Semesterarbeit - Swiss Propulsion Laboratory
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<strong>Semesterarbeit</strong><br />
Konstruktion eines<br />
Prüfstand für<br />
Turboladerturbinen<br />
Sommersemester 2004<br />
Von Adrian Hostettler und Fabian Jacot<br />
Dozent:<br />
Firma:<br />
Prof. Dr. Peter von Böckh<br />
SPL, Langenthal<br />
Sonntag, 31. Oktober 2004
1 Zusammenfassung<br />
Die folgende Dokumentation beinhaltet die Konstruktion und Berechnung eines Prüfstands<br />
für Turboladerturbinen.<br />
Turboladerturbinen aus dem Automobilbereich liefern Wellenleistungen im Bereich von 10-<br />
100kW bei Drehzahlen von bis zu 160'000 1/min. Die Turbine wird im vorliegenden Fall nicht<br />
durch die Abgase eines Verbrennungsmotors angetrieben, sondern durch einen eigens dafür<br />
konstruierten Gasgenerator, welcher Alkohol oder Kerosin mit Pressluft verbrennt. Um die<br />
Kennlinien der Turbinen aufnehmen zu können, muss die Turbine bei verschiedenen<br />
Drehzahlen mit einer künstlichen Last gebremst werden.<br />
Hauptbestandteil der <strong>Semesterarbeit</strong> war daher die Auslegung und Konstruktion einer<br />
Bremse, die im Stande ist die hohen Drehzahlen und Leistungen aufzunehmen. Dies unter<br />
Einhaltung der Vorgaben des Auftraggebers.<br />
Als Lösungsansatz wurde eine Leistungsbremse in Form einer sich im Wasser drehenden<br />
Scheibe gewählt. Dabei mussten diverse anspruchsvolle Probleme gelöst werden:<br />
• Die Lagerung und Schmierung der Rotorwelle<br />
• Vermeidung kritischer Drehzahlen im Arbeitsbereich<br />
• Dichtung zwischen Lagerung und dem mit Wasser gefüllten Rotorgehäuse bei sehr<br />
hohen Drehzahlen<br />
• Auslegung und Festigkeitsnachweis der rotierenden Bremsscheiben<br />
• Auslegung und Festigkeitsnachweis der Wellen- Nabenverbindungen<br />
Bei der Lagerung handelt es sich um hochgenaue, biegesteife Spindellager mit<br />
Keramikkugeln zur Reduzierung der rotierenden Masse. Eine Ölnebelschmierung garantiert<br />
die kontinuierliche und saubere Schmierung.<br />
Um biegekritische Drehzahlen im Betrieb zu vermeiden, wurde bei der Gestaltung der Welle<br />
und der mitdrehenden Teile darauf geachtet, dass der Schwerpunkt nicht zu stark vom<br />
Zentrum der Lagerung abweicht. Die Nachrechnung wurde mit drei verschiedenen<br />
Programmen durchgeführt und ergab in allen Fällen Drehzahlen, die über den geforderten<br />
60000 1/min liegen.<br />
Für die Abdichtung des Rotorgehäuses gegenüber der Wellenlagerung ist ein<br />
Radialwellendichtring aus PTFE mit Glasfaserzusätzen vorgesehen, der für die hohen<br />
Umfangsgeschwindigkeiten und den anstehenden Druck von 3 bar geeignet ist.<br />
Die im Wasser rotierende Bremsscheibe besteht aus hochfestem Titan. Sie ist in den<br />
Durchmessern 100mm, 120mm und 140 mm ausgeführt und kann je nach gefordertem<br />
Bremsmoment ausgetauscht werden.<br />
Der Prüfstand wurde komplett mit dem 3-D CAD Programm I-DEAS entworfen.<br />
Die wichtigsten Komponenten wie die Rotorwelle und deren Lagerung sowie die<br />
Rotorscheibe und die Kupplung sind ausserdem als Werkstattzeichnungen ausgeführt.<br />
Auf der nächsten Seite folgt eine Gesamtübersichtszeichnung der Konstruktion.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 1 / 45
2 Einleitung<br />
Bei Raketenantrieben mit flüssigen Treibstoffen wird der Treibstoff unter hohem Druck in die<br />
Brennkammer eingespritzt. In der Regel wird der Treibstoff mittels Druckgas oder<br />
Turbopumpen gefördert. Bei Druckgasförderung werden die Treibstoffe durch<br />
Druckbeaufschlagung des Tankes zum Triebwerk gefördert. Dies setzt Tankdrücke voraus,<br />
die größer als der Brennkammerdruck sind und wird wegen der dadurch großen<br />
Tankmassen nur für niedrige Brennkammerdrücke und bei kleinen Triebwerken (Lage - und<br />
Bahnregelung, Oberstufen) verwendet. Grössere Flüssigkeitstriebwerke ab ca. 100 kN<br />
Schubkraft werden fast ausschließlich über Turbopumpen mit dem nötigen Treibstoff<br />
versorgt.<br />
Das angestrebte Ziel des Auftraggebers SPL in Langenthal ist es, eine kostengünstige<br />
Turbopumpe für eine Flüssigtreibstoff Rakete zu bauen. Im gängigen Raketenbau ist die<br />
Turbopumpe dafür bekannt, dass hohe Kosten und lange Entwicklungszeiten notwendig<br />
sind, um diese zu konstruieren.<br />
Um Kosten zu sparen, soll für den Turbinenteil der Turbopumpe die Abgasturbine eines<br />
Turboladers aus dem Automobilbau eingesetzt werden. Es muss jedoch vorgängig geprüft<br />
werden, ob eine konventionelle Turboladerturbine genügend Leistung aufbringen kann, um<br />
die angestrebte Pumpenarbeit aufzubringen.<br />
Das Ziel der Arbeit war es demnach, einen Prüfstand für Turboladerturbinen zu konstruieren.<br />
Es soll möglich sein, verschiedene Aggregate mit dem Prüfstand bezüglich Leistung und<br />
Wirkungsgrad zu testen. Der Prüfstand nimmt zu Testzwecken den Platz der Pumpe ein, um<br />
deren Betrieb zu simulieren.<br />
Auf dem folgenden Schema ist der Einsatzort der Turbopumpe im Raketentriebwerk<br />
dargestellt.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 2 / 45
Treibstofftanks<br />
Kerosinpumpe<br />
Turbine<br />
Gasgene<br />
rator<br />
LO X Pumpe<br />
Prinzipieller Aufbau eines<br />
Flüssigtreibstoff<br />
Raketentriebwerks:<br />
Der Gasgenerator treibt die Turbine<br />
an. Diese wiederum gibt ihre Arbeit<br />
an die Pumpe ab. Die Pumpe fördert<br />
den Treibstoff mit ca.40bar in die<br />
Brennkammer. Für jede<br />
Treibstoffkomponente ist eine eigene<br />
Pumpe nötig, welche aber von einer<br />
gemeinsamen Turbine angetrieben<br />
werden.<br />
Brennkammer<br />
LO X<br />
Kerosin Flüssig<br />
treibstofftanks<br />
Turbolader<br />
turbine<br />
Prüfstand<br />
P Turb =M*ω<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 3 / 45
2.1 Funktion der Wasserleistungsbremse<br />
Die von der Abgasturbine erzeugte Leistung von bis zu 60 kW muss in einer Bremse<br />
vernichtet werden. Die in dieser Arbeit beschriebene Wasserleistungsbremse erzeugt das<br />
Bremsmoment durch eine im Wasser drehende Rotorscheibe. Die hydraulischen Scherkräfte<br />
zwischen Rotorscheibe und Gehäuse (Stator) und die Pumpwirkung der Rotorscheibe<br />
erzeugen das Bremsmoment. Dieses ist unter anderem abhängig von der benetzten Fläche<br />
der Scheibe, der Oberflächenbeschaffenheit, der Viskosität und der Drehzahl. Durch die<br />
Rotation wird das eintretende Wasser radial nach aussen beschleunigt und sammelt sich zu<br />
einer Art Wasserring am Innenradius des Gehäuses. Je nach Massenstrom am Eintritt<br />
verändert sich der Innendurchmesser des Wasserrings, was unterschiedliche Lastzustände<br />
ermöglicht. Die dabei anfallende Bremsleistung erwärmt das Wasser, was einen<br />
ausreichenden Massenstrom an Frischwasser erfordert. Der Stator ist ausserdem radial<br />
gelagert. Die Verdrehung wird behindert und stattdessen die resultierende Kraft mit einer<br />
Kraftmessdose gemessen. Über den wirksamen Hebelarm der Abstützung kann das<br />
Drehmoment bestimmt werden. Die Drehzahl wird mit einem Induktivgeber an der Welle<br />
gemessen. Aus diesen zwei Werten kann die Leistung des Turboladers bestimmt werden.<br />
Äussere<br />
Lagerung<br />
Stator<br />
Induktive<br />
Drehzahl<br />
messung<br />
F RScheibe<br />
x*F RScheibe<br />
Rotorscheibe<br />
Kraftmess<br />
dose<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 4 / 45
3 Inhaltsverzeichnis<br />
1 Zusammenfassung...........................................................................................................1<br />
2 Einleitung..........................................................................................................................2<br />
2.1 Funktion der Wasserleistungsbremse ......................................................................4<br />
3 Inhaltsverzeichnis.............................................................................................................5<br />
4 Aufgabenstellung..............................................................................................................6<br />
5 Symbolliste .......................................................................................................................7<br />
6 Allgemeines zur Konstruktion...........................................................................................8<br />
7 Vorgegebene Parameter für die Dimensionierung des Prüfstands ..................................9<br />
8 Auslegung der einzelnen Komponenten.........................................................................10<br />
8.1 Dichtung .................................................................................................................10<br />
8.1.1 Vorauswahl .....................................................................................................10<br />
8.1.2 Eigenschaften der einzelnen Dichtungsarten .................................................10<br />
8.1.3 Integration des RWDR in die Konstruktion .....................................................12<br />
8.2 Lagerung der Rotorwelle ........................................................................................14<br />
8.2.1 Vorauswahl .....................................................................................................14<br />
8.2.2 Berechnung der Lagerbelastung ....................................................................14<br />
8.2.3 Integration des gewählten Lagers in die Konstruktion ....................................15<br />
8.2.4 Berechnung der Druckfedern für elastische Vorspannung der Lagerung.......16<br />
8.2.5 Optimierung ....................................................................................................17<br />
8.2.6 Gestaltung der Ölnebelschmierung ................................................................19<br />
8.2.7 Fazit Lagerung Rotorwelle..............................................................................20<br />
8.3 Lagerung des Wellengehäuses ..............................................................................21<br />
8.4 Rotorwelle...............................................................................................................22<br />
8.4.1 Werkstoffwahl .................................................................................................22<br />
8.4.2 Festigkeitsnachweis im Programm M-Design.................................................22<br />
8.4.3 Berechnung der kritischen Drehzahlen mit M-Design und KISSsoft...............23<br />
8.4.4 FEM- Analyse der Welle mit I-DEAS ..............................................................24<br />
8.5 Rotorscheibe ..........................................................................................................26<br />
8.5.1 Berechnung der Spannungen in der Scheibe.................................................26<br />
8.5.2 Welle- Nabe Verbindung der Scheibe ............................................................30<br />
8.5.3 Aufweitung der Nabe und Welle .....................................................................32<br />
8.6 Kupplung zwischen Prüfstand und Prüfling ............................................................34<br />
8.6.1 Elastische Kupplungsscheiben .......................................................................35<br />
8.6.2 Kupplungsbüchse ...........................................................................................35<br />
8.7 Rotorgehäuse .........................................................................................................36<br />
8.7.1 Wasser Anschlüsse ........................................................................................36<br />
8.7.2 Berechnung des Wasserdurchsatzes .............................................................36<br />
8.8 Drehmomentmessung ............................................................................................38<br />
8.9 Versuchsanordnung ...............................................................................................39<br />
9 Terminplan......................................................................................................................40<br />
10 Weiteres Vorgehen......................................................................................................41<br />
11 Fazit.............................................................................................................................42<br />
12 Dokumentenverifizierung.............................................................................................43<br />
13 Danksagung ................................................................................................................43<br />
14 Literaturverzeichnis .....................................................................................................44<br />
14.1 Verwendete Programme.........................................................................................44<br />
15 Anhang in separatem Ordner ......................................................................................45<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 5 / 45
4 Aufgabenstellung<br />
Projektarbeit<br />
Adrian Hostettler und Fabian Jacot<br />
Entwicklung einer Turbopumpe für ein Raketentriebwerk<br />
In Zusammenarbeit mit SPL (<strong>Swiss</strong> <strong>Propulsion</strong> <strong>Laboratory</strong>) in Langenthal soll eine<br />
Turbopumpe für die Förderung des Brennstoffes und des flüssigen Sauerstoffes ausgelegt<br />
werden. Es ist vorgesehen für den Turbinenteil möglichst eine Turbine aus einem<br />
handelsüblichen Turbolader zu verwenden. Dazu wird zunächst ein Prüfstand für die zu<br />
testenden Turbinen entwickelt. Der Prüfstand besteht aus einer Leistungsbremse und einem<br />
Gasgenerator. Der Gasgenerator und die erste Turbine werden von SPL geliefert. Die<br />
Leistungsbremse ist zu konzipieren und zu fertigen. Nachdem die Turbinenteile getestet<br />
sind, werden die Spezifikationen für die Pumpen erstellt.<br />
In der Projektarbeit sind folgende Aufgaben zu lösen:<br />
• Einarbeiten in die Theorie der Ladeturbinen<br />
• Berechnung und Entwurf deiner Wasser- Leistungsbremse zur Bestimmung des<br />
Drehmoments<br />
• Konstruktion der Leistungsbremse und Spezifikation der Fertigung<br />
• Einrichten eines Prüfstandes*<br />
• Aufstellen eines Messprogramms*<br />
• Durchführung und Auswertung der Messungen*<br />
• Auswahl des geeigneten Turbinenteils*<br />
• Erstellen eines Pflichtenhefts für die Pumpenteile*<br />
• Berechnung und Konstruktion des Pumpenteils*<br />
* Nicht Bestandteil dieser <strong>Semesterarbeit</strong><br />
Die Arbeiten werden als Projektarbeit im 5. und 6. Semester und anschliessend als<br />
Diplomarbeit durchgeführt. Anhand der Ergebnisse der Untersuchungen wird in<br />
Zusammenarbeit mit SPL das weitere Vorgehen jeweils bestätigt und eventuell modifiziert.<br />
Für die Arbeitsabläufe ist ein Zeitplan zu erstellen.<br />
Der Abgabetermin der Projektarbeit ist Freitag 9. Juli 2004 um 12:00<br />
Für die Diplomarbeit wird eine separate Aufgabenstellung abgegeben.<br />
Muttenz, 6. Februar 2004<br />
Siehe Original der Aufgabenstellung im Anhang<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 6 / 45
5 Symbolliste<br />
Symbol Beschreibung Einheit<br />
A Fläche m 2<br />
b Breite m<br />
d Durchmesser m<br />
l Länge m<br />
s Weg/Dicke m<br />
c p spez. Wärmekapazität bei konst. Druck kJ/(kg ⋅ K)<br />
P Leistung W<br />
M Moment Nm<br />
F Kraft N<br />
ω Winkelgeschwindigkeit 1/s<br />
n Drehzahl 1/min<br />
U Umfangsgeschwindigkeit m/s<br />
∆p Druckdifferenz bar<br />
g Erdbeschleuinigung m/s 2<br />
m ⋅ Massenstrom kg/s<br />
X,Y Lagerspezifische Faktoren -<br />
C Tragzahl/Federkonstante - \ N/mm<br />
m Masse kg<br />
R m Zugfestigkeit N/mm 2<br />
Rp 0.2 Streckgenze N/mm 2<br />
Q & Wärmestrom W<br />
T Temperatur K<br />
ρ Dichte kg/m 3<br />
φ Drehmomentbeiwert -<br />
λ Widerstandsbeiwert -<br />
Indizes<br />
Turb<br />
max<br />
zul<br />
W<br />
a<br />
r<br />
ein<br />
S<br />
tot<br />
dyn<br />
erf<br />
T,τ<br />
m<br />
v<br />
Ti<br />
St<br />
Beschreibung<br />
Turbine<br />
maximal<br />
zulässig<br />
Welle/Wasser<br />
axial<br />
radial<br />
Eintritt<br />
Scheibe<br />
total<br />
dynamisch<br />
erforderlich<br />
Torsion<br />
mittel<br />
Vergleich<br />
Titan<br />
Stahl<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 7 / 45
6 Allgemeines zur Konstruktion<br />
Das allgemeine Vorgehen bei der Konstruktion der Leistungsbremse war geprägt von<br />
folgenden wichtigen Vorgaben und Forderungen des Auftraggebers SPL Langenthal.<br />
• Möglichst wenig rotierende Masse ausserhalb der Lager<br />
• Die dynamische Abdichtung zwischen Rotorgehäuse und Lager muss eine gute<br />
Dichtwirkung aufweisen<br />
• Möglichst hohe erste kritische Drehzahl<br />
• Kurze kompakte Bauart der Welle, steife Lager<br />
• Unwuchten der Aufspannung der Scheiben vermeiden<br />
• Prüfstand insgesamt ca. 3 Stunden in Betrieb<br />
• Geeignete Materialien: rostfreier Stahl, Titan, evtl. Alu<br />
Die Konstruktion wurde konsequent von innen nach aussen durchgeführt. Als erstes wurde<br />
das Problem der Abdichtung zwischen der Rotorkammer und dem Lagergehäuse gelöst.<br />
Danach konnte die Lagerung ausgelegt werden. Dabei war wichtig, dass die Lager<br />
genügend Steifigkeit aufweisen und der geforderten Drehzahl standhalten. Die Lebensdauer<br />
stand für die Auslegung nicht im Vordergrund, da der Prüfstand nicht auf Dauerbetrieb<br />
ausgelegt werden musste. Parallel dazu musste die Festigkeit der Scheibe berechnet<br />
werden, und das Material spezifiziert werden. Anhand der ersten Geometrie der Welle<br />
konnte dann die biegekritische Drehzahl berechnet werden. Die Welle- Nabe Verbindungen<br />
an der Scheibe und der Kupplung wurde nach den Gesichtpunkten von möglicht wenig<br />
Kerben und geringem Erzeugen von Unwucht ausgelegt.<br />
Bei der Bestimmung der verschiedenen Abmessungen und Spezifikationen der einzelnen<br />
Elemente der Leistungsbremse wurde iterativ vorgegangen. Das heisst, wenn eine<br />
Modifikation an einem Element vorgenommen wurde, mussten alle beteiligten Teile<br />
angepasst werden. Diese Vorgänge waren sehr zeitintensiv, sind aber bei einer derart hoch<br />
belasteten Konstruktion unvermeidlich.<br />
Von den einzelnen Teilen wurden nach dem Entwurf im 3d- CAD Werkstattzeichnungen<br />
hergestellt. Dieses Vorgehen ist aufgrund der geforderten Genauigkeiten und den daraus<br />
folgenden vielen Form-. und Lagetoleranzen sehr zeitaufwändig.<br />
Die vorgeschriebenen, engen Tolerierungen bewirken dass die Teile bereits nach der<br />
Herstellung eine möglichst geringe Unwucht aufweisen. So wurden die radialen<br />
Ausdehnungen der rotierenden Teile auf eine enge Rundlauftoleranz begrenzt.<br />
Weiter konnten während dem Erstellen der Werkstattzeichnungen die rotierenden Massen<br />
weiter reduziert und die Geometrien der Teile optimiert werden.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 8 / 45
7 Vorgegebene Parameter für die Dimensionierung des<br />
Prüfstands<br />
Um die einzelnen Komponenten des Prüftands auszulegen, musste vorgängig die ungefähre<br />
Grössenordung festgelegt werden. Ausschlaggebend dafür sind hauptsächlich der<br />
Durchmesser der Rotorscheibe und die zu erwartende Drehzahl. Die zur Förderung des<br />
Treibstoffs notwendige Leistung wurde vom Auftraggeber vorgängig mit 60kW abgeschätzt.<br />
Im Hinblick auf die Auslegung der Pumpe, wurde die Drehzahl der Turboladerturbine zum<br />
Antrieb der Pumpe auf 60000 1/min limitiert.<br />
P Tu<br />
M S :=<br />
P Tu M S ⋅ω S<br />
ω S<br />
M S =<br />
9.549N⋅m<br />
Daraus ergibt sich ein erforderliches Bremsmoment am Prüfstand von ca. 10Nm.<br />
Dieses Drehmoment muss nun von der Bremsscheibe erzeugt werden. Dazu stand eine<br />
Messung des Auftraggebers zur Verfügung. Es wurde das Drehmoment der sich im Wasser<br />
drehenden Rotorscheiben in einem Bereich von 2000 bis 11000 1/min gemessen. Dabei<br />
wurden verschiedene Einflussgrössen auf das Drehmoment wie z.B. der Abstand der<br />
Rotorscheibe zum Stator oder das Erzeugen von zusätzlicher Reibung durch Aufbringen von<br />
Löchern im Rotor und Stator, analysiert. Da die Messung nur bis 11000 1/min reicht, ist es<br />
schwierig, aus den Rohdaten eine Aussage darüber zu machen, wie hoch das Drehmoment<br />
bei 60000 1/min liegen würde. Extrapoliert man die Messreihe von der maximalen Drehzahl<br />
der Messung auf die zu erwartenden 60000 1/min, ist der Fehler sehr gross.<br />
In der Literatur gibt es verschiedene Ansätze zur Berechnung des entstehenden<br />
Drehmoments an einer in einem Fluid rotierenden Scheibe. Nach H. Sigloch ist es abhängig<br />
von dem Drehmomentbeiwert φ T , der Dichte des umströmenden Fluids, der<br />
Umfangsgeschwindigkeit und der Geometrie der Scheibe.<br />
u 2<br />
M S ζ T ⋅ρ F ⋅ ⋅A 2 S ⋅r S<br />
φ T berücksichtigt die Art der Strömung (laminar oder turbulent) und die Rauhigkeit der<br />
Oberfläche.<br />
Ein weiterer Ansatz nach Pfleiderer und angepasst von Dr. Prof. von Böckh lautet:<br />
4<br />
M S<br />
5 ⋅λ<br />
⋅ π3 2 5 5<br />
⋅n S ⋅ρ F ⋅⎛<br />
r S − r ⎞<br />
⎝ WR ⎠<br />
Wobei die Reibungszahl λ als konstant vorausgesetzt wird.<br />
Mit diesen beiden Ansätzen wurden von der vorgängigen Gruppe (Brun/Kaiser) welche den<br />
Auftrag hatte den Prüfstand zu konstruieren, versucht den erforderlichen<br />
Scheibendurchmesser zur Erzeugung des Drehmoments zu ermitteln. Die Berechnung<br />
wurde zur Kontrolle erneut durchgeführt. Der Vergleich mit den gemessenen Werten des<br />
Auftraggebers brachte jedoch wiederum nicht die gewünschte Übereinstimmung.<br />
Im Gespräch mit den Betreuern der Arbeit wurde vereinbart, dass eine Vertiefung in die<br />
Nachrechnung des erforderlichen Scheibendurchmessers nicht erwünscht ist.<br />
Der für die weiteren Berechnungen massgebende Rotorscheibendurchmesser wurde<br />
Festigkeitsbedingt auf 120mm festgelegt. Ausserdem wurde vereinbart, dass zwei weitere<br />
Scheiben mit den Durchmessern 100mm und 140mm ausgelegt werden sollen, um die<br />
Möglichkeit zur Veränderung des Bremsmoments über den Durchmesser zu ermöglichen.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 9 / 45
8 Auslegung der einzelnen Komponenten<br />
8.1 Dichtung<br />
8.1.1 Vorauswahl<br />
Besondere Beachtung war nach Absprache mit den Auftraggebern der SPL in Langenthal<br />
der Abdichtung zwischen dem mit Wasser gefüllten Gehäuseteil und der Lagerpartie<br />
beizumessen. Dort galt es die dynamische Abdichtung der Welle so zu gestalten, dass eine<br />
sehr gute Dichtwirkung vorhanden ist.<br />
Die Arten der Abdichtung, die in Frage kamen waren:<br />
• Gleitringdichtung<br />
• Radialwellendichtring<br />
• Lamellen- oder Labyrinthdichtung<br />
8.1.2 Eigenschaften der einzelnen Dichtungsarten<br />
Dichtungsart Positive Eigenschaften + Negative Eigenschaften -<br />
− grosse Baulänge<br />
+ sehr gute Dichtwirkung<br />
− aufwendige Konstruktion<br />
+ geeignet für hohe<br />
Gleitringdichtung<br />
− teuer<br />
Umfangsgeschwindigkeiten<br />
(GLRD)<br />
− meist kein Standardteil<br />
+ hohe Betriebessicherheit<br />
− mittlere<br />
+ hohe Lebensdauer<br />
Wärmeentwicklung<br />
+ gute bis sehr gute Dichtwirkung<br />
+ geeignet für hohe<br />
Umfangsgeschwindigkeiten − lokal hohe<br />
Radialwellen<br />
+ gute Betriebsicherheit<br />
Wärmeentwicklung<br />
dichtring (RWDR)<br />
+ kurze Bauweise: Platz sparend − Verschleiss<br />
+ einfache Konstruktion<br />
+ billig; meist Standardteil<br />
Lamellen- oder<br />
Labyrinthdichtung<br />
+ berührungsfreie Dichtung wenig<br />
Reibung<br />
+ hohe Lebensdauer<br />
+ sehr geeignet für hohe<br />
Umfangsgeschwindigkeiten<br />
−<br />
−<br />
immer Leckage<br />
vorhanden; muss<br />
abgesaugt oder<br />
abgesperrt werden<br />
Teuer; meist kein<br />
Standardteil<br />
Aufgrund der oben genannten Eigenschaften der drei in Frage kommenden Dichtungsarten<br />
wurde nach dem Gewichten der wichtigsten Eigenschaften der Radialwellendichtring<br />
(RWDR) ausgewählt. Ausschlaggebend dafür waren insbesondere die kurze Baulänge, die<br />
einfache Konstruktion und der Preis. Weiter ist die einfache Austauschbarkeit im Falle eines<br />
Versagens gegeben.<br />
Als primäres Kriterium musste jedoch die Eignung für hohe Umfangsgeschwindigkeiten von<br />
der gewählten Dichtung erfüllt werden.<br />
Es stellte sich die Frage, welcher RWDR die höchsten Umfangsgeschwindigkeiten zulässt,<br />
und welcher Wellendurchmesser das an der Dichtungsstelle ergäbe.<br />
Die Drehzahl der abzudichtenden Welle wurde für die erste Berechnung auf 60'000 1/min<br />
festgelegt.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 10 / 45
Nach gründlichen Recherchen im Internet fand sich ein Hersteller, der Radialwellendichtringe<br />
anbietet, die Umfangsgeschwindigkeiten von bis zu 40m/s zulassen. Es handelt sich dabei<br />
um den RWDR der Firma Busak & Shamban.<br />
Der RWDR Varilip Bauform A ist eine einlippige Abdichtung, die sich für die für industrielle<br />
Anwendungen bis zu einen Druck von 5 bar eignet. Die Dichtlippe besteht aus PTFE mit<br />
Glasfaserzusätzen und wirkt leicht schmierend. Dieser Dichtring unterscheidet sich<br />
gegenüber einem normalen RWDR dadurch, dass keine Feder die Dichtlippe auf die Welle<br />
presst, sondern alleine die Vorspannung der Dichtlippe.<br />
Die maximal zulässige Umfangsgeschwindigkeit liegt laut Herstellerangaben bei 40m/s.<br />
Daraus ergibt sich folgender Wellendurchmesser an der Dichtstelle:<br />
2U ⋅ zul<br />
d W :=<br />
ω max<br />
d W = 12.7mm<br />
Der Innendurchmesser des Wellendichtrings wurde auf das nächst kleinere Mass von 12mm<br />
festgelegt, welcher im Lieferprogramm vorhanden war. Die Grenzdrehzahl liegt für einen<br />
Wellendurchmesser von 12mm bei ca. 64000 1/min. Die Angaben bezüglich der maximal<br />
erreichbaren Umfangsgeschwindigkeit der Varilip Dichtringe differieren innerhalb der Firma<br />
selbst. Aus der amerikanischen Seite des Herstellers werden Zahlen von bis zu 80m/s<br />
angegeben. Die Gespräche mit dem zuständigen Ingenieur bei B&S ergaben, dass bezüglich<br />
der hohen Umfangsgeschwindigkeiten verbunden mit dem sehr kleinen Durchmesser keine<br />
zusätzlichen Erfahrungswerte vorliegen. Es muss deshalb von den angegebenen 40 m/s<br />
ausgegangen werden. Die Dichtringe sind jedoch auf sehr hohe Lebensdauer hin entwickelt<br />
worden. Deshalb sollte eine kurzenzeitige hohe Belastung, wie sie beim Prüfstand auftritt,<br />
nicht zu einem Versagen der Dichtung führen.<br />
Das grösste Problem dieser Dichtung liegt aber in der zu erwartenden starken<br />
Hitzeentwicklung des Dichtrings bei derartig hohen Drehzahlen. Anhand der<br />
Berechnungsgrundlagen des Herstellers kann die Reibleistung folgendermassen<br />
abgeschätzt werden.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 11 / 45
Das vom Hersteller vorliegende Diagramm reicht nur bis zu einer Umfangsgeschwindigkeit<br />
von 20m/s. Ausserdem bezieht es sich auf eine Welle mit dem Durchmesser 50mm. Da sich<br />
der Anstieg der Reibleistung linear verhält, kann nach Absprache mit dem Hersteller die<br />
Leistung linear extrapoliert werden. Der Wert für eine Geschwindigkeit von 20m/s und 3bar<br />
Wasserdruck ist folgender:<br />
P 50203 = 350W<br />
umgerechnet auf 40m/s ergibt dies:<br />
P 50203 ⋅U max<br />
P 50Umax3 := P 50Umax3 = 659.734W<br />
U<br />
und umgerechnet auf einen Wellendurchmesser von 12mm<br />
⎛<br />
d W<br />
P dwUmax3 := P 50Umax3 ⋅⎜<br />
P dwUmax3 = 158.336W<br />
50mm<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎠<br />
Eine direkte Aussage über die entstehende Temperatur lässt sich daraus nicht machen. Der<br />
Hersteller konnte auch keine konkrete Angabe zur Temperatur machen, da keine<br />
Erfahrungswerte vorliegen für diesen Wellendurchmesser in Kombination mit einer<br />
Umfangsgeschwindigkeit von 40 m/s. Die Temperaturen liegen lokal etwa 150- 200°C.<br />
8.1.3 Integration des RWDR in die Konstruktion<br />
Da die Handhabung des Dichtrings der eines konventionellen RWDR entspricht, mussten<br />
keine speziellen Vorkehrungen getroffen werden. Es wurde jedoch ein gewisser<br />
Sicherheitsabstand zu dem rechten Lager eingehalten, um die Einwirkung der vermutlich<br />
starken Wärmeentwicklung zu entschärfen. Weiter mussten die Vorgaben des Herstellers zur<br />
Gestaltung der Umgebung des RWDR eingehalten werden. Dazu zählt die Materialwahl des<br />
Aufnahmegehäuses welches aus rostfreiem Stahl sein muss, um die Dichtwirkung des<br />
Dichtrings zum Gehäuse hin zu gewährleisten. Ausserdem muss eine Anschrägung am<br />
Wellen Ende vorgesehen werden, um eine Beschädigung der Dichtlippe bei der Montage zu<br />
vermeiden.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 12 / 45
Gehäuse<br />
Rotorwelle<br />
ohne<br />
Scheibe<br />
Flansch<br />
Polygon<br />
RWDR<br />
Das Bild zeigt den Prüfstand mit demontiertem Gehäusedeckel und Scheibe<br />
Zur besseren Zugänglichkeit für das allfällige Auswechseln der Dichtung wurde ein Flansch<br />
vorgesehen (siehe Bild). Es ist wichtig, dass der Zustand des Dichtrings regelmässig<br />
überprüft werden kann, um allfälligen Defekten oder Verschleisserscheinungen vorbeugen<br />
zu können.<br />
Eine weitere Forderung des Herstellers war die minimale Oberflächenhärte von 55HRC der<br />
Welle an der Dichtstelle. Diese wird durch das Aufbringen einer Chromschicht von 0.15mm<br />
(Endmass nach dem Schleifen) erreicht. Die geforderte Oberflächenrauhigkeit R a von 0.1µm<br />
wird auch durch diese Massnahme erreicht.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 13 / 45
8.2 Lagerung der Rotorwelle<br />
8.2.1 Vorauswahl<br />
Die Lager bilden in der gesamten Konstruktion eine Art Kernstück, das hoch belastet wird.<br />
Die Drehzahlen von 60'000 1/min stellen hohe Anforderungen an die Festigkeit der<br />
Lagerkugeln und die der Lagerringe.<br />
Das primäre Kriterium für ist die Drehzahl. Nach gründlichen Recherchen bei diversen<br />
Lagerherstellern wurde die Spindellager Serie von FAG ausgewählt. Es handelt sich dabei<br />
um Schrägkugellager, die vorwiegend bei hochdrehenden Werkzeugmaschinenspindeln<br />
eingesetzt werden. Sie zeichnen sich durch ihre überdurchschnittliche Genauigkeit aus und<br />
sind in der Lage die Anforderungen des Leistungsprüfstandes bezüglich Drehzahlfestigkeit<br />
zu erfüllen.<br />
Die Anzahl der Lager der eingesetzten Lager ist in erster Linie von der notwendigen<br />
Tragfähigkeit und von der geforderten Lagersteifigkeit abhängig. Da der Lagerabstand nicht<br />
von der Konstruktion vorgegeben war, wurde ein Lagerpaar in O- Anordnung gewählt. Dies<br />
auch, weil die radiale Kraft nur aus dem Eigengewicht der Scheibe und der Welle besteht<br />
und dementsprechend gering ist.<br />
8.2.2 Berechnung der Lagerbelastung<br />
Als erstes muss geprüft werden, ob das gewählte Lager der Belastung in der Anwendung<br />
standhält. Die axiale Last wurde mit dem auf die Scheibe wirkenden Druck des eintretenden<br />
Wassers approximiert. Sollte hinter der Scheibe aufgrund der Pumpenwirkung ein geringerer<br />
Druck als am Eintritt entstehen, so würde folgende Belastung auftreten.<br />
∆p W<br />
:= 2bar<br />
A ein = 2827.433mm 2<br />
F a := ∆p W ⋅A ein<br />
F a = 565.487N<br />
Die radiale Belastung setzt sich aus dem Gewicht der Welle und der Scheibe zusammen.<br />
m W = 0.354kg<br />
m S = 0.252kg<br />
F r := m tot ⋅g<br />
F r = 5.943N<br />
Die abgeschätzte Axiallast ist deutlich höher, als die radiale Last.<br />
Daraus ergibt sich die dynamisch äquivalente Belastung P.<br />
P:= X⋅F r + YF ⋅ a<br />
P = 0.639kN<br />
Die Werte für X und Y sind spezifische Werte für das entsprechend vorab ausgewählte<br />
Lager. Sie werden aus verschiedenen Faktoren berechnet. Die genaue Berechnung kann im<br />
Anhang eingesehen werden.<br />
Die berechnete Belastung kann nun mit der dynamischen Tragzahl des Lagers verglichen<br />
werden.<br />
C dyn<br />
:= 13.4kN<br />
C dyn<br />
f d := f<br />
P<br />
d = 20.977<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 14 / 45
Die Berechnung zeigt, dass das gewählt Lager FAG XCB 7003C.T.P4S der Belastung<br />
weitaus standhält.<br />
8.2.3 Integration des gewählten Lagers in die Konstruktion<br />
Als erstes wurde der Lagerabstand bestimmt. Er beträgt bei einem Lager pro Seite das<br />
dreifache des gewählten Lager- Innendurchmesser. Für grössere Lagerabstände müssen<br />
mehr Lager eingesetzt werden.<br />
Üblicherweise werden starr angestellte Spindellager in der weiten O-Anordnung ausgeführt.<br />
Die radiale Vorspannungszunahme infolge Montage- und Betriebsbedingungen wird in der<br />
weiten O-Anordnung durch die thermische axiale Längenänderung der Welle in etwa<br />
kompensiert.<br />
Die Schmierung, Drehzahl und Belastung haben einen Einfluss auf die Lagerreibung, diese<br />
wiederum auf die erzeugte Wärmemenge. Je nachdem, wie diese Wärmemenge abgeführt<br />
werden kann ergibt sich ein kleinerer oder grösserer Temperaturunterschied zwischen<br />
Lagerinnenring und –aussenring bzw. thermische Spannungen.<br />
Ein weiteres Problem stellte der vorgesehene Radialwellendichtring dar. Die erwartet starke<br />
Hitzeentwicklung durch die Reibung, die bei nicht berührungslosen Dichtungen entsteht,<br />
überträgt sich auf den Innenring des rechten Lagers. Da der Hersteller der Dichtung<br />
(Busak&Shamban) keine genauen Angaben zur entstehenden Temperatur auf der Welle<br />
machen konnte, wurde vom schlimmsten Fall ausgegangen. Dies würde bedeuten, dass sich<br />
der Innenring im Verhältnis zum Aussenring so stark erwärmt, dass die Spannungen im<br />
Lager zu hoch werden, was innert kurzer Zeit zu einem kapitalen Lagerschaden führen<br />
würde.<br />
Deshalb wurde in Absprache mit Herrn Coiro, dem zuständigen Berater für Spindellager bei<br />
FAG, beschlossen eine elastische Lagerung zu konstruieren. Eine solche Lagerung ist vom<br />
konstruktiven Aufwand her aufwändiger, lässt aber im Gegensatz zur starren Anstellung eine<br />
grössere thermische Ausdehnung zu. Ausserdem wird die zu erreichende Drehzahl nicht<br />
durch die Vorspannung auf das Lager abgemindert.<br />
Zur Konstruktion wurden Unterlagen von bereits in ähnlicher Art ausgeführten Lagerungen<br />
studiert.<br />
Aussenbüchse<br />
auftrennen und<br />
Federn einfügen.<br />
Die Konstruktion zeigt eine Spindellagerung mit starrer Anstellung. Für die Anwendung auf<br />
den Prüfstand und die Konstruktion der elastischen Lagerung galt es die Aussenbüchse<br />
aufzutrennen und Federn mit definierter Vorspannkraft einzuführen.<br />
Zur Bewerkstelligung der notwendigen Vorspannung mussten Druckfedern vorgesehen<br />
werden. Für das bereits gewählte Lager konnte diese dem Herstellerkatalog entnommen<br />
werden und beträgt für das gewählte Lager 163N. In diesem Wert sind die Einflussfaktoren<br />
auf die Spannkraft wie Drehzahl, Lagerbauart, mögliche Wärmeabfuhr, äussere Belastungen<br />
und Schmierung (Fett- oder Ölminimalmengenschmierung) berücksichtigt. Für Spindellager<br />
gibt es drei Klassen von Vorspannungskräften: tief, mittel und hoch. Bei der<br />
Ölminimalmengenschmierung in Verbindung mit einer elastischen Lagerung wird mit der<br />
2fachen Vorspannung „hoch“ gearbeitet. Diese Kraft muss nun von den Druckfedern<br />
aufgebracht werden.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 15 / 45
8.2.4 Berechnung der Druckfedern für elastische Vorspannung der Lagerung<br />
Die Vorgaben für die Auswahl waren aus Platzgründen eine möglichst kurze Baulänge l 0 und<br />
einen Aussendurchmesser D A von maximal 5mm. Zudem sollte die Federkonstante C<br />
möglichst hoch sein, um die erforderliche Federkraft mit minimalen Weg aufzubringen Die<br />
Wahl für den Lieferanten fiel auf die Firma Fauvre Steudler SA, die ein breites Band an<br />
speziellen Druckfedern an Lager hat. Aus dem Katalog wurde somit die geeignete Feder<br />
ausgesucht.<br />
Druckfeder<br />
l 0 [mm] D A [mm] C [N/mm] s max [mm] F max [N]<br />
9 4.2 62.18 1.48 92.03<br />
Die erforderliche Vorspannkraft ergibt sich aus den Vorgaben der FAG zu<br />
F erf = 326N<br />
Diese Kraft muss nun auf die Anzahl Federn verteilt werden. Als optimale Konfiguration<br />
ergab sich die Version mit vier Druckfedern verteilt auf den Umfang der Lagerbüchse. Dazu<br />
wurde die Federkonstante mit der Anzahl Federn multipliziert.<br />
F 4 := C F ⋅4<br />
F 4 = 248.72 N mm<br />
Nun musste noch der sich daraus ergebende Federweg geprüft werden, um diesen mit dem<br />
maximalen Federweg s max der Feder zu vergleichen. Dazu wurde die erforderliche Federkraft<br />
durch die theoretische Federkonstante der vier Federn geteilt.<br />
F erf<br />
l 4 := l<br />
F 4 = 1.311mm ∆S 4 := S max − l 4 ∆S 4 = 0.169mm<br />
4<br />
Die Berechnung zeigt, dass für das Aufbringen der erforderlichen Vorspannkraft ein Weg von<br />
1.3mm notwendig ist. Dies übersteigt den maximal möglichen Federweg s max der Feder nicht,<br />
also ist die Ausführung zulässig.<br />
Der Federweg muss jedoch von der Konstruktion limitiert werden. Der Aussenring des linken<br />
Lagers darf sich maximal 0.2mm nach rechts bewegen, da es sonst beschädigt wird. So<br />
wurde der Abstand zwischen der linken und der rechten äusseren Distanzhülse auf diesen<br />
Wert festgelegt.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 16 / 45
8.2.5 Optimierung<br />
Die diversen Besprechungen mit dem Lagerhersteller ergaben weitere Modifikationen. So<br />
wurde erkannt, dass die Vorspannkraft der Federn grösser sein muss, als die maximale<br />
axiale Kraft, die auf das Lagerpaket wirkt. Sonst besteht die Möglichkeit, dass die Federn<br />
nicht nur durch die thermischen Ausdehnungen komprimiert werden, sondern auch durch<br />
besagte Axiallast. Dies würde zu einer Überlastung und Zerstörung der Lager führen.<br />
Da die effektive Axiallast (rot) nur schwer abzuschätzen ist und eventuell die der Federkraft<br />
übersteigen würde, entstand die Idee, den rechten äusseren Distanzring mit Stiften zu<br />
sichern. Dies indem die Hülse im Gehäuse abgestützt wird.<br />
Sicherungsstift<br />
Federkraft F F<br />
Axialkraft F a<br />
Die 3-D Ansicht zeigt das<br />
Lagerpaket. Das<br />
Lagergehäuse ist<br />
ausgeblendet.<br />
So wird die Axiallast an das Gehäuse weitergeleitet, ohne die Feder zu belasten. Ausserdem<br />
ist so die rechte äussere Distanzhülse gegen Verdrehen gesichert.<br />
Um die Verdrehsicherung auch an der linken äusseren Distanzhülse zu gewährleisten, sind<br />
versetzt zu den Druckfedern Stifte angebracht, die<br />
Ölablassbohrungen fix in der linken Hülse verankert sind und über<br />
grössere Bohrungen in der linken Hülse geführt<br />
sind. So ist gewährleistet, dass die<br />
Ölablassbohrungen stets die richtig positioniert sind<br />
und so eine Überhitzung des Lagers durch einen<br />
Ölstau verhindert wird.<br />
Die von der Feder erzeugte Kraft (gelb) drückt an die linke äussere Distanzhülse, welche<br />
wiederum am äusseren Lagerring des linken Lagers angeschlagen ist. Über die Lagerkugel<br />
und den Lagerinnenring wird die Kraft auf den Labyrinthdistanzring geleitet, bis<br />
schlussendlich die Wellenmutter den Anschlag bildet.<br />
Die Sicherung der Innenringe (blau) erfolgt auf konventionelle Art von der Wellenmutter, über<br />
den linken Innenring zur inneren Distanzhülse. Diese ist auf der rechten Lagerseite am<br />
rechten Innenring abgestützt, welcher wiederum am vorgesehenen Anschlag der Welle<br />
ansteht. So bildet die Lagerung eine in sich gesicherte Einheit, die statisch bestimmt ist und<br />
die geforderte Elastizität gewährleistet.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 17 / 45
8.2.5.1 Wellenmutter<br />
Eine weitere Modifikation betrifft die Wellenmutter. Ursprünglich geplant als integrierte Mutter<br />
in die Labyrinthdichtung, wurde davon abgesehen, weil die Wellenmutter für den Betrieb des<br />
Prüfstandes in beide Richtungen gesichert werden muss. Es muss davon ausgegangen<br />
werden, dass nicht alle zu testenden Turbinen dieselbe Drehrichtung aufweisen. Standard<br />
Wellenmuttern sind meist so ausgeführt, dass die Sicherung durch ihre asymmetrische<br />
Anordnung Umwucht erzeugt. Da dies bei Drehzahlen von 60000 1/min möglichst vermieden<br />
werden sollte, wurde nach einer Wellenmutter gesucht, die speziell für schnell drehende<br />
Wellen ausgelegt ist. Als optimale Komponente bot sich die zugehörige Wellenmutter zum<br />
Spindellagersatz der FAG an. Erstens, weil es sich um ein Standardteil handelt und weiter,<br />
weil die Eignung für hohe Drehzahlen gewährleistet ist.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 18 / 45
8.2.6 Gestaltung der Ölnebelschmierung<br />
Um die geforderte Schmierung der Lager zu erreichen, muss eine saubere Zufuhr des<br />
Schmiermittels gewährleistet werden, damit der Schmierfilm zu keiner Zeit abreisst. Die<br />
gewählte Ölnebelschmierung wird angewandt, wenn die Drehzahl für Fettschmierung zu<br />
hoch ist. Die Vorgaben des Lagerherstellers sind folgende:<br />
• Öl- Reinheitsklasse: 13/10 (ISO 4406)<br />
• Luftsauberkeit: Partikelgrösse max 0.01µm<br />
• Trockenheit der Luft: Taupunkt bei 2°C<br />
• Druck Luftzufuhr: 3 bar<br />
• Ø Einspritzdüsen: 0.5 bis 1mm<br />
• Düsengestaltung: Für jedes Lager eigene Düsen auf Teilkreis gerichtet<br />
• Ölabläufe: auf beiden Seiten eines jeden Lagers Ø > 5mm<br />
• Ölmenge: 30 mm 3 /h<br />
Der Ölnebel wird axial zugeführt, um die Aufbringung der äusseren Lager zu ermöglichen.<br />
Die radialen Bohrungen werden nach dem Bohren mit Madenschrauben verschlossen und<br />
mit Loctite abgedichtet und gesichert.<br />
Ölnebelzufuhr<br />
Detail: Einspritzung<br />
des Ölnebels auf den<br />
Teilkreis<br />
Detail:<br />
Ölablaufbohrungen auf<br />
beiden Seiten des<br />
Lagers<br />
Ölnebelabfuhr<br />
Angesichts der sehr feinen Bohrungen für die Einspritzung, ist es äusserst wichtig, dass das<br />
zugeführte Luft- Ölgemisch möglichst sauber gehalten wird. Dazu wird eine Wartungseinheit,<br />
bestehend aus einem Luftfilter, einem Ölfilter und einem Nebler vorgeschaltet. Um die<br />
geforderte Luftpartikelgrösse vom 0.01µm zu erreichen, muss noch ein weiterer Mikrofilter<br />
mit zusätzlichem Wasserabscheider, eingesetzt werden.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 19 / 45
Die gewählte Wartungseinheit der Firma Norgren, vertrieben durch Maagtechnik Schweiz,<br />
eignet sich nicht nur wegen der Einhaltung der Vorgaben sondern auch wegen der<br />
kompakten Bauweise.<br />
8.2.7 Fazit Lagerung Rotorwelle<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Konstruktion der Lagerstelle eine echte<br />
Herausforderung war und im Detail verschiedene konstruktive Knacknüsse enthält. Es lohnt<br />
sich jedoch gerade bei einer solch hoch beanspruchten Konstruktion, wie es dieser<br />
Prüfstand ist, genügend Zeit auf eine saubere Gestaltung der Lagerstelle zu verwenden.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 20 / 45
8.3 Lagerung des Wellengehäuses<br />
Damit das an der Rotorscheibe entstehende Drehmoment bzw. die Verdrehung des<br />
Gehäuses gemessen werden kann, muss das Wellengehäuse in der Abstützung radial<br />
gelagert werden. Dabei war es wichtig, dass in der Lagerung möglichst wenig Reibung<br />
entsteht, um eine möglichst genaue Drehmomentmessung zu ermöglichen. Zur Auswahl<br />
standen das Nadellager oder ein konventionelles Rillenkugellager.<br />
Gehäuse<br />
Aussen<br />
Rillenkugellager<br />
Die Vorteile des Nadellagers sind die im<br />
Durchmesser geringe Bauweise vor allem,<br />
wenn die Nadeln direkt auf der Welle<br />
(Gehäuse) laufen. Ausserdem weisen sie<br />
eine hohe radiale Steifigkeit auf.<br />
Das Rillenkugellager ist leicht montier- und<br />
demontierbar und hat die geringste Reibung<br />
aller Lagerbauarten. Es ist zudem<br />
vergleichsweise günstig.<br />
Aufgrund dessen wurde ein Rillenkugellager<br />
gewählt, das sich durch die verhältnismässig<br />
geringen Abmasse auszeichnet.<br />
Die Lagerbelastung der äusseren Lager ist sehr gering. Die Belastung besteht nur aus dem<br />
Gewicht des Lager- und Rotorgehäuses, da beim Verdrehwinkel nicht von einer Rotation<br />
gesprochen werden kann. Dies macht eine Berechung überflüssig.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 21 / 45
8.4 Rotorwelle<br />
Bei der Gestaltung der Rotorwelle wurde besonders darauf geachtet, dass die überstehende<br />
Länge ausserhalb der Lager möglichst kurz gehalten wird. Dies deshalb, weil je kürzer die<br />
Welle gebaut ist, desto steifer ist sie und demnach auch weniger anfällig auf kritische<br />
Drehzahlen. Die Geometrie der Welle wird von den Dimensionen der ausgewählten Lager<br />
und der Dichtung sowie dem vordefinierten Lagerabstand festgelegt. Ausserdem müssen die<br />
Lageranschläge und die Aufnahme der Wellenmutter vorgesehen werden. Für die<br />
formschlüssige Übertragung des Drehmoments von der Rotorscheibe auf die Welle und von<br />
der Welle zum Kupplungsflansch, ist als Polygon Welle- Nabe Verbindungen ausgeführt.<br />
Diese befinden sich an den beiden Enden der Welle.<br />
8.4.1 Werkstoffwahl<br />
Es stand von Beginn weg fest, dass der Werkstoff ein hochfester Stahl sein sollte. Die<br />
Vorteile liegen dabei auf der Hand. Da bei der Welle vor allem die Steifigkeit wichtig ist, ist<br />
das E- Modul die entscheidende Grösse. Der ist fast doppelt so hoch wie der von Titan.<br />
Ausserdem spielt die Dichte der Welle bzw. das Gewicht nicht eine übergeordnete Rolle, da<br />
der Schwerpunkt der Welle innerhalb der Lager liegt und sich so nicht negativ im Bezug auf<br />
die kritischen Drehzahlen auswirkt.<br />
Ein weiterer Faktor, der auf die Werkstoffauswahl Einfluss nahm, war die vom Hersteller des<br />
RWDR geforderte Härte an der Oberfläche von 55 HRC. Ausserdem sollte der Werkstoff<br />
rostfrei sein, da ein Teil der Welle auch im Wasser dreht. Als erster Werkstoff wurde 1.4034<br />
gewählt, da dieser auf die geforderte Härte ausgehärtet werden kann. Da die Polygon<br />
Verbindung eine noch höhere Härte der Oberfläche erforderte, musste eine<br />
Chrombeschichtung der hoch belasteten Stellen vorgesehen werden. Dies wiederum<br />
bedeutete, dass die Grundhärte des Stahls nicht mehr ein primäres Auswahlkriterium<br />
darstellte. Aufgrund der sehr guten Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit wurde der<br />
Werkstoff 1.4057 bestimmt.<br />
8.4.2 Festigkeitsnachweis im Programm M-Design<br />
Nachdem die eine erste Version der Geometrie vorhanden war, wurde die Welle mit dem<br />
Programm M- Design auf die Festigkeit hin geprüft. Folgender Belastungsplan wurde<br />
aufgestellt:<br />
Die berücksichtigten Parameter sind:<br />
Welle Prüfstand<br />
M T [Nm] 20 n [1/min] 70000<br />
m Mutter [kg] 0.0072 Werkstoffnummer [-] 1.4057<br />
m Kupplung [kg] 0.033 R m [N/mm 2 ] 850<br />
m Wellenmutter [kg] 0.0255 Rp 0.2 [N/mm 2 ] 400<br />
m Scheibe [kg] 0.162 τ zul [N/mm 2 ] 280<br />
E- Modul [N/mm 2 ] 216000<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 22 / 45
8.4.2.1 Resultate der Berechnung<br />
Belastungen Belastung Position [mm]<br />
Maximales Biegemoment [N/mm 2 ] 0.057 112<br />
Maximale Biegespannung [N/mm 2 ] 0.239 120<br />
Maximale Torsionsspannung [N/mm 2 ] -58.946 120<br />
Maximale Vergleichspannung [N/mm 2 ] 102.635 120<br />
Minimale Sicherheit gegen Dauerbruch [-] 2.849 20<br />
Minimale Sicherheit gegen Fliessen [-] 6.772 120<br />
Maximale Durchbiegung [mm] 0.00016 160<br />
Aus den Resultaten ist zu erkennen, dass die Welle auf Biegung nicht kritisch belastet ist.<br />
Die Torsionsspannung, die durch das Drehmoment entsteht, liegt unterhalb der zulässigen<br />
Torsionsspannung von 280N/mm 2 .<br />
Die Minimale Sicherheit gegen Dauerbruch liegt mit ca. 2.8 in einem sicheren Bereich.<br />
Abschliessend lässt sich sagen, dass die Belastung der Welle auf Torsion und Biegung wie<br />
erwartet nicht sehr hoch sind, sondern das wichtigere Kriterium die Höhe der ersten<br />
biegekritischen Drehzahl ist.<br />
8.4.3 Berechnung der kritischen Drehzahlen mit M-Design und KISSsoft<br />
Für den Prüfstand ist es von hoher Bedeutung, dass das gesamte gewünschte<br />
Drehzahlband von ca.2000 bis maximal 70000 1/min für die Tests zur Verfügung steht. Dies<br />
setzt Voraus, dass in diesem Bereich keine biegekritischen Drehzahlen der Welle auftreten.<br />
Um den Nachweis zu erbringen, wurden drei verschiedene Programme zur Berechnung<br />
verwendet.<br />
Um eine erste Einschätzung über das Niveau der ersten kritischen Drehzahl zu erhalten,<br />
wurde diese nach der Ausarbeitung der vorläufigen Wellengeometrie mit dem Programm<br />
M- Design nachgerechnet. Um die biegekritischen Drehzahlen besser zu simulieren, wurden<br />
die Massen der auf der Welle angebrachten Teile als Massepunkte aufgebracht.<br />
Das erste Ergebnis von ca. 100000 1/min war einerseits eine Bestätigung der konsequenten<br />
Einhaltung des Grundsatzes, ausserhalb der Lager die rotierenden Massen gering zu halten,<br />
andererseits musste das Resultat Angesichts seiner grossen Wichtigkeit mit einem andern<br />
Programm überprüft werden.<br />
Dazu wurde die gleiche Geometrie zusätzlich mit dem Berechnungsprogramm für<br />
Maschinenbauanwendungen KISSsoft nachgerechnet. Das Programm legt der Berechnung<br />
eine Welle mit rotationssymmetrischem Querschnitt zugrunde. Ausserdem wird der<br />
Kreiseleffekt berücksichtigt.<br />
Berechnung mit KISSsoft Berechnung mit M- Design<br />
Biegekritische<br />
Drehzahl<br />
[1/min]<br />
[1/min]<br />
1. 97’086 101’432<br />
2. 132’198 152’603<br />
3. 612’581 734’561<br />
4. 745’403 918’103<br />
5. 1’211’173 1’167’390<br />
Aufgrund des gleichartigen Belastungsplans und der identischen Geometrie, fällt das<br />
Resultat praktisch identisch aus. Die Aussagekraft ist jedoch beschränkt, da beide<br />
Programme höchst wahrscheinlich dieselbe mathematische Berechnungsgrundlage<br />
verwenden.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 23 / 45
8.4.4 FEM- Analyse der Welle mit I-DEAS<br />
Um einen unabhängigen Vergleich zu erhalten, wurde die Rotation der Welle mit dem finiten<br />
Elemente Programm I-DEAS simuliert. Die Welle wurde mitsamt der inneren Lagerbüchse,<br />
der Kupplung, der Rotorscheibe und der Mutter zur Sicherung der Rotorscheibe simuliert.<br />
Dazu mussten als erstes die beteiligten Elemente mit der Welle zu einem Stück verbunden<br />
werden. Danach mussten die Teile durch Partitionen an den Verbindungsstellen mit der<br />
Welle wieder gezielt getrennt werden. Dies ist deshalb nötig, weil die verwendeten<br />
Materialien nicht bei allen Elementen dieselben waren. Die Vernetzung erfolgte nach der<br />
Solid- Mesh Methode. Die Lagerstellen sind mit einem einwertigen Lager auf der<br />
Kupplungsseite und einem zweiwertigen auf der Rotorgehäuseseite über den Durchmesser<br />
aufgebracht. Zur Analyse diente das Normal Mode Dynamics Verfahren nach Lanczos.<br />
Gesucht wurde nach den ersten 10 Drehzahlen oberhalb 10Hz, um den Rechenaufwand zu<br />
reduzieren.<br />
Berechnung mit I-DEAS<br />
Biegekritische Drehzahl<br />
Drehzahl [1/min]<br />
1. 139920<br />
2. 177540<br />
Bei der Auswertung der Resultate musste unterschieden werden zwischen den kritischen<br />
Drehzahlen der Scheibe und der der Welle. Bei ca. 30000 1/min trat die erste kritische<br />
Drehzahl der Scheibe auf.<br />
Diese kann vernachlässigt werden, weil durch den Kreiseleffekt und das sich in der<br />
Rotorkammer befindende Wasser die Scheibe stabilisiert wird.<br />
Bei 60000 1/min erreichte die Scheibe die zweite kritische Drehzahl. Danach folgte die erste<br />
biegekritische Drehzahl der Welle bei ca. 140000 1/min und die zweite bei 180000 1/min.<br />
Aus den Plots lässt sich deutlich die Art der Biegelinien erkennen. Diese wurden mit den<br />
Verläufen aus der Literatur verglichen und mit Prof. Manz validiert.<br />
1. Biegekritische Drehzahl:<br />
139920 1/min<br />
2. Biegekritische Drehzahl:<br />
177540 1/min<br />
Im Vergleich zu den Resultaten aus KISSsoft und M- Design liegt das kritische<br />
Drehzahlniveau etwas höher, was nach Absprache mit Herrn Manz daran liegt, dass die<br />
Lagerbedingungen um den Umfang der Welle im I-DEAS eine höhere Steifigkeit aufweisen,<br />
als die in den andern Programmen, wo die Welle nur auf jeweils einem Punkt auf den Lagern<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 24 / 45
aufliegt. Ausserdem erhöhen die auf der Welle mitsimulierten Elemente die Grundsteifigkeit<br />
der Welle, weil das Flächenträgheitsmoment zunimmt.<br />
Abschliessend kann man sagen, dass die Ergebnisse der verschiedenen Berechnungen sich<br />
gegenseitig bestätigen. Die erste kritische Drehzahl wird über den geforderten 60000 1/min<br />
liegen. Es kann jedoch nicht ganz genau abgeschätzt werden, wie sich die Leistungsbremse<br />
mit angeschlossenem Turbolader bezüglich der kritischen Drehzahlen verhalten wird.<br />
Deshalb wird vorgeschlagen, dass die Schwingungen während des Betriebs mit einem<br />
piezoelektrischen Schwingungsaufnehmer überwacht werden.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 25 / 45
8.5 Rotorscheibe<br />
Zur Erzeugung des erforderlichen Drehmoments ist eine Scheibe an der Welle angeflanscht.<br />
Sie dreht im Wasser und erzeugt durch die Reibung im Wasser ein Drehmoment. Da die<br />
erwartete Drehzahl des Prüfstandes bei ca. 60000 1/min liegen dürfte, stellte sich als erstes<br />
die Frage, welcher maximale Durchmesser der Scheibe bei welchem Material erreicht<br />
werden kann. Dazu wurde eine Tabelle erstellt, welche die Spannung in der Scheibe in<br />
Abhängigkeit der Materialien Stahl, Aluminium, und Titan darstellt. So wurde<br />
veranschaulicht, wie sich die Parameter der einzelnen Werkstoffe auswirken. Vorerst musste<br />
aber die Scheibenspannung in Abhängigkeit des Radius berechnet werden.<br />
Ausgegangen wurde von der Formel für umlaufende Scheiben aus Dubbel C 41 Gl.6.3.2.<br />
Demnach ist die maximale Tangentialspannung die in der Scheibe entsteht:<br />
σ τ<br />
2<br />
0.825⋅ρ<br />
⋅ω 2 2<br />
r i<br />
⋅r a ⋅⎜<br />
1 + 0.212⋅<br />
2<br />
r a<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎠<br />
Es kann dabei die Radialspannung vernachlässigt werden, da diese am Punkt der<br />
maximalen Tangentialspannung null ist. Löst man diese Formel nach dem Aussenradius auf<br />
ergibt das folgende Gleichung:<br />
r a ( σ τ )<br />
:=<br />
1<br />
1650⋅<br />
ρ<br />
⎡<br />
⎣<br />
⎛<br />
⎝<br />
−330⋅ ρ −10000⋅<br />
σ τ 1749⋅ρ<br />
⋅ω 2 2<br />
⋅<br />
+ ⋅r i<br />
⋅<br />
ω<br />
So konnte der maximal erreichbare Durchmesser bestimmt werden. Die Sicherheit von 1.5<br />
soll dazu dienen, dass bei einer Drehzahlüberschreitung die Scheibe nicht sofort reisst.<br />
Material der Scheibe<br />
Aluminium<br />
Titan<br />
Stahl<br />
7050-T73511 Grade 5<br />
1.4057<br />
Drehzahl [1/min] 60000<br />
Streckgrenze / Rp0.2 [N/mm 2 ] 430 820 600<br />
Sicherheit auf Materialwert [ ] 1.5 1.5 1.5<br />
Dichte [kg/m 3 ] 2830 4430 7800<br />
Maximaler Aussendurchmesser<br />
[mm]<br />
111 123 79<br />
Der Vergleich zeigt deutlich, dass beim Titan das Verhältnis zwischen Festigkeit und Dichte<br />
optimal für diese Anwendung ist.<br />
8.5.1 Berechnung der Spannungen in der Scheibe<br />
Nach der Auswahl des Werkstoffes wurde der Verlauf der Spannung über den gesamten<br />
Scheibenradius berechnet.<br />
Dazu müssen zuerst die Radial und Tangentialspannung abhängig vom Scheibenradius<br />
bestimmt werden.<br />
⎞⎤<br />
⎠⎦<br />
1<br />
2<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎜<br />
⎝<br />
σ r ( r) 0.4125ρ ⋅ ⋅ω 2 2<br />
:=<br />
⋅r a 1 +<br />
r i<br />
2<br />
r a<br />
2<br />
−<br />
r i<br />
2<br />
r 2<br />
−<br />
r 2<br />
r a<br />
2<br />
⎞<br />
⎠<br />
Radialspannung<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 26 / 45
⎛<br />
⎜<br />
⎜<br />
⎝<br />
σ τ ( r) 0.4125ρ ⋅ ⋅ω 2 2<br />
:=<br />
⋅r a 1 +<br />
r i<br />
2<br />
r a<br />
2<br />
2<br />
r i<br />
+<br />
r 2<br />
− 0.576⋅<br />
r2<br />
2<br />
r a<br />
⎞<br />
⎠<br />
Tangentialspannung<br />
Daraus konnte die Vergleichspannung nach von Mises berechnet werden.<br />
σ v () r := σ r () r<br />
2 + σ τ () r<br />
2 − σ r ()σ r ⋅ τ () r<br />
8.5.1.1 Resultate<br />
Radius [m]<br />
Radialspannung Tangentialspannung Vergleichsspannung<br />
[N/mm 2 ]<br />
[N/mm 2 ]<br />
[N/mm 2 ]<br />
0.006 ~0 708.489 708.489<br />
0.012 254.517 437.259 380.374<br />
0.018 285.938 377.982 341.397<br />
0.024 278.377 346.545 317.989<br />
0.03 254.517 320.267 292.978<br />
0.036 219.953 293.549 264.543<br />
0.042 176.603 264.474 233.298<br />
0.048 125.27 232.241 201.335<br />
0.054 66.335 196.468 173.11<br />
0.06 ~0 156.952 156.952<br />
Die Radialspannung konvergiert jeweils am Ende der Geometrie. Im Gegensatz dazu nimmt<br />
die Tangentialspannung zur Nabe hin zu. Die Vergleichsspannung verhält sich ähnlich der<br />
Tangentialspannung<br />
Radialspannung<br />
Tangentialspannung<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 27 / 45
Vergleichspannung der rotierenden Scheibe<br />
800<br />
700<br />
600<br />
Spannung [N/mm 2 ]<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
Vergleichspannung<br />
100<br />
Scheibe im Schnitt<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Radius [mm]<br />
Wie aus der Grafik zu entnehmen ist, nimmt die Spannung von innen nach aussen ab. Das<br />
heisst, dass die höchsten Spannungen innen an der Nabe auftreten. Aus der Form der<br />
Spannungskurve kann in etwa die Form der Scheibe abgeleitet werden. Somit macht es<br />
Sinn, die Scheibe am Nabenansatz dicker zu gestalten.<br />
8.5.1.2 FEM Analyse der Scheibenspannungen<br />
Die Resultate wurden in der Konstruktion berücksichtigt und dann im FEM nachgerechnet.<br />
Dazu musste die Scheibe etwas vereinfacht werden. So wurde eine gleich bleibend dicke<br />
Scheibe modelliert die direkt an der Welle ansetzt, also keine Nabenbreite und Nabendicke<br />
hat.<br />
Die Scheibe ist mit einem Shell- Mesh vernetzt, welches 3mm dick ist. Der Durchmesser der<br />
Scheibe beträgt 120mm, um vergleichbare Werte, wie mit dem theoretisch berechneten<br />
Werten zu erhalten<br />
Die Welle ist mit Rigid- Elementen simuliert, die von der Achse der Welle aus, die Scheibe<br />
am Naben- Innendurchmesser festhalten. Die Festhaltung im Raum wurde an der<br />
Rotationsachse aufgebracht, wobei die Verschiebungen in x, y, z- Richtung blockiert sind.<br />
Weiter sind die Rotationen um die y und z Achse fest. Lediglich die Rotation um die x- Achse<br />
bzw. die Rotationsachse der Scheibe wurde zugelassen.<br />
Als Belastung wurde eine Rotation um die Symmetrieachse aufgebracht mit einer Drehzahl<br />
von 60000 1/min.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 28 / 45
Bild: Spannungen in der Scheibe<br />
Die Analyse ergab eine gute Übereinstimmung mit den theoretisch berechneten Werten. Die<br />
Spannung ist am Ansatz der Nabe auf der Welle am höchsten und nimmt nach hin ab. Die<br />
Deformation aussen an der Scheibe bewegt sich im zulässigen Rahmen und nimmt mit<br />
steigendem Radius zu. Die in der Scheibe vorgesehenen Bohrungen zum Abziehen der<br />
Scheibe von der Welle zeigten deutliche Spannungsspitzen. Die Festigkeit ist jedoch auch<br />
an diesen Stellen gewährleistet. Durch die Simulation der Welle mit unendlich steifen Rigid-<br />
Elementen, konnte die Aufweitung der Nabe nicht berechnet. Für die Polygon Verbindung<br />
musste die Passung festgelegt werden. Deshalb wurde eine weitere Berechnung der<br />
rotierenden Scheibe und der daraus resultierenden Spannungen und Dehnungen<br />
vorgenommen werden.<br />
8.5.1.3 Fazit Scheibenauslegung<br />
Für den Prüfstand wurden für die ersten Tests eine Scheibe mit 120mm Aussendurchmesser<br />
gewählt. Ausserdem werden eine Scheibe von 100mm und 140mm gefertigt. Die maximal<br />
zulässigen Drehzahlen bei einer Sicherheit von 1.3 sind in der nachfolgenden Tabelle<br />
dargestellt.<br />
Scheibe 100mm Scheibe 120mm Scheibe 140mm<br />
Drehzahl [1/min] 79000 66000 56000<br />
Es sollte zudem eine Sicherheit an der Anlage bestehen, die im Falle einer Überschreitung<br />
der zulässigen Drehzahl den Antrieb durch den Gasgenerator beschränkt.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 29 / 45
8.5.2 Welle- Nabe Verbindung der Scheibe<br />
Um die Rotorscheibe und die Kupplung mit der Welle zu verbinden, musste eine form- oder<br />
kraftschlüssige Wellen- Nabe Verbindung gewählt werden. Nach Absprache mit dem<br />
Auftraggeber folgte der Entschluss eine formschlüssige Drehmomentübertragung zu wählen.<br />
Dies deshalb, weil eine kraftschlüssige Verbindung für hohe Drehzahlen eine Presspassung<br />
erfordert, die erstens hohe Spannungen in der Nabe erzeugt und zweitens weil die<br />
Demontierbarkeit stark eingeschränkt würde. Dazu kommt die Gefahr von Schlupf zwischen<br />
Nabe und Welle, sodass eine saubere Übertragung des Drehmoments nicht mehr<br />
gewährleistet ist.<br />
Das grösste Problem bei der Auslegung bestand darin, dass nach dem Radialwellendichtring<br />
nur noch 12mm im Durchmesser für die Welle- Nabe Verbindung und die axiale Sicherung<br />
zur Verfügung standen. Die Drehmomentübertragung sollte den Durchmesser möglichst<br />
nicht zu stark abmindern, da sonst die Festigkeit der Welle an dieser ohnehin schon<br />
kritischen Stelle weiter vermindert würde.<br />
8.5.2.1 Vorauswahl<br />
Zur Auswahl standen die<br />
Passfeder, Kerb- oder<br />
Zahnwellen oder eine<br />
Polygonverbindung. Die<br />
Passfeder eignet sich deshalb<br />
nicht, da bei den hohen<br />
Drehzahlen die Unwucht durch<br />
die nicht rotationssymmetrische<br />
Bauweise verstärkt würde. Es<br />
wurde eine erste Version mit einer Kerbverzahnung nach DIN 5481 ausgearbeitet (siehe<br />
Bild). Das Problem bestand jedoch in der starken Verminderung des Durchmessers und in<br />
der entstehende Kerbe. Da dort die kritische Stelle an der Welle ist, wurde nach einer<br />
alternativen Lösung gesucht. Die Wahl fiel schlussendlich auf die Polygon Verbindung. Sie<br />
hat dem Vorteil, dass zumindest ein Teil des Umfangs mit dem vollen Durchmesser von<br />
12mm trägt. Ausserdem ist die Kerbwirkung geringer, was sich positiv auf die Dauerfestigkeit<br />
auswirkt.<br />
8.5.2.2 Berechnung Polygon<br />
Die Berechnung der Polygonverbindung erfolgte nach den Berechnungsgrundlagen der<br />
Firma Polygona AG.<br />
Vorgegeben waren dabei die Werkstoffdaten der Welle sowie der Nabe. Die Sicherheit<br />
wurde auf 1.5 festgelegt. Ausserdem war die Geometrie des Polygons, sprich mittlerer<br />
Durchmesser und Exzentrizität im Voraus definiert worden. Daraus konnte folgendes<br />
zulässiges Drehmoment berechnet werden:<br />
⎛<br />
2<br />
⎜<br />
d m<br />
M tzul := p zul ⋅b⋅⎜<br />
0.75π ⋅e⋅d m +<br />
M tzul = 107.092N⋅m<br />
20<br />
⎝<br />
Die mittlere Flächenpressung ergibt sich zu:<br />
⎞<br />
⎠<br />
M t0<br />
p 0 ⋅b⋅<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎜<br />
⎝<br />
0.75π ⋅e⋅d m +<br />
d m<br />
2<br />
20<br />
⎞<br />
⎠<br />
p 0 = 74.702 N<br />
mm 2<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 30 / 45
Die vorhandene Sicherheit für die zulässige Flächenpressung liegt bei mehr als 5. Es ist also<br />
gewährleistet, dass die Nabe im Betrieb nicht anfrisst.<br />
Weiter wurde noch die erforderliche Nabenwanddicke berechnet. Sie ergibt sich aus<br />
folgender Formel:<br />
M t0<br />
s 0 := s p ⋅1.44⋅<br />
s 0 = 2.789mm<br />
σ 0.2 ⋅b<br />
Die Nabendicke der Scheibe des Prüfstandes wurde auf 3mm festgelegt. Durch die<br />
berücksichtigte Sicherheit ist der Wert im Falle von Lastspitzen immer noch im grünen<br />
Bereich.<br />
Des Weiteren konnte anhand der Unterlagen der Polygona die effektive Nabenaufweitung<br />
und Nabenspannung berechnet werden.<br />
M t0<br />
σ eff := ⋅σ<br />
b I<br />
σ eff = 150 N<br />
mm 2<br />
M t0<br />
Y eff := ⋅Y<br />
b 1Titan<br />
Y eff = 0.461µm<br />
Die effektive Nabenspannung und die effektive Nabenaufweitung müssen für den<br />
Festigkeitsnachweis der Scheibe und das Auslegen der Passung berücksichtigt werden.<br />
Dabei kann die verhältnismässig kleine Aufweitung durch das Drehmoment vernachlässigt<br />
werden. Die effektive Nabenspannung wurde als Tangentialspannung in die<br />
Vergleichsspannung der Festigkeitsberechnung für die Scheibe eingefügt.<br />
8.5.2.3 Fazit Wellen- Naben- Verbindung<br />
Die Auslegung erforderte eine genaue Einarbeitung in die etwas spezielle Materie dieser<br />
Wellen- Nabe Verbindung. Die enge Zusammenarbeit mit der Firma Polygona AG war sehr<br />
wertvoll, denn die Mitarbeiter verfügen über das notwendige Wissen, wie eine derartige<br />
Drehmomentübertragung ausgelegt werden muss. Deshalb wurden alle Ergebnisse der<br />
Berechnungen mit dem verantwortlichen Ingenieur besprochen.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 31 / 45
8.5.3 Aufweitung der Nabe und Welle<br />
8.5.3.1 Theoretische Berechnung Aufweitung Nabe<br />
Die Aufweitung im Durchmesser der Nabe lässt sich anhand der folgenden Formel<br />
bestimmen:<br />
ρ Ti ⎛ 1 − ν<br />
2 Ti 3 + ν<br />
∆D N<br />
D W ⋅ ⋅u ⎜<br />
Ti ⎞<br />
:=<br />
E e Ti 4q ⋅<br />
2 +<br />
∆D N<br />
= 56.321µm<br />
⎜<br />
4<br />
⎝<br />
⎠<br />
Als Parameter wurden die Stoffdaten von Titan und eine Drehzahl von 60000 1/min<br />
berücksichtigt. Die Berechnung ergab eine starke Aufweitung. Dies führte zu einer<br />
Nachrechnung mit einer andern Formel, um das Resultat zu bestätigen. Beide Formeln<br />
brachten jedoch dieselben Ergebnisse.<br />
Durch die Rotation entstehen innen an der Nabe sehr hohe Spannungen und demnach auch<br />
hohe Dehnungen. Die hohen Spannungen, welche aus der theoretischen Berechnung<br />
resultierten, waren Grund für eine genauere Analyse des Spannungszustandes. Dazu wurde<br />
mit I-DEAS eine weitere finite Elemente Analyse durchgeführt, welche die genaue Geometrie<br />
berücksichtigt. Das Ergebnis soll Aufschluss darüber geben, um welchen Betrag sich die<br />
Nabe aufweitet, und welche Spannungen an der Geometrie entstehen.<br />
Die Vernetzung erfolgte für die ganze Geometrie mit einem Solid- Mesh. Die Festhaltung<br />
bzw. die Verbindung zur Rotationsachse ist als weiche Beam Elemente ausgeführt.<br />
Verbunden sind diese Elemente jeweils mit der Kante der auslaufenden Nabe. Die<br />
Innenfläche der Nabe bleibt frei und kann sich demnach verformen. Die Belastung ist eine<br />
reine Rotation um die Achse der Scheibe mit einer Drehzahl von 60000 1/min.<br />
8.5.3.2 Resultate FEM- Analyse Nabe<br />
Die Aufweitung der Nabe ist im Schnitt gesehen, dort wo die Fliehkraft der rotierenden<br />
Scheibe angreift, erheblich. Sie beträgt im Maximum 35µm.<br />
Der Effekt, dass die Aufweitung zum Naben Ende hin abnimmt wird durch diese Analyse<br />
veranschaulicht. Deutlich zu sehen ist aber die stärkere Aufweitung auf der linken Seite. Die<br />
genaue Analyse der Deformationen ergab, dass eine Anpassung der Geometrie notwendig<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 32 / 45
ist, um die Dehnung abzumindern. Sonst besteht die Gefahr, dass die Scheibe zu taumeln<br />
beginnt.<br />
8.5.3.3 Aufweitung Welle<br />
Der Vollständigkeit halber wurde die Aufweitung der mitdrehenden Welle mit derselben<br />
theoretischen Formel wie für die Nabe berechnet.<br />
ρ St 2⎛<br />
1 − ν<br />
∆D W D W ⋅ ⋅u ⎜ St ⎞<br />
:=<br />
E e<br />
St ⎜<br />
4q ⋅<br />
2 ∆D W = 0.108µm<br />
⎝<br />
⎠<br />
Der Vergleich zeigt, dass sich die Nabe wesentlich mehr aufweitet als die Welle. Damit wird<br />
ein Presssitz unumgänglich. Deshalb wurde entschieden eine Presspassung an der Welle-<br />
Nabe Verbindung von 3µm bezogen auf die Welle auszuführen. So wird im Betrieb das Spiel<br />
annähernd ausgeglichen.<br />
8.5.3.4 Optimierung der Scheibengeometrie<br />
Die Modifikationen betrafen die Länge der Nabe welche um 2mm verlängert wurde und den<br />
Radius am Übergang welcher neu nur noch 3mm beträgt, anstelle der ursprünglichen 4mm.<br />
So wird der Angriffspunkt der durch die rotierende Scheibe entstehenden Fliehkraft mehr zur<br />
Mitte der Nabe hin versetzt. Dadurch wird die Nabe aussen weniger deformiert. Ausserdem<br />
wurde die Scheibe auf der Nabe eingemittet, um einen homogeneren Verlauf der<br />
Spannungen bzw. der Dehnungen links und rechts zu erhalten.<br />
Der neue Verlauf zeigt, dass die Deformationen an den Enden der Nabe deutlich<br />
abgenommen haben. Sie liegen nun auf den Durchmesser gesehen bei ca. 5-7µm. Das<br />
Resultat wurde mit dem Hersteller der Polygonverbindung diskutiert. Die Passung beträgt<br />
nun 2-3µm und wirkt der Aufweitung der Nabe in Betrieb entgegen. Für die Montage und<br />
Demontage der Scheibe ist ein Werkzeug vorzusehen, mit welchem bei der Montage nicht<br />
auf die diffizilen Lager gedrückt wird. Die Montage mit dem Gummihammer kann das Lager<br />
auch beschädigen.<br />
Die Nabe wird zusammen mit der Welle vom Hersteller genau eingepasst, um die<br />
vorgegebene Passung zu garantieren. Sollten im Betrieb Probleme mit zu grossem Spiel<br />
entstehen, so kann die Welle erneut verchromt und auf Toleranz geschliffen werden.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 33 / 45
8.6 Kupplung zwischen Prüfstand und Prüfling<br />
Die Kupplung muss den Prüfstand mit der zu testenden Turbine verbinden. Sie soll<br />
ausserdem die Möglichkeit bieten, die beiden Teile voneinander zu trennen, ohne dass die<br />
Leistungsbremse in ihrer Position verschoben werden muss. Da es technisch nicht möglich<br />
ist die beiden Teile vollkommen genau aufeinander auszurichten, muss die Kupplung den<br />
verbleibenden Versatz zwischen Turbinenachse und Prüfstandachse ausgleichen.<br />
Bei der gewählten Zweigelenkupplung besteht die Möglichkeit, Axial, Radial sowie<br />
Winkelversatz auszugleichen. Der axiale Versatz wird über den verschiebbaren<br />
Kupplungsteil auf der Rotorwelle aufgenommen, die radialen und angularen Abweichungen<br />
werden über die beiden Gelenke ausgeglichen.<br />
Prüfstand<br />
Prüfling<br />
Kupplung<br />
Passschraube<br />
Kupplung mit Aussparungen<br />
für Drehzahlmessung (induktiv)<br />
Kupplungsbüchse<br />
Da auf dem vom Auftraggeber gelieferten Turbolader bereits die Nabe einer derartigen<br />
Kupplung vorhanden war, wurde diese adaptiert und fertig entwickelt.<br />
Das Drehmoment wird vom Kupplungsteil auf der Welle des Prüflings an jeweils zwei,<br />
gegenüber den Schrauben in der Kupplungsbüchse, versetzte Passschrauben auf elastische<br />
Kupplungsscheiben aus Federstahl übertragen. Diese Lamellenscheiben sind ihrerseits über<br />
die Passschrauben mit der Zwischenhülse verbunden. Die Übertragung von der Büchse auf<br />
die Rotorwelle erfolgt analog.<br />
Die Drehmomentübertragung von der Kupplung auf die Rotorwelle erfolgt analog zur<br />
Drehmomentübertragung von der Rotorscheibe zur Rotorwelle, somit auch über eine<br />
Polygonverbindung. Aufgrund der geringeren Abmessungen der Kupplung ist die Belastung<br />
der Verbindung durch die Drehzahl jedoch tiefer. Somit erübrigte sich eine weitere<br />
Berechnung.<br />
Der Prüfstandseitige Kupplungsteil besteht wie auch die Rotorscheibe aus anodisiertem<br />
Titan Grade 5. Die Welle ist auch an dieser Verbindungsstelle verchromt.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 34 / 45
8.6.1 Elastische Kupplungsscheiben<br />
Um die Bewegung zwischen Kupplungsflansch und Kupplungsbüchse zu ermöglichen, wird<br />
die verbindende Kupplungsscheibe aus rostfreiem Federstahl gefertigt. Die Kontur der<br />
Kupplungsscheibe wird ausgelasert.<br />
Um die Scheibe in ihrer Bewegung so wenig wie möglich zu behindern, werden die<br />
Auflageflächen der Scheibe so klein wie möglich gehalten. Darum sind stirnseitig der<br />
Kupplungen und der Kupplungsbüchse Entlastungen vorgesehen.<br />
Der Einsatz von Passschrauben ermöglicht eine genaue und wiederherstellbare Zentrierung<br />
der Kupplungsscheibe.<br />
Entlastungen<br />
Kupplungsscheibe<br />
8.6.2 Kupplungsbüchse<br />
Die Kupplungsbüchse besteht aus Aluminium 6063 AlMg0.7Si. Die Länge wurde in<br />
Absprache mit dem Auftraggeber auf 80mm festgelegt, um den entstehenden Versatz<br />
ausgleichen zu können.<br />
Die Büchse wurde auch auf ihre Festigkeit überprüft.<br />
Als kritischer Teil wurde der dünne mittlere Büchsenteil untersucht. Die Belastungen sind<br />
einerseits das Drehmoment von 20Nm, andererseits aber auch die Drehzahlen von bis zu<br />
70'000 1/min.<br />
Aus den Spannungen von der Torsionsbelastung und der Belastung durch Fliehkraft wurde<br />
die Vergleichsspannung gebildet. Folgende Werte wurden am Innenradius r i und am<br />
Aussendurchmesser r a berechnet:<br />
σ v r i<br />
( ) 32.064 N<br />
= σ v r a<br />
mm 2<br />
( ) = 29.498 N<br />
mm 2<br />
Man erkennt, dass die Spannungen deutlich unter der maximal zulässigen Spannung von<br />
152 N/mm 2 liegen. Die Festigkeit der Büchse ist somit gewährleistet.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 35 / 45
8.7 Rotorgehäuse<br />
Das Gehäuse, welches die rotierende Scheibe aufnimmt ist im Betrieb mit Wasser gefüllt.<br />
Das Wasser wird axial zugeführt und tritt radial wieder aus. Das Gehäuse weist eine<br />
genügende Wandstärke auf, um bei einem Versagen der Scheibe die abgetrennten Teile<br />
abzufangen.<br />
Das Rotorgehäuse wurde abgetrennt vom Aufnahmegehäuse der Lagerung konstruiert.<br />
Somit könnten wenn erforderlich die Dimensionen angepasst werden, ohne das<br />
Lagergehäuse neu zu fertigen. Die Abdichtung der Gehäuse erfolgt mit EPDM- O- Ringen,<br />
da dieses Material am besten für Wasser mit hohen Temperaturen geeignet ist.<br />
Das Gehäuse schliesst das Wasser ein und bildet gleichzeitig den Stator. Deshalb sind auf<br />
der Innenseite austauschbare Platten angeschraubt. So können zum Verändern der<br />
Reibbedingungen z.B. Bohrungen in den Gehäuseplatten zusammen mit einer gelochten<br />
Rotorscheibe zum Einsatz kommen. Ausserdem kann<br />
so der Abstand zwischen Rotor und Stator variiert<br />
werden, was auch einen Einfluss auf die entstehende<br />
Reibung hat.<br />
Wasserabfuhr<br />
Wasserzufuhr<br />
8.7.1 Wasser Anschlüsse<br />
Der Wasseranschluss am Ein- und am Austritt muss so<br />
gestaltet werden, dass das fliessende Wasser kein<br />
Moment auf das Gehäuse übertragen kann. Dies,<br />
damit die Drehmomentmessung nicht verfälscht wird.<br />
So ist die Zuleitung des Wassers nicht direkt mit dem<br />
Rotorgehäuse verbunden. Die Zuleitung wird an einen<br />
Support angeschraubt. Dieser Support ist auf dem<br />
Prüfstandtisch abgestützt womit keine Kräfte an das<br />
Gehäuse übertragen werden können. Der<br />
Gehäuseanschluss wird in den Support eingeschoben.<br />
Die Abdichtung erfolgt über einen O-Ring aus NBR. Da<br />
die Gehäuse und der Support relativ zueinander so gut<br />
wie keine Bewegung ausführen, kann die notwendige<br />
Verformung durch den O- Ring geschehen.<br />
Beim Austritt des Wassers wird das Wasser durch den<br />
Prüftisch mit einer geraden Leitung nach unten geführt,<br />
dies auch damit keine die Messungen verfälschenden<br />
Kräfte entstehen.<br />
Am Ein- und am Austritt des Wassers sind Ventile<br />
angebracht, womit sich die im Gehäuse befindliche Wassermenge und somit das<br />
Bremsmoment regulieren lässt.<br />
8.7.2 Berechnung des Wasserdurchsatzes<br />
Wird die gesamte Leistung von 60kW im Rotorgehäuse in Wärme umgewandelt, so kann mit<br />
der Temperaturerhöhung des Wassers und der spezifischen Wärmekapazität der<br />
Massenstrom an Wasser berechnet werden:<br />
Q m W ⋅c pW ⋅∆Tmax<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 36 / 45
Die maximale Temperaturdifferenz des Wassers zwischen Eintritt und Austritt beträgt 30K.<br />
Somit konnte aus der oben stehenden Gleichung der Massenstrom berechnet werden.<br />
m W := 0.478 kg<br />
s<br />
Über die Kontinuitätsgleichung konnte nun unter Vorgabe der maximalen Geschwindigkeit<br />
die erforderliche Rohrquerschnittsfläche berechnet werden. Die maximale Geschwindigkeit<br />
wurde mit 2m/s vorgegeben.<br />
m W ρ W ⋅A Aus ⋅c max<br />
Der erforderliche Querschnitt liegt somit bei 239 mm 2 . Daraus folgt, dass der<br />
Austrittsdurchmesser mindestens 17mm betragen soll. Als Anschluss gewählt wurde ein<br />
G ¾“ Gewinde, womit ein lichter Durchmesser von 20mm erreicht wird. Da am Eintritt der<br />
gleiche Massenstrom durchgesetzt werden muss, wurde auch am Support für den<br />
Wasseranschluss ein G¾“ Gewinde vorgesehen.<br />
Da das in den Eintrittskanal hinein ragende Wellende den Kanalquerschnitt vermindert,<br />
musste der benötigte Aussendurchmesser des Kanals berechnet werden. Der Querschnitt ist<br />
vorgegeben, da auch hier der Massenstrom durchgesetzt werden muss. Der von der Wellenund<br />
Scheibenfestigkeit vorgegebene innere Durchmesser beträgt 20mm. Somit wurde ein<br />
äusserer Durchmesser von 30mm berechnet, was in die Konstruktion umgesetzt wurde.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 37 / 45
8.8 Drehmomentmessung<br />
Durch die Reibung zwischen Rotorscheibe und Rotorgehäuse will das Gehäuse mit der<br />
Scheibe mitdrehen. Behindert man diese Bewegung, so erzeugt man ein Reaktionsmoment.<br />
Die daraus resultierende Kraft wird über eine Kraftmessdose aufgenommen, welche in einem<br />
bestimmten Abstand von der Drehachse montiert wird. Da die Kraftmessdose auf Druck<br />
beansprucht werden muss und die Drehrichtung des Prüfstandes bei einem anderen Prüfling<br />
ändern kann, wurde die Konstruktion so ausgeführt, dass sie auf beiden Seiten des<br />
Prüfstandes montierbar ist.<br />
Die Kraftmessdose ist in der Aufnahme, welche am äusseren Lagergehäuse (und somit auch<br />
am Support) befestigt ist, durch einen Flansch fixiert. Die Kraft wird über einen Gewindestift<br />
aufgenommen. Dieser Gewindestift wird an einem auf dem Rotorgehäuse angeschraubten<br />
ist ein Winkel festgemacht. Durch diesen Gewindestift, welche in der Mitte eine Verjüngung<br />
hat, wird die Kraft vom Rotorgehäuse auf die Kraftmessdose übertragen. Die Verjüngung<br />
erlaubt eine leicht versetzte Krafteinleitung.<br />
Damit die Kraftmessdose nicht Aufgrund allfälliger Fertigungsungenauigkeiten verspannt<br />
wird, wird die exakte Positionierung über Muttern am Gewindestift durchgeführt.<br />
Winkel<br />
Rotorgehäuse<br />
Äusseres<br />
Lagergehäuse<br />
Gewindestift<br />
Aufnahme der<br />
Kraftmessdose<br />
Die Kraftmessdose, welche von der SPL vorgegeben wurde, kann eine Kraft von 222N<br />
aufnehmen. Die Kraftmessdose befindet sich 115mm ausserhalb der Prüfstandachse, Dies<br />
ergibt ein aufnehmbares Drehmoment von<br />
Für die Kalibrierung der Drehmomentmessung können die oberen zwei Schrauben der<br />
Gehäuseverbindung entfernt werden und ein Hebelarm an diese nun frei gewordenen<br />
Gewinde geschraubt werden. An diesen Hebelarm werden in definiertem Abstand<br />
Gewichtssteine angehängt und somit ein definiertes Drehmoment eingeleitet. So kann die<br />
Messung der Kraftmessdose kalibriert werden.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 38 / 45
8.9 Versuchsanordnung<br />
Der gesamte Prüfstand wird auf einem Prüftisch montiert. Die Führung zwischen Prüfstandund<br />
dem Turboladerteil wird über Bosch-Profile sichergestellt.<br />
Der Prüfling wird auf eine Adapterplatte geschraubt, welche ihrerseits an einen Support<br />
geschraubt wird. Der Sinn dieser Adapterplatte ist es, ohne grossen Fertigungsaufwand ein<br />
Zwischenstück zu haben, welches auf die Anschlussmasse anderer Prüflinge angepasst<br />
werden kann. Auslassseitig des Turboladers sind im Support Gewinde vorgesehen damit<br />
eine Abgaswegführung angebracht werden kann.<br />
Der für den Betrieb notwendige Gasgenerator wird oberhalb des Turboladers montiert. Die<br />
Abstützung zum Prüftisch erfolgt über Bosch- Profile.<br />
Da bei der Montage gewisse Fertigungsbedingte Abweichungen zwischen den<br />
Wellenachsen bestehen, sind Nivelierschrauben vorgesehen, damit die beiden Achsen<br />
möglichst genau aufeinander ausgerichtet werden können.<br />
Support<br />
Turboladerteil<br />
Adapterplatte<br />
Gewinde zur<br />
Befestigung der<br />
Abgaswegführung<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 39 / 45
9 Terminplan<br />
Einarbeiten in Theorie von Ladeturbinen<br />
Auswahl der Dichtung Wasserseite<br />
Auswahl der Dichtung Kupplungsseite<br />
Auswahl der Lager innen und aussen<br />
Konstruktion Bremsenteil<br />
Designstudien von Hand<br />
CAD Zeichnungen<br />
Zeichnungen 2D<br />
Berechnen der krit. Drehzahl (Mdesign)<br />
Berechnen der krit. Drehzahl (KISSsoft)<br />
FEM Berechnung Welle<br />
FEM Berechnung Scheibe+Aufweitung<br />
Berechnung Festigkeit der Welle<br />
Berechnung Festigkeit der Scheibe<br />
Auswahl Scheibe<br />
Verbindung Kupplung - Welle<br />
Verbindung Scheibe - Welle<br />
Probleme Wasserzufuhr lösen<br />
23.01.2004<br />
30.01.2004<br />
06.02.2004<br />
13.02.2004<br />
20.02.2004<br />
27.02.2004<br />
Fasnachtsferien<br />
05.03.2004<br />
12.03.2004<br />
19.03.2004<br />
26.03.2004<br />
02.04.2004<br />
09.04.2004<br />
Osterferien<br />
16.04.2004<br />
23.04.2004<br />
30.04.2004<br />
07.05.2004<br />
14.05.2004<br />
21.05.2004<br />
Auffahrt<br />
28.05.2004<br />
04.06.2004<br />
11.06.2004<br />
18.06.2004<br />
25.06.2004<br />
02.07.2004<br />
09.07.2004<br />
16.07.2004<br />
23.07.2004<br />
30.07.2004<br />
Sommerferien<br />
06.08.2004<br />
13.08.2004<br />
Konstruktion Turbinenteil<br />
Konstruktion Gesamttisch<br />
Halterung Turbo/Prüfstand<br />
Peripherie<br />
Bestellen/Abklären<br />
Auswahl Hersteller Welle und Gehäuse<br />
Auswahl Hersteller Polygon<br />
Überlegungen zu Versuchsaufbau<br />
Bericht / Dokumentation<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 40 / 45
10 Weiteres Vorgehen<br />
Die Gruppe wird in den Sommerferien offiziell eine Woche vom 26.7 bis 30.7.04 die Arbeit<br />
weiterführen. Die Zielsetzungen für diese Woche sind das Fertigstellen der<br />
Werkstattzeichnungen. Bei dieser Gelegenheit können letzte Details verbessert werden.<br />
Nach dieser Arbeitswoche erfolgt die Übergabe aller Dokumente an die SPL, damit die<br />
Möglichkeit besteht, am Versuchsaufbau weiterzuarbeiten (Anschlüsse, Installationen,<br />
Verkablungen, Zufuhr Betriebsmittel…)<br />
Weiter muss noch die genaue Anordnung auf dem von der FHBB bereitgestellten Prüftisch<br />
festegelegt werden. Dazu können die von Herrn Prof. Dr. Bopp freundlicherweise zur<br />
Verfügung gestellten Bosch- Profile verwendet werden.<br />
Die in der FH gefertigten Teile und die Bearbeitungsschritte ausser Haus müssen überprüft<br />
werden. Dies geschieht unter Aufsicht vom Abteilungsingenieur U. Wüst. Nach dem Erstellen<br />
der Montageanleitung kann dann der Prüfstand zusammengebaut werden und für erste<br />
Tests bereitgehalten werden.<br />
Das Ziel ist es, zusammen mit der SPL und der Werkstatt der FHBB, mit Beginn der<br />
Diplomarbeit Ende Oktober, den Prüfstand fertig gestellt zu haben. Dies soweit dass nur<br />
noch einige Montage- und Kalibrierungsarbeiten ausgeführt werden müssen.<br />
So können die Messungen nach einer nützlichen Frist beginnen, was genügend Zeit für die<br />
darauf folgende Auswertung zulässt.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 41 / 45
11 Fazit<br />
Nachdem letztes Jahr sich bereits eine Gruppe von Studenten während eines Semesters mit<br />
der Konstruktion des Prüfstands für Turboladerturbinen auseinandergesetzt hatte, war der<br />
Druck auf und umso höher, die Konstruktion im Rahmen der <strong>Semesterarbeit</strong> abzuschliessen.<br />
Es wurde bewusst darauf verzichtet, Teile der vorgängigen Konstruktion zu übernehmen, um<br />
zu vermeiden, dass bei der Integration Probleme auftauchen.<br />
Die Arbeit gestaltete sich als äusserst reizvoll, da sich fast alle verwendeten Komponenten<br />
im Grenzbereich der Belastbarkeit bewegen. Obwohl bei Aufgabenstellung mehr<br />
Produktingenieur bezogene Aufgaben enthält, mussten stets auch die fluid- und<br />
thermodynamischen Gegebenheiten in der Konstruktion berücksichtigt werden.<br />
Damit zum Abschluss der <strong>Semesterarbeit</strong> eine durchdachte Konstruktion vorgelegt werden<br />
konnte, war viel Eigeninitiative von unserer Seite nötig. Eine gute Konstruktion zeichnet sich<br />
dadurch aus, dass die Auslegung aller Komponenten ein iterativer Vorgang ist. Das heisst,<br />
wenn eine Anpassung vorgenommen wird, müssen alle Auswirkungen auf das<br />
Gesamtsystem berücksichtigt werden und gegebenenfalls angepasst werden. Dies ist ein<br />
zeitaufwendiger Prozess, was die Abweichung von der ursprünglichen Aufgabenstellung<br />
erklärt.<br />
Dabei muss aber auch auf die erstklassige Betreuung und Unterstützung von allen Seiten<br />
hingewiesen werden. Die besten Lösungsansätze ergaben sich jeweils aus Gesprächen mit<br />
Dozenten und Auftraggeber.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass das angestrebte Ziel, Messungen mit dem Prüfstand<br />
durchzuführen, eingehalten werden kann. Mit Spannung blicken wir auf die Ausführung des<br />
Prüfstands hin und dessen Verhalten im Betrieb.<br />
Abschliessend lässt sich sagen, dass die Arbeit alle interessanten Aufgaben, die sich einem<br />
zukünftigen Ingenieur stellen, beinhaltet.<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 42 / 45
12 Dokumentenverifizierung<br />
Hiermit erklären wir dass alle Berechnungen von uns vorgenommen wurden. Die Grundlagen<br />
zum Bericht und den Berechnungen stammen aus der Fachliteratur.<br />
Fabian Jacot<br />
Adrian Hostettler<br />
13 Danksagung<br />
Wir bedanken uns bei folgenden Personen, welche uns bei der Durchführung der<br />
<strong>Semesterarbeit</strong> zur Seite gestanden haben:<br />
• Prof. Dr. P. von Böckh<br />
• B. Berger<br />
• U. Wüst<br />
• Prof. R. Manz<br />
• Prof. Dr. U. Bopp<br />
• H.U. Ammann<br />
• M. Coiro<br />
• J. Giger<br />
• W. Schmid<br />
• J. Langhart<br />
Dozent für Thermische Energietechnik an der FHBB<br />
und Betreuer der <strong>Semesterarbeit</strong><br />
Betreuer der <strong>Semesterarbeit</strong> SPL<br />
Abteilungsingenieur Maschinenbau FHBB<br />
Dozent für Leichtbau an der FHBB<br />
Dozent für Produktionstechnik FHBB<br />
Mitbegründer der SPL und Auftraggeber Semester- und<br />
Diplomarbeit<br />
Experte für Spindellager, FAG Schweiz<br />
Inhaber Polygona AG<br />
Dozent für Konstruktionslehre, FHBB<br />
Ingenieur Rotationsdichtungen Busak + Shamban<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 43 / 45
14 Literaturverzeichnis<br />
• Dubbel 19. Auflage<br />
• Maschinenelemente Roloff Matek<br />
• Thermodynamik, P. von Böckh<br />
• Fluidmechanik, P. von Böckh<br />
• Diverse Kataloge aller Hersteller<br />
• www.busakshamban.ch<br />
• www.fag.com<br />
• www.bossard.com<br />
• www.spl.ch<br />
• www.polygona.ch<br />
• www.aerospacemetals.com<br />
• www.sbwil.ch<br />
• www.siberhegner.com<br />
• www.allegashop.ch<br />
• www.collini.ch<br />
• www.veralit.ch<br />
• www.maagtechnik.ch<br />
14.1 Verwendete Programme<br />
• I-DEAS 3d-CAD-Programm zum Erstellen der Konstruktion<br />
und Durchführen der FEM Analysen<br />
• MathCad Mathematik Programm<br />
• Excel und Word zum Erstellen des Berichts und von<br />
Tabellenkalkulationen<br />
• KISSsoft Berechnungsprogramm für Maschinenbau<br />
• M- Design Berechnungsprogramm für Maschinenbau<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 44 / 45
15 Anhang in separatem Ordner<br />
Inhalt:<br />
• 2D- Zeichnungen<br />
• Berechnungen<br />
• Diverse Unterlagen verschiedener Hersteller<br />
• Protokolle von Sitzungen<br />
• Skizzen<br />
Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Semesterarbeit</strong> Prüfstand Turboladerturbine 2004 Seite 45 / 45