildbirne besitzt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regel e<strong>in</strong>e<br />

schlanke Krone mit e<strong>in</strong>em durchgehen<strong>de</strong>n<br />

Stamm. Typisch s<strong>in</strong>d auch die gebogenen<br />

Äste, die sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Wipfelregion <strong>in</strong>folge <strong>de</strong>s<br />

Fruchtgewichtes bil<strong>de</strong>n. Man bezeichnet diese<br />

Äste daher auch als Fruchtbogen. Unter<br />

günstigen Bed<strong>in</strong>gungen kann die Wildbirne<br />

Baumhöhen von über 20 m und Stammdurchmesser<br />

von bis zu 90 cm erreichen.<br />

Borke<br />

Die Borke <strong>de</strong>r Wildbirne ist graubraun (im<br />

Alter fast schwarz), tief e<strong>in</strong>gerissen und<br />

trägt kle<strong>in</strong>e würfelförmige Schuppenfel<strong>de</strong>r.<br />

Dagegen blättert die Borke <strong>de</strong>r Kulturbirne<br />

<strong>in</strong> größeren Schuppen ab.<br />

Blätter<br />

Die Form <strong>de</strong>r Blätter ist fast immer<br />

rundlich-eiförmig und nur <strong>in</strong> seltenen Fällen<br />

länglich. Die am Rand leicht gezähnten<br />

Blätter <strong>de</strong>r Wildbirne s<strong>in</strong>d höchstens 5 cm<br />

lang und besitzen e<strong>in</strong>en fast ebenso langen<br />

Blattstiel. Die Oberseite <strong>de</strong>r dunkelgrünen<br />

Blätter ist auffällig glänzend, die Unterseite<br />

dagegen <strong>de</strong>utlich heller bläulich-grün und<br />

nicht glänzend.<br />

Blüte und Frucht<br />

Die weißen Blüten ersche<strong>in</strong>en im April / Mai<br />

vor <strong>de</strong>m Austrieb <strong>de</strong>r Blätter. Die Blüten<br />

selbst s<strong>in</strong>d zwittrig, d. h. dass e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelblüte<br />

sowohl männliche als auch weibliche Blütenorgane<br />

besitzt. Die Bestäubung f<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />

über Insekten statt. Die rundlichen Früchte<br />

s<strong>in</strong>d 1,5-3 cm groß und reifen von August<br />

bis Oktober. Form und Größe <strong>de</strong>r Früchte<br />

s<strong>in</strong>d dabei e<strong>in</strong> wesentliches Merkmal, um<br />

die Wildbirne von <strong>de</strong>r Kulturbirne zu<br />

unterschei<strong>de</strong>n, und um e<strong>in</strong>zuschätzen, wie<br />

sehr e<strong>in</strong> Wildbirnenbaum noch <strong>de</strong>r Urform<br />

gleicht. Die Früchte selbst haben e<strong>in</strong>en<br />

unangenehmen Geschmack und besitzen<br />

viele Ste<strong>in</strong>zellen, die die Frucht hart und<br />

holzig ersche<strong>in</strong>en lassen.<br />

Wuchsverhalten,<br />

Standortsansprüche<br />

und Gefahren<br />

Die Wildbirne ist e<strong>in</strong>e ausgesprochene<br />

Lichtbaumart. Lediglich als Jungpflanze<br />

erträgt sie <strong>in</strong> gewissem Umfang e<strong>in</strong>e lichte<br />

Beschattung durch die Kronen an<strong>de</strong>rer<br />

Bäume. Bei alten Wildbirnen ist <strong>de</strong>r Lichtbedarf<br />

so hoch, dass ke<strong>in</strong>erlei Beschattung<br />

durch an<strong>de</strong>re Bäume toleriert wird und<br />

<strong>de</strong>r Baum ohne Zugang zum freien Himmel<br />

abstirbt. Bei sehr jungen Wildbirnen ist<br />

das Höhenwachstum mit jährlich 0,5-1,5 m<br />

außeror<strong>de</strong>ntlich hoch, allerd<strong>in</strong>gs lässt es<br />

aber auch bereits früh wie<strong>de</strong>r nach und<br />

ist – bezogen auf die Gesamtentwicklung<br />

<strong>de</strong>s Baumes – als eher langsam e<strong>in</strong>zustufen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs auffällig ist die starke Reaktion<br />

<strong>de</strong>r Stammachse auf seitlichen Lichte<strong>in</strong>fluss,<br />

die dazu führt, dass die Bäume sehr häufig<br />

krumm und schief <strong>de</strong>m Licht entgegenwachsen.<br />

Dieses Verhalten hält bei <strong>de</strong>r<br />

Wildbirne bis <strong>in</strong>s hohe Alter und wird als<br />

Phototropismus bezeichnet.<br />

Aufgrund ihres hohen Lichtbedarfs und<br />

ihrer ger<strong>in</strong>gen Endhöhe besitzt die Baumart<br />

nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Konkurrenzstärke. Auch<br />

hat sie nicht die Kraft <strong>in</strong> die Krone an<strong>de</strong>rer<br />

Baumnachbarn h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuwachsen, son<strong>de</strong>rn<br />

weicht diesen seitlich aus. Umgekehrt ist<br />

die Krone <strong>de</strong>r Wildbirne jedoch selbst<br />

nur sehr wenig lichtdurchlässig. Selbst<br />

schattenertragen<strong>de</strong>, konkurrenzstarke <strong>Baumarten</strong><br />

wie die Rotbuche (Fagus sylvatica)<br />

vermögen nur mit großer Mühe, <strong>in</strong> die<br />

Wildbirnenkrone e<strong>in</strong>zuwachsen. Hat sich<br />

die Wildbirne also e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Platz im<br />

oberen Kronenbereich erobert, so vermag<br />

sie diesen sehr erfolgreich gegen an<strong>de</strong>re<br />

<strong>Baumarten</strong> zu behaupten.<br />

Optimale Wuchsbed<strong>in</strong>gungen f<strong>in</strong><strong>de</strong>t die<br />

Wildbirne auf frischen und nährstoffreichen<br />

Bö<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Realität ist sie jedoch häufig<br />

auf trockenen bis sehr trockenen Standorten<br />

an <strong>de</strong>r Trockengrenze <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s zu<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, wo sie <strong>de</strong>m Konkurrenzdruck durch<br />

an<strong>de</strong>re <strong>Baumarten</strong> ausweicht, die hier nicht<br />

bestehen können. Die Wasseransprüche<br />

<strong>de</strong>r sehr tiefwurzeln<strong>de</strong>n Wildbirne s<strong>in</strong>d<br />

nur ger<strong>in</strong>g. Unerwartet ist vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

allerd<strong>in</strong>gs die zweite ökologische<br />

Nische dieser Baumart, die sie auf wie<strong>de</strong>rholt<br />

überschwemmten, feuchten Auestandorten<br />

gefun<strong>de</strong>n hat. Die Wildbirne mei<strong>de</strong>t<br />

zwar Staunässe, doch gilt sie als Pionier auf<br />

feuchten, wechselfeuchten und wechseltrockenen<br />

Standorten. Ihr Höchstalter liegt bei<br />

150-200 Jahren.<br />

E<strong>in</strong>e große Gefahr für die Wildbirne<br />

liegt vor allem <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Bee<strong>in</strong>flussung ihres<br />

Genpools durch die E<strong>in</strong>kreuzung von<br />

Kulturbirnen, wodurch das ursprüngliche<br />

genetische Muster dieser Baumart<br />

zunehmend verän<strong>de</strong>rt wird. Abgesehen<br />

davon kann e<strong>in</strong>e konkurrenzschwache<br />

Baumart wie die Wildbirne, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r bisher<br />

praktizierten Hochwaldbewirtschaftung*<br />

gegen die meisten an<strong>de</strong>ren <strong>Baumarten</strong><br />

kaum bestehen.<br />

32 33<br />

*s. Glossar


Wildapfel<br />

(Malus sylvestris L.) MILLER<br />

In vielerlei H<strong>in</strong>sicht gleicht die Geschichte <strong>de</strong>s Wildapfels <strong>de</strong>rjenigen<br />

<strong>de</strong>r Wildbirne. Auch beim Wildapfel kann nicht zweifelsfrei beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n, ob es echte re<strong>in</strong>rassige Wildäpfel heute überhaupt noch gibt<br />

o<strong>de</strong>r es sich bei gefun<strong>de</strong>nen Exemplaren um mehr o<strong>de</strong>r weniger wildnahe<br />

Formen han<strong>de</strong>lt.<br />

Denn ebenso wie die Wildbirne mit <strong>de</strong>r Kulturbirne, so kreuzt sich auch<br />

<strong>de</strong>r Wildapfel mit <strong>de</strong>m Kulturapfel, was zu e<strong>in</strong>em Austausch genetischer<br />

Informationen führt und wodurch es zu e<strong>in</strong>er Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s ursprünglichen<br />

genetischen Erbguts <strong>de</strong>s Wildapfels kommt.<br />

35


Ersche<strong>in</strong>ungsform<br />

Der Wildapfel ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Baumart,<br />

die nur selten Höhen von über 10 m<br />

erreicht. Die Äste s<strong>in</strong>d abstehend und<br />

fe<strong>in</strong> verzweigt. Häufig s<strong>in</strong>d die Kurztriebe<br />

<strong>de</strong>r dunkelbraunen Zweige zu längeren<br />

Dornen ausgebil<strong>de</strong>t.<br />

Borke<br />

Die Borke ist rauh und längsrissig. Wie<br />

auch bei <strong>de</strong>r Wildbirne, so zeigt auch die<br />

Borke <strong>de</strong>s Wildapfels mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

viereckige R<strong>in</strong><strong>de</strong>nschuppen.<br />

Blätter<br />

Die 4-8 cm langen und an <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn<br />

gesägten Blätter s<strong>in</strong>d von rundlicher bis<br />

verkehrt-eiförmiger Form mit e<strong>in</strong>er etwas<br />

schiefen Blattspitze. Interessant ist bei <strong>de</strong>n<br />

Blättern <strong>de</strong>s Wildapfels, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Jahr vollkommen kahl, im darauf folgen<strong>de</strong>n<br />

jedoch leicht behaart se<strong>in</strong> können.<br />

Blüte und Frucht<br />

Die Blüten ersche<strong>in</strong>en im Mai und s<strong>in</strong>d<br />

weiß bis zart rosa gefärbt. Sie sitzen <strong>in</strong><br />

Dol<strong>de</strong>ntrauben an <strong>de</strong>n Zweigen und<br />

s<strong>in</strong>d 2,5-4 cm groß.<br />

Die Bestäubung <strong>de</strong>r Blüten erfolgt<br />

über Insekten, vornehmlich Bienen<br />

und Hummeln. Aus <strong>de</strong>n befruchteten<br />

Blüten entwickeln sich Äpfel, die von<br />

September bis Oktober reifen. Sie s<strong>in</strong>d<br />

annähernd kugelrund und nie größer als<br />

4 cm. Zu<strong>de</strong>m ist ihre Schale immer glatt<br />

und nie wachsartig o<strong>de</strong>r fettig. In aller<br />

Regel besitzen die Äpfel e<strong>in</strong>e grüne bis<br />

gelbgrüne Färbung; rote Backen kommen<br />

nicht vor. Außer<strong>de</strong>m ist die Vertiefung,<br />

<strong>in</strong> welcher <strong>de</strong>r Stengel sitzt, sehr flach.<br />

In diesem Punkt unterschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r<br />

Wildapfel von allen Kulturformen.<br />

Wuchsverhalten,<br />

Standortsansprüche<br />

und Gefahren<br />

Der Wildapfel ist <strong>in</strong> Bezug auf <strong>de</strong>n Standort<br />

e<strong>in</strong>e recht anspruchsvolle Baumart.<br />

I<strong>de</strong>ale Wuchsbed<strong>in</strong>gungen bieten ihm<br />

tiefgründige, frische und nährstoffreiche<br />

(beson<strong>de</strong>rs kalkhaltige) Bö<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m liebt <strong>de</strong>r Wildapfel e<strong>in</strong> relativ<br />

hohes Maß an Luftfeuchtigkeit. Se<strong>in</strong><br />

natürliches Vorkommen liegt im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Hartholzaue*, <strong>de</strong>mentsprechend<br />

vermag er auch mäßige Überschwemmungen<br />

unbescha<strong>de</strong>t zu überstehen.<br />

Daneben kann er aber auch auf trockenen<br />

Standorten überleben auf welche er bei<br />

Konkurrenzdruck durch an<strong>de</strong>re <strong>Baumarten</strong><br />

ausweicht. Allerd<strong>in</strong>gs besitzt <strong>de</strong>r<br />

Wildapfel im Gegensatz zur Wildbirne nur<br />

e<strong>in</strong> sehr flaches Wurzelsystem, weshalb er<br />

auch nicht die Trockenheitsresistenz <strong>de</strong>r<br />

Wildbirne erreicht.<br />

Die Lichtansprüche s<strong>in</strong>d auf trockenen<br />

Standorten sehr hoch, auf gut wasserversorgten<br />

und nährstoffreichen Bö<strong>de</strong>n<br />

ge<strong>de</strong>iht er aber auch im lichten Halbschatten<br />

unter <strong>de</strong>r Krone an<strong>de</strong>rer Bäume.<br />

Zwar f<strong>in</strong><strong>de</strong>t man <strong>de</strong>n Wildapfel durchaus<br />

auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s, doch kommt<br />

er bevorzugt im Bereich <strong>de</strong>s Waldran<strong>de</strong>s<br />

vor, wo er als lichtbedürftiger und ger<strong>in</strong>ge<br />

Höhen erreichen<strong>de</strong>r Baum, grundsätzlich<br />

bessere Entwicklungs- und Wuchsbed<strong>in</strong>gungen<br />

vorf<strong>in</strong><strong>de</strong>t. In Luxemburg f<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />

man ihn vere<strong>in</strong>zelt im Bereich <strong>de</strong>r Eichen-<br />

Ha<strong>in</strong>buchenwäl<strong>de</strong>r, aber auch <strong>in</strong> schmalen<br />

Bachtälern sowie <strong>in</strong> Hecken und Gebüschstreifen<br />

<strong>de</strong>r Kulturlandschaft.<br />

Der Wildapfel erreicht <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regel e<strong>in</strong><br />

Alter von 80-100 Jahren und kann dabei<br />

Durchmesser von bis zu 45 cm erreichen.<br />

Wie auch bei <strong>de</strong>r Wildbirne, so droht<br />

auch beim Wildapfel durch Kreuzung<br />

mit Kultursorten das genetische Potential<br />

verloren zu gehen o<strong>de</strong>r zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st stark<br />

bee<strong>in</strong>flusst zu wer<strong>de</strong>n. E<strong>in</strong>e weitere Gefahr<br />

für <strong>de</strong>n Fortbestand <strong>de</strong>s Wildapfels<br />

ist im Verlust geeigneter Lebensräume<br />

(naturbelassene Flussuferbereiche) und <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r bisher praktizierten Hochwaldbewirtschaftung*<br />

zu sehen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r e<strong>in</strong> konkurrenzschwacher<br />

Baum wie <strong>de</strong>r Wildapfel<br />

auf Dauer kaum überleben kann.<br />

36 37<br />

*s. Glossar


Vogelkirsche / Kirschbaum<br />

(Prunus avium L.)<br />

In <strong>de</strong>r griechischen Mythologie war die Vogelkirsche e<strong>in</strong> fester Bestandteil<br />

und galt dort als Zeichen <strong>de</strong>r Fruchtbarkeit. E<strong>in</strong> Brauch, <strong>de</strong>r sich mancherorts<br />

noch bis heute erhalten hat, ist das Schnei<strong>de</strong>n von „Barbarazweigen“<br />

(4. Dezember), die – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vase gestellt – dann zur Weihnachtszeit<br />

blühen. Die Weihnachtsblüte soll im kommen<strong>de</strong>n Jahr <strong>de</strong>n Menschen<br />

Glück und für die Ernte und das Vieh Fruchtbarkeit br<strong>in</strong>gen.<br />

Die Vogelkirsche ist heutzutage <strong>in</strong> unseren Wäl<strong>de</strong>rn nicht vom Aussterben<br />

bedroht, doch ist sie nichts<strong>de</strong>stotrotz selten und verdient aufgrund<br />

ihrer zahlreichen positiven waldbaulichen, ökologischen und landschaftsästhetischen<br />

Eigenschaften auf geeigneten Standorten größere Aufmerksamkeit.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus liefert die Vogelkirsche e<strong>in</strong> überaus wertvolles,<br />

<strong>de</strong>koratives und überdurchschnittlich gut bezahltes Holz. Verwen<strong>de</strong>t wird<br />

das Holz vor allem für die Herstellung hochwertiger Massivholzmöbel;<br />

aber auch bei <strong>de</strong>r Parkettherstellung wird das schöne, rötlich gefärbte<br />

Holz gerne genutzt.<br />

Früher verwen<strong>de</strong>te man Teile <strong>de</strong>s Kirschbaums auch für mediz<strong>in</strong>ische<br />

Zwecke. So wur<strong>de</strong> zum Beispiel se<strong>in</strong> Harz, das so genannte „Katzengold“,<br />

<strong>in</strong> Wasser aufgelöst und als Saft gegen Husten verwen<strong>de</strong>t.<br />

Kirschsaft för<strong>de</strong>rt die Blutbildung und wird als Diätgetränk bei niedrigem<br />

Blutdruck empfohlen.<br />

39


Borke<br />

Die R<strong>in</strong>gelborke <strong>de</strong>r Kirsche ist unverkennbar<br />

und mit ke<strong>in</strong>er Borke an<strong>de</strong>rer<br />

<strong>Baumarten</strong> zu verwechseln. Auf <strong>de</strong>r R<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

heben sich die waagerecht verlaufen<strong>de</strong>n<br />

Korkwarzenbän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich ab.<br />

Blätter<br />

Die Blätter <strong>de</strong>r Vogelkirsche sitzen auf<br />

2-4 cm langen Stielen. Sie s<strong>in</strong>d grob doppelt<br />

gesägt, eiförmig und en<strong>de</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

länger auslaufen<strong>de</strong>n Spitze. Die Blätter<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiges Merkmal um die Vogelkirsche<br />

von gezüchteten Kultursorten<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n. So s<strong>in</strong>d die Blätter (und<br />

Früchte) <strong>de</strong>r Vogelkirsche meist kle<strong>in</strong>er als<br />

diejenigen von Kultursorten.<br />

Blüte und Frucht<br />

Die Blütezeit <strong>de</strong>r Vogelkirsche f<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />

vor <strong>de</strong>m Laubaustrieb statt und kann bei<br />

mil<strong>de</strong>r Witterung bereits Anfang April e<strong>in</strong>setzen<br />

und bis <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Mai andauern. Die<br />

Blüten s<strong>in</strong>d re<strong>in</strong>-weiß und sitzen <strong>in</strong> Dol<strong>de</strong>n<br />

zu je 2-6 E<strong>in</strong>zelblüten an e<strong>in</strong>em 2-5 cm<br />

langen Stiel. Die Bestäubung erfolgt über<br />

Insekten. Aus <strong>de</strong>n bestäubten Blüten entwickeln<br />

sich zum Juli kle<strong>in</strong>e, kugelige und<br />

rot-schwarze Ste<strong>in</strong>früchte.<br />

Wuchsverhalten,<br />

Standortsansprüche<br />

und Gefahren<br />

Die Vogelkirsche ist e<strong>in</strong>e ausgeprägte<br />

Mischbaumart und zeigt <strong>in</strong> ihrer<br />

Jugendphase, bis zum Alter von etwa<br />

25 Jahren, e<strong>in</strong> überdurchschnittliches<br />

Höhenwachstum. Beson<strong>de</strong>rs auffällig an<br />

<strong>de</strong>r Ersche<strong>in</strong>ungsform <strong>de</strong>r Kirsche ist das<br />

ausgeprägte Wachstum <strong>de</strong>s Gipfeltriebes.<br />

Bei ausreichen<strong>de</strong>m Lichtgenuss entstehen<br />

aufgrund dieser Eigenschaft gera<strong>de</strong>,<br />

e<strong>in</strong>achsig durchgehen<strong>de</strong> Stämme und<br />

schlanke, längliche Kronen. E<strong>in</strong>e leichte<br />

Beschattung durch an<strong>de</strong>re Bäume erträgt<br />

die Vogelkirsche nur <strong>in</strong> jungen Jahren; im<br />

Alter muss sie dagegen immer „<strong>de</strong>n Kopf<br />

frei haben“. Ihre Endhöhe liegt bei 25-<br />

30 m und ist somit mit <strong>de</strong>rjenigen <strong>de</strong>r Eiche<br />

vergleichbar. Verglichen mit an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>Baumarten</strong> besitzt sie e<strong>in</strong> außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

starkes Dickenwachstum. Dadurch können<br />

bereits schon nach 60-70 Jahren stattliche<br />

Baumdurchmesser erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Abhängig ist das Wachstum zwar auch<br />

vom jeweiligen Standort, vor allem aber<br />

vom Lichtgenuss und <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Krone. Im Wald wird die Vogelkirsche nur<br />

selten älter als 100 Jahre.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>de</strong>r Standortsansprüche besitzt<br />

sie e<strong>in</strong>e bemerkenswert hohe<br />

Bandbreite. Grundsätzlich wird<br />

e<strong>in</strong> mittel- bis feuchttemperiertes<br />

Klima mit ausreichen<strong>de</strong>r<br />

Sommerwärme<br />

bevorzugt. Allerd<strong>in</strong>gs erträgt sie auch<br />

W<strong>in</strong>terkälte problemlos; lediglich<br />

die Blüte ist spätfrostgefähr<strong>de</strong>t.<br />

Die Vogelkirsche besitzt<br />

e<strong>in</strong>e hohe Trockenheitstoleranz,<br />

allerd<strong>in</strong>gs nehmen sowohl<br />

die Wuchsleistung, als<br />

auch die Holzqualität<br />

mit zunehmen<strong>de</strong>r Trockenheit<br />

<strong>de</strong>s Standorts<br />

<strong>de</strong>utlich ab. Staunässe<br />

während <strong>de</strong>r Vegetationszeit erträgt sie<br />

nicht. In Bezug auf <strong>de</strong>n Nährstoffgehalt<br />

<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns ist die Baumart recht anspruchslos;<br />

völlig an Nährstoffen verarmte<br />

Bö<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n jedoch gemie<strong>de</strong>n.<br />

E<strong>in</strong>e Gefahr für die Vogelkirsche stellt<br />

die Bee<strong>in</strong>flussung ihres Genpools durch<br />

Kultursorten o<strong>de</strong>r Abkömml<strong>in</strong>ge ausgewil<strong>de</strong>rter<br />

Kultursorten dar. Hierbei besteht<br />

aus forstwirtschaftlicher Sicht die Gefahr,<br />

dass die positiven Wuchseigenschaften<br />

<strong>de</strong>r Vogelkirsche durch <strong>de</strong>n Pollen von<br />

Kultursorten negativ bee<strong>in</strong>flusst wer<strong>de</strong>n<br />

könnten. Allerd<strong>in</strong>gs ist bislang nicht bekannt,<br />

wie stark <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>fluss von Kultursorten<br />

auf die „wil<strong>de</strong>“ Vogelkirsche ist. Davon<br />

abgesehen ist die Baumart im Wald durch<br />

Rehwildverbiss gefähr<strong>de</strong>t.<br />

40<br />

41


Sommerl<strong>in</strong><strong>de</strong> / W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

(Tilia platyphyllos Scop. /<br />

Tilia cordata Mill.)<br />

Um die L<strong>in</strong><strong>de</strong> ranken sich zahlreiche Lie<strong>de</strong>r und Legen<strong>de</strong>n, Geschichten<br />

und Gedichte. Die Germanen verehrten die L<strong>in</strong><strong>de</strong> als Baum <strong>de</strong>r Liebesund<br />

Glücksgött<strong>in</strong> Freya. Viele Orte <strong>in</strong> Europa besaßen früher ihre Dorfl<strong>in</strong><strong>de</strong>,<br />

die das Zentrum <strong>de</strong>s Dorfes und <strong>de</strong>s dörflichen Lebens darstellte.<br />

Zugleich g<strong>in</strong>g man bei <strong>de</strong>r Dorfl<strong>in</strong><strong>de</strong> auf Brautschau. Anfang Mai wur<strong>de</strong>n<br />

vielerorts Tanzfeste unter <strong>de</strong>r weit ausla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Krone <strong>de</strong>r Dorfl<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

veranstaltet. Aber auch Gericht wur<strong>de</strong> häufig unter <strong>de</strong>r Dorfl<strong>in</strong><strong>de</strong> gehalten.<br />

Daher ist die L<strong>in</strong><strong>de</strong> auch als „Gerichtsbaum“ bekannt.<br />

An<strong>de</strong>rs als die Stieleiche gilt die L<strong>in</strong><strong>de</strong> als weibliches Wesen, weshalb das<br />

Urteil unter <strong>de</strong>r L<strong>in</strong><strong>de</strong> meist „l<strong>in</strong>d“, also mil<strong>de</strong> ausfiel. Im Waldbau fand die<br />

L<strong>in</strong><strong>de</strong> lange Zeit ke<strong>in</strong>e Beachtung, doch besitzt sie vorzügliche waldbauliche<br />

Eigenschaften und e<strong>in</strong>en hohen ökologischen Wert. Zwar wird meist<br />

nur von <strong>de</strong>r „L<strong>in</strong><strong>de</strong>“ gesprochen, doch s<strong>in</strong>d die standörtlichen Ansprüche<br />

von Sommer- und W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich verschie<strong>de</strong>n. Das Holz <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Arten ist leicht, gleichmäßig strukturiert, elastisch und gut zu bearbeiten. Es<br />

wird daher gerne zum Schnitzen und Drechseln, aber auch für Bildhauerarbeiten<br />

verwen<strong>de</strong>t. Als Bau- und Konstruktionsholz eignet es sich dagegen<br />

nicht. Heute wird L<strong>in</strong><strong>de</strong>nholz mitunter als so genanntes „Imitationsholz“<br />

für teures Kirsch- und Nussbaumholz <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Möbel<strong>in</strong>dustrie verwen<strong>de</strong>t,<br />

um daraus geschnitzte Aufsätze, Leisten und Kassettenfüllungen herzustellen.<br />

Allgeme<strong>in</strong> besitzt das Holz <strong>de</strong>r L<strong>in</strong><strong>de</strong> heutzutage allerd<strong>in</strong>gs nur e<strong>in</strong>e<br />

vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Be<strong>de</strong>utung.<br />

Aufgrund ihrer hohen ökologischen Be<strong>de</strong>utung (zahlreiche Pilz- und<br />

Insektenarten leben auf ihr), <strong>de</strong>r bo<strong>de</strong>nverbessern<strong>de</strong>n Eigenschaften ihrer<br />

Laubstreu, sowie ihren vorzüglichen waldbaulichen Eigenschaften, eignen<br />

sich die bei<strong>de</strong>n L<strong>in</strong><strong>de</strong>narten sehr gut für mo<strong>de</strong>rne, naturnahe Waldbaukonzepte.<br />

Beson<strong>de</strong>rs erfolgversprechend ist dabei die Mischung mit Eiche<br />

und E<strong>de</strong>llaubbaumarten wie Esche, Berg- und Spitzahorn.<br />

43


Borke<br />

In <strong>de</strong>r Jugend besitzt die L<strong>in</strong><strong>de</strong> e<strong>in</strong>e sehr<br />

glatte R<strong>in</strong><strong>de</strong> von grauer Farbe.<br />

Mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter entwickelt sich<br />

daraus e<strong>in</strong>e markante, dunkel graubraun<br />

gefärbte Borke mit unterschiedlich tiefen<br />

Längsfurchen.<br />

Blätter<br />

Die Blätter <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n L<strong>in</strong><strong>de</strong>narten<br />

zeigen e<strong>in</strong>e ganz typische Form, wodurch<br />

sie mit an<strong>de</strong>ren <strong>Baumarten</strong> nicht verwechselt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Die bis zu 3-9<br />

cm großen Blätter besitzen e<strong>in</strong>en schief<br />

herzförmigen Umriss. Der Blattrand ist<br />

rundum regelmäßig gesägt.<br />

Untere<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r lassen sich die bei<strong>de</strong>n<br />

Arten sicher an <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Behaarung ihrer Blätter unterschei<strong>de</strong>n:<br />

Bei <strong>de</strong>r Sommerl<strong>in</strong><strong>de</strong> s<strong>in</strong>d die Blätter<br />

rundum behaart, bei <strong>de</strong>r W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

s<strong>in</strong>d diese h<strong>in</strong>gegen an <strong>de</strong>r Oberseite<br />

und am Stiel kahl.<br />

Die Unterschie<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Behaarung s<strong>in</strong>d<br />

selbst im W<strong>in</strong>ter an herabgefallenen aber<br />

nicht zersetzten Blättern fühlbar.<br />

Blüte und Frucht<br />

Der Blühbeg<strong>in</strong>n setzt bei <strong>de</strong>r Sommerl<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

im Juni e<strong>in</strong>. Derjenige <strong>de</strong>r W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

folgt 10-14 Tage später.<br />

Die Blüten <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Arten besitzen<br />

e<strong>in</strong>e gelblich-weiße Färbung und treten<br />

sehr üppig auf. Die Bestäubung <strong>de</strong>r Blüten<br />

erfolgt durch Insekten, überwiegend<br />

Hummeln und Bienen, die durch <strong>de</strong>n Nektar<br />

angezogen wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>n Blüten<br />

entwickeln sich etwa 3-6 mm große, leicht<br />

birnenförmige Früchte, von <strong>de</strong>nen meist<br />

5 an e<strong>in</strong>em Flugblatt hängen.<br />

Wuchsverhalten,<br />

Standortsansprüche<br />

und Gefahren<br />

Lediglich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r frühesten Jugendphase<br />

s<strong>in</strong>d L<strong>in</strong><strong>de</strong>n relativ langsamwüchsig,<br />

danach gew<strong>in</strong>nt das Wachstum <strong>de</strong>utlich an<br />

Dynamik. Allgeme<strong>in</strong> gehören die L<strong>in</strong><strong>de</strong>narten<br />

zu <strong>de</strong>n schnellwüchsigen europäischen<br />

Laubbaumarten.<br />

Sowohl die Sommer- als auch die W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

s<strong>in</strong>d als Halbschattbaumarten e<strong>in</strong>zustufen.<br />

In jungen Jahren ertragen bei<strong>de</strong><br />

Arten recht viel Schatten und können sich<br />

dadurch auch unter e<strong>in</strong>em nicht zu dichten<br />

Kronendach noch gut entwickeln. Mit<br />

zunehmen<strong>de</strong>m Alter lässt die anfänglich<br />

hohe Schattentoleranz allerd<strong>in</strong>gs erheblich<br />

nach und so wan<strong>de</strong>lt sich die L<strong>in</strong><strong>de</strong> im<br />

Alter h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er ausgeprägten Lichtbaumart<br />

mit hohem Lichtbedarf. Im direkten<br />

Vergleich ist die Sommerl<strong>in</strong><strong>de</strong> e<strong>in</strong> wenig<br />

lichtbedürtiger als die<br />

W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong>, allerd<strong>in</strong>gs ist<br />

das Wachstum <strong>de</strong>r Sommerl<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

etwas stärker als<br />

dasjenige <strong>de</strong>r W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong>.<br />

Im Wald können<br />

L<strong>in</strong><strong>de</strong>n auf besseren<br />

Standorten im Alter<br />

von 100 Jahren<br />

Höhen von bis zu<br />

30 m erreichen.<br />

Die maximale<br />

Endhöhe liegt im<br />

Falle <strong>de</strong>r Sommerl<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

bei 40 m,<br />

bei <strong>de</strong>r W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

dagegen bei rund<br />

30 m. Im Freistand können<br />

bei<strong>de</strong> L<strong>in</strong><strong>de</strong>n Stammdurchmesser<br />

von bis zu 3 m erreichen.<br />

Unter sehr günstigen Bed<strong>in</strong>gungen sollen<br />

im Freistand und im Urwald Höchstalter<br />

von bis zu 1.000 Jahren möglich se<strong>in</strong>.<br />

Bei<strong>de</strong> L<strong>in</strong><strong>de</strong>narten stellen hohe Ansprüche<br />

an das Klima. Optimale Bed<strong>in</strong>gungen<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sie bei mittleren Jahrestemperaturen<br />

von 8-9 °C und hohen jährlichen Nie<strong>de</strong>rschlagsmengen<br />

vor. Der Wärmebedarf<br />

<strong>de</strong>r Sommerl<strong>in</strong><strong>de</strong> ist grundsätzlich etwas<br />

höher als <strong>de</strong>rjenige <strong>de</strong>r W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong>.<br />

Bei<strong>de</strong> L<strong>in</strong><strong>de</strong>narten besie<strong>de</strong>ln e<strong>in</strong> recht<br />

weites Spektrum unterschiedlicher Bo<strong>de</strong>ntypen,<br />

wobei mittel- bis tiefgründige,<br />

lockere und m<strong>in</strong>eralstoffreiche Bö<strong>de</strong>n mit<br />

ausgeglichenem Wasserhaushalt grundsätzlich<br />

bevorzugt wer<strong>de</strong>n. Allerd<strong>in</strong>gs ist<br />

die Bandbreite <strong>de</strong>r besie<strong>de</strong>lten Substrate<br />

bei <strong>de</strong>r W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong> höher.<br />

Grundsätzlich s<strong>in</strong>d sowohl Sommer- als<br />

auch W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong> weit verbreitet und <strong>in</strong><br />

ihrem Bestand als Art nicht gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist die L<strong>in</strong><strong>de</strong> <strong>in</strong> unseren heutigen<br />

Wäl<strong>de</strong>rn nicht mehr häufig zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n und<br />

wur<strong>de</strong> vielerorts durch die konkurrenzstarke<br />

Buche zurückgedrängt.<br />

44


Spitzahorn<br />

(Acer platanoi<strong>de</strong>s L.)<br />

Im Unterschied zu an<strong>de</strong>ren <strong>Baumarten</strong> kommt <strong>de</strong>r Spitzahorn <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er<br />

Mythologie und <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er bekannten, symbolträchtigen Geschichte vor.<br />

Verwun<strong>de</strong>rlich, <strong>de</strong>nn spielen doch bereits seit Jahrhun<strong>de</strong>rten K<strong>in</strong><strong>de</strong>r<br />

unter se<strong>in</strong>em Kronendach und kleben sich dort im Spätsommer die<br />

geflügelten Früchte <strong>de</strong>s Spitzahorns auf die Nase. Im Volksglauben<br />

galt die Baumart als Ort <strong>de</strong>r Ruhe und Bes<strong>in</strong>nung. „Aufgeschreckten“<br />

Menschen wur<strong>de</strong> daher empfohlen, täglich e<strong>in</strong>ige M<strong>in</strong>uten unter ihm zu<br />

ruhen. Der Spitzahorn gilt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Esoterik als Baum <strong>de</strong>r Optimisten und<br />

<strong>de</strong>r guten Laune.<br />

Gleichwohl <strong>de</strong>r Spitzahorn aufgrund se<strong>in</strong>er prächtigen Herbstfärbung<br />

und schönen Blattform heutzutage häufig als Park- o<strong>de</strong>r Alleebaum angepflanzt<br />

wird, so ist er im Wald vielerorts <strong>in</strong> Vergessenheit geraten und<br />

sehr selten gewor<strong>de</strong>n. Dabei produziert er e<strong>in</strong> hartes und helles Holz,<br />

das bei guter Qualität sehr gesucht ist und dabei gute Preise erzielt.<br />

Doch nicht nur die Holzqualität und das rasche Wachstum sprechen für<br />

<strong>de</strong>n Spitzahorn, son<strong>de</strong>rn auch die Tatsache, dass die leicht zersetzliche<br />

Laubstreu die biologische Aktivität und die Struktur <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns verbessert.<br />

Zu<strong>de</strong>m lässt sich die Baumart sehr e<strong>in</strong>fach natürlich verjüngen und<br />

eignet sich dadurch auch gut für naturnahe Waldbaukonzepte.<br />

47


Blätter<br />

Die Blätter <strong>de</strong>s Spitzahorns besitzen e<strong>in</strong>e<br />

sehr charakteristische Form. Sie bestehen<br />

aus 5-7 ungleich großen, spitz zulaufen<strong>de</strong>n<br />

Lappen mit stumpfen Buchten zwischen<br />

<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen Lappen.<br />

Die Blätter selbst sitzen an glatten und bis<br />

zu 15 cm langen Blattstielen, die Milchsaft<br />

enthalten. Im Herbst macht die auffällige<br />

Farbpracht <strong>de</strong>r leuchtend gelben, orangefarbenen<br />

und karm<strong>in</strong>roten Blätter <strong>de</strong>n<br />

Spitzahorn schon auf große Entfernung<br />

<strong>de</strong>utlich erkennbar.<br />

Borke<br />

Die R<strong>in</strong><strong>de</strong> junger Spitzahorne ist anfangs<br />

hellgrau und besitzt e<strong>in</strong>e glatte Struktur.<br />

Bei alten Spitzahornen entwickelt sich die<br />

glatte R<strong>in</strong><strong>de</strong> zu e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>utlich strukturierten<br />

Borke.<br />

Blüte- und Früchte<br />

Die hellgrünen Blüten <strong>de</strong>s Spitzahorns<br />

ersche<strong>in</strong>en im Frühjahr vor <strong>de</strong>m eigentlichen<br />

Blattaustrieb und s<strong>in</strong>d selbst auf<br />

größere Entfernung gut sichtbar. Mit se<strong>in</strong>er<br />

sehr frühen Blüte ist <strong>de</strong>r Spitzahorn als<br />

Bienenwei<strong>de</strong> von beson<strong>de</strong>rer ökologischer<br />

Be<strong>de</strong>utung. Aus <strong>de</strong>n von Insekten bestäubten<br />

Blüten entwickeln sich im Verlauf<br />

<strong>de</strong>s Sommers stumpfw<strong>in</strong>klig (bis zu e<strong>in</strong>em<br />

W<strong>in</strong>kel von 180 °) zue<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r stehen<strong>de</strong>,<br />

geflügelte Spaltfrüchte. Häufig verbleiben<br />

die reifen Früchte über <strong>de</strong>n ganzen W<strong>in</strong>ter<br />

am Baum, wodurch das Erkennen e<strong>in</strong>es<br />

Spitzahorns im Wald erleichtert wird.<br />

Wuchsverhalten,<br />

Standortsansprüche<br />

und Gefahren<br />

In <strong>de</strong>r frühen Jugend besitzt <strong>de</strong>r Spitz-<br />

ahorn e<strong>in</strong>e recht hohe Schattentoleranz<br />

und die Samen keimen selbst unter e<strong>in</strong>em<br />

geschlossenen Kronendach. Ab e<strong>in</strong>em Alter<br />

von (10)-15 Jahren steigt <strong>de</strong>r Lichtbedarf<br />

<strong>de</strong>s Spitzahorns jedoch merklich an<br />

und er entwickelt sich zu e<strong>in</strong>er klassischen<br />

Halbschattbaumart. Im Vergleich zum<br />

Bergahorn (Acer pseudoplatanus L.) s<strong>in</strong>d<br />

die Lichtansprüche jedoch ger<strong>in</strong>ger. E<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>de</strong>rs charakteristische Eigenschaft<br />

<strong>de</strong>s Spitzahorns ist se<strong>in</strong>e ausgeprägte<br />

Fähigkeit sich auch im engen Lichtschacht<br />

zwischen an<strong>de</strong>ren Bäumen kont<strong>in</strong>uierlich<br />

nach oben zu entwickeln und dabei beachtliche<br />

Höhen zu erreichen. Allgeme<strong>in</strong><br />

ist das Höhenwachstum <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Jugend sehr<br />

rasch und so wer<strong>de</strong>n bereits schon nach<br />

25 Jahren zwei Drittel <strong>de</strong>r endgültigen<br />

Wuchshöhe erreicht. Meist liegt diese bei<br />

etwa 30 m – unter sehr guten Bed<strong>in</strong>gungen<br />

sogar auch darüber. Alte Spitzahorne<br />

können bei sehr gut entwickelter<br />

Krone Stammdurchmesser von über 1 m<br />

erreichen, meist liegen diese im Wirtschaftswald<br />

mit max. 50 cm aber <strong>de</strong>utlich<br />

darunter. Das Höchstalter <strong>de</strong>r Baumart<br />

beträgt etwa 150 Jahre.<br />

Der Spitzahorn besie<strong>de</strong>lt sommerwarme<br />

Standorte mit eher<br />

kont<strong>in</strong>ental getöntem Klima. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist er empf<strong>in</strong>dlich gegenüber zu hohen<br />

sommerlichen<br />

Temperaturen.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>de</strong>r<br />

Wasserversorgung<br />

ist <strong>de</strong>r Spitzahorn merklich<br />

anpassungsfähiger als<br />

<strong>de</strong>r Bergahorn und so wer<strong>de</strong>n neben<br />

trockenen auch feuchte und kurzzeitig<br />

überflutete Standorte besie<strong>de</strong>lt. Die<br />

Nährstoffansprüche <strong>de</strong>r kalklieben<strong>de</strong>n<br />

Baumart an <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d vergleichsweise<br />

hoch. Als optimal gelten frische, tiefgründige<br />

Bö<strong>de</strong>n mit reicher Skelettstruktur<br />

und hohem Nährstoffgehalt.<br />

Abgesehen von <strong>de</strong>r Tatsache, dass die<br />

Knospen <strong>de</strong>s Spitzahorns gerne<br />

vom Rehwild gefressen wer<strong>de</strong>n<br />

und vielerorts im Wald<br />

spezielle Schutzmaßnahmen<br />

erfor<strong>de</strong>rlich machen, ist die<br />

Baumart nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem<br />

Umfang durch Krankheiten<br />

und Schädl<strong>in</strong>ge gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Zwar gibt es beim Spitzahorn<br />

e<strong>in</strong>e ganze Reihe verschie<strong>de</strong>ner<br />

Blattkrankheiten, doch<br />

schädigen diese <strong>de</strong>n Baum <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Regel nicht ernsthaft<br />

und s<strong>in</strong>d von<br />

eher kosmetischer<br />

Natur.<br />

48


Warum Generhaltung?<br />

Genetische Verarmung<br />

Das Erbgut e<strong>in</strong>er Art entschei<strong>de</strong>t über die<br />

Eigenschaften und Verhaltensmöglichkeiten,<br />

mit <strong>de</strong>nen sie lebt und überlebt. Je vielfältiger<br />

ihr genetisches Muster ist, das heißt, je größer<br />

ihre genetische Varianz ist, umso größer ist<br />

auch die Fähigkeit e<strong>in</strong>er Art, sich an bestimmte<br />

o<strong>de</strong>r sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />

anzupassen. Bei kle<strong>in</strong>en isolierten Populationen<br />

o<strong>de</strong>r Arten mit sehr wenigen Individuen ist<br />

die genetische Varianz und dadurch auch die<br />

Anpassungsfähigkeit begrenzt. In Populationen<br />

mit nur ger<strong>in</strong>ger genetischer Variabilität kommt<br />

es zu Inzuchtproblemen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>ren Folge die<br />

Vitalität <strong>de</strong>r Nachkommen zurückgeht. Man<br />

spricht bei e<strong>in</strong>er solchen Entwicklung von<br />

Inzucht<strong>de</strong>pression. Darüber h<strong>in</strong>aus kommen <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>en, wenig <strong>in</strong>dividuenreichen Populationen<br />

viele Gene nur noch wenige Male o<strong>de</strong>r gar<br />

nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal vor. So kann es durchaus<br />

geschehen, dass beim Tod e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen<br />

Individuums – etwa durch Naturkatastrophen<br />

o<strong>de</strong>r bestimmte Umwelte<strong>in</strong>flüsse – e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige<br />

genetische Information unwie<strong>de</strong>rbr<strong>in</strong>glich<br />

verloren geht. Diesen Prozess bezeichnet man<br />

als genetische Drift. Infolge <strong>de</strong>r genetischen<br />

Drift verr<strong>in</strong>gert sich die genetische Varianz<br />

und damit e<strong>in</strong>hergehend die Anpassungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r betroffenen Art und Population.<br />

Grundsätzlich s<strong>in</strong>d große Populationen und<br />

<strong>in</strong>dividuenreiche Arten wesentlich unanfälliger<br />

für genetische Drift, da e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

genetische Information <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regel mehrfach<br />

vorkommt und <strong>de</strong>shalb nicht so rasch verloren<br />

gehen kann.<br />

Introgression<br />

E<strong>in</strong>e weitere Gefahr stellt für e<strong>in</strong>ige <strong>Baumarten</strong><br />

das Phänomen <strong>de</strong>r Introgression dar:<br />

häufig wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Menschen frem<strong>de</strong><br />

<strong>Baumarten</strong>, Unterarten, Rassen sowie Kulturo<strong>de</strong>r<br />

Gartenformen importiert und geför<strong>de</strong>rt.<br />

Dabei kommt es oft vor, dass sich diese neuen<br />

Pflanzen mit <strong>de</strong>n ursprünglich vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Populationen verwandter Arten vermischen<br />

und hierbei neues Erbgut <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Genpool <strong>de</strong>r<br />

ursprünglichen Art e<strong>in</strong>gekreuzt wird. Grundsätzlich<br />

kann die genetische Variabilität durch e<strong>in</strong>e<br />

solche Vermischung positiv bereichert wer<strong>de</strong>n,<br />

allerd<strong>in</strong>gs birgt sie aber auch ernsthafte Gefahren:<br />

kommt es nämlich dazu, dass e<strong>in</strong>e Baumart<br />

durch <strong>de</strong>n Pollen neu e<strong>in</strong>gebrachter frem<strong>de</strong>r<br />

Arten „überschwemmt“ wird (z. B. die Wildbirne<br />

durch Kultursorten o<strong>de</strong>r die Schwarzpappel<br />

durch e<strong>in</strong>geführte Pappelarten und Hybri<strong>de</strong>n*),<br />

dann wird die Kreuzung zwischen Individuen<br />

<strong>de</strong>r ursprünglichen Population verh<strong>in</strong><strong>de</strong>rt,<br />

selbst wenn diese Kreuzung eigentlich die am<br />

besten angepassten und vitalsten Nachkommen<br />

hervorbr<strong>in</strong>gen wür<strong>de</strong> (Auszucht<strong>de</strong>pression).<br />

Auf diese Weise kann es geschehen, dass<br />

Erbgut, das an sich i<strong>de</strong>al an bestimmte vorherrschen<strong>de</strong><br />

Umweltbed<strong>in</strong>gungen angepasst ist,<br />

vollständig verloren geht.<br />

Fragmentierung<br />

Wenn Individuen e<strong>in</strong>er Art aufgrund bestimmter<br />

E<strong>in</strong>flüsse verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>n, so wer<strong>de</strong>n vormals<br />

zusammenhängen<strong>de</strong> Populationen zerstückelt<br />

und <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere isolierte Teilpopulationen<br />

aufgeteilt – sie wer<strong>de</strong>n fragmentiert. Diese Teil-<br />

populationen s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>er und weniger anpassungsfähig als die<br />

Gesamtpopulation. Damit e<strong>in</strong>hergehend steigt auch die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

dass e<strong>in</strong>e Teilpopulation ausstirbt. Wenn dies<br />

geschieht, nimmt die Fragmentierung e<strong>in</strong>er Art immer weiter zu.<br />

Aus diesem Teufelskreis – <strong>de</strong>n man auch als Aussterbestru<strong>de</strong>l<br />

bezeichnet – gibt es für die Arten oftmals ke<strong>in</strong> Entr<strong>in</strong>nen mehr.<br />

Wor<strong>in</strong> liegt <strong>de</strong>r S<strong>in</strong>n von Generhaltungssamengärten?<br />

Durch die Anlage von Generhaltungssamengärten lässt sich <strong>de</strong>n<br />

genannten Gefahren auf geeignete Weise begegnen: durch die<br />

zentrale Zusammenführung <strong>de</strong>r noch existieren<strong>de</strong>n Individuen<br />

e<strong>in</strong>er Baumart wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen überhaupt erst wie<strong>de</strong>r<br />

die Möglichkeit geschaffen, dass es zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Bäumen zu e<strong>in</strong>em Austausch genetischer Informationen<br />

kommen kann. So ist es beispielsweise bei e<strong>in</strong>er Baumart wie<br />

<strong>de</strong>m Speierl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Luxemburg schon alle<strong>in</strong> aufgrund <strong>de</strong>r großen<br />

räumlichen Entfernung nicht mehr möglich, genetische Informationen<br />

untere<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r auszutauschen, da die Distanzen zwischen<br />

<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen Bäumen meist größer s<strong>in</strong>d als die Aktionsradien<br />

potentieller Bestäuber<strong>in</strong>sekten, welche <strong>de</strong>n Pollen von e<strong>in</strong>em<br />

Speierl<strong>in</strong>g zum nächsten tragen. Bei <strong>de</strong>r Erdhummel liegt die<br />

Flugweite z. B. bei max. 2 km, bei <strong>de</strong>r Honigbiene selten bei<br />

mehr als 5 km. Aus diesem Grun<strong>de</strong> kommt es <strong>in</strong> solchen Fällen<br />

zur Selbstbestäubung (= Inzucht) mit <strong>de</strong>m eigenen Pollen, <strong>de</strong>ren<br />

Folge Samen mit nur ger<strong>in</strong>ger Keimkraft und Pflanzen mit meist<br />

<strong>de</strong>utlich reduzierter Wuchskraft und Vitalität s<strong>in</strong>d.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus lassen sich bei <strong>Baumarten</strong> wie <strong>de</strong>r Wildbirne,<br />

<strong>de</strong>m Wildapfel o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schwarzpappel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Generhaltungssamengarten<br />

auch unerwünschte E<strong>in</strong>kreuzungen durch<br />

Kultursorten effektiv unterb<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Zwar ist nicht auszuschließen,<br />

dass vere<strong>in</strong>zelt auch Pollen von Kultursorten mit e<strong>in</strong>gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n, doch ist bei ausreichen<strong>de</strong>r räumlicher Entfernung zu<br />

potentiellen Bestäubungsquellen (Streuobstwiesen, Hybrid-<br />

Pappeln*) nicht mit e<strong>in</strong>er „Überschwemmung“ <strong>de</strong>s ursprünglichen<br />

Genpools durch Kultursorten zu rechnen.<br />

50 51<br />

*s. Glossar<br />

*s. Glossar


Die Errichtung e<strong>in</strong>es Generhaltungssamengartens<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Exkurs<br />

Der erste Schritt auf <strong>de</strong>m Wege zur Errichtung<br />

e<strong>in</strong>es Generhaltungssamengartens beg<strong>in</strong>nt<br />

mit <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>r noch vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Individuen e<strong>in</strong>er Baumart. In Fällen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Inventur noch e<strong>in</strong>e größere<br />

Anzahl von Baum<strong>in</strong>dividuen (= Mutterbäume)<br />

vorzuf<strong>in</strong><strong>de</strong>n ist, wird im Anschluss daran e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Zahl beson<strong>de</strong>rs erhaltenswerter<br />

Exemplare für die E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Generhaltungssamengarten<br />

ausgewählt. Kriterien<br />

hierfür s<strong>in</strong>d beispielsweise die Wuchsqualität<br />

e<strong>in</strong>es Baumes, se<strong>in</strong>e Vitalität und se<strong>in</strong> Gesundheitszustand.<br />

In Extremfällen kann es jedoch<br />

auch vorkommen, dass von e<strong>in</strong>er Baumart nur<br />

noch e<strong>in</strong>e solch ger<strong>in</strong>ge Zahl von Individuen<br />

vorhan<strong>de</strong>n ist, dass ke<strong>in</strong>e Auswahlmöglichkeit<br />

mehr besteht. In diesen Fällen wer<strong>de</strong>n sämtliche<br />

gefun<strong>de</strong>nen Individuen ausgewählt, um<br />

e<strong>in</strong>e möglichst große Bandbreite unterschiedlicher<br />

genetischer Muster <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Generhaltungssamengarten<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und dadurch e<strong>in</strong>e<br />

möglichst große Zahl genetischer Neukomb<strong>in</strong>ationen<br />

ermöglichen zu können.<br />

Als zweiter Schritt erfolgt an <strong>de</strong>n ausgewählten<br />

Bäumen die Gew<strong>in</strong>nung von Pfropfreisern,<br />

<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>jährigen Trieben e<strong>in</strong>es Baumes. Um<br />

<strong>in</strong> die Krone <strong>de</strong>r mitunter bis zu 30 m hohen<br />

Bäume zu gelangen, wird mit Hilfe e<strong>in</strong>er so<br />

genannten „big shot“ (vergleichbar mit e<strong>in</strong>er<br />

überdimensionierten Ste<strong>in</strong>schleu<strong>de</strong>r) e<strong>in</strong><br />

Sack mit e<strong>in</strong>em Kletterseil <strong>in</strong> die Baumkrone<br />

katapultiert. Ist das Kletterseil erfolgreich fixiert<br />

und gesichert, beg<strong>in</strong>nt <strong>de</strong>r Aufstieg <strong>in</strong> die<br />

Baumkrone (siehe S.51) durch e<strong>in</strong>en speziell<br />

ausgebil<strong>de</strong>ten Baumsteiger, <strong>de</strong>r dort die<br />

benötigten Pfropfreiser schnei<strong>de</strong>t. Zugleich<br />

wird <strong>de</strong>r bestiegene Baum auch noch mit e<strong>in</strong>er<br />

eigenen Inventurnummer versehen, damit<br />

<strong>de</strong>r Mutterbaum auch zu e<strong>in</strong>em späteren<br />

Zeitpunkt wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig i<strong>de</strong>ntifiziert und<br />

zugeordnet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Die „Beerntung“ <strong>de</strong>r Bäume ist <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Jahres immer nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr eng begrenzten<br />

Zeitfenster <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Monaten Januar/Februar<br />

möglich. Die Knospen müssen e<strong>in</strong>erseits voll<br />

entwickelt, an<strong>de</strong>rerseits dürfen sie aber noch<br />

ke<strong>in</strong>esfalls „angetrieben“ se<strong>in</strong>, da sie sonst kaum<br />

noch für e<strong>in</strong>e weitere Verwendung zu gebrauchen<br />

s<strong>in</strong>d. Die gewonnenen Pfropfreiser<br />

wer<strong>de</strong>n dann <strong>in</strong>nerhalb weniger Stun<strong>de</strong>n <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en Kühlraum (98 % Luftfeuchte und + 2 °C)<br />

zur Zwischenlagerung gebracht.<br />

Im Anschluss an die kurze Zwischenlagerung<br />

wer<strong>de</strong>n die gewonnenen Jungtriebe mittels<br />

e<strong>in</strong>er Vere<strong>de</strong>lungsmetho<strong>de</strong> – wie man sie aus<br />

<strong>de</strong>m Obstbau kennt – auf e<strong>in</strong>e speziell für solche<br />

Zwecke gezüchtete Pflanzunterlage gepfropft.<br />

Die fertigen Pfropfl<strong>in</strong>ge wer<strong>de</strong>n dann im<br />

Gewächshaus <strong>in</strong> hierfür vorgesehene Anzuchtbeete<br />

gepflanzt. War die Vere<strong>de</strong>lung<br />

erfolgreich, so öffnen sich schon nach kurzer<br />

Zeit die Knospen <strong>de</strong>r gepflanzten Pfropfreiser<br />

und beg<strong>in</strong>nen mit <strong>de</strong>m Blattaustrieb.<br />

Unerwünschte Austriebe <strong>de</strong>r Pflanzunterlage<br />

wer<strong>de</strong>n sogleich entfernt, damit nur <strong>de</strong>r<br />

aufgepfropfte Jungtrieb weiter wächst. Mit<br />

Hilfe <strong>de</strong>r Pfropfreiser-Metho<strong>de</strong> (die bei <strong>de</strong>r<br />

Vermehrung von Obstbäumen schon seit rund<br />

2000 Jahren angewen<strong>de</strong>t wird) ist es möglich, von <strong>de</strong>n zuvor<br />

ausgewählten Bäumen i<strong>de</strong>ntische Kopien mit exakt <strong>de</strong>mselben<br />

genetischen Muster <strong>de</strong>s Mutterbaumes herzustellen. Auf diese<br />

Weise können die wertvollen genetischen Informationen <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen Bäume gesichert und <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Generhaltungssamengartens<br />

wie<strong>de</strong>r zusammengeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Haben sich die Pfropfl<strong>in</strong>ge gut entwickelt und s<strong>in</strong>d vital genug,<br />

so können diese nach 1-2 Jahren die Baumschule verlassen und<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Generhaltungssamengarten ausgepflanzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Sämtliche, für die Verwendung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Generhaltungssamengarten<br />

vorgesehenen Pfropfl<strong>in</strong>ge wer<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m e<strong>in</strong>gehend<br />

auf ihre genetische Struktur untersucht. Diese so genannten<br />

Isoenzym-Analysen wer<strong>de</strong>n für die luxemburgischen Pflanzen <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>n Laboren <strong>de</strong>r Forschungsansanstalt für Waldökologie und<br />

Forstwirtschaft Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (Trippstadt) durchgeführt. Diese<br />

Analysen liefern beispielsweise Informationen darüber, ob und<br />

wie stark das genetische Muster e<strong>in</strong>es Baumes bereits schon<br />

e<strong>in</strong>geschränkt ist. Darüber h<strong>in</strong>aus kann anhand <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungen auch abgeschätzt wer<strong>de</strong>n wie sehr sich<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Individuen genetisch vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m liefern die Ergebnisse Informationen darüber,<br />

ob es gegebenenfalls möglich ist, genetisch bereits verarmte<br />

<strong>Baumarten</strong>populationen durch E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung geeigneter Bestäubungspartner<br />

aus <strong>de</strong>n Generhaltungssamengärten angrenzen<strong>de</strong>r<br />

Län<strong>de</strong>r genetisch wie<strong>de</strong>r aufzuwerten.<br />

Der erste Generhaltungssamengarten wur<strong>de</strong> im Jahre 2005<br />

für die Baumart Speierl<strong>in</strong>g (Sorbus domestica L.) im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Forstamts Grevenmacher angelegt. Hierfür wur<strong>de</strong>n an<br />

<strong>in</strong>sgesamt 50 Speierl<strong>in</strong>gs-Mutterbäumen Pfropfreiser gewonnen.<br />

Um Ausfällen während <strong>de</strong>r Anzucht und <strong>de</strong>m Verlust von<br />

Gen<strong>in</strong>formationen vorzubeugen und um sicherzustellen, dass<br />

von je<strong>de</strong>m Mutterbaum letztlich m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens e<strong>in</strong> Abkömml<strong>in</strong>g<br />

im Generhaltungssamengarten vertreten ist, wur<strong>de</strong>n von je<strong>de</strong>m<br />

Baum mehrere Klone* hergestellt.<br />

52<br />

*s. Glossar


Praktische Hilfsmassnahmen<br />

Waldbesitzer können durch die Pflanzung<br />

seltener <strong>Baumarten</strong> <strong>de</strong>n Artenreichtum <strong>in</strong><br />

ihrem Wald erhöhen, wodurch er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Gesamtheit stabiler und wi<strong>de</strong>rstandsfähiger<br />

gegenüber verschie<strong>de</strong>nen Scha<strong>de</strong>reignissen<br />

(Insektenbefall, Sturm, extreme<br />

sommerliche Trockenheit, ...) wird. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus bergen e<strong>in</strong>ige dieser seltenen<br />

<strong>Baumarten</strong> auch die Chance, <strong>de</strong>n Wert<br />

<strong>de</strong>s Waldbestan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utlich zu erhöhen –<br />

e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Pflege und geeignete<br />

Standortsbed<strong>in</strong>gungen vorausgesetzt. So<br />

erzielt etwa das Holz <strong>de</strong>r Elsbeere auf<br />

<strong>de</strong>m europäischen Wertholzmarkt seit<br />

Jahren regelmäßig Höchstpreise. Absolute<br />

Spitzenstämme für die Furnierherstellung*<br />

haben dabei bereits schon Preise von über<br />

10.000 €/m 3 erzielt. Solche Preise stellen<br />

zwar absolute Ausnahmen dar, doch<br />

wer<strong>de</strong>n für hochwertiges, furnierfähiges*<br />

Elsbeerenholz nicht selten Preise von<br />

über 1.100 €/m 3 bezahlt. Doch nicht nur<br />

für Elsbeere, son<strong>de</strong>rn auch für Speierl<strong>in</strong>g<br />

und Wildbirne wer<strong>de</strong>n beständig weit<br />

überdurchschnittlich hohe Preise bezahlt.<br />

Im Wald s<strong>in</strong>d für die meisten seltenen<br />

<strong>Baumarten</strong> vor allem gut besonnte Bereiche<br />

entlang <strong>de</strong>r Wald<strong>in</strong>nen- und außenbereiche<br />

i<strong>de</strong>al: Zum e<strong>in</strong>en f<strong>in</strong><strong>de</strong>n diese lichtbedürftigen<br />

<strong>Baumarten</strong> hier sehr gute Wuchsbed<strong>in</strong>gungen<br />

vor, zum an<strong>de</strong>ren wird hierdurch<br />

auch <strong>de</strong>ren Pflege durch <strong>de</strong>n Waldbesitzer<br />

erheblich erleichtert. Mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Waldbestand<br />

gepflanzte Bäume wer<strong>de</strong>n dagegen<br />

häufig vergessen und im Laufe <strong>de</strong>r Zeit von<br />

konkurrenzstärkeren <strong>Baumarten</strong> verdrängt.<br />

Für „Nicht-Waldbesitzer“ bieten sich seltene<br />

e<strong>in</strong>heimischen <strong>Baumarten</strong> aber auch für e<strong>in</strong>e<br />

Pflanzung im eigenen Garten an. Beson<strong>de</strong>rs<br />

im Frühjahr s<strong>in</strong>d Arten wie Elsbeere, Speierl<strong>in</strong>g<br />

und Wildbirne / Wildapfel mit ihrer<br />

Blütenpracht für je<strong>de</strong>n Garten e<strong>in</strong>e Berei-<br />

cherung. Im Herbst s<strong>in</strong>d es beson<strong>de</strong>rs Elsbeere, Speierl<strong>in</strong>g<br />

und Spitzahorn, die das Auge mit ihrer schönen, rot-gelb<br />

leuchten<strong>de</strong>n Herbstfärbung erfreuen.<br />

Selbst wenn es e<strong>in</strong>fach nur darum geht, im eigenen Garten<br />

exotische Gehölze zu pflanzen, s<strong>in</strong>d seltene e<strong>in</strong>heimische<br />

<strong>Baumarten</strong> e<strong>in</strong>e geeignete Alternative: Vielen Menschen<br />

dürften e<strong>in</strong>ige dieser Bäume weit weniger bekannt se<strong>in</strong> als<br />

viele fremdländische Zierpflanzen, wie etwa G<strong>in</strong>kgo, Tulpenund<br />

Amberbaum, die häufig <strong>in</strong> Gärten gepflanzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch von öffentlicher Seite kann außerhalb <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s<br />

aktiv zum Erhalt dieser <strong>Baumarten</strong> beigetragen wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>in</strong><strong>de</strong>m bei Begleitpflanzungen entlang von Straßen,<br />

Fahrrad- o<strong>de</strong>r Fußgängerwegen ganz bewusst auf seltene<br />

e<strong>in</strong>heimische <strong>Baumarten</strong> zurückgegriffen wird. Gleiches gilt<br />

auch für die Pflanzung von Solitärbäumen <strong>in</strong> Parks o<strong>de</strong>r<br />

auf sonstigen öffentlichen Grünflächen: auch hier bieten<br />

sich e<strong>in</strong>ige <strong>de</strong>r seltenen e<strong>in</strong>heimischen <strong>Baumarten</strong> mit ihrer<br />

reichen Blütenpracht im Frühjahr und ihrer leuchten<strong>de</strong>n<br />

Herbstfärbung als <strong>in</strong>teressante, unseren Klimaverhältnissen<br />

bestens angepasste Alternativen an.<br />

54 55<br />

*s. Glossar


Glossar<br />

Hartholzaue –<br />

Hochwald –<br />

Hybrid –<br />

Furnier -<br />

Klone -<br />

Maserknollen –<br />

Mittelwald –<br />

Nie<strong>de</strong>rwald –<br />

als Hartholzaue bezeichnet man die etwas entfernter gelegenen Uferbereiche<br />

größerer Flüsse, die nur gelegentlich von Hochwasser überschwemmt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies ist die heute am meisten verbreitete Waldform. Hochwäl<strong>de</strong>r bestehen<br />

meist aus e<strong>in</strong>schichtig aufgebauten und häufig gleich alten Waldbestän<strong>de</strong>n.<br />

Diese Waldform entsteht aus Kernwüchsen, die durch Naturverjüngung,<br />

Saat o<strong>de</strong>r Pflanzung entstan<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d.<br />

Das Kreuzungsprodukt von artverschie<strong>de</strong>nen Eltern mit unterschiedlicher<br />

genetischer Struktur und Merkmalsausbildung.<br />

Bei Furnier han<strong>de</strong>lt es sich um dünne Blätter aus Holz (0,3-6 mm), die<br />

durch Sägen, Messerschnitt o<strong>de</strong>r Schälen vom Stamm abgetrennt wer<strong>de</strong>n.<br />

anschließend wer<strong>de</strong>n sie auf e<strong>in</strong> Trägermaterial aufgeleimt.<br />

trägermaterialien können Spanplatten, MDF-Platten o<strong>de</strong>r Sperrholz se<strong>in</strong>.<br />

unter e<strong>in</strong>em Klon (griechisch: klon = Schössl<strong>in</strong>g) versteht man e<strong>in</strong>e genetisch<br />

i<strong>de</strong>ntische Kopie e<strong>in</strong>es Organismusses. Klonen ist also das Duplizieren<br />

von Lebewesen.<br />

unregelmäßige, teilweise beulenförmige Anschwellungen an Stämmen<br />

und Ästen mit sehr unregelmäßigem Verlauf <strong>de</strong>r Holzfasern. Die Bildung<br />

von Maserknollen ist entwe<strong>de</strong>r genetisch bed<strong>in</strong>gt o<strong>de</strong>r auf die mikrobielle<br />

Besiedlung von Wun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die Komb<strong>in</strong>ation Bakterien/Viren<br />

zurückzuführen. Maserholz ist für die Möbelherstellung sehr gesucht.<br />

historische Waldnutzungsform, bestehend aus e<strong>in</strong>em Oberholz mit<br />

Kernwüchsen (aus Samen entstan<strong>de</strong>n) und e<strong>in</strong>em Unterholz aus Stockausschlägen.<br />

In diesen zweischichtig aufgebauten Bestän<strong>de</strong>n wird im<br />

unterholz Brennholz produziert. Das Oberholz, meist Eiche, Esche,<br />

ahorn, Buche und Ulme liefert hochwertigeres Nutzholz.<br />

historische Waldnutzungsform bei <strong>de</strong>r das Holz <strong>in</strong> regelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n<br />

(alle 20-40 Jahre) auf <strong>de</strong>n Stock gesetzt wird. Im Anschluss daran<br />

Pfropfung –<br />

Stockausschlag –<br />

Wasserreis –<br />

Weichholzaue –<br />

Wurzelbrut –<br />

treiben die Bäume wie<strong>de</strong>r neu aus <strong>de</strong>n Stöcken aus. Ziel <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rwaldwirtschaft<br />

ist vorrangig die Gew<strong>in</strong>nung von Brennholz. E<strong>in</strong>e Spezialform<br />

ist <strong>in</strong> Luxemburg die so genannte Lohhecke, die früher für die<br />

gew<strong>in</strong>nung von Eichenr<strong>in</strong><strong>de</strong> (Lohe) zur Le<strong>de</strong>rgerbung diente.<br />

Verfahren <strong>de</strong>r heterovegetativen Vermehrung. Abgetrennte Zweigstücke<br />

(Pfropf- o<strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lreiser) wer<strong>de</strong>n auf e<strong>in</strong>e Unterlage (e<strong>in</strong>getopfte Pflanze<br />

o<strong>de</strong>r Wildl<strong>in</strong>g) gepfropft. Bei erfolgreicher Pfropfung wächst <strong>de</strong>r Pfropfreiser<br />

auf <strong>de</strong>r Unterlage an und man erhält e<strong>in</strong>e genetisch i<strong>de</strong>ntische<br />

Kopie <strong>de</strong>s E<strong>de</strong>lreiser-Mutterbaumes, e<strong>in</strong>en so genannten Klon. Fast<br />

sämtliche Obstsorten wer<strong>de</strong>n über Pfropfung vermehrt.<br />

neuaustrieb e<strong>in</strong>es gefällten Baumes aus Proventivknospen, so genannten<br />

schlafen<strong>de</strong>n Augen o<strong>de</strong>r durch Adventivknospen, die am noch im Bo<strong>de</strong>n<br />

verbliebenen Baumstumpf zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d. Je jünger e<strong>in</strong> Baum ist umso<br />

stärker treibt er wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Stock aus. Aber: Nicht alle Baumart<br />

haben die Fähigkeit zu Stockausschlag.<br />

Spross, <strong>de</strong>r nach Lichtstellung o<strong>de</strong>r Verletzung aus e<strong>in</strong>er schlafen<strong>de</strong>n<br />

Knospe im Stammbereich austreibt. Blätter <strong>de</strong>r Wasserreiser s<strong>in</strong>d oft<br />

größer und an<strong>de</strong>rs gestaltet als normale Blätter. Beson<strong>de</strong>rs die Eiche<br />

neigt zur Bildung von Wasserreisern.<br />

Flussnah gelegene Uferbereiche entlang größerer Flüsse die häufig und<br />

regelmäßig von Hochwasser überflutet wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Weichholzaue<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>t man vornehmlich Pappel- und Wei<strong>de</strong>narten (Weichhölzer), da<br />

diese sehr gut mit häufiger und länger anhalten<strong>de</strong>r Überschwemmung<br />

zurechtkommen.<br />

Sprosse die sich aus Adventivknospen von flach an <strong>de</strong>r Oberfläche verlaufen<strong>de</strong>n<br />

Wurzeln entwickeln. Ausgelöst wird die Bildung von Wurzelbrut<br />

meist durch e<strong>in</strong>e Störung im Wuchsstoffhaushalt e<strong>in</strong>es Baumes o<strong>de</strong>r<br />

mechanische Wurzelverletzungen.<br />

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Abbildungsverzeichnis<br />

An dieser Stelle soll kurz all <strong>de</strong>njenigen gedankt<br />

wer<strong>de</strong>n, die durch die großzügige Bereitstellung von<br />

Bildmaterial und fachlicher Hilfestellung zum Gel<strong>in</strong>gen<br />

<strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Broschüre beigetragen haben.<br />

Beson<strong>de</strong>rer Dank gilt hierbei:<br />

Forschungsanstalt für Waldökologie und<br />

Forstwirtschaft Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (FAWF)<br />

- Abteilung Genressourcen und<br />

Forstpflanzenerzeugung -<br />

Hauptstraße 16 (Schloss)<br />

D-67705 Trippstadt<br />

Thomas Kellner<br />

Schre<strong>in</strong>erei Urholz<br />

- Spezialist für Möbel aus heimischen E<strong>de</strong>lhölzern -<br />

Kle<strong>in</strong>gartacher Straße 21<br />

D-74193 Schwaigern-Stetten<br />

Dr. Gordon Mackenthun<br />

Das Ulmen Büro<br />

Uferstraße 18<br />

D-22081 Hamburg<br />

Raphael Häner<br />

- www.wildbiss.ch -<br />

24, Chém<strong>in</strong> <strong>de</strong> Prélaz<br />

CH-1260 Nyon<br />

Anke Proft<br />

Grüne Liga Osterzgebirge e. V.<br />

Große Wassergasse 19<br />

D-01744 Dippoldswal<strong>de</strong><br />

För<strong>de</strong>rkreis Speierl<strong>in</strong>g (Corm<strong>in</strong>aria)<br />

- Vere<strong>in</strong> zur För<strong>de</strong>rung von Speierl<strong>in</strong>g<br />

und Elsbeere -<br />

Go<strong>de</strong>sberger Allee 142-148<br />

D-53175 Bonn<br />

Titel:<br />

Blatt, S. 1 (Sascha Wernicke)<br />

Speierl<strong>in</strong>g:<br />

Ganzbaum, S. 8 (Thomas Kellner); Frucht & Blatt,<br />

S.10 (Annick Mousel); Blüte, S.10 (Thomas Kellner);<br />

Gesammelte Früchte, S. 11 (Sascha Wernicke);<br />

Borke, S. 11 (Sascha Wernicke)<br />

Elsbeere:<br />

Ganzbaum, S. 12 (Thomas Kellner); Blüte, S. 14<br />

(Thomas Kellner); Früchte, S.14 (Thomas Kellner);<br />

Blatt & Borke, S. 15 (Sascha Wernicke)<br />

Berg-, Feld- und Flatterulme:<br />

Ganzbaum, S. 16 (Dr. Gordon Mackenthun); Blüte &<br />

Früchte & Blätter & Borke (Flatterulme), S. 18/19 (Dr.<br />

Gordon Mackenthun); Blüte & Früchte & Blätter &<br />

Borke (Feldulme), S. 18/19 (Dr. Gordon Mackenthun);<br />

Blüte & Früchte (Bergulme), S. 18/19 (Thomas Kellner);<br />

Blätter (Bergulme), S.19 (A. Oshv<strong>in</strong>tsev – Fotolia.com);<br />

Borke (Bergulme), S. 19 (Dr. Gordon Mackenthun);<br />

Abgestorbene Ulme, S. 21 (Dr. Gordon Mackenthun);<br />

Ulmenspl<strong>in</strong>tkäfer, S. 21 (Wikipedia)<br />

Schwarzpappel:<br />

Ganzbaum, S. 22 (Dr. Werner Maurer, FAWF); Blatt,<br />

Seite 24 (Clau<strong>de</strong> Par<strong>in</strong>i, Adm<strong>in</strong>istration <strong>de</strong>s Eaux et<br />

Forêts); Früchte, S. 24 (Hans-Cees Speel); Borke &<br />

Blatt, S. 25 (Hans-Cees Speel)<br />

Eibe:<br />

Ganzbaum, S. 26 (Grün Stadt Zürich); Blüte & Na<strong>de</strong>ln,<br />

S. 28 (Thomas Kellner); Frucht, S. 29 (Marion<br />

Bessler, pixelio.com); Borke, S. 29 (Thomas Kellner)<br />

Wildbirne:<br />

Ganzbaum, S. 30 (Sascha Wernicke); Blatt & Blüte,<br />

S. 32 (Sascha Wernicke); Früchte, S. 33 (Raphael<br />

Häner); Borke, S. 33 (Sascha Wernicke)<br />

Wildapfel:<br />

Ganzbaum, S. 34 (Grüne Liga Osterzgebirge<br />

e. V.); Blüte & Früchte & Borke, S. 36/37 (Grüne<br />

Liga Ostergebirge e. V.)<br />

Vogelkirsche:<br />

Ganzbaum, S. 38 (Daniel Schoenen, Fotolia.<br />

com); Blüten, S. 40 (Sascha Wernicke); Blatt, S. 40<br />

(Fotolia.com), Früchte, S. 41 (Arkna, Fotolia.com);<br />

Borke, S. 41 (Sascha Wernicke)<br />

Sommer- und W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong><strong>de</strong>:<br />

Ganzbaum (Sommerl<strong>in</strong><strong>de</strong>), S. 42 (Fotolia.com);<br />

Blüte, S. 44 (Maja Dumat, pixelio.com); Frucht,<br />

S. 44 (Henry Kl<strong>in</strong>gberg, pixelio.com); Borke, S. 45<br />

(Sascha Wernicke)<br />

Spitzahorn:<br />

Ganzbaum, S. 46 (Timo Betts, Fotolia.com); Blatt,<br />

S. 48 (Uwe Wittbrock, Fotolia.com); Blüte, S. 48<br />

(Markoc Kritsch); Borke, S. 49 (Clau<strong>de</strong> Par<strong>in</strong>i,<br />

Adm<strong>in</strong>istration <strong>de</strong>s Eaux et Forêts)<br />

Warum Generhaltung?:<br />

Baumsteiger, S. 51 (Fred Trossen, Adm<strong>in</strong>istration<br />

<strong>de</strong>s Eaux et Forêts)<br />

Die Errichtung e<strong>in</strong>es Generhaltungssamengartens:<br />

Pflanzbeet & Pfropfung, S. 53 (Patrick Lemmen,<br />

FAWF)<br />

Praktische Hilfsmaßnahmen:<br />

Generhaltungsgarten, S. 55 (Fred Trossen,<br />

Adm<strong>in</strong>istration <strong>de</strong>s Eaux et Forêts)<br />

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