Oberschwäbische Seitenblicke - Bodo
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Bad Wurzach<br />
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Bad Wurzach 18<br />
Historische Ansicht der Torfbahn<br />
Brenntorf setzte Lokomotiven unter Dampf<br />
Auf der Höhe von Bad Wurzach, vor ca. 20.000 Jahren.<br />
Kalte Phasen wechseln mit etwas wärmeren. Dazu kommt<br />
mal mehr, mal weniger Schnee. Das Eis des Rheingletschers<br />
reagiert auf diese Klimawechsel, in dem er mal vorstößt,<br />
mal sich zurückzieht. Doch seit einigen Jahrhunderten ist es<br />
sehr kalt. Dazu kommen schneereiche Winter. Kein Wunder<br />
also, dass der Gletscher immer gewaltiger wird und sich<br />
ausbreitet. Er ist so mächtig, dass er die Kraft hat, große<br />
Wannen aus der Landschaft auszugraben. Wie eine Planierraupe<br />
schiebt er dabei Gesteinsmaterial vor sich her und<br />
häuft sie zu einem großen Berg auf. Ein Zungenbecken inklusive<br />
einem Endmoränenwall ist entstanden! So wie hier<br />
im Raum Bad Wurzach schürfte der Rheingletscher in Oberschwaben<br />
zahlreiche Zungenbecken aus. In ihnen bildeten<br />
sich nach dem klimabedingten Rückzug dieses Gletschers<br />
zuerst Stauseen. Denn das Schmelzwasser konnte zwischen<br />
den Endmoränenwällen der vorletzten (Risseiszeit) und der<br />
letzten (Würmeiszeit) nicht ohne weiteres abfließen. Später<br />
verlandeten diese Seen teilweise, einige sogar vollständig.<br />
Die Wasserpflanzen wurden aufgrund der Nässe nicht zersetzt,<br />
so dass sich Torf bilden konnten. Vor allem die hier<br />
relativ hohen Niederschläge ließen die Torfmoose schnell in<br />
die Höhe wachsen. Ein Hochmoor entstand.<br />
Bis 1956 wurde Brenntorf im Wurzacher Ried gewonnen,<br />
bis zu dieser Zeit ein bedeutender Rohstoff zum Heizen,<br />
Kochen und auch Befeuern von Bahnlokomotiven. Badetorf<br />
für die oberschwäbischen Kurorte wurde hier sogar<br />
bis 1996 abgebaut. Heute ist hier die Torfge-<br />
Wurzacher Ried<br />
winnung aus Gründen des Naturschutzes eingestellt.<br />
Denn trotz des teilweise sogar industriellen<br />
Torfabbaus blieben die Eingriffe des Menschen in das<br />
Wurzacher Ried so begrenzt, dass es immer noch als das<br />
größte zusammenhängende natürliche Hochmoor Mitteleuropas<br />
gilt. Mit Tieren und Pflanzen, die es andernorts<br />
kaum mehr gibt: Insekten fressende Pflanzen wie der Sonnentau<br />
haben sich ideal an die Nährstoffarmut des Hochmoors<br />
angepasst. Die ist im Zentrum des Moors so groß,<br />
dass hier selbst kleinere Bäume keine Chance mehr haben,<br />
wachsen zu können. Eine Besonderheit sind Eiszeitrelikte<br />
– Tiere oder Pflanzen, die hier seit dem Ende der letzten Eiszeit<br />
vor ca. 12.000 Jahren alle nachfolgenden Warmzeiten<br />
überdauert haben. Ob diese Organismen jedoch noch weitere<br />
tausend Jahre hier überleben können, ist angesichts<br />
der aktuellen Klimaänderung fraglich ....<br />
Bei dieser Art von Schätzen ist es kein Wunder, dass diese<br />
Landschaft bereits 1989 mit einem Europadiplom des<br />
Europarates ausgezeichnet wurde: als eine der ersten<br />
Landschaften Baden-Württembergs von besonderer europäischer<br />
Bedeutung.<br />
Seitenblick<br />
Schon von weitem sind sie zu sehen: Die beiden imposanten<br />
Industrietürme der Glasfabrik. Was Glas mit Eisenbahnen<br />
und Moor zu tun hat? Auf der nächsten Seite werden<br />
Sie es erfahren ...<br />
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