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<strong>Mitschriften</strong> <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>Bürgerliches</strong> <strong>Recht</strong> ( <strong>Dozent</strong> Engels)<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Seite</strong><br />
1.0 Einführung in das bürgerliche <strong>Recht</strong> - geschichtliche Entwicklung des bürgerlichen<br />
<strong>Recht</strong>s (-> Skript) ...........................................................................................................................3<br />
1.1 Die Einordnung des Privatrechts in das <strong>Recht</strong>ssystem ..........................................................4<br />
1.1.1 objektives und subjektives <strong>Recht</strong>: .......................................................................................4<br />
1.1.2 absolute und relative <strong>Recht</strong>e = Arten subjektiver <strong>Recht</strong>e ...................................................6<br />
1.1.2.2 Erwerb subjektiver <strong>Recht</strong>e : (ursprünglicher oder abgeleiteter Erwerb<br />
Einzelrechtsnachfolge oder Gesamtrechtsnachfolge) .......7<br />
1.1.1.3 Einzelrechtsnachfolge/Gesamtrechtsnachfolge................................................................8<br />
1.1.2.4 Die Einordnung des Privatrechts in das <strong>Recht</strong>ssystem - Beispielsfälle ...........................8<br />
1.1.3 geschriebenes <strong>Recht</strong> und Gewohnheitsrecht .....................................................................10<br />
1.1.3.2 Die Bedeutung der Sitte für das <strong>Recht</strong> - Beispielsfälle..................................................12<br />
1.2 Wie entsteht eine <strong>Recht</strong>snorm? ............................................................................................13<br />
1.3 Formen des gesetzten <strong>Recht</strong>s ...............................................................................................14<br />
1.3.1. Gesetze: ............................................................................................................................14<br />
1.3.2 <strong>Recht</strong>sverordnung: ............................................................................................................14<br />
1.3.3 Satzungen: .........................................................................................................................14<br />
1.3.4 EG <strong>Recht</strong> ...........................................................................................................................15<br />
1.4. öffentliches <strong>Recht</strong> und Privatrecht ......................................................................................15<br />
2. Das BGB....................................................................................................................................17<br />
2.1. Aufbau des BGB ( Abstraktion / vor die Klammer ziehen )...............................................17<br />
2.2. Grundlegende Prinzipien des BGB: ....................................................................................17<br />
2.3 Inhalt und Arten von Normen ..............................................................................................19<br />
2.3.2 Inhalt und Arten von Normen Beispielsfälle.....................................................................20<br />
Fall: Maler Klecks..................................................................................................................20<br />
Fall: Nacktfotos im Internet ...................................................................................................20<br />
2.4 strenges <strong>Recht</strong> / billiges <strong>Recht</strong> .............................................................................................21<br />
2.5 zwingendes <strong>Recht</strong> / nachgiebiges <strong>Recht</strong> ( Folie) .................................................................22<br />
3. Prüfungsschema .......................................................................................................................23<br />
3.1 Prüfungsschema bei vertraglichen/gesetzlichen Anspruchsgrundlagen: .............................23<br />
3.2 Arbeitsweisen bei der Lösung juristischer Fälle ..................................................................25<br />
3.3.3 Übersicht Wichtigste Anspruchsgrundlagen.....................................................................28<br />
Fall: Der entwendete und verkaufte PKW: ............................................................................38<br />
4. Schuldrecht ...............................................................................................................................40<br />
4.1 Die Lehre vom <strong>Recht</strong>sgeschäft ' Was ist ein <strong>Recht</strong>sgeschäft ? Definition ?........................40<br />
4.3 <strong>Recht</strong>sfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Deliktfähigkeit...........................................................44<br />
4.3.1 Minderjährigenschutz § 104 ff BGB................................................................................44<br />
4.3.2 Arbeitsblatt Minderjährigenschutz (Lösungen)-Folie.......................................................46<br />
Fall 1) .....................................................................................................................................46<br />
Fall 2) .....................................................................................................................................51<br />
Fall 3) .....................................................................................................................................53<br />
Fall 4) .....................................................................................................................................54<br />
Fall 5) .....................................................................................................................................56<br />
Fall 7a)....................................................................................................................................57<br />
Fall 7b) ...................................................................................................................................59<br />
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- <strong>Seite</strong> 2 -<br />
4.5 Anfechtbarkeit des Vertrages (richtiger: der WE) ...............................................................65<br />
4.6 Stellvertretung Arbeitsblatt ..................................................................................................66<br />
4.6.1 Stellvertretung (Schema) §§ 164 ff BGB, §§ 48 ff HGB..............................................69<br />
Beispielfall .............................................................................................................................72<br />
Beispielfall: ............................................................................................................................74<br />
4.6.2 Beispielsfall <strong>zur</strong> Lösung einer Klausur im Gutachten -Stil...............................................76<br />
4.7 Untergang eines entstandenen Anspruchs............................................................................83<br />
4.7.1 reale Erfüllung; Erfüllungssurrogate § 362 ff BGB ..........................................................83<br />
Fall Kündigung Mietvertrag nach Kleckerzahlung................................................................86<br />
4.7.2 Rücktritt und Anspruch auf Rückgewähr bei....................................................................87<br />
Leistungsstörung / Gewährleistungsansprüchen ...............................................................87<br />
Fall: der <strong>zur</strong>ückgedrehte Tacho (hier nur Rücktritts - RF).....................................................87<br />
4.7.3 Widerruf, Rückgabe beim Verbrauchervertrag.................................................................89<br />
§ 355 I, 346 ff BGB / 356 BGB ........................................................................................89<br />
4.7.4 Kündigung.........................................................................................................................90<br />
4.7.5 Untergang des Anspruchs bzw..........................................................................................90<br />
Anspruch auf Vertragsanpassung bei WGG, § 313 BGB .................................................90<br />
4.8.1. Übersicht Einreden...........................................................................................................91<br />
4.9.1 Vertragliche Schadensersatzansprüche .............................................................................92<br />
4.9.2 <strong>Recht</strong> der Leistungsstörung, anfängliche / nachträgliche / ...............................................95<br />
subjektive / objektive Unmöglichkeit ..............................................................................95<br />
4.9.3 Gewährleistung beim Kaufvertrag ....................................................................................96<br />
5. Deliktshaftung.........................................................................................................................100<br />
6. ungerechtfertigte Bereicherung ............................................................................................102<br />
7. BGB - Sachenrecht.................................................................................................................103<br />
7.1) Allgemeines ......................................................................................................................105<br />
7.2 Sachenrechtliche Vorschriften............................................................................................106<br />
7.3 ) Grundprinzipen des Sachenrechts ...................................................................................109<br />
7.4.2 Sachenrecht Erwerb vom Berechtigten und gutgläubiger Erwerb.............................115<br />
7.5 Sachenrecht (Hypothek und Grundschuld).......................................................................117<br />
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- <strong>Seite</strong> 3 -<br />
1.0 Einführung in das bürgerliche <strong>Recht</strong> - geschichtliche Entwicklung des<br />
bürgerlichen <strong>Recht</strong>s (-> Skript)<br />
(teilweise wichtig für Auslegung der Normen und für das Verständnis der richterlichen<br />
<strong>Recht</strong>sfortbildung)<br />
BGB am 18.08.1886 verkündet<br />
am 01.01.1900 in Kraft getreten<br />
Erste einheitliche Kodifikation des bürgerlichen <strong>Recht</strong>s für das ganze damalige Deutsche Reich<br />
beseitigte erstmals seit Jahrhunderten bestehende <strong>Recht</strong>szersplitterung insbesondere auf dem<br />
Gebiet des Handels.<br />
Der Deutsche Bund hatte keine Gesetzgebungsgewalt. Daher war ein inhaltsgleiches Gesetz aller<br />
deutschen Staaten notwendig.<br />
Zur Vereinheitlichung des Handels wurden erlassen:<br />
Allgemeine Deutsche Wechselordnung von 1848<br />
Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch von 1861<br />
Die Verfassung des Norddeutschen Bundes von 1867 und die Reichsverfassung von 1871<br />
sahen eine Gesetzgebungskompetenz des Bundes oder des Reiches nur für Teile des Privatrechts<br />
vor. Die Gesetzgebungskompetenz sollte ausgedehnt werden.<br />
Anträge der Abgeordneten und Miquel und Lasker führten <strong>zur</strong> Änderung der<br />
Reichsverfassung 1873.<br />
Damit war der Weg für ein einheitliches BGB frei.<br />
=>1874: Vorkommission (11 Juristen) begann auf Beschluss des Bundesrates mit der Erarbeitung<br />
eines Entwurfes der fünf Bücher des BGB<br />
=> 1888 wurde Entwurf 1 (E I) nebst Begründung vorgelegt<br />
Dieser Entwurf wurde kritisiert als zu sehr am römischen <strong>Recht</strong> orientiert.<br />
=> 1890: Bundesrat setzte zweite Kommission ein (Juristen, Vertreter der Berufskreise,<br />
Nationalökonomen)<br />
=> 1895: Entwurf 2 (E II) wurde vorgelegt (im Wesentlichen durch Schutzgesetze für Schwache<br />
gekennzeichnet)<br />
Bundesrat änderte unter anderem das Vereinsrecht<br />
=>1896: Entwurf 3 (E III) wurde vorgelegt als Vorlage an den Reichstag mit sog. Denkschrift.<br />
Der Reichstag änderte unter anderem Vereinsrecht, Erbrecht (erstmals eigenhändiges<br />
Testament möglich) und Bienen-<strong>Recht</strong> (§ 961 bis 964 BGB; Vertreter der Berufskreise).<br />
=> 1896: BGB vom Reichstag angenommen, vom Bundesrat ratifiziert, von Kaiser ausgefertigt<br />
im Reichsgesetzblatt (RGBl.) veröffentlicht.<br />
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- <strong>Seite</strong> 4 -<br />
Die Entwürfe, Motive, Protokolle, Denkschriften sind noch heute bei der Auslegung des Gesetzes<br />
von Bedeutung<br />
(Beispiel für die Auslegung des Gesetzes bei Lücken: Leasingverträge)<br />
Das BGB enthält starke Anlehnungen an das römische <strong>Recht</strong><br />
(strenge logische Struktur, Abstraktion, vor die Klammer gezogener allgemeine Teil)<br />
jedoch auch deutliche Elemente aus dem deutschen <strong>Recht</strong><br />
(Differenzierung zwischen beweglichen und unbeweglichen Sachen, vgl. Bezeichnung der<br />
"Auflassung" gemäß<br />
§ 925 BGB).<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.1 Die Einordnung des Privatrechts in das <strong>Recht</strong>ssystem<br />
(objektives und subjektives <strong>Recht</strong>: absolute und relative <strong>Recht</strong>e,<br />
geschriebenes <strong>Recht</strong> und Gewohnheitsrecht, öffentliches <strong>Recht</strong> und Privatrecht)<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.1.1 objektives und subjektives <strong>Recht</strong>:<br />
was ist <strong>Recht</strong>? Def. : <strong>Recht</strong> ist die Ordnung, die sich an der Gerechtigkeit orientiert.<br />
Definition objektives <strong>Recht</strong>:<br />
<strong>Recht</strong> im objektiven Sinne ist die <strong>Recht</strong>sordnung, das heißt die Gesamtheit der<br />
<strong>Recht</strong>svorschriften, durch die das Verhältnis einer Gruppe von Menschen zueinander oder zu den<br />
übergeordneten Hoheitsträgern oder zwischen diesen geregelt ist. Diese Regeln können<br />
ausdrücklich gesetzt sein (gesetztes = geschriebenes <strong>Recht</strong>) oder sich in langjähriger Übung<br />
herausgebildet haben (Gewohnheitsrecht)<br />
Die <strong>Recht</strong>snormen (geschriebenes oder ungeschriebenes <strong>Recht</strong>), die in einer bestimmten<br />
Gemeinschaft und einem bestimmten Bereich effektiv gelten, bezeichnet<br />
man als positives <strong>Recht</strong>.<br />
Definition subjektives <strong>Recht</strong>:<br />
Subjektives <strong>Recht</strong> ist die Befugnis, die sich für den Berechtigten aus dem objektiven <strong>Recht</strong><br />
unmittelbar ergibt (gesetztes <strong>Recht</strong>) oder die auf Grund des objektiven <strong>Recht</strong>s erworben wird<br />
(erworbenes <strong>Recht</strong>).<br />
Anders formuliert: Die von der <strong>Recht</strong>sordnung verliehene Willensmacht einer Person zu<br />
Befriedigung menschlicher Interessen.<br />
(Brox, Medicus)<br />
Das subjektive <strong>Recht</strong> muss sich aus dem <strong>Recht</strong> im objektiven Sinn ergeben.<br />
Kein Subjektives <strong>Recht</strong> liegt vor, wenn die „ Befugnis“ nicht dem <strong>Recht</strong>, sondern etwa der Sitte<br />
oder Sittlichkeit entspringt<br />
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- <strong>Seite</strong> 5 -<br />
Beispiel:<br />
Der Bauer verspricht per Handschlag den Verkauf seines Ackers für 5.000 €<br />
Sittliche Pflicht <strong>zur</strong> Erfüllung besteht, rechtlicher Anspruch besteht auf Grund des Formmangels<br />
(§ 311 b BGB<br />
n.F. = § 313 BGB a.F.) nicht.<br />
Subjektives <strong>Recht</strong> muss einer Person (Menschen, juristische Person) zustehen.<br />
=> <strong>Recht</strong>ssubjekt = Träger von <strong>Recht</strong>en und Pflichten<br />
Beispiel:<br />
Toter ist nicht mehr Träger von subjektiven <strong>Recht</strong>en.<br />
Nur der Erbe (§ 1922 BGB) ist dann Träger der <strong>Recht</strong>e und Pflichten.<br />
Willensmacht = Bestimmungsbefugnis ( sichert Freiheit des Einzelnen )<br />
Bsp.: § 903 <strong>Recht</strong> aus Eigentum ,<br />
<strong>Recht</strong> auf einen Anspruch zu verzichten, ihn zu stunden<br />
Arten subjektiver <strong>Recht</strong>e: (differenziert nach ihrem Inhalt)<br />
Das subjektive <strong>Recht</strong> kann ein Herrschaftsrecht, ein Anspruch oder ein Gestaltungsrecht sein.<br />
- Herrschaftsrechte:<br />
räumen dem Inhaber eine absolute und unmittelbare Herrschaftsmacht über einen bestimmten<br />
Gegenstand ein<br />
Beispiel<br />
Herrschaftsrechte an Sachen: § 90,903 BGB;<br />
Herausgabeanspruch : § 985 BGB;<br />
Abwehranspruch/Unterlassungsanspruch: § 1004 BGB<br />
Herrschaftsrechte gegenüber einer Person (des Gläubigers gegenüber dem Schuldner,<br />
Schuldturm, Leibeigenschaft) sind abgeschafft<br />
Das Eltern- Kind-Verhältnis beinhaltet kein Herrschaftsrecht, sondern nur Sorgerechte<br />
und -pflichten (§ 1626 BGB)<br />
Herrschaftsrechte an <strong>Recht</strong>en: Nießbrauch § 1068 BGB , Pfandrecht § 1273 BGB<br />
Herrschaftsrechte an geistigen Schöpfungen (Immaterialgüterrecht)<br />
Urheberrechtsgesetz, PatG<br />
- Ansprüche:<br />
<strong>Recht</strong>, von einer bestimmten anderen Person ein Tun oder Unterlassen zu verlangen,<br />
vgl. § 241 BGB<br />
Ansprüche können auf:<br />
Bewirken einer Leistung ( Anspruch auf Zahlung von Geld, Anspruch auf Übereignung) oder<br />
Unterlassen einer Handlung (Anspruch auf Unterlassen einer bestimmten ehrverletzenden<br />
Behauptung) gerichtet sein.<br />
- Ansprüche in Form von<br />
Gestaltungsrechten: .<br />
Def.: Gestaltungsrecht = <strong>Recht</strong>, ohne Mitwirken eines anderen, auf eine bestehende <strong>Recht</strong>slage<br />
einzuwirken<br />
-5-
- <strong>Seite</strong> 6 -<br />
Beispiel:<br />
Abgabe einer Willenserklärung, die unmittelbare Gestaltungswirkung hat:<br />
Anfechtung ( vgl. §§ 119 ff BGB) ,<br />
Rücktritt ( vgl. §§ 346 ff BGB) ,<br />
Kündigung (nachlesen bei Mietvertrag, Darlehensvertrag, Werkvertrag)<br />
(Merken: Kündigung immer zulässig bei Dauerschuldverhältnissen)<br />
- Ansprüche in Form von<br />
Persönlichkeitsrechten:<br />
<strong>Recht</strong>e die dem einzelnen Menschen als Persönlichkeit zustehen: (Leben und körperliche<br />
Unversehrtheit, Freiheit:<br />
vgl. § 823 BGB)<br />
Namensrecht: vgl. § 12 BGB<br />
<strong>Recht</strong> am eigenen Bild: vgl. Kunst und Urheber Gesetz (KUG)<br />
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.1.2 absolute und relative <strong>Recht</strong>e = Arten subjektiver <strong>Recht</strong>e<br />
(differenziert nach Person des Verpflichteten)<br />
- absolute <strong>Recht</strong>e<br />
- relative <strong>Recht</strong>e<br />
absolutes <strong>Recht</strong> Definition und Beispiele ?<br />
= gegenüber jedem Dritten bestehendes <strong>Recht</strong><br />
(Abwehrrechte aus<br />
- Eigentum (§ 929 BGB / 925 i. V. m. 873 -> 903 BGB),<br />
- Besitz (§ 854 BGB -> 859 BGB Selbsthilfe des Besitzers gegen verbotene Eigenmacht,<br />
Urheberrecht)<br />
relatives <strong>Recht</strong> Definition und Beispiele ?<br />
= gegenüber bestimmten Personen bestehendes <strong>Recht</strong><br />
(<strong>Recht</strong> aus Schuldverhältnissen § 241ff BGB = Anspruch aus nicht besonders geregeltem<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäft Anspruch aus besonders geregelten <strong>Recht</strong>sgeschäften: (nicht vollständig, vgl.<br />
daher Inhaltsverz. BGB)<br />
zu Abschnitt 8 : („einzelne Schuldverhältnisse“)<br />
Kauf<br />
( § 433 BGB),<br />
Tausch<br />
( § 474 BGB),<br />
Darlehen<br />
(§ 488 BGB n.F. = 607 a.F.),<br />
Schenkung ( § 516 BGB) ,<br />
Miete / Pacht ( § 535 ff. BGB),<br />
Leihe<br />
(§ 598 BGB)<br />
Dienstvertrag (§ 611 BGB)<br />
Werkvertrag (§ 631 BGB)<br />
Reisevertrag (§ 651 a BGB)<br />
Mäklervertrag ( § 652 BGB)<br />
Auslobung ( § 657 BGB)<br />
Geschäftsbesorgung ( § 662 BGB)<br />
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- <strong>Seite</strong> 7 -<br />
Geschäftsbesorgung (§ 677 BGB)<br />
ohne Auftrag (GoA)<br />
ungerechtfertigte ( § 812 BGB)<br />
Bereicherung<br />
unerlaubte Handlung = Schadensersatzanspruch ( SEA) aus Delikt ( § 823 BGB)<br />
Ansprüche, die sich nicht aus Vertrag, sondern aus einer <strong>Recht</strong>sposition ergeben:<br />
aus Besitz gegenüber demjenigen, der den Besitz stört: § 862 BGB<br />
aus Eigentum gegenüber dem Besitzer ( Herausgabe) : § 985 BGB<br />
aus Eigentum gegenüber demjenigen, der das Eigentum stört: § 1004 BGB<br />
Definition Anspruch:<br />
<strong>Recht</strong>, von einem anderen ein Tun oder Unterlassen zu verlangen<br />
welche Arten von Ansprüchen gibt es?<br />
Beispiel:<br />
schuldrechtlicher Anspruch (persönliche oder obligatorischer Anspruch) <strong>Recht</strong> aus einem<br />
Schuldverhältnis, § 241 BGB<br />
(Schuldrecht = Leihrecht § 598 ff)<br />
dingliche Anspruch: das <strong>Recht</strong> aus einem Sachenrecht (Eigentum, Besitz, Pfandrecht)<br />
(dinglicher Anspruch = Sachenrecht – Herausgabeanspruch § 985)<br />
familienrechtlicher Anspruch<br />
erbrechtlicher Anspruch<br />
(zwischen Erben und Miterben)<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.1.2.2 Erwerb subjektiver <strong>Recht</strong>e : (ursprünglicher oder abgeleiteter Erwerb,<br />
Einzelrechtsnachfolge oder Gesamtrechtsnachfolge)<br />
Definition derivatives <strong>Recht</strong> = durch abgeleiteten Erwerb entstanden:<br />
abgeleitetes <strong>Recht</strong> (durch Kauf oder Eigentumsübergang erworbenes <strong>Recht</strong>)<br />
Definition originäres <strong>Recht</strong> = nicht von einem anderen ( abgeleitet ) erworbenes <strong>Recht</strong>:<br />
ursprünglich entstandenes <strong>Recht</strong> (Beispiel: Aneignung einer herrenlosen Sache)<br />
Einzelrechtsnachfolge/Gesamtrechtsnachfolge (jeweils Formen des abgeleiteten<br />
Erwerbs)<br />
Einzelrechtsnachfolge (auch Sondernachfolge, Singularsukzession):<br />
der Erwerb bezieht sich nur auf ein einzelnes <strong>Recht</strong><br />
Beispiel:<br />
<strong>Recht</strong>serwerb durch Vertrag<br />
auch Vertrag das Vermögen im Ganzen<br />
Abtretung ( § 398 BGB)<br />
Gesamtrechtsnachfolge (Universalsukzession):<br />
der Erwerb bezieht sich auf einen gesamten Komplex von <strong>Recht</strong>en (Ausnahmefall und nur in<br />
den vom Gesetz ausdrücklich zugelassenen Fällen möglich; stets auf gesetzlicher Anordnung<br />
beruhend).<br />
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- <strong>Seite</strong> 8 -<br />
Beispiel:<br />
- Erbfolge gemäß § 1922 BGB<br />
- vor der Ehe Gütergemeinschaft vereinbart: mit Eheschließung entsteht gemäß § 1416 BGB<br />
gemeinschaftliches Vermögen, ohne dass es einer Übertragung der <strong>Recht</strong>e an einzelnen<br />
Gegenständen bedarf<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.1.1.3 Einzelrechtsnachfolge/Gesamtrechtsnachfolge<br />
(jeweils Formen des abgeleiteten Erwerbs)<br />
(ursprünglicher Erwerb – originär)<br />
(abgeleiteter Erwerb/<strong>Recht</strong> – Derivative)<br />
ursprünglicher Erwerb = eine Sache die keinen Vorbesitzer hatte<br />
Herrenlose Sachen<br />
Einzelrechtsnachfolge (auch Sondernachfolge, Singularsukzession):<br />
der Erwerb bezieht sich nur auf ein einzelnes <strong>Recht</strong><br />
Beispiel:<br />
<strong>Recht</strong>serwerb durch Vertrag<br />
auch Vertrag das Vermögen im Ganzen<br />
Abtretung ( § 398 BGB)<br />
Gesamtrechtsnachfolge (Universalsukzession):<br />
der Erwerb bezieht sich auf einen gesamten Komplex von <strong>Recht</strong>en (Ausnahmefall und nur in<br />
den vom Gesetz ausdrücklich zugelassenen Fällen möglich; stets auf gesetzlicher Anordnung<br />
beruhend).<br />
Beispiel:<br />
- Erbfolge gemäß § 1922 BGB<br />
- vor der Ehe Gütergemeinschaft vereinbart: mit Eheschließung entsteht gemäß § 1416 BGB<br />
gemeinschaftliches Vermögen, ohne dass es einer Übertragung der <strong>Recht</strong>e an einzelnen<br />
Gegenständen bedarf<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.1.2.4 Die Einordnung des Privatrechts in das <strong>Recht</strong>ssystem - Beispielsfälle<br />
Fall:<br />
A wirft seinen defekten Regenschirm weg. B kommt um die Ecke und hebt in diesem Schirm auf,<br />
um ihn für sich zu behalten.<br />
- Wer ist Eigentümer und wie wurde das Eigentum erworben?<br />
Lösung:<br />
Kein abgeleiteter Erwerb nach § 929 BGB, weil A sein Eigentum aufgegeben hatte (§ 959 BGB).<br />
B hat das Eigentum durch Aneignung, das heißt nicht abgeleitet, sondern originär, erworben (§<br />
958<br />
Absatz 1 BGB)<br />
-8-
- <strong>Seite</strong> 9 -<br />
Fall:<br />
A verkauft an B mehrere Rohre unter Eigentumsvorbehalt.<br />
B verschweißt diese Rohre zu Heizungsrohren und baut diese Heizung in sein Haus ein.<br />
- Wer ist Eigentümer?<br />
Lösung:<br />
Kein abgeleiteter Erwerb nach § 929 BGB, weil A dem B die Rohre zwar verkauft, aber noch<br />
nicht übereignet hat (Abstraktionsprinzip!!!)<br />
B hat das Eigentum an den Rohren jedoch durch Verarbeitung (§ 950 BGB) oder Verbindung mit<br />
einem Grundstück (§ 946 BGB) erworben.<br />
B leitet sein Eigentum daher nicht vom Eigentum des A ab.<br />
Er ist Eigentümer geworden durch Verbindung oder Verarbeitung unabhängig davon, wer vorher<br />
Eigentümer war.<br />
Fall:<br />
A und B sind sich darüber einig, dass B das Fahrrad des A für 20 € bekommen soll.<br />
B bringt dem A die 20 €. A verspricht, das Fahrrad am nächsten Tag dem B nach Hause zu<br />
bringen.<br />
- Wer ist Eigentümer?<br />
Lösung:<br />
Für die Frage, ob eine Pflicht <strong>zur</strong> Übereignung besteht, kommt es auf die Anspruchsgrundlage an,<br />
hier § 433 BGB.<br />
Für die Frage, wer Eigentümer ist, kommt es nur auf das Sachenrecht (nicht SchuldR) an.<br />
Wann jemand Eigentümer wird, ist in § 929 BGB bzw. §§ 925, 873 BGB geregelt.<br />
Erforderlich ist bei beweglichen Sachen gem. § 929 BGB, dass der Eigentümer dem Erwerber die<br />
Sache übergibt und beide sich in diesem Zeitpunkt darüber einig sind, dass der Erwerber<br />
Eigentümer werden soll. ( <strong>zur</strong> weiteren Voraussetzung: Berechtigung des Veräußerers<br />
vgl. § 932 BGB)<br />
Hier:<br />
dinglicher Einigung (+)<br />
Übergabe: (Wechsel des Besitzers): noch nicht.<br />
Folge:<br />
B ist (noch) nicht Eigentümer.<br />
Abwandlung:<br />
Am nächsten Tag bringt die Schwester des A in dessen Auftrag das Fahrrad zum B.<br />
Lösung:<br />
Obersatz: B könnte Eigentümer nach § 929 BGB geworden sein.<br />
Voraussetzung dafür ist<br />
- dingliche Einigung<br />
WE des A<br />
WE des B<br />
dingliche Einigung: schon gleichzeitig mit Kaufvertrag (2 Einigungen)<br />
- Übergabe = Wechsel des unmittelbaren Besitzers<br />
- Besitzerwerb bei B<br />
- Besitzverlust bei A<br />
-9-
- <strong>Seite</strong> 10 -<br />
Besitzwechsel ist nun vollzogen (Stellvertretung i. S. v. § 164 BGB hier nicht notwendig, weil<br />
keine Willenserklärungen erforderlich war)<br />
Die Schwester des A hat als Geheißperson auf Veräußerer- <strong>Seite</strong> mit Wirkung für den A den<br />
Besitz für den A aufgegeben. B hat den Besitz (= unmittelbare Sachherrschaft, vgl. § 854 BGB)<br />
erworben.<br />
- Einigsein im Zeitpunkt des Besitzwechsels<br />
A war noch einverstanden.<br />
- Berechtigung des Veräußerers<br />
Dass A = berechtigter Eigentümer ist, steht im Sachverhalt („sein“ Fahrrad)<br />
Ergebnis:<br />
Voraussetzungen nach § 929 BGB sind erfüllt<br />
=> B ist jetzt Eigentümer des Fahrrades.<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.1.3 geschriebenes <strong>Recht</strong> und Gewohnheitsrecht<br />
Definition geschriebenes <strong>Recht</strong> = in <strong>Recht</strong>sgesetze gegossenes <strong>Recht</strong> = gesetztes <strong>Recht</strong> (s. u.)<br />
Definition Gewohnheitsrecht. = dauernd stillschweigend ausgeübtes <strong>Recht</strong> (genauer s. u.)<br />
Abgrenzung:<br />
England : bis <strong>zur</strong> Einführung der ersten geschriebenen <strong>Recht</strong>snormen durch EG-VO : case law<br />
= an den bisherigen <strong>Recht</strong>ssprüchen (Urteilen) orientiertes <strong>Recht</strong> (Fall <strong>Recht</strong>)<br />
zum Verständnis der Wechselwirkung zwischen geschriebenem <strong>Recht</strong> und Gewohnheitsrecht ist<br />
ein kleiner Exkurs <strong>zur</strong> Abgrenzung zwischen <strong>Recht</strong> und Sittlichkeit/Moral und deren<br />
Wechselwirkungen,<br />
erforderlich:<br />
Abgrenzung: <strong>Recht</strong> ---------Sitte/Sittlichkeit<br />
Definition Sitte = Bräuche und Gewohnheiten = nicht rechtlich, sondern gesellschaftlich<br />
geforderte Regel<br />
Beispiel:<br />
Nach der Einladung ins Kino/Abendessen kann man den Eingeladen nicht kurz vor dem<br />
Kino/Abendessen wieder abweisen. Die sittlich gebotene Handlung ist jedoch nicht einklagbar.<br />
<strong>Recht</strong> und Sitte verlangen äußeres Handeln, nicht innere Einstellung (Gedanken sind frei)<br />
Beispiel: wer einen Pkw verkauft, muss ihn liefern (er darf aber denken: eigentlich würde ich den<br />
Pkw lieber anstecken)<br />
Abgrenzungskriterium (Sitte oder <strong>Recht</strong> ?): Unterschied in der <strong>Recht</strong>sfolge<br />
Bei Verstoß gegen Sitte: keine <strong>Recht</strong>sfolge<br />
Bei Verstoß gegen <strong>Recht</strong>: Zwang durch den Staat<br />
- im Strafrecht: durch Geldstrafe/Freiheitsstrafe<br />
- im Zivilrecht: durch Vollstreckung des Urteils (Gerichtsvollzieher);<br />
-10-
- <strong>Seite</strong> 11 -<br />
Willenserklärung wird durch das Urteil selbst ersetzt<br />
im öffentlichen <strong>Recht</strong>: durch Vollstreckungsbeamte / unmittelbaren Zwang / Ersatzvornahme<br />
Bedeutung der Sitte für das <strong>Recht</strong> / bei der Anwendung des <strong>Recht</strong>s:<br />
Zeugnisverweigerungsrecht (ZVR) der Verlobten (§ 52 I Nr. 1 StPO / § 383 I Nr. 1 ZPO)<br />
§ 242 BGB, Treu und Glauben<br />
§ 1298 BGB sitzen- gelassene Braut<br />
Abgrenzung zwischen Freundschaft und Verlobung :<br />
nur die rechtliche Definition der Verlobung (das Eheversprechen) ist erheblich, dagegen nicht die<br />
Bräuche (Ringe, Fest).<br />
Die Bräuche können aber als Indizien für das Eheversprechen gewertet werden<br />
Handelsbräuche werden in das <strong>Recht</strong> transportiert: § 346 HGB<br />
Bräuche sind auch bei der Auslegung von Willenserklärungen (WE) von Bedeutung: § 133,157<br />
BGB<br />
Beispiel:<br />
bei Versteigerung gilt jedes Handzeichen als Gebot, eventuell in Höhe von weiteren 100 €,<br />
<strong>Recht</strong>sfolge: der Geliebten Winken gilt als Gebot, kann aber nach § 119 BGB angefochten<br />
werden.<br />
Das Vertrauen der Allgemeinheit in die Gültigkeit der WE - und damit eine Wesentliche<br />
Voraussetzung für einen schnellen und effektiven Handel - wird jedoch durch § 122 BGB<br />
geschützt.<br />
Sitten und Gebräuche können zu sog. Gewohnheitsrecht oder zum geschriebenen <strong>Recht</strong> werden<br />
(vgl. pVV/cic, nun in § 280 BGB normiert)<br />
cic = culpa in contrahendo = Sorgfaltspflichtverletzung bei Vertragsanbahnung macht<br />
schadenersatzpflichtig (vgl. §§ 280 ff i. v. m. 241 II, 311 II Nr. 1 BGB)<br />
(Bananenschalenfall im Kaufhof)<br />
pVV = positive Vertragsverletzung<br />
= Verletzung einer vertraglichen Nebenpflicht macht schadenersatzpflichtig<br />
(vgl. §§ 280 ff i. v. m . 241 II BGB)<br />
(Fall des Maler Klecks)<br />
Gesetzlichkeit (Moral) sind Sollvorschriften<br />
Grundlage: Gewissen, Religion, Welt Anschauung, Sozialmoral (südliche Grundwerte in einer<br />
homogenen Gruppe)<br />
Ziele des <strong>Recht</strong>s: erträgliches Zusammenleben ermöglichen<br />
Ziele der Sittlichkeit: geordnetes Zusammenleben erreichen<br />
Folge: Handlungen sind möglich, die rechtlich erlaubt, moralisch aber nicht erlaubt sind<br />
Beispiel: die allgemeine Lüge, so weit nicht in die normierten Grenzen überschritten werden<br />
(Maineid und Falschaussage, § 153,154 StGB, Betrug § 263 StGB, Anfechtung § 123,142 BGB)<br />
-11-
- <strong>Seite</strong> 12 -<br />
Verknüpfung von <strong>Recht</strong> und Sitte: § 826 BGB<br />
Nachteil: Unsicherheit, welche Fallgruppen vom Gesetz erfasst werden<br />
Vorteil: übersichtliche, weil kurze Gesetze, die sog. Generalklauseln enthalten.<br />
Vertragliche Schadenersatzansprüche prüfen! (Da diese stärker sind)<br />
Das Leben ist zu vielfältig, als dass man jeden Konflikt vorhersehen und in geschriebenes <strong>Recht</strong><br />
gießen könnte.<br />
Zudem unterliegen die Ansichten zu <strong>Recht</strong> und Sitte einem stetigen Wandel.<br />
Bei sog. Generalklauseln kann allein durch die <strong>Recht</strong>sprechung die Bedeutung des <strong>Recht</strong>s<br />
geändert werden, ohne dass das eines Eingriffs des Gesetzgebers bedarf.<br />
(Generalklauseln = „Gummiparagraphen“ § 138; 242 z.B.)<br />
Beispiel für Wandel der Ansichten:<br />
Homosexualität ist nicht mehr strafbar<br />
Prostitution ist nicht mehr strafbar<br />
Zuhälterei ist weiterhin strafbar<br />
Definition des Verstoßes gegen die guten Sitten: Handeln oder Unterlassen verstößt gegen das<br />
Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden<br />
(Fallbeispiele in der <strong>Recht</strong>sprechung = im Ergebnis case law zum Ausfüllen der Generalklauseln)<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.1.3.2 Die Bedeutung der Sitte für das <strong>Recht</strong> - Beispielsfälle<br />
Fall: Leihmutter § 138 BGB<br />
Fall: Darlehen „supergünstig“ § 138 BGB<br />
(BGH 138 II ab marktüblich x 2oder mehr als 12 % über marktüblich)<br />
Fall: der begehrte Verlobungsring § 1298 ff BGB<br />
Braut, keusch, hat noch nie Herrenbesuch gehabt,<br />
Horst aus der Nachbarschaft stattlicher Kerl,<br />
Ringe, Fest, Ringe von Braut ausgesucht und bezahlt,<br />
Horst kommt nach dem Fest nicht wieder.<br />
Braut will den Ring von Horst <strong>zur</strong>ück.<br />
Lösung:<br />
5 Ws<br />
AG: § 1301 BGB (§ 1298 ff lesen)<br />
Voraussetzung: Verlobung<br />
Abgrenzung Freundschaft und Verlobung (Sitte und Gebräuche spielen ins <strong>Recht</strong>, Gesetz gibt<br />
wenig Hilfe, eigene Def. suchen. Wichtig: ernsthaftes<br />
Eheversprechen.)<br />
Nur rechtliche Def. der Verlobung ist wichtig, nicht die Bräuche (Ringe Fest)<br />
aber: Bräuche = Indizien<br />
-12-
- <strong>Seite</strong> 13 -<br />
Fall: Tücken einer Auktion § 346 HGB Handelsbräuche und § 133, 157 BGB<br />
Schwiegermutter S besucht überraschend die Eheleute E 1 und E 2, die sich gerade auf der<br />
Auktionen des Auktionatoren A befinden. Üblicherweise werden in dieser Stadt bei Auktionen<br />
die Gebote nicht durch Zurufen eines Preises, sondern durch Handzeichen (jeweils 100,-€<br />
mehr) abgegeben.<br />
Schwiegermutter betritt den Auktionsraum bekleidet mit ihrem Federhut, sieht ihre Tochter E<br />
1 und winkt ihr stumm aber aufgeregt zu.<br />
Der Auktionator versteigert gerade das Gemälde „blaue Dame“, das letzte Gebot lag bei<br />
24.900,- €. Er sieht die S winken und erklärt: „zum 1., 2. Und 3., der Zuschlag geht für<br />
25.000,- € an die Dame mit dem Federhut.“<br />
Als S das Auktionshaus verlässt, verlangt A von ihr 25.000,-€.<br />
S erklärt: ich wollte nur winken, nicht bieten A will die S nicht ziehen lassen, das Bild hat<br />
nur einen Marktwert von 22.000,-€ und der freie Verkauf im Laden oder eine weitere Auktion<br />
würden anteilige Kosten von 500,-€ begründen.<br />
Kann A von S die Zahlung von 22.500,-€ verlangen?<br />
Lösung -> <strong>Vorlesung</strong><br />
--------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.2 Wie entsteht eine <strong>Recht</strong>snorm?<br />
<strong>Recht</strong>snormen: = <strong>Recht</strong>ssatz<br />
gesetztes <strong>Recht</strong>: von Organen der Gemeinschaft " gesetzt " ,d.h. ausdrücklich formuliert<br />
Gewohnheitsrecht: dauernd stillschweigend ausgeübtes <strong>Recht</strong><br />
= nicht durch <strong>Recht</strong>setzungsakte gesetztes <strong>Recht</strong><br />
Voraussetzung:<br />
- allgemeiner <strong>Recht</strong>sgeltungswille in der Gemeinschaft, der sich in<br />
dauernder Übung, vor allem in Gerichtsgebrauch, zeigt (Beispiel: Tragen der Robe:<br />
BVerfGE 28,28)<br />
- hat sich aus Sitten und Gebräuchen herausgebildet, insbesondere in der Zeit, als in<br />
geschriebenes <strong>Recht</strong> fehlte<br />
Folge:<br />
Wirkung wie geschriebenes <strong>Recht</strong>, vgl. Art. 2 II EGBGB: Gesetz im Sinne von BGB ist jede<br />
<strong>Recht</strong>snorm, also auch Gewohnheitsrecht<br />
Wichtig: die richterliche <strong>Recht</strong>sfortbildung begründet keine <strong>Recht</strong>snorm sondern füllt nur<br />
bestehende <strong>Recht</strong>snormen aus (siehe oben case law <strong>zur</strong> Generalklausel) oder legt das Gesetz<br />
im Falle sog. Gesetzeslücken nach dem Sinn des Gesetzes im Ganzen aus (pVV, cic als eigene<br />
AG nicht nur als Definition einzelner Voraussetzungen einer AG)<br />
Beispiel:<br />
Bananenschalenunfall<br />
(Im Geschäft rutscht jemand auf einer Bananenschale aus und verletzt sich)<br />
- vertraglicher Anspruch = negativ<br />
§ 823 (Schadenersatzpflicht)<br />
§ 831 (Haftung für den Verrichtungsgehilfen)<br />
§ 278 (Verantwortlichkeit des Schuldners für Dritte)<br />
Exculpation (Satz 2) = herauskommen<br />
Dabei stehen §831 und § 278 im Zusammenhang!<br />
-13-
- <strong>Seite</strong> 14 -<br />
Sorgfaltspflicht (bei Vertraglichen und Vorvertraglichen Pflichten):<br />
Vorvertragliche Sorgfaltspflicht (c.i.c. = culpa in contrahendo)<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.3 Formen des gesetzten <strong>Recht</strong>s<br />
Gesetze, <strong>Recht</strong>sverordnungen (RVO), Satzungen<br />
3 Staatsgewalten Legislative, Exekutive, Jurisdiktion<br />
gesetzgebende Gewalt, ausführende Gewalt, rechtsprechende Gewalt<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.3.1. Gesetze:<br />
Bundesgesetze, Landesgesetz, jeweils durch die Legislative (Parlament) ausdrücklich<br />
formuliert, d.h. gesetzt,<br />
vgl. Art. 70 GG; Art. 75 ff Brandenburgische Landesverfassung<br />
zu Stande kommen:<br />
1. Parlamentsbeschluss<br />
2. Ausfertigung (z.B. durch den Bundespräsidenten)<br />
3. Verkündigung im Gesetzblatt<br />
Definition: Gesetz: = <strong>Recht</strong>snorm<br />
= einen bestimmten Lebensbereich für unbestimmt viele Personen und Fälle regelnd<br />
= Gesetz im materiellen Sinne Beispiel: § 433 Absatz 2 BGB<br />
Gesetz im formellen Sinne: geschriebenes <strong>Recht</strong> (muss aber keine <strong>Recht</strong>snorm enthalten)<br />
(z.B. Haushaltsplan)<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.3.2 <strong>Recht</strong>sverordnung:<br />
ist auch eine <strong>Recht</strong>snorm im materiellen Sinne,<br />
jedoch durch die Exekutive (Regierung, Minister) gesetzt<br />
Voraussetzung: Ermächtigungsgrundlage (EGL) im formellen Gesetz (Art. 80 GG)<br />
Beispiel: StVO (Ermächtigungsgrundlage in § 6 I StVG<br />
Wirkung der RVO: wie Gesetz<br />
RVO, die <strong>Recht</strong>snorm enthält, ist Gesetz im materiellen Sinne<br />
RVO ist jedoch niemals Gesetz im formellen Sinne (da nicht von der Legislative, dem<br />
Gesetzgebungsorgan, geschaffenes <strong>Recht</strong>)<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.3.3 Satzungen:<br />
Def.: nicht von Bund oder Land, sondern von nicht staatlichen Verbänden gesetztes <strong>Recht</strong><br />
Voraussetzung: Ermächtigungsgrundlage durch formelles Gesetz<br />
Beispiele Satzungen der Gemeinde: Ermächtigungsgrundlage in der GO<br />
Satzung der Gemeindeverbände<br />
Satzung der Handwerkskammer: EGL in Handwerksordnung<br />
Satzung der Hochschule: EGL im Hochschulgesetz<br />
-14-
- <strong>Seite</strong> 15 -<br />
Nicht hierher gehört die Satzung eines Vereins. warum?<br />
Der Verein hat keine <strong>Recht</strong>setzungsbefugnis.<br />
Die Satzung des Vereins gilt nicht gegenüber jedermann, sondern nur kraft Privatrechts, das heißt<br />
auf Grund der Vereinbarung zwischen den Vereinsmitgliedern durch Beitritt in den Verein.<br />
Die Satzung ist Gesetz im materiellen Sinne, nicht Gesetz im formellen Sinne<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.3.4 EG <strong>Recht</strong><br />
Gründungsverträge in der EG<br />
vom EuGH entwickelte <strong>Recht</strong>sgrundsätze<br />
EG-VO (hat allgemeine Geltung und ist gegenüber den Mitgliedstaaten verbindlich<br />
(Art. 189 II EGV)<br />
EG RL (ist bzgl. des Ziels verbindlich, überlässt dem Mitgliedstaat jedoch die Wahl der Mittel<br />
(Art. 189 III EGV); der Mitgliedstaat haftet jedoch gegenüber dem Bürger für eine nicht<br />
umgesetzte Richtlinie.<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
1.4. öffentliches <strong>Recht</strong> und Privatrecht<br />
Privatrecht = Zivilrecht (Def. regelt die Beziehungen zwischen einzelnen gleichgeordneten<br />
(gleichrangigen)Mitgliedern der Gemeinschaft)<br />
Beispiel:<br />
Oberbürgermeister bestellt in einem Hotel für seine Gäste, Zimmer und Essen vom feinsten.<br />
- der Vertrag ist Privatrecht, da kein über / untergeordneten Verhältnis besteht<br />
- Anspruch aus Zivilrecht BGB (Zimmervermittlung; Geld kommt aber von der Kommune)<br />
Öffentliches <strong>Recht</strong>:<br />
(Def. regelt das Verhältnis zwischen Staat und Privatem, ist gekennzeichnet durch ein Über-<br />
/Unterordnungsverhältnis)<br />
Beispiel:<br />
Stadt – Müllaster lädt den Müll vor / auf einem Privatgründstück ab.<br />
- ist öffentliches recht durch tätige Daseins – Vorsorge<br />
„Verwaltungsakt: Maßnahme einer Behörde auf dem Gebiet des öffentlichen <strong>Recht</strong>s,<br />
<strong>zur</strong> Regelung eines Einzelfalles.“<br />
Daraus folgt: ein allgemeiner Folgen – Beseitigungsanspruch<br />
Nicht jedes Handeln des Staates ist öffentlich-rechtlicher Art.<br />
Handelt der Staat auf gleicher Ebene wie einen Privater, liegt eine sog. Fiskalverwaltung vor.<br />
Anwendbares <strong>Recht</strong> ist dann das Privatrecht.<br />
Beispiele: Gemeinde kauft Bleistifte oder Grundstück,<br />
der Staat wird Erbe (§ 1936 BGB)<br />
Beispiele für öffentlich-rechtliches Handeln des Staates:<br />
Baugenehmigung , Steuern<br />
Polizei und Ordnungsrecht (Gefahrenabwehr)<br />
z.B. Platzverweis gegenüber Demonstranten oder Störern<br />
-15-
- <strong>Seite</strong> 16 -<br />
Beispiel:<br />
Lufthansa<br />
Pilot(Kapitän) erteilt Platzverweis (bei Randale u.ä.)<br />
- ist eine Maßnahme der Sicherung des öffentlichen <strong>Recht</strong>s<br />
- öffentliches <strong>Recht</strong>, da Pilot(Kapitän) Polizeibefugnisse hat<br />
- die Lufthansa - Maschine ist „Deutscher Grund und Boden“<br />
Zusammentreffen von Privatrecht und öffentlichem <strong>Recht</strong> beim Grundstückskaufvertrag:<br />
§ 433, 311 b (= 313 a.F.) BGB und § 2 Grundstücksverkehrsgesetz GrdstVG<br />
( Schönfelder Haus- Nr. 40)<br />
(öffentlich-rechtliche Genehmigung <strong>zur</strong> Wirksamkeit des Vertrages notwendig)<br />
- nur bei Zivilrecht ist die Anspruchsgrundlage das BGB<br />
Beispiel:<br />
Angestellter beim Bauordnungsamt genehmigt Bau unter Auflagen<br />
(z.B. Garage soll 3 Stockwerke haben)<br />
- durch über / untergeordneten Verhältnis = öffentliches <strong>Recht</strong><br />
Schnittstelle öffentliches <strong>Recht</strong> – privat <strong>Recht</strong><br />
- erst wenn der <strong>Recht</strong>sweg im öffentlichen <strong>Recht</strong> durchlaufen ist (Widerspruch;<br />
Verwaltungsgericht etc.), kann Privatrecht angewandt werden(§ 839 BGB)!<br />
(§ 839 BGB ……Beamter, nicht im Statusrechtlichen Sinne)<br />
- Beamte in der Verwaltung sind auch Angestellte in diesem Sinne<br />
Zusammentreffen zwischen Privatrecht und Strafrecht: Diebstahl führt zu privatrechtlichen<br />
Konsequenzen:<br />
Schadensersatz Anspruch des Geschädigten aus § 823 II BGB i. v. m . § 242 StGB<br />
strafrechtliche Konsequenzen: Geldstrafe oder Freiheitsstrafe gemäß § 242 StGB<br />
Die Abgrenzung ist von Bedeutung für die Frage,<br />
welche <strong>Recht</strong>snorm (evtl. Anspruchsgrundlage) anwendbar ist<br />
welches Gericht an<strong>zur</strong>ufen ist (§ 40 VwGO; § 13. GVG)<br />
„Strafrecht regelt nicht die Rache, es soll lediglich verhindern dass sich der Strafakt<br />
wiederholt“!<br />
Ausnahmen: § 23 EGGVG:<br />
Beim Justizverwaltungsakt: Streit geht zu den ordentlichen Gerichten.<br />
Das ist historisch bedingt: Das Verwaltungsgericht (VG) war früher eine Abteilung der<br />
Verwaltung, also nicht ein vom Staat unabhängiges Gericht weitere Ausnahme:<br />
Art. 34 III GG, § 839 BGB<br />
(Schadensersatzanspruch bei Amtspflichtverletzung differenziere aber zu allgemeinem<br />
Folgenbeseitigungsanspruch (FBA), => zum VG.<br />
Kein Privatrecht:<br />
- Staatsrecht (Organisation des Staates)<br />
- Verwaltungsrecht (Polizeirecht, Baurecht, Bahn <strong>Recht</strong>)<br />
- Völkerrecht<br />
- Strafrecht<br />
- Prozessrecht (ZPO, StPO, VwGO, Arbeitsgerichtsgesetz = ArbGG,<br />
Sozialgerichtsgesetz = SozGG, Finanzgerichtsordnung = FGO)<br />
-16-
- <strong>Seite</strong> 17 -<br />
<strong>Bürgerliches</strong> <strong>Recht</strong>: Privatrecht, das für jedermann gilt<br />
stammt von: ius civile: für jedermann geltendes <strong>Recht</strong><br />
Privatrecht, aber kein <strong>Bürgerliches</strong> <strong>Recht</strong>:<br />
Sonderrechtsgebiete, die für besondere Personengruppen (zum Beispiel Kaufleute) gelten.<br />
- Handelsrechts (HGB)<br />
- Gesellschaftsrecht (Aktiengesetz, GmbHG)<br />
- Wirtschaftsrecht (UWG, GWB, MarkenG)<br />
- Immaterialgüterrecht (Urheberrechtsgesetz, Kunst und Urhebergesetz,<br />
Geschmacksmustergesetz, PatG, MarkenG)<br />
- Arbeitsrecht (so weit es neben Privat- noch öffentlich-rechtliche Normen enthält,<br />
vgl. aber § 611 ff BGB: <strong>Bürgerliches</strong> <strong>Recht</strong>)<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
2. Das BGB<br />
2.1. Aufbau des BGB ( Abstraktion / vor die Klammer ziehen )<br />
Aufbau des BGB .<br />
1. Buch BGB AT 1 - .<br />
2- Buch SchuldR AT 241 - SchuldR BT 433 - .<br />
3. Buch SachenR 854 - .<br />
4. Buch FamR 1297 -<br />
5. Buch ErbR 1922 - 2385<br />
Abstraktion = Trennung zwischen Schuldrecht und Sachenrecht<br />
Schuldrecht: = wer hat gegen wen welchen Anspruch<br />
(Anspruch gegen einen anderen, die <strong>zur</strong> <strong>Recht</strong>sänderung erforderlichen Handlungen<br />
vorzunehmen)<br />
Sachenrecht = welche <strong>Recht</strong>sänderung wird herbeigeführt<br />
wer hat welches dingliche <strong>Recht</strong> erworben<br />
streng logische Gliederung:<br />
( vor die Klammer Prinzip = AT / BT)<br />
Definitionen sind im Gesetz in Klammern gesetzt und daran erkennbar!<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
2.2. Grundlegende Prinzipien des BGB:<br />
- Privatautonomie , § 241 BGB<br />
Vertragsfreiheit = Abschlussfreiheit und Inhaltsfreiheit § 241 BGB (Pflichten aus dem<br />
Schuldverhältnis), Grenze : § 138 BGB , § 242 BGB<br />
Eigentumsfreiheit § 903 BGB<br />
Testierfreiheit ( § 1937 BGB)<br />
Sind diese Prinzipien im BGB änderbar?<br />
nicht soweit sie im GG geregelt sind, erstrecht nicht, soweit sie der sog. Ewigkeitsgarantie gem.<br />
Art 79 III GG unterliegen<br />
Art 2 I GG: allg. Handlungsfreiheit => Vertragsfreiheit<br />
Art 14 GG Eigentumsschutz => § 903, 1937 BGB<br />
- sozialer Ausgleich ( der Kräfte )<br />
-17-
- <strong>Seite</strong> 18 -<br />
Sittenwidrigkeit;<br />
§ 138 (Sittenwidriges <strong>Recht</strong>sgeschäft; Wucher)<br />
§ 242 (Leistung nach Treu und Glauben)<br />
ungleich starke Partner => der schwächere Partner wird geschützt:<br />
vgl. § 138 II, 138 I BGB<br />
Eigentumsgrenzen : § 904 BGB<br />
Testierfreiheit - Grenzen: § 2303 Pflichtteil (entspricht Sorgepflicht über Tod hinaus)<br />
neue soziale Einschnitte im BGB:<br />
- Miethöhegesetz: aus dem Jahr 1974, 1995,<br />
- MietrechtsreformG v 19.06.01 => in § 535 BGB ff geregelt<br />
- VerbrKrG ( früher § 607 BGB i. v. m .. VerbrKrG) , durch SchuldRModG v 26.11.01<br />
nun in § 488, 491<br />
- Widerruf bei Verbr.-Verträgen: § 353 ff BGB nunmehr normierte <strong>Recht</strong>sinstitute:<br />
cic/ pVV: § 280 ff, 241 II, 311 II Nr. 1 BGB / § 280 ff, 241 II BGB<br />
WGG § 313 BGB<br />
c.i.c. § 280; § 241 II; § 311 a II<br />
p.V.V. § 280; §241 II<br />
- Vertrauensschutz ( notwendig für schnellen und effektiven Handel)<br />
Gutglaubensschutz, § 932 BGB / § 892 BGB (gab es im römischen <strong>Recht</strong> nicht)<br />
- GG Einfluss: Art 1 III, Art 20 III GG<br />
Bsp.: allg. Persönlichkeitsrecht als sonstiges <strong>Recht</strong> i. S. v. § 823 BGB verstanden (trotz § 253<br />
BGB) (BGHZ 13, 334)<br />
Schutzgedanke (Vertrauensschutz) = sozialer Ausgleich<br />
§ 305 (Einbeziehung in besonderen Fällen) ff durchlesen!<br />
AGB (Allgemeine Geschäftsbeziehungen) werden für eine Vielzahl von Verträgen genutzt,<br />
(Sie sind nicht Punkt für Punkt vereinbart worden),<br />
werden meist zu Gunsten „des anderen“ ausgelegt.<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
-18-
- <strong>Seite</strong> 19 -<br />
2.3 Inhalt und Arten von Normen<br />
Vermögensrecht<br />
Nichtvermögensrecht<br />
Schuldrecht<br />
(materielle Güter) § (immaterielle Güter) §<br />
Gütertausch Kauf 433 Namensrecht 12<br />
Tausch 480<br />
Schenkung 516<br />
Pflicht <strong>zur</strong> ehelichen<br />
Lebensgemeinschaft<br />
1353<br />
Gebrauchsüberlassung Miete 535 Abstammung 1591<br />
Pacht 581<br />
Leihe 589 Personensorge 1631<br />
Darlehen 607<br />
Annahme als Kind =<br />
Adoption<br />
1741<br />
Leistungen<br />
Regeln über<br />
Sachherrschaft<br />
Regeln zum Erwerb<br />
von Sachenrechten<br />
Familienrecht<br />
Dienstvertrag<br />
(schuldet die<br />
Tätigkeit)<br />
Werkvertrag<br />
(schuldet die<br />
Leistung / den<br />
Erfolg)<br />
611<br />
631<br />
Sachenrecht<br />
Besitz 854<br />
Eigentum 903<br />
Pfandrecht<br />
(Verwertungsrecht<br />
an beweglichen<br />
Sachen)<br />
Hypothek /<br />
Grundschuld<br />
(Vertragsrecht an<br />
unbeweglichen<br />
Sachen)<br />
1204<br />
1113<br />
1191<br />
929;873;925<br />
Familienrecht / Erbrecht<br />
1297<br />
Materielle Folgen sind teilweise<br />
Vermögensrechtlicher Natur<br />
z.B. Adoption => Unterhaltsanspruch<br />
Verletzung<br />
Namensrecht<br />
=> SEA aus<br />
§823 II i. v. m<br />
..<br />
§ 12 BGB<br />
Erbrecht 1922<br />
(§ 1153 die Hypothek „klebt“ immer an einer Forderung. Daraus folgt: Es gibt nach § 398 BGB<br />
keinen gutgläubigen Erwerb an Forderungen / Hypotheken)<br />
-19-
- <strong>Seite</strong> 20 -<br />
2.3.2 Inhalt und Arten von Normen Beispielsfälle<br />
Fall: Maler Klecks<br />
A beauftragt den Maler Klecks, die Decke in der Wohnung des A zu streichen. Sie einigen sich<br />
auf einen Pauschalpreis von 300,-€. Maler Klecks streicht die Decke in der Whg. des A, während<br />
spazieren geht. Als A <strong>zur</strong>ückkommt, traut er seinen Augen nicht. Die Decke ist reinweiß<br />
gestrichen. Insoweit ist er mit dem Malerwerk zufrieden. Der Klecks hatte aber nicht daran<br />
gedacht, die Möbel des A abzudecken und hat diese mit Farbebekleckert. Die Reinigung des<br />
bekleckerten Sofas und des Teppichs kostet 400,-€.Maler Klecks will dennoch bezahlt werden.<br />
Welchen Anspruch hat K gegen den A?<br />
Anspruchsgrundlage: § 631<br />
(Wenn kein Geld vereinbart wird, ist es trotzdem ein Werksvertrag nach § 632Absatz II,<br />
in Verbindung mit § 631 Absatz I)<br />
A Klecks – geht nicht, da kein direkter Mängel<br />
- Schadenersatzanspruch<br />
- § 280 Absatz I in Verbindung mit § 241 Absatz II (in Verbindung mit § 311 Absatz II, wenn der<br />
Vertrag noch nicht geschlossen ist)<br />
- § 387 (Aufrechnung; Voraussetzungen) geht nur bei gleichartigen Ansprüchen<br />
- § 320 (Einrede des nicht erfüllten Vertrages), § 273 (Zurückbehaltungsrecht)<br />
Zug um Zug Einrede<br />
- § 320 setzt voraus, das Leistung 1 und Leistung 2 aus dem selben Vertrag sind<br />
- § 273 setzt voraus, das Leistung 1 und Leistung 2 aus dem selben rechtlichen Verhältnis sind<br />
- beide Paragraphen (§ 320; §273) bedingen einander und haben daher einen Zusammenhang<br />
- § 320 (durch Gegenseitigkeitsverhältnis) ist spezieller als § 273 und daher anzuwenden<br />
Fall: Nacktfotos im Internet<br />
Freund F stellt heimlich Nacktfotos von A ins Internet. A verlangt von F die Löschung von der<br />
Homepage. F teilt mit, dass er die Fotos gar nicht löschen könne. Die Homepage wurde von der<br />
Fa. Web Design erstellt. F will sich zum einen nicht vor denen blamieren, zum anderen fürchtet<br />
er, dass die seinen Auftrag <strong>zur</strong> Löschung ohnehin ablehnen würden, weil er schon den letzten<br />
Auftrag nicht bezahlt hat. Hat A einen Anspruch gegen F auf Löschung der Bilder von der<br />
Homepage?<br />
A F Vertrag (-)<br />
§ 823 Absatz I (Schadenersatzpflicht)<br />
§ 823 Absatz II<br />
§ 826 (Sittenwidrige vorsätzliche Schädigung)<br />
Inhalt des Schadenersatzanspruches: § 249 (Art und Umfang des Schadenersatzes) und folgende<br />
§ 253 Immaterieller Schaden (Schadenersatzanspruch)<br />
§812 (Herausgabeanspruch) geht hier nicht<br />
§ 1004 (Beseitigungs- und Unterlassungsanspruch)<br />
-20-
- <strong>Seite</strong> 21 -<br />
Fall - der minderjährige Mofakäufer:<br />
V hat einen Motorradladen. Bei ihm arbeitet der Angestellt A. Der 15 jährige K geht in den<br />
Ladendes V, zeigt auf das Mofa „ Feuerstuhl 50“, ausgezeichnet mit dem Preisschild „1000,-€“,<br />
sagt zum A: „Den will ich haben.“ und legt 1000,-€ auf den Ladentisch. A nimmt das Geld und<br />
sagt, K könne sich das Mofa morgen abholen. Am nächsten Tag will K von V das Mofa. V will<br />
ihm nichts geben. Kann K von V das Mofa verlangen.<br />
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
2.4 strenges <strong>Recht</strong> / billiges <strong>Recht</strong><br />
strenges <strong>Recht</strong> ius strictum<br />
billiges <strong>Recht</strong> ius aequum<br />
Definition<br />
<strong>Recht</strong>ssatz enthält genau beschriebenen<br />
TB und genau beschriebene RF<br />
im Interesse der <strong>Recht</strong>sklarheit besteht<br />
grds. keine Ausn.<br />
Definition:<br />
<strong>Recht</strong>ssatz enthält<br />
wertausfüllungsbedürftigen TB oder<br />
bei RF Ermessensspielraum<br />
= sog Generalklauseln<br />
Bsp.:<br />
Bsp.: (Achtung: dienen nicht als<br />
„billige Lösung“ für den, der in der<br />
Klausur die juristisch richtige<br />
Lösung nicht findet.)<br />
§ 2 BGB: Vollj. mit 18 157<br />
§ 145 BGB Bindung an den Antrag 242<br />
138 I<br />
826<br />
früher: Telefonsex sittenwidrig, nun<br />
nicht mehr ( BGH)<br />
RA oder Arzt zieht um => § 242:<br />
Vermieter muss angemessene Zeit<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
-21-
- <strong>Seite</strong> 22 -<br />
2.5 zwingendes <strong>Recht</strong> / nachgiebiges <strong>Recht</strong> ( Folie)<br />
zwingendes <strong>Recht</strong><br />
(nicht abdingbar )<br />
ius cogens<br />
= kann durch den Willen der Beteiligten nicht<br />
ausgeschlossen / abweichend geregelt werden<br />
nachgiebiges <strong>Recht</strong><br />
(abdingbar = dispositiv = anders<br />
vereinbar)<br />
ius dispositivum<br />
= vom Gesetzgeber nur für den Fall<br />
geregelt,<br />
dass die Parteien nichts anderes vereinbart<br />
haben<br />
=> kann von den Parteien abweichend<br />
vereinbart werden<br />
i. d. R. bei besonderem Schutzzweck i. d. R. vertragsausfüllende Regelungen,<br />
wenn die Parteien nur die essentialia<br />
negotii vereinbart haben<br />
Bsp.:<br />
Bsp.:<br />
§ 311 b ( = 313 a.F.) i. v. m .. § 125 BGB z.B.:<br />
§ 276 BGB ( Haftung für Vorsatz nicht Leistungszeit, Leistungsort,<br />
ausschließbar<br />
Versendungskosten , § 270 ff BGB<br />
=> Umkehrschluss: ? ) teilw. Gewährleistungsrecht<br />
aus dem Wortlaut bereits als „zwingend“<br />
entnehmbar:<br />
§ 125<br />
§ 138<br />
§ 276 II<br />
§ 619<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
-22-
- <strong>Seite</strong> 23 -<br />
3. Prüfungsschema<br />
3.1 Prüfungsschema bei vertraglichen/gesetzlichen Anspruchsgrundlagen:<br />
Anspruchsgrundlage:<br />
I.) Anspruch entstanden? (Voraussetzungen des Vertragsschluss oder Voraussetzungen der<br />
Anspruchsnorm prüfen)<br />
(Nichtigkeit prüfen)<br />
II.) Anspruch nicht untergegangen?<br />
(Gestaltungsrechte und Anfechtung prüfen)<br />
III.) Anspruch durchsetzbar?<br />
Prüfungsschema bei Gestaltungsrechten:<br />
(Anfechtung: §119 ff BGB; Rücktritt: §346 ff BGB eventuell Verbindung mit dem Vertrag oder<br />
dem §, aus dem sich das Rücktrittsrecht ergibt;<br />
Kündigung: in Verbindung mit dem vertraglichen Kündigungsgrund oder bei<br />
Dauerschuldverhältnissen dem gesetzlichen Kündigungsgrund)<br />
1.) Kündigungserklärung<br />
2.) Kündigungsgrund<br />
3.) kein Ausschluss der Kündigung (vertraglich oder gesetzlich)<br />
4.) weitere Wirksamkeitsvoraussetzungen erfüllt (Formen, Frist, Zugang)<br />
Prüfungsschema <strong>zur</strong> Frage, ob ein dingliches <strong>Recht</strong> besteht (Sachenrechts)<br />
grundsätzlich empfiehlt sich die historische Prüfung, das heißt die Prüfung ausgehend von dem<br />
ursprünglichen Eigentümer<br />
Beispiel: Z könnte Eigentümer geworden seien. Ursprünglich war A Eigentümer der Sache/des<br />
Grundstücks. Dieser könnte das Eigentum an B, der wiederum an C und der an Z übertragen<br />
haben.<br />
Zum wirksamen Eigentumserwerb des Z müsste folglich das Eigentum jeweils nach §929 ff<br />
BGB/ §§ 873, 925 BGB auf die o. g. Personen übertragen worden sein.<br />
In jedem Einzelübertragungsverhältnissen sodann die Voraussetzungen nach §929 ff BGB/ §§<br />
873, 925 BGB prüfen:<br />
bei Eigenentumsübergang nach §929 ff BGB:<br />
AG: § 985 BGB<br />
Anspruch entstanden?<br />
Voraussetzungen (ergeben sich aus §§ 985, 986 BGB):<br />
AG (Vorraussetzung und <strong>Recht</strong>sfolge geregelt)<br />
1) Eigentümer = Anspruchsteller<br />
Eigentum gem. § 929 ff BGB erworben<br />
a) dingliche Einigung<br />
Einigung, dass das Eigentum übergehen soll<br />
Bestimmtheitsgrundsatz: Einigung muss eine genau<br />
bestimmte Sache betreffen oder eine genau bestimmte Mange von Sachen<br />
-23-
- <strong>Seite</strong> 24 -<br />
b) Übergabe ( § 929) oder Übergabesurrogat (§ 930 ff BGB)<br />
Beispiel:<br />
A (18 Jahre) gibt B (17 Jahre) sein Fahrrad.<br />
B gibt das Fahrrad weiter an C (16 Jahre) und C veräußert das Rad an D (21 Jahre).<br />
AG § 433 (Vertragstypische Pflichten beim Kaufvertrag)<br />
A B ist in Ordnung<br />
B C ist nicht in Ordnung (da B minderjährig ist und einen <strong>Recht</strong>lichen Nachteil hätte;<br />
Aufgabe an Eigentum)<br />
C D ist nicht in Ordnung (auch nicht Gutgläubig)<br />
Prüfung C D, § 929 (§ 932) dingliche Einigung (nein)<br />
c) Einigsein im Zeitpunkt der Übergabe / des Übergabesurrogates<br />
d) Berechtigung des Veräußerers oder gutgläubiger Erwerb (§§ 932 ff BGB, § 366 HGB)<br />
2) Besitzer = Anspruchsgegner<br />
3) kein <strong>Recht</strong> des Anspruchsgegners zum Besitz gegenüber dem Anspruchsteller<br />
vgl. auch <strong>zur</strong> Entstehung / Untergang des Eigentums:<br />
§946 ff BGB (Verbindung/Vermischung/Verarbeitung)<br />
§958 BGB (Aneignung herrenloser Sache)<br />
§ 959 Aufgabe des Eigentums an beweglichen Sachen / § 928 bei unbeweglichen Sachen<br />
§ 973 Eigentumserwerb des Finders (erst 6 Monate nach Abgabe des Fundes, sowie nicht<br />
abgeholt)<br />
AG (Vorraussetzung und <strong>Recht</strong>sfolge geregelt)<br />
Zum Beispiel:<br />
§ 823 (Schadenersatzpflicht)<br />
§ 812 (Herausgabeanspruch)<br />
Beispiel:<br />
Anspruchsgrundlage § 823<br />
I. Anspruch entstanden (Nichtigkeit prüfen)<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Zu prüfen sind:<br />
- Gestaltungsrechte<br />
- Anfechtungen<br />
- 1.) Kündigungserklärung<br />
- 2.) Kündigungsgrund<br />
- 3.) kein Ausschluss der Kündigung (vertraglich oder gesetzlich)<br />
- 4.) weitere Wirksamkeitsvoraussetzungen erfüllt (Formen, Frist, Zugang)<br />
-24-
- <strong>Seite</strong> 25 -<br />
III. Ist der Anspruch durchsetzbar<br />
Zu beachten sind:<br />
- Einreden; Einwendungen<br />
§ 320 (Einrede des nicht erfüllten Vertrages)<br />
§ 273 (Zurückbehaltungsrecht)<br />
§ 214 (Wirkung der Verjährung)<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
3.2 Arbeitsweisen bei der Lösung juristischer Fälle<br />
1.) Fall genau durchlesen<br />
(nichts hinzu denken - Sachverhaltsquetsche ist verboten)<br />
2.) Vorüberlegung: 5 W´s :<br />
wer<br />
(Anspruchsteller) z.B. _______ verlangt<br />
(AST)<br />
will was (Forderungsgegenstand) z.B.<br />
/Zahlung von _________€,<br />
/Herausgabe des _________<br />
/(Gegenstand genau bezeichnen)<br />
/Übergabe und Übereignung<br />
/ die Abgabe einer Willenserklärung<br />
des Inhaltes ………<br />
von wem<br />
woraus<br />
(Anspruchsgegner)<br />
(Agn)<br />
von __________<br />
Mögliche Anspruchslagen (AG)<br />
sind: §§ ______________<br />
(beachte ÜS zu den wichtigsten AG)<br />
3.) evtl. Skizze zum Fall fertigen<br />
Bsp.: A hat B sein Auto für 3000,-€ verkauft. B hat den Wagen an C weiterverkauft für<br />
4000,-€. C zahlt 4000,-€ an B, B zahlt nichts an A. Der Wagen steht noch bei A. C<br />
verlangt von A den Wagen heraus. Zu <strong>Recht</strong> ?<br />
-25-
- <strong>Seite</strong> 26 -<br />
4.) alle mögliche Anspruchsgrundlagen notieren<br />
(s. Übersicht wichtigste Anspruchsgrundlagen)<br />
Beispiel<br />
Skizze<br />
5 W´s (s. o.)<br />
wer<br />
will was<br />
von wem<br />
woraus<br />
C<br />
Herausgabe des PKW<br />
A<br />
vgl. ÜS AGen zu<br />
§ 433 BGB ?<br />
§ 985 BGB?<br />
§ 812 BGB?<br />
5.) Lösungsskizze fertigen<br />
In Frage kommende AG notieren (s. o.) und gedanklich durchprüfen<br />
vgl. Übersicht wichtigste Anspruchsgrundlagen<br />
vgl. Aufbauschemata zu vertraglichen Ansprüchen, dinglichen Ansprüchen etc.<br />
Grundaufbau ( zu jeder AG gesondert):<br />
AG: § ________<br />
I) Anspruch wirksam entstanden? 1.) Voraussetzungen der AG prüfen:<br />
(bei vertraglichen Ansprüchen: wirksame<br />
Einigung über die notwendigen<br />
Vertragsbestandteile ? )<br />
2.) <strong>Recht</strong>shindernde Einwendungen<br />
(lassen den Anspruch gar nicht erst entstehen)<br />
schon hier prüfen<br />
(z.B. 104ff, 116-118, 125, 134, 138)<br />
II) Anspruch nicht untergegangen?<br />
1.) durch Übergang/Abtretung der<br />
Forderung ?<br />
(per <strong>Recht</strong>sgeschäft : § 398 BGB oder<br />
per Gesetz = cessio legis z.B. § 67 VVG)<br />
2.) durch Erlöschen der Forderung ?<br />
(hier <strong>Recht</strong>svernichtende Einwendungen /<br />
Einreden prüfen z.B.<br />
142, 119ff, 313, 346, 355, 356, 387, 441, 638,<br />
Kündigung,<br />
Untergang des Anspruchs per Gesetz:<br />
275,362,364, 372)<br />
-26-
- <strong>Seite</strong> 27 -<br />
III) Anspruch durchsetzbar ? bestehen <strong>Recht</strong>shemmende Einwendungen /<br />
Einreden?<br />
z.B. 214, 273, 320 438 IV 2 , V, 634a IV 2,V,<br />
771,821,853 sowie 369 HGB<br />
praktische Vorgehensweise bei der Skizzen - Prüfung:<br />
Voraussetzungen jeder AG auf Zettel notieren und rechts daneben subsumieren.<br />
AG: § _________<br />
I) Anspruch entstanden?<br />
Voraussetzung § 433: KV<br />
(zwischen A und C !)<br />
Voraussetzung KV<br />
( gem. § 145 ff BGB)<br />
- Angebot (des A/C)<br />
- Annahme (des C/A)<br />
Gutachten schreiben:<br />
Wichtig:<br />
Das juristische Gutachten zeichnet sich durch den sog. Gutachtenstil aus, d.h. sie schreiben<br />
die Klausur so, dass der Leser gedanklich „mitgenommen“ wird.<br />
Das Gutachten beginnt daher mit der Hypothese, es folgt die Subsumtion und es schließt mit<br />
der Schlussfolgerung.<br />
Die Hypothese wird durch den sog. Obersatz wiedergegeben:<br />
__ könnte gegen __ einen Anspruch auf ___ aus §§ ____ haben.<br />
Dann müssten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:<br />
......<br />
In der Subsumtion wird geprüft und geschildert, ob und inwieweit die in der Hypothese<br />
aufgestellten Anspruchsvoraussetzungen nach dem Sachverhalt des Falles erfüllt sind. Sie<br />
müssen zu jeder Anspruchsvoraussetzung, auf die es ankommt, darlegen, welcher genaue Teil<br />
des Sachverhaltes dazu führt, dass die Anspruchsvoraussetzung erfüllt oder nicht erfüllt ist.<br />
Die Schlussfolgerung ist der Ergebnissatz:<br />
beim Zwischenergebnis:<br />
__ hat also mit Vollmacht des __ gehandelt.<br />
Die WE des __ wirkt für und gegen den __.<br />
Endergebnis:<br />
__ hat gegen ___ einen / keinen Anspruch auf ____.<br />
oder<br />
Ein Anspruch des __ gegen __ besteht nur iHv _____ aus § _________.<br />
Beispiel:<br />
Skizze<br />
Textbeispiel Klausurtext<br />
5 W´s (s. o. ) C könnte gegen A einen Anspruch auf<br />
Herausgabe des Autos haben<br />
-27-
- <strong>Seite</strong> 28 -<br />
AG: § _________<br />
aus § 433 BGB.<br />
I) Anspruch entstanden? Dann müsste der Anspruch wirksam<br />
bei C entstanden, nicht untergegangen<br />
und durchsetzbar sein.<br />
Voraussetzung § 433: KV<br />
Voraussetzung für das Entstehen eines<br />
(zwischen A und C !)<br />
Anspruchs aus § 433 BGB ist, dass der<br />
Vorraussetzung KV (gem. §145 ff BGB Anspruchsteller, hier C, mit dem<br />
- Angebot (des A/C) Anspruchsgegner, hier A, einen<br />
- Annahme (des C/A) wirksamen KV geschlossen hat.<br />
Anspruchs aus § 433 BGB ist, dass der<br />
Anspruchsteller, hier C, mit dem<br />
Anspruchsgegner, hier A, einen<br />
wirksamen KV geschlossen hat.<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
3.3.3 Übersicht Wichtigste Anspruchsgrundlagen<br />
(Für die Klausur nur nach richtigem Vertragstyp suchen)<br />
1) Ansprüche auf Erfüllung vertraglicher Pflichten:<br />
a) aus typisierten Verträgen (im BGB ausdrücklich geregelte Vertragstypen,<br />
(vgl. Inhaltsverzeichnissen zum BGB, Buch 2 <strong>Recht</strong> der Schuldverhältnisse, Abschnitt 8 ("<br />
Einzelschuldverhältnisse ")<br />
Tipp: meist sind die ersten Paragraphen die jeweiligen Titel die gesuchte Anspruchsgrundlage<br />
aus Kaufvertrag:<br />
§ 433 Absatz 1 BGB: auf Übergabe und Übereignung der Kaufsache<br />
§ 433 Absatz 2 BGB: auf Zahlung des Kaufpreises und Abnahme der Kaufsache.<br />
aus Mietvertrag/Pachtvertrag:<br />
§ 535 Absatz 1/§ 581 Absatz 1 Satz 1 BGB: auf Gewährung des Gebrauchs bzw. Nutzung der<br />
Miet/Pachtsache<br />
§ 535 Absatz 2/§ 581 Absatz 1 Satz 2 BGB: hier auf Zahlung des Miet/Pachtzinses<br />
Zu Beispiel:<br />
AG 535<br />
I. prüfen ob Anspruch entstanden ist (Nichtigkeitsprüfung)<br />
( durch Mietvertrag)<br />
II. prüfen ob Anspruch untergegangen (Gestaltungsrechte +Anfechtungen prüfen)<br />
(durch Kündigungserklärung, Kündigungsgrund ist vorhanden)<br />
aus Darlehensvertrag:<br />
aus Gelddarlehen:<br />
§ 488 Absatz 1 Satz 1 BGB: auf Zahlung des vereinbarten Darlehensbetrages<br />
§ 488 Absatz 1 Satz 2 BGB: auf Zahlung der vereinbarten Zinsen und Rückzahlung nach<br />
Fälligkeit<br />
aus Sachdarlehen:<br />
§ 607 Absatz 1 Satz 1 BGB: auf Überlassung einer vertretbaren Sache nach Vereinbarung<br />
§ 607 Absatz 1 : auf Zahlung des Entgeltes und Rückgabe bei Fälligkeit<br />
-28-
- <strong>Seite</strong> 29 -<br />
aus Dienstvertrag:<br />
§ 611 Absatz 1 BGB: auf Leistung der vereinbarten Dienste<br />
§ 611 Absatz 1,612 BGB: auf Zahlung der vereinbarten/üblichen Vergütung<br />
aus Werkvertrag:<br />
§ 631 Absatz 1 BGB: auf Herstellung des vereinbarten Werkes<br />
§ 631 Absatz 1,632 BGB: auf Zahlung der vereinbarten Vergütung/üblichen Vergütung<br />
(nach Abnahme des Werkes § 640 BGB)<br />
aus Reisevertrag:<br />
§ 651 a Absatz 1 Satz 1 BGB: auf Erbringung einer Gesamtheit von Reiseleistungen<br />
§ 651 a Absatz 1 Satz 2 BGB: auf Zahlung des vereinbarten Reisepreises<br />
aus Maklervertrag:<br />
§ 652 Absatz 1 BGB: auf Nachweis von Vertragsabschlussgelegenheiten<br />
§ 652 Absatz 1,653 BGB: auf Zahlung des Maklerlohns<br />
aus Verwahrungsvertrag:<br />
§ 688 BGB: auf Aufbewahrung<br />
§ 688,689 BGB: auf Vergütung<br />
aus Schenkungsvertrag:<br />
§ 516 Absatz 1 BGB: auf unentgeltliche Zuwendung der geschenkten Sache<br />
aus Leihvertrag:<br />
§ 598 BGB: auf unentgeltlichen Gebrauch der Leih-Sache<br />
aus Auftrag:<br />
§ 662 BGB: auf unentgeltliche Besorgungen eines Geschäfts<br />
§ 666 BGB: auf Auskunft und Rechenschaft gegen den Beauftragten<br />
§ 667 BGB: auf Herausgabe des beim Auftrag erlangten<br />
§ 670 BGB Anspruch des beauftragten gegen den Auftraggeber auf Ersatz der Aufwendungen<br />
- ist auch ein Vertrag<br />
- löst auch Pflichten aus (§ 662 BGB)<br />
- nach § 670 BGB muss der Auftraggeber die Aufwendungen tragen<br />
- Auftragnehmer muss nicht in „Vorkasse“ gehen<br />
aus Bürgschaft:<br />
§ 765 Absatz 1 BGB: auf Zahlung der Bürgschaftssumme<br />
Gläubiger - - - - - - - - - Schuldner<br />
Vertrag<br />
Bürge<br />
- selbstschuldnerische Bürgschaft = Verzicht auf recht aus § 771 BGB (Einrede der Vorausklage)<br />
Bürgschaft ist akzessorisch (= abhängig von der gesicherten Schuld)<br />
- besteht nur in Höhe der gesicherten Schuld<br />
-29-
- <strong>Seite</strong> 30 -<br />
Anspruchsgrundlage des Begünstigten in Verbindung mit § 774 Absatz 1 BGB (gesetzlicher<br />
Forderungsübergang = cessio legis) Anspruch des Bürgen gegen den Schuldner auf Zahlung der<br />
auf die Bürgschaft ausgezahlten Summe hier<br />
aus Vergleich:<br />
§ 779 BGB: auf Erbringung der vergleichsweise vereinbarten Leistung/Zahlung<br />
Vergleich vor Gericht:<br />
- ist materiell rechtlicher Vertrag (Materiell rechtlicher Teil)<br />
- ist zusätzlich etwas Prozessuales (Prozessrechtlicher Teil)<br />
- nur dann ein Vergleich, wenn Unsicherheiten / Ungewissheiten beseitigt werden<br />
- aus dem Vergleich entsteht ein Anspruch auf Erfüllung<br />
- ist wichtig für die Verjährung<br />
aus abstraktem Schuldversprechen/Schuldanerkenntnis:<br />
§ 780 BGB/§ 781 BGB: auf Erbringung der zugesagten/anerkannten Leistung<br />
- § 780 BGB abstraktes Schuldversprechen<br />
* ist unabhängig von dem warum (in der Praxis selten)<br />
- § 781 BGB deklaratorisches Schuldversprechen<br />
* enthält das warum und führt <strong>zur</strong> Beweislastumkehr<br />
b) aus nicht typisierten (atypischen) Verträgen<br />
(gegenseitiger Vertrag einer nicht im BGB für in Buch 2 Abschnitt 8 unter „einzelne<br />
Schuldverhältnisse " aufgeführten Vertragsart)<br />
§ 241 Absatz 1, 311 Absatz 1 BGB<br />
§ 179 Absatz 1 BGB Anspruch auf Erfüllung der vereinbarten Leistung gegenüber dem Vertreter<br />
ohne Vertretungsmacht:<br />
Beachte: kein echter Anspruch auf Erfüllung der Hauptleistung, aber auch Anspruch aus Vertrag<br />
(typisiert oder nicht typisiert):<br />
H V B<br />
(Hintermann) (Vertreter) (Verkäufer / Kunde)<br />
Vertrag<br />
- Vertreter handelt im Namen eines anderen<br />
Wenn der Hintermann mit dem Verkäufer / Kunden kein Vertrag hat, dann kann der<br />
Verkäufer / Kunde gegen den Vertreter Ansprüche geltend machen. Anspruchsgrundlagen<br />
wären § 433 und § 179 BGB.<br />
Vertragsstrafe: §339 ff BGB<br />
Beispiel:<br />
Hausbau: Fördergelder gibt es nur wenn das Haus bis zum Termin X fertig gestellt ist.<br />
- wenn der Termin nicht gehalten wird = Vertragsstrafe<br />
- immer AGB – Prüfung vornehmen<br />
-30-
- <strong>Seite</strong> 31 -<br />
2) Ansprüche auf Herausgabe<br />
a) vertragliche / vertragsähnliche Herausgabeansprüche<br />
aa) aus Rückabwicklung von Verträgen § 546 / § 581 Absatz 2 /<br />
- Vertragliche Herausgabeansprüche aus § 546 BGB<br />
- besondere Erfüllungspflicht<br />
Beispiel:<br />
- Bei Miete – Rückgabe durch Abnahme und Schlüsselübergabe<br />
Mietvertrag – 3 Monate Kündigungsfrist zum Monatsende<br />
Kündigung: 01.12.05 und Schlüssel in den Briefkasten des Vermieters geworfen.<br />
Vermieter kommt am 03.07.06 und verlangt die Miete für den Zeitraum<br />
von Dezember 05 bis Juli 06.<br />
AG § 535 II BGB<br />
I Anspruch entstanden?<br />
- Mietvertrag geschlossen (+) (1000,- € Miete)<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Kündigung ? (Grund, Frist, Form)<br />
- ordentliche Kündigung zulässig<br />
Kündigungserklärung: am 01.12.05 zugegangen nach § 130 BGB (+)<br />
=> Kündigung zum 28.02.06<br />
III. Anspruch untergegangen?<br />
Anspruch ist ab 01.03.06 untergegangen durch § 573c BGB<br />
Ein Anspruch besteht für die Zeit von 01.12.05 – 28.02.06 durch § 535 BGB (unter der<br />
Vorraussetzung, das eine Ordentliche Abnahme der Wohnung und die Schlüsselübergabe<br />
(am besten mit Protokoll) stattgefunden hat)<br />
Anderenfalls:<br />
Besteht ein Anspruch aus § 546a BGB weiterhin bis <strong>zur</strong> ordentlichen Abnahme der<br />
Wohnung und der Schlüsselübergabe. (Schadenersatzforderung des Vermieters)<br />
§ 546a BGB regelt besonders die Übergabe<br />
nach Zeitablauf oder Kündigung<br />
§ 589 I / § 596 BGB<br />
bb) aus Rückabwicklung von Verträgen nach Rücktritt oder Widerruf<br />
- im Zusammenhang mit Herausgabeanspruch<br />
Beispiel:<br />
Für ein Widerrechtlich genutztes Auto 1 % des Wertes je 1000 km<br />
§ 346 I BGB: auf Rückgabe der jeweils<br />
gewährten Leistungen<br />
§ 346 I , 347 BGB: auf Herausgabe der gezogenen<br />
Nutzungen<br />
§ 346 II BGB: auf Wertersatz<br />
-31-
- <strong>Seite</strong> 32 -<br />
b) Herausgabeansprüche bei Unmöglichkeit der Leistung: § 285 BGB; § 326 IV,<br />
§ 346 I BGB<br />
c) Herausgabeansprüche aus Auftrag / GoA<br />
Auftrag oder entgeltliche Geschäftsbesorgung:<br />
auf Herausgabe des durch Geschäftsführung ohne Auftrag<br />
(GoA) Erlangten:<br />
auf Herausgabe des durch ungerechtfertigte Geschäftsführung<br />
ohne Auftrag Erlangten:<br />
auf Herausgabe bei angemaßter Eigengeschäftsführung:<br />
§ 667,675 III 1 BGB<br />
§ 681 Satz 2,667 BGB<br />
§ 684 Satz 1,818 BGB<br />
§ 687 II, 681 Satz 2,667 BGB.<br />
c) dingliche Herausgabeansprüche:<br />
des Eigentümers gegen Besitzer :<br />
des Eigentümers / Erben gegen Erbschaftsbesitzer :<br />
des Pfandrechtsinhabers:<br />
des früheren Besitzers mit besserem <strong>Recht</strong>:<br />
des früheren Besitzers bei Entzug durch verbotene<br />
Eigenmacht:<br />
§ 985 BGB<br />
§ 2.018,2030 BGB<br />
§ 1227, 1257,985 BGB<br />
§ 1007 BGB<br />
§ 861, 869,858 BGB<br />
d) Herausgabeanspruch aus unerlaubter Handlung: § 823 I, II, § 826 BGB (vgl. § 249 Satz 1<br />
BGB)<br />
e) Herausgabeanspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung<br />
§ 812 I 1 1. Alternative, 812 I 2, 813,817 Satz 1 BGB Leistungskondiktion:<br />
§ 812 I 1 2. Alt. / § 816 BGB Nichtleistungskondiktion:<br />
§ 822 BGB<br />
3.) Schadensersatzansprüche:<br />
beachte: Besonderheit bei immateriellen Schäden (Schmerzensgeld):<br />
§ 253 BGB a.F.: Schmerzensgeld nur bei deliktischer Haftung § 847 BGB a.F. i. v. m ..<br />
§ 823 ff BGB<br />
§ 253 BGB n.F. § 253 II BGB => Schmerzensgeld bei deliktischer Handlung<br />
(§ 253 II i. v. m .. §§ 823 ff BGB) aber nun auch bei Verletzung vertraglicher Pflichten<br />
-32-
- <strong>Seite</strong> 33 -<br />
Schadensersatzansprüche (in den Fällend es § 253 II BGB auch Schmerzensgeldansprüche)<br />
können sich ergeben aus:<br />
a) aus Garantievertrag : § 241 Absatz 1,311 Absatz 1 BGB<br />
b) bei anfänglicher oder nachträglicher Unmöglichkeit § 311 a Absatz 2/§ 280 Absatz 1,<br />
der Leistung:<br />
Absatz 3,283 BGB<br />
c) bei Verzug oder Nichtleistung trotz Fristsetzung : § 280, 281,286 BGB<br />
d) bei mangelhafter Leistung nach erfolgloser Fristsetzung::<br />
(Schadensersatz als Folge von Gewährleistungsansprüchen)<br />
- über einen Kaufvertrag: § 437 Nr. 3 in, 440,280, 281,283,<br />
286,311 a BGB<br />
- beim Mietvertrag: § 536 a Absatz 1 BGB<br />
- beim Werkvertrag: § 634 Nr. 4,636, 280,281, 283,286,<br />
311 a BGB<br />
- beim Reisevertrag: § 651 f BGB<br />
e) bei Verletzung sonstiger Pflichten (früher p.V.V. / c.i.c.)<br />
§ 280 I, III, 282 SEA an Stelle des<br />
Erfüllungsanspruchs<br />
§ 280 I BGB SEA in sonstigen Fällen (auch bei<br />
Verletzung von vertraglichen<br />
Nebenpflichten (früher pVV)<br />
f) bei Rücktritt § 346 IV, 280 ff, 325 BGB<br />
g) bei aufschiebender Bedingung § 160 BGB<br />
h) bei Auftrag § 670 BGB analog<br />
i) aus vertragsähnlichen Verhältnissen<br />
- Anfechtung oder Scheingeschäft § 122<br />
- Vertreter ohne Vertretungsmacht § 179<br />
- culpa in contrahendo ( c.i.c.) § 280 I, 311 II, 241 II<br />
j) bei GoA<br />
-33-
- <strong>Seite</strong> 34 -<br />
Anspruch des Geschäftsherrn gegen Geschäftsführer<br />
§ 678, 687 II<br />
bei unberechtigter<br />
bei berechtigter GoA § 280<br />
Anspr. des Geschäftsführers gegen Geschäftsherrn bei<br />
berechtigter GoA<br />
§ 683,670 analog<br />
k) Aus Eigentümer - Besitzer- Verhältnis<br />
gegenüber bösgläubigen oder verklagten Besitzer:<br />
gegen deliktischen Besitzer:<br />
gegen gutgläubigen Fremdbesitzer:<br />
§§ 989,990 BGB<br />
§ 992 i. v. m .. § 823 BGB<br />
§ 991 Absatz 2,989 BGB<br />
l) bei Verletzung von Pfandrechten: §1227, 1257 i. v. m .. 989, 990,<br />
992 BGB<br />
m) aus unerlaubter Handlung § 823 I<br />
§ 823 II i. v. m .. Schutzgesetz<br />
§ 826<br />
vgl. auch § 832 ff<br />
§ 839 i. v. m .. Art 34 GG<br />
(Amtshaftungsanspruch)<br />
(Anspruch gegen den Geschäftsherrn bei Delikt durch § 831<br />
Verrichtungsgehilfen. !!!<br />
differenziere zum Erfüllungsgehilfen: § 278 BGB<br />
n) aus Gefährdungshaftung (= verschuldensunabhängig)<br />
- PKW Halter , PKW Fahrer §§ 7, 18 StVG , beachte § 17 StVG<br />
o) i. v. m .. § 812 §§ 818 IV, 819, 820 i. v. m ..<br />
§ 292, 989 ff<br />
p) i. v. m .. Notstand / Notwehr §§ 224 S.2, 904 S.2<br />
4.) Aufwendungs-/Verwendungsersatz- Ansprüche (und Anspruch auf Befreiung von<br />
Verbindlichkeiten § 257 BGB)<br />
-34-
- <strong>Seite</strong> 35 -<br />
In Verbindung mit / bei...<br />
Leistungsstörungen: §284,311 a Absatz 2 (257 BGB)<br />
bei Annahmeverzug des Gläubigers: §304 BGB (§257 BGB)<br />
des Mieters: §536 a Absatz 2 (§257 BGB)<br />
bei Mängelbeseitigung: §634 Nr. 2,637 Absatz 3 (§257 BGB)<br />
bei Auftrag und entgeltlicher Geschäftsbesorgung: §670 BGB, §675 Absatz 1 BGB (§257 BGB)<br />
bei Geschäftsführung ohne Auftrag: §683,670 BGB (§257 BGB)<br />
bei Verwahrung: §693 BGB (§257 BGB)<br />
des Finders: §970 BGB<br />
bei Rücktritt: §347 Absatz 2 BGB<br />
des Mieters: §539 Absatz 1 BGB<br />
des unrechtmäßigen Besitzers: §994 ff BGB<br />
des Pfand Gläubigers auf das Pfand: §1216, 1257 BGB<br />
5.) Gewährleistungsansprüche:<br />
Kaufvertrag: §437 ff BGB<br />
Miet- und Pachtvertrag: §535, 536,536 a, 543,581 BGB<br />
Werkvertrag: §634 BGB<br />
6.) Ansprüche auf Rückabwicklung bei Widerruf<br />
Verbraucherdarlehen: §495,355, 357,346 ff BGB (§356 BGB)<br />
Haustürgeschäfte: §312,355, 357,346 ff BGB (§356 BGB)<br />
Fernabsatzgeschäft: §312 a, 355, 357,346 ff BGB (§356 BGB)<br />
7.) Ansprüche bei Rückabwicklung nach Rücktritt vom Vertrag:<br />
§346 ff BGB (auch Schadensersatz gemäß §346 Absatz 4 in Verbindung mit §280 ff BGB<br />
8.) Anspruch auf Rückabwicklung bei Unmöglichkeit der Leistung:<br />
§326 Absatz 4 BGB in Verbindung mit 346 ff BGB<br />
-35-
- <strong>Seite</strong> 36 -<br />
9.) Anspruch auf Herausgabe von Nutzungen (Definition in §100 BGB)<br />
bei Rücktritt: §346 Absatz 1 BGB<br />
bei Eigentümer-Besitzer-Verhältnis: §987,988, 990 Absatz 1,991 Absatz 1,993 BGB (§997 ff<br />
BGB genau lesen)<br />
als Teil des Bereicherungsanspruch: §812 ff BGB, §818 Absatz 1 BGB<br />
10.) Anspruch auf Wertersatz:<br />
bei Rücktritt: §346, 347 Absatz 1 BGB<br />
bei unberechtigter Geschäftsführung ohne Auftrag: §684 BGB in Verbindung mit §818 BGB<br />
bei angemaßter Eigengeschäftsführung: §687,684 in Verbindung mit §818 BGB<br />
bei Verbindung/Vermischung/Verarbeitung (hat Eigentumsverlust <strong>zur</strong> Folge) §951,812,<br />
818 BGB<br />
im Bereicherungsrecht: §812 ff BGB<br />
11.) Rückgriffsansprüche (Ausgleich in der Regel zwischen mehreren Schuldnern)<br />
Gesamtschuldner: §426 BGB<br />
Bürge: §774 BGB<br />
Eigentümer gegenüber dem Schuldner bei Zahlung auf die Hypothek: §1143 BGB<br />
mehrere Schuldner aus §823 ff untereinander: §840 BGB<br />
12.) Beseitigungs- und Unterlassungsansprüche<br />
aus Vertrag<br />
aus Namensrecht: §12 BGB (gilt auch für Domänen)<br />
aus Eigentum: §1004 ff BGB<br />
aus anderen absoluten <strong>Recht</strong>en (vgl. §823 Absatz 1 BGB) : §1004 BGB analog<br />
aus Pfandrecht an Sachen: §1227, 1257 in Verbindung mit §1004 BGB<br />
aus Grundpfandrecht: §1134,1192 BGB<br />
aus Besitz: §862, 858,867 BGB<br />
aus Grundsätzen des unlauteren Wettbewerbs: bei unzulässigen AGB (§305 ff BGB) oder<br />
Verstößen gegen Verbraucherschutzvorschriften: §1 ff UKlaG<br />
vgl. auch Grundbuchberichtigung zu Anspruch (§994,899 BGB) und Anspruch auf Beseitigung<br />
einer Vormerkung (§886 BGB)<br />
-36-
- <strong>Seite</strong> 37 -<br />
Anspruch auf Duldung der Zwangsvollstreckung<br />
aus Hypothek oder Grundschuld: §1147,1192 BGB<br />
Anspruch auf Auskunft und/oder Rechnungslegung:<br />
§402,666, 657,681,687 BGB, §242 BGB (zum Inhalt / Umfang des Anspruchs: vgl. §§ 259 ff<br />
BGB)<br />
In der Klausur<br />
Obersatz = Hypothese (5 W´s)<br />
- wer: A<br />
- von wem: könnte, gegen B<br />
einen Anspruch …. (genau was)<br />
aus §§ …. (genau woraus)<br />
haben.<br />
A) AG (Anspruchsgrundlage) § 631 I BGB (vertragstypische Pflichten beim Werkvertrag)<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Vor Angebot = WE (Willenserklärung) = Abschluss Vertrag, die alle notwendigen vorhandenen<br />
Bestandteile (in diesem Falle das „Werk“) enthält (§150 II BGB)<br />
Subsumtion:<br />
= ist das laut Sachverhalt so?<br />
Laut Sachverhalt hat A den Maler Klecks beauftragt die Decke zu streichen.<br />
Sie haben sich auf ein Werk (= Werkvertrag), Decke streichen und den Lohn dafür<br />
(300,- €) geeinigt.<br />
Zwischen Ergebnis:<br />
Werkvertrag = Decke für 300,- € streichen<br />
II. Anspruch nicht untergegangen?<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
(Einrede / Einwendung)<br />
§ 362 BGB (Erfüllung?)<br />
§ 387 BGB (Aufrechnung?)<br />
§ 398 BGB (Abtretung?)<br />
§ 214 BGB (Wirkung der Verjährung)<br />
§ 273 BGB (Zurückbehaltung)<br />
§ 320 BGB (Einrede des nicht erfüllten Vertrages)<br />
§ 348 BGB (Erfüllung Zug um Zug)<br />
- eventuelle Einrede § 273 BGB Vorraussetzung: Erklärung der Einrede<br />
-37-
- <strong>Seite</strong> 38 -<br />
I. Anspruch entstanden? § 280 BGB (Schadenersatz)<br />
§ 241 II BGB (Pflichten aus d. Schuldverhältnis)<br />
(Nebenpflichten beachten, hier Möbel abdecken)<br />
§ 348 BGB (Erfüllung Zug um Zug)<br />
Subsumtion: Maler Klecks hat die Möbel nicht abgedeckt!<br />
Nebenpflicht verletzt / Zustand wiederherstellen<br />
Gegenanspruch von A gegen Klecks ist in Höhe von 400,- € entstanden!<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Nein da Geld noch nicht bezahlt wurde<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
Könnte nicht durchsetzbar sein, da A gegen Klecks einen<br />
Gegenanspruch von 400,- € hat.<br />
A muss Einrede geltend machen A sagt: Ich zahle erst dann, wenn mein Sofa wieder<br />
in Ordnung ist.<br />
Ergebnissatz:<br />
1. Klecks hat keinen durchsetzbaren Anspruch gegen A (wegen der<br />
erhobenen Einrede) auf die Zahlung von 300,- €.<br />
oder:<br />
2. Klecks hat einen Anspruch auf die Zahlung von 300,- € gegen A,<br />
da A keine Einrede geltend gemacht hat.<br />
Fall: Der entwendete und verkaufte PKW:<br />
A leiht B sein Auto für eine Spritztour mit seiner Freundin F in den Spreewald. A lässt den<br />
Wagen unabgeschlossen an der Lichtung stehen und begibt sich mit F auf die nahe gelegene<br />
Lichtung.<br />
Pilzsucher P beobachtet zunächst das Pärchen und entdeckt dann den PKW. Er kann nicht<br />
widerstehen und fährt mit dem Wagen davon. Zuhause angekommen, verkauft er den PKW<br />
seinem nichts ahnenden Nachbarn N für 1000,- €. Der Wagen war tatsächlich 1500,- € wert.<br />
A will von N den Wagen <strong>zur</strong>ück haben. Zu <strong>Recht</strong>?<br />
Skizze:<br />
Leihe<br />
A ------- B<br />
B / F<br />
Auto<br />
Parken<br />
Auto<br />
Pilzsucher § 433 BGB<br />
(1500, - €) P<br />
P N<br />
1000, - €<br />
-38-
- <strong>Seite</strong> 39 -<br />
wer: A<br />
will: Herausgabe<br />
was: PKW<br />
von wem: N<br />
woraus: Vertrag ( - )<br />
A) Sachenrecht § 985 BGB<br />
B) ungerechtfertigte Bereicherung § 812 BGB<br />
C) unerlaubt Handlung § 823 BGB<br />
Hypothese: A könnte gegen N einen Anspruch auf Herausgabe des PKW aus § 985 BGB haben.<br />
A)<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Anspruchsteller A = Eigentümer<br />
Anspruchsgegner N = Besitzer<br />
Besitzer gegen Eigentümer kein <strong>Recht</strong> zum Besitz<br />
Eigentümer ? Chronologische Prüfung!!!<br />
A leiht B nur das Auto = A weiterhin Eigentümer<br />
B parken im Wald = A weiterhin Eigentümer<br />
P schnappt sich Auto = A weiterhin Eigentümer<br />
P verkauft Auto an N = nach § 929 BGB dingliche Einigung<br />
A N ( - )<br />
P N ( + ) durch Verkauf /<br />
Schuldrechtliche Einigung<br />
konkludent<br />
Übergabe:<br />
P N ( + )<br />
Berechtigung des Verkäufers<br />
P ist nicht berechtigt<br />
II.<br />
Anspruch untergegangen?<br />
§ 932 II BGB => guter Glaube ( - ); da grob fahrlässig<br />
§ 935 BGB => N hat kein Eigentum erworben = A weiterhin Eigentümer<br />
N ist Besitzer<br />
kein Vertragsverhältnis zwischen A – N<br />
Anspruch A gegen N ist berechtigt (nach § 935 BGB) auf Herausgabe des PKW<br />
III.<br />
Anspruch durchsetzbar?<br />
A hat einen Anspruch auf Herausgabe des PKW nach § 985 BGB.<br />
-39-
- <strong>Seite</strong> 40 -<br />
B)<br />
Skizze:<br />
A B P<br />
nur hier besteht ein Anspruch<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
(AG § 812;I;1 BGB)<br />
Leistungskondiktion<br />
Eingriffskondiktion<br />
N<br />
- etwas erlangt durch Leistung ohne <strong>Recht</strong>sgrund (des Anspruchsstellers)<br />
N Besitz am Auto durch Leistung A ( - )<br />
P ( + )<br />
1. Alternative = eine Leistung von A liegt nicht vor<br />
A hat keinen Anspruch gegen N aus § 812; I; 1 BGB auf Herausgabe des PKW.<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
4. Schuldrecht<br />
4.1 Die Lehre vom <strong>Recht</strong>sgeschäft ' Was ist ein <strong>Recht</strong>sgeschäft ? Definition ?<br />
Definition <strong>Recht</strong>sgeschäft:<br />
Tatbestand, der aus mindestens einer Willenserklärung sowie oft aus weiteren Elementen besteht<br />
und an den die <strong>Recht</strong>sordnung den Eintritt des gewollten rechtlichen Erfolges knüpft.<br />
Tipp: Überschrift vor § 104 (<strong>Recht</strong>sgeschäfte / Geschäftsfähigkeit) BGB lesen und prüfen, für<br />
welche Regelung die §§ 104 ff gelten<br />
Abschnitt 3 <strong>Recht</strong>sgeschäfte:<br />
Titel 1 Geschäftsfähigkeit<br />
Titel 2 Willenserklärung (§ 116 ff)<br />
Titel 3 Vertrag (§ 145 ff)<br />
-40-
- <strong>Seite</strong> 41 -<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäfte<br />
schuldrechtliche Kauf, Schenkung, Miete Arbeitsverträge, Gesellschaftsverträge ,<br />
Bankgeschäfte<br />
sachenrechtliche Übereignung beweglichen u. unbeweglichen Sachen, Einräumung<br />
von Sicherungs- u. Nutzungsrechten an Sachen und <strong>Recht</strong>en<br />
familienrechtliche Verlobung, Eheschließung, Eheverträge über den Güterstand<br />
erbrechtliche<br />
Testament , Erbvertrag<br />
einseitige <strong>Recht</strong>sgeschäfte<br />
mehrseitige <strong>Recht</strong>sgeschäfte<br />
bereits eine Willenserklärung<br />
(nur) einer Person führt<br />
rechtlichen Erfolg herbei<br />
<strong>Recht</strong>serfolg erfordert<br />
Willenserklärungen mehrerer<br />
Personen<br />
Bsp. Gestaltungsrechte<br />
(Kündigung, Anfechtung),<br />
Testamentserrichtung ,<br />
Auslobung<br />
(Bsp. Wellensittich entflogen, für<br />
Wiederbeschaffung 100,- €)<br />
Bsp. Verträge<br />
Vertrag :<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäft, bestehend aus übereinstimmenden wechselseitigen Willenserklärungen zweier<br />
(oder mehrerer) Personen. Der Vertrag verkörpert die erklärte Willensübereinstimmung über die<br />
Herbeiführung eines bestimmten rechtlichen Erfolges<br />
Abtretung: G S<br />
§ 398 Abtretung<br />
B<br />
- ist immer ein Gläubigerwechsel<br />
Schuldübernahme:<br />
S<br />
G<br />
B<br />
§ 414 G B G und B haben sich geeinigt<br />
S hat keinen rechtlichen Nachteil und braucht deshalb nicht gefragt werden<br />
§ 415 S B<br />
Einigung S und B hängt von der Genehmigung des Gläubigers ab.<br />
Drei Erben (Erbengemeinschaft) haben Eigentum an einem Haus.<br />
Für den Verkauf müssen alle drei eine gleichgerichtete, Inhaltsgleiche Willenserklärung<br />
Abgeben (= Gesamthandsgemeinschaft)<br />
- Der Erbteil kann abgetreten werden<br />
-41-
- <strong>Seite</strong> 42 -<br />
aber: möglich, dass auf beiden <strong>Seite</strong>n wiederum mehrere Personen stehen<br />
Gesamtakte:<br />
gleichgerichtete Willenserklärungen werden von mehreren Personen abgegeben, kein<br />
wechselseitiger Austausch, verlaufen parallel auf dasselbe Ziel gerichtet Bsp. Beschlüsse der<br />
Mitglieder einer Gesellschafterversammlung, Erbvertrag, Schuldübernahme<br />
(Beispiel: Vereinsgründung)<br />
Probleme zum Angebot<br />
- 1 - Bindungswirkung (lesen: § 145 BGB / § 280 ff BGB) Klauseln, die Bindungswirkung<br />
ausschließen<br />
- 2 - Angebot = empfangsbedürftige Willenserklärung , => Zugang<br />
- 3 - Aufforderung <strong>zur</strong> Abgabe eines Angebotes offerte ad incertas personas Invitatio ad<br />
offerendum<br />
- 4 - Verträge mit dem, den es angeht<br />
- 5 - Erlöschen des Angebotes<br />
Ablehnung Fristablauf<br />
Angebot unter Anwesenden<br />
§ 146 entweder ausdrückliche Frist ( §<br />
148) sonst kann nur sofort<br />
angenommen werden (§ 147 I)<br />
Angebot unter Abwesenden<br />
entweder ausdrückliche Frist ( § 148)<br />
sonst kann in regelmäßig zu<br />
erwartendem Zeitraum angenommen<br />
werden (§ 147 II)<br />
Probleme <strong>zur</strong> Annahme:<br />
-1- Grundsätzlich nur reines „ja“ vgl. § 150 II BGB<br />
-2- Annahme = empfangsbedürftige WE Ausnahmen vom Zugang der Annahmeerklärung<br />
-3- Schweigen auf Angebot<br />
-42-
- <strong>Seite</strong> 43 -<br />
!!! Abstraktionsprinzip !!!<br />
abstraktes <strong>Recht</strong>sgeschäft bleibt gültig, auch wenn kausale <strong>Recht</strong>sgeschäfte Mängel aufweisen<br />
Verpflichtungsgeschäft<br />
Verfügungsgeschäft<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäft, durch das die<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäft, durch das ein recht<br />
Verpflichtung zu einer Leistung begründet unmittelbar übertragen, belastet, geändert oder<br />
aufgehoben wird<br />
Bsp. Kaufvertrag<br />
Bsp. Eigentumsübertragung, durch diese wird<br />
die kaufrechtliche Verpflichtung <strong>zur</strong><br />
Übertragung des Eigentums erfüllt § 929 BGB<br />
Einigung des Käufers und Verkäufers über die<br />
Eigentumsübertragung und Übergabe der<br />
Sache<br />
Schuldrecht i. d. R. Sachenrecht vgl. aber auch § 398, §<br />
387<br />
Kausale <strong>Recht</strong>sgeschäfte<br />
sind solche, bei denen der <strong>Recht</strong>sgrund der<br />
Vermögensverschiebung den Inhalt des<br />
Geschäftes bildet<br />
Kauf, Schenkung, Miete, Pacht...<br />
Abstrakte Geschäfte<br />
sind solche Geschäfte, die vom <strong>Recht</strong>sgrund<br />
der Zuwendung losgelöst und in ihrer<br />
Wirkung nicht vom rechtlichen Fortbestand<br />
des Kausalgeschäftes abhängig sind<br />
Erfüllung der Verpflichtung <strong>zur</strong> Übereignung<br />
der gekauften Sache erfolgt nach Vorschriften<br />
des Sachenrechts durch Einigung und<br />
Übergabe, dabei ist unrelevant aus welchem<br />
Grund die Übereignung erfolgt ( Kauf oder<br />
Schenkung )<br />
M 17 Jahre – Eigentümer von 1000,- € (ist kein Taschengeld)<br />
M unterschreibt bei V einen Kaufvertrag (KV) für eine BMW 80/GS für 1000,- €<br />
Wer ist Eigentümer vom Motorrad?<br />
AG § 929 BGB (bei Grundstücken § 873, § 925 BGB)<br />
- dingliche Einigung (+) nach § 107 BGB (rechtlich Vorteilhaft für M)<br />
- Übergabe (+)<br />
- Berechtigung (+)<br />
Zwischen Ergebnis: M ist Eigentümer vom Motorrad.<br />
Wer ist Eigentümer des Geldes?<br />
AG § 929 BGB<br />
- dingliche Einigung (-) nach §107 BGB (wäre rechtlicher Nachteil für M)<br />
- Berechtigung (-) nach § 110 BGB (ist kein Taschengeld von M)<br />
Bei § 107 BGB gibt es eine Ausnahme = Mietshaus – Eigentum<br />
(nicht nur rechtlicher Vorteil, da durch Mietshaus, gleichzeitig Verpflichtungen<br />
dem Mieter gegenüber bestehen)<br />
-43-
- <strong>Seite</strong> 44 -<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
4.2 Wesen und Besonderheiten einzelner Vertragstypen<br />
vgl. Übersicht : • 3-3_US_3_wichtigste_Anspruchsgrundlagen.html<br />
Beispielsfälle <strong>zur</strong> Abgrenzung Dienstvertrag / Werkvertrag Kauf / Miete / Leasing<br />
• <strong>Vorlesung</strong><br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
4.3 <strong>Recht</strong>sfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Deliktfähigkeit<br />
Definitionen und Darstellung des Aufbaus:<br />
<strong>Recht</strong>sfähigkeit: § 1 „ganz vorne“ =>gilt also<br />
für alle folgenden<br />
Regelungen ; Schuldrecht,<br />
Sachenrecht, Erbrecht etc.<br />
Def. nicht ausdr. im Gesetz § 1<br />
regelt nur Zeitpunkt. Def.:<br />
<strong>Recht</strong>sfähigkeit = Fähigkeit, Träger<br />
von <strong>Recht</strong>en und Pflichten zu sein.<br />
Geschäftsfähigkeit § 104<br />
ff<br />
Beginn Abschnitt<br />
„<strong>Recht</strong>sgeschäfte“<br />
Def.: Geschäftsfähigkeit =<br />
Fähigkeit, <strong>Recht</strong>sgeschäfte (z.B.<br />
WE) wirksam vorzunehmen.<br />
Herleitung: Umkehrschluss aus §<br />
105<br />
Deliktfähigkeit § 827 im Deliktsrecht Def: Deliktfähigkeit = Fähigkeit,<br />
zum Schadensersatz verpflichtende<br />
unerlaubte Handlung (§ 823 ff<br />
BGB) vorzunehmen. Herleitung:<br />
Umkehrschluss aus § 827, 828 BGB<br />
differenziere -deliktsunfähig (§ 827, 828 BGB) = krankhafte Störung und unter 7 Jahre -<br />
beschränkt deliktsfähig (§ 828 II BGB) = 7-18 jährige und Taubstumme<br />
-Beispielsfälle zum Minderjährigenrecht. (=> <strong>Vorlesung</strong> aktuelle Kurzfälle)<br />
-Beispielsfall <strong>zur</strong> unerkannten Geschäftsunfähigkeit und daraus resultierender <strong>Recht</strong>slage :<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
4.3.1 Minderjährigenschutz § 104 ff BGB<br />
A) Minderjährigenschutz durch Schutz vor schuldrechtlicher Verpflichtung<br />
Geschäftsunfähigkeit : § 104, 105 BGB:=> WE nichtig<br />
wie können dann 4 jährige Verträge abschließen, Eigentum erwerben etc.?<br />
Er kann vertreten werden. Die WE des erwachsenen Vertreters ist wirksam und wirkt<br />
auch für und gegen den nicht geschäftsfähigen Vertretenen<br />
beschränkte Geschäftsfähigkeit : § 106 I BGB für WE des beschränkt Geschäftsfähigen<br />
§ 131 BGB für WE gegenüber beschränkt Geschäftsfähigen<br />
(Systematik, ok. da § 130 Wirksamwerden der WE durch Zugang regelt)<br />
-44-
- <strong>Seite</strong> 45 -<br />
Fallgruppen <strong>zur</strong> beschränkten Geschäftsfähigkeit:<br />
* lediglich rechtlich vorteilhaftes <strong>Recht</strong>sgeschäft :<br />
§ 107 BGB: keine Einwilligung des ges. Vertreters erforderlich => WE wirksam<br />
* nicht lediglich rechtlich vorteilhaft mit Einwilligung ( vorher erklärt) des ges., Vertreters § 107, 111 ,<br />
182<br />
Problem: Einwilligender muss auch gesetzlicher Vertreter sein für diesen konkreten Fall, d.h.<br />
gesetzliche Vertretung darf nicht beschränkt sein.<br />
=> §§ <strong>zur</strong> gesetzlichen Vertretungsmacht lesen:<br />
§ 1626 BGB elterliches Sorgerecht<br />
§ 1626 a BGB<br />
§ 1629 BGB Grundsätzlich.: auch Vertretung des Kindes<br />
§ 1643 BGB Genehmigungspflichtige <strong>Recht</strong>sgeschäfte selbst bei Vertretung durch die Eltern: in<br />
den Fällen des § 1821 und 1822 Nr., 1.3.5.8.-11<br />
§ 1773 BGB Vormundschaft<br />
§ 1795 BGB Ausschluss der Vertretungsmacht des Vormundes in den Fällen: (lesen!)<br />
§ 1821 BGB Genehmigung (Des Vormundschaftsgerichts) für Grundstücksgeschäfte<br />
§ 1822 BGB Genehmigung (Des Vormundschaftsgerichts) sonstige Geschäfte<br />
§ 1896 BGB Betreuung<br />
§ 1909 BGB Pflegschaft<br />
Keine Vollmacht bei sog. Insichgeschäften § 181 (§ 1629 II, 1795 II BGB)<br />
Ausnahme: Selbstkontrahieren ist gesetzlich gestattet<br />
ausschließlich <strong>zur</strong> Erfüllung von Verbindlichkeiten<br />
wenn lediglich rechtlich vorteilhaft (§ 107 BGB analog)<br />
(Bei Vertretung Erwachsener kann § 181 auch durch <strong>Recht</strong>sgeschäft ab -bedungen, also<br />
Selbstkontrahieren erlaubt werden)<br />
Einwilligung (§ 107, 111 BGB) (kann auch beschränkt werden)<br />
RF: WE von Anfang an wirksam<br />
* nicht lediglich rechtlich vorteilhaft ohne Einwilligung des ges., Vertreters<br />
RF: Grundsätzlich: § 108 I BGB: WE ist schwebend unwirksam<br />
Ausnahme: § 110, 112, 113<br />
und wird unwirksam bei:<br />
Verweigerung der Genehmigung oder<br />
Fristablauf nach Aufforderung <strong>zur</strong> Erklärung über Genehmigung (§ 108 II BGB)<br />
oder wird rückwirkend wirksam, wenn<br />
Genehmigung erklärt wird (§ 108, 182 ff BGB)<br />
im Zeitpunkt, als WE noch schwebend unwirksam (und nicht schon ganz unwirksam) war<br />
B) Minderjährigenschutz durch beschränkte Haftung Minderjähriger<br />
812, 818 III, 819 I, 818 IV 292, 990, 989<br />
-45-
- <strong>Seite</strong> 46 -<br />
<strong>Recht</strong>sfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Deliktsfähigkeit<br />
hier: Minderjährige / Geisteskranke<br />
§§ 104 ff lesen<br />
Minderjährige und Geisteskranke sind die „heiligen Kühe“ des BGB = werden durch<br />
die §§ 104 ff BGB besonders geschützt.<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
4.3.2 Arbeitsblatt Minderjährigenschutz (Lösungen)-Folie<br />
Vergleiche:<br />
3.1 Prüfungsschema (Grundlagen)<br />
3.2 Arbeitsweise bei der Lösung juristischer Fälle<br />
3.3 wichtigste Anspruchsgrundlagen<br />
4.3.1 Minderjährigenschutz (§§ 104 ff BGB)<br />
Fall 1)<br />
A ist 6 Jahre alt. Er bestellt bei Quelle ein Fahrrad für 200,- €. Das Fahrrad wird geliefert.<br />
Die Eltern beglückwünschen A zu seiner guten Wahl.<br />
Als die Rechnung kommt, will keiner bezahlen.<br />
Welche Ansprüche hat Q?<br />
Hat Quelle einen Anspruch?<br />
Wer Quelle<br />
Will was 200 € (Rad)<br />
Von wem A (Eltern)<br />
Woraus § 433 II BGB; § 812 BGB; § 985 BGB<br />
Anspruchsgrundlage: § 433 II BGB; Quelle könnte aus § 433 II BGB einen Anspruch haben.<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Für ein Angebot brauche ich eine Annahme (ein ja)<br />
Anspruch könnte aus § 433 BGB entstanden sein, wenn die notwendigen Bestandteile eines<br />
Kaufvertrages gegeben sind (Kaufpreis, Kaufsache).<br />
§ 433 II BGB (-) Anspruch ist nicht entstanden<br />
§ 985 BGB (-) Eigentum Vorraussetzung: - Eigentümer<br />
(da A kein Eigentum erwerben kann)<br />
(+) Besitz - Besitz<br />
(-) kein <strong>Recht</strong> - kein <strong>Recht</strong> zum<br />
Besitz<br />
(A)§ 433 II BGB<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Kaufvertrag<br />
Angebot (alle notwendigen Bestandteile)<br />
Wirksam nach §104 1. BGB und § 105 BGB<br />
Annahme<br />
keine wirksame Willenserklärung<br />
Subsumtion<br />
bestellt = Angebot (+)<br />
geliefert = konkludente Annahme<br />
-46-
- <strong>Seite</strong> 47 -<br />
keine Einigung<br />
kein Kaufvertrag nach § 433 BGB (-)<br />
(da kein Kaufvertrag besteht auch kein Anspruch)<br />
§812 BGB<br />
Definition einer Leistung:<br />
„Ist die bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens“.<br />
Kaufvertrag Kaufvertrag<br />
A B C<br />
Leistung Leistung<br />
Leistung<br />
Leistung<br />
Kaufvertrag<br />
D<br />
(D ist in diesem Falle eine „Geheißperson“)<br />
- es wird immer eine Leistung benötigt um den Vertrag zu erfüllen<br />
A<br />
Kaufvertrag<br />
B (Heinz Müller)<br />
Irrtümliche Lieferung<br />
(Verwechslung des Namens)<br />
C (Heinz Möller)<br />
- hier liegt keine Leistung vor Weg ist frei für<br />
§ 812 BGB in anderer Weise<br />
Lösung Fall 1)<br />
! Zeichnung:<br />
Q -----(§ 433 II BGB) ------- A ?<br />
Q -----(§ 433 II BGB) ------- Eltern ?<br />
! 5 W´s<br />
wer<br />
Q<br />
will was 200,-€<br />
von wem A (erst später E prüfen)<br />
woraus AG § 433 II BGB<br />
Brainstorming: welche AG gegen wen möglich ?<br />
§ 433 II gegen A<br />
§ 433 II gegen die Eltern<br />
§ 985 gegen A<br />
§ 985 gegen die Eltern ?<br />
§ 280 ff BGB (Schadensersatz wegen Nichterfüllung ?<br />
§ 812 BGB<br />
-47-
- <strong>Seite</strong> 48 -<br />
Obersatz:<br />
Q könnte gegen A einen Anspruch auf Zahlung von 200,- € aus § 433 II BGB haben.<br />
Prüfungsschema Ansprüche aus Vertrag :<br />
I) Anspruch entstanden<br />
II) nicht untergegangen<br />
III) durchsetzbar<br />
I) Anspruch entstanden<br />
Einigung über alle notw. Bestandteile des Vertrages<br />
Angebot (Wirksame WE? muss alle notw. Bestandteile enthalten)<br />
(z.B. § 433: Kaufsache, Kaufpreis)<br />
Annahme (Wirksame WE ; keine Änderung § 150 II BGB, evtl.<br />
Annahmefrist ? )<br />
Übereinstimmung der WE´s<br />
mögliche Probleme:<br />
Vertretung § 164 ff BGB ;<br />
Bote § 120 (Anfechtung der WE, die durch Boten transportiert)<br />
§ 130 (Zugang der WE , u.a. bei Boten<br />
Wirksamkeit der WE: (jeweils bei Angebot / Annahme prüfen)<br />
PK: z.B.: Anfechtung § 119, 123, 142 BGB<br />
Wirksamkeit der Einigung ? (erst im Anschluss an Einigung prüfen<br />
z.B.: Formbedürftigkeit ? z.B. § 311 b BGB bei<br />
Grundstückskaufvertrag;<br />
§ 766 BGB bei Bürgschaftserklärung<br />
II) Anspruch nicht untergegangen<br />
z.B. Durch Erfüllung gem. § 362 BGB , bei wirksamem Rücktritt gem. § 346 BGB<br />
III) Anspruch durchsetzbar<br />
Einreden / Einwendungen<br />
z.B. Verjährung § 222 BGB ; Zug um Zug Einrede § 273 / 320 BGB<br />
Anwendung auf den Fall:<br />
Hinweis: nur soweit prüfen, wie fürs Ergebnis erforderlich<br />
=> wenn Anspruch schon nicht entstanden, nicht mehr Untergangsgründe oder Einreden<br />
prüfen)<br />
A) (Obersatz:)<br />
Q könnte gegen A einen Anspruch auf Zahlung von 200,- € aus § 433 II BGB haben.<br />
Dann müsste der<br />
Anspruch aus § 433 II BGB entstanden,<br />
nicht untergegangen<br />
und durchsetzbar sein.<br />
-48-
- <strong>Seite</strong> 49 -<br />
I) Anspruch entstanden<br />
Voraussetzung für das Entstehen des Anspruchs aus § 433 II BGB ist,<br />
dass zwischen ___ und ___ ein wirksamer Vertrag über ____ zu Stande gekommen ist.<br />
Dazu ist eine Einigung über alle notw. Bestandteile des Vertrages erforderlich, d.h. ein<br />
Angebot und eine Annahme<br />
Ein Angebot muss alle wesentlichen Bestandteile des Vertrages enthalten, die<br />
Annahme kann nur in einem reinen „ja“ bestehen (§ 150 II BGB).<br />
Bei dem Kaufvertrag sind wesentliche Bestandteile Kaufsache und Kaufpreis.<br />
(keine weiteren Definitionen = keine weitere rechtliche Untergliederung<br />
=> jetzt muss die Subsumtion folgen)<br />
Nach dem Sachverhalt hat A bei Quelle ein Fahrrad für 200,- € bestellt. Das<br />
Fahrrad wurde geliefert.<br />
Mit der Bestellung hat der A eine WE über die Kaufsache (Fahrrad) und den<br />
Kaufpreis (200,-€) gegenüber Q abgegeben. Darin liegt das Angebot.<br />
Aus dem SV geht nicht hervor, ob Q ausdrücklich die Annahme erklärt hat.<br />
In der Bestellung bei einem Versandhaus liegt aber ein Angebot unter Verzicht auf<br />
die ausdrückliche Annahmeerklärung gegenüber dem Besteller (§ 151 S 1 BGB),<br />
so dass die Annahmeerklärung im Sinne eines reinen „Ja“ konkludent mit der<br />
Versendung des Rades an den A erklärt wurde. In diesem Ausnahmefall wird die<br />
WE gem. § 151 BGB nicht erst mit dem Zugang (§ 130), sondern schon mit<br />
Abgabe der WE wirksam.<br />
Mit Anlieferung des Rades ist dem A aber auch die konkludente<br />
Annahmeerklärung zugegangen.<br />
(Problem Minderjährigenrecht gesehen, also hier einleiten)<br />
Fraglich ist aber... ob die Erklärung des ___ jährigen A überhaupt wirksam<br />
geworden ist.<br />
Gem. §§ 104 Nr. 1, 105 I BGB ist die WE eines Minderjährigen, der noch nicht<br />
das 7. Lebensjahr vollendet hat, nichtig.<br />
Der A ist erst 6 Jahre alt.<br />
Erg.:<br />
Also ist die WE des A nichtig.<br />
Mangels wirksamer WE im Sinne eines Angebotes ist eine Einigung nicht zu<br />
Stande gekommen.<br />
Ein Kaufvertrag ist also nicht geschlossen.<br />
(Ergebnissatz als Gegenstück zum Obersatz)<br />
Folglich hat Q gegen A keinen Anspruch<br />
auf Zahlung von 200,- € aus § 433 II BGB.<br />
-49-
- <strong>Seite</strong> 50 -<br />
(!! Aufbau II) und III) sind logisch nicht mehr zu prüfen, wenn es zu I) keine<br />
Untergliederung mehr gibt, entfällt auch die Gliederung I)<br />
(Achtung! nicht aufhören, sondern weiterprüfen)<br />
B) Q A aus § 985 BGB auf Herausgabe des Fahrrades<br />
allgemeines Prüfungsschema :<br />
§ 985 BGB<br />
1) __ = Eigentümer<br />
2) __ = Besitzer<br />
3) kein <strong>Recht</strong> zum Besitz des __ gegenüber __<br />
=> Obersatz im Gutachten:<br />
Q könnte einen Anspruch gegen A aus § 985 BGB haben, wenn<br />
Q = Eigentümer ,<br />
A = Besitzer<br />
A kein <strong>Recht</strong> zum Besitz gegenüber Q hat.<br />
1) Q war Eigentümer.<br />
A könnte aber Eigentum erworben haben<br />
Eigentumserwerb an Sachen gem. § 929 ff BGB<br />
A kann Eigentümer geworden sein; Eigentumserwerb in § 929 ff BGB geregelt<br />
Vorauss. § 929 BGB<br />
a) Einigung über den Eigentumsübergang (dingliche Einigung ;<br />
diff. : nicht schuldrechtliche Einigung)<br />
b.) Übergabe (Aufgabe des Besitzes auf Veräußerer -<strong>Seite</strong> und Besitzerwerb auf<br />
Erwerber-<strong>Seite</strong><br />
zu a)<br />
WE des A? gem. § 104 Nr. 1 + 105 I nichtig<br />
(§ 104 ff gelten für alle <strong>Recht</strong>sgeschäfte)<br />
=> dingliche Einigung (-) => 929 BGB (-) => A ist kein Eigentümer geworden<br />
=> Q ist noch Eigentümer => Voraussetzung 1) (+)<br />
2) A= Besitzer<br />
(Besitzerwerb gem. § 854 BGB = ohne WE, => auch durch 6 jährigen mögl.)<br />
3) hat kein <strong>Recht</strong> zum Besitz => § 985 (+)<br />
§ 812 s. u.<br />
C) Q A auf Herausgabe des Fahrrades aus § 812 I 1 1. Alt BGB<br />
Voraussetzungen für § 812 I 1 1. Alt<br />
- etwas erlangt<br />
- durch Leistung (subsidiär: oder in sonstiger Weise )<br />
- ohne <strong>Recht</strong>sgrund<br />
-50-
- <strong>Seite</strong> 51 -<br />
Subsumtion<br />
„etwas“ ist hier nicht das Eigentum, sondern der Besitz am Fahrrad<br />
Fahrrad wurde an den A geliefert, also hat A die unmittelbare Sachherrschaft.<br />
durch Leistung (+). In der Versendung <strong>zur</strong> Erfüllung des vermeintlichen KV liegt eine<br />
bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens.<br />
ohne <strong>Recht</strong>sgrund (+) , das der einzig mögliche <strong>Recht</strong>sgrund, der KV, nicht wirksam<br />
geschlossen wurde.<br />
Erg.: Q A auf Herausgabe des Fahrrades aus § 812 I 1 1. Alt BGB (+)<br />
weitere AG aus dem Brainstorming prüfen, soweit diese einschlägig<br />
§ 433 II gegen A geprüft<br />
§ 433 II gegen die Eltern max. 1 Satz, dass Eltern keine WE abgegeben<br />
§ 985 gegen A geprüft<br />
§ 985 gegen die Eltern ? unsinnig, da Eltern auch keine dingl. WE<br />
§ 280 ff BGB ? unsinnig, da kein Vertrag geschlossen<br />
§ 812 BGB geprüft<br />
Ende Fall 1) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Fall 2)<br />
wie Fall 1, aber A ist 8 Jahre alt.<br />
Hat Quelle einen Anspruch?<br />
Wer Quelle<br />
Will was 200 € (Rad)<br />
Von wem A (Eltern)<br />
Woraus (A)§ 433 II BGB; (B)§ 812 BGB; (C)§ 985 BGB<br />
(A) § 433 II BGB<br />
Anspruchsgrundlage: § 433 II BGB; Quelle könnte aus § 433 II BGB einen Anspruch haben.<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Kaufvertrag<br />
Angebot über alle notwendigen Bestandteile<br />
Subsumtion<br />
Bestellung = Willenserklärung<br />
Kaufsache = Fahrrad<br />
Kaufpreis = 200 €<br />
Annahme<br />
Quelle schickt Rad = konkludente<br />
Willenserklärung = ja<br />
Für die Klausur bei Problemen folgendes im Satzbau verwenden: fraglich ist oder<br />
Problematisch ist!<br />
-51-
- <strong>Seite</strong> 52 -<br />
- ob die Willenserklärung wirksam ist - nach § 106 BGB beschränkt<br />
- nach § 107 BGB lediglich rechtlich Vorteilhaft (-)<br />
- nach § 108 BGB schwebend unwirksam (+)<br />
* die Genehmigung kann gegenüber dem Kind und Verkäufer (hier Quelle) abgegeben<br />
werden<br />
II: Anspruch untergegangen?<br />
Nein der Anspruch ist nicht untergegangen<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
Ja, Quelle hat gegen A einen Anspruch von 200 €.<br />
(B) § 812 BGB<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Quelle könnte gegen A einen Anspruch aus § 812 I,1 BGB auf Herausgabe des Rades haben.<br />
A etwas erlangt?<br />
Besitz am Rad<br />
Durch Leistung von Quelle?<br />
geschickt bewusst<br />
ohne <strong>Recht</strong>sgrund?<br />
Ja, da kein Kaufvertrag<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Nein<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
Ja, da der Anspruch auf Herausgabe nach § 812 BGB besteht.<br />
(C)§ 985 BGB<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Quelle = Eigentümer (+)<br />
A = Besitzer (+)<br />
Kein <strong>Recht</strong> zum Besitz (+)<br />
(historisch gesehen) Quelle = Eigentümer<br />
Quelle: A soll Eigentümer werden (+)<br />
Eigentum verloren dingliche Einigung<br />
A: A soll Eigentümer werden (-)<br />
(nach § 104 BGB und § 105 BGB)<br />
Übergabe (+)<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Nein, der Anspruch besteht<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
Quelle hat gegen A einen Anspruch auf Herausgabe des Rades durch § 985 BGB<br />
-52-
- <strong>Seite</strong> 53 -<br />
Lösung Fall 2)<br />
§ 433 II BGB => KV? = Einigung ?<br />
PK: WE des Minderjährigen wirksam ?<br />
------ § 104, insb. 106 ff BGB lesen<br />
8 jähriger = beschränkt geschäftsfähig gem. § 106 ff GB<br />
=><br />
- Einwilligung des gesetzl. Vertreters (vorher) erteilt => WE wirksam gem. § 108 I BGB<br />
- sonst<br />
=> WE hängt von der Genehmigung des gesetzl. Vertreters (nachher) ab § 108 I BGB<br />
= schwebend unwirksam<br />
PK: wem gegenüber kann die Genehmigung erklärt werden?<br />
§ 108 II => Genehmigung kann grds. dem Minderj. oder dem Dritten erklärt werden<br />
aber: fordert der andere den gesetzl. Vertr. <strong>zur</strong> Gen. auf, wird eine vorher dem<br />
Minderj. ggü. erklärte Genehmigung unwirksam (§ 108 II 1) und kann nur noch ggü.<br />
dem Dritten erklärt werden<br />
zum Fall:<br />
Eltern: „gute Wahl“ = Genehmigung (+) und WE war im Zeitpunkt der<br />
Genehmigung noch schwebend unwirksam, da Q noch nicht <strong>zur</strong> Erklärung<br />
aufgefordert hat.<br />
=> WE des A wirksam => KV (+) => Anspruch § 433 II BGB entstanden (+)<br />
Ende Fall 2) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Fall 3)<br />
Der 8 jährige A kauft ein Fahrrad für 200,- €.<br />
Seine Omas hatten ihm 200,- € geschenkt.<br />
Als A mit dem Rad nach Hause kommt, wollen die Eltern es dem Händler <strong>zur</strong>ückgeben.<br />
Selber Sachverhalt wie bei der 1. Abwandlung mit dem Unterschied das der Vertrag schwebend<br />
unwirksam ist bis <strong>zur</strong> Bezahlung des Rades durch A oder die Zustimmung der Eltern.<br />
Lösung Fall 3 )<br />
H A Anspruch auf Abnahme = Behalten des Fahrrades gem. § 433 BGB<br />
Einigung über Kaufsache und Kaufpreis ?<br />
WE des Minderjährigen A. wirksam ?<br />
§ 104 ff; grds. schwebend unwirksam gem. § 108 I BGB , aber hier § 110 BGB:<br />
-53-
- <strong>Seite</strong> 54 -<br />
vertragsmäßige Leistung (Zahlung von 200,- €) kann A mit Mitteln bewirken, die ihm von<br />
Dritten (den Omas) mit Zustimmung der ges. Vertreter <strong>zur</strong> freien Verfügung überlassen wurden.<br />
=> wirksamer Vertrag gem. § 110 BGB<br />
Ende Fall 3) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Fall 4)<br />
Der 16 j. A soll nach dem Willen seiner Eltern endlich Geld verdienen. Er unterzeichnet einen<br />
schriftlichen Lehrvertrag. Der Lehrherr sagt dem A nach 1 Jahr, er brauche nicht mehr kommen,<br />
da der Vertrag ohnehin unwirksam sei.<br />
Hat A Anspruch auf Fortführung der Lehre?<br />
Wer<br />
Will was<br />
Von wem<br />
Woraus<br />
A<br />
Ausbildung / Beschäftigung<br />
KFZ – Meister<br />
§ 611 BGB<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Vertrag<br />
Dienstvertrag,<br />
Angebot mit allen notwendigen Bestandteilen<br />
Annahme<br />
Subsumtion<br />
Vertrag wurde einvernehmlich geschlossen,<br />
also 2 inhaltlich gleichgerichtete<br />
Willenserklärungen<br />
Problematisch ist ob der Lehrvertrag rechtlich in Ordnung ist nach § 113 BGB<br />
Lehrvertrag (Dienstvertrag) ist wirksam Die Eltern sagten er soll Geld verdienen /<br />
Arbeiten gehen<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Nein, der Anspruch besteht auf Fortführung der Lehre.<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
Ja, A hat Anspruch auf Fortsetzung der Lehre, nach § 611 BGB.<br />
Lösung Fall 4)<br />
A könnte gegen den Lehrherren L einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung und Ausbildung<br />
haben aus § _____?? .<br />
-54-
- <strong>Seite</strong> 55 -<br />
Vorüberlegungen:<br />
Problem: Einordnung des Lehrvertrages / Ausbildungsvertrages<br />
Lösung: nach h.M. sind Ausbildungsverträge auch Dienstverträge i. S. v. § 611 BGB.<br />
Ergänzend gilt aber das BerBG, dessen Vorschriften zu Gunsten des Auszubildenden<br />
zwingend sind.<br />
(Vgl. ergänzend: Palandt BGB Kommentar, 64.Aufl., Einf. vor § 611 Rz. 57 mwN)<br />
Problem: Wirksamkeit der WE ? => §§ 104 ff, insb. § 113 BGB lesen<br />
Lösungsskizze:<br />
AG: § 611 BGB (Dienstvertrag)<br />
Voraussetzung:<br />
I) Anspruch entstanden<br />
II) Anspruch nicht untergegangen<br />
III) Anspruch durchsetzbar<br />
zu I)<br />
Anspruch entstanden, wenn Dienstvertrag wirksam abgeschlossen.<br />
Zweifel am Dienstvertrag, weil Lehrherr nicht nur Geld, sondern auch Tätigkeit (Ausbildung)<br />
schulden soll....<br />
Aber Grundzüge der Regelungen des Dienstvertrages sind auch beim Lehrvertrag eingehalten.<br />
Regelleistungen des Dienstvertrages sind lediglich durch besondere Vereinbarung (Ausbildung)<br />
ergänzt, d.h. Vertrag ist im Wesentlichen ein Dienstvertrag.<br />
Voraussetzung zum Abschluss Dienstvertrag = Einigung zum Dienstvertrag<br />
=> 2 WE erforderlich<br />
Subsumtion:<br />
lt. SV unterzeichneten A und L den Lehrvertrag. Darin liegen die beiden<br />
übereinstimmenden WE zum Abschluss des Lehrvertrages i. S. v.<br />
Angebot und Annahme.<br />
Fraglich ist aber,<br />
ob die WE des A wirksam ist. Bedenken bestehen, weil A erst ___ Jahre alt ist.<br />
Gem. §§ 113 I BGB gilt: ... Wenn Ermächtigung der Eltern zum Dienstverhältnis,<br />
dann ist Minderj. unbeschränkt geschäftsfähig in diesem Bereich.<br />
Subsumtion:<br />
lt. SV soll A nach dem Willen seiner Eltern endlich Geld verdienen.<br />
In der Aufforderung, endlich Geld zu verdienen, liegt die Ermächtigung<br />
der Eltern ggü. dem Minderjährigen i. S. v. § 113 BGB, in Dienst oder<br />
Arbeit zu treten<br />
=> WE des A wirksam (+)<br />
=> Einigung zum Dienstvertrag (+)<br />
=> Dienstvertrag geschlossen (+)<br />
=> Anspruch entstanden (+)<br />
-55-
- <strong>Seite</strong> 56 -<br />
II) Anspruch untergegangen?<br />
Anspruch könnte untergegangen sein, wenn in der Äußerung des L, A brauche nicht mehr zu<br />
kommen, eine wirksame Kündigung läge.<br />
(Aufbauschema bei Gestaltungsrechten)<br />
- _______ - Erklärung<br />
- _______ - Grund<br />
- _______ - Frist<br />
- evtl. weitere Voraussetzungen oder Ausschluss des Gestaltungsrechts<br />
In der Erklärung des L (s. o.) könnte eine Kündigungserklärung liegen.<br />
Zwar erklärt der L nicht ausdrücklich ...“Kündigung“ ..., aber gem. §§ 133, 157 BGB sind<br />
Erklärungen .... auszulegen. ... verständiger Empfänger würde...<br />
entweder als Erklärung verstehen, dass das Dienstverhältnis nie bestand (dann keine Kündigung)<br />
oder als Erklärung, dass das Dienstverhältnis jedenfalls nicht fortgeführt wird ( dann Kündigung)<br />
Hier ist die Erklärung aus folgenden Gründen als... auszulegen. ....<br />
(Wenn Sie eine Kündigungserklärung annehmen, dann müssen sie weiterprüfen: )<br />
Die Kündigung wäre aber nur wirksam, wenn ein Kündigungsgrund vorliegt.<br />
- ordentliche Kündigung ? (-) hier kein Kündigungsgrund vereinbart<br />
- außerordentliche Kündigung ? (-) weil kein Grund i. S. v. §§ _____ ersichtlich.<br />
=> Kündigungsgrund (-)<br />
=> Kündigung hat das Vertragsverhältnis nicht beendet<br />
=> Anspruch ist nicht untergegangen<br />
III) Anspruch durchsetzbar<br />
Keine Einreden erhoben und keine Einwendungen ersichtlich.<br />
Ergebnis (Gegenstück zum Obersatz)<br />
A hat gegen den Lehrherren L einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung und Ausbildung aus §<br />
611 BGB<br />
Ende Fall 4) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Fall 5)<br />
15 j. A kauft von seiner Oma ein Haus im Wert von 100.000,- € zum Preis von 1,- €.<br />
Eltern sind damit nicht einverstanden.<br />
Ist der Kaufvertrag wirksam?<br />
Nein, da der Vertrag nicht nur rechtlich Vorteilhaft ist, sondern eine Verpflichtung<br />
(Kaufpreis = rechtlicher Nachteil) enthält nach § 107 BGB!<br />
Fall das geschreinerte Bett in der Landesklinik § 107 BGB<br />
PK: „lediglich rechtlich vorteilhaft“ stellt auf rechtlichen Vorteil / Nachteil ab<br />
=> sobald eine schuldrechtliche Pflicht entsteht, liegt ein rechtlicher Nachteil vor.<br />
Der wirtschaftliche Vorteil / Nachteil ist unerheblich.<br />
-56-
- <strong>Seite</strong> 57 -<br />
PK: Mietshaus:<br />
Vertrag über Kauf eines Grundstücks mit Mietshaus:<br />
rechtliche Pflicht entsteht => nicht lediglich rechtlich vorteilhaft<br />
Übereignung des Grundstücks mit Mietshaus<br />
Grundsätzlich: ist Eigentumserwerb lediglich rechtlich vorteilhaft<br />
Evtl. steuerliche Belastungen oder Abgabepflichten sind nicht <strong>Recht</strong>sfolge<br />
aus dem <strong>Recht</strong>sgeschäft dingliche Einigung.<br />
Dass das <strong>Recht</strong>sgeschäft dingliche Einigung dem Minderjährigen nicht eine<br />
Pflicht begründet, zeigt sich auch daran, dass der Minderjährige sich der<br />
Steuerschuld oder Abgaben schlicht durch Dereleinktion (Aufgabe des<br />
Eigentums) entledigen kann.<br />
einzige Ausnahme: § 566 BGB: Erwerber wird auch Partei der Mietverträge<br />
=> Minderj. würde Vermieter<br />
=> Minderjähriger wird allein durch Eigentumserwerb aus den<br />
Mietverträgen verpflichtet<br />
=> nicht lediglich rechtl. vorteilhaft<br />
Ende Fall 5) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Fall 6)<br />
wie Fall 5 . An seinem 18. Geburtstag eröffnet A den Eltern, dass er in sein neues Haus ziehen<br />
will, daraufhin erklären die Eltern, den Vertrag nicht zu genehmigen.<br />
Lösung Fall 6.)<br />
Gem. § 108 III BGB tritt die Genehmigung des mittlerweile unbeschränkt Geschäftsfähigen an<br />
die Stelle der Genehmigung des gesetzlichen Vertreters<br />
=> mit Vollendung des 18. Lebensjahres kann der A selbst genehmigen.<br />
Ende Fall 6) -----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Fall 7a)<br />
Minderj. A kauft bei V ein Moped für 5000,- €, bezahlt und nimmt das Gefährt sofort mit.<br />
Eltern hatten dem A verboten ein Moped zu kaufen.<br />
a) als V erfährt, dass A Minderjährig ist, fordert er das Moped <strong>zur</strong>ück<br />
V ----------- A (Minderjährig)<br />
5000,- €<br />
Moped<br />
Wer: V<br />
Was: Moped Herausgabe<br />
Wem: A<br />
Woraus: (A) § 985 BGB ( Herausgabe Bereicherung)<br />
(B) § 812 BGB (Herausgabe Eigentum) (-)<br />
§ 346 ff BGB (Rücktritt, Vertrag)<br />
-57-
- <strong>Seite</strong> 58 -<br />
(A)<br />
Anspruchsgrundlage: § 985 BGB (Sachenrecht; Geld spielt keine Rolle, kein Vertrag)<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
1.)<br />
Anspruchsteller = Eigentümer<br />
Wenn § 929 BGB<br />
zu V --- A<br />
a) dingliche Einigung<br />
b) Übergabe<br />
Subsumtion<br />
konkludentes Einvernehmen<br />
=<br />
Dingliche Einigung<br />
(Einigung Problematisch ohne<br />
Genehmigung, rechtlicher<br />
Vorteil nach § 107 BGB)<br />
c) Berechtigung<br />
2.)<br />
Anspruchgegner = Besitzer<br />
3.)<br />
kein <strong>Recht</strong> zum Besitz<br />
(§986 BGB)<br />
Ergebnis (A): V hat gegen A einen Anspruch auf Herausgabe des Eigentums / Moped<br />
nach § 985 BGB.<br />
(B) Anspruchsgrundlage §812 I 1 BGB<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Subsumtion<br />
1. etwas erlangt A= Eigentum und Besitz am Moped<br />
2. durch Leistung des V<br />
3. ohne <strong>Recht</strong>sgrund<br />
kein KV nach § 107 BGB zustande gekommen<br />
(wenn kein KV)<br />
V hat einen Anspruch nach § 812 I 1 BGB auf Herausgabe und Rückübereignung des Mopeds.<br />
<strong>Recht</strong>sfolge: etwas erlangt aber § 818 III BGB (Umfang des Bereicherungsanspruches)<br />
- der Inhalt des Anspruches geht nicht weiter, als das was noch da ist<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Gründe dafür sind nicht erkennbar (keine Einrede / Einwendung).<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
V hat gegen A nach § 812 BGB Anspruch auf Herausgabe und Übereignung des Mopeds.<br />
-58-
- <strong>Seite</strong> 59 -<br />
Lösung Fall 7a)<br />
Minderj. A kauft bei V ein Moped für 5000,- €, bezahlt und nimmt das Gefährt sofort mit.<br />
Eltern hatten dem A verboten ein Moped zu kaufen.<br />
a) als V erfährt, dass A minderj. ist, fordert er das Moped <strong>zur</strong>ück<br />
zu a)<br />
Widerrufsrecht des anderen Teils bei schwebend unwirksamen Geschäften in den Grenzen des §<br />
109 (Lesen!!)<br />
Ende Fall 7a) ---------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Fall 7b)<br />
Minderj. A kauft bei V ein Moped für 5000,- €, bezahlt und nimmt das Gefährt sofort<br />
mit.<br />
Eltern hatten dem A verboten ein Moped zu kaufen.<br />
b) A fährt auf dem Nachhauseweg vor einen Baum, das Moped ist zerstört.<br />
Können die Eltern oder A die 5000,- € <strong>zur</strong>ückverlangen?<br />
Was kann V verlangen?<br />
Wer: A<br />
Was: 5000,- €<br />
Wem: V<br />
Woraus: § 812 BGB<br />
§ 985 BGB<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
AG § 985 BGB A V<br />
1. A = Eigentümer<br />
2. V = Besitzer<br />
3. V kein <strong>Recht</strong> zum Besitz<br />
A ist weiterhin Eigentümer an 5000,- €<br />
a) A – V nicht lediglich rechtlich Vorteilhaft<br />
nach § 107 / §108 BGB<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
AG § 812 I 1 BGB 1.Alternative<br />
1. etwas erlangt V = 5000,- €<br />
2. durch Leistung des A<br />
3. ohne <strong>Recht</strong>sgrund KV ist nicht gültig<br />
(wenn kein KV)<br />
Es ist ein Anspruch von A gegen V auf Rückzahlung der 5000,- € entstanden.<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Da keine Einrede / Einwendung ist der Anspruch nicht untergegangen.<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
A hat Anspruch auf Herausgabe von 5000,- € gegen V.<br />
-59-
- <strong>Seite</strong> 60 -<br />
Lösung Fall 7 b)<br />
5 W´s Anspruch der Eltern gegen V auf Zahlung von 5000,- €<br />
AG: ?<br />
Prüfungsreihenfolge möglicher Anspruchsgrundlagen<br />
aus Vertrag ?<br />
aus vertragsähnlichem Verhältnis<br />
aus dinglichem <strong>Recht</strong> (Eigentum Besitz)<br />
aus Bereicherungsrecht<br />
aus Delikt<br />
hier: § 812 BGB<br />
Prüfungsschema § 812 I 1 1. alt BGB<br />
etwas erlangt (jeder vermögenswerte Vorteil)<br />
durch Leistung (bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens)<br />
ohne <strong>Recht</strong>sgrund<br />
zum Fall:<br />
etwas erlangt (wer hat was genau erlangt? V hat Eigentum (-) Besitz (+) 5000,-<br />
durch Leistung ( oder in sonstiger Weise)<br />
bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens<br />
= wer wollte wessen Vermögen mehren?<br />
PK: hier keine Leistung der Eltern, sondern des A, weil dieser seine vermeintliche<br />
Pflicht erfüllen wollte.<br />
=> Vorauss. des § 812 I 1 1. Alt BGB sind nur bei A, nicht bei den Eltern erfüllt<br />
=> kein Anspruch der Eltern.<br />
Vorrang der Leistungskondiktion<br />
=> Eltern können von V auch nicht Bereicherung in sonstiger Weise geltend<br />
machen.<br />
§ 812 I 1 1. Alt A –> V<br />
(Achtung! dient nur dem Verständnis, weil nach dem Fall nicht nach Ansprüchen des A gefragt!!)<br />
etwas erlangt (+) s. o. )<br />
durch Leistung des A (+) Wirksamkeit ist nicht erforderlich, vgl. Def. Leistung<br />
ohne <strong>Recht</strong>sgrund ?<br />
<strong>Recht</strong>sgrund könnte KV zwischen A und V sein.<br />
KV wirksam zu Stande gekommen?<br />
Einigung zwischen A und V ? übereinstimmende WE => Einigung (+)<br />
Wirksamkeit der Einigung ? § 106, 107, 108 BGB<br />
Minderj. => WE schwebend unwirksam<br />
und mit Verweigerung der Genehmigung unwirksam<br />
=> hier: WE unwirksam<br />
=> wirksame Einigung (-)<br />
=> KV (-), anderer <strong>Recht</strong>sgrund nicht ersichtlich<br />
=> ohne <strong>Recht</strong>sgrund (+)<br />
-60-
- <strong>Seite</strong> 61 -<br />
PK: WE wird per Gesetz unwirksam durch fingierte Verweigerung der Genehmigung,<br />
wenn Erklärung der Eltern verlangt, aber nicht innerhalb der 2 Wochen Frist erklärt (§<br />
108 II 2 BGB lesen)<br />
lesen Sie auch:<br />
Fristberechnung: § 187 ff BGB; Zugang der WE innerhalb der Frist erforderlich<br />
(arg. ex § 130 I BGB)<br />
Erg.: § 812 BGB (+) =><br />
Ergebnis <strong>zur</strong> Fallfrage:<br />
kein Anspruch der Eltern gegen den V auf Rückzahlung der 5000,- €<br />
Ende Fall 7b) ---------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Fallfrage 2 zum Fall 7 : Gegenansprüche des V:<br />
V A auf Herausgabe des Mopeds ?<br />
AG: § 985 BGB<br />
V = Eigentümer ?<br />
(-), da § 929 von V an A (+)<br />
dingl. Einigung lediglich rechtl. vorteilhaft (§ 107 BGB)<br />
AG: § 812 I 1 1. Alt BGB<br />
etwas = A hat Eigentum am Moped erlangt (+) s. o.<br />
= und Besitz (+) vgl. § 854 BGB<br />
durch Leistung des V (+) V wollte den (unwirksamen) KV erfüllen<br />
ohne <strong>Recht</strong>sgrund <strong>Recht</strong>sgrund für Übereignung könnte KV sein: KV<br />
KV ist aber unwirksam s. o. => ohne <strong>Recht</strong>sgrund (+)<br />
RF: § 812 I: Herausgabe des erlangten etwas = zerstörtes Moped herausgeben<br />
§ 818 II Wertersatz, soweit Herausgabe nicht / nicht mehr möglich<br />
Ausn: § 818 III BGB: keine Herausgabe und auch kein Wertersatz geschuldet, wenn<br />
Empfänger nicht mehr bereichert.<br />
hier: § 818 III (+) => kein Anspruch des V über Herausgabe des Moped hinaus.<br />
AG: § 823 I BGB<br />
absolutes <strong>Recht</strong>sgut des V verletzt?<br />
(absolutes <strong>Recht</strong> = <strong>Recht</strong> ggü jedermann<br />
/ diff. zum vertr. Anspruch = nur gegenüber<br />
Vertragspartnern)<br />
V hatte Eigentum an A übertragen und Besitz freiwillig übergeben<br />
=> V hatte kein <strong>Recht</strong> mehr am Moped<br />
=> <strong>Recht</strong>e des V durch Zerstörung nicht verletzt.<br />
Ende Fallfrage 2 zu Fall 7) ----------------------------------------------------------------------------------<br />
-61-
- <strong>Seite</strong> 62 -<br />
Fall: „Das geschreinerte Bett in der Landesklinik<br />
K geht zum Schreiner S, bestellt ein handgeschreinertes Bett. S sagt zu.<br />
Danach erklärt K dem S, er solle das Bett in die Landesklinik Lübben liefern.<br />
Tatsächlich wird K - was S noch nicht weiß -in der Landesklinik wegen Geisteskrankheit<br />
behandelt.<br />
S baut das Bett nach den von K angegebenen Maßen, liefert und baut es im Zimmer des K in<br />
der Landesklinik auf. K äußert seine Zufriedenheit.<br />
Als die Rechnung des S über 2490,-€, davon allein 200,-€ für den Transport bei K eingeht,<br />
reicht dieser die Rechnung an seinen Betreuer B weiter.<br />
B will nicht bezahlen.<br />
Hat S einen Anspruch auf Zahlung? Wenn ja wie hoch, Wenn nein, welchen Anspruch kann<br />
er dann geltend machen?<br />
Wer müsste die Transportkosten zahlen?<br />
AG § 631 BGB (Werkvertrag)<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
wenn überhaupt, liegt ein Werkvertrag vor.<br />
Problematisch ist ob ein Werkvertrag überhaupt zu Stande kam.<br />
nach § 104 BGB und § 105 BGB keine wirksame Willenserklärung<br />
daraus folgt: kein Vertrag<br />
§ 631 BGB (-)<br />
Ein Herausgabeanspruch besteht nach § 854 BGB, § 812 BGB nicht.<br />
Transportkosten: Existiert ein Vertrag über die Transportkosten?<br />
nach § 269 BGB (bei keiner Einigung, Abholung beim Hersteller /<br />
Schuldner) bekommt S keine Transportkosten, da kein Vertrag vorhanden.<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
4.4 Das Zustande kommen eines Vertrages,<br />
Def. Willenserklärung ( WE) ,<br />
Def. Angebot und Annahme;<br />
Wirksamkeit / Nichtigkeit der WE / des Vertrages;<br />
Zustande kommen eines Vertrages:<br />
Was sind die Voraussetzung für das Zustande kommen eines Vertrages?<br />
• § 145 ff, § 150 II BGB lesen und Voraussetzungen herleiten. Müssen die<br />
Parteien sich über Leistungsbedingungen (Leistungsort; Leistungszeit; Leistungsart) einigen?<br />
Was ist notwendiger Inhalt eines Angebotes? Was ist notwendiger Inhalt einer Annahme?<br />
-62-
- <strong>Seite</strong> 63 -<br />
Bsp.- Fall: Einigung über Kaufsache und Kaufpreis aber nicht darüber, ob und wohin die Sache<br />
geliefert werden soll. Kaufvertrag geschlossen?<br />
KV ist geschlossen, da der Sachverhalt (nach § 269 BGB bei keiner Einigung, Abholung beim<br />
Hersteller / Schuldner) im Gesetz (BGB) gesondert geregelt wurde.<br />
Wirksamkeit des Vertrages: / Wirksamkeit der WE:<br />
Was ist „Zugang“ einer Willenserklärung (WE)?<br />
Zugang:<br />
Wann die Willenserklärung so in den Machtbereich des Empfängers gelangt, dass<br />
dieser sie unter regelmäßigen Umständen <strong>zur</strong> Kenntnis nehmen<br />
könnte (§ 130 BGB).<br />
Wofür ist der Zugang wichtig?<br />
- <strong>zur</strong> Einhaltung von Fristen<br />
- um zu vermeiden das „sie“ (WE, Anordnungen, <strong>Recht</strong>sakte usw.) nie angekommen sind<br />
- <strong>zur</strong> Schaffung einer gewissen <strong>Recht</strong>ssicherheit<br />
Welche Fallgruppen der Unwirksamkeit einer WE erkennen sie im BGB?<br />
Bsp. Fälle => <strong>Vorlesung</strong><br />
Probleme zum Angebot<br />
-1-Bindungswirkung (lesen: § 145 BGB / § 280 ff BGB) Klauseln, die Bindungswirkung<br />
ausschließen<br />
Angebot<br />
1.) Bindungswirkung § 145 BGB<br />
Typische Klausel:<br />
„ freibleibend“<br />
„ohne Obligo“<br />
„solange der Vorrat reicht“<br />
„invitatio ad offerendum“<br />
-2-Angebot = empfangsbedürfige Willenserklärung, => Zugang<br />
-3-Aufforderung <strong>zur</strong> Abgabe eines Angebotes<br />
offerte ad incertas personas Invitatio ad offerendum<br />
-4-Verträge mit dem, den es angeht<br />
-5-Erlöschen des Angebotes § 146 bis § 149 BGB<br />
Ablehnung Fristablauf<br />
Angebot unter Anwesenden<br />
§ 146 entweder ausdrückliche Frist ( §<br />
148) sonst kann nur sofort<br />
angenommen werden (§ 147 I)<br />
Angebot unter Abwesenden<br />
entweder ausdrückliche Frist ( § 148)<br />
sonst kann in regelmäßig zu<br />
erwartendem Zeitraum angenommen<br />
werden (§ 147 II)<br />
Probleme <strong>zur</strong> Annahme:<br />
-1- Grundsätzlich nur reines „ja“ vgl. § 150 II BGB<br />
- § 150 BGB II jede Änderung / Verspätung = neues Angebot<br />
-63-
- <strong>Seite</strong> 64 -<br />
-2- empfangsbedürftige WE Ausnahmen vom Zugang der Annahmeerklärung<br />
- empfangsbedürftige Willenserklärung § 151 BGB<br />
Grenzfall: - Zimmervermietung per Internet, hierbei kann auf eine definitive<br />
Bestätigung der Buchung verzichtet werden (Zugang der<br />
Annahmeerklärung)<br />
- Bestellungen bei Versandhäusern per Katalog<br />
-3- Schweigen auf Angebot<br />
- Schweigen ist keine Willenserklärung<br />
Ausnahmen: - wenn eine <strong>Recht</strong>spflicht besteht (per Gesetz)<br />
(Kaufmännisches Bestätigungsschreiben, es muss vom zustande kommen<br />
eines Vertrages ausgegangen werden)<br />
- wenn aus Sitten / Bräuchen / Gewohnheit eine <strong>Recht</strong>spflicht besteht<br />
- wenn aus Handelsbräuchen eine <strong>Recht</strong>spflicht besteht<br />
Dissens (= Einigungsmangel ) § 155 BGB<br />
Problem: Abgrenzung zu den Fällen der §§ 269 ff BGB. (vgl. Brox BGB AT Rz. 212)<br />
1.) Fallgruppe WE sind objektiv mehrdeutig • => kein Vertrag<br />
1: (schweizer oder belgische Franken)<br />
2.) Fallgruppe die WE stimmen nach => differenzieren<br />
2: Empfängerhorizont nicht überein s. u. 2.1<br />
2.2<br />
2.1) offener Dissens: • => (unproblematisch, da = Parteien<br />
wissen, dass die WE in § 150 II BGB nicht übereinstimmen, geregelt)<br />
2.2.) versteckter Dissens: => differenzieren<br />
= Parteien merken nicht, dass s. u. 2.2.1<br />
WE nach Empfängerhorizont 2.2.2<br />
nicht übereinstimmen<br />
2.2.1.) Dissens betrifft => kein Vertrag essentialia negotii<br />
2.2.2) Dissens betrifft => differenzieren s. u. vertragliche Nebenpunkte<br />
2.2.2.1) wesentliche Nebenpunkte => kein Vertrag = solche über die sich die<br />
Parteien (unbedingt) einigen wollten<br />
2.2.2.2) Nebenpunkte, die den => ausfüllende Normen Parteien zwar nicht §§<br />
269 ff BGB anwenden unwichtig sind, von<br />
deren Einigung aber der Vertrag nicht abhängen<br />
sollte<br />
-64-
- <strong>Seite</strong> 65 -<br />
Problem:<br />
Ob ein Fall des wesentlichen oder unwesentlichen Nebenpunktes vorliegt,<br />
ist durch Auslegung zu ermitteln<br />
Auslegungsregel 1.) § 154 I BGB: wenn die Auslegung ergibt, dass der Vertrag doch geschlossen<br />
sein sollte => ausfüllende Normen §§ 269 ff BGB anwenden<br />
im Übrigen: ergänzende Vertragsauslegung (= was hätten Parteien vernünftigerweise vereinbart,<br />
wenn sie den Dissens erkannt hätten?)<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
4.5 Anfechtbarkeit des Vertrages (richtiger: der WE)<br />
Anfechtungsgründe: § 119, § 123<br />
Anfechtungsfristen: § _____ § _____<br />
- <strong>Recht</strong>sfolge / Wirkung der Anfechtung § 142 BGB WE extume (von Anfang an unwirksam)<br />
=> Herleitung / Wdh. was ist eine WE? konkludente WE<br />
=> was ist entscheidend für den Inhalt der WE?<br />
was sind Auslegungskriterien?<br />
wo ist die Auslegung geregelt?<br />
§ 119, 133, 157 lesen<br />
=> Die WE kommt mit dem Inhalt zu Stande, wie ein verständiger Dritter als Empfänger<br />
der WE sie verstehen würde (Empfängerhorizont)<br />
Differenziere:<br />
§ 119 BGB<br />
Inhaltsirrtum<br />
§ 119 BGB (versprechen, verschreiben)<br />
Erklärungsirrtum § 119 BGB (Irrtum darüber, dass man überhaupt eine<br />
Willenserklärung abgibt)<br />
- winken bei Auktionen<br />
Motivirrtum<br />
- ist kein Anfechtungsgrund nach § 119 BGB<br />
Kalkulationsirrtum ( offen) = Anfechtbar<br />
Kalkulationsirrtum (versteckt) = nicht Anfechtbar<br />
- was beinhaltet der Vertrag?<br />
- nur den Endbetrag = keine Anfechtbarkeit da<br />
versteckter Kalkulationsirrtum<br />
- mit Berechnungen und Endbetrag = Anfechtbar da<br />
offener Kalkulationsirrtum<br />
§ 123 BGB<br />
Täuschung<br />
Drohung<br />
-65-
- <strong>Seite</strong> 66 -<br />
Aufbauschema ( vgl. Aufbau Gestaltungsrechte)<br />
1 Anfechtungserklärung<br />
2 Anfechtungsgrund<br />
3 Anfechtungsfrist<br />
Bsp. Fall: Winken bei der Auktion<br />
Bsp. Fall: A will dem B ein Mietshaus verkaufen. Beide unterhalten sich über den Preis.<br />
A hat vorher schon kalkuliert. Innerhalb der Kalkulation hat er sich bei den<br />
Reparaturaufwendungen verschrieben. Dieser Fehler zieht sich durch die gesamte Berechnung.<br />
Richtigerweise wäre ein 10 Jahres Mietertrag von 1,5 Mio. € errechnet worden. Durch die<br />
fehlerhaft zu hoch gerechneten Reparaturkosten hat A selbst nur einen 10 Jahres Mietertrag von 1<br />
Mio. € berechnet. Nur das Berechnungsergebnis teilt A dem B mit. Daraufhin vereinbaren A und<br />
B den Kaufpreis mit 1 Mio. €.<br />
Später erklärt A die Anfechtung, weil er sich verrechnet bzw. in der Kalkulation verschreiben<br />
habe. Ist die Anfechtung wirksam?<br />
Bsp. Fall: A sieht auf dem Autohof des B einen alten Bentley. Er glaubt, dass es sich um ein<br />
besonderes Modell X handelt, von dem nur 5 Stück gebaut wurden. Die Marktpreise für das<br />
Modell X liegen bei 150.000,- bis 200.000,- €. Dem B sagt er davon natürlich nichts. Beide<br />
werden sich bei 100.000,- € handelseinig. Erst 3 Wochen nach Abschluss des Kaufvertrages<br />
bemerkt A, dass es sich tatsächlich um das Modell Y handelte, von dem 500 Stück gebaut<br />
wurden und das deshalb nur einen Preis von 60.000,- bis 70.000,- € verspricht. A möchte den<br />
Kaufvertrag anfechten.<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
4.6 Stellvertretung Arbeitsblatt<br />
Beteiligung Dritter am Vertragsgeschehen<br />
- Stellvertretung = §§ 164 ff BGB<br />
- Erfüllungsgehilfe = § 278 BGB<br />
- Verrichtungsgehilfe = § 831 BGB<br />
− Die Abgrenzung § 278 und 831 wurde bereits bei unterschiedlichen<br />
Anspruchsgrundlagen (Differenzierung vertraglicher Anspruch und deliktischer<br />
Anspruch) behandelt. (vgl. Fall: die herunterfallende Dachpfanne)<br />
- Zurechnung Wirkung der Erklärung des Vertreters (§ 164 BGB )<br />
- Zurechnung Verschulden (§ 278 BGB, § 831 BGB)<br />
- Vertrag zu Gunsten Dritter (§ 328 BGB ff)<br />
- Vertrag zu lasten dritter (sind unwirksam § 138 BGB, Sittenwidrigkeit)<br />
- Vertrag mit Schutzwirkung für Dritte (§ 278 BGB)<br />
Drittschadensliquidation<br />
Käufer<br />
Verkäufer<br />
Berlin<br />
Cottbus<br />
Bahnhof<br />
10.000,- €<br />
Einer hat Vertrag und Anspruch aber keinen Schaden oder umgekehrt (bei Unwägbarkeit)<br />
-66-
- <strong>Seite</strong> 67 -<br />
• Abgrenzung zum Boten :<br />
Stellvertretung ------- Bote<br />
§ 164 § 120, 130<br />
eigene WE<br />
fremde WE<br />
Kontrollfrage: kann 6 jähriger Vertreter / Bote sein?<br />
kann 15 jähriger Vertreter / Bote sein?<br />
nur Bote<br />
beides<br />
Fall: der „kleine“ Stellvertreter<br />
A und B wollen KV schließen. A schickt seinen 6 jährigen Bruder mit der Anweisung, das rote<br />
Fahrrad für einen Preis von 10-50 € zu kaufen. Er soll das Möglichste rausholen.<br />
Fall: was kann A machen, damit er seinen 6 jährigen Bruder losschicken kann?<br />
warum ist die Stellvertretung notwendig?<br />
- Rückschau auf die Geschäftsunfähigkeit § 104 ff<br />
=> Vollmacht ist einzige Möglichkeit, WE für eine nicht geschäftsfähige Person abzugeben.<br />
• Welche Arten von Vollmacht gibt es? (Tabelle nächste <strong>Seite</strong>)<br />
Definiere<br />
Stellvertreter -> entsprechend Prüfungsaufbau § 164 BGB<br />
Bote<br />
-> entsprechend Abgrenzung (= wer WE eines anderen<br />
transportiert)<br />
Erfüllungsgehilfe -> (s. u.)<br />
Verrichtungsgehilfe -> (s. u.)<br />
Stellvertretung<br />
- Vollmacht führt zum recht in meinem Namen zu handeln also mich zu vertreten<br />
- nur der Vertreter kann Verträge Anfechten (§ 119 BGB)<br />
- Vertreter ist mir gegenüber jedoch nach § 241; § 249; § 280 in Verbindung mit § 241 BGB<br />
Schadenersatzpflichtig, aufgrund der Verletzung von Nebenpflichten<br />
Definition: Erfüllungsgehilfe i. S. v § 278 BGB<br />
= Personen, deren sich der Schuldner <strong>zur</strong> Erfüllung seiner Verbindlichkeiten bedient. Erforderlich<br />
und ausreichend ist, dass der Schuldner den Dritten <strong>zur</strong> Erfüllung seiner Verbindlichkeiten<br />
herangezogen hat = der Dritte mit Willen des Schuldners in dessen Pflichtenkreis tätig geworden<br />
ist. (vgl. Brox SchuldR AT § 20 Rz. 28 )<br />
Erfüllungsgehilfe<br />
- für von Ihm angerichtete Schäden stehe ich gerade / bin ich Schadenersatzpflichtig (§ 278 BGB)<br />
- wenn jemand im Rahmen eines Schuldverhältnisses für mich tätig wird (§ 831 BGB)<br />
-67-
- <strong>Seite</strong> 68 -<br />
Definition Verrichtungsgehilfe i. S. v § 831 BGB<br />
= wer von einem in dessen Einflussbereich eine Tätigkeit übertragen worden ist ( <strong>zur</strong><br />
Verrichtung bestellt ) und im Allgemeinen oder im konkreten Fall zu diesem in einer<br />
gewissen Abhängigkeit steht. Der Bestellte muss bei Ausführung der Verrichtung vom<br />
Willen des Bestellers abhängig sein (Weisungsbefugnis des Bestellers)<br />
Verrichtungsgehilfe<br />
Geheißperson (bei so genannten Streckengeschäften)<br />
A B C D<br />
1. Mill. Li 100.000 Li 10.000 Li<br />
1.000 Li<br />
E<br />
- es geht um die Zurechnung des tatsächlichen Besitzes<br />
E = Geheißperson auf Erwerberseite (B; C; D)<br />
- wenn D Geisteskrank: - kann C von E die Rückgabe nach § 985 BGB verlangen, da C der<br />
<strong>Recht</strong>mäßige Eigentümer ist.<br />
gesetzliche Vollmacht<br />
---- rechtsgeschäftliche Vollmacht<br />
1629 Eltern<br />
1643 ( genehmigungspflichtige <strong>Recht</strong>sg.)<br />
1793 Vormund<br />
Zweck: Schutz des Minderj.<br />
=> Einschränkung der Vollmacht der Eltern<br />
1821 Genehmigung des VormundschaftsG<br />
1822<br />
1643 Genehmigung des FamG<br />
Hinweis: „Genehmigung“ unrichtiger Begriff, da<br />
„Genehmigung i. S. v. § 183 i. d. R. nachträglich,<br />
„Zustimmung“ im voraus<br />
Zweck: Schutz des Minderj.<br />
=><br />
Ausschluss der Vollmacht des Vormundes und<br />
gem. § 1629 II auch der Eltern ( vgl. § 1829)<br />
1795 I => Ergänzungspfleger erforderlich<br />
-68-
- <strong>Seite</strong> 69 -<br />
Gesetzliche Vollmacht<br />
- was für den Vormund gilt, gilt auch für die Eltern (im BGB verankert)<br />
- Unterscheidung zwischen einseitigem und zweiseitigem <strong>Recht</strong>sgeschäft (§ 181 BGB)<br />
nach § 181 BGB<br />
A GmbH---------------------------A---------------------------B<br />
i. O. (+)<br />
Geschäftsführer<br />
A GmbH---------------------------A---------------------------A<br />
n. i. O. (-)<br />
Geschäftsführer<br />
A GmbH---------------A---------------A---------------B GmbH<br />
n. i. O. (-)<br />
Geschäftsführer<br />
- bei n. i. O. (-) sind die Ausnahmen zu beachten<br />
<strong>Recht</strong>sfolge der fehlenden Genehmigung:<br />
differenziere:<br />
- einseitiges <strong>Recht</strong>sgeschäft => : § 1831: WE unwirksam<br />
- zweiseitiges <strong>Recht</strong>sgeschäft ( Verträge) => § 1828 ff schwebend unwirksame Verträge<br />
Vergleiche § 1829 bei Vollmacht und schwebend unwirksam<br />
und § 108 bei WE und schwebend unwirksam<br />
§ 181 BGB: Verbot des Selbstkontrahierens und der Mehrvertretung<br />
A GmbH --- (Vollm.)--- A ----- A<br />
A GmbH ---(Vollm.)--- A ----- A ---(Vollm.)--- B GmbH<br />
Ausnahmen: In sich Geschäft ist wirksam:<br />
- z. Zwecke der Erfüllung einer Verbindlichkeit ( s. Wortlaut)<br />
- bei Gestattung (s. Wortlaut) aber h.M. (-) im Rahmen des § 1795 BGB<br />
- bei lediglich rechtlich vorteilhaftem <strong>Recht</strong>sgeschäft ( teleologische Reduktion )<br />
- teleologische Reduktion (Beschränkung der Gesetze, dem Sinne nach)<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
4.6.1 Stellvertretung (Schema) §§ 164 ff BGB, §§ 48 ff HGB<br />
Grobraster<br />
1.) Zulässigkeit<br />
2.) Handeln im fremden Namen<br />
3.) Vertretungsmacht<br />
a) gesetzliche Vertretungsmacht<br />
b) rechtsgeschäftliche Vollmacht<br />
aa) wirksam erteilt<br />
bb) nicht erloschen / Weitergeltung im Außenverhältnis §§ 168 I 2, 170 ff BGB<br />
c) <strong>Recht</strong>scheinsvollmacht<br />
d) kein verbotenes In sich Geschäft (§ 181 BGB)<br />
e) <strong>Recht</strong>sfolge: §177 ff BGB<br />
-69-
- <strong>Seite</strong> 70 -<br />
4.) Handeln im Rahmen der Vertretungsmacht<br />
5.) wirksame Ausübung der Vollmacht<br />
<strong>Recht</strong>sfolge: §164 Absatz 1, Absatz 3 BGB WE wirkt für und gegen den Hintermann<br />
evtl. schwebend unwirksam bis <strong>zur</strong> Genehmigung durch Hintermann<br />
Feinraster:<br />
1.) Zulässigkeit: (-) nicht bei höchst persönlichen <strong>Recht</strong>sgeschäften<br />
2.) Handeln in fremdem Namen<br />
a) Abgabe einer eigenen Willenserklärung (Abgrenzung zum Botin)<br />
b) die <strong>Recht</strong>sfolgen für eine andere Person entfalten soll<br />
Grds. Offenkundigkeitsprinzip<br />
Aus Sicht des Erklärungsempfängers muss die Erklärung (auch konkludent) für einen<br />
anderen erklärt werden. Eine Namensnennung ist nicht erforderlich. Notwendig ist aber,<br />
dass die Person des Vertretenen individualisierbar ist.<br />
Ausnahme:<br />
Geschäft für den, den es angeht (dem Dritten ist gleichgültig, wer Vertragspartner ist, so bei<br />
schuldrechtlichen Bar- Geschäften des Alltages und Eigentumsübertragung nach Erhalt des<br />
Kaufpreises)<br />
Abgrenzungsprobleme zum Offenkundigkeitsprinzip :<br />
Handeln unter fremdem Namen:<br />
Es wird über die Identität des Handelnden, nicht nur über seinen Namen getäuscht.<br />
=> §§ 164 ff, 177 ff sind entsprechend anwendbar.<br />
bloße Namenstäuschung:<br />
Es wird nicht über die Person des Handelnden, sondern nur über dessen Namen<br />
getäuscht:<br />
=> dann liegt ein Eigengeschäft vor, weil der Handelnde auch der Erklärende ist und<br />
nicht in fremdem, sondern in eigenen Namen, jedoch unter falschem Namen handelt.<br />
mittelbare Stellvertretung:<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäfte im eigenen Namen, aber im Interesse und für Rechnung eines anderen:<br />
=> § 164 ff BGB nicht anwendbar.<br />
Mangels Offenkundigkeit der Vertretung liegt ein Eigengeschäft des vermeintlichen<br />
Vertreters vor. Der Handelnde kann jedoch die ihm aus dem Geschäft entstehenden<br />
Ansprüche bereits im Voraus an seinen Hintermann abtreten und diesen verpflichten,<br />
den Handelnde von den Vertragspflichten freizustellen. So zum Beispiel beim<br />
Strohmanngeschäft.<br />
3.) mit Vertretungsmacht<br />
a) gesetzliche Vertretungsmacht: Eltern: §1629, Vormund: §1793, Pfleger: §1909, Organe<br />
der juristischen Person: Vereins Vorstand: §26, Geschäftsführer der GmbH: §35 GmbHG,<br />
Vorstand der AG: §78 AktG, Gesellschafter der Personengesellschaft: §125,126 HGB,<br />
Gesellschafter der GbR: §714 BGB, beachte auch §709 BGB<br />
-70-
- <strong>Seite</strong> 71 -<br />
b) rechtsgeschäftliche Vertretungsmacht (Vollmacht): §166 Absatz 2 BGB<br />
aa) wirksam erteilte Vollmacht<br />
Erteilung der Vollmacht ist einseitiges <strong>Recht</strong>sgeschäft, so dass die Voraussetzungen<br />
für die Wirksamkeit einer Willenserklärung erfüllt sein müssen.<br />
Erklärung gegenüber dem Vertreter (Innenvollmacht) oder gegenüber dem Dritten<br />
oder öffentlich (§167,171 BGB)<br />
Form grundsätzlich formlos möglich (§ 167 Absatz 2 BGB)<br />
Ausnahme: bei spezialgesetzlicher Vorschrift und bei unwiderruflich erteilter<br />
Vollmacht <strong>zur</strong> Vornahme eines formbedürftigen <strong>Recht</strong>sgeschäfts. Im letzteren Fall gilt<br />
die Warnfunktion zum Beispiel des § 311 b BGB bereits für die Erteilung der<br />
unwiderruflichen Vollmacht)<br />
bb) Vollmacht im Zeitpunkt der Vornahme des Hauptgeschäft des noch nicht<br />
erloschen (§168 BGB) (vgl. Bedingung, Befristung, Anfechtung)<br />
c) <strong>Recht</strong>scheinsvollmacht (§170 ff im BGB analog bei nicht wirksam erteilter Vollmacht,<br />
wenn der <strong>Recht</strong>sschein der Vollmacht <strong>zur</strong>echenbar vom Hintermann gesetzt wurde.)<br />
Der Auftraggeber hat mit der Erteilung der vollmacht einem dritten gegenüber den Schein<br />
erweckt, als bestünde die Vollmacht.<br />
Das stimmt auch solange, bis sie im Innenverhältnis widerrufen wird. Danach ist es nur noch<br />
eine Scheinvollmacht.<br />
Da der Schein allein vom Gesetz, also vom <strong>Recht</strong>, mit Wirkung belegt wird, spricht man<br />
insoweit auch von einer Scheinvollmacht.<br />
aa) Duldungsvollmacht:<br />
(Auftreten eines Vertreters, der Vertretenen kennt und duldet das Auftreten,<br />
Geschäftsfähigkeit des Vertretenen, der dritte ist gutgläubig hinsichtlich der<br />
Vertretungsmacht (§173 BGB analog), der <strong>Recht</strong>sschein ist kausal für das Handeln des<br />
Dritten; <strong>Recht</strong>sfolge, als lege die Vollmacht vor.)<br />
bb) Anscheinsvollmacht:<br />
(Auftreten eines Vertreters von gewisser Häufigkeit und Dauer, der Vertretenen hätte dies<br />
der pflichtgemäße Sorgfalt erkennen und verhindern können, Geschäftsfähigkeit<br />
Vertretenen, der dritte ist gutgläubig bezüglich der Vertretungsmacht, der <strong>Recht</strong>s eines<br />
kausal für das Handeln des Dritten; <strong>Recht</strong>sfolge: wie bei wirksam erteilter Vollmacht<br />
d) kein verbotenes In sich Geschäft (§ 181 BGB) <strong>Recht</strong>sfolge bei Verstoß §177 ff BGB<br />
4.) Handeln im Rahmen der Vertretungsmacht<br />
(hier ist grundsätzlich nur die Außenvollmacht entscheidend)<br />
(-) bei Überschreitung der Vollmachtsgrenzen<br />
(-) bei Handeln innerhalb der Grenzen, aber im kollusiven Zusammenwirken mit Drittem<br />
zum Schaden des Vertretenen => Missbrauch der Vertretungsmacht => § 138 BGB<br />
(-) Vertreterhandel innerhalb der Befugnisse der Außenvollmacht, jedoch unter<br />
Überschreitung der Befugnisse im Innenverhältnis und in der 3. kennt den Missbrauch<br />
oder muss ihn kennen.<br />
<strong>Recht</strong>sfolge: §177 ff oder Einrede gemäß §242 BGB (streitig)<br />
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- <strong>Seite</strong> 72 -<br />
5.) wirksame Ausübung der Vollmacht<br />
bei einseitigen <strong>Recht</strong>sgeschäften: Vorlage der Vollmachtsurkunde oder keine unversehrt<br />
vorzügliche Zurückweisung (§174 BGB<br />
bei Gesamtvertretung (z.B. §709,714 BGB): gemeinsame Ausübung der<br />
Vertretungsmacht<br />
<strong>Recht</strong>sfolge:<br />
§164, 165,166 bei wirksamer Vertretung: WE wirkt für und gegen den Hintermann<br />
§164 Absatz 2, wenn kein Handeln im fremden Namen vorliegt<br />
schwebende Unwirksamkeit oder Unwirksamkeit, wenn die Vertretungsmacht fehlt: §177,<br />
178,182 ff<br />
§179 BGB: Anspruch auf Erfüllung oder auf Schadensersatz gegen den Vertreter ohne<br />
Vertretungsmacht<br />
§180 BGB: bei fehlender Vertretungsmacht in Verbindung mit einseitigen<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäften<br />
Beispielfall<br />
A schickt seine beiden minderjährigen Kinder (K1 und K2) los, sie sollen sein Auto zu einem<br />
Preis von 5000,- € bis 10000,- € verkaufen.<br />
K1 findet einen Käufer (B) für 5000,- € und K2 einen Käufer (C) für 6000,- €.<br />
A gibt Wagen und Papiere C.<br />
A<br />
Kind 1 (K1)<br />
Kind 2 (K2)<br />
5000,- € 6000,- €<br />
Käufer 1 (B)<br />
I. hat B einen Anspruch gegen A?<br />
II. hat B einen Anspruch gegen C?<br />
Käufer 2 (C)<br />
Wagen und Papiere<br />
I.1.)<br />
Wer<br />
Will was<br />
Von wem<br />
B<br />
Herausgabe des Autos und Übereignung<br />
A<br />
Anspruchsgrundlage:<br />
§ 433 I BGB (Vertragstypische Pflichten beim Kaufvertrag)<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Nach § 433 BGB = KV zwischen B und A<br />
1. WE des A? (-)<br />
- nicht persönlich, aber der A über K1 i. v. m .. § 164 BGB ff<br />
Vorraussetzungen des § 164 BGB<br />
a) eigene WE des Vertreters (hier K1)<br />
-72-
- <strong>Seite</strong> 73 -<br />
Subsumtion:<br />
Verhandlungsspielraum => § 64 BGB (+)<br />
Bote (-)<br />
a) Minderjährig?<br />
- hier wirksame WE<br />
b) in fremdem Namen = Offenkundigkeitsprinzip<br />
c) mit Vertretungsmacht<br />
Zwischenergebnis:<br />
Die Vorraussetzungen des § 164 BGB sind erfüllt, deshalb liegt eine wirksame WE des A vor.<br />
2.)<br />
WE des B (+)<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Da ein gültiger Kaufvertrag geschlossen wurde, ist ein Anspruch nach § 164 BGB des B gegen<br />
den A entstanden.<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
§ 275 BGB (Ausschluss der Leistungspflicht)?<br />
Der Anspruch ist nicht untergegangen.<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
Ja, da der Anspruch nicht untergegangen ist.<br />
Ergebnis:<br />
Ein Anspruch des B gegen den A nach § 433 BGB auf Herausgabe des Autos und Übereignung<br />
ist entstanden, nicht untergegangen und durchsetzbar. Jedoch könnte A eine Einrede<br />
nach § 320 BGB auf Erfüllung Zug um Zug gegen die Zahlung der 5000,- € geltend machen.<br />
Anspruchsgrundlage<br />
§ 281 BGB (Schadenersatz statt der Leistung …………)<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Vorraussetzungen des §281 BGB:<br />
1. Schuldverhältnis zwischen A und B = KV<br />
2. fällige Leistung (+)<br />
3. Pflicht aus Schuldverhältnis verletzt (§ 280 I BGB und § 280 BGB)<br />
4. Frist gesetzt<br />
Ein Anspruch nach § 249 BGB (Art und Umfang des Schadensersatzes )ist entstanden<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Der Anspruch nach § 281 BGB ist nicht untergegangen<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
Es besteht ein durchsetzbarer Schadenersatzanspruch<br />
- wenn das Geld schon gezahlt wurde Geld <strong>zur</strong>ück + Zinsen<br />
- wenn noch nicht gezahlt wurde kein Schaden (SEA = 0)<br />
-73-
- <strong>Seite</strong> 74 -<br />
II.)<br />
B Anspruch gegenüber C<br />
§ 985 BGB (Herausgabeanspruch) (-)<br />
- kein Vertrag<br />
- kein Eigentum<br />
§ 812 BGB (Herausgabeanspruch ungerechtfertigte Bereicherung) (-)<br />
- da C gegen A einen Anspruch besitzt<br />
Ergebnis: B hat gegen C keinen Anspruch<br />
Beispielfall:<br />
Die Eltern wollen Ihrem 15 Jährigem Sohn ein Mietshaus schenken.<br />
Es gibt einen Notariellen Vertrag zwischen Vater (V) und Sohn (S), der die Schenkung regelt.<br />
Die Eltern wollen später nichts mehr von der Schenkung wissen.<br />
Kann der 15 Jährige Sohn von seinen Eltern die Übereignung des Grundstückes verlangen?<br />
Lösung:<br />
Der S könnte gegen seine Eltern einen Anspruch auf Übereignung des Grundstückes<br />
nach § 516 BGB (Begriff der Schenkung) haben.<br />
Dann müsste der Anspruch entstanden, nicht untergegangen und durchsetzbar sein.<br />
Ein Anspruch nach § 516 BGB ist entstanden wenn:<br />
Die Anspruchsvoraussetzungen vorliegen, also ein wirksamer Schenkungsvertrag<br />
geschlossen wurde.<br />
Ein Schenkungsvertrag setzt zwei übereinstimmende Willenserklärungen voraus<br />
(§ 145, § 150 Abs.2 BGB).<br />
Eltern und Sohn müssen also gleichlautende Willenserklärungen <strong>zur</strong> Schenkung des<br />
Grundstückes abgeben.<br />
Fraglich ist ob der Sohn eine solche abgegeben hat.<br />
Subsumtion:<br />
Nach dem Sachverhalt wollten die Eltern dem Sohn das Grundstück mit dem Mietshaus schenken<br />
und der Vater hat für sich und dem Sohn die Schenkung erklärt.<br />
Danach hat der Sohn für sich selbst erklärt, dass er das Grundstück mit dem Mietshaus geschenkt<br />
bekommen möchte.<br />
Problematisch ist die Wirksamkeit dieser Erklärung.<br />
Nach § 106, §107 und § 108 BGB ist die Erklärung des 15 Jährigen Sohnes nur dann wirksam,<br />
wenn sie entweder lediglich rechtlich Vorteilhaft ist oder die Einwilligung / Genehmigung der<br />
Eltern vorliegt.<br />
-74-
- <strong>Seite</strong> 75 -<br />
Grundsätzlich ist die Schenkung lediglich rechtlich vorteilhaft.<br />
Eine Ausnahme gilt in den Fällen des § 566 BGB, wenn der Minderjährige als Erwerber<br />
nach § 566 BGB in die Pflichten des Vermieters eintritt, liegt darin ein rechtlicher Nachteil.<br />
Erforderlich für die Wirksamkeit ist also, dass die Einwilligung / Genehmigung der Eltern<br />
vorliegt.<br />
Subsumtion<br />
Dadurch, das die Eltern ihrem Sohn das Mietshaus schenken wollten und das ihm gegenüber zum<br />
Ausdruck gebracht haben, wurde die Einwilligung von <strong>Seite</strong>n der Eltern erklärt.<br />
Die Einwilligung könnte aber unwirksam sein.<br />
Nach § 1643 BGB (Genehmigungspflichtige <strong>Recht</strong>sgeschäfte) in Verbindung mit § 1821 BGB<br />
(Genehmigung für Geschäfte über Grundstücke, Schiffe oder Schiffsbauwerke) und<br />
§ 1822 BGB (Genehmigung für sonstige Geschäfte) bedürfen die Eltern , in dem vom Gesetz<br />
ausdrücklich genannten Fällen der Genehmigung des Vormundschafts-/ Familiengerichtes.<br />
Hier liegen diese Fälle jedoch nach § 1821 BGB und § 1822 BGB nicht vor.<br />
( In der Klausur muss nach den wichtigsten Punkten der Paragraphen begründet werden,<br />
warum die Entscheidung so und nicht anders gefallen ist, und diese wichtigsten Punkte<br />
genannt werden!!! ---- Argumentieren!---- Alle möglichen Anspruchsgrundlagen prüfen!)<br />
Subsumtion<br />
Damit den Schenkungsvertrag wirksam wird, müssen die Eltern auch eine entsprechende<br />
Willenserklärung abgegeben haben.<br />
Der Vater hat vor dem Notar, und dem Sohn, eine entsprechende Willenserklärung abgegeben,<br />
die Mutter jedoch nicht.<br />
Aus dem Umstand, dass beide vorher dem Sohn das Grundstück nebst Mietshaus schenken<br />
wollten, ergibt sich aber, dass die Mutter vorher zu Hause erklärt hat dem Sohn das Grundstück<br />
schenken zu wollen.<br />
Die Erklärung der Mutter ist aber nach § 125 und § 311b BGB Formunwirksam.<br />
Aus dem Sachverhalt ist nicht ersichtlich, dass der Vater die Mutter vertreten hat.<br />
Also hat die Mutter keine wirksame Schenkungserklärung abgegeben. Ein Schenkungsvertrag ist<br />
mit Ihr nicht zustande gekommen.<br />
Fraglich ist, welche Erklärung der Vater konkret abgegeben hat, insbesondere ob er das ganze<br />
Grundstück oder nur die Teile davon verschenkt hat, die Ihm gehörten.<br />
Erklärungen sind so auszulegen wie ein verständiger Dritter sie verstehen würde<br />
(Empfängerhorizont § 133 und § 157 BGB).<br />
-75-
- <strong>Seite</strong> 76 -<br />
Subsumtion<br />
Laut Sachverhalt wollten beide Eltern das gesamte Grundstück verschenken.<br />
Der Vater hat dazu „alles“ beim Notar erklärt. Ein verständiger Dritter hätte die Erklärung, dass<br />
das Grundstück dem Sohn geschenkt werden soll, auch ohne entsprechende Erklärung,<br />
verstanden.<br />
Also ist die Erklärung des Vaters dahingehend auszulegen, dass der Vater sich verpflichten<br />
wollte, seinem Sohn, dass ganze Eigentum am Grundstück zu verschaffen (zu schenken).<br />
Ob er aber Eigentümer am gesamten Grundstück war oder ist, ist für die Frage des<br />
Verpflichtungsgeschäftes unrelevant.<br />
Auch wenn er nicht der alleinige Eigentümer ist, kann er sich verpflichten das ganze Grundstück<br />
zu verschenken.<br />
Also gibt es zwei übereinstimmende Willenserklärungen, im Sinne eines<br />
Schenkungsversprechens, zwischen Vater und Sohn.<br />
Eine Schenkung ist nur zwischen Vater und Sohn wirksam zustande gekommen.<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
Der Anspruch auf Übereignung des Grundstückes vom Sohn gegen den Vater ist nach<br />
§ 516 BGB entstanden.<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Der Anspruch ist nicht untergegangen.<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
Der Anspruch auf Schenkung des Grundstückes ist durchsetzbar.<br />
Ergebnis:<br />
Der Sohn hat einen Anspruch auf Übereignung des Grundstückes nach § 516 BGB<br />
gegenüber dem Vater, jedoch nicht gegenüber der Mutter.<br />
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
4.6.2 Beispielsfall <strong>zur</strong> Lösung einer Klausur im Gutachten -Stil<br />
(hier Vollmacht und Mietrecht)<br />
Fall:<br />
<strong>Recht</strong>sanwalt A vertritt den Vermieter V. Im Mietvertrag ist geregelt, dass das Mietverhältnis<br />
fortgesetzt wird, wenn es nicht 3 Monate vor Jahreswechsel gekündigt wird.<br />
<strong>Recht</strong>sanwalt A schreibt an den Mieter M: „Ich vertrete den Vermieter V und erkläre in dessen<br />
Namen die Kündigung des Mietvertrages zum 01.01.05."<br />
Das Schreiben geht dem M am 29.9.2004 zu. M schreibt dem <strong>Recht</strong>sanwalt A am nächsten Tag:<br />
„Woher soll ich wissen, ob Sie eine Vollmacht haben. Ich weise die Kündigung <strong>zur</strong>ück." V<br />
verlangt von M ab dem 1.1.2005 Räumung der Mietwohnung. Zu <strong>Recht</strong>?<br />
Lösung:<br />
(Die im Folgenden in Klammern stehenden Passagen sind im Klausurtext nicht<br />
niederzuschreiben, sondern dienen lediglich als „Regieanweisung" bzw. Hinweis.)<br />
Zur Orientierung hier die Grobgliederung, die in etwa Ihrer Lösungsskizze entsprechen sollte:<br />
Hinweis <strong>zur</strong> Gliederung Grundsätzlich wird so gegliedert<br />
-76-
- <strong>Seite</strong> 77 -<br />
AG: § ____ I) Anspruch entstanden II) Anspruch nicht untergegangen III) Anspruch durchsetzbar<br />
hier ist aber der Anspruch im Ergebnis nicht entstanden<br />
=> Prüfung zu II) und III) entfällt<br />
=> Gliederung I) ohne II) und III) wäre unsinnig<br />
(Obersatz zu den 5 W´s )<br />
Der V könnte gegen den M einen Anspruch auf Räumung und Herausgabe des gemieteten<br />
Wohnraumes aus § 546 BGB haben.<br />
1.) Mietverhältnis<br />
2.) Beendigung<br />
a) Kündigungserklärung<br />
aa) Kündigung durch Schreiben des RA A ( Voraussetzungen gem. § 164 BGB)<br />
(1) eigene WE<br />
(2) im fremden Namen<br />
(3) mit Vertretungsmacht<br />
(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Stellvertretung)<br />
(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> WE des V)<br />
bb) spätere konkludente Kündigungserklärung des V<br />
b) Kündigungsgrund<br />
c) Kündigungsfrist<br />
(<strong>Recht</strong>sproblem Wirksamkeit der vertraglichen Frist)<br />
aa) Fristgemäße Kündigung im Schreiben des RA ?<br />
(Problem § 174 BGB)<br />
(1) einseitiges <strong>Recht</strong>sgeschäft<br />
(2) vom Bevollmächtigten vorgenommen<br />
(3) Vollmachtsurkunde nicht vorgelegt<br />
(4) <strong>Recht</strong>sgeschäft aus diesem Grunde unverzüglich <strong>zur</strong>ückgewiesen<br />
(Problem / Def. Unverzüglich)<br />
(5) kein Ausschluss der Zurückweisung nach § 174 Satz 2 BGB<br />
(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Frist bzgl. RA Schreiben)<br />
bb) Fristgemäße Kündigung durch konkludente WE des V ?<br />
(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Kündigungsfrist) (Ergebnis)<br />
(Obersatz zu den 5 W´s )<br />
Der V könnte gegen den M einen Anspruch auf Räumung und Herausgabe des gemieteten<br />
Wohnraumes aus § 546 BGB haben.<br />
(Voraussetzungen der Anspruchsgrundlage (AG) im weiteren Obersatz nennen)<br />
Voraussetzung dafür ist, dass, ein Mietverhältnis bestand und dieses Mietverhältnis wirksam<br />
beendet wurde.<br />
-77-
- <strong>Seite</strong> 78 -<br />
(Subsumtion zu 1.)<br />
1) Mietverhältnis Im Sachverhalt ist angegeben, dass V der Vermieter und M der Mieter ist. Es<br />
ist daher davon auszugehen, dass zwischen V und M ein wirksamer Mietvertrag geschlossen<br />
wurde.<br />
(weitere rechtliche Untergliederung zu Punkt 2 erforderlich)<br />
2) Beendigung<br />
Fraglich ist, ob das Mietverhältnis beendet wurde.<br />
Nach § 542 Abs. 2 BGB endet das Mietverhältnis bei befristeten Mietverhältnissen durch<br />
Zeitablauf,<br />
d. h. eine Kündigung ist nicht erforderlich. Nach § 542 Abs. 1 BGB endet das Mietverhältnis bei<br />
unbefristeten Mietverhältnissen durch eine wirksame Kündigung.<br />
(Subsumtion <strong>zur</strong> Frage, ob befristetes oder unbefristetes Mietverhältnis)<br />
Im Streitfall ist im Mietvertrag geregelt, dass das Mietverhältnis fortgesetzt wird, wenn es nicht 3<br />
Monate vor Jahreswechsel gekündigt werde. Darin liegt die Regelung, dass das Mietverhältnis<br />
gerade nicht allein durch Zeitablauf endet, sondern sich ohne weiteres Zutun der Parteien stetig<br />
verlängert. Es handelt sich daher um ein unbefristetes Mietverhältnis, so dass die wirksame<br />
Kündigung erforderlich ist.<br />
(Obersatz = Voraussetzungen einer wirksamen Kündigung nennen)<br />
Eine wirksame Kündigung liegt vor, wenn<br />
a) die Kündigung erklärt wurde,<br />
b) ein gesetzlicher oder vertraglicher Kündigungsgrund vorliegt und<br />
c) die Kündigungsfrist eingehalten wurde.<br />
(<strong>Recht</strong>liche Untergliederung <strong>zur</strong> Kündigungserklärung erforderlich.)<br />
a) Kündigungserklärung<br />
Fraglich ist, ob eine Kündigungserklärung wirksam abgegeben wurde.<br />
Die Kündigungserklärung ist von dem Vertragspartner abzugeben. Vertragspartner des M aus<br />
dem Mietvertrag ist V.<br />
(der folgende Satz wird nur erforderlich, wenn Sie unmittelbar nach der schriftlichen Kündigung<br />
auch noch die konkludente Kündigung erwähnen wollen. Dann ist innerhalb der Prüfung der<br />
Kündigungserklärung entsprechend der 2 möglichen Erklärungen zu untergliedern.)<br />
Eine Kündigungserklärung des V könnte in dem Schreiben des RA A oder aber in einer späteren<br />
ggf. konkludenten WE des V liegen.<br />
aa) Kündigung durch Schreiben des RA A ( Voraussetzungen gem. § 164 BGB)<br />
(Subsumtion <strong>zur</strong> Erklärung des V)<br />
V hat nach dem Sachverhalt selbst jedenfalls vor dem Räumungsbegehren keine<br />
Willenserklärung abgegeben. Vielmehr hat der <strong>Recht</strong>sanwalt A die Kündigung mit dem am<br />
29.9.2004 zugegangenen Schreiben erklärt.<br />
(weitere Untergliederung in rechtlicher Hinsicht erforderlich =><br />
Obersatz <strong>zur</strong> Stellvertretung = Voraussetzungen der wirksamen Stellvertretung nennen)<br />
-78-
- <strong>Seite</strong> 79 -<br />
Da die Kündigungserklärung vom Vertragspartner stammen muss, kann die Erklärung des<br />
<strong>Recht</strong>sanwalt A nur dann <strong>zur</strong> wirksamen Kündigung führen, wenn sie als Willenserklärung dem<br />
V zugerechnet werden kann. Die Willenserklärung des A könnte für und gegen den V gelten,<br />
wenn die Voraussetzungen der Stellvertretung nach §§ 164 ff BGB erfüllt sind. Der <strong>Recht</strong>sanwalt<br />
A hätte den V wirksam vertreten, wenn<br />
(1) - der A als Vertreter eine eigene Willenserklärung,<br />
(2) - im fremden Namen, d. h. im Namen des V,<br />
(3) - und mit Vertretungsmacht abgegeben hätte.<br />
(ggf. weitere Definitionen zu den Voraussetzungen nennen, damit - danach -subsumiert werden<br />
kann)<br />
Eine eigene Willenserklärung liegt in Abgrenzung zum Boten dann vor, wenn der Vertreter nicht<br />
nur die Erklärung des Hintermannes transportiert, sondern im Rahmen eines eigenen<br />
Handlungsspielraums die Erklärung abgibt.<br />
Ein Handeln im fremden Namen (Offenkundigkeitsprinzip) liegt vor, wenn der Erklärende<br />
ausdrücklich oder konkludent für den Erklärungsempfänger erkennbar, d. h. offenkundig, zu<br />
verstehen gibt, nicht für sich selbst, sondern für einen Anderen die Erklärung abgeben zu wollen.<br />
Der <strong>Recht</strong>sanwalt A hätte mit Vertretungsmacht gehandelt, wenn der V dem A wirksam eine<br />
Vollmacht erteilt hat. Die Vollmachtserteilung ist grundsätzlich formfrei möglich (§ 167 Abs. 2<br />
BGB).<br />
(Subsumtion zu den Voraussetzungen der Stellvertretung:)<br />
(1.) eigene WE<br />
Im Sachverhalt ist nicht angegeben, dass der V eine inhaltsgleiche Erklärung vor der Erklärung<br />
des<br />
RA A abgegeben hätte. Daher ist davon auszugehen, dass der <strong>Recht</strong>sanwalt nicht nur als Bote<br />
fungiert, d. h. nicht nur eine Erklärung des V transportiert hat, sondern im Rahmen eines ihm<br />
gelassenen Spielraums eine Willenserklärung abgegeben hat.<br />
A hat also eine eigene Willenserklärung abgegeben.<br />
(2.) im fremden Namen<br />
<strong>Recht</strong>sanwalt A hat auch im fremden Namen gehandelt. Er hat in dem Schreiben ausdrücklich<br />
angegeben „im Namen" des V zu handeln.<br />
(3.) mit Vertretungsmacht<br />
Fraglich ist, ob <strong>Recht</strong>sanwalt A mit Vertretungsmacht gehandelt hat.<br />
Tatsächliche Angaben <strong>zur</strong> Art und Weise der Vollmachtserteilung sind im Sachverhalt nicht<br />
enthalten. Es ist jedoch angegeben, dass <strong>Recht</strong>sanwalt A den Vermieter V „vertritt".<br />
Im Folgenden gehe ich daher davon aus, dass V dem A eine Vollmacht erteilt hat. Anhaltspunkte<br />
für<br />
die Unwirksamkeit der Vollmachtserteilung liegen nicht vor.<br />
(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Stellvertretung)<br />
Damit sind die Voraussetzungen der wirksamen Vollmacht nach § 164 ff BGB erfüllt.<br />
Folglich hat <strong>Recht</strong>sanwalt A die Kündigung mit Wirkung für und gegen den V erklärt.<br />
Die Kündigungserklärung wirkt als eine solche des V.<br />
Damit liegt eine Kündigungserklärung des V in dem Schreiben des <strong>Recht</strong>sanwaltes V, welches<br />
am 29.9.2004 dem M zuging.<br />
-79-
- <strong>Seite</strong> 80 -<br />
(weil es später von Bedeutung wird, kann hier schon die weitere Kündigungserklärung des V<br />
angegeben werden, s. dazu schon die Untergliederung oben in a) und b )<br />
bb) spätere konkludente Kündigungserklärung des V<br />
Wenn die Kündigung mittels Erklärung des A nach §§ 164, 174 BGB unwirksam wäre, läge eine<br />
konkludente Kündigungserklärung des V jedenfalls in dem zu einem späteren Zeitpunkt, aber vor<br />
dem 1.1.2005, geltend gemachten Räumungsbegehren.<br />
(hier durch die Formulierung den Leser mitnehmen und an die obigen Voraussetzungen<br />
anknüpfen, damit auch aus dem Text deutlich wird, dass Sie nun die oben unter b ) und c)<br />
genannten Voraussetzungen weiterprüfen )<br />
Für die Wirksamkeit der Kündigung ist neben der nunmehr festgestellten Kündigungserklärung<br />
des V (s. o. zu a) erforderlich, dass ein gesetzlicher oder vertraglicher Kündigungsgrund vorliegt<br />
und die Kündigungsfrist eingehalten wurde.<br />
Liegt ein so genannter wichtiger Grund vor, kann die Kündigung fristlos, d. h. ohne Einhaltung<br />
einer Frist, erklärt werden.<br />
b) Kündigungsgrund<br />
Anhaltspunkte für das Vorliegen eines wichtigen Grundes im Sinne von §§ 543 BGB<br />
bzw. 569 BGB sind im Sachverhalt nicht enthalten.<br />
Vertraglich ist ein besonderer wichtiger Kündigungsgrund nicht geregelt.<br />
Die Kündigung ist daher nicht aus einem so genannten wichtigen Grund, d. h. nicht fristlos,<br />
möglich.<br />
Fraglich ist, ob ein einfacher Kündigungsgrund vorliegt.<br />
(Subsumtion <strong>zur</strong> Frage, ob im Vertrag ein einfacher Kündigungsgrund geregelt ist)<br />
Im Vertrag ist geregelt, dass der Vertrag sich verlängert, wenn er nicht gekündigt werde.<br />
Damit haben die Parteien vereinbart, dass eine Kündigung nicht ausgeschlossen ist, sondern nach<br />
dem Vertrag möglich ist. Besondere Voraussetzungen haben die Parteien an die Kündigung (bis<br />
auf die noch zu prüfende Frist) nicht geknüpft. Daher ist vertraglich eine Kündigung auch ohne<br />
Vorliegen eines besonderen Grundes möglich.<br />
c) Kündigungsfrist<br />
Die Kündigungserklärung des V bewirkt eine Beendigung des Mietverhältnisses<br />
zum 1.1.2005, d. h.<br />
zu dem Zeitpunkt, zu dem der V die Räumung und Herausgabe begehrt, nur, wenn die<br />
Kündigungsfrist eingehalten wurde.<br />
Im Vertrag ist geregelt, dass die Kündigung 3 Monate vor Jahreswechsel möglich ist.<br />
Danach wäre sie zum 1.1.2005 nur wirksam, wenn sie bis zum 30.9.2004 wirksam<br />
erklärt worden wäre.<br />
Bedenken könnten hinsichtlich der Wirksamkeit dieser vertraglichen Frist bestehen.<br />
In § 573 c Abs. 1 sind Kündigungsfristen für Wohnraum geregelt.<br />
Nach § 573 b Abs. 4 sind Vereinbarungen zum Nachteil des Mieters unwirksam.<br />
-80-
- <strong>Seite</strong> 81 -<br />
Da der Sachverhalt keine Angaben <strong>zur</strong> Dauer des bereits bestehenden Mietverhältnisses enthält,<br />
ist davon auszugehen, dass die kürzeste Frist im Sinne von § 543 c Abs. 1 BGB, d. h. 3 Monate,<br />
gelten würde. Fraglich ist, ob die vertragliche Vereinbarung zu Lasten des Mieters von der<br />
gesetzlichen Frist abweicht. Die Dauer der Frist (3 Monate) ist nicht zu Lasten des Mieters<br />
eingeschränkt. Eine Einschränkung bzw. vom Gesetz abweichende Regelung ergibt sich jedoch<br />
dadurch, dass die Kündigung nicht jederzeit mit einer Frist von 3 Monaten, sondern nur 3 Monate<br />
vor Jahreswechsel möglich sein solle. Im Streitfall kündigt jedoch der V. Soweit die vertragliche<br />
Verlängerung der Kündigungsfrist zu Lasten des Vermieters wirkt, bestehen aus § 543 c Abs. 4<br />
BGB keine Bedenken gegen die Wirksamkeit der Klausel. Bedenken bestünden erst, wenn die<br />
Verlängerung zu Lasten des M wirken würde. Sowohl nach der vertraglichen Frist, als auch nach<br />
der gesetzlichen Frist gem. § 573 c Abs. 1 BGB wäre die Kündigung bis zum 1.1.2005 nur<br />
wirksam, wenn sie bis zum 30.9.2004 wirksam erklärt worden wäre. Also ergeben sich für den<br />
Mieter im konkreten Fall keine Nachteile aus der vertraglichen Kündigungsfrist.<br />
(Zwischenergebnis zum Problem der Wirksamkeit der vertraglichen Fristenregelung)<br />
Es kann im Fall also dahin stehen, ob die vertragliche Frist wirksam vereinbart wurde, weil im<br />
konkreten Fall die gesetzliche und die vertragliche Frist gleichzeitig ablaufen.<br />
(für den Leser deutlich machen, dass sie an die eingeleitete Prüfung anknüpfen, ob die<br />
Kündigung fristgemäß erklärt wurde)<br />
Damit das Mietverhältnis zum 1.1.2005 beendet wurde, müsste also die Kündigung bis zum<br />
30.09.2004 wirksam erklärt worden sein.<br />
Eine Willenserklärung wird mit Zugang bei dem Erklärungsempfänger wirksam ( § 130 BGB.<br />
aa) Fristgemäße Kündigung im Schreiben des RA ?<br />
Problematisch ist, ob die Willenserklärung des V, die durch den Vertreter A erklärt wurde, mit<br />
Zugang am 29.9.2004 auch wirksam wurde.<br />
Gemäß § 130 BGB wird die Willenserklärung gegenüber Abwesenden mit Zugang wirksam.<br />
Zugang liegt vor, wenn der Empfänger unter regelmäßigen Umständen die Erklärung <strong>zur</strong><br />
Kenntnis nehmen kann.<br />
(Problem § 174 BGB)<br />
Hier ist ein Brief des RA A dem M am 29.9.2004 zugegangen.<br />
Fraglich ist jedoch, wie sich auswirkt, dass die schriftliche Vollmacht nicht vorlag.<br />
Gemäß § 174 BGB sind<br />
(1) -einseitige <strong>Recht</strong>sgeschäfte, die<br />
(2) - vom Bevollmächtigten vorgenommen wurden,<br />
(3) - wenn eine Vollmachtsurkunde nicht vorgelegt wurde und<br />
(4) - der andere das <strong>Recht</strong>sgeschäft aus diesem Grunde unverzüglich <strong>zur</strong>ückweist und<br />
(5) - kein Ausschluss der Zurückweisung nach § 174 Satz 2 BGB vorliegt unwirksam.<br />
(Subsumtion § 174 BGB, wichtig: zu jedem rechtlichen Gliederungspunkt muss subsumiert<br />
werden)<br />
(1) einseitiges <strong>Recht</strong>sgeschäft Hier liegt in der Kündigungserklärung ein einseitiges<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäft.<br />
(2) vom Bevollmächtigten vorgenommen Der A als Erklärender, der dieses einseitige<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäft vorgenommen hat, war auch Vertreter des V mit Vertretungsmacht (s. o.).<br />
(3) Vollmachtsurkunde nicht vorgelegt Er hat eine Vollmachtsurkunde nach dem Sachverhalt<br />
nicht vorgelegt.<br />
-81-
- <strong>Seite</strong> 82 -<br />
(4) <strong>Recht</strong>sgeschäft aus diesem Grunde unverzüglich <strong>zur</strong>ückgewiesen<br />
Der M hat geantwortet, dass er die Kündigung <strong>zur</strong>ückweise und das damit begründet, dass er<br />
nicht wisse, ob A Vollmacht habe. Darin liegt die Rüge, dass A nicht eine Vollmachtsurkunde<br />
vorgelegt habe.<br />
(Problem / Def. Unverzüglich)<br />
Fraglich ist, ob die Zurückweisung unverzüglich geschah.<br />
M hätte unverzüglich gehandelt, wenn er ohne schuldhaftes Zögern die Kündigung<br />
<strong>zur</strong>ückgewiesen hätte.<br />
Bei der Frage, bis zu welchem Zeitpunkt ein unverzügliches Handeln vorliegt, ist zu<br />
berücksichtigen, in welchem Maße dem Erklärungsempfänger eine Überlegungsfrist zugebilligt<br />
werden muss.<br />
Kriterien sind Komplexität und Umfang des <strong>Recht</strong>sgeschäfts.<br />
Im Streitfall ist die Erklärung des A dem M am 29.9.2004 zugegangen.<br />
Da dem M eine Überlegungsfrist jedenfalls von einem Tag zugebilligt werden kann, war er nicht<br />
verpflichtet, noch am selben Tag telefonisch oder per Fax zu reagieren. Die Zurückweisung der<br />
Erklärung unter Berufung auf die fehlende Vollmacht am nächsten Tag geschah noch ohne<br />
schuldhaftes Zögern. d. h. unverzüglich.<br />
(5) kein Ausschluss der Zurückweisung nach § 174 Satz 2 BGB<br />
Dass V dem M vorher mitgeteilt hätte, dass er von <strong>Recht</strong>sanwalt A vertreten wird, ist aus dem<br />
Sachverhalt nicht ersichtlich. Daher ist die Zurückweisung nicht nach § 174 Satz 2 BGB<br />
ausgeschlossen.<br />
(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Frist bzgl. RA Schreiben)<br />
Folglich ist das einseitige <strong>Recht</strong>sgeschäft, hier die durch A als Vertreter erklärte Kündigung<br />
durch<br />
das am 29.9.2004 zugegangene Schreiben unwirksam.<br />
Die Kündigungserklärung des V durch <strong>Recht</strong>sanwalt A ist daher nicht vor Ablauf der Frist<br />
wirksam<br />
geworden.<br />
bb) Fristgemäße Kündigung durch konkludente WE des V ?<br />
Aus den oben genannten Gründen liegt eine Kündigungserklärung des V jedoch auch in dem<br />
Räumungsbegehren (konkludente Willenserklärung).<br />
Diese Erklärung, die V unmittelbar abgegeben hat, müsste jedoch ebenfalls vor dem 1.10.2004<br />
wirksam geworden, d. h. dem M zugegangen sein.<br />
Im Sachverhalt ist nicht angegeben, dass V ein eigenes Räumungsbegehren vor dem 1.10.2004<br />
geäußert hätte. Folglich ist davon auszugehen, dass das Räumungsbegehren des V zwar vor dem<br />
1.1.2005, aber nach dem 1.10.2004 erklärt wurde.<br />
Danach ist auch die Kündigungserklärung des V nicht vor Ablauf der Kündigungsfrist erklärt<br />
worden.<br />
Eine erst nach dem 1.10.2004 erklärte Kündigungserklärung des V wirkt nach der im Vertrag<br />
geregelten Frist zu Lasten des V erst zum 31.12.2005 (nicht 2004).<br />
(Zwischenergebnis <strong>zur</strong> Kündigungsfrist)<br />
Es ist damit die für die Kündigung zum 1.1.05 erforderliche Kündigungsfrist nicht eingehalten.<br />
-82-
- <strong>Seite</strong> 83 -<br />
(Ergebnis)<br />
Die Voraussetzungen für die Beendigung des Mietverhältnisses zum 1.1.2005 sind danach nicht<br />
erfüllt. Das Mietverhältnis ist noch nicht beendet. Damit sind die Voraussetzungen der<br />
Anspruchsgrundlage § 546 BGB nicht vollständig erfüllt.<br />
.<br />
Eine andere Anspruchsgrundlage für das Begehren des V auf Räumung und Herausgabe der<br />
Mietwohnung ist nicht ersichtlich.<br />
Insbesondere besteht ein Anspruch nach § 985 BGB nicht, weil der M durch den weiterhin<br />
wirksamen Mietvertrag ein <strong>Recht</strong> zum Besitz nach § 986 BGB hat.<br />
Ergebnis:<br />
V hat gegen M keinen Anspruch auf Räumung und Herausgabe der Mietwohnung.<br />
4.7 Untergang eines entstandenen Anspruchs<br />
(mit Fall Mietkündigung nach Kleckerzahlung)<br />
4.7.1 reale Erfüllung; Erfüllungssurrogate § 362 ff BGB<br />
- Leistung des Sch an den Gl. : § 362 BGB<br />
- Leistung des Sch an einen Dritten mit Zustimmung des Gl. : § 362 i. v. m .. § 185 BGB (vgl.<br />
auch<br />
Fälle <strong>zur</strong> Geheißperson)<br />
Kaufvertrag<br />
Gläubiger<br />
Schuldner<br />
100,- € § 185 BGB = Grundlage für eine Geheißperson<br />
Dritter<br />
- Leistung des Sch an einen nichtberechtigten Dritten : grds. keine Erfüllung, Ausn.: § 407 BGB<br />
in Abtretungsfällen , § 398 ff )<br />
Problemfälle: Teilleistung / Wahlrecht des Sch / Befreiungsanspruch / Auskunftsanspruch<br />
Lösung: finden der Norm: Frage , ob erfüllt ist, entspricht Frage, welchen konkreten Inhalt der<br />
Anspruch hat => im AT bei Inhalt der Ansprüche suchen => § 249 ff BGB Lesen: § 257 BGB - -<br />
Befreiungsanspruch § 259, 260, 261<br />
- Auskunftsanspruch ( Stufenklage) § 262:<br />
Wahlschuld § 266:<br />
Teilleistung § 268:<br />
Leistung durch Dritten<br />
Leistung ist nicht vollständig bewirkt, wie weit ist Forderung erloschen ? => § 266 BGB<br />
- Leistung eines Dritten an den Gl. => § 267<br />
zu § 267 BGB Bsp.: für nicht persönliche Leistung: Geldleistung Bsp. Für persönliche Leistung:<br />
Bild vom Künstler X<br />
Problem: mehrere Forderungen bestehen: unklar, auf welche Forderung geleistet wurde<br />
Hinterlegung § 372 BGB<br />
Fall: Bauherr weiß nicht, ob er an den Haupt- oder Subunternehmer zahlen soll. Der<br />
Hauptunternehmer, meint, dass er den „Sub“ beauftragt habe. Der „Sub“ meint, dass er<br />
unmittelbar beauftragt sei. Lösung:<br />
-83-
- <strong>Seite</strong> 84 -<br />
Hinterlegung gem. § 372 ff BGB => kein Verzug unabhängig davon, wem der Anspruch<br />
tatsächlich zusteht.<br />
Hinterlegung bei der Hinterlegungsstelle<br />
Hinterlegung nach § 372 BGB = Erfüllung<br />
Aufrechnung § 387<br />
Einer hat gegen den anderen Anspruch auf Geld und umgekehrt<br />
Aufrechnung geht nur bei Leistungen, die ihrem Gegenstand nach gleichartig sind<br />
Erlass § 397 BGB Gläubiger- und Schuldnerwechsel<br />
(Zession = Abtretung § 398 ff BGB; Schuldübernahme §§ 414 ff BGB; Schuldbeitritt § 311<br />
BGB; Vertragsübernahme )<br />
Abtretung: § 398 BGB<br />
§ 338<br />
Vertrag<br />
Gläubiger 1 Gläubiger 2<br />
1000,- €<br />
Schuldner<br />
- Vertrag und Verfügung fallen zusammen<br />
- kein gutgläubiger Erwerb Ausnahme: § 405 BGB (Abtretung unter Urkundenvorlegung)<br />
§ 1153 BGB (Übertragung von Hypothek<br />
und Forderung)<br />
Abtretung = Gläubigerwechsel<br />
1.) Einigung zwischen Zedent ( bisheriger Gl.) und Zessionar ( neuer Gl.) über den Übergang der<br />
Forderung<br />
PK: Forderung muss inhaltlich bestimmt / bestimmbar sein<br />
2.) Berechtigung des Abtretenden / Zedenten<br />
Grds. kein gutgl. Erwerb einer Forderung möglich ( kein <strong>Recht</strong>sschein bei Forderung anders<br />
als bei Sachen)<br />
Ausn.: § 405 BGB<br />
a) Forderung muss bestehen<br />
b) Zessionar muss Gl. sein<br />
3.) kein Ausschluss der Abtretung<br />
§ 399 BGB<br />
§ 400 BGB, § 850 ff ZPO (Unpfändbarkeit)<br />
RF: Übergang<br />
- der Forderung ( Vertrag ist gleichzeitig Verfügungsgeschäft)<br />
- der unselbständigen Sicherungsrechte ( § 401 BGB)<br />
- Auskunftsanspruch § 402 BGB Schuldnerschutz gem. § 404 ff (neuer Schuldner kann einreden /<br />
Einwendungen des alten Sch geltend machen)<br />
-84-
- <strong>Seite</strong> 85 -<br />
Schuldübernahme § 414 BGB ff<br />
Schuldübernahmen § 414 BGB / § 415 BGB<br />
Gläubiger<br />
§ 414 BGB<br />
Schuldner 1 Schuldner 2<br />
§ 415 BGB<br />
- bei § 415 BGB ist die Zustimmung des Gläubigers notwendig (zwingend erforderlich)<br />
Voraussetzung:<br />
- Bestehen eines Schuldverhältnisses zwischen Altschuldner und Gl.<br />
- Beitrittsvereinbarung -- zwischen Altschuldner und Übernehmer (dann Zustimmung des Gl.<br />
notwendig gem. § 415 BGB) oder -- zwischen Neuschuldner und Gläubiger<br />
Gläubiger Schuldner 1<br />
§ 414 BGB<br />
§ 415 BGB<br />
Schuldner 2<br />
- mit dem Inhalt , dass Neugläubiger an die Stelle des Altschuldners tritt<br />
RF: Schuldnerwechsel<br />
der Gläubiger muss zustimmen<br />
Gläubiger<br />
Schuldner<br />
§ 329 BGB<br />
Dritter (kein Schuldner, sondern nur Erfüllung)<br />
Abgrenzung zu Erfüllungsübernahme ( § 329 BGB)<br />
Bei Erfüllungsübernahme erfüllt der Dritte für den Schuldner, will aber nicht, dass der gleich.<br />
einen eigenen Anspruch auf Erfüllung gegen den Übernehmer hat.<br />
Schuldbeitritt: (nicht gesetzlich geregelt => 311 I BGB )<br />
Gläubiger<br />
Schuldner 1 § 421 BGB; § 426 BGB<br />
Dritter (Schuldner 2)<br />
Schuldbeitritt: Der 2. Schuldner tritt neben den 1. Schuldner. (Der Gläubiger kann sich aussuchen<br />
von wem er welche Erfüllung verlangt.)<br />
-85-
- <strong>Seite</strong> 86 -<br />
Voraussetzung:<br />
- Bestehen eines Schuldverhältnisses zwischen Altschuldner und Gl.<br />
- Beitrittsvereinbarung<br />
- zwischen Altgläubiger und Beitretendem ( Vertrag zu Gunsten Dritter ) oder<br />
- zwischen Gläubiger und Beitretendem<br />
- mit dem Inhalt , dass Beitretender neben dem Alt - Sch. Haftet ( als Gesamtschuldner gem. §<br />
421 ff, 426 BGB)<br />
- Wirksamkeitsvoraussetzungen ( vgl. auch § 492,494, 199, 501,502<br />
RF: Gesamtschuldverhältnis § 421 ff, 426 BGB<br />
Vertragsübernahme (Gesamtschuldverhältnis)<br />
- normale Norm der Verträge<br />
§ 433 BGB<br />
A<br />
Gläubiger<br />
Schuldner<br />
Vertragsübernahme<br />
B<br />
Schuldner<br />
Gläubiger<br />
= § 398 BGB und § 414 BGB ff<br />
kraft Gesetzes: § 563,566,581 II durch Vertrag : dreiseitiger Vertrag erforderlich oder<br />
zweiseitiger Vertrag mit Genehmigung des Dritten<br />
Fall Kündigung Mietvertrag nach Kleckerzahlung<br />
A hat B eine Wohnung vermietet für 1000,-€. Vereinbart ist die Fälligkeit der Miete am 1.<br />
Werktag<br />
des Monats. B zahlt für 2 Monate keine Miete, dann im 3. Monat 140,-€. A kündigt dem B wegen<br />
Zahlungsverzug.<br />
B meint, durch die Zahlung von 140,-€ sei er jedenfalls nicht 2 Monatsmieten im Rückstand.<br />
A verlangt von B Herausgabe der Wohnung.<br />
Lösung<br />
Vorraussetzung:<br />
- Mietvertrag<br />
- wirksame Kündigung / Ende des Mietvertrages<br />
° Mietvertrag vorhanden<br />
° Ende des Mietvertrages (Vorraussetzung)<br />
Kündigungserklärung (20.03.2006)<br />
Kündigungsgrund (§ 542 BGB i. v. m. §286 II 2 BGB<br />
- am 20.03.2006 war B mit 3 Monatsmieten im Verzug<br />
Kündigungsfrist: nein, da außerordentliche Kündigung<br />
A ist also berechtigt die Herausgabe der Wohnung zu verlangen.<br />
-86-
- <strong>Seite</strong> 87 -<br />
4.7.2 Rücktritt und Anspruch auf Rückgewähr bei<br />
Leistungsstörung / Gewährleistungsansprüchen<br />
- aus dem Rücktritt etwas verlangen § 346 BGB<br />
Prüfung unter: ist der Anspruch entstanden<br />
- Rücktrittsprüfung bei: ist der Anspruch untergegangen<br />
Aufbau Rücktritt:<br />
1.) Rücktrittsgrund / gesetzlicher Anspruch auf Rückgewähr<br />
a) Rücktrittsrecht vertraglich vereinbart<br />
b) gesetzliches Rücktrittsrecht<br />
z.B. Leistungsstörung : § 323, 324, 326 Gewährleistungsanspruch : § 437 Nr. 2 / 634 Nr. 3 / 323<br />
Störung der Geschäftsgrundlage § 313 BGB (= Vertragsanpassung i. v. m. § 357 BGB)<br />
kein Ausschluss des Rücktritts (spezialgesetzlich)<br />
2.) Rücktrittserklärung (§ 349 BGB)<br />
- gegenüber dem anderen Vertragsteil § 349 4.) weitere besondere Wirksamkeitsvoraussetzungen<br />
3.) Fristen oder sonstige Vorraussetzungen<br />
- fristgemäß § 350<br />
- keine Unwirksamkeit durch unverz. Aufrechnung des Gegners § 352 BGB<br />
- noch keine Verjährung ( vgl. § 218, 438 IV, 638 a IV BGB)<br />
RF Inhalt der wechselseitigen Ansprüche bei Rückabwicklung des Schuldverhältnisses:<br />
Umwandlung des Schuldverhältnisses in ein Rückgewährschuldverhältnis<br />
=> wechselseitige Ansprüche auf Rückgewähr Zug um Zug , § 346 I , 348 BGB<br />
bzgl. Nutzungen: § 346 I, 100<br />
bzgl. Wertersatz: § 346 II , III<br />
bzgl. Wertersatz für die entgegen den Regeln der ordnungsgemäß Wirtschaft nicht gezogenen<br />
Nutzungen: § 347 I 1 und 347 I 2 BGB<br />
bzgl. Verwendungsersatz: § 347 II1 und § 347 II 2 i. v. m .. § 818<br />
SEA (Schadensersatzanspruch) gem. § 280 ff BGB bei Nichterfüllung der Herausgabepflichten<br />
aus § 346 I, IV BGB Ersatz der Vertragskosten : § 284 BGB<br />
Fall: der <strong>zur</strong>ückgedrehte Tacho (hier nur Rücktritts - RF)<br />
Bsp. - Fall: Rückritt oder Schadensersatzverlangen nach arglistiger Täuschung beim Autokauf<br />
(hier nur kurzer Einstieg in Gewährleistungsrecht als Rücktrittsgrund, Vertiefung innerhalb des<br />
<strong>Recht</strong>s der Leistungsstörungen )<br />
Fall: der <strong>zur</strong>ückgedrehte Tacho (hier nur Rücktritts - RF)<br />
A ist Lehrer. Er kauft bei Autohändler H einen Toyota . Im Kaufvertrag steht:<br />
Kfz: Toyota, Fahrgestell - Nr. 1234546789 , CB - XY 1<br />
Preis: 10.000,-€<br />
-87-
- <strong>Seite</strong> 88 -<br />
Km Stand lt. Tacho: 50.000,00 km.<br />
TÜV neu.<br />
Unfallschäden laut Vorbesitzer: keine<br />
H übergibt A Wagen, Schlüssel und Papiere am 1.1.04 . A fährt am 1.6.04 zum<br />
Zündkerzenwechsel in die Werkstatt. Dort wird ihm mitgeteilt, dass der km Stand so nicht<br />
stimmen kann und der Wagen wohl einen Unfallschaden hat. A forscht nach.<br />
Tatsächlich hatte der Wagen bei Verkauf des Vorbesitzers an H einen km Stand von 150.000 km.<br />
Der Vorbesitzer hatte auch einen Unfall. Ob er dem H davon berichtete, lässt sich nicht mehr<br />
aufklären.<br />
A fragt, welche Ansprüche er hat.<br />
Wenn er den Wagen <strong>zur</strong>ückgeben muss, möchte er neben dem Kaufpreis auch u.a. die Kosten der<br />
Untersuchung zum Vorschaden und zum km Stand ( 3000,-€), die Kosten der Überführung des<br />
Wagens zu seinem Wohnort ( 200,-€ ) und das Geld für die von ihm aufgezogenen neuen Reifen<br />
(1000,-€ ) <strong>zur</strong>ück. H hat schon angekündigt, den Nutzungsersatz für die von A zwischenzeitlich<br />
gefahrenen 10.000 km geltend machen zu wollen.<br />
Gehen Sie davon aus, dass ein Anspruch auf Schadensersatz bzw. Rücktritt aus § 437 Nr. 3, Nr. 2<br />
BGB besteht. (hier sollen zunächst nur die Besonderheiten der <strong>Recht</strong>sfolgen des Rücktritts<br />
behandelt werden. Die Frage, ob und warum im Fall ein Gewährleistungsanspruch besteht, wird<br />
später im <strong>Recht</strong> der Leistungsstörungen behandelt.)<br />
Lösung:<br />
Anspruchsgrundlage: § 437 Nr.2 BGB i. v. m. § 346 BGB / § 823 II BGB i. v. m. § 263 StGB<br />
(<strong>Recht</strong>sfolge § 249 StGB, § 284 StGB)<br />
Anspruch entstanden<br />
1. Kaufvertrag, Mangel im Zeitpunkt der Übergabe, Fristsetzung = § 437 Nr. 2 BGB<br />
(Rücktrittsrecht = Rücktrittsgrund)<br />
Mangel = Abweichung zwischen ist und soll Beschaffenheit<br />
A will <strong>zur</strong>ückhaben:<br />
10.000 € (Kaufpreis = Autopreis) (+)<br />
3.000 € (Untersuchung zum Vorschaden) (-) nur als Schadensersatz nach § 284 BGB möglich<br />
200 € (Überführungskosten) (-) nur als Schadensersatz nach § 284 BGB möglich<br />
1.000 € (neue Reifen) (-) § 347 2 BGB notwendige Aufwendungen zum<br />
Erhalt der Sache<br />
(+) wenn die Reifen abgefahren waren und<br />
demzufolge die Verkehrssicherheit nicht mehr<br />
gegeben wäre (steht hier aber nicht im<br />
Sachverhalt)<br />
-88-
- <strong>Seite</strong> 89 -<br />
4.7.3 Widerruf, Rückgabe beim Verbrauchervertrag<br />
§ 355 I, 346 ff BGB / 356 BGB<br />
Widerruf beim Verbrauchervertrag (§355 Absatz 1 i. v. m. §346 ff BGB, (§ 357 BGB))<br />
Voraussetzungen:<br />
1.) Berechtigter ist Verbraucher nach §13 BGB<br />
2.) Abschluss eines Verbrauchervertrages<br />
§312 ( Haustürgeschäft) ,<br />
§312d ( Fernabsatzvertrag),<br />
§491 (Verbraucherkredit),<br />
§499 (sonstige Finanzierung eines Verbrauchervertrages) ,<br />
§501 ( Teilzahlungsgeschäft),<br />
§505 ( Ratenlieferungsvertrag)<br />
3.) Bestehen eines gesetzlichen Widerrufsrechts nach §355 BGB oder vertraglichen<br />
Widerrufsrecht (Widerrufsgründe vgl. §312, 312 d, 495,499, 501,505 BGB)<br />
4.) Erklärung des Widerrufs in Textform (§3155 Absatz 1 Satz 2,357 Absatz 1 Satz 1,<br />
an §349 BGB)<br />
5.) Frist: grundsätzlich zwei Wochen (§355 Absatz 1 Satz 2 BGB)<br />
Fristbeginn: erst ab ordnungsgemäßer Belehrung (§355 Absatz 2 BGB)<br />
Fristende: zwei Wochen nach Beginn (§355 Absatz 1 Satz 2 BGB)<br />
spätestens sechs Monate nach Vertragsschluss/Lieferung (§355 Absatz 3 BGB)<br />
rechtzeitige Absendung vor Fristablauf genügt (§355 Absatz 1 Satz 2 BGB)<br />
<strong>Recht</strong>sfolge:<br />
wie Rücktritt (§357, vgl. §346 ff BGB)<br />
bei verbundenen Verträgen: §358,359 BGB<br />
Rückgabe beim Verbrauchervertrag (§356 BGB)<br />
Voraussetzungen:<br />
1.) Berechtigter ist Verbraucher nach §13 BGB<br />
2.) Abschluss eines Verbrauchervertrages ( §312,312d, 491,499, 501,505 BGB )<br />
3.) Bestehen eines Rückgaberechts ( § 356 BGB)<br />
a) Widerrufsgründe vgl. §312, 312d, 495,499, 501,505 BGB)<br />
b) Zulässigkeit der Rückgabe an Stelle des Widerrufs (§312 I 2 ,312 d I 2 ,503 I BGB)<br />
und vertragliche Vereinbarung der Rückgabe entsprechend den Anforderungen<br />
gem. § 356 I 2 Nr. 1-3 BGB)<br />
4.) Ausübung des Rückgaberechts in der Form des § 356 II BGB 5.) innerhalb der Widerrufsfrist<br />
(§ 356 II i. v. m . 355 I 2 BGB) , jedoch nicht vor Erhalt der Sache<br />
Fristbeginn / Fristende s. Widerrufsrecht<br />
<strong>Recht</strong>sfolge:<br />
wie beim Widerruf<br />
Hinweis auf neue Rspr. BGH bei Ebay Ersteigerungen<br />
-89-
- <strong>Seite</strong> 90 -<br />
4.7.4 Kündigung<br />
Prüfungsschema: ordentliche / außerordentliche Kündigung Differenzierung: ordentliche<br />
Kündigung bei Verträgen auf unbestimmte Zeit ordentliche Kündigung bei Verträgen auf<br />
bestimmte Zeit<br />
- nicht erforderlich bei Ablauf der Zeit (wichtig bei befristeten Arbeitsverträgen !)<br />
außerordentliche Kündigung bei befristeten / unbefristeten Verträgen<br />
- immer wichtiger Grund erforderlich vgl. § 543 i. v. m .. 569 ,626,723 I2, 314<br />
Wurde Vertragsverhältnis durch Kündigung wirksam beendet = Anspruch - ex nunc<br />
untergegangen?<br />
Prüfungsschema Kündigung<br />
1) Dauerschuldverhältnis<br />
2) Kündigungsgrund erforderlich ? differenziere<br />
- befristetes Dauerschuldverhältnis und Zeit abgelaufen => Vertragsverhältnis endet<br />
„automatisch“<br />
- unbefristetes Dauerschuldverhältnis zwar Vertragsfreiheit, aber keiner soll bis ans Lebensende<br />
gebunden sein => Grundsatz: Dauerschuldverhältnis kündbar<br />
- wie finde ich die Regelung zum Kündigungsgrund und <strong>zur</strong> Kündigungsfrist ? Spezialgesetze<br />
lesen (s.u. Beispiele) allg. Regeln zu Dauerschuldverhältnissen: § 314 BGB<br />
(= Auffangnorm und Grundsatz)<br />
3) kein Ausschluss der Kündigung ( § 242)<br />
4) Kündigungserklärung<br />
PK: Form vereinbart ? konstitutiv oder nur Beweislastregel ?<br />
PK Zugang ? Wdh. zum BGB AT Zugang einer WE<br />
5) Frist (vertraglich oder spezialgesetzlich) , vgl. auch § 314 III BGB<br />
RF: Dauerschuldverh. wird beendet ; SEA bleibt bei außerordentl. Kündigung , § 314 IV BGB<br />
Beispiele : unbefristete Verträge / Kündigungsgründe -> <strong>Vorlesung</strong><br />
4.7.5 Untergang des Anspruchs bzw.<br />
Anspruch auf Vertragsanpassung bei WGG, § 313 BGB<br />
Prüfungsschema WGG:<br />
- Anwendbarkeit: keine vertragliche Regelung, keine ergänzende Auslegung mögl. Keine<br />
spezialges. Regelung § 275 II, 779 ; § 119, Leistungsstörung<br />
- Parteien sind gemeinsam vom Vorhandensein bestimmter Umstände ausgegangen<br />
- Umstände = Geschäftsgrundlage = Parteien hätten bei Kenntnis den Vertrag nicht so<br />
geschlossen, anderer hätte sich redlicherweise auf anderen Vertrag einlassen müssen<br />
Wichtig: Umstand liegt nicht im Risikobereich nur einer Partei<br />
- Umstand geändert oder entfallen Zweckstörung (Bauvertrag und danach wird Grundstück<br />
rückübertragen an Dritten) Äquivalenzstörung (Mietvertrag auf 100 Jahre für 20 D-Mark)<br />
gemeinsamer Irrtum (ausnahmsweise bei Irrtum über Kalkulationsgrundlage, wenn diese offen<br />
gelegt und von beiden <strong>zur</strong> Grundlage gemacht )<br />
-90-
- <strong>Seite</strong> 91 -<br />
RF: Anspruch auf Vertragsanpassung oder Rücktritt, wenn Anpassung nicht mögl. ( § 313 III )<br />
Untergang des Anspruch bei Eintritt bestimmter Ereignisse<br />
1) § 158 BGB auflösende Bedingung<br />
2) § 163 BGB: Endtermin<br />
3) Tod bei höchstpersönlichen Ansprüchen § 520,613,673,727<br />
4.8.1. Übersicht Einreden<br />
§ 214 Verjährung Fristen:<br />
spezialgesetzlich<br />
allgemein<br />
Berechnung<br />
§ 275<br />
II<br />
faktische<br />
Unmöglichkeit<br />
immer genau berechnen: Fristbeginn,<br />
Hemmung ? , Fristende<br />
diff.: Hemmung / Unterbrechung der<br />
Frist<br />
§§ 438, 548, 606, 634 a, 651g<br />
§ 195 ff<br />
187 ff, 202 ff,<br />
Hemmung spezialges.:<br />
479, 771 S 2<br />
§ 275 III Unzumutbarkeit der persönlich zu erbringenden Leistung Gewährleistung<br />
§ 438 IV 2 , V<br />
§ 634 a IV 2, V<br />
§ 821 Bereicherung<br />
§ 853 unerl. Hdlg.<br />
§ 202 Stundung<br />
§ 320 ZBR Einrede des nicht erfüllten Vertrages im RF: § 322 ( Zug um Zug)<br />
Gegenseitigkeitsverhältnis ( Synallagma)<br />
§ 273 ZBR ZBR wegen eines anderen (nicht im beachte: Synallagma stehenden) Anspruchs<br />
a) gegenseitige Vorauss. Zahlungsansprüche => Konnexität: Aufrechnung möglich (§ beide<br />
Ansprüche aus demselben rechtl. 387) Verhältnis ( = einheitliches innerlich<br />
zusammenhängendes Lebensverh. )<br />
b) Ausschluss es ZBR: und - vertraglich es würde gegen § 242 verstoßen wenn - § 570 Anspruch<br />
ohne Rücksicht auf - § 578 I Gegenanspr. durchgesetzt werden - § 581 II könnte - § 242<br />
c) RF: § 274 ( Zug um Zug)<br />
d) anders als § 320 BGB nicht<br />
„insolvenzfest“ § 770 f des Bürgen § 519 Notbedarf bei Schenkung § 242 Treu und Gl.<br />
-91-
- <strong>Seite</strong> 92 -<br />
4.9.1 Vertragliche Schadensersatzansprüche<br />
Verletzung von Leistungspflichten<br />
(Hauptpflichten / Hauptleistung)<br />
Verletzung von Rücksichtnahmepflichten<br />
(Nebenpflichten)<br />
Unmöglichkeit<br />
§ 311 a II BGB<br />
(wegen § 275 BGB)<br />
§ 280 I, II BGB<br />
§ 283 BGB<br />
Nichtleistung nach<br />
Fristsetzung<br />
§ 280 I, III BGB<br />
§ 281 BGB<br />
Verzug<br />
§ 280 I, II BGB<br />
§ 286 BGB<br />
sonstige Verletzung<br />
von<br />
Leistungspflichten<br />
§ 280 I BGB<br />
Verletzung einer<br />
Pflicht i. S. v.<br />
§ 241II BGB<br />
+<br />
unzumutbar<br />
§ 280 I, III BGB<br />
§ 282 BGB<br />
Verletzung einer<br />
Pflicht i. S. v.<br />
§ 241II BGB<br />
§ 280 I BGB<br />
Schadensersatz<br />
statt Leistung<br />
Schadensersatz<br />
statt Leistung<br />
Schadensersatz<br />
wegen Verzögerung<br />
Schadensersatz<br />
Schadenersatz<br />
statt Leistung<br />
sonstige Schäden<br />
Bei Verletzung vorvertraglicher Pflichten:<br />
§§ 280 ff i. V. m. § 311 a II BGB<br />
Achtung : Gewährleistungsansprüche = lex spezialis<br />
= vorrangige Sonderregelungen im Verh. zum<br />
allg. <strong>Recht</strong> der Leistungsstörung<br />
-92-
- <strong>Seite</strong> 93 -<br />
Gläubiger<br />
(Käufer)<br />
(Blitz)<br />
Schuldner<br />
(Verkäufer)<br />
=> Anspruch auf Übereignung § 433 BGB geht unter (§ 275 BGB)<br />
Aber:<br />
statt der Leistung Schadensersatzanspruch nach § 311 a BGB<br />
- Nichterfüllung ist immer zu vertreten<br />
- Vorraussetzung für Schadensersatzansprüche (Fristsetzung)<br />
§ 280 I; II BGB/ § 281 I BGB<br />
- § 280 3 BGB verweist auf §§ 281, 282, 283 BGB<br />
Verzug (§ 286 BGB)<br />
grundsätzlich nach Mahnung (Ausnahme siehe oben)<br />
- wenn im Vertrag die Leistung Kalendermäßig bestimmt ist<br />
- bei Vertraglichen Ansprüchen: Fälligkeit, Mahnung<br />
- bei endgültiger Erfüllungsverweigerung ist die Fristsetzung und Mahnung entbehrlich<br />
- wenn spätere Leistung keinen Sinn mehr macht ist die Fristsetzung und<br />
Mahnung entbehrlich<br />
Gläubigerverzug: (§ 293 BGB)<br />
Gefahr und Lastenübergang § 446 BGB Kaufvertrag<br />
Gefahr und Lastenübergang § 446 BGB Werkvertrag<br />
Unmöglichkeit<br />
Unternehmer<br />
Besteller<br />
150.000,- €<br />
01.03.06 Schlüsselübergabe ok<br />
Einzug<br />
Aber: Dach undicht, Beseitigung innerhalb von 2 Wochen<br />
- der Unternehmer lässt die Frist verstreichen ohne den Mangel zu beheben<br />
Der Besteller lässt daraufhin das Dach von einer anderen Firma abdichten und<br />
verlangt vom Unternehmer die entstandenen Kosten in Höhe von 2.000,- €<br />
- der Unternehmer ist aber nur bereit 1.000,- € zu zahlen (da dieses sein Preis<br />
<strong>zur</strong> Mangelbeseitigung gewesen wäre)<br />
-93-
- <strong>Seite</strong> 94 -<br />
AG = § 634 II BGB i. V. m. § 637 BGB<br />
1.Anspruch entstanden<br />
Werkvertrag (+)<br />
Nach § 644 BGB (Mangel im Zeitpunkt des Gefahrenüberganges = undichtes Dach)<br />
- liegt vor wenn: die Ist- Beschaffenheit von der Soll- Beschaffenheit abweicht<br />
(ist hier erfüllt)<br />
Abnahme:<br />
(§ 640 BGB)<br />
Wenn der Besteller im wesentlichen erklärt, dass er das Werk Vertragsgemäß annimmt<br />
Konkludente Annahme und Anmeldung der Mängelbeseitigung<br />
(ist hier erfüllt, Dach soll innerhalb von 2 Wochen dicht sein)<br />
Fristsetzung:<br />
- mit (oder ohne) Ablehnungsandrohung, oder entbehrlichkeit der Frist<br />
(ist hier erfüllt, 2 Wochen)<br />
2. Anspruch untergegangen<br />
Der Anspruch ist nicht untergegangen<br />
3. Anspruch durchsetzbar<br />
Der Anspruch ist durchsetzbar<br />
Der Anspruch vom Besteller gegen den Unternehmer auf erstattung der Kosten,<br />
in Höhe von 2.000,- €, besteht, ist nicht untergegangen und Durchsetzbar.<br />
Verzugsschaden:<br />
Kosten bei rechtzeitiger Fertigung<br />
- Kosten bei verspäteter Fertigung<br />
= Verzugsschaden<br />
Verletzung der Nebenpflichten:<br />
§ 280 I, II BGB<br />
§ 281 BGB in Verbindung mit § 241 II BGB<br />
§ 282 BGB<br />
-94-
- <strong>Seite</strong> 95 -<br />
4.9.2 <strong>Recht</strong> der Leistungsstörung, anfängliche / nachträgliche /<br />
anfängliche<br />
Unmöglichkeit<br />
nachträgliche<br />
Unmöglichkeit<br />
subjektive / objektive Unmöglichkeit<br />
§ 311 a I BGB<br />
Vertrag bleibt wirksam<br />
§ 275 BGB<br />
Leistungsanspruch (-)<br />
§ 311 a II:BGB<br />
SEA statt Leistung<br />
=> nur positives Interesse<br />
Ausnahme<br />
§ 311 a II 2 BGB,<br />
=> § 284: Aufw. Ersatz<br />
Vertrag bleibt wirksam<br />
§ 326 BGB<br />
Gegenleistungsanspruch entfällt<br />
auch<br />
§ 275 BGB s .o. § 326 I 1 BGB s .o.<br />
Ausnahme<br />
§ 326 I 2 BGB: Unmöglichkeit der<br />
Nacherfüllung<br />
=> Untergang des Anspr. nur, wenn<br />
K <strong>zur</strong>ücktritt oder SEA wählt<br />
§ 326 II BGB:<br />
Unmöglichkeit<br />
- vom Gl zu vertreten (1. Alt)<br />
Vgl. dazu Übergang der Preisgefahr<br />
= wer haftet bei zufälligem<br />
Untergang -> §§ 446 BGB,<br />
447 BGB<br />
oder<br />
- erst nach Annahmeverzug (2.Alt)<br />
(§ 293 BGB) eingetreten<br />
Sekundäransprüche bei<br />
nachtr. Unmöglichkeit.<br />
§ 280 I, III BGB, § 283 BGB:<br />
SEA statt Leistung<br />
=> § 281 IV, 283, 346<br />
§ 280 BGB, § 283 BGB,<br />
§ 284 BGB, § 326 V BGB:<br />
§ 326 III BGB i. V. m. § 285 BGB<br />
Gl will Surrogat<br />
=> Gegenanspruch bleibt<br />
Aufwendungsersatzanspruch /<br />
Rücktritt<br />
§ 285 BGB Anspruch auf Surrogat<br />
-95-
- <strong>Seite</strong> 96 -<br />
4.9.3 Gewährleistung beim Kaufvertrag<br />
1. Vorraussetzung 2. Vorraussetzung<br />
Mangel muss bei Gefahrübergang bestehen<br />
§ 434 BGB (Kaufvertrag) bei Übergabe<br />
§ 633 BGB (Werkvertrag) bei Abnahme<br />
Mangelbegriff: § 434 BGB (lesen)<br />
(1) Die Sache ist frei von Sachmängeln, wenn sie bei Gefahrübergang die vereinbarte<br />
Beschaffenheit hat. Soweit die Beschaffenheit nicht vereinbart ist, ist die Sache frei von<br />
Sachmängeln,<br />
1. wenn sie sich für die nach dem Vertrag vorausgesetzte Verwendung eignet, sonst<br />
2. wenn sie sich für die gewöhnliche Verwendung eignet und eine Beschaffenheit aufweist, die<br />
bei Sachen der gleichen Art üblich ist und die der Käufer nach der Art der Sache erwarten<br />
kann.<br />
Zu der Beschaffenheit nach Satz 2 Nr. 2 gehören auch Eigenschaften, die der Käufer nach den<br />
öffentlichen Äußerungen des Verkäufers,<br />
des Herstellers (§ 4 Abs. 1 und 2 des Produkthaftungsgesetzes) oder seines Gehilfen<br />
insbesondere in der Werbung oder bei der Kennzeichnung über bestimmte Eigenschaften der<br />
Sache erwarten kann, es sei denn, dass der Verkäufer die Äußerung nicht kannte und auch<br />
nicht kennen musste, dass sie im Zeitpunkt des Vertragsschlusses in gleichwertiger Weise<br />
berichtigt war oder dass sie die Kaufentscheidung nicht beeinflussen konnte.<br />
(2) Ein Sachmangel ist auch dann gegeben, wenn die vereinbarte Montage durch den Verkäufer<br />
oder dessen Erfüllungsgehilfen unsachgemäß durchgeführt worden ist. Ein Sachmangel liegt bei<br />
einer <strong>zur</strong> Montage bestimmten Sache ferner vor, wenn die Montageanleitung mangelhaft ist, es<br />
sei denn, die Sache ist fehlerfrei montiert worden.<br />
(3) Einem Sachmangel steht es gleich, wenn der Verkäufer eine andere Sache oder eine zu<br />
geringe Menge liefert.<br />
§ 434 II 2 BGB ( Montageanleitung falsch => Mangel) = sog IKEA Klausel<br />
gilt nicht für falsche Gebrauchsanweisung<br />
§ 434 III BGB; aliud => steht Lieferung mangelhafter Sache gleich<br />
Problem bei Extremfällen: Hühner statt Lachs : soll das auch als<br />
Erfüllung gelten ?<br />
nein, wenn Tilgungsbestimmung sich nach Empfängerhorizont nicht<br />
auf diesen KV beziehen kann ( nicht in Erfüllung des KV geliefert)<br />
Minderlieferung ist auch Mangel ( 434 III)<br />
Ausnahme: nicht aus Versehen weniger geliefert, dann Teilleistung<br />
gem. § 266<br />
-96-
- <strong>Seite</strong> 97 -<br />
§ 435 BGB: <strong>Recht</strong>smangel:<br />
Bsp.: privatrechtliche <strong>Recht</strong>e Dritter = <strong>Recht</strong>smangel<br />
Hypothek, Grundschuld etc.<br />
ZBR des Besitzers , wenn ZBR auch ggü. Erwerber , § 986 I 2<br />
<strong>Recht</strong> des Mieters ggü. Erwerber gem. § 566, 578<br />
Patentrecht Geschmacksmusterrecht eines Dritten<br />
=> Jedes <strong>Recht</strong>, dass dem Käufer die rechtliche Möglichkeit nimmt,<br />
die Sache uneingeschränkt zu nutzen.<br />
Bsp.: ör: Beschränkungen:<br />
ör Baubeschränkung nach Rspr. Sachmangel ,<br />
weil Bebaubarkeit = Eigenschaft des Grundstücks<br />
ör Lasten des Grundstücks ( Grundsteuer, Erschließungsbeiträge<br />
offen etc. )<br />
beachte § 436 BGB<br />
Zeitpunkt des Mangels :<br />
Gefahrübergang ( s. Preisgefahrregeln)<br />
Ausn.: bei <strong>Recht</strong>smangel Zeitpunkt des Eigentumsübergangs ( beim GB wichtig )<br />
Def. Mangel ( subjektive Fehlerbegriff )<br />
vertragliche soll Beschaffenheit weicht von der Ist - Beschaffenheit<br />
im Zeitpunkt des Gefahrübergangs ab.<br />
<strong>Recht</strong>e des Käufers bei Sachmangel :<br />
1) Nacherfüllungsanspruch AG: § 437 Nr. 1, 439<br />
Nachbesserungsanspruch<br />
Schadensersatz / Rücktritt<br />
§ 437 I BGB § 437 II oder III BGB<br />
Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung oder Entbehrlichkeit der Fristsetzung<br />
Voraussetzungen:<br />
I) Anspruch entstanden<br />
1.) Wirksamer KV geschlossen<br />
2.) Sachmangel oder <strong>Recht</strong>smangel bei Gefahrübergang<br />
3.) kein Ausschluss der Gewährleistungsrechte<br />
vertraglicher Ausschluss der Nacherfüllung (s. u.)<br />
§ 275 BGB (Unmöglichkeit der Nachbesserung),<br />
dann aber SEA und § 326 bzgl. Gegenleistungsanspruch<br />
§ 439 III BGB begründet nur Einrede ( s. u.)<br />
RF: § 439: Wahlrecht des K: Beseitigung des Mangels oder<br />
Lieferung mangelfreier Sache<br />
II) nicht untergegangen<br />
II) durchsetzbar ?<br />
Verjährung:; § 438 BGB<br />
§ 439 III BGB ( gem. BT Drucksache nur Einrede)<br />
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- <strong>Seite</strong> 98 -<br />
§ 476 BGB (Beweislastumkehr)<br />
„Zeigt sich innerhalb von sechs Monaten, seit Gefahrübergang ein Sachmangel, wird vermutet,<br />
dass die Sache bereits bei Gefahrübergang mangelhaft war, es sei denn, diese Vermutung ist<br />
mit<br />
der Art der Sache oder des Mangels unvereinbar.“<br />
Problem: § 275 I- III BGB bzgl. Des Nachbesserungsanspruchs (+)<br />
=> § 326 BGB<br />
Achtung:<br />
Wenn die Hauptleistung unmöglich wird,<br />
gilt der Grds. § 326 I 1 BGB: Gegenleistungspflicht erlischt<br />
Wenn die Nachbesserung unmöglich wird,<br />
gilt der Grds. § 326 I 2 BGB: Gegenleistungspflicht bleibt bestehen<br />
Der Gegenleistungsanspruch geht erst unter, wenn<br />
- K <strong>zur</strong>ücktritt ( § 437 Nr. 2, 323 (Fristsetzung ist bei Unmöglichkeit der<br />
Nachbesserung<br />
gem. § 326 V BGB entbehrlich), vgl. auch § 440<br />
- K mindert ( § 437 Nr. 2 , 441 )<br />
(„statt <strong>zur</strong>ückzutreten“ => Voraussetzung wie Rücktritt)<br />
- K SE statt der Leistung oder Aufwendungsersatz verlangt<br />
( § 437 Nr. 3, 280 I, III, 281 )<br />
Problem: vertraglicher Ausschluss der Nacherfüllung:<br />
Ausschluss der Nacherfüllung bei Verbrauchsgüterkauf unzulässig ( § 475)<br />
Beschränkung auf Unternehmerregress nur bei gleichwertigem<br />
Anspruch , § 478 IV BGB<br />
in AGB unzulässig, § 309 Nr. 8 b bb, § 307 II<br />
Problem: was sind unverhältnismäßige Kosten i. S. v. § 439 III BGB?<br />
Maßstab ist nicht Preis, sondern Wert der Sache<br />
Faustformel der Lit.: ( Achtung Vorrang hat immer Einzelfallprüfung )<br />
unverhältnismäßig , wenn Nacherfüllungskosten 150 % des Wertes der<br />
mangelfreien Sache oder 200 % des mangelbedingten Minderwertes übersteigen.<br />
RF § 439 BGB:<br />
Verkäufer hat alle <strong>zur</strong> Nachprüfung erforderlichen Aufwendungen zu<br />
tragen: Transport-, Wege-, Arbeits-, Materialkosten<br />
Achtung: Selbstvornahme der Nacherfüllung<br />
führt im Kaufrecht zum Erlöschen des Anspruchs ( § 275, 326 BGB),<br />
weil Käufer = Gläubiger. dem Verkäufer = Schuldner die Nachbesserung<br />
unmöglich gemacht hat.<br />
( anders beim Werkvertrag , vgl. § 637 I BGB)<br />
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- <strong>Seite</strong> 99 -<br />
Werkvertrag:<br />
- erfolglos abgelaufene Frist ist Vorraussetzung<br />
- § 634 I BGB i. V. m. § 635 BGB (Werkvertrag + Mangel)<br />
Bei Mängel differenzieren zwischen Kaufvertrag und Werkvertrag<br />
A<br />
B<br />
Am 01.06.2004 Kaufvertrag für einen PKW, für 5.000,- €<br />
- 04.06.04 soll A Schlüssel, Papiere und den PKW abholen<br />
- 03.06.04 fährt der Blitz in den PKW<br />
-B übergibt Schlüssel, Papiere und das nur noch Schrottreife Auto und will 5.000,- €<br />
B A § 433 II BGB<br />
1. Anspruch entstanden<br />
- Kaufvertrag (+)<br />
Problem: Die Unmöglichkeit der Erfüllung lässt den Kaufvertrag nicht entfallen<br />
§ 273 BGB, 311 a BGB<br />
2. Anspruch untergegangen? (auf Zahlung der 5.000,- €)<br />
Könnte untergegangen sein, wenn die Vorraussetzungen nach § 326 BGB gegeben sind<br />
- Anspruch auf Leistung muss nach § 275 BGB nicht mehr erfüllte werden, wenn<br />
der Anspruch (§ 433 I BGB) nach § 275 BGB untergegangen ist<br />
dann § 326 BGB => § 433 II BGB (-)<br />
Der Anspruch des B gegen den A ist untergegangen<br />
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- <strong>Seite</strong> 100 -<br />
5. Deliktshaftung<br />
Anspruchsgrundlagen auf Schadensersatz aus Delikt<br />
(.siehe Übersicht wichtigste Anspruchsgrundlagen)<br />
aus unerlaubter Handlung<br />
(Anspruch gegen den Geschäftsherrn bei Delikt<br />
durch Verrichtungsgehilfen. !!!<br />
differenziere zum Erfüllungsgehilfen: § 278<br />
BGB)<br />
§ 823 I BGB<br />
§ 823 II BGB i. V. m.<br />
Schutzgesetz<br />
§ 826 BGB<br />
vgl. auch § 832 ff BGB<br />
§ 839 BGB i. V. m. Art 34 GG<br />
(Amtshaftungsanspruch)<br />
§ 831 BGB<br />
aus Gefährdungshaftung (=<br />
verschuldensunabhängig)<br />
- PKW Halter , PKW Fahrer §§ 7, 18 StVG , beachte § 17<br />
StVG<br />
Vorsatz: Liegt vor, wenn jemand den Erfolg will oder billigend in kauf nimmt.<br />
(etwas für möglich halten und billigend in kauf nehmen)<br />
Sonstige <strong>Recht</strong>e nach § 823 BGB sind die absoluten <strong>Recht</strong>e (also <strong>Recht</strong>e gegen<br />
jedermann)<br />
Bei § 823 ist zu prüfen:<br />
- <strong>Recht</strong>sgut verletzt<br />
- Vorsatz / Fahrlässigkeit<br />
- widerrechtlich (Tatbestandsmäßigkeit indiziert die <strong>Recht</strong>swidrigkeit)<br />
(ist das Ergebnis <strong>Recht</strong>swidrig = ist die Tat <strong>Recht</strong>swidrig)<br />
Regelungen für:<br />
- Fahrlässigkeit: § 276 BGB<br />
- Ersatzansprüche dritter bei Tötung § 844 BGB<br />
- Umfang der Ersatzpflicht bei Verletzung einer Person § 842 BGB<br />
Versicherungen in Anspruch nehmen:<br />
- die zuständigen § des BGB i. V. m. § 3 Pflichtversicherungsgesetz<br />
(Versicherungsgesetz)<br />
-100-
- <strong>Seite</strong> 101 -<br />
Bei Straßenverkehr:<br />
Gegen den Fahrer § 823 BGB<br />
Gegen Halter § 7 StVG Straßenverkehrsgesetz = Gesamtschuldner<br />
Gegen Versicherung § 3 Pflichtversicherungsgesetz<br />
Die Versicherung muss immer zahlen (kann sich jedoch bei Vorsatz oder grober<br />
Fahrlässigkeit die Leistungen vom Versicherten <strong>zur</strong>ückholen)<br />
Mitverschulden<br />
§ 254 BGB<br />
- Art und Umfang des Schadenersatzes § 249 BGB / § 254 BGB<br />
Inhalt des Schadensersatzanspruches ( § 249 ff BGB)<br />
Verschuldensabhängige Haftung<br />
Verschuldensunabhängige Haftung<br />
§ 823 BGB<br />
§ 3 Pflichtversicherungsgesetz<br />
Fall: (der geprügelte Arbeitnehmer)<br />
A wird in der Disco vom Schläger S grundlos verprügelt. Er wird im Krankenhaus<br />
behandelt. Die Krankenkasse hat die Behandlung weitestgehend bezahlt, A muss aber<br />
einen Eigenanteil von 1500,- € zahlen.<br />
A ist aufgrund der Schäden durch die Prügelei fortan auf den Rollstuhl angewiesen. Er<br />
verliert dadurch seinen Arbeitsplatz, weil er als Rollstuhlfahrer nicht weiter beschäftigt<br />
werden kann.<br />
A hatte gerade ein Haus gebaut, das jedoch nicht rollstuhlgerecht ist.<br />
A fragt, welche Ansprüche er gegen S geltend machen kann.<br />
AG § 823 I BGB<br />
Vorraussetzungen:<br />
<strong>Recht</strong>sgut verletzt (+) Körper<br />
Schuldhaft (+) Vorsatz<br />
<strong>Recht</strong>swidrig (+) Körper verletzt<br />
<strong>Recht</strong>sfolge: SEA (+)<br />
Art und Umfang SEA: § 249 II BGB<br />
1.500,- €<br />
- beachte nach § 249 II BGB ob Brutto oder Nettobetrag<br />
- cessio legis = Abtretung per Gesetz / gesetzlicher<br />
Forderungsübergang<br />
- Eigenanteil § 823 I BGB i. V. m. § 249 II BGB<br />
Arbeitslohnausfall: § 252 BGB; § 842 BGB (§ 842 BGB ist in diesem Fall spezieller<br />
und daher anzuwenden)<br />
- materieller Schaden lässt sich in Geld bewerten<br />
- Schmerzensgeld = Ausgleich für entgangene Lebensfreude § 253 II BGB<br />
Vermögensschaden = materieller Schaden es ist möglich<br />
Schmerzensgeld = immaterieller Schaden beides zu fordern<br />
-101-
- <strong>Seite</strong> 102 -<br />
Weitere AG außer §823 I BGB<br />
- § 823 II BGB i. V. m. Schutzgesetzen<br />
- § 823 II BGB i. V. m. Strafrecht / Strafgesetzen<br />
Abgrenzung § 823 BGB zu anderen AG:<br />
Fall:<br />
A lässt seinen Schäferhund auch nachts draußen.<br />
Der Schäferhund bellt so laut und so lange, dass Nachbar N nicht mehr schlafen kann.<br />
Hat N einen Anspruch, mit dem er den A dazu zwingen kann, dafür zu sorgen, dass der<br />
Hund nicht mehr so laut bellt?<br />
Abwandlung:<br />
Der Hund des A läuft regelmäßig in den Garten des N und zerwühlt dort die Beete.<br />
Kann N von A „Unterlassung“ verlangen ?<br />
- Ortsübliches ist zu dulden<br />
- Beseitigung / Unterlassung § 1004 BGB<br />
- SEA § 833 BGB (Haftung des Tierhalters); § 823 BGB; § 249 BGB<br />
6. ungerechtfertigte Bereicherung<br />
(Rückabwicklung nichtiger <strong>Recht</strong>sgeschäfte, Umwandlung eines<br />
Schuldverhältnisses in ein Rückgewährschuldverhältnis; Rücktritt; Widerrufs- u.<br />
Rückgaberecht bei Verbraucherverträgen)<br />
- <strong>Recht</strong>e und Pflichten nach Rücktritt § 346 ff BGB (Rücktritt)<br />
- Widerruf bei Haustürgeschäft § 312 BGB ff i. V. m. § 355 BGB<br />
i. V. m. § 346 BGB ff<br />
- Widerruf bei Fernabsatzverträgen § 312 d BGB i. V. m. § 355 BGB<br />
i. V. m. § 346 BGB ff<br />
- Ansprüche aus ungerechtfertigter Bereicherung ( § 812 ff BGB)<br />
differenziere: Leistungskondiktion / Eingriffskondiktion<br />
§ 812 I 1 BGB<br />
1. Alternative: „durch Leistung“ = Leistungskondiktion<br />
2. Alternative: „in sonstiger Weise“ = Eingriffskondiktion<br />
(wenn keine Leistung<br />
vorliegt und nur dann)<br />
-102-
- <strong>Seite</strong> 103 -<br />
Fall:<br />
A ist unerkannt geisteskrank. Er kauft von B einen PKW für 10.000,- €. A fährt ca. 1 Jahr<br />
damit - 100.000 km - als sein Betreuer erstmals merkt, dass A sich ein Auto besorgt hat.<br />
Der Betreuer fordert von B die 10.000,- € <strong>zur</strong>ück.<br />
B will das Geld nur nach Abzug von „km- Geld“ <strong>zur</strong>ückgeben.<br />
A (Geisteskrank)<br />
A gegen B<br />
AG § 812 I 1 1. Alternative<br />
10.000,- €<br />
Auto<br />
B<br />
I. Anspruch entstanden?<br />
1. etwas erlangt 10.000,- €<br />
2. durch Leistung A wollte KV erfüllen<br />
3. ohne <strong>Recht</strong>sgrund<br />
Wenn <strong>Recht</strong>sgrund KV (-)<br />
Zwei WE<br />
§ 104 BGB; § 105 BGB => WE des A (-) => KV (-)<br />
=> <strong>Recht</strong>sfolge § 812 BG, das erlangte ist herauszugeben, soweit noch eine<br />
Bereicherung vorliegt. (Die Frage ist: Was ist noch da? (§ 818 III BGB ?))<br />
II. Anspruch untergegangen?<br />
Der Anspruch ist nicht untergegangen und besteht nach § 812 I 1 BGB 1. Alt.<br />
III. Anspruch durchsetzbar?<br />
Nach § 812 II BGB ja, aber Einschränkungen durch § 104 BGB<br />
Fall:<br />
K kauft von V ein Sofa. Er will den Kaufpreis auf das Konto des V überweisen, füllt das<br />
Überweisungsformular seiner Bank B 1 auch richtig aus. aufgrund eines Fehlers der B 1<br />
landet das Geld aber auf dem Konto des D bei der Bank B 2.<br />
7. BGB - Sachenrecht<br />
7.1 ) Allgemeines (= ÜS 1)<br />
Abgrenzung Schuldrecht / Sachenrecht<br />
gegenständlicher Bereich des Sachenrechts (Inhaltsverzeichnis des BGB<br />
zum 3 Buch (§ 854 -1296 lesen)<br />
Das dingliche <strong>Recht</strong> Def. / Wesen<br />
7.2 ) sachenrechtliche Vorschriften: = ÜS 2 Def. / Erwerb / AGen<br />
Ergänzungen und Überlagerungen des Sachenrechts durch Sondergesetze<br />
-103-
- <strong>Seite</strong> 104 -<br />
7.3 ) Grundprinzipen des Sachenrechts<br />
1.) Trennungsprinzip = Abstraktionsprinzip<br />
2.) Absolutheitsprinzip<br />
3.) numerus clausus des Sachenrechts :<br />
4.) Publizitätsprinzip (= Offenkundigkeitsprinzip):<br />
Der Gutglaubenserwerb<br />
5.) Bestimmtheitsgrundsatz:<br />
6.) Spezialitätsprinzip<br />
7.4. ) einzelne dingliche <strong>Recht</strong>e<br />
7.4.1.) Besitz<br />
7.4.1.1) Definition<br />
7.4.1.2.) Funktionen<br />
7.4.1.3 ÜS Tabelle Erscheinungsformen des Besitzes<br />
7.4.1.4. Erwerb und Verlust des Besitzes<br />
7.4.1.5.) Schutz des Besitzes / des Besitzers<br />
7.4.2) Eigentum<br />
7.4.2.1) Inhalt des Eigentums<br />
7.4.2.2.)Erscheinungsformen<br />
7.4.2.3.) Schutz des Eigentums<br />
Herausgabeanspruch bei Eigentumsentziehung § 985 BGB<br />
Unterlassungs- bzw. Beseitigungsanspruch bei<br />
Eigentumsstörung § 1004 BGB<br />
7.4.2.4.)Der rechtsgeschäftliche Eigentumserwerb<br />
Eigentumserwerb an beweglichen Sachen ( § 929 ff BGB )<br />
Eigentumserwerb an Grundstücken § 873, 925 BGB<br />
Eigentumserwerb vom Nichtberechtigten<br />
gutgläubiger Erwerb an bewegliche Sachen § 932 BGB<br />
gutgläubiger Erwerb an Grundstücken<br />
Sicherung des Eigentumserwerbs - § 878 BGB<br />
Auflassungsvormerkung<br />
Interessenausgleich durch die ungerechtfertigt Bereicherten<br />
7.4.2.5.) Sonstige Formen des Eigentumserwerbes<br />
Aneignung herrenloser Sachen<br />
Ersitzung<br />
Eigentumserwerb durch Verbindung, Vermischung und Verarbeitung<br />
7.4.3.) Sonstige dingliche <strong>Recht</strong>e<br />
allgemeine Regeln<br />
Rangsicherung dinglicher <strong>Recht</strong>e<br />
Katalog beschränkt dinglicher <strong>Recht</strong>e<br />
Erbbaurecht<br />
Wohnungseigentum<br />
Nutzungsrechte<br />
Nießbrauch<br />
Dienstbarkeiten<br />
Grunddienstbarkeit<br />
beschränkt persönliche Dienstbarkeit<br />
-104-
- <strong>Seite</strong> 105 -<br />
7.5.) Sicherungsrechte<br />
7.5.1.) Grundpfandrechte<br />
Unterscheidung Hypothek / Grundschuld / Rentenschuld<br />
Hypothek<br />
Grundschuld<br />
Rentenschuld<br />
7.5.2.) Pfandrecht an beweglichen Sachen<br />
Definition<br />
Bestellung des Pfandrechtes<br />
Verwertung des Pfandes<br />
7.5.3.) Pfandrecht an <strong>Recht</strong>en<br />
Definition<br />
Bestellung<br />
wirtschaftliche Bedeutung<br />
7.5.4.) weitere Kreditsicherungsmittel<br />
Sicherungsübereignung<br />
Sicherungsabtretung<br />
Eigentumsvorbehalt<br />
7.1) Allgemeines (= ÜS 1)<br />
Regelung des Sachenrechts im 3. Buch des BGB §§ 854- 1296<br />
gehört wie das Schuldrecht zum Bereich des Vermögensrechts<br />
Unterschied beider <strong>Recht</strong>sgebiete:<br />
Abgrenzung Schuldrecht / Sachenrecht<br />
Funktion des Schuldrechts<br />
Funktion des Sachenrechts<br />
- Regulierung des rechtsgeschäftlichen Zuordnung von Gegenständen<br />
Güterverkehrs<br />
zu den <strong>Recht</strong>ssubjekten<br />
- - gerichtet auf Erlangung von Sachwerten<br />
- dynamisch - statisch<br />
Sachenrecht regelt<br />
die rechtlichen Beherrschung körperlicher Gegenstände<br />
z.B. Eigentumsrecht § 903 BGB<br />
gegenständlicher Bereich des Sachenrechts (Inhaltsverzeichnis des BGB<br />
zum 3 Buch (§ 854 -1296 lesen)<br />
enthält Vorschriften für<br />
den Besitz ( „ tatsächliche Sachherrschaft „ ) § 854 ff ,<br />
das Eigentum ( „ rechtliche Sachherrschaft „ ) § 903 ff, 929 ff , 873, 925 sowie<br />
sonstige <strong>Recht</strong>e an Sachen<br />
(Dienstbarkeiten § 1018 ff,<br />
Vorkaufsrecht § 1094 ff ,<br />
Reallasten § 1105 ff ,<br />
Hypothek § 1113 ff, Grundschuld § 1191 ff, Rentenschuld § 1199 ff,<br />
Pfandrecht an beweglichen Sachen § 1204 ff )<br />
-105-
- <strong>Seite</strong> 106 -<br />
Das dingliche <strong>Recht</strong> Def. / Wesen<br />
dingliches <strong>Recht</strong> = <strong>Recht</strong> an einer Sache<br />
dingliche Einigung = die <strong>zur</strong> Änderung der sachenrechtlichen <strong>Recht</strong>slage<br />
erforderliche Einigung<br />
(Einigung zum Kaufvertrag = schuldrechtliche Einigung<br />
Einigung i. S. v § 929 = dingliche Einigung )<br />
dingliches <strong>Recht</strong>: gewährt dem Inhaber die unmittelbare (rechtliche) Herrschaft über<br />
eine Sache (Herrschaftsrecht)<br />
(differenziere <strong>zur</strong> tatsächlichen Sachherrschaft = Besitz)<br />
dingliche <strong>Recht</strong>e wirken gegenüber jedermann = absolute <strong>Recht</strong>e<br />
Abstraktionsprinzip:<br />
Strikte Trennung zwischen Sachenrecht und Schuldrecht.<br />
Sachenrecht = zu wem gehört welche Sache<br />
Schuldrecht = regelt alle Verträge<br />
7.2 Sachenrechtliche Vorschriften<br />
Dingliche <strong>Recht</strong>e<br />
(nicht abschließend)<br />
Besitz<br />
Def.<br />
§<br />
854<br />
BGB<br />
Erwerb<br />
§ 854 BGB<br />
- unmittelbarer Besitz<br />
§ 855 BGB<br />
- Besitzdiener<br />
§ 869 BGB<br />
- mittelbarer Besitz<br />
<strong>Recht</strong>e aus<br />
(Anspruchsgrundlage)<br />
§§ 858; 859 BGB<br />
- Selbsthilferecht bei<br />
verbotener Eigenmacht<br />
§ 1007 BGB<br />
- petitorischer<br />
Herausgabeanspruch des<br />
früheren Besitzers<br />
§§ 861; 869 BGB<br />
- possessorischer<br />
Herausgabeanspruch des<br />
früheren Besitzers (bei<br />
Besitzentziehung durch<br />
verbotene Eigenmacht)<br />
§ 867 BGB<br />
- Abholungsanspruch<br />
§§ 862; 869 BGB<br />
- Beseitigungsanspruch/<br />
Unterlassungsanspruch<br />
§ 823 BGB<br />
- Schadensersatzpflicht<br />
-106-
- <strong>Seite</strong> 107 -<br />
Dingliche <strong>Recht</strong>e<br />
(nicht abschließend)<br />
Def.<br />
§<br />
903<br />
BGB<br />
Erwerb<br />
Erwerb durch<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäft:<br />
§ 929 BGB<br />
- bewegliche Sachen<br />
§§ 873; 925 BGB<br />
- unbewegliche Sachen<br />
gutgläubig:<br />
<strong>Recht</strong>e aus<br />
(Anspruchsgrundlage)<br />
§ 985 BGB<br />
- Herausgabeanspruch<br />
§ 1004 BGB<br />
- Unterlassung /<br />
Beseitigungsanspruch<br />
§ 823 BGB<br />
- Schadenersatzansprüche<br />
(da absolute <strong>Recht</strong>e)<br />
§ 932 BGB ff<br />
- bewegliche Sachen<br />
§ 892 BGB<br />
- unbewegliche Sachen<br />
§§ 987; 993 BGB<br />
- Eigentümer- Besitzer-<br />
Verhältnis<br />
=<br />
Windikationslage<br />
Erwerb per Gesetz<br />
Eigentum<br />
Dingliche Einigung<br />
Übergabe<br />
§ 946 BGB ff<br />
- Verbindung,<br />
Vermischung,<br />
Verarbeitung<br />
§ 953 BGB<br />
- an Erzeugnissen<br />
Bestandteilen<br />
§ 937 BGB ff<br />
- Ersitzung<br />
§ 958 BGB<br />
- herrenlose Sache<br />
- Fund<br />
§ 965 BGB<br />
§ 952 BGB<br />
- Schuldurkunde<br />
§ 817 ZPO / § 90 ZVG<br />
- Zuschlag in ZV<br />
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- <strong>Seite</strong> 108 -<br />
Dingliche <strong>Recht</strong>e<br />
(nicht abschließend)<br />
Def.<br />
§<br />
1113<br />
BGB<br />
Erwerb<br />
§ 873 BGB<br />
- Erwerb durch Einigung<br />
und Eintragung<br />
§ 1113 BGB<br />
- Gesetzlicher Inhalt der<br />
Hypothek<br />
§ 1115 BGB<br />
- Eintragung der Hypothek<br />
<strong>Recht</strong>e aus<br />
(Anspruchsgrundlage)<br />
§ 1147 BGB<br />
- Befriedigung durch<br />
Zwangsvollstreckung<br />
1. Zwangsverwaltung<br />
(Zwangsvermietung, die<br />
Miete erhält der Gläubiger)<br />
2. Zwangsvollstreckung<br />
/ Zwangsversteigerung<br />
§ 1116 BGB<br />
- Brief- und Buchhypothek<br />
Hypothek<br />
§ 1117 BGB<br />
- Erwerb der<br />
Briefhypothek<br />
Übertragung der<br />
gesicherten Forderung<br />
nach § 398 BGB in der<br />
Form des:<br />
§ 1154 BGB<br />
- Abtretung der Forderung<br />
Vgl. auch gesetzlicher<br />
Forderungsübergang<br />
(§§ 1143,1153, 1163,<br />
1177, 1150 i. V. m. 268,<br />
426 II, 412, 401 BGB<br />
lesen)<br />
Dingliche <strong>Recht</strong>e<br />
(nicht abschließend)<br />
Grundschuld<br />
Def.<br />
§<br />
1191<br />
BGB<br />
Erwerb<br />
Einigung § 873 mit Inhalt<br />
§ 1191 und Eintragung<br />
§ 1115, 1116 II<br />
i. Ü. wie Hypothek<br />
( § 1192 -> 1113 ff )<br />
aber: GS ist nicht<br />
akzessorisch !!!<br />
<strong>Recht</strong>e aus<br />
(Anspruchsgrundlage)<br />
§ 1147 BGB<br />
- Befriedigung durch<br />
Zwangsvollstreckung<br />
früheren Besitzers<br />
-108-
- <strong>Seite</strong> 109 -<br />
Dingliche <strong>Recht</strong>e<br />
(nicht abschließend)<br />
Def.<br />
§<br />
1273<br />
BGB<br />
Erwerb<br />
Durch <strong>Recht</strong>sgeschäft:<br />
(per Vertrag)<br />
§§ 1204, 1205 BGB<br />
- (Vereinbarung)<br />
<strong>Recht</strong>e aus<br />
(Anspruchsgrundlage)<br />
Herausgabe und<br />
Schadensersatzanspruch:<br />
§ 1227 BGB<br />
- Schutz des Pfandrechts<br />
Pfandrecht<br />
§§ 398, 1250, 401 BGB<br />
- (durch Abtretung der<br />
gesicherten Forderung)<br />
durch Gesetz<br />
(Gesetzliches Pfandrecht)<br />
§ 985 BGB<br />
- Herausgabeanspruch<br />
§ 823 BGB<br />
- Schadensersatzpflicht<br />
§§ 562, 583, 592, 647, 704<br />
BGB<br />
§§ 441, 464, 475b HGB<br />
7.3 ) Grundprinzipen des Sachenrechts<br />
- Abstraktionsprinzip / Trennungsprinzip<br />
- Absolutheitsprinzip (absolute <strong>Recht</strong>e im SachenR)<br />
- numerus clausus des Sachenrechts<br />
- Publizitätsprinzip<br />
- Bestimmtheitsgrundsatz<br />
- Spezialitätsprinzip<br />
1.) Trennungsprinzip = Abstraktionsprinzip<br />
= Grundsatz der Unabhängigkeit von Verpflichtungsgeschäft (= schuldrechtliches<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäft)<br />
und Verfügungsgeschäft (= dingliches<br />
<strong>Recht</strong>sgeschäft)<br />
Bsp.: durch KV erwirbt man kein Eigentum<br />
Zweck: dient der <strong>Recht</strong>sklarheit und <strong>Recht</strong>ssicherheit<br />
bei Veräußerung einer Sache in zwei Vorgänge zu trennen:<br />
a) dingliches Geschäft b) schuldrechtliches Geschäft<br />
Übereignung ( § 929 ff oder § 925, 873 )<br />
ist das der Übereignung zugrundeliegende<br />
Geschäft (z.B. Kaufvertrag )<br />
-109-
- <strong>Seite</strong> 110 -<br />
Die Eigentumsübertragung als solche erfolgt losgelöst von dem ihr zugrundeliegenden<br />
Kausalgeschäft<br />
Ausnahmen:<br />
wenn sowohl schuldrechtlicher Kaufvertrag als auch der dingliche Übereignungsvorgang<br />
nichtig sind<br />
1. Fehleridentität<br />
beides bei mangelnder Geschäftsfähigkeit - § 105 -<br />
sowie bei Anfechtbarkeit - §§ 119 II, 123 (Irrtum / Täuschung)<br />
2. Bedingungszusammenhang<br />
möglich zu vereinbaren, dass Übereignungsvorgang von Wirksamkeit des<br />
schuldrechtlichen Geschäfts abhängig gemacht wird aber: nur für bei<br />
Übereignung beweglicher Sachen zulässig, nicht bei<br />
Grundstücken - Verbot § 925 II<br />
3. Geschäftseinheit<br />
keine uneingeschränkte Anwendung § 139 BGB auf schuldrechtliches Geschäft<br />
und Übereignung sonst wäre das Abstraktionsprinzip außer Kraft gesetzt<br />
2.) Absolutheitsprinzip<br />
= dingliche <strong>Recht</strong>e wirken gegenüber jedermann<br />
gewähren als Herrschaftsrechte einen umfassenden <strong>Recht</strong>sschutz<br />
§ 985 - Eigentum § 1004 Besitz<br />
absolute <strong>Recht</strong>e =<br />
relative <strong>Recht</strong>e =<br />
gegenüber jedermann bestehende <strong>Recht</strong>e<br />
(dingliche <strong>Recht</strong>e z.B. Eigentum)<br />
nur im Verhältnis zwischen bestimmten<br />
<strong>Recht</strong>ssubjekten bestehende <strong>Recht</strong>e<br />
3.) numerus clausus des Sachenrechts :<br />
Numerus clausus dinglicher <strong>Recht</strong>e heißt, das Gesetz regelt Katalog dinglicher<br />
<strong>Recht</strong>e abschließend<br />
Anders als im Schuldrecht ( Vertragsfreiheit) lässt das BGB zum Sachenrecht nur eine<br />
begrenzte Anzahl von dinglichen <strong>Recht</strong>stypen ( Arten dinglicher <strong>Recht</strong>sgeschäfte) zu<br />
(numerus clausus des Sachenrechts)<br />
Der konkrete Inhalt dinglicher <strong>Recht</strong>e kann nicht frei gestaltet werden. Ein dingliches<br />
<strong>Recht</strong> kann nur mit dem im Gesetz geregelten Inhalt zustande kommen ( Typenzwang).<br />
Typenzwang<br />
an Sachen können nur die im Gesetz<br />
bezeichneten Berechtigungen begründet<br />
werden<br />
Typenfixierung<br />
Inhalt dinglicher <strong>Recht</strong>e kann nicht variiert<br />
werden<br />
-110-
- <strong>Seite</strong> 111 -<br />
Die Vertragsfreiheit wird durch Typenzwang und - fixierung eingeschränkt<br />
Nutzungs- und Pfandrechte können grundsätzlich nur insoweit begründet werden,<br />
als sie im Gesetz vorgesehen sind; die Berechtigung , die sie ihrem<br />
<strong>Recht</strong>sinhaber gewähren , sowie die Verpflichtung , die sie dem Eigentümer<br />
auferlegen , sind im Gesetz abschließend umschrieben --- zwingendes <strong>Recht</strong><br />
Bsp.:<br />
Es kann nicht ein starkes oder schwaches Pfandrecht vereinbart werden. Wenn ein<br />
Pfandrecht vereinbart wird, dann nur mit dem im Gesetz geregelten Inhalt. Eigentum<br />
kann nur im Sinne der § 903 ff BGB vereinbart werden.<br />
Kontrollfrage: Wie kann es dann „Vorbehaltseigentum“ geben?<br />
Eigentumsvorbehalt = Einigung mit dem Inhalt der § 929 ff BGB, die Einigung ist<br />
lediglich unter eine Bedingung gestellt ( § 158 BGB), d.h. nicht der Inhalt der Einigung<br />
weicht vom gesetzlichen Bild des Eigentums ab. Nur der Zeitpunkt der Wirksamkeit der<br />
Einigung wird vereinbart.<br />
- Schuldner fremder Sachen kein Gesetzliches Pfandrecht<br />
§ 647 BGB (Unternehmerpfandrecht)<br />
1. Werkvertrag liegt vor (+)<br />
2. bewegliche Sache (+) muss nach § 647 BGB gegeben sein<br />
3. Sache des Bestellers (+)<br />
- ein Pfandrecht kann gutgläubig erworben werden, jedoch kein Gesetzliches<br />
Pfandrecht<br />
- Pfandrecht gilt solange, wie der Gläubiger die Sache „in der Hand hat“<br />
- Sicherungseigentum:<br />
1. Übereignung an die Bank<br />
2. Bank übereignet unter Bedingungen <strong>zur</strong>ück<br />
(§ 158 BGB Aufschiebende und auflösende Bedingung, § 929 BGB ff)<br />
Anwartschaftsrecht (§§ 158; 929 BGB)<br />
„Liegt vor wenn, die dingliche Einigung unter Vorbehalt abgeschlossen ist und ich diese<br />
Bedingungen (Vorbehalte) erfülle, werde ich Eigentümer<br />
° Anwartschaft ist eine Art kleines Eigentum<br />
Bsp.<br />
- Ich werde Eigentümer wenn ich 10 mal 1.000 € gezahlt habe<br />
- habe ich 9 mal 1.000 € gezahlt bin ich noch nicht Eigentümer<br />
- zahle ich die letzten 1.000 € bin ich automatisch Eigentümer<br />
- wegen Täuschung kann ich sowohl Schuldrechtliche als auch dingliche Einigungen<br />
Anfechten<br />
- bei besonderem Zusammenhang in extremen Ausnahmefällen § 139 BGB<br />
(zum Beispiel bei Sittenwidrigkeit)<br />
-111-
- <strong>Seite</strong> 112 -<br />
- verlängerter Eigentumsvorbehalt:<br />
Gewerbetreibender / Veräußerer<br />
Erklärt die dingliche Einigung unter der Vorraussetzung, das du vollständig<br />
bezahlst, ich dir aber erlaube die Dinge / Sachen weiter zu veräußern.<br />
(als Berechtigter § 185 BGB)<br />
4.) Publizitätsprinzip (= Offenkundigkeitsprinzip):<br />
Publizitätsprinzip heißt, dass<br />
dingliche <strong>Recht</strong>e an Sachen sind nach außen hin über Publizitätsträger erkennbar sein<br />
müssen.<br />
Ein Publizitätsmittel ist Grundlage für die Übertragung des <strong>Recht</strong>s an einer Sache<br />
Anknüpfungspunkt für den <strong>Recht</strong>sschein (Publizitätsmittel) ist<br />
- bei Sachen der Besitz ( § 854 ff, vgl. Vermutungen § 1006, 891,<br />
Gutglaubenserwerb gem. § 932)<br />
- bei Grundstücken das Grundbuch (Gutglaubenserwerb<br />
gem. § 892, 893 i. V. m. § 873, 925) .<br />
§ 433 BGB § 433 BGB<br />
Großhändler Zwischenhändler Endverbraucher<br />
(= Eigentümer)<br />
§ 929 BGB § 929 BGB<br />
§ 158 BGB (§ 185 BGB)<br />
+<br />
§ 185 BGB<br />
§ 398 BGB<br />
Der Gutglaubenserwerb<br />
Auf dem Publizitätsprinzip basiert die Gestattung des <strong>Recht</strong>serwerbes kraft guten<br />
Glaubens.<br />
Gutglaubenserwerb ist die Möglichkeit, auch von einem Nichtberechtigten ein <strong>Recht</strong> zu<br />
erwerben, wenn man diesen für den <strong>Recht</strong>sinhaber hält.<br />
Aber: wo kein Publizitätsträger vorhanden ist, kann es auch keinen gutgläubigen Erwerb<br />
geben;<br />
wo kein <strong>Recht</strong>sschein erzeugt wird, ist ein Vertrauen auch nicht schutzwürdig<br />
=> Forderungen kann man grds. nicht gutgläubig erwerben<br />
- Ausnahmen §§ 405; 1138 BGB<br />
-112-
- <strong>Seite</strong> 113 -<br />
5.) Bestimmtheitsgrundsatz:<br />
Ein daneben stehender Dritter müsste die Sachen dem Eigentümer sofort, eindeutig<br />
zuordnen können. (Dies gilt auch für Abtretungen)<br />
Die dingliche Einigung muss sich auf eine bestimmte <strong>Recht</strong>sänderung an bestimmten (<br />
oder bestimmbaren) Sachen beziehen.<br />
Die dingliche Einigung über „alle Gegenstände im Lage, die noch nicht verkauft sind“<br />
wäre unbestimmt und daher insgesamt unwirksam; anders die Einigung über „alle<br />
Gegenstände in den Regalen 1-10“ )<br />
6.) Spezialitätsprinzip<br />
Das Spezialitätsprinzip gilt nur im Sachenrecht - nicht dagegen im Schuldrecht<br />
(Vertragsfreiheit)<br />
- Gewährleistungsrecht<br />
- Schadenersatz<br />
Verständnisfrage Sachenrecht / Schuldrecht<br />
Es bedeutet, dass dingliche <strong>Recht</strong>e nur an bestimmten einzelnen Sachen begründet<br />
werden können, dagegen nicht an Sachgemeinschaften. Es kann kein Eigentum am<br />
Unternehmen, sondern nur an einem bestimmten Grundstück , an einer bestimmten<br />
beweglichen Sache ( Maschine, Kfz usw. ) erworben werden.<br />
-113-
- <strong>Seite</strong> 114 -<br />
7.4.1 ÜS Tabelle Erscheinungsformen des Besitzes<br />
unmittelbarer Besitz wird durch den Erwerb der tatsächlichen („unmittelbaren“) Gewalt<br />
über die Sache erlangt § 854 I BGB<br />
entscheidend: eine auf gewisse räumliche, auf Dauer angelegte<br />
Sachbeziehung<br />
mittelbarer Besitz wird durch die Begründung eines sog. Besitzmittlungsverhältnisses<br />
geschaffen § 868 BGB<br />
> „ vermöge dessen eine Person auf Zeit zum Besitz berechtigt oder<br />
verpflichtet ist<br />
Mieter = unmittelbarer Besitzer<br />
Vermieter = mittelbarer Besitzer<br />
Mietvertrag = Besitzmittlungsverhältnis<br />
Alleinbesitz wer - allein - tatsächliche Gewalt über eine Sache ausübt =<br />
Alleinbesitzer<br />
Mitbesitz<br />
mehrere üben gemeinschaftlich die unmittelbare Gewalt über eine<br />
Sache aus § 866<br />
„schlichter“ Besitz - jeder Mitbesitzer kann die tatsächliche Sachherrschaft ausüben<br />
unter Rücksichtnahme auf die anderen Waschküchenbenutzung nach<br />
Hausordnung<br />
„gesamthänderischer“<br />
Mitbesitz<br />
Vollbesitz<br />
Teilbesitz<br />
Eigenbesitzer<br />
Fremdbesitzer<br />
Erbenbesitz<br />
Besitzdiener<br />
wenn Besitz nur gemeinschaftlich ausgeübt werden kann<br />
Wertpapierhinterlegung durch<br />
mehrere mit der Abrede , dass die Bank die Papiere nur an alle<br />
Berechtigten gemeinsam herausgeben darf<br />
wenn Besitzer nur über einen teil einer Sache Sachherrschaft<br />
ausüben darf (Mieter)<br />
§ 865 BGB = Besitzschutz auch zugunsten des Teilbesitzers<br />
derjenige der eine Sache „ als ihm gehörend Besitz „ § 872 BGB<br />
(wichtig für Ersitzung --- § 937 ff BGB)<br />
derjenige, der eine Sache für einen anderen besitzt<br />
Fremdbesitzer ist der Mieter und jeder, der auf Grund eines<br />
Besitzmittlungsverhältnisses die Sachherrschaft für einen anderen<br />
ausübt<br />
Fruchterwerb § 955 BGB<br />
§ 857 BGB<br />
- Besitzübergang an den Erben in dem Umfang wie Erblasser Besitz<br />
innehatte<br />
§ 855 BGB<br />
Haushaltshilfen hinsichtlich Geschirr, Arbeitnehmer hinsichtlich<br />
Werkzeug<br />
-114-
- <strong>Seite</strong> 115 -<br />
7.4.2 Sachenrecht Erwerb vom Berechtigten und gutgläubiger Erwerb<br />
Erwerb vom Berechtigten<br />
bewegliche Sachen § 929<br />
§ 930<br />
§ 931<br />
=><br />
* dingl. Einigung,<br />
* Übergabe oder Surrogat ,<br />
* Einigsein im Zeitpunkt des<br />
<strong>Recht</strong>serwerbs<br />
* Berechtigung<br />
unbewegliche Sachen § 873, 925<br />
=><br />
* dingl. Einigung in der Form<br />
gem. § 925,<br />
* Eintragung im GB,<br />
* Einigsein im Zeitpunkt des<br />
<strong>Recht</strong>serwerbs<br />
* Berechtigung<br />
gutgläubiger Erwerb<br />
§ 932<br />
§ 933<br />
§ 934<br />
§ 892<br />
Erwerb vom Berechtigten gutgläubiger Erwerb<br />
Forderungen § 398 -----<br />
kein gutgl. Erwerb einer<br />
Forderung möglich<br />
(aber § 405 / § 1138<br />
Erwerb vom Berechtigten<br />
<strong>Recht</strong>e § 413, 398<br />
Erwerb vom Berechtigten<br />
Hypothek § 873, 1113, 1116<br />
(Ersterwerb)<br />
(grds. formfrei: § 925 gilt<br />
nur für Eigentumserwerb,<br />
nicht für Belastung;<br />
aber: § 29 GBO<br />
(Grundbuchordnung)<br />
=> Grundbuchamt (GBA)<br />
fordert öfftl. begl. Urk)<br />
-----------------------<br />
§ 398, 1154<br />
(Zweiterwerb)<br />
gutgläubiger Erwerb<br />
gutgläubiger Erwerb<br />
eigentlich kein gutgl.<br />
Erwerb einer Forderung<br />
möglich, aber: § 1138 i. V.<br />
m. 892 BGB<br />
(ohne § 1138 könnte<br />
wegen der Akzessorietät,<br />
§ 1153 II, eine Hypothek<br />
nicht gutgl. erworben<br />
werden)<br />
----------<br />
§ 1138 i. V. m. 892<br />
(gutgläubig)<br />
-115-
- <strong>Seite</strong> 116 -<br />
Erwerb vom Berechtigten<br />
Grundschuld § 873, 1192, 1116<br />
(Ersterwerb)<br />
------------------<br />
§ 873, 1192, 1154<br />
(Zweiterwerb)<br />
(„Abtretung“ der GS (nicht<br />
der gesicherten<br />
Forderung))<br />
vgl. § 413: „Abtretung“ ist<br />
Übertragung nicht nur von<br />
Forderungen, sondern<br />
auch Übertragung von<br />
<strong>Recht</strong>en<br />
gutgläubiger Erwerb<br />
§ 892<br />
----------<br />
§ 892<br />
Pfandrecht<br />
Erwerb vom Berechtigten<br />
Dingliche Einigung<br />
§ 1204<br />
oder<br />
gesetzliches Pfandrecht<br />
z. Bsp. § 647<br />
gutgläubiger Erwerb<br />
§ 1208<br />
Kein gutgl. Erwerb beim<br />
Gestzl. Pfandrecht<br />
Erwerb von Berechtigten<br />
Erwerb von Nichtberechtigten<br />
§ 929 BGB § 932 BGB (unmittelbarer Besitz)<br />
§ 930 BGB § 933 BGB (mittelbarer Besitz)<br />
§ 931 BGB § 934 BGB (gutgläubiger Erwerb, erst wenn<br />
Ich die Sache in der Hand habe)<br />
§ 929 BGB dingliche Einigung + Übergabe + Berechtigt<br />
§ 930 BGB dingliche Einigung + Vereinbarung Besitzmittlungskonstitut + Berechtigt<br />
§ 931 BGB dingliche Einigung + Abtretung des Herausgabeanspruches + Berechtigt<br />
-116-
- <strong>Seite</strong> 117 -<br />
7.5 Sachenrecht (Hypothek und Grundschuld)<br />
Wesentlicher Unterschied:<br />
Hypothek ist Akzessorisch = hängt von der Forderung ab ( vgl. § 1153 II)<br />
Hypothek<br />
= Geldschuld soll durch<br />
Grundstück gesichert werden<br />
Grundschuld<br />
= <strong>Recht</strong> <strong>zur</strong> Befriedigung aus<br />
einem Grundstück soll<br />
begründet werden<br />
Ersterwerb ( Entstehung) Einigung gem. § 873 Einigung gem. § 873<br />
mit Inhalt § 1113 / 1116 mit Inhalt § 1191<br />
(nicht nach BGB<br />
formbedürftig, da § 925 nur<br />
für Eig-Erwerb, nicht für Eig-<br />
Belastung gilt, vgl. aber § 29<br />
GBO) 1<br />
Bestehen der gesicherten -----------------<br />
Forderung ( Akzessorietät)<br />
Eintragung ( § 873, 1115/ Eintragung ( § 873, 1192,<br />
1116)<br />
entspr. 1115, 1116)<br />
Einigsein<br />
Einigsein<br />
Übergabe des Hyp.- Briefes Übergabe des GS - Briefes<br />
§ 1117, falls nicht<br />
§ 1192 i. V. m. 1117, falls<br />
ausgeschlossen, § 1116 II , nicht ausgeschlossen,<br />
sonst Eintragung<br />
§ 1116 II ,<br />
sonst Eintragung<br />
Berechtigung (§ 873) Berechtigung (§ 873)<br />
Gutgl. Erwerb: § 892 Gutgl. Erwerb: § 892,<br />
(sonst RF: Eigentümer-GS ,<br />
§ 1163, 1177 I<br />
RF: §§ 1192 ff<br />
Zweiterwerb ( Übertragung<br />
einer bereits bestehenden ..)<br />
Abtretung der gesicherten<br />
Forderung , § 398 in der<br />
Form des § 1154<br />
(ggf.: Übg. Hyp.-Brief, 1154 I,<br />
1117)<br />
Berechtigung ( bzgl. Hyp. und<br />
Forderung)<br />
gutgl. Erwerb:<br />
bzgl. Hyp.: § 892,<br />
bzgl. Forderung § 1138,892<br />
Einigung gem. § 873 BGB <strong>zur</strong><br />
Übertragung der GS in der<br />
Form des § 1154 ( § 1192)<br />
(ggf.: Übg. GS.-Brief, §§ 1192<br />
i. V. m. 1154 I, 1117)<br />
Berechtigung ( bzgl. GS)<br />
gutgl. Erwerb:<br />
bzgl. GS.: § 892,<br />
bzgl. Forderung nicht<br />
erforderlich für Erwerb der<br />
GS<br />
1 vgl. Wolf, Sachenrecht, 20.Aufl. Rz. 426<br />
-117-
- <strong>Seite</strong> 118 -<br />
bei Hypothek<br />
bei Grundschuld<br />
RF der Zahlung<br />
Sch = Eig:<br />
Forderung erlischt § 362 und<br />
s.u. <strong>zur</strong><br />
Sicherungsgrundschuld<br />
aus Hyp. wird Eigentümer-GS<br />
( 1163 I 2, 1177 I )<br />
Sch ist nicht Eig , Sch zahlt<br />
(auf die Forderung)<br />
Forderung erlischt § 362 und<br />
aus Hyp. wird Eigentümer-GS<br />
( 1163I2, 1177 I )<br />
Ausn.: Ersatzanspr. des Eig<br />
( § 1164)<br />
Sch ist nicht Eig , Eig zahlt<br />
(auf die Hyp)<br />
Forderung geht über , § 1143,<br />
damit auch die Hyp (§<br />
412,401 I, 1153 I, 1177 II<br />
Erlöschen der ... Aufhebung , § 875, 1183 wie Hyp.<br />
durch ZVollstr.<br />
§ 1181 BGB, § 52 ZVG<br />
gutgl. Erwerb eines Dritten , §<br />
892<br />
Haftungsumfang<br />
Haftungsverband:<br />
- Grdst. inkl. aller<br />
wesentlicher Bestandteile<br />
(§ 93, 94)<br />
- sonstige Bestandteile,<br />
Erzeugnisse, Zubehör gem.<br />
§ 1120<br />
- Miet-,<br />
Pachtzinsforderungen,<br />
Versicherungsanspr,<br />
§ 1123 ff<br />
Enthaftung vor<br />
Beschlagnahme:<br />
Verfügungsfreiheit :<br />
§§ 1121 I, 1122, 1123, 1124<br />
Enthaftung nach<br />
Beschlagnahme:<br />
Verfügungsbeschränkung:<br />
§ 23 I ZVG, § 135, 136 BGB<br />
aber Enthaftung möglich nach<br />
§ 23 I 2 ZVG und durch gutgl.<br />
Erwerb eines Dritten<br />
§ 135 II, 136, 936 / 1121 II 2<br />
vgl aber § 23 II ZVG<br />
wie Hyp.<br />
wie Hyp.<br />
wie Hyp.<br />
-118-
- <strong>Seite</strong> 119 -<br />
Besonderheiten bei der Sicherungsgrundschuld (in der Praxis die Regel)<br />
Wird neben der Grundschuld auch ein sog. Sicherungsvertrag geschlossen, in dem vereinbart ist,<br />
dass die Sicherung einer Forderung Zweck der Grundschuldbestellung ist und die Pflicht <strong>zur</strong><br />
Rückübertragung der GS besteht, soweit die Forderung nicht (mehr) besteht oder bei Zahlung die<br />
RF gem. § 1143 f, 1167 BGB eintritt:<br />
=> es besteht weiterhin keine Akzessorietät, d.h. die GS entsteht auch ohne die gesicherte<br />
Forderung<br />
aber: Anspruch auf Rückgewähr aus dem Sicherungsvertrag bzw. aus § 812<br />
dinglicher Verzichtsanspruch aus § 1192, 1169, 1168 I ggü dem Abtretungserwerber der GS<br />
Übertragung der Sicherungsgrundschuld:<br />
Forderung: § 398<br />
GS: §§ 1192, 1154<br />
Problem: A überträgt die Forderung auf B und die GS auf C :<br />
=> § 398 ist wirksam, aber § 404 ( Einrede)<br />
GS ist wirksam übertragen, aber Gegenrecht aus §§ 1192, 1144<br />
RF bei Zahlung auf die Sicherungsgrundschuld:<br />
Eig = Sch<br />
Zahlung auf die GS => Eig-GS entsteht ( § 1192 i. V. m. 1142, 1143 (h.M.)<br />
bzw. 1168, 1170 I 1171 I,<br />
Forderung erlischt ( § 362)<br />
Zahlung auf die Forderung => § 362 bzgl. Forderung<br />
Anspruch auf Rückübertragung aus dem Sicherungsvertrag<br />
bzw. aus § 812<br />
Verzichtsanspruch aus § 1192, 1169, 1168 I<br />
Eig ist nicht Sch<br />
Zahlung auf die GS => Eig-GS entsteht ( § 1192 i. V. m. 1142, 1143 (h.M.)<br />
bzw. 1168, 1170 I 1171 I,<br />
Anspruch des Zahlenden gegen den Sch auf Abtretung der<br />
Ansprüche aus dem Sicherungsvertrag auf Abtretung der<br />
gesicherten Forderung und Übertragung der GS an den Zahlenden<br />
(h.M.)<br />
Zahlung auf die Forderung => Forderung erlischt , § 362 BGB<br />
Rückübertragungsanspruch des Eigentümers bzgl. der GS<br />
Anspruch des Eig. auf Herausg. der Urk, § 1192, 1167<br />
-119-