CSR und Risikomanagement - Institute for Sustainability
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Loew, Clausen, Rohde (2011)<br />
<strong>CSR</strong> <strong>und</strong> <strong>Risikomanagement</strong><br />
5.2 Kritik am <strong>Risikomanagement</strong><br />
Im Zuge der Finanzkrise entbrannte eine breite Diskussion über deren Ursache. Darin wurde<br />
auch das Versagen des <strong>Risikomanagement</strong>s der Banken aufgegriffen. Stulz (2009) sieht deren<br />
Fehler wie folgt:<br />
• Auf historische Daten bauen: Historische Daten sind für das Erkennen von Risiken nur<br />
bedingt geeignet, da sie nur zur Extrapolation vergangener Trends in die Zukunft<br />
verwendet werden können. Mögliche oder wahrscheinliche Ereignisse in der Zukunft<br />
werden bei der Trendanalyse nicht berücksichtigt. Auch durch die rasante Entwicklung<br />
von Umweltbedingungen haben Daten <strong>und</strong> In<strong>for</strong>mationen aus der Vergangenheit an<br />
Aussagekraft verloren.<br />
• Täglich erhobene Kennzahlen: Intensive Aktivitäten zur Verfolgung schneller<br />
Entwicklungen mit tagesaktuellen Kennzahlen lassen oft übersehen, dass ein<br />
Unternehmen an bestimmte risikobehaftete Vermögenswerte langfristig geb<strong>und</strong>en ist.<br />
Das Aktualitätsideal, dass dem Controlling ja generell immanent ist, schlägt hier in sein<br />
Gegenteil um.<br />
• Risiken außerhalb üblicher Risikoklassen übersehen: Die Fokussierung auf bestimmte<br />
Risiken <strong>und</strong> hierzu die Verwendung von Kennzahlen fokussiert die Aufmerksamkeit auf<br />
genau diese Risiken <strong>und</strong> ihre Kennzahlen. Risiken, die außerhalb dieser Risikoklassen<br />
liegen <strong>und</strong> von den verwendeten Kennzahlen nicht wiedergegeben werden, können<br />
leicht übersehen werden. Häufig kann es sich dabei um Risiken handeln, die aus<br />
Risikoabsicherungsstrategien erst entstehen, oder die sich durch Mono- <strong>und</strong> Oligopole<br />
(Marktkonzentrationen) ergeben.<br />
• Risiken ignorieren: Gute Gewinne sind oft in neuen <strong>und</strong> teilweise noch unbekannten<br />
Märkten mit noch ebenso wenig bekannten Risiken möglich. Aber auch in bekannten<br />
Märkten lassen schnelle Gewinne, an denen einzelne Personen gute Provisionen<br />
verdienen, Mitarbeiter <strong>und</strong> Vorstand oft Risken eingehen, deren Folgen sie persönlich<br />
nicht tragen müssen. Eigennutzstreben führt daher immer wieder zum Ignorieren von<br />
Risiken.<br />
• Nicht richtig kommunizieren: Risiken werden manchmal nicht so kommuniziert, dass die<br />
Entscheider in der Geschäftsleitung sie auch verstehen <strong>und</strong> die richtigen Konsequenzen<br />
ziehen. Manchmal werden sie in der hierarchischen Struktur eines Unternehmens quasi<br />
ausgefiltert <strong>und</strong> erreichen die Entscheidungsebene gar nicht.<br />
• Nicht schnell genug reagieren: Oft ist schnelles Reagieren aufgr<strong>und</strong> schlechter<br />
Vorbereitung nicht möglich. Also müssen vor allem für turbulente Zeiten Szenarien <strong>und</strong><br />
daraus Überlebensstrategien entwickelt werden.<br />
Aus den Überlegungen gerade im Kontext des Themas Risiko <strong>und</strong> Nachhaltigkeit konnten<br />
folgende weitere Kritikpunkte am etablierten <strong>Risikomanagement</strong> im Rahmen des Projektes<br />
abgeleitet werden:<br />
<strong>Risikomanagement</strong> geht oft aus Zeitmangel nicht an die Wurzel eines Problems. Beispielhaft<br />
wird das Problem steigender Rohstoffpreise aus Erfahrung als Marktvolatilität interpretiert <strong>und</strong><br />
entsprechend über Hedging abgesichert. Das dahinter liegende Problem schwindender<br />
Ressourcen wird nicht gesehen, da ja das Risiko (oberflächlich betrachtet) bereits abgesichert<br />
ist.<br />
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