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Programm - Hochschule für Musik Freiburg

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MI 20.02.2013 | 20.00 UHR KAMMERMUSIKSAAL<br />

SO 28.04.2013 | 20.00 UHR KURSAAL BAD KROZINGEN<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

JOSEPH HAYDN<br />

IL MONDO DELLA LUNA<br />

DIE WELT AUF DEM MONDE<br />

INSTITUT FÜR MUSIKTHEATER<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Martin Peters Bonafede<br />

Tom Wilmersdörffer Ecclitico<br />

Sebastian Lau Cecco<br />

SoEun Yoon Ernesto<br />

Monika Abel, Caroline Schori Clarice<br />

Juliane Ramos Flaminia<br />

Deborah Saffery Lisetta<br />

Claudia Mundi Weltdame<br />

Juliette Vialle Weltdame<br />

Olga Fedorova Klavier<br />

Elizabeth Mendieta Cembalo<br />

Emma-Louise Jordan Ballettszene<br />

Anastasia Vareli Szenische Realisation, Kurzfassung des Werkes


Franz Joseph Haydn 1732 – 1809<br />

»Il Mondo della luna«<br />

(»Die Welt auf dem Monde«)<br />

Dramma giocoso<br />

Querschnitt durch das zweiaktige Werk<br />

Libretto: Carlo Goldoni<br />

in italienischer Sprache<br />

mit deutschen Dialogen<br />

Uraufführung: 3. August 1777 im Schloss Esterházy<br />

in Eisenstadt-Österreich


Martin Peters Bonafede gut situierter Venezianischer Kaufmann<br />

Tom Wilmersdörffer Ecclitico angeblicher Astronom, liebt Clarice<br />

SoEun Yoon Ernesto Kavalier, liebt Flaminia<br />

Sebastian Lau Cecco Diener Ernestos, liebt Lisetta<br />

Monika Abel, Caroline Schori Clarice Tochter Bonafedes<br />

Juliane Ramos Flaminia Tochter Bonafedes<br />

Deborah Saffery Lisetta Dienerin im Haus Bonafede<br />

Claudia Mundi<br />

Signora Claudia Weltdame<br />

Juliette Vialle Madame Juliette Weltdame<br />

Olga Fedorova Klavier<br />

Elizabeth Mendieta Cembalo<br />

Emma-Louise Jordan Ballettszene<br />

Probebegleitung:<br />

Hana Akiyama, Tianran Zang,<br />

Martin Beilicke, Tanja Spatz<br />

Kieran Staub, Robert Bauer<br />

Anastasia Vareli Szenische Realisation, Kurzfassung des Werkes,<br />

Dialoge<br />

ialoge, , Bühneneinrichtung<br />

Aufführungsdauer: ca. 11/4 Stunden


Die Handlung<br />

- ERSTER AKT -<br />

Oh le gran belle cose!...<br />

Ecclitico findet seine Beschäftigung als Astrologe sehr schön. Ob klug<br />

oder dumm, alle suchen seinen Rat. Sein bester Kunde ist Herr<br />

Bonafede, der gutsituierte Vater von zwei Töchtern, Clarice und<br />

Flaminia. Er ist vom Beobachten der Sterne fasziniert und bittet<br />

Ecclitico, dass er auch einmal durch sein feines Teleskop den Mond<br />

anschauen darf.<br />

Bonafede sieht durch das Fernrohr, wie eine junge Frau und ein alter<br />

Mann miteinander schmusen. Er ist entzückt.<br />

Er schaut nochmals durch das Rohr und sieht, wie ein Ehemann seine<br />

Frau verprügelt. Er vermutet, sie sei bestimmt untreu gewesen.<br />

Begeistert bedankt er sich bei Ecclitico und verabschiedet sich mit dem<br />

Versprechen, gleich morgen wieder zu kommen.<br />

Aria Bonafede: »Oh che mondo benedetto!...«<br />

Bonafede kehrt beglückt nach Hause: Er findet die Welt auf dem Mond<br />

phantastisch.<br />

Amico, vi son schiavo…<br />

Der junge Edelmann Ernesto, gefolgt von seinem Diener Cecco, besucht<br />

seinen Freund Ecclitico. Die drei jungen Männer haben etwas Gemeinsames:<br />

Sie sind in die streng behüteten Frauen des Hauses Bonafede<br />

verliebt: Ecclitico in Clarice, Ernesto in Flaminia und Cecco in die schöne<br />

Zofe Lisetta. Ecclitico hat einen Plan und alle drei wollen sich daran<br />

halten.


Arie Ecclitico: »Un poco di denaro e un poco di giudicio…«<br />

Ecclitico garantiert: mit ein bisschen Geld und mit ein bisschen<br />

Verstand wird er sich und seine Freunde zum Glück führen…Er warnt<br />

sie, dass der Geizige und der Dumme nichts erreichen.<br />

Costui dovrebbe al certo…: Cecco staunt: »So macht man Geld…«.<br />

Ernesto aber ist von Eccliticos Plan überzeugt.<br />

Arie Ernesto: »Begli occhi vezzosi…«<br />

Ernesto spürt das nahende Glück und ruft in Gedanken seine<br />

Angebetete: Ihre schönen Augen, ihre schönen Lippen werden bald bei<br />

ihm sein…<br />

Eh venite, germana…<br />

Clarice will aus dem Haus, die frische Luft zu genießen. Flaminia<br />

zögert, aber schließlich folgt sie. Beide wollen bald heiraten und das<br />

strenge Elternhaus verlassen.<br />

Aria Flaminia: »Ragion nell’ alma siede…ma si disarma e cede, se la<br />

compatte Amor…«<br />

Flaminia beteuert: Die Vernunft beherrscht als Königin die Seele, aber<br />

sie wird machtlos und fällt, wenn Amor vor ihr steht.<br />

Brava signora figlia!<br />

Bonafede ertappt seine ungehorsame Tochter. Sie aber steht mutig zu<br />

ihrem Ungehorsam.<br />

Aria Clarice: Son fanciula da marito!<br />

Clarice sagt es ihrem Vater klar: Sie ist erwachsen und bereit zu<br />

heiraten, und wenn er ihr nicht zustimmt, wird sie ihren Mann selbst<br />

finden.


»Se mandarla potessi…«<br />

Am liebsten möchte Bonafede seine Tochter zum Mond schicken.<br />

Sein Seelentrost ist die sanfte Lisetta: Sie hat das Abendessen zubereitet.<br />

Duett Bonafede-Lisetta: »Non aver di me sospetto…«<br />

»Hab kein Angst vor mir, ich habe kein böses Herz…« Bonafede fleht<br />

Lisetta an, ihm zu vertrauen, er ist nämlich lieb und unschuldig wie ein<br />

kleines Kind vor ihr…<br />

Ehi, signor Bonafede, si puol entrar?...<br />

Ecclitico besucht Bonafede. Er kommt, um sich zu verabschieden. Er hat<br />

vor, zum Mond zu reisen, denn der Herrscher dort hat ihn zu sich eingeladen.<br />

Fassungslos fragt Bonafede, wie dies geschehen soll.<br />

Ecclitico vertraut ihm die geheimen Tricks: Durch das Fernrohr habe<br />

ihm der Imperator einen gewissen Likör geschickt. Wenn man ihn<br />

einnimmt, wird man von seiner irdischen Materie befreit und abgehoben.<br />

Fasziniert bittet Bonafede, etwas von diesem Likör auch selbst<br />

kosten zu dürfen.<br />

Finale: Vado, vado, volo, volo…<br />

Ecclitico reicht ihm das Wundergetränk, und Bonafede fühlt sich bald<br />

als ob er flöge.<br />

Entsetzt eilen Clarice und Lisetta dem »fliegenden« Vater zur Hilfe. Sie<br />

denken, er sei am Sterben und sie beweinen ihn. Ecclitico versucht, sie<br />

zu beruhigen und zu trösten: Ihr Vater hat bereits sein Testament <strong>für</strong> sie<br />

verfasst.


- ZWEITER AKT -<br />

Ecclitico verwandelt seinen Garten in eine Mondlandschaft.<br />

Der aufwachende Bonafede wird von schönen Frauen empfangen und<br />

verwöhnt.<br />

Uomo feliche: Glücklicher Mann!: Bonafede wird in die<br />

»Mondgesellschaft« feierlich aufgenommen.<br />

»Ma che vedo!...«<br />

Cecco tritt als Mondkaiser auf. Ernesto als Stern Hesperus begleitet ihn.<br />

Der staunende Bonafede stellt die Bitte, seine Töchter und Lisetta zu sich<br />

zu holen. Der Kaiser verspricht es ihm.<br />

Arie: Un avaro suda pena…<br />

Der Geizhals stirbt plötzlich und verliert alles. Der Stolze verlangt nach<br />

Respekt und hat kein Brot zu essen. Der Eifersüchtige leidet und der<br />

Rastlose wird bekämpft. Daher sind wir alle, alle Narren auf dieser Welt!<br />

Ove mi conducete?<br />

Lisetta wird hereingeführt. Sie staunt: Cecco soll der Imperator des Mondes<br />

sein! Und er lädt sie sogar an seine Seite am Thron ein! Nach kurzem Zögern<br />

entscheidet sie sich, ihm zu folgen.<br />

»Mie care figlie, siate le bienvenute!...«<br />

Bonafede empfängt selig seine Töchter. Seiner Freude aber folgt gleich<br />

die Sorge: Der »Mondherrscher« weist seine Tochter Flaminia dem<br />

»Stern-Hesperus« zu. Bonafede protestiert heftig aber schließlich muss<br />

er es akzeptieren.


Arie Flaminia: »Se la mia stella si fa mia guida…«<br />

»Wenn mein Stern mich ruft, finde ich nichts Schöneres, als ihm zu<br />

folgen«<br />

»Ecclitico, che siete mio ceremoniere…«: Nun weist der<br />

»Mondherrscher« Clarice dem Ecclitico zu. Auch diesmal ist der Vater<br />

dagegen machtlos.<br />

Arie Clarice: »Quanta gente che sospira…«<br />

Clarice findet, dass so viele Menschen den Mond verstehen möchten,<br />

aber nur wenige bekommen dieses Glück. Die meisten werden getäuscht<br />

und hintergangen.<br />

Finale<br />

Alle huldigen dem Kaiserpaar. Bonafede ist von der Mondsprache und<br />

von den Mondriten entzückt und mitgenommen. Die Eheschließung der<br />

Paare findet feierlich statt. Kurz vor dem glücklichen Ende der Zeremonie<br />

erwischt Bonafede das Wort „Komödie“ aus dem Mund der Frauen.<br />

Er begreift nun das Spiel und es kommt zum Eklat. Die jungen Paare<br />

vermögen ihn kaum zu halten, er beschimpft sie: andate al diavolo!<br />

Die jungen Paare appellieren an seine Vatergefühle und erflehen von<br />

ihm Erbarmen, Vergebung und Verständnis.<br />

Tutti perdono!:<br />

Die Vernunft und Vaterliebe siegen: Bonafede verzeiht allen und gibt<br />

den drei Paaren seinen Segen. Glück allerseits.<br />

Finale ultimo :<br />

»Dal Mondo della luna a noi ci vien fortuna!...«<br />

Vom Mond kommt Glück und Seligkeit zu uns herab!


Über das Stück<br />

Il mondo della Luna – Dramma giocoso<br />

Haydns »Il Mondo della Luna« wurde am 3. August 1777 im Haus<br />

Esterházy aufgeführt. Anlass war die Hochzeit des zweiten Sohnes von<br />

Fürst Nikolaus I. Graf Nikolaus Esterházy heiratete seine Cousine Gräfin<br />

Maria Anna Weißenwolf. Die Hochzeitsfeierlichkeiten waren opulent<br />

geplant und ausgestattet: Eine Opernuraufführung, ein großer Ball im<br />

Schloss und die Aufführung einer Marionettenoper, die im Hause<br />

ähnlich beliebt war wie die Oper.<br />

Wie es einer Festoper zur Hochzeit gebührt, kommen in dem Stück<br />

gleich mehrere Liebespaare vor, die nach allerlei Wirren und Hindernissen<br />

schließlich glücklich werden. Bonafede, der strenge Vater wird<br />

geprellt und »auf den Mond geschickt«, aber: <strong>für</strong> einen guten Zweck!<br />

Durch die Mondperspektive entsteht in ihm ein neuer Verstand und er<br />

willigt in die drei Verbindungen ein. Versöhnung und Vergebung<br />

kehren rasch nach dem Sturm ein.<br />

Die scharf gezeichneten Charaktere des Werkes lehnen sich zwar an die<br />

Prototypen der Commedia del’ Arte an, aber sie werden von Haydn mit<br />

einem <strong>für</strong> seine Zeit ungewöhnlichen inneren Leben gefüllt.<br />

»allegro, andante, amabile, armonioso, strepitoso, arcistrepitoso,<br />

strepitosissimo!«<br />

Krönung des Stücks ist sein Finale am Ende des zweiten Aktes: Ecclitico<br />

und Ernesto rufen zum Mondfest auf: Es geht um die Krönung Lisettas<br />

zur Mondkaiserin und um die Hochzeit der Frauen mit ihren Geliebten.<br />

Es beginnt herzlich und heiter und allmählich steigert sich seine<br />

brillante Feierlichkeit zum dynamischen Ausbruch, der die Lösung der


Handlung bringt. Durch den Satz »Finita è la commedia« der unter den<br />

Paaren kursiert, begreift Bonafede die Farce, es kommt zum heftigsten<br />

Streit. Das Lustspiel wird zu Dramma giocoso und liefert dynamische<br />

Elemente von durchdringender Intensität, die nur ein paar Jahre später<br />

in Mozarts Opern wieder zu finden sind. Am besten beschreibt dieses<br />

Finale Mozarts Librettist, Lorenzo da Ponte: »adagio, allegro, andante,<br />

amabile, armonioso, strepitoso, arcistrepitoso, strepitosissimo!«<br />

(strepitoso = laut, tosend, schallend, durchschlagend, überwältigend,<br />

umwerfend, großartig!)<br />

Il mondo della Luna – Die »verkehrte Welt«:<br />

1750 schrieb Goldoni drei Libretti, die die Umkehrung der realen<br />

Verhältnisse thematisieren. Spätestens nach Kopernikus (1473-1543)<br />

wurde die Frage, ob der Mond bewohnt sei, zum beliebtesten<br />

Gesprächsthema der gebildeten Stände. Eine Reise zum Mond könnte<br />

das einzige Heilmittel sein, denn dort könnte man alles wieder finden,<br />

was auf der Erde jemals abhanden gekommen sei: Königskronen,<br />

Reichtümer, sogar einen ruinierten Ruf oder eine verwelkte Damenhaut<br />

wiederherstellen, das Glück der Liebenden, die verlorene Zeit der<br />

Jugend, ja, sogar die Urkunde über die Konstantinische Schenkung, auf<br />

der das Papsttum seinen Machtanspruch begründet! Und natürlich jede<br />

Menge von Geist, Verstand und Vernunft sogar mit dem Namen ihrer<br />

ursprünglichen Besitzer sauber etikettiert. Allein die Verrücktheit der<br />

Menschen ist nur auf der Erde zu finden.<br />

Goldoni bleibt gegenüber der Mondwelt lieber erdverbunden. Er findet,<br />

dass selbst wenn sie kein Lug und Trug sein sollte, und wenn es sie tatsächlich<br />

gäbe, ginge alles auch dort so schäbig und lächerlich wie auf<br />

der Erde zu. Aber er nutzt gern die Mondperspektive, um die irdischen<br />

Gepflogenheiten zu zeigen, Titelsucht, erstarrte Etiketten und den


Dünkel der Emporkömmlinge. Der Diener Cecco wird auf dem Mond<br />

zum Kaiser, die edlen Ernesto und Ecclitico bedienen ihn und die<br />

Töchter dürfen selbst ihren Mann auswählen. Der Reiz der Umkehrung<br />

der Verhältnisse sorgt viele Jahrzehnte <strong>für</strong> Stoff in Komödien.<br />

Franz Joseph Haydn<br />

31.3.1732, Rohrau, Niederösterreich – 31.5.1809, Wien<br />

»…zumindest <strong>für</strong> das Gebiet der italienischen Oper, war in diesen Jahren<br />

das Opernhaus Esterhazy unter der Leitung Haydns eines der wichtigsten<br />

Zentren der italienischen Opernkultur außerhalb Italiens in<br />

Europa.«<br />

Franz Joseph Haydn kam am 31.3. oder 1.4. 1732 im Dorf Rohrau in<br />

Niederösterreich zur Welt. Obwohl seine Eltern keine Noten lesen<br />

konnten, wurde in der Familie und mit den Nachbarn oft gesungen,<br />

und seine Brüder schlugen ebenfalls den musikalischen Weg ein.<br />

Michael wurde auch Komponist und Johann Tenor.<br />

Als 8-jähriger wurde Joseph Haydn als Sängerknabe in den Stephansdom<br />

in Wien aufgenommen und blieb dort 9 Jahre lang. Er erhielt dazu<br />

Gesangs-, Klavier- und Violinunterricht. Als er nach dem Stimmbruch<br />

entlassen wurde, folgte in seinem Leben eine schwierige Periode von<br />

etwa 10 Jahren, in denen er vielen Tätigkeiten nachging, wie z.B. als<br />

Begleiter und Kammerdiener oder als »Extra <strong>Musik</strong>us« bei Kaiserlichen<br />

Bällen in der Karnevalszeit.<br />

1761 bekam er die Stelle des Kapellmeisters bei der Familie Esterházy, der<br />

er als livrierter <strong>Musik</strong>er im Rang eines Hausoffiziers bis zum Tod seines<br />

Fürsten 1790 diente. In dieser Zeit dirigierte Haydn fast jeden dritten Tag<br />

eine Aufführung, 82 Opernpremieren, darunter 6 eigene und weitere 22


Werke, die er <strong>für</strong> die Aufführung vorbereitet hatte. Das Opernhaus von<br />

Esterháza war ein freistehendes Gebäude an der Westseite des Gartens<br />

der Schloßanlage. Es bestand aus einem Foyer, dem Zuschauerraum, der<br />

Bühne und Garderoben. Der in Rot, Gold und Grün gehaltene Theatersaal<br />

fasste 400 Personen. Seine Bühne war 8m breit und 18m tief und<br />

mit Versenkungen und Flugeinrichtungen ausgerüstet.<br />

»Es wird täglich wechselweise sowohl italiänische Opera Seria, als Buffa<br />

und deutsche Komödien gespielt, denen der Fürst immer beywohnt,<br />

und meist die Stunde um sechs Uhr Abends richtig hält« berichtet Iván<br />

Szabó-Jilek.<br />

»Es ist unbeschreiblich, wie sehr da das ganze Orchester auf einmal<br />

ertönt, und bald die rührendste Delikatesse, bald die heftigste<br />

Gewalt der Instrumente, die Seele durchdringt, -denn der grosse<br />

Tonkünstler, Herr Haiden, dirigiret dieselbe…«<br />

Seit 1781 begann eine enge Freundschaft mit Mozart, in dessen Werken<br />

man immer wieder Haydns Einfluss findet. Sie spielten oft gemeinsam<br />

in Quartetten und bewunderten sich gegenseitig.<br />

Mit dem Tod Esterhazys nahm diese Periode ihr Ende. Durch das<br />

Angebot des deutschen Impressarios Johann Peter Salomon unternahm<br />

er zwei Reisen nach London, die sein Werk internationalen Erfolg und<br />

Ruhm brachten. Er kehrte schließlich zurück nach Wien, wo er seinen<br />

Lebensabend in Ehren und Anerkennung verbrachte. 1792 lernte er den<br />

21-jährigen Ludwig van Beethoven kennen, der ihm vorspielte. Er nahm<br />

ihn gleich als Meisterschüler auf. Trotz seines fortschreitenden Alters<br />

schaute Haydn in die Zukunft und schrieb:


»Oh Gott, wie viel ist noch zu tun in dieser herrlichen Kunst!«<br />

In dieser Zeit fand er oft Trost und Freude beim Spielen der Kaiserhymne,<br />

die er 1797 als patriotische Geste komponiert hatte. Er starb 1809<br />

an allgemeiner Entkräftung. Zu seinen letzten Worten gehörte sein<br />

Bemühen, seine Diener zu beruhigen, als in der Gegend<br />

Kanonenschüsse der einmarschierenden französischen Truppen unter<br />

Napoleon fielen.<br />

Joseph Haydn war ein optimistischer Mensch mit einem kräftigen Sinn<br />

<strong>für</strong> Humor. Seine <strong>Musik</strong>er schätzten und liebten ihn, weil er eine faire<br />

und herzliche Arbeitsatmosphäre pflegte. Er sah nicht gut aus, er war<br />

sehr klein und er hatte die Pocken überstanden, die seine Haut mit<br />

Narben gezeichnet hatten. Umso überraschter war er, dass ihn die<br />

Frauen in London frenetisch umschwärmten.<br />

Anastasia Vareli


»Ich war von der Welt abgesondert,<br />

niemand in meiner Nähe konnte<br />

mich an mir selbst irremachen und quälen,<br />

und so musste ich original werden.«<br />

Joseph Haydn über die Jahren 1761-1790<br />

seiner Tätigkeit im Haus Esterhazy

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