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Migräne: Gewitter im Kopf - Springer GuP

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t i t e l t h e m a <<br />

<strong>Migräne</strong>generator <strong>im</strong> Hirnstamm<br />

Während der akuten <strong>Migräne</strong>attacke weist ein Areal <strong>im</strong> Hirnstamm (<strong>Migräne</strong>generator)<br />

eine erhöhte Nervenaktivität auf. Diese lässt sich mittels Positronenemissionstomografie<br />

(PET) darstellen. Die vom <strong>Migräne</strong>generator ausgehenden Impulse<br />

werden für den Beginn und den Erhalt der akuten <strong>Migräne</strong>attacke verantwortlich<br />

gemacht. St<strong>im</strong>uliert wird er durch äußere und innere Einflüsse, die als Triggerfaktoren<br />

oder <strong>Migräne</strong>trigger bezeichnet werden. Darunter fallen Änderungen des<br />

Schlaf-Wach-Rhythmus, Alkohol, extreme Sinnesreize (z. B. grelles Licht, intensive<br />

Gerüche), Geschmacksverstärker in Lebensmitteln, Hunger, hormonelle Schwankungen<br />

und vieles mehr.<br />

Wiederkehrkopfschmerz<br />

Bei lang anhaltenden <strong>Migräne</strong>attacken kann zum Ende der<br />

Wirkung eines <strong>Migräne</strong>mittels der <strong>Kopf</strong>schmerz nach komoraler<br />

<strong>Migräne</strong>mittel beschleunigt. Prokinetika sollten rund<br />

15 Minuten vor dem NSAR oder dem Analgetikum appliziert<br />

werden. Rezeptfreie Alternativen sind Antihistaminika (Diphenhydramin,<br />

D<strong>im</strong>enhydrinat). Diese können Übelkeit und<br />

Erbrechen lindern, jedoch nicht den Wirkeintritt von <strong>Migräne</strong>mitteln<br />

beschleunigen.<br />

Triptane mit kausalem Wirkprinzip<br />

Triptane sind die derzeit effektivsten Mittel zur Behandlung der<br />

akuten <strong>Migräne</strong>attacke. Sie lindern den <strong>Migräne</strong>kopfschmerz<br />

und die Begleitsymptome. Mit Ausnahme eines Naratriptanpräparates<br />

sind alle auf dem deutschen Markt befindlichen Triptane<br />

rezeptpflichtig (Stand: August 2010). Triptane sind chemisch<br />

verwandt mit dem Neurotransmitter Serotonin (5-Hydroxytryptamin,<br />

5-HT). Sie fungieren als Agonisten am Serotoninrezeptor<br />

(5-HT-Rezeptor) und zwar selektiv an den migränerelevanten<br />

Subtypen 5-HT1B und 5-HT1D <strong>im</strong> Gehirn. Daher<br />

Cave bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

Subtypen des Serotoninrezeptors sind auch an Blutgefäßen<br />

außerhalb des Gehirns lokalisiert. So können Triptane in geringem<br />

Maße Blutgefäße verengen, die nicht zum <strong>Migräne</strong>geschehen<br />

gehören. Aus diesem Grund gehören kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen – zum Beispiel Bluthochdruck sowie<br />

Durchblutungsstörungen des Herzens oder des Gehirns – zu<br />

den Kontraindikationen. Dies gilt auch für das rezeptfreie Naratriptanpräparat.<br />

Insgesamt betrachtet, sind Triptane jedoch<br />

sehr gut verträgliche <strong>Migräne</strong>mittel, was nunmehr fast 20 Jahre<br />

Therapieerfahrungen und Millionen Anwendungen belegen.<br />

Kein „bestes“ Triptan<br />

In Deutschland sind sieben Wirkstoffe zugelassen. Je nach<br />

Substanz, deren Dosierung und Darreichungsform unterscheiden<br />

sich diese in vier Hauptkriterien: Wirkstärke, Verträglichkeit,<br />

Wirkeintritt und Wirkdauer. Es gibt kein Triptan,<br />

das bei allen vier Kriterien an der Spitze steht. Vielmehr entscheidet<br />

der Arzt anhand der individuellen Bedürfnisse des<br />

Patienten, welches Triptan für diesen am besten geeignet ist.<br />

Die unterschiedlichen Wirkprofile erlauben maßgeschneiderte<br />

<strong>Migräne</strong>therapien. Am schnellsten und stärksten wirksam ist<br />

die subkutane Injektion von Sumatriptan (mittels Pen). Die<br />

längste Wirkdauer erzielen Frovatriptan und Naratriptan. Darüber<br />

hinaus zeichnen sich diese beiden Triptane durch eine<br />

hervorragende Verträglichkeit aus. Das große Mittelfeld mit<br />

Triptane sind Serotoninagonisten und als solche spezifische<br />

<strong>Migräne</strong>mittel. Sie sind mit wenigen Ausnahmen bei anderen<br />

<strong>Kopf</strong>schmerzformen unwirksam.<br />

werden Triptane auch als selektive 5-HT1B/1D-Agonisten bezeichnet.<br />

Die Rolle des Serotonins in der Pathogenese der <strong>Migräne</strong><br />

ist noch nicht vollständig geklärt. Fest steht jedoch, dass<br />

während einer akuten <strong>Migräne</strong>attacke ein Serotoninmangel <strong>im</strong><br />

Gehirn vorliegt. Triptane sind spezifische <strong>Migräne</strong>mittel und bei<br />

anderen <strong>Kopf</strong>schmerzformen bis auf wenige Ausnahmen (z. B.<br />

Sumatriptan bei Clusterkopfschmerz) nicht wirksam.<br />

einem ausgeglichenen Wirkprofil zwischen Wirkstärke und<br />

Verträglichkeit sowie Wirkeintritt und Wirkdauer bilden alle<br />

anderen Triptane (s. Tabelle S. 14).<br />

© Sebastian Kaulitzki / shutterstock.com<br />

12 > DAS PTA MAGAZIN -- 1 0 / 2 0 1 0 -- Heft 10

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