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<strong>Mitschriften</strong> <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>Bürgerliches</strong> <strong>Recht</strong> ( <strong>Dozent</strong> Engels)<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Seite</strong><br />

1.0 Einführung in das bürgerliche <strong>Recht</strong> - geschichtliche Entwicklung des bürgerlichen<br />

<strong>Recht</strong>s (-> Skript) ...........................................................................................................................3<br />

1.1 Die Einordnung des Privatrechts in das <strong>Recht</strong>ssystem ..........................................................4<br />

1.1.1 objektives und subjektives <strong>Recht</strong>: .......................................................................................4<br />

1.1.2 absolute und relative <strong>Recht</strong>e = Arten subjektiver <strong>Recht</strong>e ...................................................6<br />

1.1.2.2 Erwerb subjektiver <strong>Recht</strong>e : (ursprünglicher oder abgeleiteter Erwerb<br />

Einzelrechtsnachfolge oder Gesamtrechtsnachfolge) .......7<br />

1.1.1.3 Einzelrechtsnachfolge/Gesamtrechtsnachfolge................................................................8<br />

1.1.2.4 Die Einordnung des Privatrechts in das <strong>Recht</strong>ssystem - Beispielsfälle ...........................8<br />

1.1.3 geschriebenes <strong>Recht</strong> und Gewohnheitsrecht .....................................................................10<br />

1.1.3.2 Die Bedeutung der Sitte für das <strong>Recht</strong> - Beispielsfälle..................................................12<br />

1.2 Wie entsteht eine <strong>Recht</strong>snorm? ............................................................................................13<br />

1.3 Formen des gesetzten <strong>Recht</strong>s ...............................................................................................14<br />

1.3.1. Gesetze: ............................................................................................................................14<br />

1.3.2 <strong>Recht</strong>sverordnung: ............................................................................................................14<br />

1.3.3 Satzungen: .........................................................................................................................14<br />

1.3.4 EG <strong>Recht</strong> ...........................................................................................................................15<br />

1.4. öffentliches <strong>Recht</strong> und Privatrecht ......................................................................................15<br />

2. Das BGB....................................................................................................................................17<br />

2.1. Aufbau des BGB ( Abstraktion / vor die Klammer ziehen )...............................................17<br />

2.2. Grundlegende Prinzipien des BGB: ....................................................................................17<br />

2.3 Inhalt und Arten von Normen ..............................................................................................19<br />

2.3.2 Inhalt und Arten von Normen Beispielsfälle.....................................................................20<br />

Fall: Maler Klecks..................................................................................................................20<br />

Fall: Nacktfotos im Internet ...................................................................................................20<br />

2.4 strenges <strong>Recht</strong> / billiges <strong>Recht</strong> .............................................................................................21<br />

2.5 zwingendes <strong>Recht</strong> / nachgiebiges <strong>Recht</strong> ( Folie) .................................................................22<br />

3. Prüfungsschema .......................................................................................................................23<br />

3.1 Prüfungsschema bei vertraglichen/gesetzlichen Anspruchsgrundlagen: .............................23<br />

3.2 Arbeitsweisen bei der Lösung juristischer Fälle ..................................................................25<br />

3.3.3 Übersicht Wichtigste Anspruchsgrundlagen.....................................................................28<br />

Fall: Der entwendete und verkaufte PKW: ............................................................................38<br />

4. Schuldrecht ...............................................................................................................................40<br />

4.1 Die Lehre vom <strong>Recht</strong>sgeschäft ' Was ist ein <strong>Recht</strong>sgeschäft ? Definition ?........................40<br />

4.3 <strong>Recht</strong>sfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Deliktfähigkeit...........................................................44<br />

4.3.1 Minderjährigenschutz § 104 ff BGB................................................................................44<br />

4.3.2 Arbeitsblatt Minderjährigenschutz (Lösungen)-Folie.......................................................46<br />

Fall 1) .....................................................................................................................................46<br />

Fall 2) .....................................................................................................................................51<br />

Fall 3) .....................................................................................................................................53<br />

Fall 4) .....................................................................................................................................54<br />

Fall 5) .....................................................................................................................................56<br />

Fall 7a)....................................................................................................................................57<br />

Fall 7b) ...................................................................................................................................59<br />

-1-


- <strong>Seite</strong> 2 -<br />

4.5 Anfechtbarkeit des Vertrages (richtiger: der WE) ...............................................................65<br />

4.6 Stellvertretung Arbeitsblatt ..................................................................................................66<br />

4.6.1 Stellvertretung (Schema) §§ 164 ff BGB, §§ 48 ff HGB..............................................69<br />

Beispielfall .............................................................................................................................72<br />

Beispielfall: ............................................................................................................................74<br />

4.6.2 Beispielsfall <strong>zur</strong> Lösung einer Klausur im Gutachten -Stil...............................................76<br />

4.7 Untergang eines entstandenen Anspruchs............................................................................83<br />

4.7.1 reale Erfüllung; Erfüllungssurrogate § 362 ff BGB ..........................................................83<br />

Fall Kündigung Mietvertrag nach Kleckerzahlung................................................................86<br />

4.7.2 Rücktritt und Anspruch auf Rückgewähr bei....................................................................87<br />

Leistungsstörung / Gewährleistungsansprüchen ...............................................................87<br />

Fall: der <strong>zur</strong>ückgedrehte Tacho (hier nur Rücktritts - RF).....................................................87<br />

4.7.3 Widerruf, Rückgabe beim Verbrauchervertrag.................................................................89<br />

§ 355 I, 346 ff BGB / 356 BGB ........................................................................................89<br />

4.7.4 Kündigung.........................................................................................................................90<br />

4.7.5 Untergang des Anspruchs bzw..........................................................................................90<br />

Anspruch auf Vertragsanpassung bei WGG, § 313 BGB .................................................90<br />

4.8.1. Übersicht Einreden...........................................................................................................91<br />

4.9.1 Vertragliche Schadensersatzansprüche .............................................................................92<br />

4.9.2 <strong>Recht</strong> der Leistungsstörung, anfängliche / nachträgliche / ...............................................95<br />

subjektive / objektive Unmöglichkeit ..............................................................................95<br />

4.9.3 Gewährleistung beim Kaufvertrag ....................................................................................96<br />

5. Deliktshaftung.........................................................................................................................100<br />

6. ungerechtfertigte Bereicherung ............................................................................................102<br />

7. BGB - Sachenrecht.................................................................................................................103<br />

7.1) Allgemeines ......................................................................................................................105<br />

7.2 Sachenrechtliche Vorschriften............................................................................................106<br />

7.3 ) Grundprinzipen des Sachenrechts ...................................................................................109<br />

7.4.2 Sachenrecht Erwerb vom Berechtigten und gutgläubiger Erwerb.............................115<br />

7.5 Sachenrecht (Hypothek und Grundschuld).......................................................................117<br />

-2-


- <strong>Seite</strong> 3 -<br />

1.0 Einführung in das bürgerliche <strong>Recht</strong> - geschichtliche Entwicklung des<br />

bürgerlichen <strong>Recht</strong>s (-> Skript)<br />

(teilweise wichtig für Auslegung der Normen und für das Verständnis der richterlichen<br />

<strong>Recht</strong>sfortbildung)<br />

BGB am 18.08.1886 verkündet<br />

am 01.01.1900 in Kraft getreten<br />

Erste einheitliche Kodifikation des bürgerlichen <strong>Recht</strong>s für das ganze damalige Deutsche Reich<br />

beseitigte erstmals seit Jahrhunderten bestehende <strong>Recht</strong>szersplitterung insbesondere auf dem<br />

Gebiet des Handels.<br />

Der Deutsche Bund hatte keine Gesetzgebungsgewalt. Daher war ein inhaltsgleiches Gesetz aller<br />

deutschen Staaten notwendig.<br />

Zur Vereinheitlichung des Handels wurden erlassen:<br />

Allgemeine Deutsche Wechselordnung von 1848<br />

Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch von 1861<br />

Die Verfassung des Norddeutschen Bundes von 1867 und die Reichsverfassung von 1871<br />

sahen eine Gesetzgebungskompetenz des Bundes oder des Reiches nur für Teile des Privatrechts<br />

vor. Die Gesetzgebungskompetenz sollte ausgedehnt werden.<br />

Anträge der Abgeordneten und Miquel und Lasker führten <strong>zur</strong> Änderung der<br />

Reichsverfassung 1873.<br />

Damit war der Weg für ein einheitliches BGB frei.<br />

=>1874: Vorkommission (11 Juristen) begann auf Beschluss des Bundesrates mit der Erarbeitung<br />

eines Entwurfes der fünf Bücher des BGB<br />

=> 1888 wurde Entwurf 1 (E I) nebst Begründung vorgelegt<br />

Dieser Entwurf wurde kritisiert als zu sehr am römischen <strong>Recht</strong> orientiert.<br />

=> 1890: Bundesrat setzte zweite Kommission ein (Juristen, Vertreter der Berufskreise,<br />

Nationalökonomen)<br />

=> 1895: Entwurf 2 (E II) wurde vorgelegt (im Wesentlichen durch Schutzgesetze für Schwache<br />

gekennzeichnet)<br />

Bundesrat änderte unter anderem das Vereinsrecht<br />

=>1896: Entwurf 3 (E III) wurde vorgelegt als Vorlage an den Reichstag mit sog. Denkschrift.<br />

Der Reichstag änderte unter anderem Vereinsrecht, Erbrecht (erstmals eigenhändiges<br />

Testament möglich) und Bienen-<strong>Recht</strong> (§ 961 bis 964 BGB; Vertreter der Berufskreise).<br />

=> 1896: BGB vom Reichstag angenommen, vom Bundesrat ratifiziert, von Kaiser ausgefertigt<br />

im Reichsgesetzblatt (RGBl.) veröffentlicht.<br />

-3-


- <strong>Seite</strong> 4 -<br />

Die Entwürfe, Motive, Protokolle, Denkschriften sind noch heute bei der Auslegung des Gesetzes<br />

von Bedeutung<br />

(Beispiel für die Auslegung des Gesetzes bei Lücken: Leasingverträge)<br />

Das BGB enthält starke Anlehnungen an das römische <strong>Recht</strong><br />

(strenge logische Struktur, Abstraktion, vor die Klammer gezogener allgemeine Teil)<br />

jedoch auch deutliche Elemente aus dem deutschen <strong>Recht</strong><br />

(Differenzierung zwischen beweglichen und unbeweglichen Sachen, vgl. Bezeichnung der<br />

"Auflassung" gemäß<br />

§ 925 BGB).<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.1 Die Einordnung des Privatrechts in das <strong>Recht</strong>ssystem<br />

(objektives und subjektives <strong>Recht</strong>: absolute und relative <strong>Recht</strong>e,<br />

geschriebenes <strong>Recht</strong> und Gewohnheitsrecht, öffentliches <strong>Recht</strong> und Privatrecht)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.1.1 objektives und subjektives <strong>Recht</strong>:<br />

was ist <strong>Recht</strong>? Def. : <strong>Recht</strong> ist die Ordnung, die sich an der Gerechtigkeit orientiert.<br />

Definition objektives <strong>Recht</strong>:<br />

<strong>Recht</strong> im objektiven Sinne ist die <strong>Recht</strong>sordnung, das heißt die Gesamtheit der<br />

<strong>Recht</strong>svorschriften, durch die das Verhältnis einer Gruppe von Menschen zueinander oder zu den<br />

übergeordneten Hoheitsträgern oder zwischen diesen geregelt ist. Diese Regeln können<br />

ausdrücklich gesetzt sein (gesetztes = geschriebenes <strong>Recht</strong>) oder sich in langjähriger Übung<br />

herausgebildet haben (Gewohnheitsrecht)<br />

Die <strong>Recht</strong>snormen (geschriebenes oder ungeschriebenes <strong>Recht</strong>), die in einer bestimmten<br />

Gemeinschaft und einem bestimmten Bereich effektiv gelten, bezeichnet<br />

man als positives <strong>Recht</strong>.<br />

Definition subjektives <strong>Recht</strong>:<br />

Subjektives <strong>Recht</strong> ist die Befugnis, die sich für den Berechtigten aus dem objektiven <strong>Recht</strong><br />

unmittelbar ergibt (gesetztes <strong>Recht</strong>) oder die auf Grund des objektiven <strong>Recht</strong>s erworben wird<br />

(erworbenes <strong>Recht</strong>).<br />

Anders formuliert: Die von der <strong>Recht</strong>sordnung verliehene Willensmacht einer Person zu<br />

Befriedigung menschlicher Interessen.<br />

(Brox, Medicus)<br />

Das subjektive <strong>Recht</strong> muss sich aus dem <strong>Recht</strong> im objektiven Sinn ergeben.<br />

Kein Subjektives <strong>Recht</strong> liegt vor, wenn die „ Befugnis“ nicht dem <strong>Recht</strong>, sondern etwa der Sitte<br />

oder Sittlichkeit entspringt<br />

-4-


- <strong>Seite</strong> 5 -<br />

Beispiel:<br />

Der Bauer verspricht per Handschlag den Verkauf seines Ackers für 5.000 €<br />

Sittliche Pflicht <strong>zur</strong> Erfüllung besteht, rechtlicher Anspruch besteht auf Grund des Formmangels<br />

(§ 311 b BGB<br />

n.F. = § 313 BGB a.F.) nicht.<br />

Subjektives <strong>Recht</strong> muss einer Person (Menschen, juristische Person) zustehen.<br />

=> <strong>Recht</strong>ssubjekt = Träger von <strong>Recht</strong>en und Pflichten<br />

Beispiel:<br />

Toter ist nicht mehr Träger von subjektiven <strong>Recht</strong>en.<br />

Nur der Erbe (§ 1922 BGB) ist dann Träger der <strong>Recht</strong>e und Pflichten.<br />

Willensmacht = Bestimmungsbefugnis ( sichert Freiheit des Einzelnen )<br />

Bsp.: § 903 <strong>Recht</strong> aus Eigentum ,<br />

<strong>Recht</strong> auf einen Anspruch zu verzichten, ihn zu stunden<br />

Arten subjektiver <strong>Recht</strong>e: (differenziert nach ihrem Inhalt)<br />

Das subjektive <strong>Recht</strong> kann ein Herrschaftsrecht, ein Anspruch oder ein Gestaltungsrecht sein.<br />

- Herrschaftsrechte:<br />

räumen dem Inhaber eine absolute und unmittelbare Herrschaftsmacht über einen bestimmten<br />

Gegenstand ein<br />

Beispiel<br />

Herrschaftsrechte an Sachen: § 90,903 BGB;<br />

Herausgabeanspruch : § 985 BGB;<br />

Abwehranspruch/Unterlassungsanspruch: § 1004 BGB<br />

Herrschaftsrechte gegenüber einer Person (des Gläubigers gegenüber dem Schuldner,<br />

Schuldturm, Leibeigenschaft) sind abgeschafft<br />

Das Eltern- Kind-Verhältnis beinhaltet kein Herrschaftsrecht, sondern nur Sorgerechte<br />

und -pflichten (§ 1626 BGB)<br />

Herrschaftsrechte an <strong>Recht</strong>en: Nießbrauch § 1068 BGB , Pfandrecht § 1273 BGB<br />

Herrschaftsrechte an geistigen Schöpfungen (Immaterialgüterrecht)<br />

Urheberrechtsgesetz, PatG<br />

- Ansprüche:<br />

<strong>Recht</strong>, von einer bestimmten anderen Person ein Tun oder Unterlassen zu verlangen,<br />

vgl. § 241 BGB<br />

Ansprüche können auf:<br />

Bewirken einer Leistung ( Anspruch auf Zahlung von Geld, Anspruch auf Übereignung) oder<br />

Unterlassen einer Handlung (Anspruch auf Unterlassen einer bestimmten ehrverletzenden<br />

Behauptung) gerichtet sein.<br />

- Ansprüche in Form von<br />

Gestaltungsrechten: .<br />

Def.: Gestaltungsrecht = <strong>Recht</strong>, ohne Mitwirken eines anderen, auf eine bestehende <strong>Recht</strong>slage<br />

einzuwirken<br />

-5-


- <strong>Seite</strong> 6 -<br />

Beispiel:<br />

Abgabe einer Willenserklärung, die unmittelbare Gestaltungswirkung hat:<br />

Anfechtung ( vgl. §§ 119 ff BGB) ,<br />

Rücktritt ( vgl. §§ 346 ff BGB) ,<br />

Kündigung (nachlesen bei Mietvertrag, Darlehensvertrag, Werkvertrag)<br />

(Merken: Kündigung immer zulässig bei Dauerschuldverhältnissen)<br />

- Ansprüche in Form von<br />

Persönlichkeitsrechten:<br />

<strong>Recht</strong>e die dem einzelnen Menschen als Persönlichkeit zustehen: (Leben und körperliche<br />

Unversehrtheit, Freiheit:<br />

vgl. § 823 BGB)<br />

Namensrecht: vgl. § 12 BGB<br />

<strong>Recht</strong> am eigenen Bild: vgl. Kunst und Urheber Gesetz (KUG)<br />

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.1.2 absolute und relative <strong>Recht</strong>e = Arten subjektiver <strong>Recht</strong>e<br />

(differenziert nach Person des Verpflichteten)<br />

- absolute <strong>Recht</strong>e<br />

- relative <strong>Recht</strong>e<br />

absolutes <strong>Recht</strong> Definition und Beispiele ?<br />

= gegenüber jedem Dritten bestehendes <strong>Recht</strong><br />

(Abwehrrechte aus<br />

- Eigentum (§ 929 BGB / 925 i. V. m. 873 -> 903 BGB),<br />

- Besitz (§ 854 BGB -> 859 BGB Selbsthilfe des Besitzers gegen verbotene Eigenmacht,<br />

Urheberrecht)<br />

relatives <strong>Recht</strong> Definition und Beispiele ?<br />

= gegenüber bestimmten Personen bestehendes <strong>Recht</strong><br />

(<strong>Recht</strong> aus Schuldverhältnissen § 241ff BGB = Anspruch aus nicht besonders geregeltem<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäft Anspruch aus besonders geregelten <strong>Recht</strong>sgeschäften: (nicht vollständig, vgl.<br />

daher Inhaltsverz. BGB)<br />

zu Abschnitt 8 : („einzelne Schuldverhältnisse“)<br />

Kauf<br />

( § 433 BGB),<br />

Tausch<br />

( § 474 BGB),<br />

Darlehen<br />

(§ 488 BGB n.F. = 607 a.F.),<br />

Schenkung ( § 516 BGB) ,<br />

Miete / Pacht ( § 535 ff. BGB),<br />

Leihe<br />

(§ 598 BGB)<br />

Dienstvertrag (§ 611 BGB)<br />

Werkvertrag (§ 631 BGB)<br />

Reisevertrag (§ 651 a BGB)<br />

Mäklervertrag ( § 652 BGB)<br />

Auslobung ( § 657 BGB)<br />

Geschäftsbesorgung ( § 662 BGB)<br />

-6-


- <strong>Seite</strong> 7 -<br />

Geschäftsbesorgung (§ 677 BGB)<br />

ohne Auftrag (GoA)<br />

ungerechtfertigte ( § 812 BGB)<br />

Bereicherung<br />

unerlaubte Handlung = Schadensersatzanspruch ( SEA) aus Delikt ( § 823 BGB)<br />

Ansprüche, die sich nicht aus Vertrag, sondern aus einer <strong>Recht</strong>sposition ergeben:<br />

aus Besitz gegenüber demjenigen, der den Besitz stört: § 862 BGB<br />

aus Eigentum gegenüber dem Besitzer ( Herausgabe) : § 985 BGB<br />

aus Eigentum gegenüber demjenigen, der das Eigentum stört: § 1004 BGB<br />

Definition Anspruch:<br />

<strong>Recht</strong>, von einem anderen ein Tun oder Unterlassen zu verlangen<br />

welche Arten von Ansprüchen gibt es?<br />

Beispiel:<br />

schuldrechtlicher Anspruch (persönliche oder obligatorischer Anspruch) <strong>Recht</strong> aus einem<br />

Schuldverhältnis, § 241 BGB<br />

(Schuldrecht = Leihrecht § 598 ff)<br />

dingliche Anspruch: das <strong>Recht</strong> aus einem Sachenrecht (Eigentum, Besitz, Pfandrecht)<br />

(dinglicher Anspruch = Sachenrecht – Herausgabeanspruch § 985)<br />

familienrechtlicher Anspruch<br />

erbrechtlicher Anspruch<br />

(zwischen Erben und Miterben)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.1.2.2 Erwerb subjektiver <strong>Recht</strong>e : (ursprünglicher oder abgeleiteter Erwerb,<br />

Einzelrechtsnachfolge oder Gesamtrechtsnachfolge)<br />

Definition derivatives <strong>Recht</strong> = durch abgeleiteten Erwerb entstanden:<br />

abgeleitetes <strong>Recht</strong> (durch Kauf oder Eigentumsübergang erworbenes <strong>Recht</strong>)<br />

Definition originäres <strong>Recht</strong> = nicht von einem anderen ( abgeleitet ) erworbenes <strong>Recht</strong>:<br />

ursprünglich entstandenes <strong>Recht</strong> (Beispiel: Aneignung einer herrenlosen Sache)<br />

Einzelrechtsnachfolge/Gesamtrechtsnachfolge (jeweils Formen des abgeleiteten<br />

Erwerbs)<br />

Einzelrechtsnachfolge (auch Sondernachfolge, Singularsukzession):<br />

der Erwerb bezieht sich nur auf ein einzelnes <strong>Recht</strong><br />

Beispiel:<br />

<strong>Recht</strong>serwerb durch Vertrag<br />

auch Vertrag das Vermögen im Ganzen<br />

Abtretung ( § 398 BGB)<br />

Gesamtrechtsnachfolge (Universalsukzession):<br />

der Erwerb bezieht sich auf einen gesamten Komplex von <strong>Recht</strong>en (Ausnahmefall und nur in<br />

den vom Gesetz ausdrücklich zugelassenen Fällen möglich; stets auf gesetzlicher Anordnung<br />

beruhend).<br />

-7-


- <strong>Seite</strong> 8 -<br />

Beispiel:<br />

- Erbfolge gemäß § 1922 BGB<br />

- vor der Ehe Gütergemeinschaft vereinbart: mit Eheschließung entsteht gemäß § 1416 BGB<br />

gemeinschaftliches Vermögen, ohne dass es einer Übertragung der <strong>Recht</strong>e an einzelnen<br />

Gegenständen bedarf<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.1.1.3 Einzelrechtsnachfolge/Gesamtrechtsnachfolge<br />

(jeweils Formen des abgeleiteten Erwerbs)<br />

(ursprünglicher Erwerb – originär)<br />

(abgeleiteter Erwerb/<strong>Recht</strong> – Derivative)<br />

ursprünglicher Erwerb = eine Sache die keinen Vorbesitzer hatte<br />

Herrenlose Sachen<br />

Einzelrechtsnachfolge (auch Sondernachfolge, Singularsukzession):<br />

der Erwerb bezieht sich nur auf ein einzelnes <strong>Recht</strong><br />

Beispiel:<br />

<strong>Recht</strong>serwerb durch Vertrag<br />

auch Vertrag das Vermögen im Ganzen<br />

Abtretung ( § 398 BGB)<br />

Gesamtrechtsnachfolge (Universalsukzession):<br />

der Erwerb bezieht sich auf einen gesamten Komplex von <strong>Recht</strong>en (Ausnahmefall und nur in<br />

den vom Gesetz ausdrücklich zugelassenen Fällen möglich; stets auf gesetzlicher Anordnung<br />

beruhend).<br />

Beispiel:<br />

- Erbfolge gemäß § 1922 BGB<br />

- vor der Ehe Gütergemeinschaft vereinbart: mit Eheschließung entsteht gemäß § 1416 BGB<br />

gemeinschaftliches Vermögen, ohne dass es einer Übertragung der <strong>Recht</strong>e an einzelnen<br />

Gegenständen bedarf<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.1.2.4 Die Einordnung des Privatrechts in das <strong>Recht</strong>ssystem - Beispielsfälle<br />

Fall:<br />

A wirft seinen defekten Regenschirm weg. B kommt um die Ecke und hebt in diesem Schirm auf,<br />

um ihn für sich zu behalten.<br />

- Wer ist Eigentümer und wie wurde das Eigentum erworben?<br />

Lösung:<br />

Kein abgeleiteter Erwerb nach § 929 BGB, weil A sein Eigentum aufgegeben hatte (§ 959 BGB).<br />

B hat das Eigentum durch Aneignung, das heißt nicht abgeleitet, sondern originär, erworben (§<br />

958<br />

Absatz 1 BGB)<br />

-8-


- <strong>Seite</strong> 9 -<br />

Fall:<br />

A verkauft an B mehrere Rohre unter Eigentumsvorbehalt.<br />

B verschweißt diese Rohre zu Heizungsrohren und baut diese Heizung in sein Haus ein.<br />

- Wer ist Eigentümer?<br />

Lösung:<br />

Kein abgeleiteter Erwerb nach § 929 BGB, weil A dem B die Rohre zwar verkauft, aber noch<br />

nicht übereignet hat (Abstraktionsprinzip!!!)<br />

B hat das Eigentum an den Rohren jedoch durch Verarbeitung (§ 950 BGB) oder Verbindung mit<br />

einem Grundstück (§ 946 BGB) erworben.<br />

B leitet sein Eigentum daher nicht vom Eigentum des A ab.<br />

Er ist Eigentümer geworden durch Verbindung oder Verarbeitung unabhängig davon, wer vorher<br />

Eigentümer war.<br />

Fall:<br />

A und B sind sich darüber einig, dass B das Fahrrad des A für 20 € bekommen soll.<br />

B bringt dem A die 20 €. A verspricht, das Fahrrad am nächsten Tag dem B nach Hause zu<br />

bringen.<br />

- Wer ist Eigentümer?<br />

Lösung:<br />

Für die Frage, ob eine Pflicht <strong>zur</strong> Übereignung besteht, kommt es auf die Anspruchsgrundlage an,<br />

hier § 433 BGB.<br />

Für die Frage, wer Eigentümer ist, kommt es nur auf das Sachenrecht (nicht SchuldR) an.<br />

Wann jemand Eigentümer wird, ist in § 929 BGB bzw. §§ 925, 873 BGB geregelt.<br />

Erforderlich ist bei beweglichen Sachen gem. § 929 BGB, dass der Eigentümer dem Erwerber die<br />

Sache übergibt und beide sich in diesem Zeitpunkt darüber einig sind, dass der Erwerber<br />

Eigentümer werden soll. ( <strong>zur</strong> weiteren Voraussetzung: Berechtigung des Veräußerers<br />

vgl. § 932 BGB)<br />

Hier:<br />

dinglicher Einigung (+)<br />

Übergabe: (Wechsel des Besitzers): noch nicht.<br />

Folge:<br />

B ist (noch) nicht Eigentümer.<br />

Abwandlung:<br />

Am nächsten Tag bringt die Schwester des A in dessen Auftrag das Fahrrad zum B.<br />

Lösung:<br />

Obersatz: B könnte Eigentümer nach § 929 BGB geworden sein.<br />

Voraussetzung dafür ist<br />

- dingliche Einigung<br />

WE des A<br />

WE des B<br />

dingliche Einigung: schon gleichzeitig mit Kaufvertrag (2 Einigungen)<br />

- Übergabe = Wechsel des unmittelbaren Besitzers<br />

- Besitzerwerb bei B<br />

- Besitzverlust bei A<br />

-9-


- <strong>Seite</strong> 10 -<br />

Besitzwechsel ist nun vollzogen (Stellvertretung i. S. v. § 164 BGB hier nicht notwendig, weil<br />

keine Willenserklärungen erforderlich war)<br />

Die Schwester des A hat als Geheißperson auf Veräußerer- <strong>Seite</strong> mit Wirkung für den A den<br />

Besitz für den A aufgegeben. B hat den Besitz (= unmittelbare Sachherrschaft, vgl. § 854 BGB)<br />

erworben.<br />

- Einigsein im Zeitpunkt des Besitzwechsels<br />

A war noch einverstanden.<br />

- Berechtigung des Veräußerers<br />

Dass A = berechtigter Eigentümer ist, steht im Sachverhalt („sein“ Fahrrad)<br />

Ergebnis:<br />

Voraussetzungen nach § 929 BGB sind erfüllt<br />

=> B ist jetzt Eigentümer des Fahrrades.<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.1.3 geschriebenes <strong>Recht</strong> und Gewohnheitsrecht<br />

Definition geschriebenes <strong>Recht</strong> = in <strong>Recht</strong>sgesetze gegossenes <strong>Recht</strong> = gesetztes <strong>Recht</strong> (s. u.)<br />

Definition Gewohnheitsrecht. = dauernd stillschweigend ausgeübtes <strong>Recht</strong> (genauer s. u.)<br />

Abgrenzung:<br />

England : bis <strong>zur</strong> Einführung der ersten geschriebenen <strong>Recht</strong>snormen durch EG-VO : case law<br />

= an den bisherigen <strong>Recht</strong>ssprüchen (Urteilen) orientiertes <strong>Recht</strong> (Fall <strong>Recht</strong>)<br />

zum Verständnis der Wechselwirkung zwischen geschriebenem <strong>Recht</strong> und Gewohnheitsrecht ist<br />

ein kleiner Exkurs <strong>zur</strong> Abgrenzung zwischen <strong>Recht</strong> und Sittlichkeit/Moral und deren<br />

Wechselwirkungen,<br />

erforderlich:<br />

Abgrenzung: <strong>Recht</strong> ---------Sitte/Sittlichkeit<br />

Definition Sitte = Bräuche und Gewohnheiten = nicht rechtlich, sondern gesellschaftlich<br />

geforderte Regel<br />

Beispiel:<br />

Nach der Einladung ins Kino/Abendessen kann man den Eingeladen nicht kurz vor dem<br />

Kino/Abendessen wieder abweisen. Die sittlich gebotene Handlung ist jedoch nicht einklagbar.<br />

<strong>Recht</strong> und Sitte verlangen äußeres Handeln, nicht innere Einstellung (Gedanken sind frei)<br />

Beispiel: wer einen Pkw verkauft, muss ihn liefern (er darf aber denken: eigentlich würde ich den<br />

Pkw lieber anstecken)<br />

Abgrenzungskriterium (Sitte oder <strong>Recht</strong> ?): Unterschied in der <strong>Recht</strong>sfolge<br />

Bei Verstoß gegen Sitte: keine <strong>Recht</strong>sfolge<br />

Bei Verstoß gegen <strong>Recht</strong>: Zwang durch den Staat<br />

- im Strafrecht: durch Geldstrafe/Freiheitsstrafe<br />

- im Zivilrecht: durch Vollstreckung des Urteils (Gerichtsvollzieher);<br />

-10-


- <strong>Seite</strong> 11 -<br />

Willenserklärung wird durch das Urteil selbst ersetzt<br />

im öffentlichen <strong>Recht</strong>: durch Vollstreckungsbeamte / unmittelbaren Zwang / Ersatzvornahme<br />

Bedeutung der Sitte für das <strong>Recht</strong> / bei der Anwendung des <strong>Recht</strong>s:<br />

Zeugnisverweigerungsrecht (ZVR) der Verlobten (§ 52 I Nr. 1 StPO / § 383 I Nr. 1 ZPO)<br />

§ 242 BGB, Treu und Glauben<br />

§ 1298 BGB sitzen- gelassene Braut<br />

Abgrenzung zwischen Freundschaft und Verlobung :<br />

nur die rechtliche Definition der Verlobung (das Eheversprechen) ist erheblich, dagegen nicht die<br />

Bräuche (Ringe, Fest).<br />

Die Bräuche können aber als Indizien für das Eheversprechen gewertet werden<br />

Handelsbräuche werden in das <strong>Recht</strong> transportiert: § 346 HGB<br />

Bräuche sind auch bei der Auslegung von Willenserklärungen (WE) von Bedeutung: § 133,157<br />

BGB<br />

Beispiel:<br />

bei Versteigerung gilt jedes Handzeichen als Gebot, eventuell in Höhe von weiteren 100 €,<br />

<strong>Recht</strong>sfolge: der Geliebten Winken gilt als Gebot, kann aber nach § 119 BGB angefochten<br />

werden.<br />

Das Vertrauen der Allgemeinheit in die Gültigkeit der WE - und damit eine Wesentliche<br />

Voraussetzung für einen schnellen und effektiven Handel - wird jedoch durch § 122 BGB<br />

geschützt.<br />

Sitten und Gebräuche können zu sog. Gewohnheitsrecht oder zum geschriebenen <strong>Recht</strong> werden<br />

(vgl. pVV/cic, nun in § 280 BGB normiert)<br />

cic = culpa in contrahendo = Sorgfaltspflichtverletzung bei Vertragsanbahnung macht<br />

schadenersatzpflichtig (vgl. §§ 280 ff i. v. m. 241 II, 311 II Nr. 1 BGB)<br />

(Bananenschalenfall im Kaufhof)<br />

pVV = positive Vertragsverletzung<br />

= Verletzung einer vertraglichen Nebenpflicht macht schadenersatzpflichtig<br />

(vgl. §§ 280 ff i. v. m . 241 II BGB)<br />

(Fall des Maler Klecks)<br />

Gesetzlichkeit (Moral) sind Sollvorschriften<br />

Grundlage: Gewissen, Religion, Welt Anschauung, Sozialmoral (südliche Grundwerte in einer<br />

homogenen Gruppe)<br />

Ziele des <strong>Recht</strong>s: erträgliches Zusammenleben ermöglichen<br />

Ziele der Sittlichkeit: geordnetes Zusammenleben erreichen<br />

Folge: Handlungen sind möglich, die rechtlich erlaubt, moralisch aber nicht erlaubt sind<br />

Beispiel: die allgemeine Lüge, so weit nicht in die normierten Grenzen überschritten werden<br />

(Maineid und Falschaussage, § 153,154 StGB, Betrug § 263 StGB, Anfechtung § 123,142 BGB)<br />

-11-


- <strong>Seite</strong> 12 -<br />

Verknüpfung von <strong>Recht</strong> und Sitte: § 826 BGB<br />

Nachteil: Unsicherheit, welche Fallgruppen vom Gesetz erfasst werden<br />

Vorteil: übersichtliche, weil kurze Gesetze, die sog. Generalklauseln enthalten.<br />

Vertragliche Schadenersatzansprüche prüfen! (Da diese stärker sind)<br />

Das Leben ist zu vielfältig, als dass man jeden Konflikt vorhersehen und in geschriebenes <strong>Recht</strong><br />

gießen könnte.<br />

Zudem unterliegen die Ansichten zu <strong>Recht</strong> und Sitte einem stetigen Wandel.<br />

Bei sog. Generalklauseln kann allein durch die <strong>Recht</strong>sprechung die Bedeutung des <strong>Recht</strong>s<br />

geändert werden, ohne dass das eines Eingriffs des Gesetzgebers bedarf.<br />

(Generalklauseln = „Gummiparagraphen“ § 138; 242 z.B.)<br />

Beispiel für Wandel der Ansichten:<br />

Homosexualität ist nicht mehr strafbar<br />

Prostitution ist nicht mehr strafbar<br />

Zuhälterei ist weiterhin strafbar<br />

Definition des Verstoßes gegen die guten Sitten: Handeln oder Unterlassen verstößt gegen das<br />

Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden<br />

(Fallbeispiele in der <strong>Recht</strong>sprechung = im Ergebnis case law zum Ausfüllen der Generalklauseln)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.1.3.2 Die Bedeutung der Sitte für das <strong>Recht</strong> - Beispielsfälle<br />

Fall: Leihmutter § 138 BGB<br />

Fall: Darlehen „supergünstig“ § 138 BGB<br />

(BGH 138 II ab marktüblich x 2oder mehr als 12 % über marktüblich)<br />

Fall: der begehrte Verlobungsring § 1298 ff BGB<br />

Braut, keusch, hat noch nie Herrenbesuch gehabt,<br />

Horst aus der Nachbarschaft stattlicher Kerl,<br />

Ringe, Fest, Ringe von Braut ausgesucht und bezahlt,<br />

Horst kommt nach dem Fest nicht wieder.<br />

Braut will den Ring von Horst <strong>zur</strong>ück.<br />

Lösung:<br />

5 Ws<br />

AG: § 1301 BGB (§ 1298 ff lesen)<br />

Voraussetzung: Verlobung<br />

Abgrenzung Freundschaft und Verlobung (Sitte und Gebräuche spielen ins <strong>Recht</strong>, Gesetz gibt<br />

wenig Hilfe, eigene Def. suchen. Wichtig: ernsthaftes<br />

Eheversprechen.)<br />

Nur rechtliche Def. der Verlobung ist wichtig, nicht die Bräuche (Ringe Fest)<br />

aber: Bräuche = Indizien<br />

-12-


- <strong>Seite</strong> 13 -<br />

Fall: Tücken einer Auktion § 346 HGB Handelsbräuche und § 133, 157 BGB<br />

Schwiegermutter S besucht überraschend die Eheleute E 1 und E 2, die sich gerade auf der<br />

Auktionen des Auktionatoren A befinden. Üblicherweise werden in dieser Stadt bei Auktionen<br />

die Gebote nicht durch Zurufen eines Preises, sondern durch Handzeichen (jeweils 100,-€<br />

mehr) abgegeben.<br />

Schwiegermutter betritt den Auktionsraum bekleidet mit ihrem Federhut, sieht ihre Tochter E<br />

1 und winkt ihr stumm aber aufgeregt zu.<br />

Der Auktionator versteigert gerade das Gemälde „blaue Dame“, das letzte Gebot lag bei<br />

24.900,- €. Er sieht die S winken und erklärt: „zum 1., 2. Und 3., der Zuschlag geht für<br />

25.000,- € an die Dame mit dem Federhut.“<br />

Als S das Auktionshaus verlässt, verlangt A von ihr 25.000,-€.<br />

S erklärt: ich wollte nur winken, nicht bieten A will die S nicht ziehen lassen, das Bild hat<br />

nur einen Marktwert von 22.000,-€ und der freie Verkauf im Laden oder eine weitere Auktion<br />

würden anteilige Kosten von 500,-€ begründen.<br />

Kann A von S die Zahlung von 22.500,-€ verlangen?<br />

Lösung -> <strong>Vorlesung</strong><br />

--------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.2 Wie entsteht eine <strong>Recht</strong>snorm?<br />

<strong>Recht</strong>snormen: = <strong>Recht</strong>ssatz<br />

gesetztes <strong>Recht</strong>: von Organen der Gemeinschaft " gesetzt " ,d.h. ausdrücklich formuliert<br />

Gewohnheitsrecht: dauernd stillschweigend ausgeübtes <strong>Recht</strong><br />

= nicht durch <strong>Recht</strong>setzungsakte gesetztes <strong>Recht</strong><br />

Voraussetzung:<br />

- allgemeiner <strong>Recht</strong>sgeltungswille in der Gemeinschaft, der sich in<br />

dauernder Übung, vor allem in Gerichtsgebrauch, zeigt (Beispiel: Tragen der Robe:<br />

BVerfGE 28,28)<br />

- hat sich aus Sitten und Gebräuchen herausgebildet, insbesondere in der Zeit, als in<br />

geschriebenes <strong>Recht</strong> fehlte<br />

Folge:<br />

Wirkung wie geschriebenes <strong>Recht</strong>, vgl. Art. 2 II EGBGB: Gesetz im Sinne von BGB ist jede<br />

<strong>Recht</strong>snorm, also auch Gewohnheitsrecht<br />

Wichtig: die richterliche <strong>Recht</strong>sfortbildung begründet keine <strong>Recht</strong>snorm sondern füllt nur<br />

bestehende <strong>Recht</strong>snormen aus (siehe oben case law <strong>zur</strong> Generalklausel) oder legt das Gesetz<br />

im Falle sog. Gesetzeslücken nach dem Sinn des Gesetzes im Ganzen aus (pVV, cic als eigene<br />

AG nicht nur als Definition einzelner Voraussetzungen einer AG)<br />

Beispiel:<br />

Bananenschalenunfall<br />

(Im Geschäft rutscht jemand auf einer Bananenschale aus und verletzt sich)<br />

- vertraglicher Anspruch = negativ<br />

§ 823 (Schadenersatzpflicht)<br />

§ 831 (Haftung für den Verrichtungsgehilfen)<br />

§ 278 (Verantwortlichkeit des Schuldners für Dritte)<br />

Exculpation (Satz 2) = herauskommen<br />

Dabei stehen §831 und § 278 im Zusammenhang!<br />

-13-


- <strong>Seite</strong> 14 -<br />

Sorgfaltspflicht (bei Vertraglichen und Vorvertraglichen Pflichten):<br />

Vorvertragliche Sorgfaltspflicht (c.i.c. = culpa in contrahendo)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.3 Formen des gesetzten <strong>Recht</strong>s<br />

Gesetze, <strong>Recht</strong>sverordnungen (RVO), Satzungen<br />

3 Staatsgewalten Legislative, Exekutive, Jurisdiktion<br />

gesetzgebende Gewalt, ausführende Gewalt, rechtsprechende Gewalt<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.3.1. Gesetze:<br />

Bundesgesetze, Landesgesetz, jeweils durch die Legislative (Parlament) ausdrücklich<br />

formuliert, d.h. gesetzt,<br />

vgl. Art. 70 GG; Art. 75 ff Brandenburgische Landesverfassung<br />

zu Stande kommen:<br />

1. Parlamentsbeschluss<br />

2. Ausfertigung (z.B. durch den Bundespräsidenten)<br />

3. Verkündigung im Gesetzblatt<br />

Definition: Gesetz: = <strong>Recht</strong>snorm<br />

= einen bestimmten Lebensbereich für unbestimmt viele Personen und Fälle regelnd<br />

= Gesetz im materiellen Sinne Beispiel: § 433 Absatz 2 BGB<br />

Gesetz im formellen Sinne: geschriebenes <strong>Recht</strong> (muss aber keine <strong>Recht</strong>snorm enthalten)<br />

(z.B. Haushaltsplan)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.3.2 <strong>Recht</strong>sverordnung:<br />

ist auch eine <strong>Recht</strong>snorm im materiellen Sinne,<br />

jedoch durch die Exekutive (Regierung, Minister) gesetzt<br />

Voraussetzung: Ermächtigungsgrundlage (EGL) im formellen Gesetz (Art. 80 GG)<br />

Beispiel: StVO (Ermächtigungsgrundlage in § 6 I StVG<br />

Wirkung der RVO: wie Gesetz<br />

RVO, die <strong>Recht</strong>snorm enthält, ist Gesetz im materiellen Sinne<br />

RVO ist jedoch niemals Gesetz im formellen Sinne (da nicht von der Legislative, dem<br />

Gesetzgebungsorgan, geschaffenes <strong>Recht</strong>)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.3.3 Satzungen:<br />

Def.: nicht von Bund oder Land, sondern von nicht staatlichen Verbänden gesetztes <strong>Recht</strong><br />

Voraussetzung: Ermächtigungsgrundlage durch formelles Gesetz<br />

Beispiele Satzungen der Gemeinde: Ermächtigungsgrundlage in der GO<br />

Satzung der Gemeindeverbände<br />

Satzung der Handwerkskammer: EGL in Handwerksordnung<br />

Satzung der Hochschule: EGL im Hochschulgesetz<br />

-14-


- <strong>Seite</strong> 15 -<br />

Nicht hierher gehört die Satzung eines Vereins. warum?<br />

Der Verein hat keine <strong>Recht</strong>setzungsbefugnis.<br />

Die Satzung des Vereins gilt nicht gegenüber jedermann, sondern nur kraft Privatrechts, das heißt<br />

auf Grund der Vereinbarung zwischen den Vereinsmitgliedern durch Beitritt in den Verein.<br />

Die Satzung ist Gesetz im materiellen Sinne, nicht Gesetz im formellen Sinne<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.3.4 EG <strong>Recht</strong><br />

Gründungsverträge in der EG<br />

vom EuGH entwickelte <strong>Recht</strong>sgrundsätze<br />

EG-VO (hat allgemeine Geltung und ist gegenüber den Mitgliedstaaten verbindlich<br />

(Art. 189 II EGV)<br />

EG RL (ist bzgl. des Ziels verbindlich, überlässt dem Mitgliedstaat jedoch die Wahl der Mittel<br />

(Art. 189 III EGV); der Mitgliedstaat haftet jedoch gegenüber dem Bürger für eine nicht<br />

umgesetzte Richtlinie.<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

1.4. öffentliches <strong>Recht</strong> und Privatrecht<br />

Privatrecht = Zivilrecht (Def. regelt die Beziehungen zwischen einzelnen gleichgeordneten<br />

(gleichrangigen)Mitgliedern der Gemeinschaft)<br />

Beispiel:<br />

Oberbürgermeister bestellt in einem Hotel für seine Gäste, Zimmer und Essen vom feinsten.<br />

- der Vertrag ist Privatrecht, da kein über / untergeordneten Verhältnis besteht<br />

- Anspruch aus Zivilrecht BGB (Zimmervermittlung; Geld kommt aber von der Kommune)<br />

Öffentliches <strong>Recht</strong>:<br />

(Def. regelt das Verhältnis zwischen Staat und Privatem, ist gekennzeichnet durch ein Über-<br />

/Unterordnungsverhältnis)<br />

Beispiel:<br />

Stadt – Müllaster lädt den Müll vor / auf einem Privatgründstück ab.<br />

- ist öffentliches recht durch tätige Daseins – Vorsorge<br />

„Verwaltungsakt: Maßnahme einer Behörde auf dem Gebiet des öffentlichen <strong>Recht</strong>s,<br />

<strong>zur</strong> Regelung eines Einzelfalles.“<br />

Daraus folgt: ein allgemeiner Folgen – Beseitigungsanspruch<br />

Nicht jedes Handeln des Staates ist öffentlich-rechtlicher Art.<br />

Handelt der Staat auf gleicher Ebene wie einen Privater, liegt eine sog. Fiskalverwaltung vor.<br />

Anwendbares <strong>Recht</strong> ist dann das Privatrecht.<br />

Beispiele: Gemeinde kauft Bleistifte oder Grundstück,<br />

der Staat wird Erbe (§ 1936 BGB)<br />

Beispiele für öffentlich-rechtliches Handeln des Staates:<br />

Baugenehmigung , Steuern<br />

Polizei und Ordnungsrecht (Gefahrenabwehr)<br />

z.B. Platzverweis gegenüber Demonstranten oder Störern<br />

-15-


- <strong>Seite</strong> 16 -<br />

Beispiel:<br />

Lufthansa<br />

Pilot(Kapitän) erteilt Platzverweis (bei Randale u.ä.)<br />

- ist eine Maßnahme der Sicherung des öffentlichen <strong>Recht</strong>s<br />

- öffentliches <strong>Recht</strong>, da Pilot(Kapitän) Polizeibefugnisse hat<br />

- die Lufthansa - Maschine ist „Deutscher Grund und Boden“<br />

Zusammentreffen von Privatrecht und öffentlichem <strong>Recht</strong> beim Grundstückskaufvertrag:<br />

§ 433, 311 b (= 313 a.F.) BGB und § 2 Grundstücksverkehrsgesetz GrdstVG<br />

( Schönfelder Haus- Nr. 40)<br />

(öffentlich-rechtliche Genehmigung <strong>zur</strong> Wirksamkeit des Vertrages notwendig)<br />

- nur bei Zivilrecht ist die Anspruchsgrundlage das BGB<br />

Beispiel:<br />

Angestellter beim Bauordnungsamt genehmigt Bau unter Auflagen<br />

(z.B. Garage soll 3 Stockwerke haben)<br />

- durch über / untergeordneten Verhältnis = öffentliches <strong>Recht</strong><br />

Schnittstelle öffentliches <strong>Recht</strong> – privat <strong>Recht</strong><br />

- erst wenn der <strong>Recht</strong>sweg im öffentlichen <strong>Recht</strong> durchlaufen ist (Widerspruch;<br />

Verwaltungsgericht etc.), kann Privatrecht angewandt werden(§ 839 BGB)!<br />

(§ 839 BGB ……Beamter, nicht im Statusrechtlichen Sinne)<br />

- Beamte in der Verwaltung sind auch Angestellte in diesem Sinne<br />

Zusammentreffen zwischen Privatrecht und Strafrecht: Diebstahl führt zu privatrechtlichen<br />

Konsequenzen:<br />

Schadensersatz Anspruch des Geschädigten aus § 823 II BGB i. v. m . § 242 StGB<br />

strafrechtliche Konsequenzen: Geldstrafe oder Freiheitsstrafe gemäß § 242 StGB<br />

Die Abgrenzung ist von Bedeutung für die Frage,<br />

welche <strong>Recht</strong>snorm (evtl. Anspruchsgrundlage) anwendbar ist<br />

welches Gericht an<strong>zur</strong>ufen ist (§ 40 VwGO; § 13. GVG)<br />

„Strafrecht regelt nicht die Rache, es soll lediglich verhindern dass sich der Strafakt<br />

wiederholt“!<br />

Ausnahmen: § 23 EGGVG:<br />

Beim Justizverwaltungsakt: Streit geht zu den ordentlichen Gerichten.<br />

Das ist historisch bedingt: Das Verwaltungsgericht (VG) war früher eine Abteilung der<br />

Verwaltung, also nicht ein vom Staat unabhängiges Gericht weitere Ausnahme:<br />

Art. 34 III GG, § 839 BGB<br />

(Schadensersatzanspruch bei Amtspflichtverletzung differenziere aber zu allgemeinem<br />

Folgenbeseitigungsanspruch (FBA), => zum VG.<br />

Kein Privatrecht:<br />

- Staatsrecht (Organisation des Staates)<br />

- Verwaltungsrecht (Polizeirecht, Baurecht, Bahn <strong>Recht</strong>)<br />

- Völkerrecht<br />

- Strafrecht<br />

- Prozessrecht (ZPO, StPO, VwGO, Arbeitsgerichtsgesetz = ArbGG,<br />

Sozialgerichtsgesetz = SozGG, Finanzgerichtsordnung = FGO)<br />

-16-


- <strong>Seite</strong> 17 -<br />

<strong>Bürgerliches</strong> <strong>Recht</strong>: Privatrecht, das für jedermann gilt<br />

stammt von: ius civile: für jedermann geltendes <strong>Recht</strong><br />

Privatrecht, aber kein <strong>Bürgerliches</strong> <strong>Recht</strong>:<br />

Sonderrechtsgebiete, die für besondere Personengruppen (zum Beispiel Kaufleute) gelten.<br />

- Handelsrechts (HGB)<br />

- Gesellschaftsrecht (Aktiengesetz, GmbHG)<br />

- Wirtschaftsrecht (UWG, GWB, MarkenG)<br />

- Immaterialgüterrecht (Urheberrechtsgesetz, Kunst und Urhebergesetz,<br />

Geschmacksmustergesetz, PatG, MarkenG)<br />

- Arbeitsrecht (so weit es neben Privat- noch öffentlich-rechtliche Normen enthält,<br />

vgl. aber § 611 ff BGB: <strong>Bürgerliches</strong> <strong>Recht</strong>)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

2. Das BGB<br />

2.1. Aufbau des BGB ( Abstraktion / vor die Klammer ziehen )<br />

Aufbau des BGB .<br />

1. Buch BGB AT 1 - .<br />

2- Buch SchuldR AT 241 - SchuldR BT 433 - .<br />

3. Buch SachenR 854 - .<br />

4. Buch FamR 1297 -<br />

5. Buch ErbR 1922 - 2385<br />

Abstraktion = Trennung zwischen Schuldrecht und Sachenrecht<br />

Schuldrecht: = wer hat gegen wen welchen Anspruch<br />

(Anspruch gegen einen anderen, die <strong>zur</strong> <strong>Recht</strong>sänderung erforderlichen Handlungen<br />

vorzunehmen)<br />

Sachenrecht = welche <strong>Recht</strong>sänderung wird herbeigeführt<br />

wer hat welches dingliche <strong>Recht</strong> erworben<br />

streng logische Gliederung:<br />

( vor die Klammer Prinzip = AT / BT)<br />

Definitionen sind im Gesetz in Klammern gesetzt und daran erkennbar!<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

2.2. Grundlegende Prinzipien des BGB:<br />

- Privatautonomie , § 241 BGB<br />

Vertragsfreiheit = Abschlussfreiheit und Inhaltsfreiheit § 241 BGB (Pflichten aus dem<br />

Schuldverhältnis), Grenze : § 138 BGB , § 242 BGB<br />

Eigentumsfreiheit § 903 BGB<br />

Testierfreiheit ( § 1937 BGB)<br />

Sind diese Prinzipien im BGB änderbar?<br />

nicht soweit sie im GG geregelt sind, erstrecht nicht, soweit sie der sog. Ewigkeitsgarantie gem.<br />

Art 79 III GG unterliegen<br />

Art 2 I GG: allg. Handlungsfreiheit => Vertragsfreiheit<br />

Art 14 GG Eigentumsschutz => § 903, 1937 BGB<br />

- sozialer Ausgleich ( der Kräfte )<br />

-17-


- <strong>Seite</strong> 18 -<br />

Sittenwidrigkeit;<br />

§ 138 (Sittenwidriges <strong>Recht</strong>sgeschäft; Wucher)<br />

§ 242 (Leistung nach Treu und Glauben)<br />

ungleich starke Partner => der schwächere Partner wird geschützt:<br />

vgl. § 138 II, 138 I BGB<br />

Eigentumsgrenzen : § 904 BGB<br />

Testierfreiheit - Grenzen: § 2303 Pflichtteil (entspricht Sorgepflicht über Tod hinaus)<br />

neue soziale Einschnitte im BGB:<br />

- Miethöhegesetz: aus dem Jahr 1974, 1995,<br />

- MietrechtsreformG v 19.06.01 => in § 535 BGB ff geregelt<br />

- VerbrKrG ( früher § 607 BGB i. v. m .. VerbrKrG) , durch SchuldRModG v 26.11.01<br />

nun in § 488, 491<br />

- Widerruf bei Verbr.-Verträgen: § 353 ff BGB nunmehr normierte <strong>Recht</strong>sinstitute:<br />

cic/ pVV: § 280 ff, 241 II, 311 II Nr. 1 BGB / § 280 ff, 241 II BGB<br />

WGG § 313 BGB<br />

c.i.c. § 280; § 241 II; § 311 a II<br />

p.V.V. § 280; §241 II<br />

- Vertrauensschutz ( notwendig für schnellen und effektiven Handel)<br />

Gutglaubensschutz, § 932 BGB / § 892 BGB (gab es im römischen <strong>Recht</strong> nicht)<br />

- GG Einfluss: Art 1 III, Art 20 III GG<br />

Bsp.: allg. Persönlichkeitsrecht als sonstiges <strong>Recht</strong> i. S. v. § 823 BGB verstanden (trotz § 253<br />

BGB) (BGHZ 13, 334)<br />

Schutzgedanke (Vertrauensschutz) = sozialer Ausgleich<br />

§ 305 (Einbeziehung in besonderen Fällen) ff durchlesen!<br />

AGB (Allgemeine Geschäftsbeziehungen) werden für eine Vielzahl von Verträgen genutzt,<br />

(Sie sind nicht Punkt für Punkt vereinbart worden),<br />

werden meist zu Gunsten „des anderen“ ausgelegt.<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-18-


- <strong>Seite</strong> 19 -<br />

2.3 Inhalt und Arten von Normen<br />

Vermögensrecht<br />

Nichtvermögensrecht<br />

Schuldrecht<br />

(materielle Güter) § (immaterielle Güter) §<br />

Gütertausch Kauf 433 Namensrecht 12<br />

Tausch 480<br />

Schenkung 516<br />

Pflicht <strong>zur</strong> ehelichen<br />

Lebensgemeinschaft<br />

1353<br />

Gebrauchsüberlassung Miete 535 Abstammung 1591<br />

Pacht 581<br />

Leihe 589 Personensorge 1631<br />

Darlehen 607<br />

Annahme als Kind =<br />

Adoption<br />

1741<br />

Leistungen<br />

Regeln über<br />

Sachherrschaft<br />

Regeln zum Erwerb<br />

von Sachenrechten<br />

Familienrecht<br />

Dienstvertrag<br />

(schuldet die<br />

Tätigkeit)<br />

Werkvertrag<br />

(schuldet die<br />

Leistung / den<br />

Erfolg)<br />

611<br />

631<br />

Sachenrecht<br />

Besitz 854<br />

Eigentum 903<br />

Pfandrecht<br />

(Verwertungsrecht<br />

an beweglichen<br />

Sachen)<br />

Hypothek /<br />

Grundschuld<br />

(Vertragsrecht an<br />

unbeweglichen<br />

Sachen)<br />

1204<br />

1113<br />

1191<br />

929;873;925<br />

Familienrecht / Erbrecht<br />

1297<br />

Materielle Folgen sind teilweise<br />

Vermögensrechtlicher Natur<br />

z.B. Adoption => Unterhaltsanspruch<br />

Verletzung<br />

Namensrecht<br />

=> SEA aus<br />

§823 II i. v. m<br />

..<br />

§ 12 BGB<br />

Erbrecht 1922<br />

(§ 1153 die Hypothek „klebt“ immer an einer Forderung. Daraus folgt: Es gibt nach § 398 BGB<br />

keinen gutgläubigen Erwerb an Forderungen / Hypotheken)<br />

-19-


- <strong>Seite</strong> 20 -<br />

2.3.2 Inhalt und Arten von Normen Beispielsfälle<br />

Fall: Maler Klecks<br />

A beauftragt den Maler Klecks, die Decke in der Wohnung des A zu streichen. Sie einigen sich<br />

auf einen Pauschalpreis von 300,-€. Maler Klecks streicht die Decke in der Whg. des A, während<br />

spazieren geht. Als A <strong>zur</strong>ückkommt, traut er seinen Augen nicht. Die Decke ist reinweiß<br />

gestrichen. Insoweit ist er mit dem Malerwerk zufrieden. Der Klecks hatte aber nicht daran<br />

gedacht, die Möbel des A abzudecken und hat diese mit Farbebekleckert. Die Reinigung des<br />

bekleckerten Sofas und des Teppichs kostet 400,-€.Maler Klecks will dennoch bezahlt werden.<br />

Welchen Anspruch hat K gegen den A?<br />

Anspruchsgrundlage: § 631<br />

(Wenn kein Geld vereinbart wird, ist es trotzdem ein Werksvertrag nach § 632Absatz II,<br />

in Verbindung mit § 631 Absatz I)<br />

A Klecks – geht nicht, da kein direkter Mängel<br />

- Schadenersatzanspruch<br />

- § 280 Absatz I in Verbindung mit § 241 Absatz II (in Verbindung mit § 311 Absatz II, wenn der<br />

Vertrag noch nicht geschlossen ist)<br />

- § 387 (Aufrechnung; Voraussetzungen) geht nur bei gleichartigen Ansprüchen<br />

- § 320 (Einrede des nicht erfüllten Vertrages), § 273 (Zurückbehaltungsrecht)<br />

Zug um Zug Einrede<br />

- § 320 setzt voraus, das Leistung 1 und Leistung 2 aus dem selben Vertrag sind<br />

- § 273 setzt voraus, das Leistung 1 und Leistung 2 aus dem selben rechtlichen Verhältnis sind<br />

- beide Paragraphen (§ 320; §273) bedingen einander und haben daher einen Zusammenhang<br />

- § 320 (durch Gegenseitigkeitsverhältnis) ist spezieller als § 273 und daher anzuwenden<br />

Fall: Nacktfotos im Internet<br />

Freund F stellt heimlich Nacktfotos von A ins Internet. A verlangt von F die Löschung von der<br />

Homepage. F teilt mit, dass er die Fotos gar nicht löschen könne. Die Homepage wurde von der<br />

Fa. Web Design erstellt. F will sich zum einen nicht vor denen blamieren, zum anderen fürchtet<br />

er, dass die seinen Auftrag <strong>zur</strong> Löschung ohnehin ablehnen würden, weil er schon den letzten<br />

Auftrag nicht bezahlt hat. Hat A einen Anspruch gegen F auf Löschung der Bilder von der<br />

Homepage?<br />

A F Vertrag (-)<br />

§ 823 Absatz I (Schadenersatzpflicht)<br />

§ 823 Absatz II<br />

§ 826 (Sittenwidrige vorsätzliche Schädigung)<br />

Inhalt des Schadenersatzanspruches: § 249 (Art und Umfang des Schadenersatzes) und folgende<br />

§ 253 Immaterieller Schaden (Schadenersatzanspruch)<br />

§812 (Herausgabeanspruch) geht hier nicht<br />

§ 1004 (Beseitigungs- und Unterlassungsanspruch)<br />

-20-


- <strong>Seite</strong> 21 -<br />

Fall - der minderjährige Mofakäufer:<br />

V hat einen Motorradladen. Bei ihm arbeitet der Angestellt A. Der 15 jährige K geht in den<br />

Ladendes V, zeigt auf das Mofa „ Feuerstuhl 50“, ausgezeichnet mit dem Preisschild „1000,-€“,<br />

sagt zum A: „Den will ich haben.“ und legt 1000,-€ auf den Ladentisch. A nimmt das Geld und<br />

sagt, K könne sich das Mofa morgen abholen. Am nächsten Tag will K von V das Mofa. V will<br />

ihm nichts geben. Kann K von V das Mofa verlangen.<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

2.4 strenges <strong>Recht</strong> / billiges <strong>Recht</strong><br />

strenges <strong>Recht</strong> ius strictum<br />

billiges <strong>Recht</strong> ius aequum<br />

Definition<br />

<strong>Recht</strong>ssatz enthält genau beschriebenen<br />

TB und genau beschriebene RF<br />

im Interesse der <strong>Recht</strong>sklarheit besteht<br />

grds. keine Ausn.<br />

Definition:<br />

<strong>Recht</strong>ssatz enthält<br />

wertausfüllungsbedürftigen TB oder<br />

bei RF Ermessensspielraum<br />

= sog Generalklauseln<br />

Bsp.:<br />

Bsp.: (Achtung: dienen nicht als<br />

„billige Lösung“ für den, der in der<br />

Klausur die juristisch richtige<br />

Lösung nicht findet.)<br />

§ 2 BGB: Vollj. mit 18 157<br />

§ 145 BGB Bindung an den Antrag 242<br />

138 I<br />

826<br />

früher: Telefonsex sittenwidrig, nun<br />

nicht mehr ( BGH)<br />

RA oder Arzt zieht um => § 242:<br />

Vermieter muss angemessene Zeit<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-21-


- <strong>Seite</strong> 22 -<br />

2.5 zwingendes <strong>Recht</strong> / nachgiebiges <strong>Recht</strong> ( Folie)<br />

zwingendes <strong>Recht</strong><br />

(nicht abdingbar )<br />

ius cogens<br />

= kann durch den Willen der Beteiligten nicht<br />

ausgeschlossen / abweichend geregelt werden<br />

nachgiebiges <strong>Recht</strong><br />

(abdingbar = dispositiv = anders<br />

vereinbar)<br />

ius dispositivum<br />

= vom Gesetzgeber nur für den Fall<br />

geregelt,<br />

dass die Parteien nichts anderes vereinbart<br />

haben<br />

=> kann von den Parteien abweichend<br />

vereinbart werden<br />

i. d. R. bei besonderem Schutzzweck i. d. R. vertragsausfüllende Regelungen,<br />

wenn die Parteien nur die essentialia<br />

negotii vereinbart haben<br />

Bsp.:<br />

Bsp.:<br />

§ 311 b ( = 313 a.F.) i. v. m .. § 125 BGB z.B.:<br />

§ 276 BGB ( Haftung für Vorsatz nicht Leistungszeit, Leistungsort,<br />

ausschließbar<br />

Versendungskosten , § 270 ff BGB<br />

=> Umkehrschluss: ? ) teilw. Gewährleistungsrecht<br />

aus dem Wortlaut bereits als „zwingend“<br />

entnehmbar:<br />

§ 125<br />

§ 138<br />

§ 276 II<br />

§ 619<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-22-


- <strong>Seite</strong> 23 -<br />

3. Prüfungsschema<br />

3.1 Prüfungsschema bei vertraglichen/gesetzlichen Anspruchsgrundlagen:<br />

Anspruchsgrundlage:<br />

I.) Anspruch entstanden? (Voraussetzungen des Vertragsschluss oder Voraussetzungen der<br />

Anspruchsnorm prüfen)<br />

(Nichtigkeit prüfen)<br />

II.) Anspruch nicht untergegangen?<br />

(Gestaltungsrechte und Anfechtung prüfen)<br />

III.) Anspruch durchsetzbar?<br />

Prüfungsschema bei Gestaltungsrechten:<br />

(Anfechtung: §119 ff BGB; Rücktritt: §346 ff BGB eventuell Verbindung mit dem Vertrag oder<br />

dem §, aus dem sich das Rücktrittsrecht ergibt;<br />

Kündigung: in Verbindung mit dem vertraglichen Kündigungsgrund oder bei<br />

Dauerschuldverhältnissen dem gesetzlichen Kündigungsgrund)<br />

1.) Kündigungserklärung<br />

2.) Kündigungsgrund<br />

3.) kein Ausschluss der Kündigung (vertraglich oder gesetzlich)<br />

4.) weitere Wirksamkeitsvoraussetzungen erfüllt (Formen, Frist, Zugang)<br />

Prüfungsschema <strong>zur</strong> Frage, ob ein dingliches <strong>Recht</strong> besteht (Sachenrechts)<br />

grundsätzlich empfiehlt sich die historische Prüfung, das heißt die Prüfung ausgehend von dem<br />

ursprünglichen Eigentümer<br />

Beispiel: Z könnte Eigentümer geworden seien. Ursprünglich war A Eigentümer der Sache/des<br />

Grundstücks. Dieser könnte das Eigentum an B, der wiederum an C und der an Z übertragen<br />

haben.<br />

Zum wirksamen Eigentumserwerb des Z müsste folglich das Eigentum jeweils nach §929 ff<br />

BGB/ §§ 873, 925 BGB auf die o. g. Personen übertragen worden sein.<br />

In jedem Einzelübertragungsverhältnissen sodann die Voraussetzungen nach §929 ff BGB/ §§<br />

873, 925 BGB prüfen:<br />

bei Eigenentumsübergang nach §929 ff BGB:<br />

AG: § 985 BGB<br />

Anspruch entstanden?<br />

Voraussetzungen (ergeben sich aus §§ 985, 986 BGB):<br />

AG (Vorraussetzung und <strong>Recht</strong>sfolge geregelt)<br />

1) Eigentümer = Anspruchsteller<br />

Eigentum gem. § 929 ff BGB erworben<br />

a) dingliche Einigung<br />

Einigung, dass das Eigentum übergehen soll<br />

Bestimmtheitsgrundsatz: Einigung muss eine genau<br />

bestimmte Sache betreffen oder eine genau bestimmte Mange von Sachen<br />

-23-


- <strong>Seite</strong> 24 -<br />

b) Übergabe ( § 929) oder Übergabesurrogat (§ 930 ff BGB)<br />

Beispiel:<br />

A (18 Jahre) gibt B (17 Jahre) sein Fahrrad.<br />

B gibt das Fahrrad weiter an C (16 Jahre) und C veräußert das Rad an D (21 Jahre).<br />

AG § 433 (Vertragstypische Pflichten beim Kaufvertrag)<br />

A B ist in Ordnung<br />

B C ist nicht in Ordnung (da B minderjährig ist und einen <strong>Recht</strong>lichen Nachteil hätte;<br />

Aufgabe an Eigentum)<br />

C D ist nicht in Ordnung (auch nicht Gutgläubig)<br />

Prüfung C D, § 929 (§ 932) dingliche Einigung (nein)<br />

c) Einigsein im Zeitpunkt der Übergabe / des Übergabesurrogates<br />

d) Berechtigung des Veräußerers oder gutgläubiger Erwerb (§§ 932 ff BGB, § 366 HGB)<br />

2) Besitzer = Anspruchsgegner<br />

3) kein <strong>Recht</strong> des Anspruchsgegners zum Besitz gegenüber dem Anspruchsteller<br />

vgl. auch <strong>zur</strong> Entstehung / Untergang des Eigentums:<br />

§946 ff BGB (Verbindung/Vermischung/Verarbeitung)<br />

§958 BGB (Aneignung herrenloser Sache)<br />

§ 959 Aufgabe des Eigentums an beweglichen Sachen / § 928 bei unbeweglichen Sachen<br />

§ 973 Eigentumserwerb des Finders (erst 6 Monate nach Abgabe des Fundes, sowie nicht<br />

abgeholt)<br />

AG (Vorraussetzung und <strong>Recht</strong>sfolge geregelt)<br />

Zum Beispiel:<br />

§ 823 (Schadenersatzpflicht)<br />

§ 812 (Herausgabeanspruch)<br />

Beispiel:<br />

Anspruchsgrundlage § 823<br />

I. Anspruch entstanden (Nichtigkeit prüfen)<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Zu prüfen sind:<br />

- Gestaltungsrechte<br />

- Anfechtungen<br />

- 1.) Kündigungserklärung<br />

- 2.) Kündigungsgrund<br />

- 3.) kein Ausschluss der Kündigung (vertraglich oder gesetzlich)<br />

- 4.) weitere Wirksamkeitsvoraussetzungen erfüllt (Formen, Frist, Zugang)<br />

-24-


- <strong>Seite</strong> 25 -<br />

III. Ist der Anspruch durchsetzbar<br />

Zu beachten sind:<br />

- Einreden; Einwendungen<br />

§ 320 (Einrede des nicht erfüllten Vertrages)<br />

§ 273 (Zurückbehaltungsrecht)<br />

§ 214 (Wirkung der Verjährung)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

3.2 Arbeitsweisen bei der Lösung juristischer Fälle<br />

1.) Fall genau durchlesen<br />

(nichts hinzu denken - Sachverhaltsquetsche ist verboten)<br />

2.) Vorüberlegung: 5 W´s :<br />

wer<br />

(Anspruchsteller) z.B. _______ verlangt<br />

(AST)<br />

will was (Forderungsgegenstand) z.B.<br />

/Zahlung von _________€,<br />

/Herausgabe des _________<br />

/(Gegenstand genau bezeichnen)<br />

/Übergabe und Übereignung<br />

/ die Abgabe einer Willenserklärung<br />

des Inhaltes ………<br />

von wem<br />

woraus<br />

(Anspruchsgegner)<br />

(Agn)<br />

von __________<br />

Mögliche Anspruchslagen (AG)<br />

sind: §§ ______________<br />

(beachte ÜS zu den wichtigsten AG)<br />

3.) evtl. Skizze zum Fall fertigen<br />

Bsp.: A hat B sein Auto für 3000,-€ verkauft. B hat den Wagen an C weiterverkauft für<br />

4000,-€. C zahlt 4000,-€ an B, B zahlt nichts an A. Der Wagen steht noch bei A. C<br />

verlangt von A den Wagen heraus. Zu <strong>Recht</strong> ?<br />

-25-


- <strong>Seite</strong> 26 -<br />

4.) alle mögliche Anspruchsgrundlagen notieren<br />

(s. Übersicht wichtigste Anspruchsgrundlagen)<br />

Beispiel<br />

Skizze<br />

5 W´s (s. o.)<br />

wer<br />

will was<br />

von wem<br />

woraus<br />

C<br />

Herausgabe des PKW<br />

A<br />

vgl. ÜS AGen zu<br />

§ 433 BGB ?<br />

§ 985 BGB?<br />

§ 812 BGB?<br />

5.) Lösungsskizze fertigen<br />

In Frage kommende AG notieren (s. o.) und gedanklich durchprüfen<br />

vgl. Übersicht wichtigste Anspruchsgrundlagen<br />

vgl. Aufbauschemata zu vertraglichen Ansprüchen, dinglichen Ansprüchen etc.<br />

Grundaufbau ( zu jeder AG gesondert):<br />

AG: § ________<br />

I) Anspruch wirksam entstanden? 1.) Voraussetzungen der AG prüfen:<br />

(bei vertraglichen Ansprüchen: wirksame<br />

Einigung über die notwendigen<br />

Vertragsbestandteile ? )<br />

2.) <strong>Recht</strong>shindernde Einwendungen<br />

(lassen den Anspruch gar nicht erst entstehen)<br />

schon hier prüfen<br />

(z.B. 104ff, 116-118, 125, 134, 138)<br />

II) Anspruch nicht untergegangen?<br />

1.) durch Übergang/Abtretung der<br />

Forderung ?<br />

(per <strong>Recht</strong>sgeschäft : § 398 BGB oder<br />

per Gesetz = cessio legis z.B. § 67 VVG)<br />

2.) durch Erlöschen der Forderung ?<br />

(hier <strong>Recht</strong>svernichtende Einwendungen /<br />

Einreden prüfen z.B.<br />

142, 119ff, 313, 346, 355, 356, 387, 441, 638,<br />

Kündigung,<br />

Untergang des Anspruchs per Gesetz:<br />

275,362,364, 372)<br />

-26-


- <strong>Seite</strong> 27 -<br />

III) Anspruch durchsetzbar ? bestehen <strong>Recht</strong>shemmende Einwendungen /<br />

Einreden?<br />

z.B. 214, 273, 320 438 IV 2 , V, 634a IV 2,V,<br />

771,821,853 sowie 369 HGB<br />

praktische Vorgehensweise bei der Skizzen - Prüfung:<br />

Voraussetzungen jeder AG auf Zettel notieren und rechts daneben subsumieren.<br />

AG: § _________<br />

I) Anspruch entstanden?<br />

Voraussetzung § 433: KV<br />

(zwischen A und C !)<br />

Voraussetzung KV<br />

( gem. § 145 ff BGB)<br />

- Angebot (des A/C)<br />

- Annahme (des C/A)<br />

Gutachten schreiben:<br />

Wichtig:<br />

Das juristische Gutachten zeichnet sich durch den sog. Gutachtenstil aus, d.h. sie schreiben<br />

die Klausur so, dass der Leser gedanklich „mitgenommen“ wird.<br />

Das Gutachten beginnt daher mit der Hypothese, es folgt die Subsumtion und es schließt mit<br />

der Schlussfolgerung.<br />

Die Hypothese wird durch den sog. Obersatz wiedergegeben:<br />

__ könnte gegen __ einen Anspruch auf ___ aus §§ ____ haben.<br />

Dann müssten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:<br />

......<br />

In der Subsumtion wird geprüft und geschildert, ob und inwieweit die in der Hypothese<br />

aufgestellten Anspruchsvoraussetzungen nach dem Sachverhalt des Falles erfüllt sind. Sie<br />

müssen zu jeder Anspruchsvoraussetzung, auf die es ankommt, darlegen, welcher genaue Teil<br />

des Sachverhaltes dazu führt, dass die Anspruchsvoraussetzung erfüllt oder nicht erfüllt ist.<br />

Die Schlussfolgerung ist der Ergebnissatz:<br />

beim Zwischenergebnis:<br />

__ hat also mit Vollmacht des __ gehandelt.<br />

Die WE des __ wirkt für und gegen den __.<br />

Endergebnis:<br />

__ hat gegen ___ einen / keinen Anspruch auf ____.<br />

oder<br />

Ein Anspruch des __ gegen __ besteht nur iHv _____ aus § _________.<br />

Beispiel:<br />

Skizze<br />

Textbeispiel Klausurtext<br />

5 W´s (s. o. ) C könnte gegen A einen Anspruch auf<br />

Herausgabe des Autos haben<br />

-27-


- <strong>Seite</strong> 28 -<br />

AG: § _________<br />

aus § 433 BGB.<br />

I) Anspruch entstanden? Dann müsste der Anspruch wirksam<br />

bei C entstanden, nicht untergegangen<br />

und durchsetzbar sein.<br />

Voraussetzung § 433: KV<br />

Voraussetzung für das Entstehen eines<br />

(zwischen A und C !)<br />

Anspruchs aus § 433 BGB ist, dass der<br />

Vorraussetzung KV (gem. §145 ff BGB Anspruchsteller, hier C, mit dem<br />

- Angebot (des A/C) Anspruchsgegner, hier A, einen<br />

- Annahme (des C/A) wirksamen KV geschlossen hat.<br />

Anspruchs aus § 433 BGB ist, dass der<br />

Anspruchsteller, hier C, mit dem<br />

Anspruchsgegner, hier A, einen<br />

wirksamen KV geschlossen hat.<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

3.3.3 Übersicht Wichtigste Anspruchsgrundlagen<br />

(Für die Klausur nur nach richtigem Vertragstyp suchen)<br />

1) Ansprüche auf Erfüllung vertraglicher Pflichten:<br />

a) aus typisierten Verträgen (im BGB ausdrücklich geregelte Vertragstypen,<br />

(vgl. Inhaltsverzeichnissen zum BGB, Buch 2 <strong>Recht</strong> der Schuldverhältnisse, Abschnitt 8 ("<br />

Einzelschuldverhältnisse ")<br />

Tipp: meist sind die ersten Paragraphen die jeweiligen Titel die gesuchte Anspruchsgrundlage<br />

aus Kaufvertrag:<br />

§ 433 Absatz 1 BGB: auf Übergabe und Übereignung der Kaufsache<br />

§ 433 Absatz 2 BGB: auf Zahlung des Kaufpreises und Abnahme der Kaufsache.<br />

aus Mietvertrag/Pachtvertrag:<br />

§ 535 Absatz 1/§ 581 Absatz 1 Satz 1 BGB: auf Gewährung des Gebrauchs bzw. Nutzung der<br />

Miet/Pachtsache<br />

§ 535 Absatz 2/§ 581 Absatz 1 Satz 2 BGB: hier auf Zahlung des Miet/Pachtzinses<br />

Zu Beispiel:<br />

AG 535<br />

I. prüfen ob Anspruch entstanden ist (Nichtigkeitsprüfung)<br />

( durch Mietvertrag)<br />

II. prüfen ob Anspruch untergegangen (Gestaltungsrechte +Anfechtungen prüfen)<br />

(durch Kündigungserklärung, Kündigungsgrund ist vorhanden)<br />

aus Darlehensvertrag:<br />

aus Gelddarlehen:<br />

§ 488 Absatz 1 Satz 1 BGB: auf Zahlung des vereinbarten Darlehensbetrages<br />

§ 488 Absatz 1 Satz 2 BGB: auf Zahlung der vereinbarten Zinsen und Rückzahlung nach<br />

Fälligkeit<br />

aus Sachdarlehen:<br />

§ 607 Absatz 1 Satz 1 BGB: auf Überlassung einer vertretbaren Sache nach Vereinbarung<br />

§ 607 Absatz 1 : auf Zahlung des Entgeltes und Rückgabe bei Fälligkeit<br />

-28-


- <strong>Seite</strong> 29 -<br />

aus Dienstvertrag:<br />

§ 611 Absatz 1 BGB: auf Leistung der vereinbarten Dienste<br />

§ 611 Absatz 1,612 BGB: auf Zahlung der vereinbarten/üblichen Vergütung<br />

aus Werkvertrag:<br />

§ 631 Absatz 1 BGB: auf Herstellung des vereinbarten Werkes<br />

§ 631 Absatz 1,632 BGB: auf Zahlung der vereinbarten Vergütung/üblichen Vergütung<br />

(nach Abnahme des Werkes § 640 BGB)<br />

aus Reisevertrag:<br />

§ 651 a Absatz 1 Satz 1 BGB: auf Erbringung einer Gesamtheit von Reiseleistungen<br />

§ 651 a Absatz 1 Satz 2 BGB: auf Zahlung des vereinbarten Reisepreises<br />

aus Maklervertrag:<br />

§ 652 Absatz 1 BGB: auf Nachweis von Vertragsabschlussgelegenheiten<br />

§ 652 Absatz 1,653 BGB: auf Zahlung des Maklerlohns<br />

aus Verwahrungsvertrag:<br />

§ 688 BGB: auf Aufbewahrung<br />

§ 688,689 BGB: auf Vergütung<br />

aus Schenkungsvertrag:<br />

§ 516 Absatz 1 BGB: auf unentgeltliche Zuwendung der geschenkten Sache<br />

aus Leihvertrag:<br />

§ 598 BGB: auf unentgeltlichen Gebrauch der Leih-Sache<br />

aus Auftrag:<br />

§ 662 BGB: auf unentgeltliche Besorgungen eines Geschäfts<br />

§ 666 BGB: auf Auskunft und Rechenschaft gegen den Beauftragten<br />

§ 667 BGB: auf Herausgabe des beim Auftrag erlangten<br />

§ 670 BGB Anspruch des beauftragten gegen den Auftraggeber auf Ersatz der Aufwendungen<br />

- ist auch ein Vertrag<br />

- löst auch Pflichten aus (§ 662 BGB)<br />

- nach § 670 BGB muss der Auftraggeber die Aufwendungen tragen<br />

- Auftragnehmer muss nicht in „Vorkasse“ gehen<br />

aus Bürgschaft:<br />

§ 765 Absatz 1 BGB: auf Zahlung der Bürgschaftssumme<br />

Gläubiger - - - - - - - - - Schuldner<br />

Vertrag<br />

Bürge<br />

- selbstschuldnerische Bürgschaft = Verzicht auf recht aus § 771 BGB (Einrede der Vorausklage)<br />

Bürgschaft ist akzessorisch (= abhängig von der gesicherten Schuld)<br />

- besteht nur in Höhe der gesicherten Schuld<br />

-29-


- <strong>Seite</strong> 30 -<br />

Anspruchsgrundlage des Begünstigten in Verbindung mit § 774 Absatz 1 BGB (gesetzlicher<br />

Forderungsübergang = cessio legis) Anspruch des Bürgen gegen den Schuldner auf Zahlung der<br />

auf die Bürgschaft ausgezahlten Summe hier<br />

aus Vergleich:<br />

§ 779 BGB: auf Erbringung der vergleichsweise vereinbarten Leistung/Zahlung<br />

Vergleich vor Gericht:<br />

- ist materiell rechtlicher Vertrag (Materiell rechtlicher Teil)<br />

- ist zusätzlich etwas Prozessuales (Prozessrechtlicher Teil)<br />

- nur dann ein Vergleich, wenn Unsicherheiten / Ungewissheiten beseitigt werden<br />

- aus dem Vergleich entsteht ein Anspruch auf Erfüllung<br />

- ist wichtig für die Verjährung<br />

aus abstraktem Schuldversprechen/Schuldanerkenntnis:<br />

§ 780 BGB/§ 781 BGB: auf Erbringung der zugesagten/anerkannten Leistung<br />

- § 780 BGB abstraktes Schuldversprechen<br />

* ist unabhängig von dem warum (in der Praxis selten)<br />

- § 781 BGB deklaratorisches Schuldversprechen<br />

* enthält das warum und führt <strong>zur</strong> Beweislastumkehr<br />

b) aus nicht typisierten (atypischen) Verträgen<br />

(gegenseitiger Vertrag einer nicht im BGB für in Buch 2 Abschnitt 8 unter „einzelne<br />

Schuldverhältnisse " aufgeführten Vertragsart)<br />

§ 241 Absatz 1, 311 Absatz 1 BGB<br />

§ 179 Absatz 1 BGB Anspruch auf Erfüllung der vereinbarten Leistung gegenüber dem Vertreter<br />

ohne Vertretungsmacht:<br />

Beachte: kein echter Anspruch auf Erfüllung der Hauptleistung, aber auch Anspruch aus Vertrag<br />

(typisiert oder nicht typisiert):<br />

H V B<br />

(Hintermann) (Vertreter) (Verkäufer / Kunde)<br />

Vertrag<br />

- Vertreter handelt im Namen eines anderen<br />

Wenn der Hintermann mit dem Verkäufer / Kunden kein Vertrag hat, dann kann der<br />

Verkäufer / Kunde gegen den Vertreter Ansprüche geltend machen. Anspruchsgrundlagen<br />

wären § 433 und § 179 BGB.<br />

Vertragsstrafe: §339 ff BGB<br />

Beispiel:<br />

Hausbau: Fördergelder gibt es nur wenn das Haus bis zum Termin X fertig gestellt ist.<br />

- wenn der Termin nicht gehalten wird = Vertragsstrafe<br />

- immer AGB – Prüfung vornehmen<br />

-30-


- <strong>Seite</strong> 31 -<br />

2) Ansprüche auf Herausgabe<br />

a) vertragliche / vertragsähnliche Herausgabeansprüche<br />

aa) aus Rückabwicklung von Verträgen § 546 / § 581 Absatz 2 /<br />

- Vertragliche Herausgabeansprüche aus § 546 BGB<br />

- besondere Erfüllungspflicht<br />

Beispiel:<br />

- Bei Miete – Rückgabe durch Abnahme und Schlüsselübergabe<br />

Mietvertrag – 3 Monate Kündigungsfrist zum Monatsende<br />

Kündigung: 01.12.05 und Schlüssel in den Briefkasten des Vermieters geworfen.<br />

Vermieter kommt am 03.07.06 und verlangt die Miete für den Zeitraum<br />

von Dezember 05 bis Juli 06.<br />

AG § 535 II BGB<br />

I Anspruch entstanden?<br />

- Mietvertrag geschlossen (+) (1000,- € Miete)<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Kündigung ? (Grund, Frist, Form)<br />

- ordentliche Kündigung zulässig<br />

Kündigungserklärung: am 01.12.05 zugegangen nach § 130 BGB (+)<br />

=> Kündigung zum 28.02.06<br />

III. Anspruch untergegangen?<br />

Anspruch ist ab 01.03.06 untergegangen durch § 573c BGB<br />

Ein Anspruch besteht für die Zeit von 01.12.05 – 28.02.06 durch § 535 BGB (unter der<br />

Vorraussetzung, das eine Ordentliche Abnahme der Wohnung und die Schlüsselübergabe<br />

(am besten mit Protokoll) stattgefunden hat)<br />

Anderenfalls:<br />

Besteht ein Anspruch aus § 546a BGB weiterhin bis <strong>zur</strong> ordentlichen Abnahme der<br />

Wohnung und der Schlüsselübergabe. (Schadenersatzforderung des Vermieters)<br />

§ 546a BGB regelt besonders die Übergabe<br />

nach Zeitablauf oder Kündigung<br />

§ 589 I / § 596 BGB<br />

bb) aus Rückabwicklung von Verträgen nach Rücktritt oder Widerruf<br />

- im Zusammenhang mit Herausgabeanspruch<br />

Beispiel:<br />

Für ein Widerrechtlich genutztes Auto 1 % des Wertes je 1000 km<br />

§ 346 I BGB: auf Rückgabe der jeweils<br />

gewährten Leistungen<br />

§ 346 I , 347 BGB: auf Herausgabe der gezogenen<br />

Nutzungen<br />

§ 346 II BGB: auf Wertersatz<br />

-31-


- <strong>Seite</strong> 32 -<br />

b) Herausgabeansprüche bei Unmöglichkeit der Leistung: § 285 BGB; § 326 IV,<br />

§ 346 I BGB<br />

c) Herausgabeansprüche aus Auftrag / GoA<br />

Auftrag oder entgeltliche Geschäftsbesorgung:<br />

auf Herausgabe des durch Geschäftsführung ohne Auftrag<br />

(GoA) Erlangten:<br />

auf Herausgabe des durch ungerechtfertigte Geschäftsführung<br />

ohne Auftrag Erlangten:<br />

auf Herausgabe bei angemaßter Eigengeschäftsführung:<br />

§ 667,675 III 1 BGB<br />

§ 681 Satz 2,667 BGB<br />

§ 684 Satz 1,818 BGB<br />

§ 687 II, 681 Satz 2,667 BGB.<br />

c) dingliche Herausgabeansprüche:<br />

des Eigentümers gegen Besitzer :<br />

des Eigentümers / Erben gegen Erbschaftsbesitzer :<br />

des Pfandrechtsinhabers:<br />

des früheren Besitzers mit besserem <strong>Recht</strong>:<br />

des früheren Besitzers bei Entzug durch verbotene<br />

Eigenmacht:<br />

§ 985 BGB<br />

§ 2.018,2030 BGB<br />

§ 1227, 1257,985 BGB<br />

§ 1007 BGB<br />

§ 861, 869,858 BGB<br />

d) Herausgabeanspruch aus unerlaubter Handlung: § 823 I, II, § 826 BGB (vgl. § 249 Satz 1<br />

BGB)<br />

e) Herausgabeanspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung<br />

§ 812 I 1 1. Alternative, 812 I 2, 813,817 Satz 1 BGB Leistungskondiktion:<br />

§ 812 I 1 2. Alt. / § 816 BGB Nichtleistungskondiktion:<br />

§ 822 BGB<br />

3.) Schadensersatzansprüche:<br />

beachte: Besonderheit bei immateriellen Schäden (Schmerzensgeld):<br />

§ 253 BGB a.F.: Schmerzensgeld nur bei deliktischer Haftung § 847 BGB a.F. i. v. m ..<br />

§ 823 ff BGB<br />

§ 253 BGB n.F. § 253 II BGB => Schmerzensgeld bei deliktischer Handlung<br />

(§ 253 II i. v. m .. §§ 823 ff BGB) aber nun auch bei Verletzung vertraglicher Pflichten<br />

-32-


- <strong>Seite</strong> 33 -<br />

Schadensersatzansprüche (in den Fällend es § 253 II BGB auch Schmerzensgeldansprüche)<br />

können sich ergeben aus:<br />

a) aus Garantievertrag : § 241 Absatz 1,311 Absatz 1 BGB<br />

b) bei anfänglicher oder nachträglicher Unmöglichkeit § 311 a Absatz 2/§ 280 Absatz 1,<br />

der Leistung:<br />

Absatz 3,283 BGB<br />

c) bei Verzug oder Nichtleistung trotz Fristsetzung : § 280, 281,286 BGB<br />

d) bei mangelhafter Leistung nach erfolgloser Fristsetzung::<br />

(Schadensersatz als Folge von Gewährleistungsansprüchen)<br />

- über einen Kaufvertrag: § 437 Nr. 3 in, 440,280, 281,283,<br />

286,311 a BGB<br />

- beim Mietvertrag: § 536 a Absatz 1 BGB<br />

- beim Werkvertrag: § 634 Nr. 4,636, 280,281, 283,286,<br />

311 a BGB<br />

- beim Reisevertrag: § 651 f BGB<br />

e) bei Verletzung sonstiger Pflichten (früher p.V.V. / c.i.c.)<br />

§ 280 I, III, 282 SEA an Stelle des<br />

Erfüllungsanspruchs<br />

§ 280 I BGB SEA in sonstigen Fällen (auch bei<br />

Verletzung von vertraglichen<br />

Nebenpflichten (früher pVV)<br />

f) bei Rücktritt § 346 IV, 280 ff, 325 BGB<br />

g) bei aufschiebender Bedingung § 160 BGB<br />

h) bei Auftrag § 670 BGB analog<br />

i) aus vertragsähnlichen Verhältnissen<br />

- Anfechtung oder Scheingeschäft § 122<br />

- Vertreter ohne Vertretungsmacht § 179<br />

- culpa in contrahendo ( c.i.c.) § 280 I, 311 II, 241 II<br />

j) bei GoA<br />

-33-


- <strong>Seite</strong> 34 -<br />

Anspruch des Geschäftsherrn gegen Geschäftsführer<br />

§ 678, 687 II<br />

bei unberechtigter<br />

bei berechtigter GoA § 280<br />

Anspr. des Geschäftsführers gegen Geschäftsherrn bei<br />

berechtigter GoA<br />

§ 683,670 analog<br />

k) Aus Eigentümer - Besitzer- Verhältnis<br />

gegenüber bösgläubigen oder verklagten Besitzer:<br />

gegen deliktischen Besitzer:<br />

gegen gutgläubigen Fremdbesitzer:<br />

§§ 989,990 BGB<br />

§ 992 i. v. m .. § 823 BGB<br />

§ 991 Absatz 2,989 BGB<br />

l) bei Verletzung von Pfandrechten: §1227, 1257 i. v. m .. 989, 990,<br />

992 BGB<br />

m) aus unerlaubter Handlung § 823 I<br />

§ 823 II i. v. m .. Schutzgesetz<br />

§ 826<br />

vgl. auch § 832 ff<br />

§ 839 i. v. m .. Art 34 GG<br />

(Amtshaftungsanspruch)<br />

(Anspruch gegen den Geschäftsherrn bei Delikt durch § 831<br />

Verrichtungsgehilfen. !!!<br />

differenziere zum Erfüllungsgehilfen: § 278 BGB<br />

n) aus Gefährdungshaftung (= verschuldensunabhängig)<br />

- PKW Halter , PKW Fahrer §§ 7, 18 StVG , beachte § 17 StVG<br />

o) i. v. m .. § 812 §§ 818 IV, 819, 820 i. v. m ..<br />

§ 292, 989 ff<br />

p) i. v. m .. Notstand / Notwehr §§ 224 S.2, 904 S.2<br />

4.) Aufwendungs-/Verwendungsersatz- Ansprüche (und Anspruch auf Befreiung von<br />

Verbindlichkeiten § 257 BGB)<br />

-34-


- <strong>Seite</strong> 35 -<br />

In Verbindung mit / bei...<br />

Leistungsstörungen: §284,311 a Absatz 2 (257 BGB)<br />

bei Annahmeverzug des Gläubigers: §304 BGB (§257 BGB)<br />

des Mieters: §536 a Absatz 2 (§257 BGB)<br />

bei Mängelbeseitigung: §634 Nr. 2,637 Absatz 3 (§257 BGB)<br />

bei Auftrag und entgeltlicher Geschäftsbesorgung: §670 BGB, §675 Absatz 1 BGB (§257 BGB)<br />

bei Geschäftsführung ohne Auftrag: §683,670 BGB (§257 BGB)<br />

bei Verwahrung: §693 BGB (§257 BGB)<br />

des Finders: §970 BGB<br />

bei Rücktritt: §347 Absatz 2 BGB<br />

des Mieters: §539 Absatz 1 BGB<br />

des unrechtmäßigen Besitzers: §994 ff BGB<br />

des Pfand Gläubigers auf das Pfand: §1216, 1257 BGB<br />

5.) Gewährleistungsansprüche:<br />

Kaufvertrag: §437 ff BGB<br />

Miet- und Pachtvertrag: §535, 536,536 a, 543,581 BGB<br />

Werkvertrag: §634 BGB<br />

6.) Ansprüche auf Rückabwicklung bei Widerruf<br />

Verbraucherdarlehen: §495,355, 357,346 ff BGB (§356 BGB)<br />

Haustürgeschäfte: §312,355, 357,346 ff BGB (§356 BGB)<br />

Fernabsatzgeschäft: §312 a, 355, 357,346 ff BGB (§356 BGB)<br />

7.) Ansprüche bei Rückabwicklung nach Rücktritt vom Vertrag:<br />

§346 ff BGB (auch Schadensersatz gemäß §346 Absatz 4 in Verbindung mit §280 ff BGB<br />

8.) Anspruch auf Rückabwicklung bei Unmöglichkeit der Leistung:<br />

§326 Absatz 4 BGB in Verbindung mit 346 ff BGB<br />

-35-


- <strong>Seite</strong> 36 -<br />

9.) Anspruch auf Herausgabe von Nutzungen (Definition in §100 BGB)<br />

bei Rücktritt: §346 Absatz 1 BGB<br />

bei Eigentümer-Besitzer-Verhältnis: §987,988, 990 Absatz 1,991 Absatz 1,993 BGB (§997 ff<br />

BGB genau lesen)<br />

als Teil des Bereicherungsanspruch: §812 ff BGB, §818 Absatz 1 BGB<br />

10.) Anspruch auf Wertersatz:<br />

bei Rücktritt: §346, 347 Absatz 1 BGB<br />

bei unberechtigter Geschäftsführung ohne Auftrag: §684 BGB in Verbindung mit §818 BGB<br />

bei angemaßter Eigengeschäftsführung: §687,684 in Verbindung mit §818 BGB<br />

bei Verbindung/Vermischung/Verarbeitung (hat Eigentumsverlust <strong>zur</strong> Folge) §951,812,<br />

818 BGB<br />

im Bereicherungsrecht: §812 ff BGB<br />

11.) Rückgriffsansprüche (Ausgleich in der Regel zwischen mehreren Schuldnern)<br />

Gesamtschuldner: §426 BGB<br />

Bürge: §774 BGB<br />

Eigentümer gegenüber dem Schuldner bei Zahlung auf die Hypothek: §1143 BGB<br />

mehrere Schuldner aus §823 ff untereinander: §840 BGB<br />

12.) Beseitigungs- und Unterlassungsansprüche<br />

aus Vertrag<br />

aus Namensrecht: §12 BGB (gilt auch für Domänen)<br />

aus Eigentum: §1004 ff BGB<br />

aus anderen absoluten <strong>Recht</strong>en (vgl. §823 Absatz 1 BGB) : §1004 BGB analog<br />

aus Pfandrecht an Sachen: §1227, 1257 in Verbindung mit §1004 BGB<br />

aus Grundpfandrecht: §1134,1192 BGB<br />

aus Besitz: §862, 858,867 BGB<br />

aus Grundsätzen des unlauteren Wettbewerbs: bei unzulässigen AGB (§305 ff BGB) oder<br />

Verstößen gegen Verbraucherschutzvorschriften: §1 ff UKlaG<br />

vgl. auch Grundbuchberichtigung zu Anspruch (§994,899 BGB) und Anspruch auf Beseitigung<br />

einer Vormerkung (§886 BGB)<br />

-36-


- <strong>Seite</strong> 37 -<br />

Anspruch auf Duldung der Zwangsvollstreckung<br />

aus Hypothek oder Grundschuld: §1147,1192 BGB<br />

Anspruch auf Auskunft und/oder Rechnungslegung:<br />

§402,666, 657,681,687 BGB, §242 BGB (zum Inhalt / Umfang des Anspruchs: vgl. §§ 259 ff<br />

BGB)<br />

In der Klausur<br />

Obersatz = Hypothese (5 W´s)<br />

- wer: A<br />

- von wem: könnte, gegen B<br />

einen Anspruch …. (genau was)<br />

aus §§ …. (genau woraus)<br />

haben.<br />

A) AG (Anspruchsgrundlage) § 631 I BGB (vertragstypische Pflichten beim Werkvertrag)<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Vor Angebot = WE (Willenserklärung) = Abschluss Vertrag, die alle notwendigen vorhandenen<br />

Bestandteile (in diesem Falle das „Werk“) enthält (§150 II BGB)<br />

Subsumtion:<br />

= ist das laut Sachverhalt so?<br />

Laut Sachverhalt hat A den Maler Klecks beauftragt die Decke zu streichen.<br />

Sie haben sich auf ein Werk (= Werkvertrag), Decke streichen und den Lohn dafür<br />

(300,- €) geeinigt.<br />

Zwischen Ergebnis:<br />

Werkvertrag = Decke für 300,- € streichen<br />

II. Anspruch nicht untergegangen?<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

(Einrede / Einwendung)<br />

§ 362 BGB (Erfüllung?)<br />

§ 387 BGB (Aufrechnung?)<br />

§ 398 BGB (Abtretung?)<br />

§ 214 BGB (Wirkung der Verjährung)<br />

§ 273 BGB (Zurückbehaltung)<br />

§ 320 BGB (Einrede des nicht erfüllten Vertrages)<br />

§ 348 BGB (Erfüllung Zug um Zug)<br />

- eventuelle Einrede § 273 BGB Vorraussetzung: Erklärung der Einrede<br />

-37-


- <strong>Seite</strong> 38 -<br />

I. Anspruch entstanden? § 280 BGB (Schadenersatz)<br />

§ 241 II BGB (Pflichten aus d. Schuldverhältnis)<br />

(Nebenpflichten beachten, hier Möbel abdecken)<br />

§ 348 BGB (Erfüllung Zug um Zug)<br />

Subsumtion: Maler Klecks hat die Möbel nicht abgedeckt!<br />

Nebenpflicht verletzt / Zustand wiederherstellen<br />

Gegenanspruch von A gegen Klecks ist in Höhe von 400,- € entstanden!<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Nein da Geld noch nicht bezahlt wurde<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

Könnte nicht durchsetzbar sein, da A gegen Klecks einen<br />

Gegenanspruch von 400,- € hat.<br />

A muss Einrede geltend machen A sagt: Ich zahle erst dann, wenn mein Sofa wieder<br />

in Ordnung ist.<br />

Ergebnissatz:<br />

1. Klecks hat keinen durchsetzbaren Anspruch gegen A (wegen der<br />

erhobenen Einrede) auf die Zahlung von 300,- €.<br />

oder:<br />

2. Klecks hat einen Anspruch auf die Zahlung von 300,- € gegen A,<br />

da A keine Einrede geltend gemacht hat.<br />

Fall: Der entwendete und verkaufte PKW:<br />

A leiht B sein Auto für eine Spritztour mit seiner Freundin F in den Spreewald. A lässt den<br />

Wagen unabgeschlossen an der Lichtung stehen und begibt sich mit F auf die nahe gelegene<br />

Lichtung.<br />

Pilzsucher P beobachtet zunächst das Pärchen und entdeckt dann den PKW. Er kann nicht<br />

widerstehen und fährt mit dem Wagen davon. Zuhause angekommen, verkauft er den PKW<br />

seinem nichts ahnenden Nachbarn N für 1000,- €. Der Wagen war tatsächlich 1500,- € wert.<br />

A will von N den Wagen <strong>zur</strong>ück haben. Zu <strong>Recht</strong>?<br />

Skizze:<br />

Leihe<br />

A ------- B<br />

B / F<br />

Auto<br />

Parken<br />

Auto<br />

Pilzsucher § 433 BGB<br />

(1500, - €) P<br />

P N<br />

1000, - €<br />

-38-


- <strong>Seite</strong> 39 -<br />

wer: A<br />

will: Herausgabe<br />

was: PKW<br />

von wem: N<br />

woraus: Vertrag ( - )<br />

A) Sachenrecht § 985 BGB<br />

B) ungerechtfertigte Bereicherung § 812 BGB<br />

C) unerlaubt Handlung § 823 BGB<br />

Hypothese: A könnte gegen N einen Anspruch auf Herausgabe des PKW aus § 985 BGB haben.<br />

A)<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Anspruchsteller A = Eigentümer<br />

Anspruchsgegner N = Besitzer<br />

Besitzer gegen Eigentümer kein <strong>Recht</strong> zum Besitz<br />

Eigentümer ? Chronologische Prüfung!!!<br />

A leiht B nur das Auto = A weiterhin Eigentümer<br />

B parken im Wald = A weiterhin Eigentümer<br />

P schnappt sich Auto = A weiterhin Eigentümer<br />

P verkauft Auto an N = nach § 929 BGB dingliche Einigung<br />

A N ( - )<br />

P N ( + ) durch Verkauf /<br />

Schuldrechtliche Einigung<br />

konkludent<br />

Übergabe:<br />

P N ( + )<br />

Berechtigung des Verkäufers<br />

P ist nicht berechtigt<br />

II.<br />

Anspruch untergegangen?<br />

§ 932 II BGB => guter Glaube ( - ); da grob fahrlässig<br />

§ 935 BGB => N hat kein Eigentum erworben = A weiterhin Eigentümer<br />

N ist Besitzer<br />

kein Vertragsverhältnis zwischen A – N<br />

Anspruch A gegen N ist berechtigt (nach § 935 BGB) auf Herausgabe des PKW<br />

III.<br />

Anspruch durchsetzbar?<br />

A hat einen Anspruch auf Herausgabe des PKW nach § 985 BGB.<br />

-39-


- <strong>Seite</strong> 40 -<br />

B)<br />

Skizze:<br />

A B P<br />

nur hier besteht ein Anspruch<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

(AG § 812;I;1 BGB)<br />

Leistungskondiktion<br />

Eingriffskondiktion<br />

N<br />

- etwas erlangt durch Leistung ohne <strong>Recht</strong>sgrund (des Anspruchsstellers)<br />

N Besitz am Auto durch Leistung A ( - )<br />

P ( + )<br />

1. Alternative = eine Leistung von A liegt nicht vor<br />

A hat keinen Anspruch gegen N aus § 812; I; 1 BGB auf Herausgabe des PKW.<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

4. Schuldrecht<br />

4.1 Die Lehre vom <strong>Recht</strong>sgeschäft ' Was ist ein <strong>Recht</strong>sgeschäft ? Definition ?<br />

Definition <strong>Recht</strong>sgeschäft:<br />

Tatbestand, der aus mindestens einer Willenserklärung sowie oft aus weiteren Elementen besteht<br />

und an den die <strong>Recht</strong>sordnung den Eintritt des gewollten rechtlichen Erfolges knüpft.<br />

Tipp: Überschrift vor § 104 (<strong>Recht</strong>sgeschäfte / Geschäftsfähigkeit) BGB lesen und prüfen, für<br />

welche Regelung die §§ 104 ff gelten<br />

Abschnitt 3 <strong>Recht</strong>sgeschäfte:<br />

Titel 1 Geschäftsfähigkeit<br />

Titel 2 Willenserklärung (§ 116 ff)<br />

Titel 3 Vertrag (§ 145 ff)<br />

-40-


- <strong>Seite</strong> 41 -<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäfte<br />

schuldrechtliche Kauf, Schenkung, Miete Arbeitsverträge, Gesellschaftsverträge ,<br />

Bankgeschäfte<br />

sachenrechtliche Übereignung beweglichen u. unbeweglichen Sachen, Einräumung<br />

von Sicherungs- u. Nutzungsrechten an Sachen und <strong>Recht</strong>en<br />

familienrechtliche Verlobung, Eheschließung, Eheverträge über den Güterstand<br />

erbrechtliche<br />

Testament , Erbvertrag<br />

einseitige <strong>Recht</strong>sgeschäfte<br />

mehrseitige <strong>Recht</strong>sgeschäfte<br />

bereits eine Willenserklärung<br />

(nur) einer Person führt<br />

rechtlichen Erfolg herbei<br />

<strong>Recht</strong>serfolg erfordert<br />

Willenserklärungen mehrerer<br />

Personen<br />

Bsp. Gestaltungsrechte<br />

(Kündigung, Anfechtung),<br />

Testamentserrichtung ,<br />

Auslobung<br />

(Bsp. Wellensittich entflogen, für<br />

Wiederbeschaffung 100,- €)<br />

Bsp. Verträge<br />

Vertrag :<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäft, bestehend aus übereinstimmenden wechselseitigen Willenserklärungen zweier<br />

(oder mehrerer) Personen. Der Vertrag verkörpert die erklärte Willensübereinstimmung über die<br />

Herbeiführung eines bestimmten rechtlichen Erfolges<br />

Abtretung: G S<br />

§ 398 Abtretung<br />

B<br />

- ist immer ein Gläubigerwechsel<br />

Schuldübernahme:<br />

S<br />

G<br />

B<br />

§ 414 G B G und B haben sich geeinigt<br />

S hat keinen rechtlichen Nachteil und braucht deshalb nicht gefragt werden<br />

§ 415 S B<br />

Einigung S und B hängt von der Genehmigung des Gläubigers ab.<br />

Drei Erben (Erbengemeinschaft) haben Eigentum an einem Haus.<br />

Für den Verkauf müssen alle drei eine gleichgerichtete, Inhaltsgleiche Willenserklärung<br />

Abgeben (= Gesamthandsgemeinschaft)<br />

- Der Erbteil kann abgetreten werden<br />

-41-


- <strong>Seite</strong> 42 -<br />

aber: möglich, dass auf beiden <strong>Seite</strong>n wiederum mehrere Personen stehen<br />

Gesamtakte:<br />

gleichgerichtete Willenserklärungen werden von mehreren Personen abgegeben, kein<br />

wechselseitiger Austausch, verlaufen parallel auf dasselbe Ziel gerichtet Bsp. Beschlüsse der<br />

Mitglieder einer Gesellschafterversammlung, Erbvertrag, Schuldübernahme<br />

(Beispiel: Vereinsgründung)<br />

Probleme zum Angebot<br />

- 1 - Bindungswirkung (lesen: § 145 BGB / § 280 ff BGB) Klauseln, die Bindungswirkung<br />

ausschließen<br />

- 2 - Angebot = empfangsbedürftige Willenserklärung , => Zugang<br />

- 3 - Aufforderung <strong>zur</strong> Abgabe eines Angebotes offerte ad incertas personas Invitatio ad<br />

offerendum<br />

- 4 - Verträge mit dem, den es angeht<br />

- 5 - Erlöschen des Angebotes<br />

Ablehnung Fristablauf<br />

Angebot unter Anwesenden<br />

§ 146 entweder ausdrückliche Frist ( §<br />

148) sonst kann nur sofort<br />

angenommen werden (§ 147 I)<br />

Angebot unter Abwesenden<br />

entweder ausdrückliche Frist ( § 148)<br />

sonst kann in regelmäßig zu<br />

erwartendem Zeitraum angenommen<br />

werden (§ 147 II)<br />

Probleme <strong>zur</strong> Annahme:<br />

-1- Grundsätzlich nur reines „ja“ vgl. § 150 II BGB<br />

-2- Annahme = empfangsbedürftige WE Ausnahmen vom Zugang der Annahmeerklärung<br />

-3- Schweigen auf Angebot<br />

-42-


- <strong>Seite</strong> 43 -<br />

!!! Abstraktionsprinzip !!!<br />

abstraktes <strong>Recht</strong>sgeschäft bleibt gültig, auch wenn kausale <strong>Recht</strong>sgeschäfte Mängel aufweisen<br />

Verpflichtungsgeschäft<br />

Verfügungsgeschäft<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäft, durch das die<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäft, durch das ein recht<br />

Verpflichtung zu einer Leistung begründet unmittelbar übertragen, belastet, geändert oder<br />

aufgehoben wird<br />

Bsp. Kaufvertrag<br />

Bsp. Eigentumsübertragung, durch diese wird<br />

die kaufrechtliche Verpflichtung <strong>zur</strong><br />

Übertragung des Eigentums erfüllt § 929 BGB<br />

Einigung des Käufers und Verkäufers über die<br />

Eigentumsübertragung und Übergabe der<br />

Sache<br />

Schuldrecht i. d. R. Sachenrecht vgl. aber auch § 398, §<br />

387<br />

Kausale <strong>Recht</strong>sgeschäfte<br />

sind solche, bei denen der <strong>Recht</strong>sgrund der<br />

Vermögensverschiebung den Inhalt des<br />

Geschäftes bildet<br />

Kauf, Schenkung, Miete, Pacht...<br />

Abstrakte Geschäfte<br />

sind solche Geschäfte, die vom <strong>Recht</strong>sgrund<br />

der Zuwendung losgelöst und in ihrer<br />

Wirkung nicht vom rechtlichen Fortbestand<br />

des Kausalgeschäftes abhängig sind<br />

Erfüllung der Verpflichtung <strong>zur</strong> Übereignung<br />

der gekauften Sache erfolgt nach Vorschriften<br />

des Sachenrechts durch Einigung und<br />

Übergabe, dabei ist unrelevant aus welchem<br />

Grund die Übereignung erfolgt ( Kauf oder<br />

Schenkung )<br />

M 17 Jahre – Eigentümer von 1000,- € (ist kein Taschengeld)<br />

M unterschreibt bei V einen Kaufvertrag (KV) für eine BMW 80/GS für 1000,- €<br />

Wer ist Eigentümer vom Motorrad?<br />

AG § 929 BGB (bei Grundstücken § 873, § 925 BGB)<br />

- dingliche Einigung (+) nach § 107 BGB (rechtlich Vorteilhaft für M)<br />

- Übergabe (+)<br />

- Berechtigung (+)<br />

Zwischen Ergebnis: M ist Eigentümer vom Motorrad.<br />

Wer ist Eigentümer des Geldes?<br />

AG § 929 BGB<br />

- dingliche Einigung (-) nach §107 BGB (wäre rechtlicher Nachteil für M)<br />

- Berechtigung (-) nach § 110 BGB (ist kein Taschengeld von M)<br />

Bei § 107 BGB gibt es eine Ausnahme = Mietshaus – Eigentum<br />

(nicht nur rechtlicher Vorteil, da durch Mietshaus, gleichzeitig Verpflichtungen<br />

dem Mieter gegenüber bestehen)<br />

-43-


- <strong>Seite</strong> 44 -<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

4.2 Wesen und Besonderheiten einzelner Vertragstypen<br />

vgl. Übersicht : • 3-3_US_3_wichtigste_Anspruchsgrundlagen.html<br />

Beispielsfälle <strong>zur</strong> Abgrenzung Dienstvertrag / Werkvertrag Kauf / Miete / Leasing<br />

• <strong>Vorlesung</strong><br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

4.3 <strong>Recht</strong>sfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Deliktfähigkeit<br />

Definitionen und Darstellung des Aufbaus:<br />

<strong>Recht</strong>sfähigkeit: § 1 „ganz vorne“ =>gilt also<br />

für alle folgenden<br />

Regelungen ; Schuldrecht,<br />

Sachenrecht, Erbrecht etc.<br />

Def. nicht ausdr. im Gesetz § 1<br />

regelt nur Zeitpunkt. Def.:<br />

<strong>Recht</strong>sfähigkeit = Fähigkeit, Träger<br />

von <strong>Recht</strong>en und Pflichten zu sein.<br />

Geschäftsfähigkeit § 104<br />

ff<br />

Beginn Abschnitt<br />

„<strong>Recht</strong>sgeschäfte“<br />

Def.: Geschäftsfähigkeit =<br />

Fähigkeit, <strong>Recht</strong>sgeschäfte (z.B.<br />

WE) wirksam vorzunehmen.<br />

Herleitung: Umkehrschluss aus §<br />

105<br />

Deliktfähigkeit § 827 im Deliktsrecht Def: Deliktfähigkeit = Fähigkeit,<br />

zum Schadensersatz verpflichtende<br />

unerlaubte Handlung (§ 823 ff<br />

BGB) vorzunehmen. Herleitung:<br />

Umkehrschluss aus § 827, 828 BGB<br />

differenziere -deliktsunfähig (§ 827, 828 BGB) = krankhafte Störung und unter 7 Jahre -<br />

beschränkt deliktsfähig (§ 828 II BGB) = 7-18 jährige und Taubstumme<br />

-Beispielsfälle zum Minderjährigenrecht. (=> <strong>Vorlesung</strong> aktuelle Kurzfälle)<br />

-Beispielsfall <strong>zur</strong> unerkannten Geschäftsunfähigkeit und daraus resultierender <strong>Recht</strong>slage :<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

4.3.1 Minderjährigenschutz § 104 ff BGB<br />

A) Minderjährigenschutz durch Schutz vor schuldrechtlicher Verpflichtung<br />

Geschäftsunfähigkeit : § 104, 105 BGB:=> WE nichtig<br />

wie können dann 4 jährige Verträge abschließen, Eigentum erwerben etc.?<br />

Er kann vertreten werden. Die WE des erwachsenen Vertreters ist wirksam und wirkt<br />

auch für und gegen den nicht geschäftsfähigen Vertretenen<br />

beschränkte Geschäftsfähigkeit : § 106 I BGB für WE des beschränkt Geschäftsfähigen<br />

§ 131 BGB für WE gegenüber beschränkt Geschäftsfähigen<br />

(Systematik, ok. da § 130 Wirksamwerden der WE durch Zugang regelt)<br />

-44-


- <strong>Seite</strong> 45 -<br />

Fallgruppen <strong>zur</strong> beschränkten Geschäftsfähigkeit:<br />

* lediglich rechtlich vorteilhaftes <strong>Recht</strong>sgeschäft :<br />

§ 107 BGB: keine Einwilligung des ges. Vertreters erforderlich => WE wirksam<br />

* nicht lediglich rechtlich vorteilhaft mit Einwilligung ( vorher erklärt) des ges., Vertreters § 107, 111 ,<br />

182<br />

Problem: Einwilligender muss auch gesetzlicher Vertreter sein für diesen konkreten Fall, d.h.<br />

gesetzliche Vertretung darf nicht beschränkt sein.<br />

=> §§ <strong>zur</strong> gesetzlichen Vertretungsmacht lesen:<br />

§ 1626 BGB elterliches Sorgerecht<br />

§ 1626 a BGB<br />

§ 1629 BGB Grundsätzlich.: auch Vertretung des Kindes<br />

§ 1643 BGB Genehmigungspflichtige <strong>Recht</strong>sgeschäfte selbst bei Vertretung durch die Eltern: in<br />

den Fällen des § 1821 und 1822 Nr., 1.3.5.8.-11<br />

§ 1773 BGB Vormundschaft<br />

§ 1795 BGB Ausschluss der Vertretungsmacht des Vormundes in den Fällen: (lesen!)<br />

§ 1821 BGB Genehmigung (Des Vormundschaftsgerichts) für Grundstücksgeschäfte<br />

§ 1822 BGB Genehmigung (Des Vormundschaftsgerichts) sonstige Geschäfte<br />

§ 1896 BGB Betreuung<br />

§ 1909 BGB Pflegschaft<br />

Keine Vollmacht bei sog. Insichgeschäften § 181 (§ 1629 II, 1795 II BGB)<br />

Ausnahme: Selbstkontrahieren ist gesetzlich gestattet<br />

ausschließlich <strong>zur</strong> Erfüllung von Verbindlichkeiten<br />

wenn lediglich rechtlich vorteilhaft (§ 107 BGB analog)<br />

(Bei Vertretung Erwachsener kann § 181 auch durch <strong>Recht</strong>sgeschäft ab -bedungen, also<br />

Selbstkontrahieren erlaubt werden)<br />

Einwilligung (§ 107, 111 BGB) (kann auch beschränkt werden)<br />

RF: WE von Anfang an wirksam<br />

* nicht lediglich rechtlich vorteilhaft ohne Einwilligung des ges., Vertreters<br />

RF: Grundsätzlich: § 108 I BGB: WE ist schwebend unwirksam<br />

Ausnahme: § 110, 112, 113<br />

und wird unwirksam bei:<br />

Verweigerung der Genehmigung oder<br />

Fristablauf nach Aufforderung <strong>zur</strong> Erklärung über Genehmigung (§ 108 II BGB)<br />

oder wird rückwirkend wirksam, wenn<br />

Genehmigung erklärt wird (§ 108, 182 ff BGB)<br />

im Zeitpunkt, als WE noch schwebend unwirksam (und nicht schon ganz unwirksam) war<br />

B) Minderjährigenschutz durch beschränkte Haftung Minderjähriger<br />

812, 818 III, 819 I, 818 IV 292, 990, 989<br />

-45-


- <strong>Seite</strong> 46 -<br />

<strong>Recht</strong>sfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Deliktsfähigkeit<br />

hier: Minderjährige / Geisteskranke<br />

§§ 104 ff lesen<br />

Minderjährige und Geisteskranke sind die „heiligen Kühe“ des BGB = werden durch<br />

die §§ 104 ff BGB besonders geschützt.<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

4.3.2 Arbeitsblatt Minderjährigenschutz (Lösungen)-Folie<br />

Vergleiche:<br />

3.1 Prüfungsschema (Grundlagen)<br />

3.2 Arbeitsweise bei der Lösung juristischer Fälle<br />

3.3 wichtigste Anspruchsgrundlagen<br />

4.3.1 Minderjährigenschutz (§§ 104 ff BGB)<br />

Fall 1)<br />

A ist 6 Jahre alt. Er bestellt bei Quelle ein Fahrrad für 200,- €. Das Fahrrad wird geliefert.<br />

Die Eltern beglückwünschen A zu seiner guten Wahl.<br />

Als die Rechnung kommt, will keiner bezahlen.<br />

Welche Ansprüche hat Q?<br />

Hat Quelle einen Anspruch?<br />

Wer Quelle<br />

Will was 200 € (Rad)<br />

Von wem A (Eltern)<br />

Woraus § 433 II BGB; § 812 BGB; § 985 BGB<br />

Anspruchsgrundlage: § 433 II BGB; Quelle könnte aus § 433 II BGB einen Anspruch haben.<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Für ein Angebot brauche ich eine Annahme (ein ja)<br />

Anspruch könnte aus § 433 BGB entstanden sein, wenn die notwendigen Bestandteile eines<br />

Kaufvertrages gegeben sind (Kaufpreis, Kaufsache).<br />

§ 433 II BGB (-) Anspruch ist nicht entstanden<br />

§ 985 BGB (-) Eigentum Vorraussetzung: - Eigentümer<br />

(da A kein Eigentum erwerben kann)<br />

(+) Besitz - Besitz<br />

(-) kein <strong>Recht</strong> - kein <strong>Recht</strong> zum<br />

Besitz<br />

(A)§ 433 II BGB<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Kaufvertrag<br />

Angebot (alle notwendigen Bestandteile)<br />

Wirksam nach §104 1. BGB und § 105 BGB<br />

Annahme<br />

keine wirksame Willenserklärung<br />

Subsumtion<br />

bestellt = Angebot (+)<br />

geliefert = konkludente Annahme<br />

-46-


- <strong>Seite</strong> 47 -<br />

keine Einigung<br />

kein Kaufvertrag nach § 433 BGB (-)<br />

(da kein Kaufvertrag besteht auch kein Anspruch)<br />

§812 BGB<br />

Definition einer Leistung:<br />

„Ist die bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens“.<br />

Kaufvertrag Kaufvertrag<br />

A B C<br />

Leistung Leistung<br />

Leistung<br />

Leistung<br />

Kaufvertrag<br />

D<br />

(D ist in diesem Falle eine „Geheißperson“)<br />

- es wird immer eine Leistung benötigt um den Vertrag zu erfüllen<br />

A<br />

Kaufvertrag<br />

B (Heinz Müller)<br />

Irrtümliche Lieferung<br />

(Verwechslung des Namens)<br />

C (Heinz Möller)<br />

- hier liegt keine Leistung vor Weg ist frei für<br />

§ 812 BGB in anderer Weise<br />

Lösung Fall 1)<br />

! Zeichnung:<br />

Q -----(§ 433 II BGB) ------- A ?<br />

Q -----(§ 433 II BGB) ------- Eltern ?<br />

! 5 W´s<br />

wer<br />

Q<br />

will was 200,-€<br />

von wem A (erst später E prüfen)<br />

woraus AG § 433 II BGB<br />

Brainstorming: welche AG gegen wen möglich ?<br />

§ 433 II gegen A<br />

§ 433 II gegen die Eltern<br />

§ 985 gegen A<br />

§ 985 gegen die Eltern ?<br />

§ 280 ff BGB (Schadensersatz wegen Nichterfüllung ?<br />

§ 812 BGB<br />

-47-


- <strong>Seite</strong> 48 -<br />

Obersatz:<br />

Q könnte gegen A einen Anspruch auf Zahlung von 200,- € aus § 433 II BGB haben.<br />

Prüfungsschema Ansprüche aus Vertrag :<br />

I) Anspruch entstanden<br />

II) nicht untergegangen<br />

III) durchsetzbar<br />

I) Anspruch entstanden<br />

Einigung über alle notw. Bestandteile des Vertrages<br />

Angebot (Wirksame WE? muss alle notw. Bestandteile enthalten)<br />

(z.B. § 433: Kaufsache, Kaufpreis)<br />

Annahme (Wirksame WE ; keine Änderung § 150 II BGB, evtl.<br />

Annahmefrist ? )<br />

Übereinstimmung der WE´s<br />

mögliche Probleme:<br />

Vertretung § 164 ff BGB ;<br />

Bote § 120 (Anfechtung der WE, die durch Boten transportiert)<br />

§ 130 (Zugang der WE , u.a. bei Boten<br />

Wirksamkeit der WE: (jeweils bei Angebot / Annahme prüfen)<br />

PK: z.B.: Anfechtung § 119, 123, 142 BGB<br />

Wirksamkeit der Einigung ? (erst im Anschluss an Einigung prüfen<br />

z.B.: Formbedürftigkeit ? z.B. § 311 b BGB bei<br />

Grundstückskaufvertrag;<br />

§ 766 BGB bei Bürgschaftserklärung<br />

II) Anspruch nicht untergegangen<br />

z.B. Durch Erfüllung gem. § 362 BGB , bei wirksamem Rücktritt gem. § 346 BGB<br />

III) Anspruch durchsetzbar<br />

Einreden / Einwendungen<br />

z.B. Verjährung § 222 BGB ; Zug um Zug Einrede § 273 / 320 BGB<br />

Anwendung auf den Fall:<br />

Hinweis: nur soweit prüfen, wie fürs Ergebnis erforderlich<br />

=> wenn Anspruch schon nicht entstanden, nicht mehr Untergangsgründe oder Einreden<br />

prüfen)<br />

A) (Obersatz:)<br />

Q könnte gegen A einen Anspruch auf Zahlung von 200,- € aus § 433 II BGB haben.<br />

Dann müsste der<br />

Anspruch aus § 433 II BGB entstanden,<br />

nicht untergegangen<br />

und durchsetzbar sein.<br />

-48-


- <strong>Seite</strong> 49 -<br />

I) Anspruch entstanden<br />

Voraussetzung für das Entstehen des Anspruchs aus § 433 II BGB ist,<br />

dass zwischen ___ und ___ ein wirksamer Vertrag über ____ zu Stande gekommen ist.<br />

Dazu ist eine Einigung über alle notw. Bestandteile des Vertrages erforderlich, d.h. ein<br />

Angebot und eine Annahme<br />

Ein Angebot muss alle wesentlichen Bestandteile des Vertrages enthalten, die<br />

Annahme kann nur in einem reinen „ja“ bestehen (§ 150 II BGB).<br />

Bei dem Kaufvertrag sind wesentliche Bestandteile Kaufsache und Kaufpreis.<br />

(keine weiteren Definitionen = keine weitere rechtliche Untergliederung<br />

=> jetzt muss die Subsumtion folgen)<br />

Nach dem Sachverhalt hat A bei Quelle ein Fahrrad für 200,- € bestellt. Das<br />

Fahrrad wurde geliefert.<br />

Mit der Bestellung hat der A eine WE über die Kaufsache (Fahrrad) und den<br />

Kaufpreis (200,-€) gegenüber Q abgegeben. Darin liegt das Angebot.<br />

Aus dem SV geht nicht hervor, ob Q ausdrücklich die Annahme erklärt hat.<br />

In der Bestellung bei einem Versandhaus liegt aber ein Angebot unter Verzicht auf<br />

die ausdrückliche Annahmeerklärung gegenüber dem Besteller (§ 151 S 1 BGB),<br />

so dass die Annahmeerklärung im Sinne eines reinen „Ja“ konkludent mit der<br />

Versendung des Rades an den A erklärt wurde. In diesem Ausnahmefall wird die<br />

WE gem. § 151 BGB nicht erst mit dem Zugang (§ 130), sondern schon mit<br />

Abgabe der WE wirksam.<br />

Mit Anlieferung des Rades ist dem A aber auch die konkludente<br />

Annahmeerklärung zugegangen.<br />

(Problem Minderjährigenrecht gesehen, also hier einleiten)<br />

Fraglich ist aber... ob die Erklärung des ___ jährigen A überhaupt wirksam<br />

geworden ist.<br />

Gem. §§ 104 Nr. 1, 105 I BGB ist die WE eines Minderjährigen, der noch nicht<br />

das 7. Lebensjahr vollendet hat, nichtig.<br />

Der A ist erst 6 Jahre alt.<br />

Erg.:<br />

Also ist die WE des A nichtig.<br />

Mangels wirksamer WE im Sinne eines Angebotes ist eine Einigung nicht zu<br />

Stande gekommen.<br />

Ein Kaufvertrag ist also nicht geschlossen.<br />

(Ergebnissatz als Gegenstück zum Obersatz)<br />

Folglich hat Q gegen A keinen Anspruch<br />

auf Zahlung von 200,- € aus § 433 II BGB.<br />

-49-


- <strong>Seite</strong> 50 -<br />

(!! Aufbau II) und III) sind logisch nicht mehr zu prüfen, wenn es zu I) keine<br />

Untergliederung mehr gibt, entfällt auch die Gliederung I)<br />

(Achtung! nicht aufhören, sondern weiterprüfen)<br />

B) Q A aus § 985 BGB auf Herausgabe des Fahrrades<br />

allgemeines Prüfungsschema :<br />

§ 985 BGB<br />

1) __ = Eigentümer<br />

2) __ = Besitzer<br />

3) kein <strong>Recht</strong> zum Besitz des __ gegenüber __<br />

=> Obersatz im Gutachten:<br />

Q könnte einen Anspruch gegen A aus § 985 BGB haben, wenn<br />

Q = Eigentümer ,<br />

A = Besitzer<br />

A kein <strong>Recht</strong> zum Besitz gegenüber Q hat.<br />

1) Q war Eigentümer.<br />

A könnte aber Eigentum erworben haben<br />

Eigentumserwerb an Sachen gem. § 929 ff BGB<br />

A kann Eigentümer geworden sein; Eigentumserwerb in § 929 ff BGB geregelt<br />

Vorauss. § 929 BGB<br />

a) Einigung über den Eigentumsübergang (dingliche Einigung ;<br />

diff. : nicht schuldrechtliche Einigung)<br />

b.) Übergabe (Aufgabe des Besitzes auf Veräußerer -<strong>Seite</strong> und Besitzerwerb auf<br />

Erwerber-<strong>Seite</strong><br />

zu a)<br />

WE des A? gem. § 104 Nr. 1 + 105 I nichtig<br />

(§ 104 ff gelten für alle <strong>Recht</strong>sgeschäfte)<br />

=> dingliche Einigung (-) => 929 BGB (-) => A ist kein Eigentümer geworden<br />

=> Q ist noch Eigentümer => Voraussetzung 1) (+)<br />

2) A= Besitzer<br />

(Besitzerwerb gem. § 854 BGB = ohne WE, => auch durch 6 jährigen mögl.)<br />

3) hat kein <strong>Recht</strong> zum Besitz => § 985 (+)<br />

§ 812 s. u.<br />

C) Q A auf Herausgabe des Fahrrades aus § 812 I 1 1. Alt BGB<br />

Voraussetzungen für § 812 I 1 1. Alt<br />

- etwas erlangt<br />

- durch Leistung (subsidiär: oder in sonstiger Weise )<br />

- ohne <strong>Recht</strong>sgrund<br />

-50-


- <strong>Seite</strong> 51 -<br />

Subsumtion<br />

„etwas“ ist hier nicht das Eigentum, sondern der Besitz am Fahrrad<br />

Fahrrad wurde an den A geliefert, also hat A die unmittelbare Sachherrschaft.<br />

durch Leistung (+). In der Versendung <strong>zur</strong> Erfüllung des vermeintlichen KV liegt eine<br />

bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens.<br />

ohne <strong>Recht</strong>sgrund (+) , das der einzig mögliche <strong>Recht</strong>sgrund, der KV, nicht wirksam<br />

geschlossen wurde.<br />

Erg.: Q A auf Herausgabe des Fahrrades aus § 812 I 1 1. Alt BGB (+)<br />

weitere AG aus dem Brainstorming prüfen, soweit diese einschlägig<br />

§ 433 II gegen A geprüft<br />

§ 433 II gegen die Eltern max. 1 Satz, dass Eltern keine WE abgegeben<br />

§ 985 gegen A geprüft<br />

§ 985 gegen die Eltern ? unsinnig, da Eltern auch keine dingl. WE<br />

§ 280 ff BGB ? unsinnig, da kein Vertrag geschlossen<br />

§ 812 BGB geprüft<br />

Ende Fall 1) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Fall 2)<br />

wie Fall 1, aber A ist 8 Jahre alt.<br />

Hat Quelle einen Anspruch?<br />

Wer Quelle<br />

Will was 200 € (Rad)<br />

Von wem A (Eltern)<br />

Woraus (A)§ 433 II BGB; (B)§ 812 BGB; (C)§ 985 BGB<br />

(A) § 433 II BGB<br />

Anspruchsgrundlage: § 433 II BGB; Quelle könnte aus § 433 II BGB einen Anspruch haben.<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Kaufvertrag<br />

Angebot über alle notwendigen Bestandteile<br />

Subsumtion<br />

Bestellung = Willenserklärung<br />

Kaufsache = Fahrrad<br />

Kaufpreis = 200 €<br />

Annahme<br />

Quelle schickt Rad = konkludente<br />

Willenserklärung = ja<br />

Für die Klausur bei Problemen folgendes im Satzbau verwenden: fraglich ist oder<br />

Problematisch ist!<br />

-51-


- <strong>Seite</strong> 52 -<br />

- ob die Willenserklärung wirksam ist - nach § 106 BGB beschränkt<br />

- nach § 107 BGB lediglich rechtlich Vorteilhaft (-)<br />

- nach § 108 BGB schwebend unwirksam (+)<br />

* die Genehmigung kann gegenüber dem Kind und Verkäufer (hier Quelle) abgegeben<br />

werden<br />

II: Anspruch untergegangen?<br />

Nein der Anspruch ist nicht untergegangen<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

Ja, Quelle hat gegen A einen Anspruch von 200 €.<br />

(B) § 812 BGB<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Quelle könnte gegen A einen Anspruch aus § 812 I,1 BGB auf Herausgabe des Rades haben.<br />

A etwas erlangt?<br />

Besitz am Rad<br />

Durch Leistung von Quelle?<br />

geschickt bewusst<br />

ohne <strong>Recht</strong>sgrund?<br />

Ja, da kein Kaufvertrag<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Nein<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

Ja, da der Anspruch auf Herausgabe nach § 812 BGB besteht.<br />

(C)§ 985 BGB<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Quelle = Eigentümer (+)<br />

A = Besitzer (+)<br />

Kein <strong>Recht</strong> zum Besitz (+)<br />

(historisch gesehen) Quelle = Eigentümer<br />

Quelle: A soll Eigentümer werden (+)<br />

Eigentum verloren dingliche Einigung<br />

A: A soll Eigentümer werden (-)<br />

(nach § 104 BGB und § 105 BGB)<br />

Übergabe (+)<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Nein, der Anspruch besteht<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

Quelle hat gegen A einen Anspruch auf Herausgabe des Rades durch § 985 BGB<br />

-52-


- <strong>Seite</strong> 53 -<br />

Lösung Fall 2)<br />

§ 433 II BGB => KV? = Einigung ?<br />

PK: WE des Minderjährigen wirksam ?<br />

------ § 104, insb. 106 ff BGB lesen<br />

8 jähriger = beschränkt geschäftsfähig gem. § 106 ff GB<br />

=><br />

- Einwilligung des gesetzl. Vertreters (vorher) erteilt => WE wirksam gem. § 108 I BGB<br />

- sonst<br />

=> WE hängt von der Genehmigung des gesetzl. Vertreters (nachher) ab § 108 I BGB<br />

= schwebend unwirksam<br />

PK: wem gegenüber kann die Genehmigung erklärt werden?<br />

§ 108 II => Genehmigung kann grds. dem Minderj. oder dem Dritten erklärt werden<br />

aber: fordert der andere den gesetzl. Vertr. <strong>zur</strong> Gen. auf, wird eine vorher dem<br />

Minderj. ggü. erklärte Genehmigung unwirksam (§ 108 II 1) und kann nur noch ggü.<br />

dem Dritten erklärt werden<br />

zum Fall:<br />

Eltern: „gute Wahl“ = Genehmigung (+) und WE war im Zeitpunkt der<br />

Genehmigung noch schwebend unwirksam, da Q noch nicht <strong>zur</strong> Erklärung<br />

aufgefordert hat.<br />

=> WE des A wirksam => KV (+) => Anspruch § 433 II BGB entstanden (+)<br />

Ende Fall 2) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Fall 3)<br />

Der 8 jährige A kauft ein Fahrrad für 200,- €.<br />

Seine Omas hatten ihm 200,- € geschenkt.<br />

Als A mit dem Rad nach Hause kommt, wollen die Eltern es dem Händler <strong>zur</strong>ückgeben.<br />

Selber Sachverhalt wie bei der 1. Abwandlung mit dem Unterschied das der Vertrag schwebend<br />

unwirksam ist bis <strong>zur</strong> Bezahlung des Rades durch A oder die Zustimmung der Eltern.<br />

Lösung Fall 3 )<br />

H A Anspruch auf Abnahme = Behalten des Fahrrades gem. § 433 BGB<br />

Einigung über Kaufsache und Kaufpreis ?<br />

WE des Minderjährigen A. wirksam ?<br />

§ 104 ff; grds. schwebend unwirksam gem. § 108 I BGB , aber hier § 110 BGB:<br />

-53-


- <strong>Seite</strong> 54 -<br />

vertragsmäßige Leistung (Zahlung von 200,- €) kann A mit Mitteln bewirken, die ihm von<br />

Dritten (den Omas) mit Zustimmung der ges. Vertreter <strong>zur</strong> freien Verfügung überlassen wurden.<br />

=> wirksamer Vertrag gem. § 110 BGB<br />

Ende Fall 3) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Fall 4)<br />

Der 16 j. A soll nach dem Willen seiner Eltern endlich Geld verdienen. Er unterzeichnet einen<br />

schriftlichen Lehrvertrag. Der Lehrherr sagt dem A nach 1 Jahr, er brauche nicht mehr kommen,<br />

da der Vertrag ohnehin unwirksam sei.<br />

Hat A Anspruch auf Fortführung der Lehre?<br />

Wer<br />

Will was<br />

Von wem<br />

Woraus<br />

A<br />

Ausbildung / Beschäftigung<br />

KFZ – Meister<br />

§ 611 BGB<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Vertrag<br />

Dienstvertrag,<br />

Angebot mit allen notwendigen Bestandteilen<br />

Annahme<br />

Subsumtion<br />

Vertrag wurde einvernehmlich geschlossen,<br />

also 2 inhaltlich gleichgerichtete<br />

Willenserklärungen<br />

Problematisch ist ob der Lehrvertrag rechtlich in Ordnung ist nach § 113 BGB<br />

Lehrvertrag (Dienstvertrag) ist wirksam Die Eltern sagten er soll Geld verdienen /<br />

Arbeiten gehen<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Nein, der Anspruch besteht auf Fortführung der Lehre.<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

Ja, A hat Anspruch auf Fortsetzung der Lehre, nach § 611 BGB.<br />

Lösung Fall 4)<br />

A könnte gegen den Lehrherren L einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung und Ausbildung<br />

haben aus § _____?? .<br />

-54-


- <strong>Seite</strong> 55 -<br />

Vorüberlegungen:<br />

Problem: Einordnung des Lehrvertrages / Ausbildungsvertrages<br />

Lösung: nach h.M. sind Ausbildungsverträge auch Dienstverträge i. S. v. § 611 BGB.<br />

Ergänzend gilt aber das BerBG, dessen Vorschriften zu Gunsten des Auszubildenden<br />

zwingend sind.<br />

(Vgl. ergänzend: Palandt BGB Kommentar, 64.Aufl., Einf. vor § 611 Rz. 57 mwN)<br />

Problem: Wirksamkeit der WE ? => §§ 104 ff, insb. § 113 BGB lesen<br />

Lösungsskizze:<br />

AG: § 611 BGB (Dienstvertrag)<br />

Voraussetzung:<br />

I) Anspruch entstanden<br />

II) Anspruch nicht untergegangen<br />

III) Anspruch durchsetzbar<br />

zu I)<br />

Anspruch entstanden, wenn Dienstvertrag wirksam abgeschlossen.<br />

Zweifel am Dienstvertrag, weil Lehrherr nicht nur Geld, sondern auch Tätigkeit (Ausbildung)<br />

schulden soll....<br />

Aber Grundzüge der Regelungen des Dienstvertrages sind auch beim Lehrvertrag eingehalten.<br />

Regelleistungen des Dienstvertrages sind lediglich durch besondere Vereinbarung (Ausbildung)<br />

ergänzt, d.h. Vertrag ist im Wesentlichen ein Dienstvertrag.<br />

Voraussetzung zum Abschluss Dienstvertrag = Einigung zum Dienstvertrag<br />

=> 2 WE erforderlich<br />

Subsumtion:<br />

lt. SV unterzeichneten A und L den Lehrvertrag. Darin liegen die beiden<br />

übereinstimmenden WE zum Abschluss des Lehrvertrages i. S. v.<br />

Angebot und Annahme.<br />

Fraglich ist aber,<br />

ob die WE des A wirksam ist. Bedenken bestehen, weil A erst ___ Jahre alt ist.<br />

Gem. §§ 113 I BGB gilt: ... Wenn Ermächtigung der Eltern zum Dienstverhältnis,<br />

dann ist Minderj. unbeschränkt geschäftsfähig in diesem Bereich.<br />

Subsumtion:<br />

lt. SV soll A nach dem Willen seiner Eltern endlich Geld verdienen.<br />

In der Aufforderung, endlich Geld zu verdienen, liegt die Ermächtigung<br />

der Eltern ggü. dem Minderjährigen i. S. v. § 113 BGB, in Dienst oder<br />

Arbeit zu treten<br />

=> WE des A wirksam (+)<br />

=> Einigung zum Dienstvertrag (+)<br />

=> Dienstvertrag geschlossen (+)<br />

=> Anspruch entstanden (+)<br />

-55-


- <strong>Seite</strong> 56 -<br />

II) Anspruch untergegangen?<br />

Anspruch könnte untergegangen sein, wenn in der Äußerung des L, A brauche nicht mehr zu<br />

kommen, eine wirksame Kündigung läge.<br />

(Aufbauschema bei Gestaltungsrechten)<br />

- _______ - Erklärung<br />

- _______ - Grund<br />

- _______ - Frist<br />

- evtl. weitere Voraussetzungen oder Ausschluss des Gestaltungsrechts<br />

In der Erklärung des L (s. o.) könnte eine Kündigungserklärung liegen.<br />

Zwar erklärt der L nicht ausdrücklich ...“Kündigung“ ..., aber gem. §§ 133, 157 BGB sind<br />

Erklärungen .... auszulegen. ... verständiger Empfänger würde...<br />

entweder als Erklärung verstehen, dass das Dienstverhältnis nie bestand (dann keine Kündigung)<br />

oder als Erklärung, dass das Dienstverhältnis jedenfalls nicht fortgeführt wird ( dann Kündigung)<br />

Hier ist die Erklärung aus folgenden Gründen als... auszulegen. ....<br />

(Wenn Sie eine Kündigungserklärung annehmen, dann müssen sie weiterprüfen: )<br />

Die Kündigung wäre aber nur wirksam, wenn ein Kündigungsgrund vorliegt.<br />

- ordentliche Kündigung ? (-) hier kein Kündigungsgrund vereinbart<br />

- außerordentliche Kündigung ? (-) weil kein Grund i. S. v. §§ _____ ersichtlich.<br />

=> Kündigungsgrund (-)<br />

=> Kündigung hat das Vertragsverhältnis nicht beendet<br />

=> Anspruch ist nicht untergegangen<br />

III) Anspruch durchsetzbar<br />

Keine Einreden erhoben und keine Einwendungen ersichtlich.<br />

Ergebnis (Gegenstück zum Obersatz)<br />

A hat gegen den Lehrherren L einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung und Ausbildung aus §<br />

611 BGB<br />

Ende Fall 4) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Fall 5)<br />

15 j. A kauft von seiner Oma ein Haus im Wert von 100.000,- € zum Preis von 1,- €.<br />

Eltern sind damit nicht einverstanden.<br />

Ist der Kaufvertrag wirksam?<br />

Nein, da der Vertrag nicht nur rechtlich Vorteilhaft ist, sondern eine Verpflichtung<br />

(Kaufpreis = rechtlicher Nachteil) enthält nach § 107 BGB!<br />

Fall das geschreinerte Bett in der Landesklinik § 107 BGB<br />

PK: „lediglich rechtlich vorteilhaft“ stellt auf rechtlichen Vorteil / Nachteil ab<br />

=> sobald eine schuldrechtliche Pflicht entsteht, liegt ein rechtlicher Nachteil vor.<br />

Der wirtschaftliche Vorteil / Nachteil ist unerheblich.<br />

-56-


- <strong>Seite</strong> 57 -<br />

PK: Mietshaus:<br />

Vertrag über Kauf eines Grundstücks mit Mietshaus:<br />

rechtliche Pflicht entsteht => nicht lediglich rechtlich vorteilhaft<br />

Übereignung des Grundstücks mit Mietshaus<br />

Grundsätzlich: ist Eigentumserwerb lediglich rechtlich vorteilhaft<br />

Evtl. steuerliche Belastungen oder Abgabepflichten sind nicht <strong>Recht</strong>sfolge<br />

aus dem <strong>Recht</strong>sgeschäft dingliche Einigung.<br />

Dass das <strong>Recht</strong>sgeschäft dingliche Einigung dem Minderjährigen nicht eine<br />

Pflicht begründet, zeigt sich auch daran, dass der Minderjährige sich der<br />

Steuerschuld oder Abgaben schlicht durch Dereleinktion (Aufgabe des<br />

Eigentums) entledigen kann.<br />

einzige Ausnahme: § 566 BGB: Erwerber wird auch Partei der Mietverträge<br />

=> Minderj. würde Vermieter<br />

=> Minderjähriger wird allein durch Eigentumserwerb aus den<br />

Mietverträgen verpflichtet<br />

=> nicht lediglich rechtl. vorteilhaft<br />

Ende Fall 5) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Fall 6)<br />

wie Fall 5 . An seinem 18. Geburtstag eröffnet A den Eltern, dass er in sein neues Haus ziehen<br />

will, daraufhin erklären die Eltern, den Vertrag nicht zu genehmigen.<br />

Lösung Fall 6.)<br />

Gem. § 108 III BGB tritt die Genehmigung des mittlerweile unbeschränkt Geschäftsfähigen an<br />

die Stelle der Genehmigung des gesetzlichen Vertreters<br />

=> mit Vollendung des 18. Lebensjahres kann der A selbst genehmigen.<br />

Ende Fall 6) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Fall 7a)<br />

Minderj. A kauft bei V ein Moped für 5000,- €, bezahlt und nimmt das Gefährt sofort mit.<br />

Eltern hatten dem A verboten ein Moped zu kaufen.<br />

a) als V erfährt, dass A Minderjährig ist, fordert er das Moped <strong>zur</strong>ück<br />

V ----------- A (Minderjährig)<br />

5000,- €<br />

Moped<br />

Wer: V<br />

Was: Moped Herausgabe<br />

Wem: A<br />

Woraus: (A) § 985 BGB ( Herausgabe Bereicherung)<br />

(B) § 812 BGB (Herausgabe Eigentum) (-)<br />

§ 346 ff BGB (Rücktritt, Vertrag)<br />

-57-


- <strong>Seite</strong> 58 -<br />

(A)<br />

Anspruchsgrundlage: § 985 BGB (Sachenrecht; Geld spielt keine Rolle, kein Vertrag)<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

1.)<br />

Anspruchsteller = Eigentümer<br />

Wenn § 929 BGB<br />

zu V --- A<br />

a) dingliche Einigung<br />

b) Übergabe<br />

Subsumtion<br />

konkludentes Einvernehmen<br />

=<br />

Dingliche Einigung<br />

(Einigung Problematisch ohne<br />

Genehmigung, rechtlicher<br />

Vorteil nach § 107 BGB)<br />

c) Berechtigung<br />

2.)<br />

Anspruchgegner = Besitzer<br />

3.)<br />

kein <strong>Recht</strong> zum Besitz<br />

(§986 BGB)<br />

Ergebnis (A): V hat gegen A einen Anspruch auf Herausgabe des Eigentums / Moped<br />

nach § 985 BGB.<br />

(B) Anspruchsgrundlage §812 I 1 BGB<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Subsumtion<br />

1. etwas erlangt A= Eigentum und Besitz am Moped<br />

2. durch Leistung des V<br />

3. ohne <strong>Recht</strong>sgrund<br />

kein KV nach § 107 BGB zustande gekommen<br />

(wenn kein KV)<br />

V hat einen Anspruch nach § 812 I 1 BGB auf Herausgabe und Rückübereignung des Mopeds.<br />

<strong>Recht</strong>sfolge: etwas erlangt aber § 818 III BGB (Umfang des Bereicherungsanspruches)<br />

- der Inhalt des Anspruches geht nicht weiter, als das was noch da ist<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Gründe dafür sind nicht erkennbar (keine Einrede / Einwendung).<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

V hat gegen A nach § 812 BGB Anspruch auf Herausgabe und Übereignung des Mopeds.<br />

-58-


- <strong>Seite</strong> 59 -<br />

Lösung Fall 7a)<br />

Minderj. A kauft bei V ein Moped für 5000,- €, bezahlt und nimmt das Gefährt sofort mit.<br />

Eltern hatten dem A verboten ein Moped zu kaufen.<br />

a) als V erfährt, dass A minderj. ist, fordert er das Moped <strong>zur</strong>ück<br />

zu a)<br />

Widerrufsrecht des anderen Teils bei schwebend unwirksamen Geschäften in den Grenzen des §<br />

109 (Lesen!!)<br />

Ende Fall 7a) ---------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Fall 7b)<br />

Minderj. A kauft bei V ein Moped für 5000,- €, bezahlt und nimmt das Gefährt sofort<br />

mit.<br />

Eltern hatten dem A verboten ein Moped zu kaufen.<br />

b) A fährt auf dem Nachhauseweg vor einen Baum, das Moped ist zerstört.<br />

Können die Eltern oder A die 5000,- € <strong>zur</strong>ückverlangen?<br />

Was kann V verlangen?<br />

Wer: A<br />

Was: 5000,- €<br />

Wem: V<br />

Woraus: § 812 BGB<br />

§ 985 BGB<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

AG § 985 BGB A V<br />

1. A = Eigentümer<br />

2. V = Besitzer<br />

3. V kein <strong>Recht</strong> zum Besitz<br />

A ist weiterhin Eigentümer an 5000,- €<br />

a) A – V nicht lediglich rechtlich Vorteilhaft<br />

nach § 107 / §108 BGB<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

AG § 812 I 1 BGB 1.Alternative<br />

1. etwas erlangt V = 5000,- €<br />

2. durch Leistung des A<br />

3. ohne <strong>Recht</strong>sgrund KV ist nicht gültig<br />

(wenn kein KV)<br />

Es ist ein Anspruch von A gegen V auf Rückzahlung der 5000,- € entstanden.<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Da keine Einrede / Einwendung ist der Anspruch nicht untergegangen.<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

A hat Anspruch auf Herausgabe von 5000,- € gegen V.<br />

-59-


- <strong>Seite</strong> 60 -<br />

Lösung Fall 7 b)<br />

5 W´s Anspruch der Eltern gegen V auf Zahlung von 5000,- €<br />

AG: ?<br />

Prüfungsreihenfolge möglicher Anspruchsgrundlagen<br />

aus Vertrag ?<br />

aus vertragsähnlichem Verhältnis<br />

aus dinglichem <strong>Recht</strong> (Eigentum Besitz)<br />

aus Bereicherungsrecht<br />

aus Delikt<br />

hier: § 812 BGB<br />

Prüfungsschema § 812 I 1 1. alt BGB<br />

etwas erlangt (jeder vermögenswerte Vorteil)<br />

durch Leistung (bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens)<br />

ohne <strong>Recht</strong>sgrund<br />

zum Fall:<br />

etwas erlangt (wer hat was genau erlangt? V hat Eigentum (-) Besitz (+) 5000,-<br />

durch Leistung ( oder in sonstiger Weise)<br />

bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens<br />

= wer wollte wessen Vermögen mehren?<br />

PK: hier keine Leistung der Eltern, sondern des A, weil dieser seine vermeintliche<br />

Pflicht erfüllen wollte.<br />

=> Vorauss. des § 812 I 1 1. Alt BGB sind nur bei A, nicht bei den Eltern erfüllt<br />

=> kein Anspruch der Eltern.<br />

Vorrang der Leistungskondiktion<br />

=> Eltern können von V auch nicht Bereicherung in sonstiger Weise geltend<br />

machen.<br />

§ 812 I 1 1. Alt A –> V<br />

(Achtung! dient nur dem Verständnis, weil nach dem Fall nicht nach Ansprüchen des A gefragt!!)<br />

etwas erlangt (+) s. o. )<br />

durch Leistung des A (+) Wirksamkeit ist nicht erforderlich, vgl. Def. Leistung<br />

ohne <strong>Recht</strong>sgrund ?<br />

<strong>Recht</strong>sgrund könnte KV zwischen A und V sein.<br />

KV wirksam zu Stande gekommen?<br />

Einigung zwischen A und V ? übereinstimmende WE => Einigung (+)<br />

Wirksamkeit der Einigung ? § 106, 107, 108 BGB<br />

Minderj. => WE schwebend unwirksam<br />

und mit Verweigerung der Genehmigung unwirksam<br />

=> hier: WE unwirksam<br />

=> wirksame Einigung (-)<br />

=> KV (-), anderer <strong>Recht</strong>sgrund nicht ersichtlich<br />

=> ohne <strong>Recht</strong>sgrund (+)<br />

-60-


- <strong>Seite</strong> 61 -<br />

PK: WE wird per Gesetz unwirksam durch fingierte Verweigerung der Genehmigung,<br />

wenn Erklärung der Eltern verlangt, aber nicht innerhalb der 2 Wochen Frist erklärt (§<br />

108 II 2 BGB lesen)<br />

lesen Sie auch:<br />

Fristberechnung: § 187 ff BGB; Zugang der WE innerhalb der Frist erforderlich<br />

(arg. ex § 130 I BGB)<br />

Erg.: § 812 BGB (+) =><br />

Ergebnis <strong>zur</strong> Fallfrage:<br />

kein Anspruch der Eltern gegen den V auf Rückzahlung der 5000,- €<br />

Ende Fall 7b) ---------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Fallfrage 2 zum Fall 7 : Gegenansprüche des V:<br />

V A auf Herausgabe des Mopeds ?<br />

AG: § 985 BGB<br />

V = Eigentümer ?<br />

(-), da § 929 von V an A (+)<br />

dingl. Einigung lediglich rechtl. vorteilhaft (§ 107 BGB)<br />

AG: § 812 I 1 1. Alt BGB<br />

etwas = A hat Eigentum am Moped erlangt (+) s. o.<br />

= und Besitz (+) vgl. § 854 BGB<br />

durch Leistung des V (+) V wollte den (unwirksamen) KV erfüllen<br />

ohne <strong>Recht</strong>sgrund <strong>Recht</strong>sgrund für Übereignung könnte KV sein: KV<br />

KV ist aber unwirksam s. o. => ohne <strong>Recht</strong>sgrund (+)<br />

RF: § 812 I: Herausgabe des erlangten etwas = zerstörtes Moped herausgeben<br />

§ 818 II Wertersatz, soweit Herausgabe nicht / nicht mehr möglich<br />

Ausn: § 818 III BGB: keine Herausgabe und auch kein Wertersatz geschuldet, wenn<br />

Empfänger nicht mehr bereichert.<br />

hier: § 818 III (+) => kein Anspruch des V über Herausgabe des Moped hinaus.<br />

AG: § 823 I BGB<br />

absolutes <strong>Recht</strong>sgut des V verletzt?<br />

(absolutes <strong>Recht</strong> = <strong>Recht</strong> ggü jedermann<br />

/ diff. zum vertr. Anspruch = nur gegenüber<br />

Vertragspartnern)<br />

V hatte Eigentum an A übertragen und Besitz freiwillig übergeben<br />

=> V hatte kein <strong>Recht</strong> mehr am Moped<br />

=> <strong>Recht</strong>e des V durch Zerstörung nicht verletzt.<br />

Ende Fallfrage 2 zu Fall 7) ----------------------------------------------------------------------------------<br />

-61-


- <strong>Seite</strong> 62 -<br />

Fall: „Das geschreinerte Bett in der Landesklinik<br />

K geht zum Schreiner S, bestellt ein handgeschreinertes Bett. S sagt zu.<br />

Danach erklärt K dem S, er solle das Bett in die Landesklinik Lübben liefern.<br />

Tatsächlich wird K - was S noch nicht weiß -in der Landesklinik wegen Geisteskrankheit<br />

behandelt.<br />

S baut das Bett nach den von K angegebenen Maßen, liefert und baut es im Zimmer des K in<br />

der Landesklinik auf. K äußert seine Zufriedenheit.<br />

Als die Rechnung des S über 2490,-€, davon allein 200,-€ für den Transport bei K eingeht,<br />

reicht dieser die Rechnung an seinen Betreuer B weiter.<br />

B will nicht bezahlen.<br />

Hat S einen Anspruch auf Zahlung? Wenn ja wie hoch, Wenn nein, welchen Anspruch kann<br />

er dann geltend machen?<br />

Wer müsste die Transportkosten zahlen?<br />

AG § 631 BGB (Werkvertrag)<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

wenn überhaupt, liegt ein Werkvertrag vor.<br />

Problematisch ist ob ein Werkvertrag überhaupt zu Stande kam.<br />

nach § 104 BGB und § 105 BGB keine wirksame Willenserklärung<br />

daraus folgt: kein Vertrag<br />

§ 631 BGB (-)<br />

Ein Herausgabeanspruch besteht nach § 854 BGB, § 812 BGB nicht.<br />

Transportkosten: Existiert ein Vertrag über die Transportkosten?<br />

nach § 269 BGB (bei keiner Einigung, Abholung beim Hersteller /<br />

Schuldner) bekommt S keine Transportkosten, da kein Vertrag vorhanden.<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

4.4 Das Zustande kommen eines Vertrages,<br />

Def. Willenserklärung ( WE) ,<br />

Def. Angebot und Annahme;<br />

Wirksamkeit / Nichtigkeit der WE / des Vertrages;<br />

Zustande kommen eines Vertrages:<br />

Was sind die Voraussetzung für das Zustande kommen eines Vertrages?<br />

• § 145 ff, § 150 II BGB lesen und Voraussetzungen herleiten. Müssen die<br />

Parteien sich über Leistungsbedingungen (Leistungsort; Leistungszeit; Leistungsart) einigen?<br />

Was ist notwendiger Inhalt eines Angebotes? Was ist notwendiger Inhalt einer Annahme?<br />

-62-


- <strong>Seite</strong> 63 -<br />

Bsp.- Fall: Einigung über Kaufsache und Kaufpreis aber nicht darüber, ob und wohin die Sache<br />

geliefert werden soll. Kaufvertrag geschlossen?<br />

KV ist geschlossen, da der Sachverhalt (nach § 269 BGB bei keiner Einigung, Abholung beim<br />

Hersteller / Schuldner) im Gesetz (BGB) gesondert geregelt wurde.<br />

Wirksamkeit des Vertrages: / Wirksamkeit der WE:<br />

Was ist „Zugang“ einer Willenserklärung (WE)?<br />

Zugang:<br />

Wann die Willenserklärung so in den Machtbereich des Empfängers gelangt, dass<br />

dieser sie unter regelmäßigen Umständen <strong>zur</strong> Kenntnis nehmen<br />

könnte (§ 130 BGB).<br />

Wofür ist der Zugang wichtig?<br />

- <strong>zur</strong> Einhaltung von Fristen<br />

- um zu vermeiden das „sie“ (WE, Anordnungen, <strong>Recht</strong>sakte usw.) nie angekommen sind<br />

- <strong>zur</strong> Schaffung einer gewissen <strong>Recht</strong>ssicherheit<br />

Welche Fallgruppen der Unwirksamkeit einer WE erkennen sie im BGB?<br />

Bsp. Fälle => <strong>Vorlesung</strong><br />

Probleme zum Angebot<br />

-1-Bindungswirkung (lesen: § 145 BGB / § 280 ff BGB) Klauseln, die Bindungswirkung<br />

ausschließen<br />

Angebot<br />

1.) Bindungswirkung § 145 BGB<br />

Typische Klausel:<br />

„ freibleibend“<br />

„ohne Obligo“<br />

„solange der Vorrat reicht“<br />

„invitatio ad offerendum“<br />

-2-Angebot = empfangsbedürfige Willenserklärung, => Zugang<br />

-3-Aufforderung <strong>zur</strong> Abgabe eines Angebotes<br />

offerte ad incertas personas Invitatio ad offerendum<br />

-4-Verträge mit dem, den es angeht<br />

-5-Erlöschen des Angebotes § 146 bis § 149 BGB<br />

Ablehnung Fristablauf<br />

Angebot unter Anwesenden<br />

§ 146 entweder ausdrückliche Frist ( §<br />

148) sonst kann nur sofort<br />

angenommen werden (§ 147 I)<br />

Angebot unter Abwesenden<br />

entweder ausdrückliche Frist ( § 148)<br />

sonst kann in regelmäßig zu<br />

erwartendem Zeitraum angenommen<br />

werden (§ 147 II)<br />

Probleme <strong>zur</strong> Annahme:<br />

-1- Grundsätzlich nur reines „ja“ vgl. § 150 II BGB<br />

- § 150 BGB II jede Änderung / Verspätung = neues Angebot<br />

-63-


- <strong>Seite</strong> 64 -<br />

-2- empfangsbedürftige WE Ausnahmen vom Zugang der Annahmeerklärung<br />

- empfangsbedürftige Willenserklärung § 151 BGB<br />

Grenzfall: - Zimmervermietung per Internet, hierbei kann auf eine definitive<br />

Bestätigung der Buchung verzichtet werden (Zugang der<br />

Annahmeerklärung)<br />

- Bestellungen bei Versandhäusern per Katalog<br />

-3- Schweigen auf Angebot<br />

- Schweigen ist keine Willenserklärung<br />

Ausnahmen: - wenn eine <strong>Recht</strong>spflicht besteht (per Gesetz)<br />

(Kaufmännisches Bestätigungsschreiben, es muss vom zustande kommen<br />

eines Vertrages ausgegangen werden)<br />

- wenn aus Sitten / Bräuchen / Gewohnheit eine <strong>Recht</strong>spflicht besteht<br />

- wenn aus Handelsbräuchen eine <strong>Recht</strong>spflicht besteht<br />

Dissens (= Einigungsmangel ) § 155 BGB<br />

Problem: Abgrenzung zu den Fällen der §§ 269 ff BGB. (vgl. Brox BGB AT Rz. 212)<br />

1.) Fallgruppe WE sind objektiv mehrdeutig • => kein Vertrag<br />

1: (schweizer oder belgische Franken)<br />

2.) Fallgruppe die WE stimmen nach => differenzieren<br />

2: Empfängerhorizont nicht überein s. u. 2.1<br />

2.2<br />

2.1) offener Dissens: • => (unproblematisch, da = Parteien<br />

wissen, dass die WE in § 150 II BGB nicht übereinstimmen, geregelt)<br />

2.2.) versteckter Dissens: => differenzieren<br />

= Parteien merken nicht, dass s. u. 2.2.1<br />

WE nach Empfängerhorizont 2.2.2<br />

nicht übereinstimmen<br />

2.2.1.) Dissens betrifft => kein Vertrag essentialia negotii<br />

2.2.2) Dissens betrifft => differenzieren s. u. vertragliche Nebenpunkte<br />

2.2.2.1) wesentliche Nebenpunkte => kein Vertrag = solche über die sich die<br />

Parteien (unbedingt) einigen wollten<br />

2.2.2.2) Nebenpunkte, die den => ausfüllende Normen Parteien zwar nicht §§<br />

269 ff BGB anwenden unwichtig sind, von<br />

deren Einigung aber der Vertrag nicht abhängen<br />

sollte<br />

-64-


- <strong>Seite</strong> 65 -<br />

Problem:<br />

Ob ein Fall des wesentlichen oder unwesentlichen Nebenpunktes vorliegt,<br />

ist durch Auslegung zu ermitteln<br />

Auslegungsregel 1.) § 154 I BGB: wenn die Auslegung ergibt, dass der Vertrag doch geschlossen<br />

sein sollte => ausfüllende Normen §§ 269 ff BGB anwenden<br />

im Übrigen: ergänzende Vertragsauslegung (= was hätten Parteien vernünftigerweise vereinbart,<br />

wenn sie den Dissens erkannt hätten?)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

4.5 Anfechtbarkeit des Vertrages (richtiger: der WE)<br />

Anfechtungsgründe: § 119, § 123<br />

Anfechtungsfristen: § _____ § _____<br />

- <strong>Recht</strong>sfolge / Wirkung der Anfechtung § 142 BGB WE extume (von Anfang an unwirksam)<br />

=> Herleitung / Wdh. was ist eine WE? konkludente WE<br />

=> was ist entscheidend für den Inhalt der WE?<br />

was sind Auslegungskriterien?<br />

wo ist die Auslegung geregelt?<br />

§ 119, 133, 157 lesen<br />

=> Die WE kommt mit dem Inhalt zu Stande, wie ein verständiger Dritter als Empfänger<br />

der WE sie verstehen würde (Empfängerhorizont)<br />

Differenziere:<br />

§ 119 BGB<br />

Inhaltsirrtum<br />

§ 119 BGB (versprechen, verschreiben)<br />

Erklärungsirrtum § 119 BGB (Irrtum darüber, dass man überhaupt eine<br />

Willenserklärung abgibt)<br />

- winken bei Auktionen<br />

Motivirrtum<br />

- ist kein Anfechtungsgrund nach § 119 BGB<br />

Kalkulationsirrtum ( offen) = Anfechtbar<br />

Kalkulationsirrtum (versteckt) = nicht Anfechtbar<br />

- was beinhaltet der Vertrag?<br />

- nur den Endbetrag = keine Anfechtbarkeit da<br />

versteckter Kalkulationsirrtum<br />

- mit Berechnungen und Endbetrag = Anfechtbar da<br />

offener Kalkulationsirrtum<br />

§ 123 BGB<br />

Täuschung<br />

Drohung<br />

-65-


- <strong>Seite</strong> 66 -<br />

Aufbauschema ( vgl. Aufbau Gestaltungsrechte)<br />

1 Anfechtungserklärung<br />

2 Anfechtungsgrund<br />

3 Anfechtungsfrist<br />

Bsp. Fall: Winken bei der Auktion<br />

Bsp. Fall: A will dem B ein Mietshaus verkaufen. Beide unterhalten sich über den Preis.<br />

A hat vorher schon kalkuliert. Innerhalb der Kalkulation hat er sich bei den<br />

Reparaturaufwendungen verschrieben. Dieser Fehler zieht sich durch die gesamte Berechnung.<br />

Richtigerweise wäre ein 10 Jahres Mietertrag von 1,5 Mio. € errechnet worden. Durch die<br />

fehlerhaft zu hoch gerechneten Reparaturkosten hat A selbst nur einen 10 Jahres Mietertrag von 1<br />

Mio. € berechnet. Nur das Berechnungsergebnis teilt A dem B mit. Daraufhin vereinbaren A und<br />

B den Kaufpreis mit 1 Mio. €.<br />

Später erklärt A die Anfechtung, weil er sich verrechnet bzw. in der Kalkulation verschreiben<br />

habe. Ist die Anfechtung wirksam?<br />

Bsp. Fall: A sieht auf dem Autohof des B einen alten Bentley. Er glaubt, dass es sich um ein<br />

besonderes Modell X handelt, von dem nur 5 Stück gebaut wurden. Die Marktpreise für das<br />

Modell X liegen bei 150.000,- bis 200.000,- €. Dem B sagt er davon natürlich nichts. Beide<br />

werden sich bei 100.000,- € handelseinig. Erst 3 Wochen nach Abschluss des Kaufvertrages<br />

bemerkt A, dass es sich tatsächlich um das Modell Y handelte, von dem 500 Stück gebaut<br />

wurden und das deshalb nur einen Preis von 60.000,- bis 70.000,- € verspricht. A möchte den<br />

Kaufvertrag anfechten.<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

4.6 Stellvertretung Arbeitsblatt<br />

Beteiligung Dritter am Vertragsgeschehen<br />

- Stellvertretung = §§ 164 ff BGB<br />

- Erfüllungsgehilfe = § 278 BGB<br />

- Verrichtungsgehilfe = § 831 BGB<br />

− Die Abgrenzung § 278 und 831 wurde bereits bei unterschiedlichen<br />

Anspruchsgrundlagen (Differenzierung vertraglicher Anspruch und deliktischer<br />

Anspruch) behandelt. (vgl. Fall: die herunterfallende Dachpfanne)<br />

- Zurechnung Wirkung der Erklärung des Vertreters (§ 164 BGB )<br />

- Zurechnung Verschulden (§ 278 BGB, § 831 BGB)<br />

- Vertrag zu Gunsten Dritter (§ 328 BGB ff)<br />

- Vertrag zu lasten dritter (sind unwirksam § 138 BGB, Sittenwidrigkeit)<br />

- Vertrag mit Schutzwirkung für Dritte (§ 278 BGB)<br />

Drittschadensliquidation<br />

Käufer<br />

Verkäufer<br />

Berlin<br />

Cottbus<br />

Bahnhof<br />

10.000,- €<br />

Einer hat Vertrag und Anspruch aber keinen Schaden oder umgekehrt (bei Unwägbarkeit)<br />

-66-


- <strong>Seite</strong> 67 -<br />

• Abgrenzung zum Boten :<br />

Stellvertretung ------- Bote<br />

§ 164 § 120, 130<br />

eigene WE<br />

fremde WE<br />

Kontrollfrage: kann 6 jähriger Vertreter / Bote sein?<br />

kann 15 jähriger Vertreter / Bote sein?<br />

nur Bote<br />

beides<br />

Fall: der „kleine“ Stellvertreter<br />

A und B wollen KV schließen. A schickt seinen 6 jährigen Bruder mit der Anweisung, das rote<br />

Fahrrad für einen Preis von 10-50 € zu kaufen. Er soll das Möglichste rausholen.<br />

Fall: was kann A machen, damit er seinen 6 jährigen Bruder losschicken kann?<br />

warum ist die Stellvertretung notwendig?<br />

- Rückschau auf die Geschäftsunfähigkeit § 104 ff<br />

=> Vollmacht ist einzige Möglichkeit, WE für eine nicht geschäftsfähige Person abzugeben.<br />

• Welche Arten von Vollmacht gibt es? (Tabelle nächste <strong>Seite</strong>)<br />

Definiere<br />

Stellvertreter -> entsprechend Prüfungsaufbau § 164 BGB<br />

Bote<br />

-> entsprechend Abgrenzung (= wer WE eines anderen<br />

transportiert)<br />

Erfüllungsgehilfe -> (s. u.)<br />

Verrichtungsgehilfe -> (s. u.)<br />

Stellvertretung<br />

- Vollmacht führt zum recht in meinem Namen zu handeln also mich zu vertreten<br />

- nur der Vertreter kann Verträge Anfechten (§ 119 BGB)<br />

- Vertreter ist mir gegenüber jedoch nach § 241; § 249; § 280 in Verbindung mit § 241 BGB<br />

Schadenersatzpflichtig, aufgrund der Verletzung von Nebenpflichten<br />

Definition: Erfüllungsgehilfe i. S. v § 278 BGB<br />

= Personen, deren sich der Schuldner <strong>zur</strong> Erfüllung seiner Verbindlichkeiten bedient. Erforderlich<br />

und ausreichend ist, dass der Schuldner den Dritten <strong>zur</strong> Erfüllung seiner Verbindlichkeiten<br />

herangezogen hat = der Dritte mit Willen des Schuldners in dessen Pflichtenkreis tätig geworden<br />

ist. (vgl. Brox SchuldR AT § 20 Rz. 28 )<br />

Erfüllungsgehilfe<br />

- für von Ihm angerichtete Schäden stehe ich gerade / bin ich Schadenersatzpflichtig (§ 278 BGB)<br />

- wenn jemand im Rahmen eines Schuldverhältnisses für mich tätig wird (§ 831 BGB)<br />

-67-


- <strong>Seite</strong> 68 -<br />

Definition Verrichtungsgehilfe i. S. v § 831 BGB<br />

= wer von einem in dessen Einflussbereich eine Tätigkeit übertragen worden ist ( <strong>zur</strong><br />

Verrichtung bestellt ) und im Allgemeinen oder im konkreten Fall zu diesem in einer<br />

gewissen Abhängigkeit steht. Der Bestellte muss bei Ausführung der Verrichtung vom<br />

Willen des Bestellers abhängig sein (Weisungsbefugnis des Bestellers)<br />

Verrichtungsgehilfe<br />

Geheißperson (bei so genannten Streckengeschäften)<br />

A B C D<br />

1. Mill. Li 100.000 Li 10.000 Li<br />

1.000 Li<br />

E<br />

- es geht um die Zurechnung des tatsächlichen Besitzes<br />

E = Geheißperson auf Erwerberseite (B; C; D)<br />

- wenn D Geisteskrank: - kann C von E die Rückgabe nach § 985 BGB verlangen, da C der<br />

<strong>Recht</strong>mäßige Eigentümer ist.<br />

gesetzliche Vollmacht<br />

---- rechtsgeschäftliche Vollmacht<br />

1629 Eltern<br />

1643 ( genehmigungspflichtige <strong>Recht</strong>sg.)<br />

1793 Vormund<br />

Zweck: Schutz des Minderj.<br />

=> Einschränkung der Vollmacht der Eltern<br />

1821 Genehmigung des VormundschaftsG<br />

1822<br />

1643 Genehmigung des FamG<br />

Hinweis: „Genehmigung“ unrichtiger Begriff, da<br />

„Genehmigung i. S. v. § 183 i. d. R. nachträglich,<br />

„Zustimmung“ im voraus<br />

Zweck: Schutz des Minderj.<br />

=><br />

Ausschluss der Vollmacht des Vormundes und<br />

gem. § 1629 II auch der Eltern ( vgl. § 1829)<br />

1795 I => Ergänzungspfleger erforderlich<br />

-68-


- <strong>Seite</strong> 69 -<br />

Gesetzliche Vollmacht<br />

- was für den Vormund gilt, gilt auch für die Eltern (im BGB verankert)<br />

- Unterscheidung zwischen einseitigem und zweiseitigem <strong>Recht</strong>sgeschäft (§ 181 BGB)<br />

nach § 181 BGB<br />

A GmbH---------------------------A---------------------------B<br />

i. O. (+)<br />

Geschäftsführer<br />

A GmbH---------------------------A---------------------------A<br />

n. i. O. (-)<br />

Geschäftsführer<br />

A GmbH---------------A---------------A---------------B GmbH<br />

n. i. O. (-)<br />

Geschäftsführer<br />

- bei n. i. O. (-) sind die Ausnahmen zu beachten<br />

<strong>Recht</strong>sfolge der fehlenden Genehmigung:<br />

differenziere:<br />

- einseitiges <strong>Recht</strong>sgeschäft => : § 1831: WE unwirksam<br />

- zweiseitiges <strong>Recht</strong>sgeschäft ( Verträge) => § 1828 ff schwebend unwirksame Verträge<br />

Vergleiche § 1829 bei Vollmacht und schwebend unwirksam<br />

und § 108 bei WE und schwebend unwirksam<br />

§ 181 BGB: Verbot des Selbstkontrahierens und der Mehrvertretung<br />

A GmbH --- (Vollm.)--- A ----- A<br />

A GmbH ---(Vollm.)--- A ----- A ---(Vollm.)--- B GmbH<br />

Ausnahmen: In sich Geschäft ist wirksam:<br />

- z. Zwecke der Erfüllung einer Verbindlichkeit ( s. Wortlaut)<br />

- bei Gestattung (s. Wortlaut) aber h.M. (-) im Rahmen des § 1795 BGB<br />

- bei lediglich rechtlich vorteilhaftem <strong>Recht</strong>sgeschäft ( teleologische Reduktion )<br />

- teleologische Reduktion (Beschränkung der Gesetze, dem Sinne nach)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

4.6.1 Stellvertretung (Schema) §§ 164 ff BGB, §§ 48 ff HGB<br />

Grobraster<br />

1.) Zulässigkeit<br />

2.) Handeln im fremden Namen<br />

3.) Vertretungsmacht<br />

a) gesetzliche Vertretungsmacht<br />

b) rechtsgeschäftliche Vollmacht<br />

aa) wirksam erteilt<br />

bb) nicht erloschen / Weitergeltung im Außenverhältnis §§ 168 I 2, 170 ff BGB<br />

c) <strong>Recht</strong>scheinsvollmacht<br />

d) kein verbotenes In sich Geschäft (§ 181 BGB)<br />

e) <strong>Recht</strong>sfolge: §177 ff BGB<br />

-69-


- <strong>Seite</strong> 70 -<br />

4.) Handeln im Rahmen der Vertretungsmacht<br />

5.) wirksame Ausübung der Vollmacht<br />

<strong>Recht</strong>sfolge: §164 Absatz 1, Absatz 3 BGB WE wirkt für und gegen den Hintermann<br />

evtl. schwebend unwirksam bis <strong>zur</strong> Genehmigung durch Hintermann<br />

Feinraster:<br />

1.) Zulässigkeit: (-) nicht bei höchst persönlichen <strong>Recht</strong>sgeschäften<br />

2.) Handeln in fremdem Namen<br />

a) Abgabe einer eigenen Willenserklärung (Abgrenzung zum Botin)<br />

b) die <strong>Recht</strong>sfolgen für eine andere Person entfalten soll<br />

Grds. Offenkundigkeitsprinzip<br />

Aus Sicht des Erklärungsempfängers muss die Erklärung (auch konkludent) für einen<br />

anderen erklärt werden. Eine Namensnennung ist nicht erforderlich. Notwendig ist aber,<br />

dass die Person des Vertretenen individualisierbar ist.<br />

Ausnahme:<br />

Geschäft für den, den es angeht (dem Dritten ist gleichgültig, wer Vertragspartner ist, so bei<br />

schuldrechtlichen Bar- Geschäften des Alltages und Eigentumsübertragung nach Erhalt des<br />

Kaufpreises)<br />

Abgrenzungsprobleme zum Offenkundigkeitsprinzip :<br />

Handeln unter fremdem Namen:<br />

Es wird über die Identität des Handelnden, nicht nur über seinen Namen getäuscht.<br />

=> §§ 164 ff, 177 ff sind entsprechend anwendbar.<br />

bloße Namenstäuschung:<br />

Es wird nicht über die Person des Handelnden, sondern nur über dessen Namen<br />

getäuscht:<br />

=> dann liegt ein Eigengeschäft vor, weil der Handelnde auch der Erklärende ist und<br />

nicht in fremdem, sondern in eigenen Namen, jedoch unter falschem Namen handelt.<br />

mittelbare Stellvertretung:<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäfte im eigenen Namen, aber im Interesse und für Rechnung eines anderen:<br />

=> § 164 ff BGB nicht anwendbar.<br />

Mangels Offenkundigkeit der Vertretung liegt ein Eigengeschäft des vermeintlichen<br />

Vertreters vor. Der Handelnde kann jedoch die ihm aus dem Geschäft entstehenden<br />

Ansprüche bereits im Voraus an seinen Hintermann abtreten und diesen verpflichten,<br />

den Handelnde von den Vertragspflichten freizustellen. So zum Beispiel beim<br />

Strohmanngeschäft.<br />

3.) mit Vertretungsmacht<br />

a) gesetzliche Vertretungsmacht: Eltern: §1629, Vormund: §1793, Pfleger: §1909, Organe<br />

der juristischen Person: Vereins Vorstand: §26, Geschäftsführer der GmbH: §35 GmbHG,<br />

Vorstand der AG: §78 AktG, Gesellschafter der Personengesellschaft: §125,126 HGB,<br />

Gesellschafter der GbR: §714 BGB, beachte auch §709 BGB<br />

-70-


- <strong>Seite</strong> 71 -<br />

b) rechtsgeschäftliche Vertretungsmacht (Vollmacht): §166 Absatz 2 BGB<br />

aa) wirksam erteilte Vollmacht<br />

Erteilung der Vollmacht ist einseitiges <strong>Recht</strong>sgeschäft, so dass die Voraussetzungen<br />

für die Wirksamkeit einer Willenserklärung erfüllt sein müssen.<br />

Erklärung gegenüber dem Vertreter (Innenvollmacht) oder gegenüber dem Dritten<br />

oder öffentlich (§167,171 BGB)<br />

Form grundsätzlich formlos möglich (§ 167 Absatz 2 BGB)<br />

Ausnahme: bei spezialgesetzlicher Vorschrift und bei unwiderruflich erteilter<br />

Vollmacht <strong>zur</strong> Vornahme eines formbedürftigen <strong>Recht</strong>sgeschäfts. Im letzteren Fall gilt<br />

die Warnfunktion zum Beispiel des § 311 b BGB bereits für die Erteilung der<br />

unwiderruflichen Vollmacht)<br />

bb) Vollmacht im Zeitpunkt der Vornahme des Hauptgeschäft des noch nicht<br />

erloschen (§168 BGB) (vgl. Bedingung, Befristung, Anfechtung)<br />

c) <strong>Recht</strong>scheinsvollmacht (§170 ff im BGB analog bei nicht wirksam erteilter Vollmacht,<br />

wenn der <strong>Recht</strong>sschein der Vollmacht <strong>zur</strong>echenbar vom Hintermann gesetzt wurde.)<br />

Der Auftraggeber hat mit der Erteilung der vollmacht einem dritten gegenüber den Schein<br />

erweckt, als bestünde die Vollmacht.<br />

Das stimmt auch solange, bis sie im Innenverhältnis widerrufen wird. Danach ist es nur noch<br />

eine Scheinvollmacht.<br />

Da der Schein allein vom Gesetz, also vom <strong>Recht</strong>, mit Wirkung belegt wird, spricht man<br />

insoweit auch von einer Scheinvollmacht.<br />

aa) Duldungsvollmacht:<br />

(Auftreten eines Vertreters, der Vertretenen kennt und duldet das Auftreten,<br />

Geschäftsfähigkeit des Vertretenen, der dritte ist gutgläubig hinsichtlich der<br />

Vertretungsmacht (§173 BGB analog), der <strong>Recht</strong>sschein ist kausal für das Handeln des<br />

Dritten; <strong>Recht</strong>sfolge, als lege die Vollmacht vor.)<br />

bb) Anscheinsvollmacht:<br />

(Auftreten eines Vertreters von gewisser Häufigkeit und Dauer, der Vertretenen hätte dies<br />

der pflichtgemäße Sorgfalt erkennen und verhindern können, Geschäftsfähigkeit<br />

Vertretenen, der dritte ist gutgläubig bezüglich der Vertretungsmacht, der <strong>Recht</strong>s eines<br />

kausal für das Handeln des Dritten; <strong>Recht</strong>sfolge: wie bei wirksam erteilter Vollmacht<br />

d) kein verbotenes In sich Geschäft (§ 181 BGB) <strong>Recht</strong>sfolge bei Verstoß §177 ff BGB<br />

4.) Handeln im Rahmen der Vertretungsmacht<br />

(hier ist grundsätzlich nur die Außenvollmacht entscheidend)<br />

(-) bei Überschreitung der Vollmachtsgrenzen<br />

(-) bei Handeln innerhalb der Grenzen, aber im kollusiven Zusammenwirken mit Drittem<br />

zum Schaden des Vertretenen => Missbrauch der Vertretungsmacht => § 138 BGB<br />

(-) Vertreterhandel innerhalb der Befugnisse der Außenvollmacht, jedoch unter<br />

Überschreitung der Befugnisse im Innenverhältnis und in der 3. kennt den Missbrauch<br />

oder muss ihn kennen.<br />

<strong>Recht</strong>sfolge: §177 ff oder Einrede gemäß §242 BGB (streitig)<br />

-71-


- <strong>Seite</strong> 72 -<br />

5.) wirksame Ausübung der Vollmacht<br />

bei einseitigen <strong>Recht</strong>sgeschäften: Vorlage der Vollmachtsurkunde oder keine unversehrt<br />

vorzügliche Zurückweisung (§174 BGB<br />

bei Gesamtvertretung (z.B. §709,714 BGB): gemeinsame Ausübung der<br />

Vertretungsmacht<br />

<strong>Recht</strong>sfolge:<br />

§164, 165,166 bei wirksamer Vertretung: WE wirkt für und gegen den Hintermann<br />

§164 Absatz 2, wenn kein Handeln im fremden Namen vorliegt<br />

schwebende Unwirksamkeit oder Unwirksamkeit, wenn die Vertretungsmacht fehlt: §177,<br />

178,182 ff<br />

§179 BGB: Anspruch auf Erfüllung oder auf Schadensersatz gegen den Vertreter ohne<br />

Vertretungsmacht<br />

§180 BGB: bei fehlender Vertretungsmacht in Verbindung mit einseitigen<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäften<br />

Beispielfall<br />

A schickt seine beiden minderjährigen Kinder (K1 und K2) los, sie sollen sein Auto zu einem<br />

Preis von 5000,- € bis 10000,- € verkaufen.<br />

K1 findet einen Käufer (B) für 5000,- € und K2 einen Käufer (C) für 6000,- €.<br />

A gibt Wagen und Papiere C.<br />

A<br />

Kind 1 (K1)<br />

Kind 2 (K2)<br />

5000,- € 6000,- €<br />

Käufer 1 (B)<br />

I. hat B einen Anspruch gegen A?<br />

II. hat B einen Anspruch gegen C?<br />

Käufer 2 (C)<br />

Wagen und Papiere<br />

I.1.)<br />

Wer<br />

Will was<br />

Von wem<br />

B<br />

Herausgabe des Autos und Übereignung<br />

A<br />

Anspruchsgrundlage:<br />

§ 433 I BGB (Vertragstypische Pflichten beim Kaufvertrag)<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Nach § 433 BGB = KV zwischen B und A<br />

1. WE des A? (-)<br />

- nicht persönlich, aber der A über K1 i. v. m .. § 164 BGB ff<br />

Vorraussetzungen des § 164 BGB<br />

a) eigene WE des Vertreters (hier K1)<br />

-72-


- <strong>Seite</strong> 73 -<br />

Subsumtion:<br />

Verhandlungsspielraum => § 64 BGB (+)<br />

Bote (-)<br />

a) Minderjährig?<br />

- hier wirksame WE<br />

b) in fremdem Namen = Offenkundigkeitsprinzip<br />

c) mit Vertretungsmacht<br />

Zwischenergebnis:<br />

Die Vorraussetzungen des § 164 BGB sind erfüllt, deshalb liegt eine wirksame WE des A vor.<br />

2.)<br />

WE des B (+)<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Da ein gültiger Kaufvertrag geschlossen wurde, ist ein Anspruch nach § 164 BGB des B gegen<br />

den A entstanden.<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

§ 275 BGB (Ausschluss der Leistungspflicht)?<br />

Der Anspruch ist nicht untergegangen.<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

Ja, da der Anspruch nicht untergegangen ist.<br />

Ergebnis:<br />

Ein Anspruch des B gegen den A nach § 433 BGB auf Herausgabe des Autos und Übereignung<br />

ist entstanden, nicht untergegangen und durchsetzbar. Jedoch könnte A eine Einrede<br />

nach § 320 BGB auf Erfüllung Zug um Zug gegen die Zahlung der 5000,- € geltend machen.<br />

Anspruchsgrundlage<br />

§ 281 BGB (Schadenersatz statt der Leistung …………)<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Vorraussetzungen des §281 BGB:<br />

1. Schuldverhältnis zwischen A und B = KV<br />

2. fällige Leistung (+)<br />

3. Pflicht aus Schuldverhältnis verletzt (§ 280 I BGB und § 280 BGB)<br />

4. Frist gesetzt<br />

Ein Anspruch nach § 249 BGB (Art und Umfang des Schadensersatzes )ist entstanden<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Der Anspruch nach § 281 BGB ist nicht untergegangen<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

Es besteht ein durchsetzbarer Schadenersatzanspruch<br />

- wenn das Geld schon gezahlt wurde Geld <strong>zur</strong>ück + Zinsen<br />

- wenn noch nicht gezahlt wurde kein Schaden (SEA = 0)<br />

-73-


- <strong>Seite</strong> 74 -<br />

II.)<br />

B Anspruch gegenüber C<br />

§ 985 BGB (Herausgabeanspruch) (-)<br />

- kein Vertrag<br />

- kein Eigentum<br />

§ 812 BGB (Herausgabeanspruch ungerechtfertigte Bereicherung) (-)<br />

- da C gegen A einen Anspruch besitzt<br />

Ergebnis: B hat gegen C keinen Anspruch<br />

Beispielfall:<br />

Die Eltern wollen Ihrem 15 Jährigem Sohn ein Mietshaus schenken.<br />

Es gibt einen Notariellen Vertrag zwischen Vater (V) und Sohn (S), der die Schenkung regelt.<br />

Die Eltern wollen später nichts mehr von der Schenkung wissen.<br />

Kann der 15 Jährige Sohn von seinen Eltern die Übereignung des Grundstückes verlangen?<br />

Lösung:<br />

Der S könnte gegen seine Eltern einen Anspruch auf Übereignung des Grundstückes<br />

nach § 516 BGB (Begriff der Schenkung) haben.<br />

Dann müsste der Anspruch entstanden, nicht untergegangen und durchsetzbar sein.<br />

Ein Anspruch nach § 516 BGB ist entstanden wenn:<br />

Die Anspruchsvoraussetzungen vorliegen, also ein wirksamer Schenkungsvertrag<br />

geschlossen wurde.<br />

Ein Schenkungsvertrag setzt zwei übereinstimmende Willenserklärungen voraus<br />

(§ 145, § 150 Abs.2 BGB).<br />

Eltern und Sohn müssen also gleichlautende Willenserklärungen <strong>zur</strong> Schenkung des<br />

Grundstückes abgeben.<br />

Fraglich ist ob der Sohn eine solche abgegeben hat.<br />

Subsumtion:<br />

Nach dem Sachverhalt wollten die Eltern dem Sohn das Grundstück mit dem Mietshaus schenken<br />

und der Vater hat für sich und dem Sohn die Schenkung erklärt.<br />

Danach hat der Sohn für sich selbst erklärt, dass er das Grundstück mit dem Mietshaus geschenkt<br />

bekommen möchte.<br />

Problematisch ist die Wirksamkeit dieser Erklärung.<br />

Nach § 106, §107 und § 108 BGB ist die Erklärung des 15 Jährigen Sohnes nur dann wirksam,<br />

wenn sie entweder lediglich rechtlich Vorteilhaft ist oder die Einwilligung / Genehmigung der<br />

Eltern vorliegt.<br />

-74-


- <strong>Seite</strong> 75 -<br />

Grundsätzlich ist die Schenkung lediglich rechtlich vorteilhaft.<br />

Eine Ausnahme gilt in den Fällen des § 566 BGB, wenn der Minderjährige als Erwerber<br />

nach § 566 BGB in die Pflichten des Vermieters eintritt, liegt darin ein rechtlicher Nachteil.<br />

Erforderlich für die Wirksamkeit ist also, dass die Einwilligung / Genehmigung der Eltern<br />

vorliegt.<br />

Subsumtion<br />

Dadurch, das die Eltern ihrem Sohn das Mietshaus schenken wollten und das ihm gegenüber zum<br />

Ausdruck gebracht haben, wurde die Einwilligung von <strong>Seite</strong>n der Eltern erklärt.<br />

Die Einwilligung könnte aber unwirksam sein.<br />

Nach § 1643 BGB (Genehmigungspflichtige <strong>Recht</strong>sgeschäfte) in Verbindung mit § 1821 BGB<br />

(Genehmigung für Geschäfte über Grundstücke, Schiffe oder Schiffsbauwerke) und<br />

§ 1822 BGB (Genehmigung für sonstige Geschäfte) bedürfen die Eltern , in dem vom Gesetz<br />

ausdrücklich genannten Fällen der Genehmigung des Vormundschafts-/ Familiengerichtes.<br />

Hier liegen diese Fälle jedoch nach § 1821 BGB und § 1822 BGB nicht vor.<br />

( In der Klausur muss nach den wichtigsten Punkten der Paragraphen begründet werden,<br />

warum die Entscheidung so und nicht anders gefallen ist, und diese wichtigsten Punkte<br />

genannt werden!!! ---- Argumentieren!---- Alle möglichen Anspruchsgrundlagen prüfen!)<br />

Subsumtion<br />

Damit den Schenkungsvertrag wirksam wird, müssen die Eltern auch eine entsprechende<br />

Willenserklärung abgegeben haben.<br />

Der Vater hat vor dem Notar, und dem Sohn, eine entsprechende Willenserklärung abgegeben,<br />

die Mutter jedoch nicht.<br />

Aus dem Umstand, dass beide vorher dem Sohn das Grundstück nebst Mietshaus schenken<br />

wollten, ergibt sich aber, dass die Mutter vorher zu Hause erklärt hat dem Sohn das Grundstück<br />

schenken zu wollen.<br />

Die Erklärung der Mutter ist aber nach § 125 und § 311b BGB Formunwirksam.<br />

Aus dem Sachverhalt ist nicht ersichtlich, dass der Vater die Mutter vertreten hat.<br />

Also hat die Mutter keine wirksame Schenkungserklärung abgegeben. Ein Schenkungsvertrag ist<br />

mit Ihr nicht zustande gekommen.<br />

Fraglich ist, welche Erklärung der Vater konkret abgegeben hat, insbesondere ob er das ganze<br />

Grundstück oder nur die Teile davon verschenkt hat, die Ihm gehörten.<br />

Erklärungen sind so auszulegen wie ein verständiger Dritter sie verstehen würde<br />

(Empfängerhorizont § 133 und § 157 BGB).<br />

-75-


- <strong>Seite</strong> 76 -<br />

Subsumtion<br />

Laut Sachverhalt wollten beide Eltern das gesamte Grundstück verschenken.<br />

Der Vater hat dazu „alles“ beim Notar erklärt. Ein verständiger Dritter hätte die Erklärung, dass<br />

das Grundstück dem Sohn geschenkt werden soll, auch ohne entsprechende Erklärung,<br />

verstanden.<br />

Also ist die Erklärung des Vaters dahingehend auszulegen, dass der Vater sich verpflichten<br />

wollte, seinem Sohn, dass ganze Eigentum am Grundstück zu verschaffen (zu schenken).<br />

Ob er aber Eigentümer am gesamten Grundstück war oder ist, ist für die Frage des<br />

Verpflichtungsgeschäftes unrelevant.<br />

Auch wenn er nicht der alleinige Eigentümer ist, kann er sich verpflichten das ganze Grundstück<br />

zu verschenken.<br />

Also gibt es zwei übereinstimmende Willenserklärungen, im Sinne eines<br />

Schenkungsversprechens, zwischen Vater und Sohn.<br />

Eine Schenkung ist nur zwischen Vater und Sohn wirksam zustande gekommen.<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

Der Anspruch auf Übereignung des Grundstückes vom Sohn gegen den Vater ist nach<br />

§ 516 BGB entstanden.<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Der Anspruch ist nicht untergegangen.<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

Der Anspruch auf Schenkung des Grundstückes ist durchsetzbar.<br />

Ergebnis:<br />

Der Sohn hat einen Anspruch auf Übereignung des Grundstückes nach § 516 BGB<br />

gegenüber dem Vater, jedoch nicht gegenüber der Mutter.<br />

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

4.6.2 Beispielsfall <strong>zur</strong> Lösung einer Klausur im Gutachten -Stil<br />

(hier Vollmacht und Mietrecht)<br />

Fall:<br />

<strong>Recht</strong>sanwalt A vertritt den Vermieter V. Im Mietvertrag ist geregelt, dass das Mietverhältnis<br />

fortgesetzt wird, wenn es nicht 3 Monate vor Jahreswechsel gekündigt wird.<br />

<strong>Recht</strong>sanwalt A schreibt an den Mieter M: „Ich vertrete den Vermieter V und erkläre in dessen<br />

Namen die Kündigung des Mietvertrages zum 01.01.05."<br />

Das Schreiben geht dem M am 29.9.2004 zu. M schreibt dem <strong>Recht</strong>sanwalt A am nächsten Tag:<br />

„Woher soll ich wissen, ob Sie eine Vollmacht haben. Ich weise die Kündigung <strong>zur</strong>ück." V<br />

verlangt von M ab dem 1.1.2005 Räumung der Mietwohnung. Zu <strong>Recht</strong>?<br />

Lösung:<br />

(Die im Folgenden in Klammern stehenden Passagen sind im Klausurtext nicht<br />

niederzuschreiben, sondern dienen lediglich als „Regieanweisung" bzw. Hinweis.)<br />

Zur Orientierung hier die Grobgliederung, die in etwa Ihrer Lösungsskizze entsprechen sollte:<br />

Hinweis <strong>zur</strong> Gliederung Grundsätzlich wird so gegliedert<br />

-76-


- <strong>Seite</strong> 77 -<br />

AG: § ____ I) Anspruch entstanden II) Anspruch nicht untergegangen III) Anspruch durchsetzbar<br />

hier ist aber der Anspruch im Ergebnis nicht entstanden<br />

=> Prüfung zu II) und III) entfällt<br />

=> Gliederung I) ohne II) und III) wäre unsinnig<br />

(Obersatz zu den 5 W´s )<br />

Der V könnte gegen den M einen Anspruch auf Räumung und Herausgabe des gemieteten<br />

Wohnraumes aus § 546 BGB haben.<br />

1.) Mietverhältnis<br />

2.) Beendigung<br />

a) Kündigungserklärung<br />

aa) Kündigung durch Schreiben des RA A ( Voraussetzungen gem. § 164 BGB)<br />

(1) eigene WE<br />

(2) im fremden Namen<br />

(3) mit Vertretungsmacht<br />

(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Stellvertretung)<br />

(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> WE des V)<br />

bb) spätere konkludente Kündigungserklärung des V<br />

b) Kündigungsgrund<br />

c) Kündigungsfrist<br />

(<strong>Recht</strong>sproblem Wirksamkeit der vertraglichen Frist)<br />

aa) Fristgemäße Kündigung im Schreiben des RA ?<br />

(Problem § 174 BGB)<br />

(1) einseitiges <strong>Recht</strong>sgeschäft<br />

(2) vom Bevollmächtigten vorgenommen<br />

(3) Vollmachtsurkunde nicht vorgelegt<br />

(4) <strong>Recht</strong>sgeschäft aus diesem Grunde unverzüglich <strong>zur</strong>ückgewiesen<br />

(Problem / Def. Unverzüglich)<br />

(5) kein Ausschluss der Zurückweisung nach § 174 Satz 2 BGB<br />

(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Frist bzgl. RA Schreiben)<br />

bb) Fristgemäße Kündigung durch konkludente WE des V ?<br />

(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Kündigungsfrist) (Ergebnis)<br />

(Obersatz zu den 5 W´s )<br />

Der V könnte gegen den M einen Anspruch auf Räumung und Herausgabe des gemieteten<br />

Wohnraumes aus § 546 BGB haben.<br />

(Voraussetzungen der Anspruchsgrundlage (AG) im weiteren Obersatz nennen)<br />

Voraussetzung dafür ist, dass, ein Mietverhältnis bestand und dieses Mietverhältnis wirksam<br />

beendet wurde.<br />

-77-


- <strong>Seite</strong> 78 -<br />

(Subsumtion zu 1.)<br />

1) Mietverhältnis Im Sachverhalt ist angegeben, dass V der Vermieter und M der Mieter ist. Es<br />

ist daher davon auszugehen, dass zwischen V und M ein wirksamer Mietvertrag geschlossen<br />

wurde.<br />

(weitere rechtliche Untergliederung zu Punkt 2 erforderlich)<br />

2) Beendigung<br />

Fraglich ist, ob das Mietverhältnis beendet wurde.<br />

Nach § 542 Abs. 2 BGB endet das Mietverhältnis bei befristeten Mietverhältnissen durch<br />

Zeitablauf,<br />

d. h. eine Kündigung ist nicht erforderlich. Nach § 542 Abs. 1 BGB endet das Mietverhältnis bei<br />

unbefristeten Mietverhältnissen durch eine wirksame Kündigung.<br />

(Subsumtion <strong>zur</strong> Frage, ob befristetes oder unbefristetes Mietverhältnis)<br />

Im Streitfall ist im Mietvertrag geregelt, dass das Mietverhältnis fortgesetzt wird, wenn es nicht 3<br />

Monate vor Jahreswechsel gekündigt werde. Darin liegt die Regelung, dass das Mietverhältnis<br />

gerade nicht allein durch Zeitablauf endet, sondern sich ohne weiteres Zutun der Parteien stetig<br />

verlängert. Es handelt sich daher um ein unbefristetes Mietverhältnis, so dass die wirksame<br />

Kündigung erforderlich ist.<br />

(Obersatz = Voraussetzungen einer wirksamen Kündigung nennen)<br />

Eine wirksame Kündigung liegt vor, wenn<br />

a) die Kündigung erklärt wurde,<br />

b) ein gesetzlicher oder vertraglicher Kündigungsgrund vorliegt und<br />

c) die Kündigungsfrist eingehalten wurde.<br />

(<strong>Recht</strong>liche Untergliederung <strong>zur</strong> Kündigungserklärung erforderlich.)<br />

a) Kündigungserklärung<br />

Fraglich ist, ob eine Kündigungserklärung wirksam abgegeben wurde.<br />

Die Kündigungserklärung ist von dem Vertragspartner abzugeben. Vertragspartner des M aus<br />

dem Mietvertrag ist V.<br />

(der folgende Satz wird nur erforderlich, wenn Sie unmittelbar nach der schriftlichen Kündigung<br />

auch noch die konkludente Kündigung erwähnen wollen. Dann ist innerhalb der Prüfung der<br />

Kündigungserklärung entsprechend der 2 möglichen Erklärungen zu untergliedern.)<br />

Eine Kündigungserklärung des V könnte in dem Schreiben des RA A oder aber in einer späteren<br />

ggf. konkludenten WE des V liegen.<br />

aa) Kündigung durch Schreiben des RA A ( Voraussetzungen gem. § 164 BGB)<br />

(Subsumtion <strong>zur</strong> Erklärung des V)<br />

V hat nach dem Sachverhalt selbst jedenfalls vor dem Räumungsbegehren keine<br />

Willenserklärung abgegeben. Vielmehr hat der <strong>Recht</strong>sanwalt A die Kündigung mit dem am<br />

29.9.2004 zugegangenen Schreiben erklärt.<br />

(weitere Untergliederung in rechtlicher Hinsicht erforderlich =><br />

Obersatz <strong>zur</strong> Stellvertretung = Voraussetzungen der wirksamen Stellvertretung nennen)<br />

-78-


- <strong>Seite</strong> 79 -<br />

Da die Kündigungserklärung vom Vertragspartner stammen muss, kann die Erklärung des<br />

<strong>Recht</strong>sanwalt A nur dann <strong>zur</strong> wirksamen Kündigung führen, wenn sie als Willenserklärung dem<br />

V zugerechnet werden kann. Die Willenserklärung des A könnte für und gegen den V gelten,<br />

wenn die Voraussetzungen der Stellvertretung nach §§ 164 ff BGB erfüllt sind. Der <strong>Recht</strong>sanwalt<br />

A hätte den V wirksam vertreten, wenn<br />

(1) - der A als Vertreter eine eigene Willenserklärung,<br />

(2) - im fremden Namen, d. h. im Namen des V,<br />

(3) - und mit Vertretungsmacht abgegeben hätte.<br />

(ggf. weitere Definitionen zu den Voraussetzungen nennen, damit - danach -subsumiert werden<br />

kann)<br />

Eine eigene Willenserklärung liegt in Abgrenzung zum Boten dann vor, wenn der Vertreter nicht<br />

nur die Erklärung des Hintermannes transportiert, sondern im Rahmen eines eigenen<br />

Handlungsspielraums die Erklärung abgibt.<br />

Ein Handeln im fremden Namen (Offenkundigkeitsprinzip) liegt vor, wenn der Erklärende<br />

ausdrücklich oder konkludent für den Erklärungsempfänger erkennbar, d. h. offenkundig, zu<br />

verstehen gibt, nicht für sich selbst, sondern für einen Anderen die Erklärung abgeben zu wollen.<br />

Der <strong>Recht</strong>sanwalt A hätte mit Vertretungsmacht gehandelt, wenn der V dem A wirksam eine<br />

Vollmacht erteilt hat. Die Vollmachtserteilung ist grundsätzlich formfrei möglich (§ 167 Abs. 2<br />

BGB).<br />

(Subsumtion zu den Voraussetzungen der Stellvertretung:)<br />

(1.) eigene WE<br />

Im Sachverhalt ist nicht angegeben, dass der V eine inhaltsgleiche Erklärung vor der Erklärung<br />

des<br />

RA A abgegeben hätte. Daher ist davon auszugehen, dass der <strong>Recht</strong>sanwalt nicht nur als Bote<br />

fungiert, d. h. nicht nur eine Erklärung des V transportiert hat, sondern im Rahmen eines ihm<br />

gelassenen Spielraums eine Willenserklärung abgegeben hat.<br />

A hat also eine eigene Willenserklärung abgegeben.<br />

(2.) im fremden Namen<br />

<strong>Recht</strong>sanwalt A hat auch im fremden Namen gehandelt. Er hat in dem Schreiben ausdrücklich<br />

angegeben „im Namen" des V zu handeln.<br />

(3.) mit Vertretungsmacht<br />

Fraglich ist, ob <strong>Recht</strong>sanwalt A mit Vertretungsmacht gehandelt hat.<br />

Tatsächliche Angaben <strong>zur</strong> Art und Weise der Vollmachtserteilung sind im Sachverhalt nicht<br />

enthalten. Es ist jedoch angegeben, dass <strong>Recht</strong>sanwalt A den Vermieter V „vertritt".<br />

Im Folgenden gehe ich daher davon aus, dass V dem A eine Vollmacht erteilt hat. Anhaltspunkte<br />

für<br />

die Unwirksamkeit der Vollmachtserteilung liegen nicht vor.<br />

(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Stellvertretung)<br />

Damit sind die Voraussetzungen der wirksamen Vollmacht nach § 164 ff BGB erfüllt.<br />

Folglich hat <strong>Recht</strong>sanwalt A die Kündigung mit Wirkung für und gegen den V erklärt.<br />

Die Kündigungserklärung wirkt als eine solche des V.<br />

Damit liegt eine Kündigungserklärung des V in dem Schreiben des <strong>Recht</strong>sanwaltes V, welches<br />

am 29.9.2004 dem M zuging.<br />

-79-


- <strong>Seite</strong> 80 -<br />

(weil es später von Bedeutung wird, kann hier schon die weitere Kündigungserklärung des V<br />

angegeben werden, s. dazu schon die Untergliederung oben in a) und b )<br />

bb) spätere konkludente Kündigungserklärung des V<br />

Wenn die Kündigung mittels Erklärung des A nach §§ 164, 174 BGB unwirksam wäre, läge eine<br />

konkludente Kündigungserklärung des V jedenfalls in dem zu einem späteren Zeitpunkt, aber vor<br />

dem 1.1.2005, geltend gemachten Räumungsbegehren.<br />

(hier durch die Formulierung den Leser mitnehmen und an die obigen Voraussetzungen<br />

anknüpfen, damit auch aus dem Text deutlich wird, dass Sie nun die oben unter b ) und c)<br />

genannten Voraussetzungen weiterprüfen )<br />

Für die Wirksamkeit der Kündigung ist neben der nunmehr festgestellten Kündigungserklärung<br />

des V (s. o. zu a) erforderlich, dass ein gesetzlicher oder vertraglicher Kündigungsgrund vorliegt<br />

und die Kündigungsfrist eingehalten wurde.<br />

Liegt ein so genannter wichtiger Grund vor, kann die Kündigung fristlos, d. h. ohne Einhaltung<br />

einer Frist, erklärt werden.<br />

b) Kündigungsgrund<br />

Anhaltspunkte für das Vorliegen eines wichtigen Grundes im Sinne von §§ 543 BGB<br />

bzw. 569 BGB sind im Sachverhalt nicht enthalten.<br />

Vertraglich ist ein besonderer wichtiger Kündigungsgrund nicht geregelt.<br />

Die Kündigung ist daher nicht aus einem so genannten wichtigen Grund, d. h. nicht fristlos,<br />

möglich.<br />

Fraglich ist, ob ein einfacher Kündigungsgrund vorliegt.<br />

(Subsumtion <strong>zur</strong> Frage, ob im Vertrag ein einfacher Kündigungsgrund geregelt ist)<br />

Im Vertrag ist geregelt, dass der Vertrag sich verlängert, wenn er nicht gekündigt werde.<br />

Damit haben die Parteien vereinbart, dass eine Kündigung nicht ausgeschlossen ist, sondern nach<br />

dem Vertrag möglich ist. Besondere Voraussetzungen haben die Parteien an die Kündigung (bis<br />

auf die noch zu prüfende Frist) nicht geknüpft. Daher ist vertraglich eine Kündigung auch ohne<br />

Vorliegen eines besonderen Grundes möglich.<br />

c) Kündigungsfrist<br />

Die Kündigungserklärung des V bewirkt eine Beendigung des Mietverhältnisses<br />

zum 1.1.2005, d. h.<br />

zu dem Zeitpunkt, zu dem der V die Räumung und Herausgabe begehrt, nur, wenn die<br />

Kündigungsfrist eingehalten wurde.<br />

Im Vertrag ist geregelt, dass die Kündigung 3 Monate vor Jahreswechsel möglich ist.<br />

Danach wäre sie zum 1.1.2005 nur wirksam, wenn sie bis zum 30.9.2004 wirksam<br />

erklärt worden wäre.<br />

Bedenken könnten hinsichtlich der Wirksamkeit dieser vertraglichen Frist bestehen.<br />

In § 573 c Abs. 1 sind Kündigungsfristen für Wohnraum geregelt.<br />

Nach § 573 b Abs. 4 sind Vereinbarungen zum Nachteil des Mieters unwirksam.<br />

-80-


- <strong>Seite</strong> 81 -<br />

Da der Sachverhalt keine Angaben <strong>zur</strong> Dauer des bereits bestehenden Mietverhältnisses enthält,<br />

ist davon auszugehen, dass die kürzeste Frist im Sinne von § 543 c Abs. 1 BGB, d. h. 3 Monate,<br />

gelten würde. Fraglich ist, ob die vertragliche Vereinbarung zu Lasten des Mieters von der<br />

gesetzlichen Frist abweicht. Die Dauer der Frist (3 Monate) ist nicht zu Lasten des Mieters<br />

eingeschränkt. Eine Einschränkung bzw. vom Gesetz abweichende Regelung ergibt sich jedoch<br />

dadurch, dass die Kündigung nicht jederzeit mit einer Frist von 3 Monaten, sondern nur 3 Monate<br />

vor Jahreswechsel möglich sein solle. Im Streitfall kündigt jedoch der V. Soweit die vertragliche<br />

Verlängerung der Kündigungsfrist zu Lasten des Vermieters wirkt, bestehen aus § 543 c Abs. 4<br />

BGB keine Bedenken gegen die Wirksamkeit der Klausel. Bedenken bestünden erst, wenn die<br />

Verlängerung zu Lasten des M wirken würde. Sowohl nach der vertraglichen Frist, als auch nach<br />

der gesetzlichen Frist gem. § 573 c Abs. 1 BGB wäre die Kündigung bis zum 1.1.2005 nur<br />

wirksam, wenn sie bis zum 30.9.2004 wirksam erklärt worden wäre. Also ergeben sich für den<br />

Mieter im konkreten Fall keine Nachteile aus der vertraglichen Kündigungsfrist.<br />

(Zwischenergebnis zum Problem der Wirksamkeit der vertraglichen Fristenregelung)<br />

Es kann im Fall also dahin stehen, ob die vertragliche Frist wirksam vereinbart wurde, weil im<br />

konkreten Fall die gesetzliche und die vertragliche Frist gleichzeitig ablaufen.<br />

(für den Leser deutlich machen, dass sie an die eingeleitete Prüfung anknüpfen, ob die<br />

Kündigung fristgemäß erklärt wurde)<br />

Damit das Mietverhältnis zum 1.1.2005 beendet wurde, müsste also die Kündigung bis zum<br />

30.09.2004 wirksam erklärt worden sein.<br />

Eine Willenserklärung wird mit Zugang bei dem Erklärungsempfänger wirksam ( § 130 BGB.<br />

aa) Fristgemäße Kündigung im Schreiben des RA ?<br />

Problematisch ist, ob die Willenserklärung des V, die durch den Vertreter A erklärt wurde, mit<br />

Zugang am 29.9.2004 auch wirksam wurde.<br />

Gemäß § 130 BGB wird die Willenserklärung gegenüber Abwesenden mit Zugang wirksam.<br />

Zugang liegt vor, wenn der Empfänger unter regelmäßigen Umständen die Erklärung <strong>zur</strong><br />

Kenntnis nehmen kann.<br />

(Problem § 174 BGB)<br />

Hier ist ein Brief des RA A dem M am 29.9.2004 zugegangen.<br />

Fraglich ist jedoch, wie sich auswirkt, dass die schriftliche Vollmacht nicht vorlag.<br />

Gemäß § 174 BGB sind<br />

(1) -einseitige <strong>Recht</strong>sgeschäfte, die<br />

(2) - vom Bevollmächtigten vorgenommen wurden,<br />

(3) - wenn eine Vollmachtsurkunde nicht vorgelegt wurde und<br />

(4) - der andere das <strong>Recht</strong>sgeschäft aus diesem Grunde unverzüglich <strong>zur</strong>ückweist und<br />

(5) - kein Ausschluss der Zurückweisung nach § 174 Satz 2 BGB vorliegt unwirksam.<br />

(Subsumtion § 174 BGB, wichtig: zu jedem rechtlichen Gliederungspunkt muss subsumiert<br />

werden)<br />

(1) einseitiges <strong>Recht</strong>sgeschäft Hier liegt in der Kündigungserklärung ein einseitiges<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäft.<br />

(2) vom Bevollmächtigten vorgenommen Der A als Erklärender, der dieses einseitige<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäft vorgenommen hat, war auch Vertreter des V mit Vertretungsmacht (s. o.).<br />

(3) Vollmachtsurkunde nicht vorgelegt Er hat eine Vollmachtsurkunde nach dem Sachverhalt<br />

nicht vorgelegt.<br />

-81-


- <strong>Seite</strong> 82 -<br />

(4) <strong>Recht</strong>sgeschäft aus diesem Grunde unverzüglich <strong>zur</strong>ückgewiesen<br />

Der M hat geantwortet, dass er die Kündigung <strong>zur</strong>ückweise und das damit begründet, dass er<br />

nicht wisse, ob A Vollmacht habe. Darin liegt die Rüge, dass A nicht eine Vollmachtsurkunde<br />

vorgelegt habe.<br />

(Problem / Def. Unverzüglich)<br />

Fraglich ist, ob die Zurückweisung unverzüglich geschah.<br />

M hätte unverzüglich gehandelt, wenn er ohne schuldhaftes Zögern die Kündigung<br />

<strong>zur</strong>ückgewiesen hätte.<br />

Bei der Frage, bis zu welchem Zeitpunkt ein unverzügliches Handeln vorliegt, ist zu<br />

berücksichtigen, in welchem Maße dem Erklärungsempfänger eine Überlegungsfrist zugebilligt<br />

werden muss.<br />

Kriterien sind Komplexität und Umfang des <strong>Recht</strong>sgeschäfts.<br />

Im Streitfall ist die Erklärung des A dem M am 29.9.2004 zugegangen.<br />

Da dem M eine Überlegungsfrist jedenfalls von einem Tag zugebilligt werden kann, war er nicht<br />

verpflichtet, noch am selben Tag telefonisch oder per Fax zu reagieren. Die Zurückweisung der<br />

Erklärung unter Berufung auf die fehlende Vollmacht am nächsten Tag geschah noch ohne<br />

schuldhaftes Zögern. d. h. unverzüglich.<br />

(5) kein Ausschluss der Zurückweisung nach § 174 Satz 2 BGB<br />

Dass V dem M vorher mitgeteilt hätte, dass er von <strong>Recht</strong>sanwalt A vertreten wird, ist aus dem<br />

Sachverhalt nicht ersichtlich. Daher ist die Zurückweisung nicht nach § 174 Satz 2 BGB<br />

ausgeschlossen.<br />

(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Frist bzgl. RA Schreiben)<br />

Folglich ist das einseitige <strong>Recht</strong>sgeschäft, hier die durch A als Vertreter erklärte Kündigung<br />

durch<br />

das am 29.9.2004 zugegangene Schreiben unwirksam.<br />

Die Kündigungserklärung des V durch <strong>Recht</strong>sanwalt A ist daher nicht vor Ablauf der Frist<br />

wirksam<br />

geworden.<br />

bb) Fristgemäße Kündigung durch konkludente WE des V ?<br />

Aus den oben genannten Gründen liegt eine Kündigungserklärung des V jedoch auch in dem<br />

Räumungsbegehren (konkludente Willenserklärung).<br />

Diese Erklärung, die V unmittelbar abgegeben hat, müsste jedoch ebenfalls vor dem 1.10.2004<br />

wirksam geworden, d. h. dem M zugegangen sein.<br />

Im Sachverhalt ist nicht angegeben, dass V ein eigenes Räumungsbegehren vor dem 1.10.2004<br />

geäußert hätte. Folglich ist davon auszugehen, dass das Räumungsbegehren des V zwar vor dem<br />

1.1.2005, aber nach dem 1.10.2004 erklärt wurde.<br />

Danach ist auch die Kündigungserklärung des V nicht vor Ablauf der Kündigungsfrist erklärt<br />

worden.<br />

Eine erst nach dem 1.10.2004 erklärte Kündigungserklärung des V wirkt nach der im Vertrag<br />

geregelten Frist zu Lasten des V erst zum 31.12.2005 (nicht 2004).<br />

(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Kündigungsfrist)<br />

Es ist damit die für die Kündigung zum 1.1.05 erforderliche Kündigungsfrist nicht eingehalten.<br />

-82-


- <strong>Seite</strong> 83 -<br />

(Ergebnis)<br />

Die Voraussetzungen für die Beendigung des Mietverhältnisses zum 1.1.2005 sind danach nicht<br />

erfüllt. Das Mietverhältnis ist noch nicht beendet. Damit sind die Voraussetzungen der<br />

Anspruchsgrundlage § 546 BGB nicht vollständig erfüllt.<br />

.<br />

Eine andere Anspruchsgrundlage für das Begehren des V auf Räumung und Herausgabe der<br />

Mietwohnung ist nicht ersichtlich.<br />

Insbesondere besteht ein Anspruch nach § 985 BGB nicht, weil der M durch den weiterhin<br />

wirksamen Mietvertrag ein <strong>Recht</strong> zum Besitz nach § 986 BGB hat.<br />

Ergebnis:<br />

V hat gegen M keinen Anspruch auf Räumung und Herausgabe der Mietwohnung.<br />

4.7 Untergang eines entstandenen Anspruchs<br />

(mit Fall Mietkündigung nach Kleckerzahlung)<br />

4.7.1 reale Erfüllung; Erfüllungssurrogate § 362 ff BGB<br />

- Leistung des Sch an den Gl. : § 362 BGB<br />

- Leistung des Sch an einen Dritten mit Zustimmung des Gl. : § 362 i. v. m .. § 185 BGB (vgl.<br />

auch<br />

Fälle <strong>zur</strong> Geheißperson)<br />

Kaufvertrag<br />

Gläubiger<br />

Schuldner<br />

100,- € § 185 BGB = Grundlage für eine Geheißperson<br />

Dritter<br />

- Leistung des Sch an einen nichtberechtigten Dritten : grds. keine Erfüllung, Ausn.: § 407 BGB<br />

in Abtretungsfällen , § 398 ff )<br />

Problemfälle: Teilleistung / Wahlrecht des Sch / Befreiungsanspruch / Auskunftsanspruch<br />

Lösung: finden der Norm: Frage , ob erfüllt ist, entspricht Frage, welchen konkreten Inhalt der<br />

Anspruch hat => im AT bei Inhalt der Ansprüche suchen => § 249 ff BGB Lesen: § 257 BGB - -<br />

Befreiungsanspruch § 259, 260, 261<br />

- Auskunftsanspruch ( Stufenklage) § 262:<br />

Wahlschuld § 266:<br />

Teilleistung § 268:<br />

Leistung durch Dritten<br />

Leistung ist nicht vollständig bewirkt, wie weit ist Forderung erloschen ? => § 266 BGB<br />

- Leistung eines Dritten an den Gl. => § 267<br />

zu § 267 BGB Bsp.: für nicht persönliche Leistung: Geldleistung Bsp. Für persönliche Leistung:<br />

Bild vom Künstler X<br />

Problem: mehrere Forderungen bestehen: unklar, auf welche Forderung geleistet wurde<br />

Hinterlegung § 372 BGB<br />

Fall: Bauherr weiß nicht, ob er an den Haupt- oder Subunternehmer zahlen soll. Der<br />

Hauptunternehmer, meint, dass er den „Sub“ beauftragt habe. Der „Sub“ meint, dass er<br />

unmittelbar beauftragt sei. Lösung:<br />

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- <strong>Seite</strong> 84 -<br />

Hinterlegung gem. § 372 ff BGB => kein Verzug unabhängig davon, wem der Anspruch<br />

tatsächlich zusteht.<br />

Hinterlegung bei der Hinterlegungsstelle<br />

Hinterlegung nach § 372 BGB = Erfüllung<br />

Aufrechnung § 387<br />

Einer hat gegen den anderen Anspruch auf Geld und umgekehrt<br />

Aufrechnung geht nur bei Leistungen, die ihrem Gegenstand nach gleichartig sind<br />

Erlass § 397 BGB Gläubiger- und Schuldnerwechsel<br />

(Zession = Abtretung § 398 ff BGB; Schuldübernahme §§ 414 ff BGB; Schuldbeitritt § 311<br />

BGB; Vertragsübernahme )<br />

Abtretung: § 398 BGB<br />

§ 338<br />

Vertrag<br />

Gläubiger 1 Gläubiger 2<br />

1000,- €<br />

Schuldner<br />

- Vertrag und Verfügung fallen zusammen<br />

- kein gutgläubiger Erwerb Ausnahme: § 405 BGB (Abtretung unter Urkundenvorlegung)<br />

§ 1153 BGB (Übertragung von Hypothek<br />

und Forderung)<br />

Abtretung = Gläubigerwechsel<br />

1.) Einigung zwischen Zedent ( bisheriger Gl.) und Zessionar ( neuer Gl.) über den Übergang der<br />

Forderung<br />

PK: Forderung muss inhaltlich bestimmt / bestimmbar sein<br />

2.) Berechtigung des Abtretenden / Zedenten<br />

Grds. kein gutgl. Erwerb einer Forderung möglich ( kein <strong>Recht</strong>sschein bei Forderung anders<br />

als bei Sachen)<br />

Ausn.: § 405 BGB<br />

a) Forderung muss bestehen<br />

b) Zessionar muss Gl. sein<br />

3.) kein Ausschluss der Abtretung<br />

§ 399 BGB<br />

§ 400 BGB, § 850 ff ZPO (Unpfändbarkeit)<br />

RF: Übergang<br />

- der Forderung ( Vertrag ist gleichzeitig Verfügungsgeschäft)<br />

- der unselbständigen Sicherungsrechte ( § 401 BGB)<br />

- Auskunftsanspruch § 402 BGB Schuldnerschutz gem. § 404 ff (neuer Schuldner kann einreden /<br />

Einwendungen des alten Sch geltend machen)<br />

-84-


- <strong>Seite</strong> 85 -<br />

Schuldübernahme § 414 BGB ff<br />

Schuldübernahmen § 414 BGB / § 415 BGB<br />

Gläubiger<br />

§ 414 BGB<br />

Schuldner 1 Schuldner 2<br />

§ 415 BGB<br />

- bei § 415 BGB ist die Zustimmung des Gläubigers notwendig (zwingend erforderlich)<br />

Voraussetzung:<br />

- Bestehen eines Schuldverhältnisses zwischen Altschuldner und Gl.<br />

- Beitrittsvereinbarung -- zwischen Altschuldner und Übernehmer (dann Zustimmung des Gl.<br />

notwendig gem. § 415 BGB) oder -- zwischen Neuschuldner und Gläubiger<br />

Gläubiger Schuldner 1<br />

§ 414 BGB<br />

§ 415 BGB<br />

Schuldner 2<br />

- mit dem Inhalt , dass Neugläubiger an die Stelle des Altschuldners tritt<br />

RF: Schuldnerwechsel<br />

der Gläubiger muss zustimmen<br />

Gläubiger<br />

Schuldner<br />

§ 329 BGB<br />

Dritter (kein Schuldner, sondern nur Erfüllung)<br />

Abgrenzung zu Erfüllungsübernahme ( § 329 BGB)<br />

Bei Erfüllungsübernahme erfüllt der Dritte für den Schuldner, will aber nicht, dass der gleich.<br />

einen eigenen Anspruch auf Erfüllung gegen den Übernehmer hat.<br />

Schuldbeitritt: (nicht gesetzlich geregelt => 311 I BGB )<br />

Gläubiger<br />

Schuldner 1 § 421 BGB; § 426 BGB<br />

Dritter (Schuldner 2)<br />

Schuldbeitritt: Der 2. Schuldner tritt neben den 1. Schuldner. (Der Gläubiger kann sich aussuchen<br />

von wem er welche Erfüllung verlangt.)<br />

-85-


- <strong>Seite</strong> 86 -<br />

Voraussetzung:<br />

- Bestehen eines Schuldverhältnisses zwischen Altschuldner und Gl.<br />

- Beitrittsvereinbarung<br />

- zwischen Altgläubiger und Beitretendem ( Vertrag zu Gunsten Dritter ) oder<br />

- zwischen Gläubiger und Beitretendem<br />

- mit dem Inhalt , dass Beitretender neben dem Alt - Sch. Haftet ( als Gesamtschuldner gem. §<br />

421 ff, 426 BGB)<br />

- Wirksamkeitsvoraussetzungen ( vgl. auch § 492,494, 199, 501,502<br />

RF: Gesamtschuldverhältnis § 421 ff, 426 BGB<br />

Vertragsübernahme (Gesamtschuldverhältnis)<br />

- normale Norm der Verträge<br />

§ 433 BGB<br />

A<br />

Gläubiger<br />

Schuldner<br />

Vertragsübernahme<br />

B<br />

Schuldner<br />

Gläubiger<br />

= § 398 BGB und § 414 BGB ff<br />

kraft Gesetzes: § 563,566,581 II durch Vertrag : dreiseitiger Vertrag erforderlich oder<br />

zweiseitiger Vertrag mit Genehmigung des Dritten<br />

Fall Kündigung Mietvertrag nach Kleckerzahlung<br />

A hat B eine Wohnung vermietet für 1000,-€. Vereinbart ist die Fälligkeit der Miete am 1.<br />

Werktag<br />

des Monats. B zahlt für 2 Monate keine Miete, dann im 3. Monat 140,-€. A kündigt dem B wegen<br />

Zahlungsverzug.<br />

B meint, durch die Zahlung von 140,-€ sei er jedenfalls nicht 2 Monatsmieten im Rückstand.<br />

A verlangt von B Herausgabe der Wohnung.<br />

Lösung<br />

Vorraussetzung:<br />

- Mietvertrag<br />

- wirksame Kündigung / Ende des Mietvertrages<br />

° Mietvertrag vorhanden<br />

° Ende des Mietvertrages (Vorraussetzung)<br />

Kündigungserklärung (20.03.2006)<br />

Kündigungsgrund (§ 542 BGB i. v. m. §286 II 2 BGB<br />

- am 20.03.2006 war B mit 3 Monatsmieten im Verzug<br />

Kündigungsfrist: nein, da außerordentliche Kündigung<br />

A ist also berechtigt die Herausgabe der Wohnung zu verlangen.<br />

-86-


- <strong>Seite</strong> 87 -<br />

4.7.2 Rücktritt und Anspruch auf Rückgewähr bei<br />

Leistungsstörung / Gewährleistungsansprüchen<br />

- aus dem Rücktritt etwas verlangen § 346 BGB<br />

Prüfung unter: ist der Anspruch entstanden<br />

- Rücktrittsprüfung bei: ist der Anspruch untergegangen<br />

Aufbau Rücktritt:<br />

1.) Rücktrittsgrund / gesetzlicher Anspruch auf Rückgewähr<br />

a) Rücktrittsrecht vertraglich vereinbart<br />

b) gesetzliches Rücktrittsrecht<br />

z.B. Leistungsstörung : § 323, 324, 326 Gewährleistungsanspruch : § 437 Nr. 2 / 634 Nr. 3 / 323<br />

Störung der Geschäftsgrundlage § 313 BGB (= Vertragsanpassung i. v. m. § 357 BGB)<br />

kein Ausschluss des Rücktritts (spezialgesetzlich)<br />

2.) Rücktrittserklärung (§ 349 BGB)<br />

- gegenüber dem anderen Vertragsteil § 349 4.) weitere besondere Wirksamkeitsvoraussetzungen<br />

3.) Fristen oder sonstige Vorraussetzungen<br />

- fristgemäß § 350<br />

- keine Unwirksamkeit durch unverz. Aufrechnung des Gegners § 352 BGB<br />

- noch keine Verjährung ( vgl. § 218, 438 IV, 638 a IV BGB)<br />

RF Inhalt der wechselseitigen Ansprüche bei Rückabwicklung des Schuldverhältnisses:<br />

Umwandlung des Schuldverhältnisses in ein Rückgewährschuldverhältnis<br />

=> wechselseitige Ansprüche auf Rückgewähr Zug um Zug , § 346 I , 348 BGB<br />

bzgl. Nutzungen: § 346 I, 100<br />

bzgl. Wertersatz: § 346 II , III<br />

bzgl. Wertersatz für die entgegen den Regeln der ordnungsgemäß Wirtschaft nicht gezogenen<br />

Nutzungen: § 347 I 1 und 347 I 2 BGB<br />

bzgl. Verwendungsersatz: § 347 II1 und § 347 II 2 i. v. m .. § 818<br />

SEA (Schadensersatzanspruch) gem. § 280 ff BGB bei Nichterfüllung der Herausgabepflichten<br />

aus § 346 I, IV BGB Ersatz der Vertragskosten : § 284 BGB<br />

Fall: der <strong>zur</strong>ückgedrehte Tacho (hier nur Rücktritts - RF)<br />

Bsp. - Fall: Rückritt oder Schadensersatzverlangen nach arglistiger Täuschung beim Autokauf<br />

(hier nur kurzer Einstieg in Gewährleistungsrecht als Rücktrittsgrund, Vertiefung innerhalb des<br />

<strong>Recht</strong>s der Leistungsstörungen )<br />

Fall: der <strong>zur</strong>ückgedrehte Tacho (hier nur Rücktritts - RF)<br />

A ist Lehrer. Er kauft bei Autohändler H einen Toyota . Im Kaufvertrag steht:<br />

Kfz: Toyota, Fahrgestell - Nr. 1234546789 , CB - XY 1<br />

Preis: 10.000,-€<br />

-87-


- <strong>Seite</strong> 88 -<br />

Km Stand lt. Tacho: 50.000,00 km.<br />

TÜV neu.<br />

Unfallschäden laut Vorbesitzer: keine<br />

H übergibt A Wagen, Schlüssel und Papiere am 1.1.04 . A fährt am 1.6.04 zum<br />

Zündkerzenwechsel in die Werkstatt. Dort wird ihm mitgeteilt, dass der km Stand so nicht<br />

stimmen kann und der Wagen wohl einen Unfallschaden hat. A forscht nach.<br />

Tatsächlich hatte der Wagen bei Verkauf des Vorbesitzers an H einen km Stand von 150.000 km.<br />

Der Vorbesitzer hatte auch einen Unfall. Ob er dem H davon berichtete, lässt sich nicht mehr<br />

aufklären.<br />

A fragt, welche Ansprüche er hat.<br />

Wenn er den Wagen <strong>zur</strong>ückgeben muss, möchte er neben dem Kaufpreis auch u.a. die Kosten der<br />

Untersuchung zum Vorschaden und zum km Stand ( 3000,-€), die Kosten der Überführung des<br />

Wagens zu seinem Wohnort ( 200,-€ ) und das Geld für die von ihm aufgezogenen neuen Reifen<br />

(1000,-€ ) <strong>zur</strong>ück. H hat schon angekündigt, den Nutzungsersatz für die von A zwischenzeitlich<br />

gefahrenen 10.000 km geltend machen zu wollen.<br />

Gehen Sie davon aus, dass ein Anspruch auf Schadensersatz bzw. Rücktritt aus § 437 Nr. 3, Nr. 2<br />

BGB besteht. (hier sollen zunächst nur die Besonderheiten der <strong>Recht</strong>sfolgen des Rücktritts<br />

behandelt werden. Die Frage, ob und warum im Fall ein Gewährleistungsanspruch besteht, wird<br />

später im <strong>Recht</strong> der Leistungsstörungen behandelt.)<br />

Lösung:<br />

Anspruchsgrundlage: § 437 Nr.2 BGB i. v. m. § 346 BGB / § 823 II BGB i. v. m. § 263 StGB<br />

(<strong>Recht</strong>sfolge § 249 StGB, § 284 StGB)<br />

Anspruch entstanden<br />

1. Kaufvertrag, Mangel im Zeitpunkt der Übergabe, Fristsetzung = § 437 Nr. 2 BGB<br />

(Rücktrittsrecht = Rücktrittsgrund)<br />

Mangel = Abweichung zwischen ist und soll Beschaffenheit<br />

A will <strong>zur</strong>ückhaben:<br />

10.000 € (Kaufpreis = Autopreis) (+)<br />

3.000 € (Untersuchung zum Vorschaden) (-) nur als Schadensersatz nach § 284 BGB möglich<br />

200 € (Überführungskosten) (-) nur als Schadensersatz nach § 284 BGB möglich<br />

1.000 € (neue Reifen) (-) § 347 2 BGB notwendige Aufwendungen zum<br />

Erhalt der Sache<br />

(+) wenn die Reifen abgefahren waren und<br />

demzufolge die Verkehrssicherheit nicht mehr<br />

gegeben wäre (steht hier aber nicht im<br />

Sachverhalt)<br />

-88-


- <strong>Seite</strong> 89 -<br />

4.7.3 Widerruf, Rückgabe beim Verbrauchervertrag<br />

§ 355 I, 346 ff BGB / 356 BGB<br />

Widerruf beim Verbrauchervertrag (§355 Absatz 1 i. v. m. §346 ff BGB, (§ 357 BGB))<br />

Voraussetzungen:<br />

1.) Berechtigter ist Verbraucher nach §13 BGB<br />

2.) Abschluss eines Verbrauchervertrages<br />

§312 ( Haustürgeschäft) ,<br />

§312d ( Fernabsatzvertrag),<br />

§491 (Verbraucherkredit),<br />

§499 (sonstige Finanzierung eines Verbrauchervertrages) ,<br />

§501 ( Teilzahlungsgeschäft),<br />

§505 ( Ratenlieferungsvertrag)<br />

3.) Bestehen eines gesetzlichen Widerrufsrechts nach §355 BGB oder vertraglichen<br />

Widerrufsrecht (Widerrufsgründe vgl. §312, 312 d, 495,499, 501,505 BGB)<br />

4.) Erklärung des Widerrufs in Textform (§3155 Absatz 1 Satz 2,357 Absatz 1 Satz 1,<br />

an §349 BGB)<br />

5.) Frist: grundsätzlich zwei Wochen (§355 Absatz 1 Satz 2 BGB)<br />

Fristbeginn: erst ab ordnungsgemäßer Belehrung (§355 Absatz 2 BGB)<br />

Fristende: zwei Wochen nach Beginn (§355 Absatz 1 Satz 2 BGB)<br />

spätestens sechs Monate nach Vertragsschluss/Lieferung (§355 Absatz 3 BGB)<br />

rechtzeitige Absendung vor Fristablauf genügt (§355 Absatz 1 Satz 2 BGB)<br />

<strong>Recht</strong>sfolge:<br />

wie Rücktritt (§357, vgl. §346 ff BGB)<br />

bei verbundenen Verträgen: §358,359 BGB<br />

Rückgabe beim Verbrauchervertrag (§356 BGB)<br />

Voraussetzungen:<br />

1.) Berechtigter ist Verbraucher nach §13 BGB<br />

2.) Abschluss eines Verbrauchervertrages ( §312,312d, 491,499, 501,505 BGB )<br />

3.) Bestehen eines Rückgaberechts ( § 356 BGB)<br />

a) Widerrufsgründe vgl. §312, 312d, 495,499, 501,505 BGB)<br />

b) Zulässigkeit der Rückgabe an Stelle des Widerrufs (§312 I 2 ,312 d I 2 ,503 I BGB)<br />

und vertragliche Vereinbarung der Rückgabe entsprechend den Anforderungen<br />

gem. § 356 I 2 Nr. 1-3 BGB)<br />

4.) Ausübung des Rückgaberechts in der Form des § 356 II BGB 5.) innerhalb der Widerrufsfrist<br />

(§ 356 II i. v. m . 355 I 2 BGB) , jedoch nicht vor Erhalt der Sache<br />

Fristbeginn / Fristende s. Widerrufsrecht<br />

<strong>Recht</strong>sfolge:<br />

wie beim Widerruf<br />

Hinweis auf neue Rspr. BGH bei Ebay Ersteigerungen<br />

-89-


- <strong>Seite</strong> 90 -<br />

4.7.4 Kündigung<br />

Prüfungsschema: ordentliche / außerordentliche Kündigung Differenzierung: ordentliche<br />

Kündigung bei Verträgen auf unbestimmte Zeit ordentliche Kündigung bei Verträgen auf<br />

bestimmte Zeit<br />

- nicht erforderlich bei Ablauf der Zeit (wichtig bei befristeten Arbeitsverträgen !)<br />

außerordentliche Kündigung bei befristeten / unbefristeten Verträgen<br />

- immer wichtiger Grund erforderlich vgl. § 543 i. v. m .. 569 ,626,723 I2, 314<br />

Wurde Vertragsverhältnis durch Kündigung wirksam beendet = Anspruch - ex nunc<br />

untergegangen?<br />

Prüfungsschema Kündigung<br />

1) Dauerschuldverhältnis<br />

2) Kündigungsgrund erforderlich ? differenziere<br />

- befristetes Dauerschuldverhältnis und Zeit abgelaufen => Vertragsverhältnis endet<br />

„automatisch“<br />

- unbefristetes Dauerschuldverhältnis zwar Vertragsfreiheit, aber keiner soll bis ans Lebensende<br />

gebunden sein => Grundsatz: Dauerschuldverhältnis kündbar<br />

- wie finde ich die Regelung zum Kündigungsgrund und <strong>zur</strong> Kündigungsfrist ? Spezialgesetze<br />

lesen (s.u. Beispiele) allg. Regeln zu Dauerschuldverhältnissen: § 314 BGB<br />

(= Auffangnorm und Grundsatz)<br />

3) kein Ausschluss der Kündigung ( § 242)<br />

4) Kündigungserklärung<br />

PK: Form vereinbart ? konstitutiv oder nur Beweislastregel ?<br />

PK Zugang ? Wdh. zum BGB AT Zugang einer WE<br />

5) Frist (vertraglich oder spezialgesetzlich) , vgl. auch § 314 III BGB<br />

RF: Dauerschuldverh. wird beendet ; SEA bleibt bei außerordentl. Kündigung , § 314 IV BGB<br />

Beispiele : unbefristete Verträge / Kündigungsgründe -> <strong>Vorlesung</strong><br />

4.7.5 Untergang des Anspruchs bzw.<br />

Anspruch auf Vertragsanpassung bei WGG, § 313 BGB<br />

Prüfungsschema WGG:<br />

- Anwendbarkeit: keine vertragliche Regelung, keine ergänzende Auslegung mögl. Keine<br />

spezialges. Regelung § 275 II, 779 ; § 119, Leistungsstörung<br />

- Parteien sind gemeinsam vom Vorhandensein bestimmter Umstände ausgegangen<br />

- Umstände = Geschäftsgrundlage = Parteien hätten bei Kenntnis den Vertrag nicht so<br />

geschlossen, anderer hätte sich redlicherweise auf anderen Vertrag einlassen müssen<br />

Wichtig: Umstand liegt nicht im Risikobereich nur einer Partei<br />

- Umstand geändert oder entfallen Zweckstörung (Bauvertrag und danach wird Grundstück<br />

rückübertragen an Dritten) Äquivalenzstörung (Mietvertrag auf 100 Jahre für 20 D-Mark)<br />

gemeinsamer Irrtum (ausnahmsweise bei Irrtum über Kalkulationsgrundlage, wenn diese offen<br />

gelegt und von beiden <strong>zur</strong> Grundlage gemacht )<br />

-90-


- <strong>Seite</strong> 91 -<br />

RF: Anspruch auf Vertragsanpassung oder Rücktritt, wenn Anpassung nicht mögl. ( § 313 III )<br />

Untergang des Anspruch bei Eintritt bestimmter Ereignisse<br />

1) § 158 BGB auflösende Bedingung<br />

2) § 163 BGB: Endtermin<br />

3) Tod bei höchstpersönlichen Ansprüchen § 520,613,673,727<br />

4.8.1. Übersicht Einreden<br />

§ 214 Verjährung Fristen:<br />

spezialgesetzlich<br />

allgemein<br />

Berechnung<br />

§ 275<br />

II<br />

faktische<br />

Unmöglichkeit<br />

immer genau berechnen: Fristbeginn,<br />

Hemmung ? , Fristende<br />

diff.: Hemmung / Unterbrechung der<br />

Frist<br />

§§ 438, 548, 606, 634 a, 651g<br />

§ 195 ff<br />

187 ff, 202 ff,<br />

Hemmung spezialges.:<br />

479, 771 S 2<br />

§ 275 III Unzumutbarkeit der persönlich zu erbringenden Leistung Gewährleistung<br />

§ 438 IV 2 , V<br />

§ 634 a IV 2, V<br />

§ 821 Bereicherung<br />

§ 853 unerl. Hdlg.<br />

§ 202 Stundung<br />

§ 320 ZBR Einrede des nicht erfüllten Vertrages im RF: § 322 ( Zug um Zug)<br />

Gegenseitigkeitsverhältnis ( Synallagma)<br />

§ 273 ZBR ZBR wegen eines anderen (nicht im beachte: Synallagma stehenden) Anspruchs<br />

a) gegenseitige Vorauss. Zahlungsansprüche => Konnexität: Aufrechnung möglich (§ beide<br />

Ansprüche aus demselben rechtl. 387) Verhältnis ( = einheitliches innerlich<br />

zusammenhängendes Lebensverh. )<br />

b) Ausschluss es ZBR: und - vertraglich es würde gegen § 242 verstoßen wenn - § 570 Anspruch<br />

ohne Rücksicht auf - § 578 I Gegenanspr. durchgesetzt werden - § 581 II könnte - § 242<br />

c) RF: § 274 ( Zug um Zug)<br />

d) anders als § 320 BGB nicht<br />

„insolvenzfest“ § 770 f des Bürgen § 519 Notbedarf bei Schenkung § 242 Treu und Gl.<br />

-91-


- <strong>Seite</strong> 92 -<br />

4.9.1 Vertragliche Schadensersatzansprüche<br />

Verletzung von Leistungspflichten<br />

(Hauptpflichten / Hauptleistung)<br />

Verletzung von Rücksichtnahmepflichten<br />

(Nebenpflichten)<br />

Unmöglichkeit<br />

§ 311 a II BGB<br />

(wegen § 275 BGB)<br />

§ 280 I, II BGB<br />

§ 283 BGB<br />

Nichtleistung nach<br />

Fristsetzung<br />

§ 280 I, III BGB<br />

§ 281 BGB<br />

Verzug<br />

§ 280 I, II BGB<br />

§ 286 BGB<br />

sonstige Verletzung<br />

von<br />

Leistungspflichten<br />

§ 280 I BGB<br />

Verletzung einer<br />

Pflicht i. S. v.<br />

§ 241II BGB<br />

+<br />

unzumutbar<br />

§ 280 I, III BGB<br />

§ 282 BGB<br />

Verletzung einer<br />

Pflicht i. S. v.<br />

§ 241II BGB<br />

§ 280 I BGB<br />

Schadensersatz<br />

statt Leistung<br />

Schadensersatz<br />

statt Leistung<br />

Schadensersatz<br />

wegen Verzögerung<br />

Schadensersatz<br />

Schadenersatz<br />

statt Leistung<br />

sonstige Schäden<br />

Bei Verletzung vorvertraglicher Pflichten:<br />

§§ 280 ff i. V. m. § 311 a II BGB<br />

Achtung : Gewährleistungsansprüche = lex spezialis<br />

= vorrangige Sonderregelungen im Verh. zum<br />

allg. <strong>Recht</strong> der Leistungsstörung<br />

-92-


- <strong>Seite</strong> 93 -<br />

Gläubiger<br />

(Käufer)<br />

(Blitz)<br />

Schuldner<br />

(Verkäufer)<br />

=> Anspruch auf Übereignung § 433 BGB geht unter (§ 275 BGB)<br />

Aber:<br />

statt der Leistung Schadensersatzanspruch nach § 311 a BGB<br />

- Nichterfüllung ist immer zu vertreten<br />

- Vorraussetzung für Schadensersatzansprüche (Fristsetzung)<br />

§ 280 I; II BGB/ § 281 I BGB<br />

- § 280 3 BGB verweist auf §§ 281, 282, 283 BGB<br />

Verzug (§ 286 BGB)<br />

grundsätzlich nach Mahnung (Ausnahme siehe oben)<br />

- wenn im Vertrag die Leistung Kalendermäßig bestimmt ist<br />

- bei Vertraglichen Ansprüchen: Fälligkeit, Mahnung<br />

- bei endgültiger Erfüllungsverweigerung ist die Fristsetzung und Mahnung entbehrlich<br />

- wenn spätere Leistung keinen Sinn mehr macht ist die Fristsetzung und<br />

Mahnung entbehrlich<br />

Gläubigerverzug: (§ 293 BGB)<br />

Gefahr und Lastenübergang § 446 BGB Kaufvertrag<br />

Gefahr und Lastenübergang § 446 BGB Werkvertrag<br />

Unmöglichkeit<br />

Unternehmer<br />

Besteller<br />

150.000,- €<br />

01.03.06 Schlüsselübergabe ok<br />

Einzug<br />

Aber: Dach undicht, Beseitigung innerhalb von 2 Wochen<br />

- der Unternehmer lässt die Frist verstreichen ohne den Mangel zu beheben<br />

Der Besteller lässt daraufhin das Dach von einer anderen Firma abdichten und<br />

verlangt vom Unternehmer die entstandenen Kosten in Höhe von 2.000,- €<br />

- der Unternehmer ist aber nur bereit 1.000,- € zu zahlen (da dieses sein Preis<br />

<strong>zur</strong> Mangelbeseitigung gewesen wäre)<br />

-93-


- <strong>Seite</strong> 94 -<br />

AG = § 634 II BGB i. V. m. § 637 BGB<br />

1.Anspruch entstanden<br />

Werkvertrag (+)<br />

Nach § 644 BGB (Mangel im Zeitpunkt des Gefahrenüberganges = undichtes Dach)<br />

- liegt vor wenn: die Ist- Beschaffenheit von der Soll- Beschaffenheit abweicht<br />

(ist hier erfüllt)<br />

Abnahme:<br />

(§ 640 BGB)<br />

Wenn der Besteller im wesentlichen erklärt, dass er das Werk Vertragsgemäß annimmt<br />

Konkludente Annahme und Anmeldung der Mängelbeseitigung<br />

(ist hier erfüllt, Dach soll innerhalb von 2 Wochen dicht sein)<br />

Fristsetzung:<br />

- mit (oder ohne) Ablehnungsandrohung, oder entbehrlichkeit der Frist<br />

(ist hier erfüllt, 2 Wochen)<br />

2. Anspruch untergegangen<br />

Der Anspruch ist nicht untergegangen<br />

3. Anspruch durchsetzbar<br />

Der Anspruch ist durchsetzbar<br />

Der Anspruch vom Besteller gegen den Unternehmer auf erstattung der Kosten,<br />

in Höhe von 2.000,- €, besteht, ist nicht untergegangen und Durchsetzbar.<br />

Verzugsschaden:<br />

Kosten bei rechtzeitiger Fertigung<br />

- Kosten bei verspäteter Fertigung<br />

= Verzugsschaden<br />

Verletzung der Nebenpflichten:<br />

§ 280 I, II BGB<br />

§ 281 BGB in Verbindung mit § 241 II BGB<br />

§ 282 BGB<br />

-94-


- <strong>Seite</strong> 95 -<br />

4.9.2 <strong>Recht</strong> der Leistungsstörung, anfängliche / nachträgliche /<br />

anfängliche<br />

Unmöglichkeit<br />

nachträgliche<br />

Unmöglichkeit<br />

subjektive / objektive Unmöglichkeit<br />

§ 311 a I BGB<br />

Vertrag bleibt wirksam<br />

§ 275 BGB<br />

Leistungsanspruch (-)<br />

§ 311 a II:BGB<br />

SEA statt Leistung<br />

=> nur positives Interesse<br />

Ausnahme<br />

§ 311 a II 2 BGB,<br />

=> § 284: Aufw. Ersatz<br />

Vertrag bleibt wirksam<br />

§ 326 BGB<br />

Gegenleistungsanspruch entfällt<br />

auch<br />

§ 275 BGB s .o. § 326 I 1 BGB s .o.<br />

Ausnahme<br />

§ 326 I 2 BGB: Unmöglichkeit der<br />

Nacherfüllung<br />

=> Untergang des Anspr. nur, wenn<br />

K <strong>zur</strong>ücktritt oder SEA wählt<br />

§ 326 II BGB:<br />

Unmöglichkeit<br />

- vom Gl zu vertreten (1. Alt)<br />

Vgl. dazu Übergang der Preisgefahr<br />

= wer haftet bei zufälligem<br />

Untergang -> §§ 446 BGB,<br />

447 BGB<br />

oder<br />

- erst nach Annahmeverzug (2.Alt)<br />

(§ 293 BGB) eingetreten<br />

Sekundäransprüche bei<br />

nachtr. Unmöglichkeit.<br />

§ 280 I, III BGB, § 283 BGB:<br />

SEA statt Leistung<br />

=> § 281 IV, 283, 346<br />

§ 280 BGB, § 283 BGB,<br />

§ 284 BGB, § 326 V BGB:<br />

§ 326 III BGB i. V. m. § 285 BGB<br />

Gl will Surrogat<br />

=> Gegenanspruch bleibt<br />

Aufwendungsersatzanspruch /<br />

Rücktritt<br />

§ 285 BGB Anspruch auf Surrogat<br />

-95-


- <strong>Seite</strong> 96 -<br />

4.9.3 Gewährleistung beim Kaufvertrag<br />

1. Vorraussetzung 2. Vorraussetzung<br />

Mangel muss bei Gefahrübergang bestehen<br />

§ 434 BGB (Kaufvertrag) bei Übergabe<br />

§ 633 BGB (Werkvertrag) bei Abnahme<br />

Mangelbegriff: § 434 BGB (lesen)<br />

(1) Die Sache ist frei von Sachmängeln, wenn sie bei Gefahrübergang die vereinbarte<br />

Beschaffenheit hat. Soweit die Beschaffenheit nicht vereinbart ist, ist die Sache frei von<br />

Sachmängeln,<br />

1. wenn sie sich für die nach dem Vertrag vorausgesetzte Verwendung eignet, sonst<br />

2. wenn sie sich für die gewöhnliche Verwendung eignet und eine Beschaffenheit aufweist, die<br />

bei Sachen der gleichen Art üblich ist und die der Käufer nach der Art der Sache erwarten<br />

kann.<br />

Zu der Beschaffenheit nach Satz 2 Nr. 2 gehören auch Eigenschaften, die der Käufer nach den<br />

öffentlichen Äußerungen des Verkäufers,<br />

des Herstellers (§ 4 Abs. 1 und 2 des Produkthaftungsgesetzes) oder seines Gehilfen<br />

insbesondere in der Werbung oder bei der Kennzeichnung über bestimmte Eigenschaften der<br />

Sache erwarten kann, es sei denn, dass der Verkäufer die Äußerung nicht kannte und auch<br />

nicht kennen musste, dass sie im Zeitpunkt des Vertragsschlusses in gleichwertiger Weise<br />

berichtigt war oder dass sie die Kaufentscheidung nicht beeinflussen konnte.<br />

(2) Ein Sachmangel ist auch dann gegeben, wenn die vereinbarte Montage durch den Verkäufer<br />

oder dessen Erfüllungsgehilfen unsachgemäß durchgeführt worden ist. Ein Sachmangel liegt bei<br />

einer <strong>zur</strong> Montage bestimmten Sache ferner vor, wenn die Montageanleitung mangelhaft ist, es<br />

sei denn, die Sache ist fehlerfrei montiert worden.<br />

(3) Einem Sachmangel steht es gleich, wenn der Verkäufer eine andere Sache oder eine zu<br />

geringe Menge liefert.<br />

§ 434 II 2 BGB ( Montageanleitung falsch => Mangel) = sog IKEA Klausel<br />

gilt nicht für falsche Gebrauchsanweisung<br />

§ 434 III BGB; aliud => steht Lieferung mangelhafter Sache gleich<br />

Problem bei Extremfällen: Hühner statt Lachs : soll das auch als<br />

Erfüllung gelten ?<br />

nein, wenn Tilgungsbestimmung sich nach Empfängerhorizont nicht<br />

auf diesen KV beziehen kann ( nicht in Erfüllung des KV geliefert)<br />

Minderlieferung ist auch Mangel ( 434 III)<br />

Ausnahme: nicht aus Versehen weniger geliefert, dann Teilleistung<br />

gem. § 266<br />

-96-


- <strong>Seite</strong> 97 -<br />

§ 435 BGB: <strong>Recht</strong>smangel:<br />

Bsp.: privatrechtliche <strong>Recht</strong>e Dritter = <strong>Recht</strong>smangel<br />

Hypothek, Grundschuld etc.<br />

ZBR des Besitzers , wenn ZBR auch ggü. Erwerber , § 986 I 2<br />

<strong>Recht</strong> des Mieters ggü. Erwerber gem. § 566, 578<br />

Patentrecht Geschmacksmusterrecht eines Dritten<br />

=> Jedes <strong>Recht</strong>, dass dem Käufer die rechtliche Möglichkeit nimmt,<br />

die Sache uneingeschränkt zu nutzen.<br />

Bsp.: ör: Beschränkungen:<br />

ör Baubeschränkung nach Rspr. Sachmangel ,<br />

weil Bebaubarkeit = Eigenschaft des Grundstücks<br />

ör Lasten des Grundstücks ( Grundsteuer, Erschließungsbeiträge<br />

offen etc. )<br />

beachte § 436 BGB<br />

Zeitpunkt des Mangels :<br />

Gefahrübergang ( s. Preisgefahrregeln)<br />

Ausn.: bei <strong>Recht</strong>smangel Zeitpunkt des Eigentumsübergangs ( beim GB wichtig )<br />

Def. Mangel ( subjektive Fehlerbegriff )<br />

vertragliche soll Beschaffenheit weicht von der Ist - Beschaffenheit<br />

im Zeitpunkt des Gefahrübergangs ab.<br />

<strong>Recht</strong>e des Käufers bei Sachmangel :<br />

1) Nacherfüllungsanspruch AG: § 437 Nr. 1, 439<br />

Nachbesserungsanspruch<br />

Schadensersatz / Rücktritt<br />

§ 437 I BGB § 437 II oder III BGB<br />

Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung oder Entbehrlichkeit der Fristsetzung<br />

Voraussetzungen:<br />

I) Anspruch entstanden<br />

1.) Wirksamer KV geschlossen<br />

2.) Sachmangel oder <strong>Recht</strong>smangel bei Gefahrübergang<br />

3.) kein Ausschluss der Gewährleistungsrechte<br />

vertraglicher Ausschluss der Nacherfüllung (s. u.)<br />

§ 275 BGB (Unmöglichkeit der Nachbesserung),<br />

dann aber SEA und § 326 bzgl. Gegenleistungsanspruch<br />

§ 439 III BGB begründet nur Einrede ( s. u.)<br />

RF: § 439: Wahlrecht des K: Beseitigung des Mangels oder<br />

Lieferung mangelfreier Sache<br />

II) nicht untergegangen<br />

II) durchsetzbar ?<br />

Verjährung:; § 438 BGB<br />

§ 439 III BGB ( gem. BT Drucksache nur Einrede)<br />

-97-


- <strong>Seite</strong> 98 -<br />

§ 476 BGB (Beweislastumkehr)<br />

„Zeigt sich innerhalb von sechs Monaten, seit Gefahrübergang ein Sachmangel, wird vermutet,<br />

dass die Sache bereits bei Gefahrübergang mangelhaft war, es sei denn, diese Vermutung ist<br />

mit<br />

der Art der Sache oder des Mangels unvereinbar.“<br />

Problem: § 275 I- III BGB bzgl. Des Nachbesserungsanspruchs (+)<br />

=> § 326 BGB<br />

Achtung:<br />

Wenn die Hauptleistung unmöglich wird,<br />

gilt der Grds. § 326 I 1 BGB: Gegenleistungspflicht erlischt<br />

Wenn die Nachbesserung unmöglich wird,<br />

gilt der Grds. § 326 I 2 BGB: Gegenleistungspflicht bleibt bestehen<br />

Der Gegenleistungsanspruch geht erst unter, wenn<br />

- K <strong>zur</strong>ücktritt ( § 437 Nr. 2, 323 (Fristsetzung ist bei Unmöglichkeit der<br />

Nachbesserung<br />

gem. § 326 V BGB entbehrlich), vgl. auch § 440<br />

- K mindert ( § 437 Nr. 2 , 441 )<br />

(„statt <strong>zur</strong>ückzutreten“ => Voraussetzung wie Rücktritt)<br />

- K SE statt der Leistung oder Aufwendungsersatz verlangt<br />

( § 437 Nr. 3, 280 I, III, 281 )<br />

Problem: vertraglicher Ausschluss der Nacherfüllung:<br />

Ausschluss der Nacherfüllung bei Verbrauchsgüterkauf unzulässig ( § 475)<br />

Beschränkung auf Unternehmerregress nur bei gleichwertigem<br />

Anspruch , § 478 IV BGB<br />

in AGB unzulässig, § 309 Nr. 8 b bb, § 307 II<br />

Problem: was sind unverhältnismäßige Kosten i. S. v. § 439 III BGB?<br />

Maßstab ist nicht Preis, sondern Wert der Sache<br />

Faustformel der Lit.: ( Achtung Vorrang hat immer Einzelfallprüfung )<br />

unverhältnismäßig , wenn Nacherfüllungskosten 150 % des Wertes der<br />

mangelfreien Sache oder 200 % des mangelbedingten Minderwertes übersteigen.<br />

RF § 439 BGB:<br />

Verkäufer hat alle <strong>zur</strong> Nachprüfung erforderlichen Aufwendungen zu<br />

tragen: Transport-, Wege-, Arbeits-, Materialkosten<br />

Achtung: Selbstvornahme der Nacherfüllung<br />

führt im Kaufrecht zum Erlöschen des Anspruchs ( § 275, 326 BGB),<br />

weil Käufer = Gläubiger. dem Verkäufer = Schuldner die Nachbesserung<br />

unmöglich gemacht hat.<br />

( anders beim Werkvertrag , vgl. § 637 I BGB)<br />

-98-


- <strong>Seite</strong> 99 -<br />

Werkvertrag:<br />

- erfolglos abgelaufene Frist ist Vorraussetzung<br />

- § 634 I BGB i. V. m. § 635 BGB (Werkvertrag + Mangel)<br />

Bei Mängel differenzieren zwischen Kaufvertrag und Werkvertrag<br />

A<br />

B<br />

Am 01.06.2004 Kaufvertrag für einen PKW, für 5.000,- €<br />

- 04.06.04 soll A Schlüssel, Papiere und den PKW abholen<br />

- 03.06.04 fährt der Blitz in den PKW<br />

-B übergibt Schlüssel, Papiere und das nur noch Schrottreife Auto und will 5.000,- €<br />

B A § 433 II BGB<br />

1. Anspruch entstanden<br />

- Kaufvertrag (+)<br />

Problem: Die Unmöglichkeit der Erfüllung lässt den Kaufvertrag nicht entfallen<br />

§ 273 BGB, 311 a BGB<br />

2. Anspruch untergegangen? (auf Zahlung der 5.000,- €)<br />

Könnte untergegangen sein, wenn die Vorraussetzungen nach § 326 BGB gegeben sind<br />

- Anspruch auf Leistung muss nach § 275 BGB nicht mehr erfüllte werden, wenn<br />

der Anspruch (§ 433 I BGB) nach § 275 BGB untergegangen ist<br />

dann § 326 BGB => § 433 II BGB (-)<br />

Der Anspruch des B gegen den A ist untergegangen<br />

-99-


- <strong>Seite</strong> 100 -<br />

5. Deliktshaftung<br />

Anspruchsgrundlagen auf Schadensersatz aus Delikt<br />

(.siehe Übersicht wichtigste Anspruchsgrundlagen)<br />

aus unerlaubter Handlung<br />

(Anspruch gegen den Geschäftsherrn bei Delikt<br />

durch Verrichtungsgehilfen. !!!<br />

differenziere zum Erfüllungsgehilfen: § 278<br />

BGB)<br />

§ 823 I BGB<br />

§ 823 II BGB i. V. m.<br />

Schutzgesetz<br />

§ 826 BGB<br />

vgl. auch § 832 ff BGB<br />

§ 839 BGB i. V. m. Art 34 GG<br />

(Amtshaftungsanspruch)<br />

§ 831 BGB<br />

aus Gefährdungshaftung (=<br />

verschuldensunabhängig)<br />

- PKW Halter , PKW Fahrer §§ 7, 18 StVG , beachte § 17<br />

StVG<br />

Vorsatz: Liegt vor, wenn jemand den Erfolg will oder billigend in kauf nimmt.<br />

(etwas für möglich halten und billigend in kauf nehmen)<br />

Sonstige <strong>Recht</strong>e nach § 823 BGB sind die absoluten <strong>Recht</strong>e (also <strong>Recht</strong>e gegen<br />

jedermann)<br />

Bei § 823 ist zu prüfen:<br />

- <strong>Recht</strong>sgut verletzt<br />

- Vorsatz / Fahrlässigkeit<br />

- widerrechtlich (Tatbestandsmäßigkeit indiziert die <strong>Recht</strong>swidrigkeit)<br />

(ist das Ergebnis <strong>Recht</strong>swidrig = ist die Tat <strong>Recht</strong>swidrig)<br />

Regelungen für:<br />

- Fahrlässigkeit: § 276 BGB<br />

- Ersatzansprüche dritter bei Tötung § 844 BGB<br />

- Umfang der Ersatzpflicht bei Verletzung einer Person § 842 BGB<br />

Versicherungen in Anspruch nehmen:<br />

- die zuständigen § des BGB i. V. m. § 3 Pflichtversicherungsgesetz<br />

(Versicherungsgesetz)<br />

-100-


- <strong>Seite</strong> 101 -<br />

Bei Straßenverkehr:<br />

Gegen den Fahrer § 823 BGB<br />

Gegen Halter § 7 StVG Straßenverkehrsgesetz = Gesamtschuldner<br />

Gegen Versicherung § 3 Pflichtversicherungsgesetz<br />

Die Versicherung muss immer zahlen (kann sich jedoch bei Vorsatz oder grober<br />

Fahrlässigkeit die Leistungen vom Versicherten <strong>zur</strong>ückholen)<br />

Mitverschulden<br />

§ 254 BGB<br />

- Art und Umfang des Schadenersatzes § 249 BGB / § 254 BGB<br />

Inhalt des Schadensersatzanspruches ( § 249 ff BGB)<br />

Verschuldensabhängige Haftung<br />

Verschuldensunabhängige Haftung<br />

§ 823 BGB<br />

§ 3 Pflichtversicherungsgesetz<br />

Fall: (der geprügelte Arbeitnehmer)<br />

A wird in der Disco vom Schläger S grundlos verprügelt. Er wird im Krankenhaus<br />

behandelt. Die Krankenkasse hat die Behandlung weitestgehend bezahlt, A muss aber<br />

einen Eigenanteil von 1500,- € zahlen.<br />

A ist aufgrund der Schäden durch die Prügelei fortan auf den Rollstuhl angewiesen. Er<br />

verliert dadurch seinen Arbeitsplatz, weil er als Rollstuhlfahrer nicht weiter beschäftigt<br />

werden kann.<br />

A hatte gerade ein Haus gebaut, das jedoch nicht rollstuhlgerecht ist.<br />

A fragt, welche Ansprüche er gegen S geltend machen kann.<br />

AG § 823 I BGB<br />

Vorraussetzungen:<br />

<strong>Recht</strong>sgut verletzt (+) Körper<br />

Schuldhaft (+) Vorsatz<br />

<strong>Recht</strong>swidrig (+) Körper verletzt<br />

<strong>Recht</strong>sfolge: SEA (+)<br />

Art und Umfang SEA: § 249 II BGB<br />

1.500,- €<br />

- beachte nach § 249 II BGB ob Brutto oder Nettobetrag<br />

- cessio legis = Abtretung per Gesetz / gesetzlicher<br />

Forderungsübergang<br />

- Eigenanteil § 823 I BGB i. V. m. § 249 II BGB<br />

Arbeitslohnausfall: § 252 BGB; § 842 BGB (§ 842 BGB ist in diesem Fall spezieller<br />

und daher anzuwenden)<br />

- materieller Schaden lässt sich in Geld bewerten<br />

- Schmerzensgeld = Ausgleich für entgangene Lebensfreude § 253 II BGB<br />

Vermögensschaden = materieller Schaden es ist möglich<br />

Schmerzensgeld = immaterieller Schaden beides zu fordern<br />

-101-


- <strong>Seite</strong> 102 -<br />

Weitere AG außer §823 I BGB<br />

- § 823 II BGB i. V. m. Schutzgesetzen<br />

- § 823 II BGB i. V. m. Strafrecht / Strafgesetzen<br />

Abgrenzung § 823 BGB zu anderen AG:<br />

Fall:<br />

A lässt seinen Schäferhund auch nachts draußen.<br />

Der Schäferhund bellt so laut und so lange, dass Nachbar N nicht mehr schlafen kann.<br />

Hat N einen Anspruch, mit dem er den A dazu zwingen kann, dafür zu sorgen, dass der<br />

Hund nicht mehr so laut bellt?<br />

Abwandlung:<br />

Der Hund des A läuft regelmäßig in den Garten des N und zerwühlt dort die Beete.<br />

Kann N von A „Unterlassung“ verlangen ?<br />

- Ortsübliches ist zu dulden<br />

- Beseitigung / Unterlassung § 1004 BGB<br />

- SEA § 833 BGB (Haftung des Tierhalters); § 823 BGB; § 249 BGB<br />

6. ungerechtfertigte Bereicherung<br />

(Rückabwicklung nichtiger <strong>Recht</strong>sgeschäfte, Umwandlung eines<br />

Schuldverhältnisses in ein Rückgewährschuldverhältnis; Rücktritt; Widerrufs- u.<br />

Rückgaberecht bei Verbraucherverträgen)<br />

- <strong>Recht</strong>e und Pflichten nach Rücktritt § 346 ff BGB (Rücktritt)<br />

- Widerruf bei Haustürgeschäft § 312 BGB ff i. V. m. § 355 BGB<br />

i. V. m. § 346 BGB ff<br />

- Widerruf bei Fernabsatzverträgen § 312 d BGB i. V. m. § 355 BGB<br />

i. V. m. § 346 BGB ff<br />

- Ansprüche aus ungerechtfertigter Bereicherung ( § 812 ff BGB)<br />

differenziere: Leistungskondiktion / Eingriffskondiktion<br />

§ 812 I 1 BGB<br />

1. Alternative: „durch Leistung“ = Leistungskondiktion<br />

2. Alternative: „in sonstiger Weise“ = Eingriffskondiktion<br />

(wenn keine Leistung<br />

vorliegt und nur dann)<br />

-102-


- <strong>Seite</strong> 103 -<br />

Fall:<br />

A ist unerkannt geisteskrank. Er kauft von B einen PKW für 10.000,- €. A fährt ca. 1 Jahr<br />

damit - 100.000 km - als sein Betreuer erstmals merkt, dass A sich ein Auto besorgt hat.<br />

Der Betreuer fordert von B die 10.000,- € <strong>zur</strong>ück.<br />

B will das Geld nur nach Abzug von „km- Geld“ <strong>zur</strong>ückgeben.<br />

A (Geisteskrank)<br />

A gegen B<br />

AG § 812 I 1 1. Alternative<br />

10.000,- €<br />

Auto<br />

B<br />

I. Anspruch entstanden?<br />

1. etwas erlangt 10.000,- €<br />

2. durch Leistung A wollte KV erfüllen<br />

3. ohne <strong>Recht</strong>sgrund<br />

Wenn <strong>Recht</strong>sgrund KV (-)<br />

Zwei WE<br />

§ 104 BGB; § 105 BGB => WE des A (-) => KV (-)<br />

=> <strong>Recht</strong>sfolge § 812 BG, das erlangte ist herauszugeben, soweit noch eine<br />

Bereicherung vorliegt. (Die Frage ist: Was ist noch da? (§ 818 III BGB ?))<br />

II. Anspruch untergegangen?<br />

Der Anspruch ist nicht untergegangen und besteht nach § 812 I 1 BGB 1. Alt.<br />

III. Anspruch durchsetzbar?<br />

Nach § 812 II BGB ja, aber Einschränkungen durch § 104 BGB<br />

Fall:<br />

K kauft von V ein Sofa. Er will den Kaufpreis auf das Konto des V überweisen, füllt das<br />

Überweisungsformular seiner Bank B 1 auch richtig aus. aufgrund eines Fehlers der B 1<br />

landet das Geld aber auf dem Konto des D bei der Bank B 2.<br />

7. BGB - Sachenrecht<br />

7.1 ) Allgemeines (= ÜS 1)<br />

Abgrenzung Schuldrecht / Sachenrecht<br />

gegenständlicher Bereich des Sachenrechts (Inhaltsverzeichnis des BGB<br />

zum 3 Buch (§ 854 -1296 lesen)<br />

Das dingliche <strong>Recht</strong> Def. / Wesen<br />

7.2 ) sachenrechtliche Vorschriften: = ÜS 2 Def. / Erwerb / AGen<br />

Ergänzungen und Überlagerungen des Sachenrechts durch Sondergesetze<br />

-103-


- <strong>Seite</strong> 104 -<br />

7.3 ) Grundprinzipen des Sachenrechts<br />

1.) Trennungsprinzip = Abstraktionsprinzip<br />

2.) Absolutheitsprinzip<br />

3.) numerus clausus des Sachenrechts :<br />

4.) Publizitätsprinzip (= Offenkundigkeitsprinzip):<br />

Der Gutglaubenserwerb<br />

5.) Bestimmtheitsgrundsatz:<br />

6.) Spezialitätsprinzip<br />

7.4. ) einzelne dingliche <strong>Recht</strong>e<br />

7.4.1.) Besitz<br />

7.4.1.1) Definition<br />

7.4.1.2.) Funktionen<br />

7.4.1.3 ÜS Tabelle Erscheinungsformen des Besitzes<br />

7.4.1.4. Erwerb und Verlust des Besitzes<br />

7.4.1.5.) Schutz des Besitzes / des Besitzers<br />

7.4.2) Eigentum<br />

7.4.2.1) Inhalt des Eigentums<br />

7.4.2.2.)Erscheinungsformen<br />

7.4.2.3.) Schutz des Eigentums<br />

Herausgabeanspruch bei Eigentumsentziehung § 985 BGB<br />

Unterlassungs- bzw. Beseitigungsanspruch bei<br />

Eigentumsstörung § 1004 BGB<br />

7.4.2.4.)Der rechtsgeschäftliche Eigentumserwerb<br />

Eigentumserwerb an beweglichen Sachen ( § 929 ff BGB )<br />

Eigentumserwerb an Grundstücken § 873, 925 BGB<br />

Eigentumserwerb vom Nichtberechtigten<br />

gutgläubiger Erwerb an bewegliche Sachen § 932 BGB<br />

gutgläubiger Erwerb an Grundstücken<br />

Sicherung des Eigentumserwerbs - § 878 BGB<br />

Auflassungsvormerkung<br />

Interessenausgleich durch die ungerechtfertigt Bereicherten<br />

7.4.2.5.) Sonstige Formen des Eigentumserwerbes<br />

Aneignung herrenloser Sachen<br />

Ersitzung<br />

Eigentumserwerb durch Verbindung, Vermischung und Verarbeitung<br />

7.4.3.) Sonstige dingliche <strong>Recht</strong>e<br />

allgemeine Regeln<br />

Rangsicherung dinglicher <strong>Recht</strong>e<br />

Katalog beschränkt dinglicher <strong>Recht</strong>e<br />

Erbbaurecht<br />

Wohnungseigentum<br />

Nutzungsrechte<br />

Nießbrauch<br />

Dienstbarkeiten<br />

Grunddienstbarkeit<br />

beschränkt persönliche Dienstbarkeit<br />

-104-


- <strong>Seite</strong> 105 -<br />

7.5.) Sicherungsrechte<br />

7.5.1.) Grundpfandrechte<br />

Unterscheidung Hypothek / Grundschuld / Rentenschuld<br />

Hypothek<br />

Grundschuld<br />

Rentenschuld<br />

7.5.2.) Pfandrecht an beweglichen Sachen<br />

Definition<br />

Bestellung des Pfandrechtes<br />

Verwertung des Pfandes<br />

7.5.3.) Pfandrecht an <strong>Recht</strong>en<br />

Definition<br />

Bestellung<br />

wirtschaftliche Bedeutung<br />

7.5.4.) weitere Kreditsicherungsmittel<br />

Sicherungsübereignung<br />

Sicherungsabtretung<br />

Eigentumsvorbehalt<br />

7.1) Allgemeines (= ÜS 1)<br />

Regelung des Sachenrechts im 3. Buch des BGB §§ 854- 1296<br />

gehört wie das Schuldrecht zum Bereich des Vermögensrechts<br />

Unterschied beider <strong>Recht</strong>sgebiete:<br />

Abgrenzung Schuldrecht / Sachenrecht<br />

Funktion des Schuldrechts<br />

Funktion des Sachenrechts<br />

- Regulierung des rechtsgeschäftlichen Zuordnung von Gegenständen<br />

Güterverkehrs<br />

zu den <strong>Recht</strong>ssubjekten<br />

- - gerichtet auf Erlangung von Sachwerten<br />

- dynamisch - statisch<br />

Sachenrecht regelt<br />

die rechtlichen Beherrschung körperlicher Gegenstände<br />

z.B. Eigentumsrecht § 903 BGB<br />

gegenständlicher Bereich des Sachenrechts (Inhaltsverzeichnis des BGB<br />

zum 3 Buch (§ 854 -1296 lesen)<br />

enthält Vorschriften für<br />

den Besitz ( „ tatsächliche Sachherrschaft „ ) § 854 ff ,<br />

das Eigentum ( „ rechtliche Sachherrschaft „ ) § 903 ff, 929 ff , 873, 925 sowie<br />

sonstige <strong>Recht</strong>e an Sachen<br />

(Dienstbarkeiten § 1018 ff,<br />

Vorkaufsrecht § 1094 ff ,<br />

Reallasten § 1105 ff ,<br />

Hypothek § 1113 ff, Grundschuld § 1191 ff, Rentenschuld § 1199 ff,<br />

Pfandrecht an beweglichen Sachen § 1204 ff )<br />

-105-


- <strong>Seite</strong> 106 -<br />

Das dingliche <strong>Recht</strong> Def. / Wesen<br />

dingliches <strong>Recht</strong> = <strong>Recht</strong> an einer Sache<br />

dingliche Einigung = die <strong>zur</strong> Änderung der sachenrechtlichen <strong>Recht</strong>slage<br />

erforderliche Einigung<br />

(Einigung zum Kaufvertrag = schuldrechtliche Einigung<br />

Einigung i. S. v § 929 = dingliche Einigung )<br />

dingliches <strong>Recht</strong>: gewährt dem Inhaber die unmittelbare (rechtliche) Herrschaft über<br />

eine Sache (Herrschaftsrecht)<br />

(differenziere <strong>zur</strong> tatsächlichen Sachherrschaft = Besitz)<br />

dingliche <strong>Recht</strong>e wirken gegenüber jedermann = absolute <strong>Recht</strong>e<br />

Abstraktionsprinzip:<br />

Strikte Trennung zwischen Sachenrecht und Schuldrecht.<br />

Sachenrecht = zu wem gehört welche Sache<br />

Schuldrecht = regelt alle Verträge<br />

7.2 Sachenrechtliche Vorschriften<br />

Dingliche <strong>Recht</strong>e<br />

(nicht abschließend)<br />

Besitz<br />

Def.<br />

§<br />

854<br />

BGB<br />

Erwerb<br />

§ 854 BGB<br />

- unmittelbarer Besitz<br />

§ 855 BGB<br />

- Besitzdiener<br />

§ 869 BGB<br />

- mittelbarer Besitz<br />

<strong>Recht</strong>e aus<br />

(Anspruchsgrundlage)<br />

§§ 858; 859 BGB<br />

- Selbsthilferecht bei<br />

verbotener Eigenmacht<br />

§ 1007 BGB<br />

- petitorischer<br />

Herausgabeanspruch des<br />

früheren Besitzers<br />

§§ 861; 869 BGB<br />

- possessorischer<br />

Herausgabeanspruch des<br />

früheren Besitzers (bei<br />

Besitzentziehung durch<br />

verbotene Eigenmacht)<br />

§ 867 BGB<br />

- Abholungsanspruch<br />

§§ 862; 869 BGB<br />

- Beseitigungsanspruch/<br />

Unterlassungsanspruch<br />

§ 823 BGB<br />

- Schadensersatzpflicht<br />

-106-


- <strong>Seite</strong> 107 -<br />

Dingliche <strong>Recht</strong>e<br />

(nicht abschließend)<br />

Def.<br />

§<br />

903<br />

BGB<br />

Erwerb<br />

Erwerb durch<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäft:<br />

§ 929 BGB<br />

- bewegliche Sachen<br />

§§ 873; 925 BGB<br />

- unbewegliche Sachen<br />

gutgläubig:<br />

<strong>Recht</strong>e aus<br />

(Anspruchsgrundlage)<br />

§ 985 BGB<br />

- Herausgabeanspruch<br />

§ 1004 BGB<br />

- Unterlassung /<br />

Beseitigungsanspruch<br />

§ 823 BGB<br />

- Schadenersatzansprüche<br />

(da absolute <strong>Recht</strong>e)<br />

§ 932 BGB ff<br />

- bewegliche Sachen<br />

§ 892 BGB<br />

- unbewegliche Sachen<br />

§§ 987; 993 BGB<br />

- Eigentümer- Besitzer-<br />

Verhältnis<br />

=<br />

Windikationslage<br />

Erwerb per Gesetz<br />

Eigentum<br />

Dingliche Einigung<br />

Übergabe<br />

§ 946 BGB ff<br />

- Verbindung,<br />

Vermischung,<br />

Verarbeitung<br />

§ 953 BGB<br />

- an Erzeugnissen<br />

Bestandteilen<br />

§ 937 BGB ff<br />

- Ersitzung<br />

§ 958 BGB<br />

- herrenlose Sache<br />

- Fund<br />

§ 965 BGB<br />

§ 952 BGB<br />

- Schuldurkunde<br />

§ 817 ZPO / § 90 ZVG<br />

- Zuschlag in ZV<br />

-107-


- <strong>Seite</strong> 108 -<br />

Dingliche <strong>Recht</strong>e<br />

(nicht abschließend)<br />

Def.<br />

§<br />

1113<br />

BGB<br />

Erwerb<br />

§ 873 BGB<br />

- Erwerb durch Einigung<br />

und Eintragung<br />

§ 1113 BGB<br />

- Gesetzlicher Inhalt der<br />

Hypothek<br />

§ 1115 BGB<br />

- Eintragung der Hypothek<br />

<strong>Recht</strong>e aus<br />

(Anspruchsgrundlage)<br />

§ 1147 BGB<br />

- Befriedigung durch<br />

Zwangsvollstreckung<br />

1. Zwangsverwaltung<br />

(Zwangsvermietung, die<br />

Miete erhält der Gläubiger)<br />

2. Zwangsvollstreckung<br />

/ Zwangsversteigerung<br />

§ 1116 BGB<br />

- Brief- und Buchhypothek<br />

Hypothek<br />

§ 1117 BGB<br />

- Erwerb der<br />

Briefhypothek<br />

Übertragung der<br />

gesicherten Forderung<br />

nach § 398 BGB in der<br />

Form des:<br />

§ 1154 BGB<br />

- Abtretung der Forderung<br />

Vgl. auch gesetzlicher<br />

Forderungsübergang<br />

(§§ 1143,1153, 1163,<br />

1177, 1150 i. V. m. 268,<br />

426 II, 412, 401 BGB<br />

lesen)<br />

Dingliche <strong>Recht</strong>e<br />

(nicht abschließend)<br />

Grundschuld<br />

Def.<br />

§<br />

1191<br />

BGB<br />

Erwerb<br />

Einigung § 873 mit Inhalt<br />

§ 1191 und Eintragung<br />

§ 1115, 1116 II<br />

i. Ü. wie Hypothek<br />

( § 1192 -> 1113 ff )<br />

aber: GS ist nicht<br />

akzessorisch !!!<br />

<strong>Recht</strong>e aus<br />

(Anspruchsgrundlage)<br />

§ 1147 BGB<br />

- Befriedigung durch<br />

Zwangsvollstreckung<br />

früheren Besitzers<br />

-108-


- <strong>Seite</strong> 109 -<br />

Dingliche <strong>Recht</strong>e<br />

(nicht abschließend)<br />

Def.<br />

§<br />

1273<br />

BGB<br />

Erwerb<br />

Durch <strong>Recht</strong>sgeschäft:<br />

(per Vertrag)<br />

§§ 1204, 1205 BGB<br />

- (Vereinbarung)<br />

<strong>Recht</strong>e aus<br />

(Anspruchsgrundlage)<br />

Herausgabe und<br />

Schadensersatzanspruch:<br />

§ 1227 BGB<br />

- Schutz des Pfandrechts<br />

Pfandrecht<br />

§§ 398, 1250, 401 BGB<br />

- (durch Abtretung der<br />

gesicherten Forderung)<br />

durch Gesetz<br />

(Gesetzliches Pfandrecht)<br />

§ 985 BGB<br />

- Herausgabeanspruch<br />

§ 823 BGB<br />

- Schadensersatzpflicht<br />

§§ 562, 583, 592, 647, 704<br />

BGB<br />

§§ 441, 464, 475b HGB<br />

7.3 ) Grundprinzipen des Sachenrechts<br />

- Abstraktionsprinzip / Trennungsprinzip<br />

- Absolutheitsprinzip (absolute <strong>Recht</strong>e im SachenR)<br />

- numerus clausus des Sachenrechts<br />

- Publizitätsprinzip<br />

- Bestimmtheitsgrundsatz<br />

- Spezialitätsprinzip<br />

1.) Trennungsprinzip = Abstraktionsprinzip<br />

= Grundsatz der Unabhängigkeit von Verpflichtungsgeschäft (= schuldrechtliches<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäft)<br />

und Verfügungsgeschäft (= dingliches<br />

<strong>Recht</strong>sgeschäft)<br />

Bsp.: durch KV erwirbt man kein Eigentum<br />

Zweck: dient der <strong>Recht</strong>sklarheit und <strong>Recht</strong>ssicherheit<br />

bei Veräußerung einer Sache in zwei Vorgänge zu trennen:<br />

a) dingliches Geschäft b) schuldrechtliches Geschäft<br />

Übereignung ( § 929 ff oder § 925, 873 )<br />

ist das der Übereignung zugrundeliegende<br />

Geschäft (z.B. Kaufvertrag )<br />

-109-


- <strong>Seite</strong> 110 -<br />

Die Eigentumsübertragung als solche erfolgt losgelöst von dem ihr zugrundeliegenden<br />

Kausalgeschäft<br />

Ausnahmen:<br />

wenn sowohl schuldrechtlicher Kaufvertrag als auch der dingliche Übereignungsvorgang<br />

nichtig sind<br />

1. Fehleridentität<br />

beides bei mangelnder Geschäftsfähigkeit - § 105 -<br />

sowie bei Anfechtbarkeit - §§ 119 II, 123 (Irrtum / Täuschung)<br />

2. Bedingungszusammenhang<br />

möglich zu vereinbaren, dass Übereignungsvorgang von Wirksamkeit des<br />

schuldrechtlichen Geschäfts abhängig gemacht wird aber: nur für bei<br />

Übereignung beweglicher Sachen zulässig, nicht bei<br />

Grundstücken - Verbot § 925 II<br />

3. Geschäftseinheit<br />

keine uneingeschränkte Anwendung § 139 BGB auf schuldrechtliches Geschäft<br />

und Übereignung sonst wäre das Abstraktionsprinzip außer Kraft gesetzt<br />

2.) Absolutheitsprinzip<br />

= dingliche <strong>Recht</strong>e wirken gegenüber jedermann<br />

gewähren als Herrschaftsrechte einen umfassenden <strong>Recht</strong>sschutz<br />

§ 985 - Eigentum § 1004 Besitz<br />

absolute <strong>Recht</strong>e =<br />

relative <strong>Recht</strong>e =<br />

gegenüber jedermann bestehende <strong>Recht</strong>e<br />

(dingliche <strong>Recht</strong>e z.B. Eigentum)<br />

nur im Verhältnis zwischen bestimmten<br />

<strong>Recht</strong>ssubjekten bestehende <strong>Recht</strong>e<br />

3.) numerus clausus des Sachenrechts :<br />

Numerus clausus dinglicher <strong>Recht</strong>e heißt, das Gesetz regelt Katalog dinglicher<br />

<strong>Recht</strong>e abschließend<br />

Anders als im Schuldrecht ( Vertragsfreiheit) lässt das BGB zum Sachenrecht nur eine<br />

begrenzte Anzahl von dinglichen <strong>Recht</strong>stypen ( Arten dinglicher <strong>Recht</strong>sgeschäfte) zu<br />

(numerus clausus des Sachenrechts)<br />

Der konkrete Inhalt dinglicher <strong>Recht</strong>e kann nicht frei gestaltet werden. Ein dingliches<br />

<strong>Recht</strong> kann nur mit dem im Gesetz geregelten Inhalt zustande kommen ( Typenzwang).<br />

Typenzwang<br />

an Sachen können nur die im Gesetz<br />

bezeichneten Berechtigungen begründet<br />

werden<br />

Typenfixierung<br />

Inhalt dinglicher <strong>Recht</strong>e kann nicht variiert<br />

werden<br />

-110-


- <strong>Seite</strong> 111 -<br />

Die Vertragsfreiheit wird durch Typenzwang und - fixierung eingeschränkt<br />

Nutzungs- und Pfandrechte können grundsätzlich nur insoweit begründet werden,<br />

als sie im Gesetz vorgesehen sind; die Berechtigung , die sie ihrem<br />

<strong>Recht</strong>sinhaber gewähren , sowie die Verpflichtung , die sie dem Eigentümer<br />

auferlegen , sind im Gesetz abschließend umschrieben --- zwingendes <strong>Recht</strong><br />

Bsp.:<br />

Es kann nicht ein starkes oder schwaches Pfandrecht vereinbart werden. Wenn ein<br />

Pfandrecht vereinbart wird, dann nur mit dem im Gesetz geregelten Inhalt. Eigentum<br />

kann nur im Sinne der § 903 ff BGB vereinbart werden.<br />

Kontrollfrage: Wie kann es dann „Vorbehaltseigentum“ geben?<br />

Eigentumsvorbehalt = Einigung mit dem Inhalt der § 929 ff BGB, die Einigung ist<br />

lediglich unter eine Bedingung gestellt ( § 158 BGB), d.h. nicht der Inhalt der Einigung<br />

weicht vom gesetzlichen Bild des Eigentums ab. Nur der Zeitpunkt der Wirksamkeit der<br />

Einigung wird vereinbart.<br />

- Schuldner fremder Sachen kein Gesetzliches Pfandrecht<br />

§ 647 BGB (Unternehmerpfandrecht)<br />

1. Werkvertrag liegt vor (+)<br />

2. bewegliche Sache (+) muss nach § 647 BGB gegeben sein<br />

3. Sache des Bestellers (+)<br />

- ein Pfandrecht kann gutgläubig erworben werden, jedoch kein Gesetzliches<br />

Pfandrecht<br />

- Pfandrecht gilt solange, wie der Gläubiger die Sache „in der Hand hat“<br />

- Sicherungseigentum:<br />

1. Übereignung an die Bank<br />

2. Bank übereignet unter Bedingungen <strong>zur</strong>ück<br />

(§ 158 BGB Aufschiebende und auflösende Bedingung, § 929 BGB ff)<br />

Anwartschaftsrecht (§§ 158; 929 BGB)<br />

„Liegt vor wenn, die dingliche Einigung unter Vorbehalt abgeschlossen ist und ich diese<br />

Bedingungen (Vorbehalte) erfülle, werde ich Eigentümer<br />

° Anwartschaft ist eine Art kleines Eigentum<br />

Bsp.<br />

- Ich werde Eigentümer wenn ich 10 mal 1.000 € gezahlt habe<br />

- habe ich 9 mal 1.000 € gezahlt bin ich noch nicht Eigentümer<br />

- zahle ich die letzten 1.000 € bin ich automatisch Eigentümer<br />

- wegen Täuschung kann ich sowohl Schuldrechtliche als auch dingliche Einigungen<br />

Anfechten<br />

- bei besonderem Zusammenhang in extremen Ausnahmefällen § 139 BGB<br />

(zum Beispiel bei Sittenwidrigkeit)<br />

-111-


- <strong>Seite</strong> 112 -<br />

- verlängerter Eigentumsvorbehalt:<br />

Gewerbetreibender / Veräußerer<br />

Erklärt die dingliche Einigung unter der Vorraussetzung, das du vollständig<br />

bezahlst, ich dir aber erlaube die Dinge / Sachen weiter zu veräußern.<br />

(als Berechtigter § 185 BGB)<br />

4.) Publizitätsprinzip (= Offenkundigkeitsprinzip):<br />

Publizitätsprinzip heißt, dass<br />

dingliche <strong>Recht</strong>e an Sachen sind nach außen hin über Publizitätsträger erkennbar sein<br />

müssen.<br />

Ein Publizitätsmittel ist Grundlage für die Übertragung des <strong>Recht</strong>s an einer Sache<br />

Anknüpfungspunkt für den <strong>Recht</strong>sschein (Publizitätsmittel) ist<br />

- bei Sachen der Besitz ( § 854 ff, vgl. Vermutungen § 1006, 891,<br />

Gutglaubenserwerb gem. § 932)<br />

- bei Grundstücken das Grundbuch (Gutglaubenserwerb<br />

gem. § 892, 893 i. V. m. § 873, 925) .<br />

§ 433 BGB § 433 BGB<br />

Großhändler Zwischenhändler Endverbraucher<br />

(= Eigentümer)<br />

§ 929 BGB § 929 BGB<br />

§ 158 BGB (§ 185 BGB)<br />

+<br />

§ 185 BGB<br />

§ 398 BGB<br />

Der Gutglaubenserwerb<br />

Auf dem Publizitätsprinzip basiert die Gestattung des <strong>Recht</strong>serwerbes kraft guten<br />

Glaubens.<br />

Gutglaubenserwerb ist die Möglichkeit, auch von einem Nichtberechtigten ein <strong>Recht</strong> zu<br />

erwerben, wenn man diesen für den <strong>Recht</strong>sinhaber hält.<br />

Aber: wo kein Publizitätsträger vorhanden ist, kann es auch keinen gutgläubigen Erwerb<br />

geben;<br />

wo kein <strong>Recht</strong>sschein erzeugt wird, ist ein Vertrauen auch nicht schutzwürdig<br />

=> Forderungen kann man grds. nicht gutgläubig erwerben<br />

- Ausnahmen §§ 405; 1138 BGB<br />

-112-


- <strong>Seite</strong> 113 -<br />

5.) Bestimmtheitsgrundsatz:<br />

Ein daneben stehender Dritter müsste die Sachen dem Eigentümer sofort, eindeutig<br />

zuordnen können. (Dies gilt auch für Abtretungen)<br />

Die dingliche Einigung muss sich auf eine bestimmte <strong>Recht</strong>sänderung an bestimmten (<br />

oder bestimmbaren) Sachen beziehen.<br />

Die dingliche Einigung über „alle Gegenstände im Lage, die noch nicht verkauft sind“<br />

wäre unbestimmt und daher insgesamt unwirksam; anders die Einigung über „alle<br />

Gegenstände in den Regalen 1-10“ )<br />

6.) Spezialitätsprinzip<br />

Das Spezialitätsprinzip gilt nur im Sachenrecht - nicht dagegen im Schuldrecht<br />

(Vertragsfreiheit)<br />

- Gewährleistungsrecht<br />

- Schadenersatz<br />

Verständnisfrage Sachenrecht / Schuldrecht<br />

Es bedeutet, dass dingliche <strong>Recht</strong>e nur an bestimmten einzelnen Sachen begründet<br />

werden können, dagegen nicht an Sachgemeinschaften. Es kann kein Eigentum am<br />

Unternehmen, sondern nur an einem bestimmten Grundstück , an einer bestimmten<br />

beweglichen Sache ( Maschine, Kfz usw. ) erworben werden.<br />

-113-


- <strong>Seite</strong> 114 -<br />

7.4.1 ÜS Tabelle Erscheinungsformen des Besitzes<br />

unmittelbarer Besitz wird durch den Erwerb der tatsächlichen („unmittelbaren“) Gewalt<br />

über die Sache erlangt § 854 I BGB<br />

entscheidend: eine auf gewisse räumliche, auf Dauer angelegte<br />

Sachbeziehung<br />

mittelbarer Besitz wird durch die Begründung eines sog. Besitzmittlungsverhältnisses<br />

geschaffen § 868 BGB<br />

> „ vermöge dessen eine Person auf Zeit zum Besitz berechtigt oder<br />

verpflichtet ist<br />

Mieter = unmittelbarer Besitzer<br />

Vermieter = mittelbarer Besitzer<br />

Mietvertrag = Besitzmittlungsverhältnis<br />

Alleinbesitz wer - allein - tatsächliche Gewalt über eine Sache ausübt =<br />

Alleinbesitzer<br />

Mitbesitz<br />

mehrere üben gemeinschaftlich die unmittelbare Gewalt über eine<br />

Sache aus § 866<br />

„schlichter“ Besitz - jeder Mitbesitzer kann die tatsächliche Sachherrschaft ausüben<br />

unter Rücksichtnahme auf die anderen Waschküchenbenutzung nach<br />

Hausordnung<br />

„gesamthänderischer“<br />

Mitbesitz<br />

Vollbesitz<br />

Teilbesitz<br />

Eigenbesitzer<br />

Fremdbesitzer<br />

Erbenbesitz<br />

Besitzdiener<br />

wenn Besitz nur gemeinschaftlich ausgeübt werden kann<br />

Wertpapierhinterlegung durch<br />

mehrere mit der Abrede , dass die Bank die Papiere nur an alle<br />

Berechtigten gemeinsam herausgeben darf<br />

wenn Besitzer nur über einen teil einer Sache Sachherrschaft<br />

ausüben darf (Mieter)<br />

§ 865 BGB = Besitzschutz auch zugunsten des Teilbesitzers<br />

derjenige der eine Sache „ als ihm gehörend Besitz „ § 872 BGB<br />

(wichtig für Ersitzung --- § 937 ff BGB)<br />

derjenige, der eine Sache für einen anderen besitzt<br />

Fremdbesitzer ist der Mieter und jeder, der auf Grund eines<br />

Besitzmittlungsverhältnisses die Sachherrschaft für einen anderen<br />

ausübt<br />

Fruchterwerb § 955 BGB<br />

§ 857 BGB<br />

- Besitzübergang an den Erben in dem Umfang wie Erblasser Besitz<br />

innehatte<br />

§ 855 BGB<br />

Haushaltshilfen hinsichtlich Geschirr, Arbeitnehmer hinsichtlich<br />

Werkzeug<br />

-114-


- <strong>Seite</strong> 115 -<br />

7.4.2 Sachenrecht Erwerb vom Berechtigten und gutgläubiger Erwerb<br />

Erwerb vom Berechtigten<br />

bewegliche Sachen § 929<br />

§ 930<br />

§ 931<br />

=><br />

* dingl. Einigung,<br />

* Übergabe oder Surrogat ,<br />

* Einigsein im Zeitpunkt des<br />

<strong>Recht</strong>serwerbs<br />

* Berechtigung<br />

unbewegliche Sachen § 873, 925<br />

=><br />

* dingl. Einigung in der Form<br />

gem. § 925,<br />

* Eintragung im GB,<br />

* Einigsein im Zeitpunkt des<br />

<strong>Recht</strong>serwerbs<br />

* Berechtigung<br />

gutgläubiger Erwerb<br />

§ 932<br />

§ 933<br />

§ 934<br />

§ 892<br />

Erwerb vom Berechtigten gutgläubiger Erwerb<br />

Forderungen § 398 -----<br />

kein gutgl. Erwerb einer<br />

Forderung möglich<br />

(aber § 405 / § 1138<br />

Erwerb vom Berechtigten<br />

<strong>Recht</strong>e § 413, 398<br />

Erwerb vom Berechtigten<br />

Hypothek § 873, 1113, 1116<br />

(Ersterwerb)<br />

(grds. formfrei: § 925 gilt<br />

nur für Eigentumserwerb,<br />

nicht für Belastung;<br />

aber: § 29 GBO<br />

(Grundbuchordnung)<br />

=> Grundbuchamt (GBA)<br />

fordert öfftl. begl. Urk)<br />

-----------------------<br />

§ 398, 1154<br />

(Zweiterwerb)<br />

gutgläubiger Erwerb<br />

gutgläubiger Erwerb<br />

eigentlich kein gutgl.<br />

Erwerb einer Forderung<br />

möglich, aber: § 1138 i. V.<br />

m. 892 BGB<br />

(ohne § 1138 könnte<br />

wegen der Akzessorietät,<br />

§ 1153 II, eine Hypothek<br />

nicht gutgl. erworben<br />

werden)<br />

----------<br />

§ 1138 i. V. m. 892<br />

(gutgläubig)<br />

-115-


- <strong>Seite</strong> 116 -<br />

Erwerb vom Berechtigten<br />

Grundschuld § 873, 1192, 1116<br />

(Ersterwerb)<br />

------------------<br />

§ 873, 1192, 1154<br />

(Zweiterwerb)<br />

(„Abtretung“ der GS (nicht<br />

der gesicherten<br />

Forderung))<br />

vgl. § 413: „Abtretung“ ist<br />

Übertragung nicht nur von<br />

Forderungen, sondern<br />

auch Übertragung von<br />

<strong>Recht</strong>en<br />

gutgläubiger Erwerb<br />

§ 892<br />

----------<br />

§ 892<br />

Pfandrecht<br />

Erwerb vom Berechtigten<br />

Dingliche Einigung<br />

§ 1204<br />

oder<br />

gesetzliches Pfandrecht<br />

z. Bsp. § 647<br />

gutgläubiger Erwerb<br />

§ 1208<br />

Kein gutgl. Erwerb beim<br />

Gestzl. Pfandrecht<br />

Erwerb von Berechtigten<br />

Erwerb von Nichtberechtigten<br />

§ 929 BGB § 932 BGB (unmittelbarer Besitz)<br />

§ 930 BGB § 933 BGB (mittelbarer Besitz)<br />

§ 931 BGB § 934 BGB (gutgläubiger Erwerb, erst wenn<br />

Ich die Sache in der Hand habe)<br />

§ 929 BGB dingliche Einigung + Übergabe + Berechtigt<br />

§ 930 BGB dingliche Einigung + Vereinbarung Besitzmittlungskonstitut + Berechtigt<br />

§ 931 BGB dingliche Einigung + Abtretung des Herausgabeanspruches + Berechtigt<br />

-116-


- <strong>Seite</strong> 117 -<br />

7.5 Sachenrecht (Hypothek und Grundschuld)<br />

Wesentlicher Unterschied:<br />

Hypothek ist Akzessorisch = hängt von der Forderung ab ( vgl. § 1153 II)<br />

Hypothek<br />

= Geldschuld soll durch<br />

Grundstück gesichert werden<br />

Grundschuld<br />

= <strong>Recht</strong> <strong>zur</strong> Befriedigung aus<br />

einem Grundstück soll<br />

begründet werden<br />

Ersterwerb ( Entstehung) Einigung gem. § 873 Einigung gem. § 873<br />

mit Inhalt § 1113 / 1116 mit Inhalt § 1191<br />

(nicht nach BGB<br />

formbedürftig, da § 925 nur<br />

für Eig-Erwerb, nicht für Eig-<br />

Belastung gilt, vgl. aber § 29<br />

GBO) 1<br />

Bestehen der gesicherten -----------------<br />

Forderung ( Akzessorietät)<br />

Eintragung ( § 873, 1115/ Eintragung ( § 873, 1192,<br />

1116)<br />

entspr. 1115, 1116)<br />

Einigsein<br />

Einigsein<br />

Übergabe des Hyp.- Briefes Übergabe des GS - Briefes<br />

§ 1117, falls nicht<br />

§ 1192 i. V. m. 1117, falls<br />

ausgeschlossen, § 1116 II , nicht ausgeschlossen,<br />

sonst Eintragung<br />

§ 1116 II ,<br />

sonst Eintragung<br />

Berechtigung (§ 873) Berechtigung (§ 873)<br />

Gutgl. Erwerb: § 892 Gutgl. Erwerb: § 892,<br />

(sonst RF: Eigentümer-GS ,<br />

§ 1163, 1177 I<br />

RF: §§ 1192 ff<br />

Zweiterwerb ( Übertragung<br />

einer bereits bestehenden ..)<br />

Abtretung der gesicherten<br />

Forderung , § 398 in der<br />

Form des § 1154<br />

(ggf.: Übg. Hyp.-Brief, 1154 I,<br />

1117)<br />

Berechtigung ( bzgl. Hyp. und<br />

Forderung)<br />

gutgl. Erwerb:<br />

bzgl. Hyp.: § 892,<br />

bzgl. Forderung § 1138,892<br />

Einigung gem. § 873 BGB <strong>zur</strong><br />

Übertragung der GS in der<br />

Form des § 1154 ( § 1192)<br />

(ggf.: Übg. GS.-Brief, §§ 1192<br />

i. V. m. 1154 I, 1117)<br />

Berechtigung ( bzgl. GS)<br />

gutgl. Erwerb:<br />

bzgl. GS.: § 892,<br />

bzgl. Forderung nicht<br />

erforderlich für Erwerb der<br />

GS<br />

1 vgl. Wolf, Sachenrecht, 20.Aufl. Rz. 426<br />

-117-


- <strong>Seite</strong> 118 -<br />

bei Hypothek<br />

bei Grundschuld<br />

RF der Zahlung<br />

Sch = Eig:<br />

Forderung erlischt § 362 und<br />

s.u. <strong>zur</strong><br />

Sicherungsgrundschuld<br />

aus Hyp. wird Eigentümer-GS<br />

( 1163 I 2, 1177 I )<br />

Sch ist nicht Eig , Sch zahlt<br />

(auf die Forderung)<br />

Forderung erlischt § 362 und<br />

aus Hyp. wird Eigentümer-GS<br />

( 1163I2, 1177 I )<br />

Ausn.: Ersatzanspr. des Eig<br />

( § 1164)<br />

Sch ist nicht Eig , Eig zahlt<br />

(auf die Hyp)<br />

Forderung geht über , § 1143,<br />

damit auch die Hyp (§<br />

412,401 I, 1153 I, 1177 II<br />

Erlöschen der ... Aufhebung , § 875, 1183 wie Hyp.<br />

durch ZVollstr.<br />

§ 1181 BGB, § 52 ZVG<br />

gutgl. Erwerb eines Dritten , §<br />

892<br />

Haftungsumfang<br />

Haftungsverband:<br />

- Grdst. inkl. aller<br />

wesentlicher Bestandteile<br />

(§ 93, 94)<br />

- sonstige Bestandteile,<br />

Erzeugnisse, Zubehör gem.<br />

§ 1120<br />

- Miet-,<br />

Pachtzinsforderungen,<br />

Versicherungsanspr,<br />

§ 1123 ff<br />

Enthaftung vor<br />

Beschlagnahme:<br />

Verfügungsfreiheit :<br />

§§ 1121 I, 1122, 1123, 1124<br />

Enthaftung nach<br />

Beschlagnahme:<br />

Verfügungsbeschränkung:<br />

§ 23 I ZVG, § 135, 136 BGB<br />

aber Enthaftung möglich nach<br />

§ 23 I 2 ZVG und durch gutgl.<br />

Erwerb eines Dritten<br />

§ 135 II, 136, 936 / 1121 II 2<br />

vgl aber § 23 II ZVG<br />

wie Hyp.<br />

wie Hyp.<br />

wie Hyp.<br />

-118-


- <strong>Seite</strong> 119 -<br />

Besonderheiten bei der Sicherungsgrundschuld (in der Praxis die Regel)<br />

Wird neben der Grundschuld auch ein sog. Sicherungsvertrag geschlossen, in dem vereinbart ist,<br />

dass die Sicherung einer Forderung Zweck der Grundschuldbestellung ist und die Pflicht <strong>zur</strong><br />

Rückübertragung der GS besteht, soweit die Forderung nicht (mehr) besteht oder bei Zahlung die<br />

RF gem. § 1143 f, 1167 BGB eintritt:<br />

=> es besteht weiterhin keine Akzessorietät, d.h. die GS entsteht auch ohne die gesicherte<br />

Forderung<br />

aber: Anspruch auf Rückgewähr aus dem Sicherungsvertrag bzw. aus § 812<br />

dinglicher Verzichtsanspruch aus § 1192, 1169, 1168 I ggü dem Abtretungserwerber der GS<br />

Übertragung der Sicherungsgrundschuld:<br />

Forderung: § 398<br />

GS: §§ 1192, 1154<br />

Problem: A überträgt die Forderung auf B und die GS auf C :<br />

=> § 398 ist wirksam, aber § 404 ( Einrede)<br />

GS ist wirksam übertragen, aber Gegenrecht aus §§ 1192, 1144<br />

RF bei Zahlung auf die Sicherungsgrundschuld:<br />

Eig = Sch<br />

Zahlung auf die GS => Eig-GS entsteht ( § 1192 i. V. m. 1142, 1143 (h.M.)<br />

bzw. 1168, 1170 I 1171 I,<br />

Forderung erlischt ( § 362)<br />

Zahlung auf die Forderung => § 362 bzgl. Forderung<br />

Anspruch auf Rückübertragung aus dem Sicherungsvertrag<br />

bzw. aus § 812<br />

Verzichtsanspruch aus § 1192, 1169, 1168 I<br />

Eig ist nicht Sch<br />

Zahlung auf die GS => Eig-GS entsteht ( § 1192 i. V. m. 1142, 1143 (h.M.)<br />

bzw. 1168, 1170 I 1171 I,<br />

Anspruch des Zahlenden gegen den Sch auf Abtretung der<br />

Ansprüche aus dem Sicherungsvertrag auf Abtretung der<br />

gesicherten Forderung und Übertragung der GS an den Zahlenden<br />

(h.M.)<br />

Zahlung auf die Forderung => Forderung erlischt , § 362 BGB<br />

Rückübertragungsanspruch des Eigentümers bzgl. der GS<br />

Anspruch des Eig. auf Herausg. der Urk, § 1192, 1167<br />

-119-

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