CSR und Risikomanagement - Institute for Sustainability

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Loew, Clausen, Rohde (2011) CSR und Risikomanagement eine Zwangsformalisierung nach einem Raster, sondern mehr ein Verständnis und ein gleiches Denken herbeiführen.“ 10.2.5 Bedeutung der Wirtschaftprüfer Einige der Befragten äußerten sich zudem dazu, wie sie die Bedeutung der Wirtschaftprüfer für das Risikomanagement einschätzen. Und so ist letztlich das Thema Risikomanagement aus der Sicht der Interviewpartner 2 und 3 auch für die Wirtschaftsprüfer und den Prüfungsprozess wichtiger geworden. Insgesamt wird deutlich, dass sich eine Vielzahl von Entwicklungen erkennen lässt, die dazu führen, dass sich Unternehmen stärker mit dem Risikomanagement auseinandersetzten und die entsprechenden Systeme weiterentwickeln. 10.3 Geben die Risikoberichte ein realistisches Bild des Risikomanagements wieder? Unter anderem um die Aussagekraft der Auswertung aus den Risikoberichten (=Teil des Lageberichts im Geschäftsbericht) zu prüfen, wurden die Interviewten gefragt, wie stark die Darstellung im Lagebericht von den tatsächlichen Vorgehensweisen und Ergebnissen des Risikomanagements im Unternehmen auseinanderfällt. Dabei ging es um die Beschreibung sowohl des Risikomanagements als auch der wesentlichen Risiken im Risikobericht. In den Lageberichten nimmt Interviewpartner 1 eine schwache Beschreibung der Risikomanagementsysteme und demgegenüber eine eher bessere Beschreibung der wesentlichen Risiken wahr. Die Bewertung dieser Risiken sei dagegen oft nicht gut, eher aus dem Bauch heraus und nicht nachvollziehbar. Interviewpartner 2 nimmt dagegen auch die Beschreibungen der Risikomanagementsysteme als gut war. Auch der befragte Wirtschaftsprüfer beurteilt die Darstellung des Risikomanagements als gut, da es auch eine Art Selbstmarketing ist. Auch müssen, um den Prüfungsanforderungen gerecht zu werden, die wesentlichen Risiken auf jeden Fall dargestellt werden. Es stelle sich aber bei der Beschreibung der Risiken und im Rahmen der Berichtsprüfung schon immer wieder die Frage, wann ein Risiko als „wesentlich“ einzustufen sei. Über die (intern durchgeführten) Bewertungen würde auch nur selten nach außen berichtet, da die Bewertungen letztlich qualitativ seien und eben nicht „harte Zahlen“, wie sie sonst in der Bilanz stehen. Der Umfang der Darstellung im Lagebericht, so die Meinung von verschiedenen Befragten, ist auch von der Geschäftspolitik abhängig und davon welche Abteilung den Bericht verfasst. Wenn dies eher die Kommunikations- oder PR Abteilung ist, dann enthält der Geschäftsbericht eher weniger detaillierte Informationen und wenn die einzelnen Abteilungen die Texte verfassen, dann enthält der Lagebericht eher detailliertere Informationen. Zudem ist aus Sicht des Interviewpartners 5 der Detaillierungsgrad des Berichtes eine Gradwanderung zwischen Offenlegung und Geheimhaltung. Auf der einen Seite gibt es ein berechtigtes Interesse der Stakeholder an Informationen im Geschäftsbericht und dem (auch aus Sicht der Stakeholder) ebenso notwendigen Geheimhalten von Geschäftsgeheimnissen. Dies gelte letztlich auch im Feld des Risikomanagements, so der Interviewte. Interviewpartner 7 führt das „underreporting“ bei Risiken nicht nur auf das Nichtberichtenwollen, sondern in einzelnen Fällen auch auf mangelnde Risikokenntnis zurück. Gerade im Felde emergenter Risiken seien sich Unternehmen nicht generell aller Risiken bewusst. 114

Loew, Clausen, Rohde (2011) CSR und Risikomanagement Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass u.a. aufgrund der Anforderungen der Wirtschaftprüfer die Risiken, die im Lagebericht beschrieben werden auch die wesentlichen Risiken sind, welche im Risikomanagement erfasst wurden. Allerdings geben die Angaben im Risikobericht nicht Aufschluss darüber, wie detailliert und systematisch diese Risiken im Unternehmen gemanagt werden. 10.4 Im Risikomanagement häufig vernachlässigte Risiken Die Experten wurden außerdem dazu befragt, was aus Ihrer Sicht diejenigen Risiken sind, die am häufigsten im Risikomanagement vernachlässig werden. Dabei wurden bewusst keine konkreten Vorgaben gemacht und auch nicht die Megatrends erwähnt, um eine möglichst unbeeinflusste Meinung der Experten zu erhalten. Insgesamt kommen die Interviewten zu dem Ergebnis, dass langfristige und latente Risiken, sowie Risiken die sich schwer abbilden lassen oftmals im Risikomanagement vernachlässigt werden. Zudem würden oft die Zusammenhänge zwischen Risiken und neue Risiken nicht ausreichend berücksichtigt. So ist beispielsweise die Interviewpartnerin 3 der Meinung, dass latente und langfristige Risiken von den Unternehmen noch nicht ausreichend berücksichtigt werden und sagt dazu: „Erst wenn solche Risiken für das Unternehmen konkreter werden und eine Gefahr daraus resultiert, dann werden sie auch im Risikomanagement berücksichtigt.“ Dies bestätigt auch Interviewpartner 6, der die latenten Risiken als am häufigsten vernachlässigte Risiken ansieht. Auch herrschte weitgehend Konsens darüber, dass technischen Risiken meistens sehr gut erkannt und behandelt werden. Organisatorische Risiken seien dagegen verhältnismäßig schwach beschrieben und manchmal gar nicht wirklich bewusst. So werden in Interview 2 Personalrisiken als „häufig vernachlässigt“ erwähnt: „Also was mir immer große Sorge macht, ist das Personalrisiko. Ich glaube nicht, dass Unternehmen das immer wirklich abschätzen. Das Thema ist ja auch im Zusammenhang mit Erhalt von Wissen, also Wissensmanagement, diskutiert worden, aber ich habe den Eindruck, dass hier operativ zu wenig passiert, um Risiken abzufedern.“ Auch Interviewpartner 5 erwähnt die Risiken im Mitarbeiter know-how, von denen z.B. die Innovationskraft abhängt. Die Vernachlässigung solcher Risiken – wie Reputation, Markenwert und Mitarbeiter Know-how - führt der Befragte dabei auf folgenden Aspekt zurück: „ […] weil es keine Instrumente gibt um diese Risiken abzubilden. Man kann diese Risiken nicht quantifizieren. […] Und da wird dann eher gesagt, na wenn wir das nicht quantifizieren können dann lassen wir es weg, was aber der falsche Ansatz ist, weil dann quantifiziere ich das mit Null.“ Interviewpartner 1 sieht außerdem die im menschlichen Verhalten begründeten Risiken als deutlich vernachlässigt an. „Ich meine, der Begriff menschliches Versagen ist irreführend, denn es gibt kein menschliches Versagen; es gibt nur Menschen die etwas tun, was sie nicht hätten tun sollen. Da ist die erste Frage: Warum gibt es da überhaupt einen Menschen der da etwas tut? Das muss man in der Bewertung berücksichtigen. „Errare humanum est“ – Fehler machen ist nun mal menschlich.“ 115

Loew, Clausen, Rohde (2011)<br />

<strong>CSR</strong> <strong>und</strong> <strong>Risikomanagement</strong><br />

Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass u.a. aufgr<strong>und</strong> der An<strong>for</strong>derungen der Wirtschaftprüfer<br />

die Risiken, die im Lagebericht beschrieben werden auch die wesentlichen Risiken<br />

sind, welche im <strong>Risikomanagement</strong> erfasst wurden. Allerdings geben die Angaben im Risikobericht<br />

nicht Aufschluss darüber, wie detailliert <strong>und</strong> systematisch diese Risiken im Unternehmen<br />

gemanagt werden.<br />

10.4 Im <strong>Risikomanagement</strong> häufig vernachlässigte Risiken<br />

Die Experten wurden außerdem dazu befragt, was aus Ihrer Sicht diejenigen Risiken sind, die<br />

am häufigsten im <strong>Risikomanagement</strong> vernachlässig werden. Dabei wurden bewusst keine konkreten<br />

Vorgaben gemacht <strong>und</strong> auch nicht die Megatrends erwähnt, um eine möglichst unbeeinflusste<br />

Meinung der Experten zu erhalten.<br />

Insgesamt kommen die Interviewten zu dem Ergebnis, dass langfristige <strong>und</strong> latente Risiken,<br />

sowie Risiken die sich schwer abbilden lassen oftmals im <strong>Risikomanagement</strong> vernachlässigt<br />

werden. Zudem würden oft die Zusammenhänge zwischen Risiken <strong>und</strong> neue Risiken nicht ausreichend<br />

berücksichtigt.<br />

So ist beispielsweise die Interviewpartnerin 3 der Meinung, dass latente <strong>und</strong> langfristige Risiken<br />

von den Unternehmen noch nicht ausreichend berücksichtigt werden <strong>und</strong> sagt dazu:<br />

„Erst wenn solche Risiken für das Unternehmen konkreter werden <strong>und</strong> eine Gefahr daraus<br />

resultiert, dann werden sie auch im <strong>Risikomanagement</strong> berücksichtigt.“<br />

Dies bestätigt auch Interviewpartner 6, der die latenten Risiken als am häufigsten vernachlässigte<br />

Risiken ansieht.<br />

Auch herrschte weitgehend Konsens darüber, dass technischen Risiken meistens sehr gut erkannt<br />

<strong>und</strong> behandelt werden. Organisatorische Risiken seien dagegen verhältnismäßig schwach<br />

beschrieben <strong>und</strong> manchmal gar nicht wirklich bewusst. So werden in Interview 2 Personalrisiken<br />

als „häufig vernachlässigt“ erwähnt:<br />

„Also was mir immer große Sorge macht, ist das Personalrisiko. Ich glaube nicht, dass Unternehmen<br />

das immer wirklich abschätzen. Das Thema ist ja auch im Zusammenhang mit Erhalt<br />

von Wissen, also Wissensmanagement, diskutiert worden, aber ich habe den Eindruck, dass<br />

hier operativ zu wenig passiert, um Risiken abzufedern.“<br />

Auch Interviewpartner 5 erwähnt die Risiken im Mitarbeiter know-how, von denen z.B. die Innovationskraft<br />

abhängt. Die Vernachlässigung solcher Risiken – wie Reputation, Markenwert <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter Know-how - führt der Befragte dabei auf folgenden Aspekt zurück:<br />

„ […] weil es keine Instrumente gibt um diese Risiken abzubilden. Man kann diese Risiken<br />

nicht quantifizieren. […] Und da wird dann eher gesagt, na wenn wir das nicht quantifizieren<br />

können dann lassen wir es weg, was aber der falsche Ansatz ist, weil dann quantifiziere ich<br />

das mit Null.“<br />

Interviewpartner 1 sieht außerdem die im menschlichen Verhalten begründeten Risiken als deutlich<br />

vernachlässigt an.<br />

„Ich meine, der Begriff menschliches Versagen ist irreführend, denn es gibt kein menschliches<br />

Versagen; es gibt nur Menschen die etwas tun, was sie nicht hätten tun sollen. Da ist<br />

die erste Frage: Warum gibt es da überhaupt einen Menschen der da<br />

etwas tut? Das muss man in der Bewertung berücksichtigen. „Errare humanum est“ – Fehler<br />

machen ist nun mal menschlich.“<br />

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