CD31 in Stereo.pdf - Precide

STEREO 08/05
D ER F ELS
IM CD-MEER
Einen CD-Spieler so solide wie Granit hat Primare auf die Füße
gestellt. Der neue CD31 gibt den Haudegen unter den Playern:
kernig und mit einem klanglichen Auftritt wie aus Stein gemeißelt
von Carsten Barnbeck
Benötigen Sie mehr Elan in ihrer Kette,
oder fehlt Ihnen noch die entscheidende
Portion Schwung und Dynamik? Dann
könnte der schwedische Hersteller Primare
mit seinem neuen CD31 genau das
Richtige für Sie haben. Der CD-Spieler
begeisterte uns von der ersten Sekunde
an mit seiner agilen, überaus forschen
Spielweise und erwies sich in allen Lebenslagen
als temperamentvolles Kraftwerk.
So arbeitete er aus dem voluminösen
und stellenweise opulenten Opener
unserer STEREO-Hörtest-CD II -„Fandango"
von Frank Perkins- nicht nur
unzählige Feinheiten und Facetten heraus,
sondern bewahrte sogar in den
schmissigen Passagen dieses klassisch
und sehr üppig instrumentierten Stücks
immer den Drive und die vollständige
Kontrolle.
Den hervorragenden Klang seines
neuen Zweikanal-Flaggschiffs erreicht
Primare durch einen überlegten und
bis ins Detail konsequenten Aufbau,

der die vollsymmetrische Signalführung
und pfiffige Details genauso
berücksichtigt, wie die Auswahl
hochwertigster Einzelteile.
Ein gutes Beispiel für die vielen
kleineren Kniffe ist die um etwa
einen Zentimeter nach vorn abgesetzte
massive Frontplatte des
STICHWORT
AES/EBU
Die Abkürzung steht
für „Audio Engineering
Society / European
Broadcasting
Union". Der Anschluss
überträgt die Vorteile
der Symmetrie auf
den Digitalsektor.
Schweden. Die gibt nicht nur seinem
ohnehin makellosen Design
eine besondere Note, sondern vergrößert auch
die Distanz zwischen dem Display und dem
direkt dahinter liegenden Laufwerk, wodurch
elektromagnetische Einstreuungen auf die
Laserkontrolle vermieden werden sollen.
An der Rückseite liegen die übersichtlich angeordneten
Ausgänge. Neben den gewohnten
analogen und digitalen Buchsen finden sich
hier auch zwei symmetrische Audio-Ausgänge
und ein AES/EBU-Anschluss. Dieser stammt
aus der Studiotechnik und arbeitet mit einem
Wellenwiderstand von 110 statt der sonst üblichen
75 Ohm. Die Symmetrie ermöglicht
neben ihrer Unanfälligkeit gegenüber magnetischen
Störfeldern extreme Kabelwege von
bis zu 300 Metern, wobei das in der HiFi-Praxis
wohl eher selten von Interesse sein dürfte.
Eine symmetrische Tonverarbeitung
bietet ähnliche Vorteile.
Die Signale jedes Kanals werden
direkt nach dem Auslesen durch
das Laufwerk gedoppelt und in
der Phase gedreht. Erst direkt
am Analogausgang -bei Weitergabe
an eine andere symmetrische
Komponente natürlich erst dortwird
der invertierte Signalstrang
wieder umgephast und mit dem zweiten, originären
aufsummiert. Störungen, die sich auf
beide Signalführungen gleichermaßen ausgewirkt
haben, werden damit gegenphasig
und kreuzen sich bei der Summenbildung
weitestgehend aus. Das verbessert nicht nur
die Signalgüte, sondern führt auch zu einem
entsprechend höheren Ausgangspegel. Wer
sich ein bisschen mit Audiotechnik auskennt,
weiß, dass ein hoher Nutzpegel sich andererseits
positiv auf den Rauschabstand auswirkt.
Man schlägt mit dieser Technik also
gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Demgegenüber steht natürlich ein ungleich
höherer Aufwand. Die Signalverarbeitung
muss ja nicht nur doppelt vorhanden sein
-vier statt ansonsten zwei Stränge -, son-
dern die Bauteile müssen auch besser selektiert
werden. Primare begegnet diesem Problem
mit der Verwendung hochwertiger
Einzelkomponenten. Daher liest sich die
Liste der D/A-Wandler und Filter wie ein
„Who Is Who" der Prozessortechnik. Es
kommen ausschließlich topaktuelle Chips
von Burr Brown zum Einsatz, die intern
mit 24 Bit und 96 Kilohertz arbeiten. Zur
weiteren Klangveredelung setzen die Schweden
auf die konsequente DC-Gegenkopplung
und eine Fehlerkorrektur, die nur dann
arbeitet, wenn auch Lesefehler - also Jitter
auftreten und sich ansonsten selbstständig
in einen Dornröschenschlaf verabschiedet.
Eine ebenfalls sehr effektive Maßnahme
ist das Aufteilen der Spannungsversorgung.
Das Netzteil des Players ist so ausgelegt,
dass Laufwerk sowie die analoge und die
digitale Signalverarbeitung von völlig unabhängigen
Stromkreisen versorgt werden.
Deshalb verfügt der Ringkerntrafo über
drei separate Wicklungen, was man ihnen
auf den ersten Blick kaum ansieht, da er
mit einer Kupferfolie abgeschirmt ist und
die Wicklungen ineinander verschachtelt sind.
Die Schweden verstehen es aber nicht nur,
Rückwärtig bietet der CD31 im analogen wie digitalen Bereich das
volle Anschlussprogramm inklusive der eher seltenen AES/EBU-Buchse

mit wertiger Optik und technischen Features
zu beeindrucken, sondern liefern auch den
passenden Klang dazu. Vor allem die enorm
dynamische und zupackende Spielweise des
CD-Spielers legt ihm einen Trumpf in die Hand,
den er selbstbewusst in jeder Situation auszuspielen
weiß. Bei „Me Missin ' You“ von Sara
K. zum Beispiel stellte er transparent und
ohne jede Anstrengung die tiefen, knackigen
Impulse der Congas des Intros in den Raum,
um sie kurz darauf mit der leise anklingenden
Gitarre und den ersten, noch verhaltenen Vocals
zu verknüpfen. Einfach kolossal!
Mit demselben Esprit geht er auch vermeintlich
grobmotorische Aufnahmen an. So arbeitete
er selbst im relativ stark komprimierten
„Smells Like Teen Spirit“ von Nirvanas Nevermind
jedes dynamische Detail heraus und
förderte all die Emotionen und die Kraft, die
in den tiefer gestimmten E-Gitarren steckt,
ausdrucksstark zu Tage. Daneben ließ er auch
dem anschlagkräftig eingespielten Schlagzeug
Der Trafo des CD31 versorgt über separate
Wicklungen das Laufwerk sowie die Analogund
Digitalkreise jeweils unabhängig voneinander
und dem tiefen Bass mit seinen dunklen Klangfarben
allen Platz zum Atmen.
Tonal konnten vor allem die perfekt abgestimmten
Höhen überzeugen. Der Primare musiziert sehr
klar und verfügt über eine strahlende Präsenz.
Trotz seiner Prägnanz wirkt der Oberton aber
nicht im Geringsten spitz oder scharf, sondern bewahrt
sich eine sanfte und milde Diktion, die vor
allem Stimmen oder im Vordergrund stehende
Solo-Instrumente präzise, aber unaufdringlich
erscheinen lässt.
Der Bass offenbart viele Konturen und wird
vom CD31 voluminös und voller Facetten in den
Raum gezeichnet. Die tiefen Paukenschläge im
eingangs erwähnten „Fandango" reichten bis in
die untersten Oktaven und entschwanden herrlich
in die Weiten des Konzertsaales. Dabei setzte der
Schwede seine großartige räumliche Abbildung ein
und verteilte das Orchester nicht nur plastisch über
die gesamte Stereobasis, sondern erfasste auch die
Tiefenstaffelung mit viel Schärfe und Struktur.
Im Hörvergleich kam vor allem der CD5x von
Naim zu Gehör, der nicht ganz mit dem anpackenden
und Energie geladenen Klang des CD31 mithalten
konnte, der auch etwas präsenter und offener
als der Brite erschien Dieser bestach seinerseits
mit einem enormen Farbreichtum und einer
Natürlichkeit in den Mitten, die dem etwas strenger
zeichnenden Schweden doch abging. Ergebnis:
ein klares Patt. Der SA-11SI von Marantz spielte
generell in dieselbe Richtung wie der Primare, war
aber insgesamt etwas schwächer auf der Brust als
der kernige CD31, bietet dafür jedoch die SACD-
Option.
Ein echtes Schwergewicht also, dieser Schweden-Player
- technisch wie klanglich. Seine konturierte
und überaus attackige Spielweise machen
ihn zum felsenfesten Schrittmacher des Musikgenusses.
Ein Volvo für die HiFi -Anlage.
Wertarbeit aus Skandinavien:
Den symmetrischen Aufbau des CD 31 veredelt Primare
mit hochwertigen Bauteilen (hier die Ausgänge)