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Oberschwäbische Seitenblicke - Bodo

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<strong>Oberschwäbische</strong><br />

<strong>Seitenblicke</strong><br />

Unterwegs mit der Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

und dem Radexpress Oberschwaben<br />

Mit freundlicher Unterstützung von


Streckenabschnitte Württemberg-Allgäu-Bahn und Radexpress Oberschwaben<br />

Strecke Aulendorf – Hergatz<br />

Verkehrsdrehscheibe Aulendorf<br />

Wo Allgäu und Oberschwaben sich treffen 6<br />

Bad Waldsee<br />

müsste eigentlich „Bad Waldseen“ heißen 10<br />

Hergatz – Es gibt Gemeinsamkeiten mit<br />

Aulendorf! Aber es gibt auch Unterschiede ... 36<br />

Strecke Leutkirch – Memmingen<br />

Leutkirch – Von den „Freien Leut<br />

uf der Lütkircher Hayd“ 42<br />

Hoßkirch-Königsegg – Eine Zwergstadt<br />

ohne Zwerge, dafür voller Spuren der Eiszeit! 62<br />

Ostrach – „Dreiländergemeinde“.<br />

Und Stätte einer großen Schlacht 64<br />

(Fast) eine Insel, aber wo ist der See? 66<br />

Alttann – Letzte Wildnisse: Durch Tobel<br />

zertobelte Tobel 14<br />

Wolfegg – Von Holz, Wald und ... Räubern! 16<br />

Von Seen und Weihern. Und warum Natur<br />

auf den zweiten Blick oft gar keine ist ... 20<br />

Leben unterm „Krummstab“<br />

oder „Wie sie Einödinen gemachet ...“ 22<br />

Kißlegg – Zwei Schlösser, zwei Bahnstrecken,<br />

zwei Ortsnamen 24<br />

Von Seen und Mooren.<br />

Oder: „Das Allgäu im Kleinen“ 28<br />

Ein Keilbahnhof weist den Weg! 44<br />

Noblesse oblige – vom oberschwäbischen<br />

Adel und seiner Bedeutung 46<br />

Aichstetten – Blutsberg: Nomen est Omen? 48<br />

Marstetten-Aitrach – Gold glänzt.<br />

Aber nicht immer ... 50<br />

Tannheim – Wasser ist eine große Kraft.<br />

Vor allem, wenn es aus den Alpen kommt! 52<br />

Memmingen – Stadt der Menschenrechte? 54<br />

Strecke Altshausen – Pfullendorf<br />

Was Pfullendorf mit Neapel verbindet 68<br />

Strecke Roßberg – Bad Wurzach<br />

Die Roßberger Steige.<br />

Und das Wahrzeichen der Allgäubahn ... 74<br />

Vom „oberschwäbischen Gold“ 76<br />

Das Wurzacher Ried – Größtes Hochmoorgebiet<br />

Mitteleuropas! 78<br />

Torf: Gut zum Heizen und zum Baden.<br />

Aber nicht nur ... 80<br />

Bad Wurzach – (Moor-) baden im Barock 82<br />

Von Arguna, der Silbernen und dem Millionenjoch 30<br />

Wangen – Von Seelen. Und Käse. Und einer Grenze 32<br />

2<br />

Altshausen – „Mein Name? Württemberg.<br />

Von Württemberg.“ 60<br />

Geschichte der<br />

Württemberg-Allgäu-Bahn 86


WÜrttemberg-Allgäu-bAhn<br />

rAdexpress OberschWAben<br />

Mit diesen „<strong>Seitenblicke</strong>n“ laden wir Sie ein, die Landschaft Oberschwabens bewusst zu „erfahren“.<br />

Die „<strong>Seitenblicke</strong>“ begleiten Sie auf Ihrer Fahrt und erzählen Wissenswertes und Anekdotisches<br />

über die Menschen, über Landschaft, Natur, Kultur, Geschichte, Wirtschaft und auch die<br />

Eisenbahn selbst. Ihre <strong>Seitenblicke</strong> aus dem Zugfenster lassen Sie teilhaben an der lebendigen<br />

Geschichte und Gegenwart Oberschwabens.<br />

Ich danke den vielen Beteiligten für ihr Engagement, ganz besonders Herrn Dr. Andreas Megerle<br />

von der Uni Karlsruhe für die profunde Textrecherche und Herrn Thomas Scherer für den eisenbahnhistorischen<br />

Beitrag.<br />

Die finanzielle Förderung durch PLENUM hat eine Realisierung überhaupt erst möglich gemacht,<br />

auch dafür herzlichen Dank.<br />

Steigen Sie ein – und entdecken Sie die wunderbare Welt Oberschwabens.<br />

Jürgen Löffler<br />

Geschäftsführer Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund<br />

Seitenblick<br />

Sehenswürdigkeiten, die vom Zug aus zu sehen sind<br />

Hintergrundinformation<br />

Landschaftliche und kulturelle Besonderheiten<br />

Touren<br />

Vorschläge für Wanderungen, Radtouren oder Stadttouren<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Rückblicke auf die Geschichte der Eisenbahn<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Auswahl besonderer Sehenswürdigkeiten<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

Auswahl von Gaststätten entlang der Strecke<br />

1 Station<br />

Angabe des jeweiligen Haltepunktes<br />

3


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

VON AULENDORF NACH HERGATZ<br />

Einmal Eiszeit und zurück: Mit der Wurstbahn ins Allgäu. Wurstbahn? Keine Angst!<br />

Es erwarten Sie keine Wurstverkäufer im Zug! Dieser Spitzname für die Allgäubahn<br />

kommt von ihrer „verwurschtelten“, sprich kurvenreichen Linienführung.<br />

Eine Anpassung an die Besonderheiten der Eiszeitlandschaft.<br />

Denn trotz ihrer Schönheit hat diese manchmal so<br />

ihre Tücken ...<br />

Obwohl diese Beschreibung sinnvollerweise erst ab dem<br />

Eisenbahnknotenpunkt Aulendorf beginnt: Der eigentliche<br />

Anfangspunkt der von 1868 bis 1874 erbauten Allgäubahn<br />

ist Herbertingen, noch immer kenntlich an der Bahnkilometrierung,<br />

die bis heute hier bei „0“ startet.<br />

1870 drängte das Militär erfolgreich auf die Schließung<br />

der letzten Schienenlücken zwischen den südbayerischen<br />

Garnisonen und dem südlichen Elsaß. Als die Strecke Wangen-Hergatz<br />

1890 an die bereits bestehende Württemberg-<br />

Allgäu-Bahn angeschlossen wurde, ahnte man noch nicht,<br />

welche Bedeutung diese Verbindung über 100 Jahre später<br />

haben wird: Ein großer Teil des Fernverkehrs zwischen<br />

München bzw. Augsburg und dem Bodenseegebiet bis zur<br />

Schweiz rollt heute durch das württembergische Allgäu.<br />

Die Fahrt mit der Württemberg-Allgäu-Bahn ist ein Genuss<br />

und bietet vielfältige Ausblicke. Bei schönem Wetter zeigen<br />

sich die schneebedeckten Berge der Alpen. Aber auch sonst<br />

lockt die Fahrt durch die hügelige Landschaft mit vielen Besonderheiten.<br />

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie mehr<br />

über den Reiz dieser außergewöhnlichen Bahnstrecke.<br />

Seitenblick aus der Perspektive einer Allgäukuh bei Bärenweiler<br />

5


Verkehrsdrehscheibe Aulendorf<br />

Wo Allgäu und Oberschwaben sich treffen<br />

© Carsten Przygoda/Pixelio<br />

6<br />

Die umfangreichen Verkehrsanlagen um den Bahnhof von<br />

Aulendorf herum beweisen: Aulendorf, hier das Schloss, ist<br />

ein wichtiger Knoten, nicht nur für die Eisenbahn. Doch warum<br />

kreuzen sich Bahnen und Straßen ausgerechnet hier?


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Aulendorf 1<br />

Blühende Residenzstadt im Schussental<br />

Reise in die Vergangenheit. Wir befinden uns im Jahr<br />

20.000 vor unserer Zeitrechnung. Kraftvoll hat der Rheingletscher<br />

das spätere Schussental ausgeschürft. Das dabei<br />

gewonnene Gesteinsmaterial schiebt er als Moräne vor sich<br />

her und lagert es als Wall an seiner Stirn ab. Nach seinem<br />

Zurückweichen wird diese girlandenähnliche Endmoräne<br />

jedoch an manchen Stellen von Flüssen durchbrochen. Ein<br />

Beispiel für ein solches „Gletschertor“ ist das Durchbruchstal<br />

der Schussen südlich von Aulendorf, die spätere Leitlinie<br />

für die Südbahn.<br />

Nicht nur die Eiszeittopographie, auch die Funktion als<br />

„kleine Residenzstadt“ einer der oberschwäbischen Adelsstämme,<br />

der Grafen zu Königsegg-Aulendorf, hat zur Entstehung<br />

als Verkehrsdrehscheibe beigetragen. Vor allem<br />

aber die Lage an wichtigen Verbindungsstraßen zwischen<br />

den oberschwäbischen Städten. Nach der Eröffnung der<br />

Bahnlinie Biberach – Aulendorf – Ravensburg (1849, Lückenschluss<br />

der Südbahn nach Ulm 1850), einem Teil der<br />

„schwäbischen Eisenbahn“, später nach dem Bau der Zollern-<br />

und Allgäubahn wurde die Stadt Eisenbahnknotenpunkt.<br />

Bis heute wird dies an der Größe des Bahnhofsareals<br />

und der nahe gelegenen Eisenbahnersiedlung sichtbar.<br />

Wie stark die Eisenbahn Aulendorf geprägt hat, zeigt die<br />

stattliche Bahnhofstraße, die mit ihren dreigeschossigen<br />

verschindelten Bahnhäusern dem beschaulichem Dorf zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts ein städtisches Gepräge gab.<br />

Und auch die ersten „Lutherischen“, gemeint sind evan-<br />

Blick auf den Bahnhof Aulendorf<br />

gelische Gläubige, im ursprünglich katholischen Milieu der<br />

Stadt waren – Eisenbahnarbeiter.<br />

Unter den Betriebsgebäuden der Bahn finden sich archihistorische<br />

Holzhäuser, gebaut aus einem der wichtigsten<br />

Rohstoffe der Region (vgl. Station 4). Über allen Gebäuden<br />

thront das stattliche Empfangsgebäude, das 1868 eingeweiht<br />

wurde. Im württembergischen Landhausstil errichtet,<br />

zeigt es mit seiner starken Gliederung der Baumassen,<br />

seinen Vorsprüngen, wechselnden Gebäudebreiten und<br />

Auskragungen eine Lockerheit, die ganz im Gegensatz<br />

steht zum massiven Kubismus der bayerischen Staatsbahnen.<br />

Auch beim Empfangsgebäude dominieren Baustoffe<br />

aus dem „Ländle“: Die Ziegel sind aus eiszeitlichem Ton<br />

gebrannt, der zwischenzeitlich unter Putz verschwundene<br />

Muschelsandstein stammt aus Sießen bei Bad Saulgau.<br />

Heute sichtbar ist leider nur noch der grünliche Rorschacher<br />

Sandstein und das nur an Stellen mit abblätterndem Putz.<br />

Regionales Holz findet sich im Fachwerk, in Verschindelungen<br />

aber auch in Bretterverkleidungen. Diese Elemente<br />

tragen zu einer wichtigen Funktion des Bahnhofs Aulendorf<br />

bei, die ausnahmsweise nichts mit dem Verkehr zu tun hat:<br />

Für die Einheimischen ist es ein wichtiges Stück Heimat.<br />

Seitenblick<br />

Hinter dem Abzweig führt die Bahntrasse durch das Moorgebiet<br />

Tann. Fluch und Segen für die Bahn: So musste der<br />

Bahndamm beim Bau auf geflochtene Schachtruten geschüttet<br />

werden, von denen 11.000 Stück spurlos im Moor<br />

versanken. Gleichzeitig lieferte das Moor jedoch einen für<br />

das kohlearme Württemberg wichtigen Rohstoff zum Betreiben<br />

der Dampfloks: Torf. Bei Bahn-km 32,98 sind noch<br />

Geländespuren der ehemaligen Torfverladestelle Herdtle<br />

zu sehen. Von dort aus kam der Torf in riesige hölzerne<br />

Torfschuppen am Bahnhof von Aulendorf. Warum Torf so<br />

wichtig war und was davon heute noch zu erleben ist: Das<br />

erfahren Sie an den Stationen der Bad Wurzach Bahn.<br />

7


Aulendorfer Hexeneck<br />

Schloss Aulendorf<br />

Aulendorf<br />

In der jungen Kurstadt Aulendorf ist eine<br />

harmonische Verbindung von historischen<br />

Sehenswürdigkeiten und modernen<br />

Kur- und Freizeiteinrichtungen gelungen. Das Kurzentrum<br />

liegt im Schlosspark und ist vom Bahnhof aus<br />

in fünf Gehminuten erreichbar. Zahlreiche Straßencafes<br />

laden ein zu einem gemütlichen Mittag oder Spaziergang<br />

durch die großzügige Parkanlage.<br />

Gästeinformation Aulendorf, im Schloss:<br />

Hauptstraße 35, 88326 Aulendorf<br />

Tel. 07525/93-4203 Fax. 07525/93-4210<br />

info@aulendorf.de | www.aulendorf.de<br />

8<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Schlossmuseum Aulendorf – zeigt Kunst des Klassizismus<br />

und altes Spielzeug vom Beginn des 18. Jahrhunderts<br />

bis zur Gegenwart<br />

• Schwaben-Therme – einzigartig ist die große Glaskuppel,<br />

die sich im Sommer bis zur Hälfte öffnen lässt<br />

• Bürgermuseum im Alten Kino – präsentiert einen kurzweiligen<br />

Rundgang durch die Stadtgeschichte<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

• Gasthaus zum Rad mit Ritteressen im historischen<br />

Ritterkeller, Radgasse 1<br />

• Bistro Kaktus, Hauptstraße 46<br />

• Wirtshaus Alte Apotheke, Hauptstraße 41<br />

• Eiscafe am Schloss, Hauptstraße 26<br />

• Gasthaus Jägerhäusle, Ebisweiler 5<br />

Schwaben-Therme


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Aulendorf 1<br />

Empfangsgebäude Bahnhof Aulendorf<br />

Tour 1<br />

Vom Bahnhof aus geht es links die Poststraße entlang<br />

der Vorfahrtstraße bis zur Ampelkreuzung. Dort links<br />

über die Brücke Richtung Reute auf dem Radweg<br />

entlang der L285, durch die Unterführung Richtung<br />

Eisenfurt.<br />

Dann geht es links den Berg hoch und 1 km rechts in<br />

die Tannenweilerstraße, die sich durch einen Linksknick<br />

fortsetzt. Dieser folgen wir immer geradeaus durch<br />

Untermöllenbronn bis nach Reute. In Reute folgen wir<br />

dem markierten Strassenradweg auf der L 285, am<br />

Kloster vorbei in Richtung Bad Waldsee. Am Ortsende<br />

kommen wir auf einen Radweg parallel zur K7941, welcher<br />

direkt nach Bad Waldsee führt.<br />

9


Bad Waldsee<br />

müsste eigentlich „Bad Waldseen“ heißen,<br />

denn schließlich gibt es hier gleich zwei davon. Doch was<br />

hat das mit der Eisenbahn zu tun? Und was mit der Eiszeit?<br />

10


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Bad Waldsee 2<br />

Blick auf den Stadtsee<br />

Waldseer Findlinge und Heilkräfte<br />

Ob Bad Waldsee wirklich seinen Namen von seinen Seen<br />

hat, ist umstritten. Sicher ist dagegen, dass beide, Schlossund<br />

Stadtsee, Gletscheraktivitäten der letzten Eiszeit zu<br />

verdanken sind. Gleich vor dem Bahnhof steht schon der<br />

erste Zeuge dieser vor ungefähr 12.000 Jahren zu Ende<br />

gegangenen Klimaschwankung: ein tonnenschwerer Findling,<br />

auch Erratiker genannt. Er hat eine lange Reise hinter<br />

sich, von den Alpen bis hierher. Zuerst sprengte ihn in seiner<br />

Heimat der Frostwechsel aus seinem Gesteinsverband heraus.<br />

Dann fiel er auf den gerade wachsenden Gletscher, von<br />

dem er viele Kilometer weit ins Vorland transportiert und<br />

danach in der Nähe des heutigen Bad Waldseer Bahnhofs<br />

als Moräne abgelagert wurde. Der zum Ende der Eiszeit<br />

hin abschmelzende Gletscher überdeckte ihn schließlich<br />

mit Schutt. Erst mehr als zehntausend Jahre später wurde<br />

er endlich aus seinem „Geröll-Gefängnis“ befreit: Von<br />

Bauarbeitern der Allgäubahn. Der Waldseer Findling ist<br />

nicht der einzige seiner Art. Ein anderer Koloss steht vor<br />

dem Bahnhof in Roßberg. Dieser hat sogar eine ganz besondere<br />

Bedeutung (vgl. Station 18). Das Ausgraben, der<br />

Transport und das Aufstellen dieser eiszeitlichen Ungetüme<br />

vor den jeweiligen Bahnhöfen war nicht die einzige<br />

Herausforderung beim Eisenbahnbau. Die kleinräumig<br />

wechselnde eiszeitliche Hügellandschaft mit Mooren und<br />

Seen machte die Trassenführung besonders schwierig. Immerhin<br />

führte die als Lösung gewählte Hochlage der Bahn<br />

dazu, dass neue Aussichtspunkte entstanden. Der Waldseer<br />

Bahnhof habe die „schönste Aussicht ins Schussental und<br />

den Stadtsee“ – so schwärmte einst der für den württembergischen<br />

Eisenbahnausbau zuständige Verkehrsminister<br />

Friedrich Karl Gottlob Freiherr Varnbüler von und zu Hemmingen<br />

sogar schon vor dem Bahnbau auf der Weinhalde.<br />

Waldsee-Therme<br />

Wie so manches andere Bad war auch das erste „Touristenbad“<br />

in Bad Waldsee ein Schwefelbad. Bereits in der frühen<br />

Neuzeit suchten und fanden „Gesundheitstouristen“ hier<br />

Linderung gegen ihr „Gliederreißen“. Seit 1956 wird diese<br />

Linderung jedoch von einem anderen Landschaftsschatz<br />

geboten: Vom Torf der hier zahlreichen Moore, das nicht<br />

zu Unrecht heute als „schwarzes Gold der Reha-Medizin“<br />

bezeichnet wird. Vor allem seine Huminsäuren sind es,<br />

die Entzündungen an Gelenken hemmen. Die Moore sind<br />

hier übrigens nichts anderes als verlandete Seen. Und<br />

die wiederum sind dem Gletscher der letzten Eiszeit und<br />

seinen Aktivitäten zu verdanken. Natürlich stammt dieser<br />

Badetorf heute nur aus zerstörten, naturfernen Mooren<br />

wie dem Steinacher Ried bei Bad Waldsee. Die naturnahen<br />

Feuchtgebiete stehen alle unter Schutz. Warum das so ist?<br />

Darüber erfahren Sie mehr an den Stationen des Radexpress<br />

Oberschwaben (KBS 752).<br />

Doppelter Kirchturm St. Peter der Stiftskirche<br />

11


Stiftskirche St. Peter<br />

Hochseilgarten Tannenbühl<br />

Wallfahrtskapelle Volkertshaus<br />

Bad Waldsee<br />

Malerisch liegt sie zwischen zwei Naturseen<br />

– die knapp 20.000 Einwohner zählende<br />

Stadt Bad Waldsee. In der historischen Innenstadt<br />

thront das spätgotische Rathaus. Gegenüber<br />

stehen die barockisierte Stiftskirche und das ehemalige<br />

Kornhaus. Ein Bummel durch die Altstadt ist spannend<br />

und geruhsam zugleich. Restaurants und alteingesessene<br />

Traditionshäuser mit schwäbischen Spezialitäten<br />

laden zum Verweilen und Genießen ein.<br />

Tourist-Information Bad Waldsee<br />

Ravensburger Straße 3, 88339 Bad Waldsee<br />

Tel.: 07524/94 13-42<br />

info@bad-waldsee.de, www.bad-waldsee.de<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Die frühere Augustinerchorherrenstiftskirche St. Peter –<br />

ihre markanten Doppeltürme grüßen von weither und<br />

spiegeln sich im Stadtsee<br />

• Erwin-Hymer-Museum – das „Museum des mobilen<br />

Reisens“ in Bad Waldsee Nord<br />

• Der Stadtsee – sogar per Tretboot erforschbar<br />

• Das Stadtseemuseum – hier werden Tauchschätze aus<br />

dem Stadtsee ausgestellt<br />

• Hochseilgarten im Tannenbühl – hier erwarten Sie 9<br />

Parcours mit 170 verschiedenen Übungen<br />

• Strand- und Freibad inmitten der Stadt – zweifelsohne<br />

eines der schönsten der Region<br />

• Waldseetherme – die heißeste Quelle in ganz Oberschwaben<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

• Grüner Baum, Hauptstraße 34<br />

• Marktwirtschaft Hirsch, Hauptstraße 37<br />

• Scala Café & Restaurant am Stadtsee,<br />

Wurzacher Straße 55<br />

• Weinstube zum Hasen, Ravensburger Straße 12<br />

• Bar Lounge Restaurant Amadeus, Ravensburgerstr. 23<br />

• Gasthof Sonne, Elisabeth-Achler-Str. 23<br />

• Café am Entenmoos, Entenmoos 19<br />

• Galerie, Herrgottsgasse 4<br />

• Die Möhre, Wurzacherstraße 12<br />

(vegetarische Küche)<br />

12


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Bad Waldsee 2<br />

Grabener Höhe<br />

2<br />

Tour 2<br />

Vom Bahnhof aus radeln wir die Bahnhofstraße entlang<br />

und biegen nach rechts in die Schützenstraße ab. Dann<br />

nehmen wir die linke Abzweigung in den Hopfenweilerweg<br />

und folgen diesem 5 km bis nach Osterhofen.<br />

Dort biegen wir erst rechts auf die Eggmannsrieder<br />

Straße, dann die nächste Möglichkeit rechts in die<br />

Mahlgasse und dann nochmals rechts auf die Grabener<br />

Straße. Dieser folgen wir bis zur Grabener Höhe. Von<br />

dort hat man bei schönem Wetter eine wunderbare<br />

Fernsicht. Wir radeln weiter Richtung Süden bis wir auf<br />

die Wengener Straße kommen. Dort biegen wir links in<br />

die Dorfstraße ab und folgen dieser bis zur nächsten<br />

großen Kreuzung bei der wir uns links halten und der<br />

Ravensburgerstraße bis nach Bad Wurzach folgen.<br />

KBS 752<br />

18<br />

13


Letzte Wildnisse:<br />

durch Tobel zertobelte Tobel<br />

Tobel sind eine der Markenzeichen der Landschaft<br />

dieser Region. Doch was genau sind<br />

Tobel? Und warum sind sie so wertvoll?<br />

14 © Daniel Litzinger/Pixelio


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Alttann 3<br />

Erfrischender Höllenspaziergang<br />

Flurnamen wie „Höll“ zeigen: Für unsere Vorfahren waren<br />

sie die Hölle, die meist dunklen, tiefen und geheimnisvollen<br />

Waldschluchten, die im Alemannischen „Tobel“ genannt<br />

werden. Und bewohnt von Erdgeistern, Hexen und Teufeln.<br />

Angeblich verfiel jeder, der in den Tobeln um Alttann<br />

dem Teufel begegnete, dem Bösen und nahm des Teufels<br />

Gestalt an. Immerhin waren die schwer zugänglichen Tobel<br />

bis in das 19. Jahrhundert hinein Rückzugsgebiete für<br />

Räuber wie dem „Schwarzen Veri“ (vgl. Station 4). Heute<br />

sind sie „Wildnisse im Kleinen“ und Inseln der Ruhe, nur an<br />

wenigen Stellen durch Siedlungen, Straßen oder intensive<br />

Nutzungen gestört.<br />

Erdgeschichte“, aber auch dynamische Lebensräume für<br />

besondere Tiere und Pflanzen. Hohe Luftfeuchte, frische Mineralien<br />

und im Winter milde Temperaturen lassen Orchideen<br />

wachsen, aber auch Eiszeitrelikte aus den Alpen finden<br />

hier ihre Außenposten. Das charakteristische Mosaik aus<br />

verschiedenen Lebensräumen auf kleinem Raum machen<br />

jeden Tobel zu einem einzigartigen Landschaftselement.<br />

Entlang der großen, tiefer ausgeschürften Gletscherzungenbecken<br />

wie dem Schussen- oder dem Argental häufen<br />

sie sich und bilden naturnahe Vernetzungsadern in der<br />

ansonsten intensiv genutzten Kulturlandschaft. Gerade im<br />

Zuge der Klimaänderung werden Tobel an Bedeutung gewinnen,<br />

da sie für viele Pflanzen und Tiere Rückzugsmöglichkeiten<br />

bieten. Nur für Pflanzen und Tiere? Wer einmal<br />

eine solche Naturoase durchstreift hat, weiß, wie wichtig<br />

Tobel auch für den Menschen sein können ...<br />

Übrigens:<br />

Die Höllteufel gibt es wirklich. Allerdings nur zur „fünften<br />

Jahreszeit“. Dafür aber live zu erleben auf den Fasnetsumzügen<br />

in der Region.<br />

Tobel sind wahre „Jungspunde“, denn sie entstanden erst<br />

seit Ende der letzten Eiszeit: Zuerst stürzten die Flüsse und<br />

Bäche als Wasserfälle in die von den abschmelzenden Gletscherzungen<br />

frei gegebenen Tälern. Dann begannen sie<br />

sich einzuschneiden. Relativ rasch und recht tief. Zuerst in<br />

die lockeren Kies- und Moräneablagerungen der Eiszeit,<br />

stellenweise auch in darunter liegende Sande und Tone.<br />

Diese Ablagerungen sind älter als zwei Millionen Jahre und<br />

stammen aus dem Zeitalter des Tertiärs. Da sie oft ziemlich<br />

wasserundurchlässig sind, entspringen an der Schichtgrenze<br />

zwischen Eiszeit- und Tertiärablagerungen bevorzugt<br />

Quellen. Die dauerhafte Feuchtigkeit wirkt wie Schmierseife<br />

und bringt die darüber liegenden Ablagerungen an<br />

manchen Stellen ins Rutschen. So entstehen „Fenster in die<br />

Die Wolfegger-Ach bei der Löffelmühle, © Daniel Litzinger/Pixelio<br />

15


Von Holz, Wald und ... Räubern!<br />

Der bei Wolfegg beginnende Altdorfer Wald ist das größte zusammenhängende<br />

Waldgebiet Oberschwabens. Und nicht nur wegen<br />

seiner Tobel interessant. Doch warum gibt es hier überhaupt<br />

Wald? © Axel Kleinknecht/Pixelio<br />

16


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Wolfegg 4<br />

Im Wald, da sind die Räuber ...<br />

Es ist Freitag, der 16. April 1819. Vorsichtig nähern sich<br />

die Räuber der einsam in der Nähe von Ostrach gelegenen<br />

Laubbachmühle. Zum wiederholten Male dringen sie in die<br />

Mühle ein. Ihr Ziel: der Raub von Lebensmitteln. Doch gerade<br />

als sie die Bewohner fesseln wollen, schlägt ein Bandenmitglied<br />

Alarm: aus Richtung Königseggwald nähern sich<br />

bewaffnete Forstknechte! Blitzschnell fliehen die Räuber,<br />

werden jedoch vom Forstpraktikanten Langen verfolgt. Er<br />

entdeckt sie schließlich mitten im Wald, wie sie gerade<br />

hungrig ihre gestohlenen Lebensmittel hinunterschlingen.<br />

Langen wartet, bis Verstärkung nachgerückt ist. Doch erst<br />

nach mehreren dramatischen Handgemengen können die<br />

Räuber schließlich überwältigt werden. Für die Verfolger<br />

ein großer Fang. Schließlich ist ihnen der „Schwarze Vere“<br />

mitsamt seiner Bande ins Netz gegangen! (vgl. Station 16)<br />

Moorgebiete, aber auch Waldgebiete wie der Altdorfer<br />

Wald, waren die bevorzugten Rückzugsgebiete dieser bis<br />

heute in Oberschwaben weithin bekannten Räuberbande.<br />

Wie es heißt, verschonten sie Bauern und Jungfrauen. Doch<br />

nicht Romantik, sondern Hungersnöte und Armut sind die<br />

Erklärungen für das häufige Auftreten von Räubern in der<br />

Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts. Heute ist der Altdorfer<br />

Wald zwar frei von Räuberbanden, doch noch immer beeindrucken<br />

seine Tobel (vgl. Station 3), Moore und Stillgewässer.<br />

Doch Vorsicht: Ein vermeintlicher See ist oft gar kein<br />

See, ein vermeintliches Moor manchmal keine ungestörte<br />

Natur! Und selbst den Bächen ist im Altdorfer Wald nicht<br />

zu trauen. Denn allzu oft entpuppt sich ein auf den ersten<br />

Blick vermeintlich naturnaher Bach als ... jahrhunderte alter<br />

Kanal. Ein Musterbeispiel dafür ist der „Stille Bach“.<br />

Schon der Name weist auf seine Besonderheit hin, fließt<br />

er doch aufgrund seines gleichmäßigen, sanften Gefälles<br />

nahezu geräuschlos. Und das auch noch am Hang? In der<br />

Tat: Kein Bach, sondern ein zu den ältesten Kanalsystemen<br />

Süddeutschlands gehörendes Fließgewässer, welches im<br />

Altdorfer Wald ein rund 25 km 2 großes Gewässernetz aus<br />

zehn Kanälen sowie etwa 20 Weihern vernetzt. Angelegt<br />

wurde dieses System von Benediktinern des Klosters Weingarten,<br />

die damit eine fast ganzjährig konstante Wassermenge<br />

zum Betrieb ihrer Mühlen, Tränken und Brunnen erreichen<br />

konnten. Eine ingenieurtechnische Meisterleistung,<br />

die bereits im 11. Jahrhundert begonnen wurde. Während<br />

für den Rohstoff Wasser keine Bahn benötigt wurde, sah<br />

das für den Rohstoff Holz ganz anders aus: Zahlreiche Sägewerke<br />

sorgten in der Vergangenheit für die Nachfrage<br />

nach Transportkapazitäten auf der Allgäubahn. Während<br />

früher u. a. Hopfenstangen hoch im Kurs standen, aber<br />

auch die Zellstoffindustrie den Rohstoff nutzte, sind es heute<br />

vielfältige Spezialprodukte bis hin zu Holzhackschnitzeln<br />

für eine moderne Energieversorgung.<br />

Doch warum gibt es den Altdorfer Wald hier überhaupt?<br />

Von der Luft aus verrät seine markante, längsgerichtete<br />

Form bereits einen engen Zusammenhang mit seinem<br />

Untergrund: eine Moräne aus der Eiszeit. Diese „innere<br />

Jungendmoräne“ bildet den zweiten Endmoränenkranz<br />

aus der letzten Eiszeit. Aufgrund ihrer Erhebung bildet<br />

sie oft trockene und nährstoffärmere Standorte, die landwirtschaftlich<br />

nicht so interessant sind wie die nährstoffreicheren<br />

und feuchteren Senkenlagen. Aus diesem Grund<br />

blieben solche Moränenstandorte oftmals dem Wald überlassen.<br />

Und damit auch den Räubern ...<br />

Seitenblick<br />

Hinter Wolfegg dominiert endgültig die typische Landschaft<br />

des Westallgäus: Viele Einzelhöfe und kleinere Weiler prägen<br />

die Siedlungslandschaft. Meist liegen sie am Fuße von<br />

sanften, waldbedeckten Hügeln. Dazwischen sind Mulden<br />

eingelagert, mit Mooren, Seen und Weihern. Nur gelegentlich<br />

unterbrochen von eingeschnittenen, tieferen Tälern.<br />

Enge Kurven, unzählige Dämme, Einschnitte und Brücken<br />

zeigen, welche Herausforderung diese Landschaft den Erbauern<br />

der Allgäubahn bot.<br />

17


Bauernhaus-Museum Wolfegg Putte in der Pfarrkirche Wasserrad der Löffelmühle<br />

Wolfegg<br />

Die Gemeinde Wolfegg liegt im Westallgäu<br />

im Herzen des Landkreises<br />

Ravensburg. Ein außergewöhnliches kulturelles<br />

Angebot mit verschiedenen klassischen Konzertzyklen,<br />

Museen, Kunstausstellungen und unzähligen<br />

Veranstaltungen der örtlichen Vereine sowie die<br />

reizvolle Landschaft im hügligen Alpenvorland machen<br />

die Gemeinde attraktiv und liebenswert.<br />

Wolfegg Information<br />

Rötenbacherstraße 13, 88364 Wolfegg<br />

Tel: 07527/9601-51<br />

wolfegg.info@wolfegg.de, www.wolfegg.de<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Automobilmuseum von Fritz B. Busch – auf rund<br />

3000m 2 ist das Museum ein wahres Oldtimer-Paradies<br />

• Bauernhaus-Museum Wolfegg – erfahren Sie etwas<br />

über regionaltypische Bauernhäuser und die Menschen,<br />

die darin gewohnt und gearbeitet haben<br />

• Schloss Wolfegg – das Schloss ist zu großen internationalen<br />

Konzertreihen zweimal im Jahr für Gäste geöffnet<br />

• Pfarrkirche St. Katharina<br />

• Orangerie – Gewächshaus aus dem 18. Jahrhundert<br />

• Loretokapelle – liegt am südlichen Ortsrand. Von hier<br />

lassen sich die Alpen bestaunen<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

• Museumsgaststätte Fischerhaus am Wolfegger Schloss,<br />

Fischergasse 29<br />

• Gasthof zur Post, Rötenbacher Straße 5<br />

• Café am Schlossplatz, Wette 2<br />

• Gasthaus am Schlossberg, Fischergasse 34<br />

• Gasthof Jäger, Bahnhofstraße 9<br />

• Gasthaus zur Rose, Kirchberg 11<br />

• Gasthof zum Bräuhaus, Rossberg 1<br />

• Gästehaus & Weinstube „Oliva“, Kirchberg 18<br />

• Gasthof Adler, Eintürnerstraße 38<br />

18


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Wolfegg 4<br />

Tour 3<br />

Wir starten vom Bahnhof Wolfegg geradeaus, überqueren<br />

die Hauptstraße und biegen rechts in den Wald ein.<br />

Dort nehmen wir den Pfad halbrechts hoch auf einen<br />

Waldweg, der sich nach 300 m gabelt. Dort gehen wir<br />

geradeaus am Zaun entlang, bis der Weg an einer Hütte<br />

endet. Wir wechseln auf einen Pfad, der später auf<br />

den Talgrund zurückführt. An den Fischweihern liegt<br />

eine große Wegkreuzung und wir nehmen den Wanderweg<br />

rechts nach Alttann über die Höll. Nach 100 m<br />

weiter nach rechts. Bei der Gabelung auf der Höhe des<br />

Waldrückens wählen wir den zweiten Weg nach links<br />

bis wir die Bahnlinie Aulendorf – Kißlegg überqueren<br />

und auf die Straße nach Alttann kommen. Wir erreichen<br />

die Kirche, wo der steile Pfad in die Höll beginnt. Drunten<br />

in der Höll wandern wir entlang der Ach zur Talmühle,<br />

über die Ach und geradeaus auf einem Wiesenweg<br />

nach Bainders, dann links um die Ecke nach rechts<br />

hoch in den Wald. Von dort wandern wir durch den Ort<br />

Berg bis zum Waldrand dem Weg Wolfegg-Wassers<br />

nach. Wir biegen links ab und über den Schafhof erreichen<br />

wir Wassers. Von dort geht ein steiler Fußweg<br />

hinauf zur Schlossmauer, geradeaus durch den Ort, am<br />

Ortsausgang links in den Wald, über die Ach, an der<br />

Grillhütte vorbei wieder zum Ausgangspunkt Bahnhof.<br />

KBS 753/971<br />

19


Von Seen und Weihern<br />

Und warum Natur auf den zweiten Blick oft gar keine ist ...<br />

Der Brendenweiher ist nur einer von Hunderten von Weihern in<br />

Oberschwaben. Dazu kommen die Seen. Und natürlich die Moore.<br />

Doch wie hängen sie alle zusammen? © Rainer Sturm/Pixelio<br />

20


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Wolfegg 4<br />

Lebendiges Allroundtalent: Der Weiher<br />

Ein Tag im Spätherbst des Jahres 1723. Schon seit Tagen<br />

fühlt sich Bruder Xaver, Mönch des südlich von Ravensburg<br />

gelegenen Prämonstratenserklosters Weißenau, schlapp<br />

und krank. Schließlich lässt er einen Mitbruder rufen, der<br />

als Medicus des Klosters Erfahrung im Heilen von Krankheiten<br />

hat. Aus einem kleinen Tonbehälter holt dieser einige<br />

längliche kleine Tiere hervor, die er auf die Haut des<br />

Kranken setzt: Blutegel, frisch gefangen aus einem eigens<br />

dafür angelegten, klostereigenen Weiher. So oder so ähnlich<br />

muss man sich eine ärztliche Behandlung zu jener Zeit<br />

vorstellen. Sie zeigt eine wichtige Funktion von Weihern,<br />

aber sicher nicht die einzige.<br />

In der Regel wurden diese Stillgewässer mehrfach genutzt.<br />

So waren vor allem die in ihnen gehaltenen Fische aber<br />

auch Frösche und Wasserschildkröten über Jahrhunderte<br />

hinweg ein gefragtes Luxusgut und Fastenspeise für die<br />

zahlreichen oberschwäbischen Klöster, den wohl wichtigsten<br />

Wissensträgern in Sachen Wasserbau und Weiherwirtschaft.<br />

Wie wichtig diese Klöster waren zeigt der Begriff<br />

„Mönch“, der heute noch für die Wasserablassvorrichtung<br />

von Weihern verwendet wird. Mühlen profitierten von der<br />

Möglichkeit, Wasser in Form von Weihern zu speichern und<br />

kontinuierlich abzugeben, so dass sie selbst in trockeneren<br />

Zeiten mahlen konnten. Auch als Vorratsbehälter für<br />

Brauch- und Löschwasser oder als Bestandteil städtischer<br />

Wehranlagen waren Weiher wertvoll. Daneben hatten Weiher<br />

beim „Rösten“, also Einweichen des Flachses zur Gewinnung<br />

seiner Fasern eine große Bedeutung. Denn Flachs<br />

war zeitweise ein so wichtiges Anbauprodukt, dass man<br />

vom „blauen Allgäu“ sprach, wenngleich das meist mehr<br />

einem subjektiven Farbeindruck als der Größe der Anbaufläche<br />

entsprach.<br />

Mit dem Rückgang des Ansehens des Luxusgutes Fisch im<br />

18. Jh. begann der Niedergang der Weiher. Viele wurden für<br />

immer abgelassen, etliche verlandeten zu Mooren, manche<br />

wurden zu landwirtschaftlichen Nutzflächen umgewandelt.<br />

Die verbliebenen Weiher sind heute beliebte Badeweiher<br />

oder dienen dem Naturschutz – zur Sicherung der Biodiversität,<br />

also der Vielfalt an Arten und Lebensräumen. Allen<br />

Weihern gemeinsam ist ihr wichtigster Unterschied zu<br />

Seen: sie sind menschengemacht. So besitzen die Wörter<br />

„Weiher“ und „Wehr“ gemeinsame Wurzeln, denn mit<br />

Ausnahme des Bibers kann nur der Mensch über die Anlage<br />

eines Wehres Wasser aufstauen, welches er über wasserbauliche<br />

Regelwerke dann nach Bedarf nutzen kann. Ein<br />

Beispiel dafür ist einer der ältesten Weiher Europas: der<br />

Rößler Weiher bei Weingarten, der sein gestautes Wasser<br />

an das „Stille-Bach“-System abgibt.<br />

Im Gegensatz zu den eiszeitlichen oberschwäbischen Seen<br />

weisen also Weiher immer Wehre oder Dämme auf. Ein sicheres<br />

Kennzeichen, denn ansonsten sind sich die beiden<br />

Stillgewässertypen manchmal zum Verwechseln ähnlich!<br />

Dazu kommt, dass es durchaus sein kann, dass ein heutiges<br />

Moor aus einem verlandeten Weiher entstand, der<br />

über einem Vorgängermoor aufgestaut wurde, welches sich<br />

wiederum aus der Verlandung eines eiszeitlich entstandenen<br />

Sees entwickelte. Dass Sie den letzten Satz zweimal<br />

lesen müssen, ist übrigens völlig normal. Er zeigt aber, wie<br />

dynamisch Landschaft sein kann. Und dass Natur auf den<br />

zweiten Blick oft menschengemacht ist ...<br />

Die Möglichkeit, in den eiszeitlichen Mulden auch auf den<br />

Hochflächen von Oberschwaben und dem Westallgäu Weiher<br />

anlegen zu können, war einer der Erfolgsfaktoren für<br />

die Vereinödung. Vereinödung? Diese Geschichte wird auf<br />

der nächsten Seite erzählt ...<br />

Grüner Schwimmer, © Martina Friedl/Pixelio<br />

21


Leben unterm „Krummstab“<br />

oder „Wie sie Einödinen gemachet ...“<br />

Einzelhofsiedlungen und kleine Weiler prägen die Siedlungslandschaft<br />

des Westallgäus. Natürlich war und ist das Leben<br />

hier oftmals einsam. Doch „Einöde“ kommt gar nicht von<br />

Einsamkeit.<br />

22


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Wolfegg 4<br />

Agrarreform nach Art der Mönche<br />

Nicht nur bei Weihern, auch bei der Vereinödung zeigt sich<br />

die Rolle der oberschwäbischen Klöster als „Innovationsträger“.<br />

Denn schließlich handelte es sich dabei um eine<br />

geniale Idee: Landwirtschaftliche Betriebe werden aus der<br />

Enge der Dörfer ausgesiedelt. Und zwar in die Mitte ihrer<br />

neuen Nutzflächen („Ein Od“ = Ver“ein“ter Besitz). Gleich<br />

mehrere Fliegen wurden auf diese Weise mit einer Klappe<br />

geschlagen. Für die Bauern entfielen die oftmals langen<br />

Anfahrtswege zu ihren vormals häufig verstreut liegenden<br />

Besitzparzellen. Und: Sie wurden vom Flurzwang befreit,<br />

also der Verpflichtung, in einem Teil der Flur (Ösch oder<br />

Zelge) alle das gleiche Produkt anzubauen, denn Feldwege<br />

gab es damals noch keine. Kein Wunder also, dass die<br />

Vereinödung heute in Analogie zur Bauernbefreiung (vgl.<br />

Station 12) als „Bodenbefreiung“ bezeichnet wird. Aussiedlerhöfe<br />

und Flurneuordnung sind somit keine Erfindung<br />

des 20. Jahrhunderts.<br />

Schließlich begann die Agrarreform der Vereinödung in<br />

Dörfern der Fürstabtei Kempten bereits im 17. Jahrhundert!<br />

Von dort aus weitete sich diese Bewegung zügig bis an die<br />

Westgrenze von Oberschwaben aus, wo sie dann Anfang<br />

des 19. Jahrhunderts zum Erliegen kam. Natürlich waren<br />

wirtschaftliche Motive der Grundherrschaften ein wichtiger<br />

Grund dieses Erfolgs: Betriebswirtschaftliche Hindernisse<br />

wie die Grundstückszersplitterung wurden beseitigt, rationellere<br />

Wirtschaftsweisen führten zu Wertsteigerungen der<br />

Güter und zur Stärkung ihrer Leistungs- und Steuerkraft.<br />

Auch die günstigen Potenziale der Landschaft spielten eine<br />

Rolle. Vor allem aber gab der Wille der Mehrzahl der Bauern<br />

den Ausschlag. Im Zuge einer „bottom-up“-Bewegung<br />

griffen diese die „top-down“-Initiativen ihrer Grundherren<br />

bereitwillig auf und unterstützten diese intensiv und auf<br />

freiwilliger Basis. „Unterm Krummstab (gemeint ist der<br />

Abtsstab des Klosterchefs) ist gut leben“ lautete ein Slogan<br />

der damaligen Zeit. Doch die weit reichende Agrarreform<br />

hat Folgen bis in die Gegenwart.<br />

Während beispielsweise im Raum um Stuttgart herum die<br />

Landwirtschaft durch die Zersplitterung ihrer Felder immer<br />

größere Probleme bekam, konnte sie in Oberschwaben<br />

zumindest bis in die jüngste Zeit hinein profitabel wirtschaften.<br />

Doch die Vereinödung brachte nicht nur Vorteile:<br />

Viele Bauern auf den Einödhöfen hatten Probleme, eine<br />

Frau zu finden, die bereit war, auf den einsam gelegenen<br />

Höfen zu leben. In den Landkreisen der Region Bodensee-<br />

Oberschwaben ließ die Vereinödung Tausende neuer Siedlungsplätze<br />

entstehen, deren Anschluss an Anlagen zur<br />

Ver- und Entsorgung heute noch immer finanzielle und organisatorische<br />

Probleme aufwirft. So wurde der Bau eines<br />

der dichtesten Straßennetze Deutschlands notwendig, um<br />

jeden Einzelhof mit dem Auto erreichen zu können. Damit<br />

verbunden war eine intensive und ökologisch negativ zu<br />

bewertende Landschaftszerschneidung. Eine weitere Folge<br />

schließlich werden die einen positiv, die anderen negativ<br />

Geheimnisvolle Landschaft bei Wolfegg<br />

beurteilen: Einödhöfe bieten die Möglichkeit, ein Leben<br />

ohne Rücksicht auf den oft weit entfernten Nachbarn führen<br />

zu können. Damit verbunden war die Entwicklung einer<br />

oberschwäbischen Mentalität, die man entweder als „Leben<br />

und leben lassen“ und damit als Zeichen oberschwäbischer<br />

Toleranz werten kann – oder als „Eigenbrötelei und<br />

Kauztum“. Oder als irgendetwas dazwischen ...<br />

23


Zwei Schlösser, zwei Bahnstrecken, zwei Ortsnamen<br />

Gibt es in Kißlegg wirklich alles doppelt? Und wenn ja, warum?<br />

24


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Kißlegg 5<br />

Blick auf die Alpen<br />

in der Hand zweier Herrschaftslinien zu liegen kamen, kein<br />

Wunder also, dass in diesem „Ort der Duplizitäten“ auch<br />

zwei Schlösser zu finden sind.<br />

Und schließlich finden sich auch zwei Bahnlinien, zweigt<br />

doch von Kißlegg die Bahn nach Memmingen ab. Das ist<br />

durchaus nicht selbstverständlich, gab es über die Trassenführung<br />

der Allgäubahn gerade hier durchaus heftige<br />

Konflikte. So kämpfte die Stadt Wurzach für eine über ihren<br />

Bahnhof führende Alternativtrasse. Kein Wunder also, dass<br />

der „Sieg“ von Kißlegg nach dem Beschluss in der württembergischen<br />

Ständeversammlung mit Freudenfeuern und<br />

59 Böllerschüssen gefeiert wurde. Die Bedeutung dieses<br />

„Eisenbahnknotens“ zeigt sich im Empfangsgebäude.<br />

Anders als andere Gebäude dieser Art entlang der Allgäubahn<br />

weicht der Baustil vom sonst üblichen „württembergischen<br />

Landhausstil“ mit seinen zahlreichen Holzelementen<br />

deutlich ab. So finden sich hier statt Holz auch in den<br />

Obergeschossen Ziegel und Werksteine. Die ursprünglich<br />

stark gegliederte, zum Teil als „früheklektisch“ bezeichnete<br />

Fassade mit ihren Vorsprüngen aus rotem Backsteinmauerwerk<br />

wirkt heute durch den gleichmäßigen Verputz jedoch<br />

eher eintönig.<br />

Ort der Doppelgänger<br />

Nicht alles, aber doch so manches scheint es in Kißlegg<br />

doppelt zu geben, beispielsweise zwei Ortsnamen. Der<br />

„Zeller See“ weist in seinem Namen noch auf die ursprüngliche<br />

Bezeichnung dieses Siedlungsplatzes hin. Und auf die<br />

damaligen Grundherrn – schließlich ist eine „Zelle“ häufig<br />

der Wohnplatz eines Mönchs, in diesem Fall des Klosters St.<br />

Gallen. Ähnlich wie auch im Falle von „Wolfegg“ bezeichnet<br />

der neue, ab dem 15. Jahrhundert eingeführte Ortsname<br />

„Kißlegg“ ein „Eck“, also eine erhöhte Spornlage über<br />

tiefer gelegenen Mulden oder Tälern. Doch die Stadt selbst<br />

befindet sich gar nicht an einem solchen Eck, sondern bekam<br />

diesen Namen von einer nahe gelegenen Ministerialenburg<br />

des Klosters St. Gallen. Eine Herrschaftsteilung im<br />

14. Jahrhundert führte dazu, dass die Geschicke der Stadt<br />

Übrigens:<br />

Natürlich gibt es im Kißlegger Raum auch Weiher. Natürlich<br />

doppelt! Und in beiden kann man baden (Holzmühleweiher,<br />

Metzisweiler Weiher). Doppelt gibt es hier im Westallgäu<br />

übrigens auch den größten Fluss, die Argen. Doch<br />

deren Geschichte wird an der Station 6 erzählt.<br />

Kißlegg mit Zeller See<br />

25


EuroCity bei Bärenweiler<br />

Arrisrieder Moos<br />

Holzmühleweiher bei Kißlegg<br />

Kißlegg<br />

Kißlegg ist bekannt für seine Köstlichkeiten,<br />

denn in kaum einer anderen<br />

Gemeinde werden so viele beliebte<br />

Lebensmittel hergestellt wie hier im Westallgäu. Außerdem<br />

bietet Kißlegg gleich zwei Schlösser, ausgezeichnete<br />

Barockkirchen und Kapellen, die in ein Band von<br />

rund 20 Seen und hunderten Hektar an Mooren und<br />

sanften Hügeln eingebettet sind.<br />

Bürgermeisteramt Kißlegg<br />

Gäste- und Bürgerbüro<br />

Schlossstraße 5, 88353 Kißlegg<br />

Tel. 07563/ 936-143<br />

gemeinde@kisslegg.de, www.kisslegg.de<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Neues Schloss – mit Heimatmuseum und Museum Rudolf<br />

Wachter (Holzbildhauer)<br />

• Altes Schloss – ein Kißlegger Wahrzeichen<br />

• Stiftskirche Bärenweiler – eine Spitalkirche der besonderen<br />

Art<br />

• Wallfahrtskirche Rötsee – zu Ehren der Mutter Gottes<br />

• Burgermoos – auf den Spuren der Torfstecher<br />

• Kißlegger Seenplatte – ein Stück ursprünglicher Natur<br />

• Arrisrieder Moos – der Naturlehrpfad lehrt einen, woher<br />

das Moor kommt und welche Tiere und Pflanzen in ihm<br />

leben<br />

• Zeppelindenkmal – die Geschichte einer Bruchlandung<br />

• Pfarrkirche St. Gallus und Ulrich<br />

• Zahlreiche Kapellen in der Stadt verstreut<br />

• Heiliger Stein – ein Geschenk aus der letzten Eiszeit<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

• Hotel Gasthof Ochsen, Herrenstraße 21<br />

• Wagnerstub mit Biergarten, Wangenerstraße 6<br />

• Schlossparkcafé Restaurant, Schlossstr. 26<br />

• Hotel-Gasthof Schlosskeller, Fürst-Maximilian-Straße 3<br />

• Gasthaus zur Linde, Dr.-Franz-Reich-Str. 1<br />

• Gasthaus Hirsch, Rötsee 2<br />

• Eiscafé Dolomiti, Schlossstraße 3<br />

• Café Fatima, Hauptstraße 22<br />

• Musikbar Zappa, Herrenstraße 17<br />

• Gasthof Grüner Baum, Wiggenreute 15<br />

• Gleis Neun, Bahnhof Kißlegg<br />

26


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Kißlegg 5<br />

Tour 4 (Rundfahrt)<br />

Unsere Tour beginnt am Bahnhof in Kißlegg. Wir überqueren<br />

den Bahnübergang und biegen gleich rechts<br />

in den Stolzenseeweg ein. Wir halten uns links und<br />

fahren am Obersee und am Hof Stolzensee vorbei. Der<br />

Weg schwenkt nach rechts und wir radeln geradewegs<br />

durch das Maierholz. Hinter dem Hof Hasenfeld biegen<br />

wir links ab, fahren durch den Wald, über den Moosbach<br />

nach Blöden am Rötsee. Dort radeln wir links und<br />

über Rahmhaus gelangen wir nach Immenried. Bei der<br />

Kirche St. Ursula biegen wir links ab auf die Hauptstraße,<br />

überqueren den Bach, biegen rechts ab und<br />

verlassen auf der Straße zur Holzmühle den Ort. Durch<br />

ein Waldstück passieren wir den Holzmühleweiher und<br />

fahren wieder durch ein Waldstück, am Nordufer des<br />

Langwuhrweihers entlang nach Eintürnenberg. Dort<br />

halten wir uns links, radeln nach Weitprechts und dann<br />

auf der Landstraße nach Metzisweiler. Dort biegen wir<br />

links in die Kastanienstraße ein und fahren am Metzisweiler<br />

Weiher und der Abzweigung zum Stockweihervorbei<br />

und über Neuhaus nach Straß. Hier fahren wir<br />

links in die Kreisstraße, biegen nach ca. 300 m rechts<br />

ab, radeln an den Höfen Hinterhub und Vorderhub vorbei<br />

und durch Matzenweiler hindurch zur Landstraße<br />

nach Hahnensteig. Wir biegen links ab und kommen<br />

dann auf direktem Weg zurück nach Kißlegg.<br />

KBS 753/971<br />

27


Von Seen und Mooren.<br />

Oder: „Das Allgäu im Kleinen“<br />

28<br />

Die Kißlegger Seen bilden eine kleine Seenplatte.<br />

Doch manche der früheren Seen wurden bereits Teil der<br />

Kißlegger Moorlandschaft. Auch das Alpenpanorama<br />

beweist: Hier herrscht Allgäuvielfalt auf kleinem Raum ...


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Kißlegg 5<br />

Ried gleich Moos und Moos gleich Filz<br />

Nicht nur das bei guter Sicht eindrucksvolle Alpenpanorama<br />

mit den markanten Gipfeln Mädelegabel und Säntis<br />

zeigt, dass Kißlegg zu Recht als eines der Tore zum Allgäu<br />

bezeichnet wird. Auch die Landschaft entlang der Bahn<br />

zeigt Allgäuvielfalt auf kleinem Raum: Einerseits hat der<br />

letzte Eiszeitgletscher hier tiefe Mulden in der Landschaft,<br />

andererseits aber auch Schutt in Form höherer Moränehügel<br />

hinterlassen. Während es in den Mulden mit ihren<br />

Seen und Weihern, Sümpfen (oft Flachmoore; alemannisch<br />

„Ried“; bajuwarisch „Moos“) und Hochmooren (alemannisch<br />

„Moos“; bajuwarisch „Filz“) ziemlich feucht ist, ist es<br />

gleich daneben, auf den waldbedeckten Moränenhügeln,<br />

oft ziemlich trocken. Dazwischen finden sich eingestreut<br />

Einödhöfe und kleine Weiler, immer wieder unterbrochen<br />

durch Grünland für die Viehwirtschaft. Im Unterschied zu<br />

den Weihern, etwa bei Wolfegg, dominieren hier Seen. Viele<br />

von ihnen sind „toten“, also vom Gletscher abgetrennten<br />

Eiskörpern zu verdanken, die nach ihrem Abschmelzen<br />

meist kreisförmige wassergefüllte Mulden, „Toteisseen“,<br />

hinterlassen haben.<br />

Moore wie das Gründlenried sind meist aus verlandeten<br />

Seen entstanden. Aber nicht alle! Das Arrisrieder Moos<br />

beispielsweise ist ein Versumpfungsmoor. Es entstand<br />

nicht aus einem See, sondern direkt auf dauerhaft nassen<br />

Schmelzwasserablagerungen des Gletschers.<br />

Dass Moore für den Bahnbau alles andere als unproblematisch<br />

sind, hat bereits das Beispiel Aulendorf gezeigt (vgl.<br />

Station 1). Aber auch das Teilstück von Kißlegg nach Wangen<br />

hatte es in sich ...<br />

Seitenblick<br />

• Erster See (in Fahrtrichtung Wangen links): Zeller See;<br />

Entstehung gegen Ende der letzte Eiszeit vor 16.000<br />

Jahren, heute Naturschutzgebiet<br />

• Zweiter See (in Fahrtrichtung Wangen links): Schlingsee;<br />

Toteissee<br />

• Dritter See (in Fahrtrichtung Wangen rechts): Lauter See;<br />

Toteissee, heute Naturdenkmal<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Die Strecke von Kißlegg nach Hergatz misst zwar nur 18,6<br />

km. Wegen der hügeligen Eiszeitlandschaft verlaufen davon<br />

jedoch fast 3 km im Einschnitt und mehr als 4 km auf<br />

Dämmen. Dazu kommen Brückenbauwerke und zahlreiche<br />

Straßenübergänge. Kein Wunder, dass dieser Streckenabschnitt<br />

zum teuersten in ganz Württemberg wurde! (vgl.<br />

Station 6)<br />

Übrigens: Zu diesem Streckenabschnitt gibt es Filme von<br />

Ansgar Friemelt , die als DVD bei den Büchereien in Kißlegg<br />

und Wangen ausgeliehen werden können.<br />

Wollgras, © Hannana/Pixelio<br />

29


Einschnittslage hinter . HP und Argenquerung<br />

Von Arguna, der Silbernen,<br />

und dem Millionenjoch<br />

Hart und erfolgreich focht die Stadt Wangen um ihren<br />

Bahnanschluss. Doch kaum einer ahnte, zu welchem<br />

Preis ...<br />

30


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Wangen 6<br />

Wässriger Untergrund verschlingt Millionen<br />

Sommer 1878, Kaibacheinschnitt zwischen Kißlegg und<br />

Argen. Der Bauunternehmer G. Voß aus Gera ist am<br />

Rand der Verzweiflung. Sein Auftrag: Das Ausheben eines<br />

1.600 m langen und 30 m tiefen Einschnitts und den Bau<br />

eines daran anschließenden 500 m langen und durchschnittlich<br />

27 m hohen Damms. Grund: Das Durchstechen<br />

der Wasserscheide zwischen Schussen und Argen und die<br />

Querung eines Teils des Tales der Unteren Argen für die geplante<br />

Bahntrasse Kißlegg – Wangen. Doch dieser Auftrag<br />

hat es in sich: Immer wieder schütten Schlammlawinen<br />

über Nacht den mühevoll gegrabenen Einschnitt einfach<br />

wieder zu. Kein Wunder, denn die Moräneablagerungen<br />

des Rheingletschers sind hier besonders wasserreich. Dabei<br />

hatte Herr Voß bei der Einrichtung der Baustelle keinen<br />

Aufwand gescheut: Spezielle Bahnen der Spurweite<br />

90 cm wurden verlegt, auf deren viel verzweigtem Netz acht<br />

Züge gleichzeitig fuhren! Auf diese Weise konnten bis zu<br />

6.000 m 3 /Tag an Material vom Einschnitt zum Damm bewegt<br />

werden. Mit Hilfe eines ausgeklügelten Signalsystems<br />

und eines extra angelegten temporären Rangierbahnhofs<br />

konnten täglich bis zu 60 Baustellenzüge fahren, ohne dass<br />

auch nur einer den anderen behinderte. Dank dieses für die<br />

damalige Zeit innovativen und massiven Einsatzes von Baustellentechnik<br />

konnte schließlich der Bau doch noch erfolgreich<br />

übergeben werden. Die Kosten dafür allerdings waren<br />

so hoch, dass der Volksmund für den Kaibacheinschnitt<br />

gleich einen neuen Namen erfand: „Millionenschlucht“.<br />

Heute ist von alledem fast nichts mehr zu sehen. Der Damm<br />

von 1878 ist teilweise abgetragen, und gemeinsam mit<br />

dem Ratzenrieder Viadukt durch eine Betonbrücke ersetzt.<br />

Doch Kosten verursacht das „Millionenloch“ bis heute,<br />

denn immer wieder rutscht die Moräne, so dass Streckensanierungen<br />

an der Tagesordnung sind. Doch nicht vom dafür<br />

benötigten Geld kommt der Name der Argen, sondern<br />

von Arguna, der Glitzernden. Schließlich war ihr silbernes<br />

Wildfluss-Glitzern bereits für die damaligen Taufpaten, die<br />

Kelten, etwas Besonderes. Neben der Unteren Argen gibt<br />

es noch die Obere.<br />

Seitenblick<br />

Nach Erreichen der Hochfläche jenseits der Unteren Argen<br />

erscheint links das frühere Empfangsgebäude des Bahnhofs<br />

Ratzenrieds. Mit seinem gemauerten Erdgeschoss, seinem<br />

geschindelten Obergeschoss und seinem mit Brettern versehenen<br />

Dachgeschoss zeigt es heute noch typische Merkmale<br />

des damaligen „württembergischen Landhausstils“.<br />

Ehemaliges Empfangsgebäude von Ratzenried<br />

Argen, © Günther Schad/Pixelio<br />

31


Von Seelen. Und Käse.<br />

Und einer Grenze ...<br />

Eine der schönsten Altstädte der Region<br />

zeugt vom früheren Reichtum der Stadt.<br />

Heute ist Wangen bei Insidern auch als die<br />

„Stadt der guten Seelen“ bekannt. Nur<br />

deren Belag kommt mittlerweile leider oft<br />

von auswärts ...<br />

© Birgit Friebel/Pixelio<br />

32


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Wangen 6<br />

Wo die Seele mit Allgäuer Käse schmeckt<br />

Hätten Sie es gewusst? Ein Oberschwabe hat zeitweise<br />

zwei Seelen! Doch nur eine davon wohnt in seiner Brust.<br />

Die andere isst er auf und das auch noch mit Genuss! Kein<br />

Wunder, handelt es sich doch dabei um eine wunderbar<br />

schmeckende, in ihrer Urform aus Dinkelmehl gebackene<br />

und mit Kümmel bestreute oberschwäbische Spezialität.<br />

Ein „Muss“ für jede oberschwäbische Bäckerei, vor allem<br />

hier in Wangen. Der Belag dazu kam früher auch von hier,<br />

hatte doch, neben anderen Käsereien, auch das Adler-<br />

Käsewerk sein Werksgelände direkt am Bahnhof. Bereits<br />

1892 gründeten die Gebrüder Wiedmann dieses Werk als<br />

Käse- und Buttergroßhandlung. Stetig wurde das Sortiment<br />

erweitert: Ab 1896 wurden Weichkäse und Emmentaler<br />

hergestellt. 1922 wurde gar der erste deutsche Schmelzkäse<br />

hier erfunden, die „Adler-Edelcreme“! Dass diese Spezialitäten<br />

auch gerne am Stuttgarter Hof genossen wurden,<br />

beweist die Ernennung der innovativen Unternehmer 1905<br />

zu „königlich württembergischen Hoflieferanten“. Doch<br />

der Käse ging in viele Regionen Europas, schließlich konnte<br />

per Bahn ein großer Markt erschlossen werden. Dieses Beispiel<br />

zeigt: Nicht zuletzt dank der Bahn wurde die Allgäuer<br />

Milchwirtschaft, verbunden mit einer „Vergrünlandung“<br />

des früher stellenweise „blauen“ Allgäus, zur wichtigsten<br />

Säule der hiesigen Landwirtschaft. Doch die Globalisierung<br />

machte auch vor dem Adlerwerk nicht halt. 1989 wurde die<br />

zwischenzeitlich in „Adler Allgäu“ umbenannte Käsefabrik<br />

durch das französische Unternehmen „Bel“ übernommen<br />

und zu „Bel-Adler Allgäu“ umbenannt. 2006 schließlich<br />

musste das Werk schließen. Doch keine Angst! Auch heute<br />

noch können die berühmten Wangener Seelen mit bestem<br />

Allgäuer Käse genossen werden. Zum Beispiel auf der<br />

Westallgäuer Käsestraße.<br />

Übrigens:<br />

Ein für die Bahn weiterer wichtiger Industriezweig war die<br />

Wangener Zellstofffabrik, basierend auf dem Rohstoff Holz.<br />

Doch der Reichtum der früheren Reichsstadt Wangen kam<br />

aus anderen Einnahmequellen.<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Der Bahnhof Wangen war ursprünglich als Endbahnhof<br />

konzipiert. Schließlich war eine „grenzüberschreitende“ Linie<br />

zu Bayern lange Zeit undenkbar, obwohl die Wangener<br />

alles dafür taten. Dafür wurden sie jedoch fast in die Nähe<br />

von Landesverrätern gerückt: „Ein Bezirk, der mit dem<br />

Ausland (=Bayern) konspiriert, geht des Rechtes auf eine<br />

Eisenbahn verlustig“, lautete die Stellungnahme aus Stuttgart.<br />

Als die Beharrlichkeit, manche sagen Dickschädeligkeit,<br />

der Wangener dann 1890 mit dem Weiterbau der Strecke<br />

nach Hergatz schließlich doch noch erfolgreich war, gab<br />

es bei der Umwandlung zum Durchgangsbahnhof erhebliche<br />

technische Probleme: Ein scharfer Knick nach Süden<br />

musste angelegt und die Trasse auf einem riesigen Damm<br />

geführt werden, schließlich war das Tal der Oberen Argen<br />

Argenbrücke bei Wangen<br />

zu queren. Noch heute stecken das 16 m hohe Schüttgerüst<br />

sowie die Leiche eines Wangener Bürgers darin, wie dessen<br />

Mörder auf seinem Totenbett gestanden haben soll. Aufgrund<br />

der eiszeitlichen Kuppenlandschaft musste das hinter<br />

dem Gehrenberg abzweigende Industriegleis zur Zellstofffabrik<br />

ebenfalls auf einem hohen Damm geführt werden.<br />

Heute befindet sich hier ein beliebter Spazierweg, ganz<br />

in der Nähe der Grenze zu Bayern (Landesgrenze Bayern<br />

km 15,57 ab Kißlegg). Der Damm der Hauptstrecke geht<br />

über in die längste Eisenbahnbrücke Oberschwabens, die<br />

hier in 17 m Höhe und auf 117 m Länge die Obere Argen<br />

überspannt. Wie das frühere Ratzenrieder Viadukt über die<br />

Untere Argen, war auch diese Brücke bei Kriegsende von<br />

deutschen Truppen gesprengt worden. Wangen war damit<br />

eisenbahntechnisch einige Zeit lang von der Umwelt abgeschnitten.<br />

33


Martinstor<br />

Fidelisbäck<br />

Museumslandschaft<br />

Wangen<br />

Stadt historischer Gebäude<br />

und zahlreicher Brunnen,<br />

der lauschigen Gassen und stillen Winkel, der<br />

gepflegten Gastronomie und der netten Menschen.<br />

Es heißt: In Wange bleibt ma hange...! Warum bloß?<br />

Finden Sie‘s raus ...<br />

Gästeamt - Tourist Information<br />

Bindstraße 10<br />

88239 Wangen im Allgäu<br />

Tel. 07522/74-211<br />

Fax 07522/74-214<br />

tourist@wangen.de, www.wangen.de<br />

34<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Heimatmuseum in der Eselsmühle – gibt Einblick in die<br />

Geschichte der Stadt<br />

• Franziskaner Klostergarten – hier eine „Oase der Stille“<br />

geschaffen<br />

• Ravensburger Tor – das Wahrzeichen der Stadt finden<br />

Sie am Ende der Herrenstraße<br />

• Oberstadtkirche St. Martin – gehört zu den ältesten<br />

Baudenkmälern der Stadt<br />

• Berger Höhe – Aussichtsplatte im Südwesten der Stadt<br />

• St. Martins Kirche – gehört zu den ältesten Baudenkmälern<br />

der Stadt<br />

• Spitalkirche – befindet sich am Scheitelpunkt der Bindund<br />

Spitalstraße, hier kann man die fast lebensgroße<br />

Muttergottes-Skulptur bestaunen<br />

• Burgruine Neuravensburg – steht hoch über dem Ort<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

• Fidelisbäck, Paradiesstraße 3<br />

• Gasthaus Lamm, Bindstraße 60,<br />

• Restaurant am Kreuzplatz, Bindstraße 70<br />

• Gasthaus zum Rad, Bindstraße 23<br />

• Blaue Traube, Zunfthausgasse 10<br />

Rathaus auf dem Marktplatz


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Wangen 6<br />

Tour 5<br />

Vom Bahnhof in Wangen fahren wir zum Martinstorplatz,<br />

weiter zum Festplatz und rechts auf den Aumühleweg.<br />

Wir überqueren die Obere Argen und biegen<br />

rechts in den Herzmannser Weg ein. Wir unterqueren<br />

die Bahngleise, folgen der Oberen Argen, unterqueren<br />

den Südring, folgen weiter dem Herzmannser Weg und<br />

verlassen so die Stadt. Vor einem kleinen Wald geht es<br />

rechts über Elitz nach Welbrechts. Zunächst fahren wir<br />

links in Richtung Hergatz, dann gleich wieder rechts.<br />

In Untermooweiler angelangt, geht es weiter nach<br />

Degetsweiler. In Degetsweiler radeln wir links nach<br />

Volkings. Wir halten uns links, queren die Bahnlinie<br />

und gelangen nach Stockenweiler. Wir überqueren<br />

die B 12 und fahren rechts durch den Ort Hergensweiler.<br />

Nach etwa 1 km fahren wir links zu einem<br />

Wäldchen und dann rechts ab zur B 308. Nach ca.<br />

500 m biegen wir links ab, um nach etwa 100 m allerdings<br />

wieder rechts nach Thumen abzubiegen. In Thumen<br />

geht es links. Wir passieren den Ort Laiblachsberg<br />

und folgen der Laiblach. Beim Zollamt biegen wir rechts<br />

in die Straße nach Reutin ein, folgen der Oberhochstegstraße<br />

in die Rickenbacher Straße und erreichen die<br />

B 31. Nach ca. 600 m fahren wir nach rechts in Richtung<br />

Friedrichshafen, biegen dann links ab und fahren<br />

über die Seebrücke zur Insel Lindau.<br />

KBS 970/971<br />

KBS 753/971<br />

KBS 970<br />

35


Es gibt Gemeinsamkeiten mit Aulendorf!<br />

Aber es gibt auch Unterschiede ...<br />

36<br />

Hergatz ist das Ende der Württemberg-Allgäu-Bahn. Sie mündet ein in die bayerische<br />

Allgäubahn. Ähnlich wie Aulendorf ist auch Hergatz eine „Verkehrsdrehscheibe“. Und<br />

das nicht erst seit dem Bahnbau ...


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Hergatz 7<br />

Weißes Gold auf Reisen<br />

Wohmbrechts (Teil der heutigen Gemeinde Hergatz), Sommer<br />

1811. Rumpelnd nähert sich ein schwerbeladener Karren<br />

von Isny her. Er hat eine lange Reise hinter sich, schließlich<br />

kommt er aus Reichenhall bei Salzburg. Der Kutscher<br />

ist müde, aber frohen Mutes. Denn bald schon hat er sein<br />

Ziel erreicht: Im Lindauer Hafen wartet bereits eine Lädine,<br />

ein Bodensee-Segelschiff, auf die Übernahme und den Weitertransport<br />

seiner besonderen und wertvollen Fracht, Salz.<br />

Es ist einer der letzten Salzfuhren auf der „Salzstraße“, die<br />

von Reichenhall über Rosenheim, Tölz, Murnau, Kempten<br />

nach Wohmbrechts und von hier an den Bodensee führte.<br />

Die Konkurrenz anderer Salzliefergebiete war zu groß<br />

geworden.<br />

In der Tat war der Salzhandel für das Westallgäu und den<br />

Bodenseeraum jahrhundertelang eine Art „weißes Gold“.<br />

Denn nicht nur mit dem Salz selbst konnten große Gewinne<br />

erzielt werden, auch und vor allem mit den Nebeneinnahmen,<br />

die entlang der Salzstraße zu erzielen waren. Für Vorspanndienste<br />

(Bereitstellen zusätzlicher Zugtiere) bei steilen<br />

Straßenabschnitten genauso wie für das Bereitstellen<br />

von Übernachtungsplätzen oder Wirtschaften für die Fuhrleute.<br />

Vor allem aber für Lagergebühren und Zollabgaben.<br />

Die pfiffigen Wangener erkannten schnell das wirtschaftliche<br />

Potenzial von Territorien entlang der Salzstraße und<br />

erwarben aus diesem Grund 1521 als erstes die Landeshoheit<br />

über die Pfarreien Maria-Thann und Wohmbrechts.<br />

Ein Schnäppchen, litt doch der Verkäufer, Graf Hugo von<br />

Montfort-Bregenz, unter chronischem Geldmangel. 1613<br />

schließlich kauften die Wangener dem Kloster Weingarten<br />

sogar das gesamte Dorf Wohmbrechts ab. Erst als Folge der<br />

„Napoleonischen Flurbereinigung fiel Wohmbrechts-Thann<br />

dann 1810 an Bayern und wurde später zum jetzigen Hergatz.<br />

Noch heute aber zeugt der alte Salzstadel in Wohmbrechts<br />

von der schon früh genutzten „Verkehrsgunst“ des<br />

Hergatzer Raums.<br />

Am 15. Juli 1890 wurde die württembergische Allgäubahn<br />

an die bayerische Allgäubahn angeschlossen, seit jüngerer<br />

Zeit sorgen zusätzlich zwei Bundesstraßen für Mobilität –<br />

die noch abschnittsweise „Salzstraße“ heißende B12 sowie<br />

die B 32. Für viele Reisende ist Hergatz übrigens nicht nur<br />

Blick auf die Nagelfluhkette bei Hergatz<br />

Umsteige-, sondern Endbahnhof. Von dort aus gelangen sie<br />

entweder zu Fuß oder mit bereitgestellten Fahrzeugen zu<br />

ihrem wenige Kilometer entfernten Ziel, dem Kloster Wigratzbad.<br />

Es ist heute eines der größten Pilgerzentren von<br />

Allgäu und Oberschwaben und beweist, wie „in“ heute das<br />

Wallfahren geworden ist. Und das nicht nur nach Santiago<br />

de Compostela.<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Neben der sichtbaren Verkehrsgunst zeigt Hergatz eine<br />

weitere Ähnlichkeit mit dem Bahnhof Aulendorf. Hier wie<br />

dort wurde Torf abgebaut, als Betriebsstoff für Lokomotiven.<br />

In Hergatz kam der Torf aus dem Degermoos, einem<br />

ganz in der Nähe des Bahnhofs liegenden Moorgebiet.<br />

37


Hergatz ist in Kürze errreicht<br />

Glückliche Kühe<br />

Hergatz<br />

Die Gemeinde Hergatz ist landschaftlich<br />

in die Voralpenregion des 3-Länder-Ecks<br />

Deutschland – Österreich<br />

– Schweiz eingebettet. Ihre zentrale Lage zeichnet sich<br />

durch die Nähe zum Bodensee und den Alpen aus.<br />

Die Nähe zu den Städten Wangen, Lindau, Ravensburg<br />

und Kempten ist schon fast selbstverständlich. Aber<br />

auch ein Ausflug nach Bregenz (Österreich) oder St.<br />

Gallen (Schweiz) bedeutet keine „Weltreise“.<br />

Informationen für Touristen<br />

Gemeinde Hergatz<br />

Salzstraße 18, 88145 Hergatz-Wohmbrechts<br />

gemeinde@hergatz.de, www.hergatz.de<br />

38<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Marienkirche – die Wallfahrtskirche ist eine der ältesten<br />

Kirchen des Allgäus und bildet den Ursprung der<br />

Pfarrei Maria-Thann<br />

• Schloss Syrgenstein – ist die einzige erhaltene Schlossburg<br />

im Landkreis Lindau (Bodensee)<br />

• Hämmerlebrücke – eine Eisenbahnbrücke auf der Strecke<br />

Lindau-Immenstadt, auf der Züge das Leiblachtal<br />

überqueren<br />

• Das ehemalige Schloss und die Kirche St. Georg in<br />

Wohmbrechts – das ehemalige Wasserschloss ist nicht<br />

nur in Wort und Bild überliefert, sondern in Teilen heute<br />

noch vorhanden und zu besichtigen<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

• Pizzeria San Remo, Salzstraße 6, Wohmbrechts<br />

• Gaststätte Tanne, Salzstraße 16, Wohmbrechts<br />

• Gaststätte Alois Stiefenhofer, Itzlings 1<br />

• Gasthaus Sonne, Bodenseestraße 12, Opfenbach<br />

• Musik- Café, Salzstraße 6, Wohmbrechts<br />

Bahnhof Hergatz


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Hergatz 7<br />

Tour 6 (Rundweg)<br />

Zwei der schönsten Naturschönheiten des Westallgäus<br />

erschließt diese gemütliche Halbtageswanderung<br />

rund um Hergatz, Hergensweiler und Opfenbach: Die<br />

beiden Naturschutzgebiete Degermoos und Stockenweiler<br />

Weiher genießen heute höchsten Schutzstatus.<br />

Zuvor wurden sie allerdings jahrhundertelang für den<br />

Torfabbau und zur Fischzucht genutzt.<br />

Unsere Tour beginnt am Bahnhof Hergatz. Von der<br />

Bahnhofstraße biegen wir erst links auf die Bregenzer<br />

Straße und dann nach ca. 400m links in den Höhenweg<br />

ab. Diesem folgen wir über Adelgunz bis nach<br />

Obernützenbrugg.<br />

Von dort wandern wir nach Degermoos, wo wir einen<br />

ehemaligen Torfstich besichtigen können, der uns viel<br />

über die Geschichte der Torfgewinnung im Moor erzählt.<br />

Über Volklings führt der Weg zum Stockenweiler<br />

Weiher. Weiter geht es an der Leiblach entlang nach<br />

Beuren und Ruhlands. Hier finden wir etwas abseits<br />

des Weges die Bruggmühle aus dem Jahr 1269. Von<br />

Ruhlands führt der Weg nach Opfenbach und über<br />

Göritz zurück nach Obernützenbrugg. Auf dem Weg<br />

werfen wir einen Blick auf die Kleyenmühle, eine<br />

ehemalige Mahlmühle an der Leiblach. Dann wandern<br />

wir auf dem gleichen Weg zurück nach Hergatz.<br />

KBS 753/971<br />

39


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg<br />

Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

VON KIßLEGG NACH MEMMINGEN<br />

Eine Bahn, zwei Bundesländer und viele Geschichten. Auf dieser Strecke ist jede<br />

Menge geboten! Schaurige Sagen ranken sich etwa um den Blutsberg bei<br />

Aichstetten. Und in Memmingen kämpften Bauern unerschrocken für die Freiheit.<br />

Willkommen im Keilbahnhof! Die Freie Reichsstadt Leutkirch<br />

beeindruckt nicht nur mit einer spannenden, von der<br />

Zunft der Leinenweber geprägten Altstadt, sondern auch<br />

mit einem originellen Bahngebäude. Denn früher wurden<br />

hier gleich zwei Zugstrecken zur selben Zeit bedient.<br />

Entlang der Aitrach führt die Trasse weiter zum früheren<br />

Marktflecken Aichstetten und zum Haltepunkt Marstetten-<br />

Aitrach. Eine geschichtsträchtige Gegend: Schon die Kelten<br />

nutzten den Illerübergang bei Aitrach. Der Iller folgend,<br />

erreicht die Württemberg-Allgäu-Bahn mit Tannheim den<br />

letzten auf württembergischem Gebiet liegenden Bahnhof<br />

– danach geht die Fahrt auf bayerischem Territorium<br />

weiter bis nach Memmingen.<br />

Auf den folgenden Seiten begegnen Ihnen selbstbewusste,<br />

streitbare Bauern, Flößer, die um ihre Zukunft bangen und<br />

Goldgräber der besonderen Art. Denn ihr Schatz glänzte<br />

nicht, sondern war grau und matt – aber zur Zeit des<br />

Eisenbahnbaus trotzdem ein kleines Vermögen wert.<br />

Seitenblick auf den Ellrazhofer Weiher<br />

Welcher Geschichts-Spur möchten Sie zuerst folgen? Zieht<br />

es Sie an geheimnisvolle Plätze wie etwa zur Burgruine in<br />

Marstetten? Oder wollen Sie lieber mit Memmingen eine<br />

der ältesten Städte Deutschlands entdecken? Egal, wie<br />

Sie sich entscheiden, langweilig wird es Ihnen entlang der<br />

Württemberg-Allgäu-Bahn garantiert nicht!<br />

41


Strecke Kißlegg – Memmingen (KBS 971)<br />

Von den „Freien Leut uf der Lütkircher Hayd“<br />

Freie Leute? Eine Besonderheit? Und warum ausgerechnet hier?<br />

42


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Leutkirch 8<br />

Selbstbewusste Bauern<br />

„...sie dürfen in des Reiches Stätte nach ihrem alt hergebrachten<br />

Recht hinfahren, wo sie wöllen, sie seien Frau<br />

oder Man, Pfaff oder Laye, auch soll sie Niemand pfänden<br />

noch nöthen, diese freien Leut uf der lütkircher Hayd“. So<br />

lautet der Text des kaiserlichen Freiheitsbriefes aus dem 14.<br />

Jahrhundert. Damit wurde besiegelt, was hier schon seit<br />

Jahrhunderten Tradition hatte: Die Rechte freier, bäuerlicher<br />

Grundbesitzer, die keinem lokalen Herrn, sondern nur dem<br />

König selbst verpflichtet waren. Ohne Zweifel eine große<br />

Besonderheit, waren doch die bereits anklingenden Rechte<br />

wie „Freizügigkeit“, oder „Gleichberechtigung zwischen<br />

Mann und Frau“ zu jener Zeit alles andere als verbreitet.<br />

Die hier entstehende Mentalität selbstbewusster Menschen<br />

hatte Auswirkungen. So hatten beim Bahnbau Politiker wie<br />

Planer nichts zu lachen: Nur mit Hilfe von Enteignungen<br />

konnte der Staat mancherorts die für den Bahnbau notwendigen<br />

Flächen von den „freien Bauern“ beschaffen.<br />

Und: „... es hat daher auf der ganzen Linie auch kein einziger<br />

Allgäuer Spate und Hacken berührt, um beim Bau einer<br />

Bahn zu arbeiten, ...“, so Oscar Fraas 1880.<br />

(Vielleicht musste deshalb die preußische Armee beim Bau<br />

helfen). Manch einer munkelt gar, dass sich sogar heute<br />

noch so mancher Politiker und Planer die Zähne ausbeißt.<br />

An den „Freien von der Leutkircher Hayd“ ...<br />

Auswirkungen hatten diese verbrieften Freiheitsrechte weit<br />

über die „Leutkircher Hayd“ hinaus: So wurden im Rahmen<br />

des Bauernkriegs 1525 die Rechte der „Freien“ in die<br />

zwölf Artikel der Bauern mit aufgenommen. Und damit eine<br />

wichtige Grundlage für einen langen Kampf um uns heute<br />

selbstverständlich scheinende Freiheitsrechte geschaffen<br />

(vgl. Station 12).<br />

Übrigens:<br />

Der Landschaftsbegriff Heide ist hier mehr als berechtigt,<br />

denn zeitweise ist der Boden ganz schön trocken. Kein<br />

Wunder, schließlich besteht der Untergrund der Leutkircher<br />

Heide aus eiszeitlichen Schmelzwasserschottern, die sehr<br />

wasserdurchlässig sind und daher wie natürliche Drainagen<br />

wirken. Doch selten wird es so „richtig“ trocken, denn eine<br />

natürliche Bewässerung von oben in Form von Niederschlägen<br />

gibt es hier im Allgäu mehr als reichlich.<br />

Touren und Ausflüge starten: ab Bahnhof Leutkirch<br />

43


Ein Keilbahnhof weist den Weg!<br />

Wahrlich ein historisches Empfangsgebäude!<br />

Doch warum steht es so – schief?<br />

Strecke Kißlegg – Memmingen (KBS 971)<br />

44


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Leutkirch 8<br />

Die Leinenweber von Leutkirch<br />

Egal ob mit einer oder zwei Strecken – Leutkirch mit seiner<br />

zum Teil aus dem Mittelalter stammenden Altstadt ist<br />

auf jeden Fall einen Aufenthalt wert. Wo sonst kann man<br />

beispielsweise ein gotisches Wohnhaus aus dem Jahr 1377<br />

bewundern? Die ehemalige freie Reichsstadt verdankte ihren<br />

früheren Wohlstand einer Zunft, die für das Allgäu bis<br />

ins 17. Jahrhundert typisch war: Die Leinenweber. War doch<br />

Rathaus<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Keilbahnhof heißt ein Bahnhof, der gleich zwei Strecken bedienen<br />

muss, die sich hier gabeln bzw., je nach Perspektive,<br />

zu einem Keil zusammen laufen. Und der aus diesem Grund<br />

zu jeder dieser Schienenstränge etwas schief steht. Diese<br />

spezielle Lösung ist sinnvoll, wenn beide Strecken bedient<br />

werden. Im Fall von Leutkirch ist das nicht mehr so, wurde<br />

doch der 16 km lange Bahnabschnitt von Leutkirch nach<br />

Isny bereits 1976 für den Personenverkehr stillgelegt. 2001<br />

folgte dann die Einstellung des Güterverkehrs. Heute enden<br />

die Gleise etwa 300 m nach der Verzweigung am Keilbahnhof.<br />

Die Strecke war zunächst Teil der Hauptbahn Herbertingen<br />

– Aulendorf – Leutkirch – Isny und wurde 1899 zur<br />

Nebenbahn degradiert. Der Grund: In diesem Jahr ging die<br />

bayrisch-württembergische Verbindungsstrecke Leutkirch<br />

– Memmingen in Betrieb. Dieses Stück bildet heute noch<br />

den anderen Teil der „Gabel“.<br />

der Flachs vor der Einführung der Viehwirtschaft ein wichtiges<br />

Anbauprodukt dieser niederschlagsreichen Region. Mit<br />

dem Aufkommen der Industrie verloren diese jedoch ihre<br />

Schlüsselfunktion.<br />

Leutkirch<br />

Ruhe und Erholung, Wiesen und Wälder,<br />

Seen und Weiher, Erlebnis und<br />

Entspannung, Tradition und Brauchtum,<br />

Lebensfreude und Kultur, Tradition und Fortschritt,<br />

freundliche Menschen: Das ist Leutkirch im Allgäu.<br />

In der historischen Altstadt erwarten Cafés, Bars und<br />

Restaurants ihre Gäste mit Allgäuer Schmankerln und<br />

internationalen Spezialitäten.<br />

Touristinfo Leutkirch<br />

Marktstraße 32<br />

88299 Leutkirch im Allgäu<br />

Tel.: 07561/87-154, Fax: 07561/87-5186<br />

touristinfo@leutkirch.de, www.leutkirch.de<br />

Bockturm<br />

45


Strecke Kißlegg – Memmingen (KBS 971)<br />

Noblesse oblige –<br />

vom oberschwäbischen Adel und seiner Bedeutung<br />

Hoch auf der Endmoräne der Würmeiszeit thront das Schloss derer<br />

von Waldburg-Zeil. Zwar ist ihr Territorium seit Napoleon abgeschafft.<br />

Trotzdem war und ist der oberschwäbische Adel wichtig.<br />

46


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Leutkirch 8<br />

Überwachung!<br />

Die Lage des Schlosses lässt keinen Zweifel: Zumindest die<br />

Vorgängerburg wurde zur Überwachung gebaut. Denn weit<br />

und breit hat der Gletscher nur hier ein Tor in seiner steilen<br />

und daher verkehrsfreundlichen Endmoräne gelassen, ein<br />

Tor, das durch die Wurzacher Ach freigehalten wird und ein<br />

Treffpunkt aller Verkehrsachsen ist. Früher verlief hier eine<br />

Fernhandelsstraße, heute gibt es die Bahnlinie und die Autobahn<br />

A 96. Endmoränen waren in Oberschwaben wie im<br />

Allgäu gesuchte Burgenstandorte, kein Wunder also, dass<br />

auch hier, wohl schon seit dem 11. Jahrhundert, Burgen<br />

bestanden. 1598 wurde die letzte davon abgebrochen<br />

und machte dem heutigen Renaissance-Schloss Platz. In<br />

der künstlerisch gestalteten Brunnenanlage des Schlosses<br />

wird die Geschichte des Hauses Waldburg dargestellt. Unter<br />

anderem findet sich hier der wohl berühmteste, aber<br />

auch berüchtigtste Vertreter dieses Adelshauses, Georg III.<br />

von Waldburg (1488-1531), oberster Feldhauptmann des<br />

Schwäbischen Bundes, auch Bauernjörg genannt. Diesen<br />

Übernamen hat er nicht von ungefähr, denn er war es, der<br />

den Aufstand der Bauern im 16. Jahrhundert brutal niederschlug.<br />

Und das, obwohl deren Forderungen alles andere<br />

als unbotmäßig waren.<br />

So wie alle anderen oberschwäbischen Territorien (Ausnahme:<br />

Hohenzollern) wurde auch das der Waldburg-<br />

Zeiler von Napoleon kurzerhand aufgehoben, Folge des<br />

Reichsdeputationshauptschlusses von 1806. Doch der<br />

oberschwäbische Adel war auch danach von Bedeutung.<br />

So setzte sich 1887 Fürst Wilhelm von Waldburg-Zeil in seiner<br />

Funktion als Präsident der württembergischen Kammer<br />

der Standesherrn vehement für den Bau der Allgäubahn<br />

ein und unterstützte den Bau des Bahnhofs Unterzeil mit<br />

dem Verkauf von Grundstücken – die zum halben Preis angeboten<br />

wurden.<br />

Auch heute noch ist der oberschwäbische Adel ein wichtiger<br />

Einflussfaktor in der Region, erkennbar nicht nur an den<br />

vielen Schlössern, sondern auch an den häufig im Besitz<br />

von Adeligen befindlichen großen Privatwäldern und ausgedehnten<br />

landwirtschaftlichen Gütern.<br />

Übrigens:<br />

Nicht nur hier, auch andernorts bilden Moränenrücken beliebte<br />

Standorte für Burgen und Schlösser. Doch manche<br />

von ihnen sind heute verschwunden. Die Gründe dafür sind<br />

häufig unbekannt.<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Viele Jahre lang hatte der Bahnhof Unterzeil Bedeutung<br />

durch den dort ansässigen Holzhof, der konsequent auf die<br />

Bahn setzte. Der Güterverkehr endete im Frühjahr 2000.<br />

Holzhof und Schloss Unterzeil<br />

47


Strecke Kißlegg – Memmingen (KBS 971)<br />

Blutsberg:<br />

Nomen est Omen?<br />

Scheinbar in das Tal hineinspringende Moränenrücken<br />

wie der Blutsberg bieten ideale Voraussetzungen für<br />

Burgen. Doch wer hat sie wann gebaut? Und wer zerstört?<br />

48


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Aichstetten 9<br />

Schauerliches Schicksal<br />

Einst erhob sich auf dem Blutsberg ein großes Schloss. Dessen<br />

Bewohner waren so reich, dass sie ihre Kinder statt<br />

mit Tüchern mit „Kiachla“, also kleinen Kuchen, reinigen<br />

ließen. Eine damit beauftragte Magd empfand dies als<br />

sündhafte Verschwendung. Sie bekam so starke Gewissensbisse,<br />

dass sie all ihren Mut zusammen nahm und<br />

die Schlossfrau ansprach: „Ich will gerne meine schönste<br />

seidene Schürze zum Reinigen der Kinder hergeben, wenn<br />

ich nur nicht mehr „Kiachla“ dazu verwenden muss“. Die<br />

Schlossbesitzer jedoch blieben unnachgiebig und die Magd<br />

musste weiterhin die Schlosskinder mit „Kiachla“ reinigen.<br />

Eines Tages kam ein Bettler an das Tor des Schlosses und<br />

bat um Almosen. Voller Verachtung gab ihm die Schlossherrin<br />

einen kleinen Kuchen, mit dem zuvor die Kinder geputzt<br />

worden waren. Der Bettler bemerkte dies sofort und veranlasste<br />

die Magd zum sofortigen Verlassen des Schlosses.<br />

Als sie und er draußen waren, kehrte sich der Bettler um<br />

und sprach einen Fluch aus. Sofort spaltete sich der Boden!<br />

Das große Schloss wankte kurz und versank dann mit allen<br />

seinen Insassen in der Tiefe. Kurz danach zog sich der<br />

Boden über dem Spalt wieder zusammen. Nichts deutete<br />

mehr auf den Vorfall hin. Nur einige Waldgänger behaupteten<br />

später, dass sie an der Stelle noch nach drei Tagen<br />

einen Hahn aus der Tiefe haben krähen hören. Und angeblich<br />

wartet eine weiße Frau auf dem Blutsberg bis heute<br />

darauf, vom Fluch erlöst zu werden. Vielleicht eine Aufgabe<br />

für wagemutige Blutsberg-Besucher? Immerhin soll als Gegenleistung<br />

der Schlossschatz winken ...<br />

Soweit die Sage. Tatsächlich ist die nordöstliche Spitze des<br />

Blutsbergs durch „zwei bis zu sechs Meter tiefe, mächtige<br />

Gräben gegliedert und gut gesichert“. Dem Archäologen<br />

Christoph Morrissey zufolge sind es „zweifellos die Reste<br />

einer mittelalterlichen Adelsburg“. Eine Adelsburg, von der<br />

es allerdings weder bauliche Zeugen noch Urkunden gibt.<br />

Wahrscheinlich wird die Geschichte dieser Burg daher für<br />

immer ein Geheimnis bleiben ...<br />

Der Aichstettener Ortsteil Altmannshofen mit Schloss<br />

49


Strecke Kißlegg – Memmingen (KBS 971)<br />

Gold glänzt.<br />

Aber nicht immer ...<br />

Kies war und ist ein wertvoller Rohstoff. Übrigens auch für<br />

die Bahn. Doch warum wird er gerade hier abgebaut?<br />

© Tommy S./Pixelio<br />

50


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Marstetten-Aitrach 10<br />

Schotterbett aus der Eiszeit<br />

Das „oberschwäbische Gold“ spielt auch in Roßberg eine<br />

Rolle. Hier liegt der Kies nicht weit weg von der Endmoräne<br />

des Rheingletschers. Schmelzwasserflüsse haben ihn<br />

aus dem Moränenschutt herausgespült und hier wieder<br />

abgelagert. Und das auch noch der Größe nach sortiert! So<br />

entstanden Lagerstätten mit Kies allerbester Qualität. Kein<br />

Wunder also, dass sich der Raum Marstetten zu einer Art<br />

„Kieskompetenz-Zentrum“ entwickelt hat.<br />

Übrigens:<br />

Echtes Gold gibt es in Oberschwaben wirklich – hergeschwemmt<br />

von den Flüssen aus den Alpen. Die schlechte<br />

Nachricht für Goldgräber: Die Menge des kostbaren Edelmetalls<br />

ist allerdings sehr gering!<br />

Das erste Kies- und Betonwerk entstand hier bereits vor<br />

dem ersten Weltkrieg. Die geförderten Rohstoffe waren<br />

auch für die Bauten der Deutschen Reichsbahn von so großer<br />

Bedeutung, dass diese 1924 das Werk sogar übernahm,<br />

um hier „Eisenbahnkies“ zu fördern, der früher natürlich<br />

per separatem Gleisanschluss abtransportiert wurde. Der<br />

Bauboom nach dem zweiten Weltkrieg brachte eine besonders<br />

starke Nachfrage nach Kies, vor allem aber nach<br />

Betonfertigteilen mit sich.<br />

Weitere Industriebetriebe entstanden, so dass heute nicht<br />

nur ein Sand- und Kieswerk, sondern auch Betonwerke das<br />

Bild der Kiesindustrielandschaft prägen. Im heute in Privatbesitz<br />

befindlichen Betonwerk werden vor allem Trafo- und<br />

Mobilfunkstationen sowie WC-Anlagen für Autobahnparkplätze<br />

hergestellt.<br />

Ortskern Aitrach<br />

51


Strecke Kißlegg – Memmingen (KBS 971)<br />

Wasser ist eine große Kraft.<br />

Vor allem, wenn es aus den Alpen kommt!<br />

Bitte nicht verwechseln! Zuerst kommt der Illerkanal, dann<br />

erst die Iller selbst. Doch Kraft haben beide. Und die wurde<br />

und wird auch genutzt.<br />

52<br />

© Florian Blas/Pixelio


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Tannheim 11<br />

Bahn schlägt Iller-Flößer<br />

Zuerst gab es natürlich die Iller. Und ihre Kraft. Und es<br />

gab die Flößer, die auf ihr das Holz aus den waldreichen<br />

Alpen Richtung Donau steuerten. Und das mit 100% regenerativer<br />

Muskel- und Wasserenergie! Fast zumindest<br />

– denn Flößer zu sein war ein harter Job, verbunden mit<br />

einer häufig geringen Lebenserwartung. Doch ihre Waren<br />

wurden dringend gebraucht, beispielsweise in den großen<br />

Donaustädten als Bau- und Brennholz.<br />

Wild war die Iller damals. So wild, dass sie immer wieder ihren<br />

Lauf änderte. Mal spülte sie Land weg, mal brachte sie<br />

neues mit. In diesen dynamischen Lebensräumen konnten<br />

sich viele Arten aus den Alpen bis ins Vorland hinein wagen.<br />

Die meisten von ihnen verschwanden, als die Iller verkürzt<br />

und begradigt wurde. Eine gemeinsame Aktion von Bayern<br />

und Württemberg. Ziel war nicht nur die Bekämpfung<br />

des häufig verheerenden Hochwassers, sondern auch die<br />

Gewinnung von Land für die Landwirtschaft. Die Baustellen<br />

der damals „Iller-Correction“ genannten Eingriffe, vor<br />

allem jedoch der Bau der Bahn von Memmingen nach Ulm,<br />

versetzte der Illerflößerei schließlich den Todesstoß: 1918<br />

war das letzte Floß auf der Iller zu sehen. Denn die Bahn<br />

erwies sich trotz der negativen Energiebilanz als wirtschaftlichere<br />

Alternative.<br />

Königreich Württemberg den Bau von mehreren Laufwasserkraftwerken<br />

und den Bau des Illerkanals. Heute erzeugen<br />

die Kraftwerke an der Iller wie am Illerkanal jährlich<br />

225 Millionen Kilowattstunden Strom, genug für 70.000<br />

Zweipersonenhaushalte. Damit sind sie nach dem Wasserkraftwerk<br />

Rheinfelden das zweitgrößte Kraftwerk für regenerative<br />

Energie in Baden-Württemberg!<br />

Übrigens:<br />

Die Iller bildet zwar die Staatsgrenze zwischen Baden-<br />

Württemberg und Bayern, nicht jedoch die zwischen<br />

Schwaben und Bayern.<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Hätten Sie es geahnt? Der Bahnhof Tannheim war früher<br />

Verladebahnhof für „schwäbisches Erdöl“. Das im ca. 10<br />

km entfernten Mönchsrot (bei Rot an der Rot) geförderte<br />

Öl wurde per Rohrleitung nach Tannheim gepumpt und<br />

hier auf Kesselwagen verladen. Danach wurde das Öl per<br />

Bahn nach Ingolstadt in die dortigen Raffinerien gebracht<br />

und weiter verarbeitet. Vom Ende der 1950er Jahre an bis<br />

1995 wurden immerhin ca. 1.770.000 Kubikmeter Erdöl,<br />

das entspricht etwa 29.500 Kesselwagen voller Erdöl gefördert.<br />

Trotzdem war auch diese Menge zu klein, um einen<br />

oberschwäbischen Ölrausch auszulösen ...<br />

„Iller-Energie“ gab und gibt es auch in Form von „Wasserstrom“:<br />

1909 beschlossen das Königreich Bayern und das<br />

Querung des Illerkanals<br />

53


Memmingen – Stadt der Menschenrechte?<br />

Die reiche Altstadt zeigt: Memmingen ist eine bedeutende historische<br />

Stadt. Doch welche Rolle spielen hier die Menschenrechte?<br />

Strecke Kißlegg – Memmingen (KBS 971)<br />

54


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Memmingen 12<br />

Freiheit! Freiheit?<br />

Memmingen, März 1525. Es rumort in Süddeutschland.<br />

Bauernkrieg – die Bevölkerung Memmingens hat sich mit<br />

den Bauern verbündet. Im Zunfthaus der Kramer versammeln<br />

sich etwa 50 Vertreter aller drei oberschwäbischen<br />

Bauerngruppen, des Baltringer-, Allgäuer- und Bodensee-<br />

Haufens. Nach langen Diskussionen werden ihre Forderungen<br />

in Form von „Zwölf Artikeln“ zu Papier gebracht<br />

und beschlossen. Einer davon zielt auf die Abschaffung der<br />

Leibeigenschaft: „... dass wir frei sind und sein wollen ...“.<br />

Sie begründen diese Forderung mit der Gleichheit aller vor<br />

Gott. Diese wie andere Forderungen demonstrieren den<br />

Freiheitswillen, aber auch die Reformbereitschaft des unterdrückten<br />

Standes. In einer für die damalige Zeit gigantischen<br />

Auflage von 25.000 Exemplaren werden die „Zwölf<br />

Artikel“ gedruckt und in ganz Deutschland verbreitet.<br />

Diese für damalige Zeiten äußerst moderne „PR-Aktion“<br />

beweist: Die Bauern sind kein „grober“, unorganisierter<br />

Haufen. Doch die wichtigsten Adressaten der „Zwölf“ Artikel“,<br />

die im „Schwäbischen Bund“ vereinigten Adelshäuser,<br />

sind alles andere als verhandlungsbereit. Sie setzen auf<br />

eine „militärische Lösung“. In mehreren Schlachten werden<br />

die nur unzureichend ausgerüsteten und nicht ausgebildeten<br />

Bauern total aufgerieben. Doch der Hauptmann der<br />

Bundestruppen, der als „Bauernjörg“ bekannt werdende<br />

Georg III. von Waldburg (vgl. Station 8, Leutkirch), kennt<br />

auch nach der Entscheidungsschlacht keine Gnade. Tausende<br />

Bauern werden erschlagen oder auf noch brutalere<br />

Weise hingerichtet. Die Freiheit bekommt keine Chance.<br />

Erst Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts sollten die<br />

Bauern endgültig frei werden. Durch die Bauernbefreiung.<br />

Bauern ebnen Boden für das Grundgesetz<br />

Memmingen, März 2000. Der Bundespräsident ist in Memmingen.<br />

In seiner Rede würdigt Johannes Rau die Verdienste<br />

der revoltierenden Bauern um die Menschenrechte: „Die<br />

zwölf Artikel enthalten im Kern die Überzeugung von der<br />

Steuerhaus am Marktplatz<br />

Universalität der Menschenrechte. Mit dieser Überzeugung<br />

weisen sie weit über ihre Zeit hinaus“. Der Historiker Peter<br />

Blickle sieht in der Memminger Bauernversammlung gar<br />

die „erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem<br />

Boden“. Artikel 1 des Grundgesetzes („Die Würde<br />

des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen<br />

ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. ...“) wird<br />

damit zu einem „fernen Echo“ (Johannes Rau) der Bauernforderungen.<br />

Steuerhaus, © Janina Senkbeil/Pixelio<br />

55


Blick auf Marktplatz, © Stefan/Pixelio<br />

Memmingen<br />

Lernen Sie eine der ältesten Städte<br />

Deutschlands kennen und entdecken<br />

Sie kulturelle Sehenswürdigkeiten<br />

und historisches Flair. Die liebenswerte Altstadt lädt zu<br />

Entdeckungstouren ein. Ehrwürdige Kirchen sowie alte<br />

Bürger- und Patrizierhäuser verleihen der Stadt einen<br />

ganz besonderen Charme. Überzeugen Sie sich selbst!<br />

Stadtinformation Memmingen<br />

Marktplatz 3
<br />

87700 Memmingen
<br />

Tel.08331/850-172,-173<br />

Fax.08331/850-178<br />

info@memmingen.de, www.memmingen.de<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Stadtmuseum im Hermansbau – im größten Museum<br />

der Stadt wird in historischen Räumen die Geschichte<br />

Memmingens erläutert<br />

• Heimatmuseum Freudenthal/Altvater – ist eines der 43<br />

vom Bundesinnenministerium anerkannten ostdeutschen<br />

Heimatmuseen<br />

• Antoniter- und Strigelmuseum im Antoniterkloster –<br />

gibt Einblicke in die Schnitz- und Malkunst der Künstlerfamilie<br />

Strigel und in die Arbeit des Klosters<br />

• Antoniter-Kloster – die im Jahr 1996 restaurierte<br />

Anlage des ursprünglich französischen Klosters ist die<br />

besterhaltene und größte dieser Art weltweit<br />

• MeWo-Kunsthalle – zeigt Bilder der Memminger Maler<br />

Max Unold und Josef Madlener sowie wechselnde<br />

Ausstellungen anderer Künstler<br />

• Mittelalterliche Altstadt – bei verschiedenen Stadtführungen<br />

können Sie die zum großen Teil erhaltene<br />

mittelalterlichen Altstadt erkunden<br />

• Kirche Unser Frauen oder auch Frauenkirche – die vermutlich<br />

älteste Kirche wartet mit bedeutenden Fresken<br />

des 15. und 16. Jahrhunderts auf<br />

• Kreuzherrensaal – Saal mit spätbarocker Stuckdecke<br />

• Parishaus – Kunst im einem barocken Palais<br />

Memminger Rathaus, © Stihl024/Pixelio<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

• Gasthof zum Schwanen, Kalchstr. 27<br />

• Weinstube Weber am Bach, Untere Bachgasse 5<br />

• Ristorante Toscana, Hirschgasse 7<br />

• Grünes Haus, Lindentorstraße 11<br />

• Zur Blauen Traube, Kramerstraße 8<br />

• Las Carretas, Rabenstraße 1<br />

• Restaurant Klösterle, Im Klösterle 1<br />

• Moritz Memmingen, Weinmarkt 6-8<br />

• Adler, Untere Str. 19<br />

• Amendinger Stuben, Obere Straße 24<br />

• Café Auszeit, Augsburger Str. 65<br />

• Café Hampton`s, Marktplatz 16<br />

• Café Martin, Roßmarkt 3-5<br />

56


Bad Wurzach<br />

Leutkirch Aichstetten Marstetten-Aitrach Tannheim (Württ.) Memmingen<br />

Aulendorf Bad Waldsee Alttann Wolfegg Kißlegg Wangen (Allgäu) Hergatz<br />

Memmingen 12<br />

Kramerzunft<br />

Tour 7 (Stadtrundgang)<br />

Unsere Tour beginnt am Bahnhof Memmingen. Von der<br />

Bahnhofsstraße biegen wir nach rechts in die Kalchstraße<br />

und folgen dieser bis zum Marktplatz. Von hier aus<br />

starten wir den Stadtrundgang mit Sehenswürdigkeiten<br />

und historische Bauten.<br />

Dauer der Tour 0:40 Std.<br />

Schwierigkeitsgrad leicht<br />

57


Bad Wurzach<br />

Bad Waldsee<br />

Aulendorf<br />

Reaktivierung in Planung<br />

Altshausen Hoßkirch-Königsegg Ostrach Burgweiler Pfullendorf<br />

Radexpress Oberschwaben<br />

VON ALTSHAUSEN NACH PFULLENDORF<br />

Kleine Zeitreise gefällig? Kein Problem – gehen Sie mit dem Radexpress auf Tour.<br />

Und tauchen Sie ein in wild-romantische, von Gletschern geformte Landschaften,<br />

voller Seen und Moore. Tschüss, Alltag. Wir sind dann mal weg ...<br />

Alle Drahtesel an Bord? Dann viel Spaß auf der Fahrt zwischen<br />

Altshausen und Pfullendorf! Denn die stillliegende,<br />

historische Bahnstrecke wird von Mai bis Oktober zu neuem<br />

Leben erweckt. An ausgewählten Sonn- und Feiertagen<br />

reisen Sie bequem durch die idyllische Landschaft Oberschwabens<br />

– und können dabei sogar Ihr Fahrrad kostenlos<br />

mitnehmen. Ausgeschilderte Radwege führen Sie zu<br />

geschichtsträchtigen Orten.<br />

Wussten Sie etwa, dass der „Schwarze Veri“, ein berüchtigter<br />

Räuberhauptmann, ganz clever von der Kleinstaaterei<br />

profitierte? Nachdem er Bauernhöfe um Fleischstücke,<br />

Branntwein und sogar Stiefel erleichtert hatte, floh er einfach<br />

durch die wilden Moorlandschaften. Und überquerte<br />

so flugs eine der vielen Landesgrenzen. Die Ordnungsmacht<br />

hatte das Nachsehen – denn in einem fremden Fürsten-<br />

oder Herzogtum durfte sie nicht zugreifen.<br />

Seitenblick auf die Linzgaulandschaft bei Pfullendorf<br />

Auf den folgenden Seiten finden Sie zahlreiche, spannende<br />

Geschichten, die sich in der Gegend zwischen Altshausen<br />

und Pfullendorf abgespielt haben. Besuchen Sie den barocken<br />

Stammsitz der Familie Württemberg oder entdecken<br />

Sie Biber, die in Hoßkirch-Königsegg in einem Eiszeitsee<br />

baden. Und dann wartet noch in der Pfullendorfer Altstadt<br />

eines der ältesten Wohnhäuser Süddeutschlands auf<br />

Neugierige. Lassen Sie sich von zahlreichen Ausflugstipps<br />

inspirieren und genießen Sie typisch oberschwäbische<br />

Gastlichkeit!<br />

59


„Mein Name? Württemberg.<br />

Von Württemberg.“<br />

Namensgebend für das „Ländle“: Die herzogliche Familie<br />

von Württemberg. Ihr Schloss in Altshausen dient ihnen<br />

noch heute als Stammsitz. Doch warum?<br />

Altshausen – Pfullendorf (KBS XXX)<br />

60


Bad Wurzach<br />

Reaktivierung in Planung<br />

Bad Waldsee<br />

Aulendorf<br />

Altshausen Hoßkirch-Königsegg Ostrach Burgweiler Pfullendorf<br />

Altshausen 13<br />

Eiszeitgrazie trifft barocke Schönheit<br />

9. September 1806: Fahnenwechsel über dem Schloss von<br />

Altshausen. Mehr als 600 Jahre lang wehte hier die Flagge<br />

der Deutschen Ordensritter. Für kurze Zeit muss sie zuerst<br />

der bayerischen, danach für längere Zeit der württembergischen<br />

Fahne weichen. Der Grund dafür heißt Napoleon.<br />

Denn selbst die Schlacht bei Ostrach (vgl. Station 15) konnte<br />

das Vordringen der Franzosen nicht verhindern. Zum<br />

Ausgleich für den Verlust linksrheinischer Gebiete an die<br />

„Grande Nation“ erhalten größere mit Frankreich verbündete<br />

süddeutsche Territorien wie Württemberg und Bayern<br />

kleinere Gebiete zugeschlagen. Darunter auch solche<br />

des Deutschen Ordens, der dazu einfach aufgelöst wird.<br />

Wenig später gelangt Altshausen sogar in den Privatbesitz<br />

des Königs von Württemberg. Das ist einer der Gründe,<br />

warum das auf einer eiszeitlichen Moräne schön gelegene<br />

Schloss bis heute von der Familie Württemberg genutzt<br />

wird. Ein Besuch im Schlosspark und im Schlosshof lohnt<br />

sich also gleich mehrfach – der barocken Schönheit der Anlage<br />

und der Schönheit der Eiszeitlandschaft wegen. Und:<br />

Es kann gut sein, dass Sie sogar die Schlossherren treffen,<br />

wenn sie zu Hause sind.<br />

Übrigens:<br />

Der neben dem Schloss liegende „Alte Weiher“ ist kein<br />

See! Zumindest hier in Oberschwaben nicht. Das gilt auch<br />

dann, wenn vor dem Weiher mal ein See da war.<br />

Schloss Altshausen<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Ein seltener Bahnhofstyp zeigt, dass sich hier zwei Strecken<br />

treffen: Der „Keilbahnhof“ bedient beide gleichermaßen,<br />

weil er wie ein Keil in die spitzwinklig aufeinander stoßenden<br />

Bahnlinien hinein gebaut wurde. Ganz ähnlich übrigens<br />

wie der Bahnhof von Leutkirch. Doch diese Geschichte<br />

wird bei Station 8 erzählt …<br />

Keilbahnhof Altshausen<br />

Altshausen<br />

Diese Gemeinde ist ein wunderbarer<br />

Ausgangspunkt für Erkundungstouren<br />

in alle Himmelsrichtungen.<br />

Die „Schwäbische Barockstraße“ und die schönsten<br />

Wanderrouten sind von hier aus bequem zu erkunden,<br />

sei es zu Fuß, per Rad oder per Bus. Sehr schön und<br />

idyllisch gelegen ist auch der Altshauser „Alte Weiher“<br />

mit gepflegtem Naturfreibad – eine Oase zum Erholen.<br />

Gemeindeinformation Altshausen<br />

Hindenburgstraße 3<br />

88361 Altshausen<br />

www.altshausen.de<br />

61


Altshausen – Pfullendorf (KBS XXX)<br />

Eine Zwergstadt ohne Zwerge,<br />

dafür voller Spuren der Eiszeit!<br />

Hoßkirch ist kein Dorf. Aber auch keine richtige Stadt.<br />

Dafür hat der Ort Eiszeiterlebnisse zu bieten. Für fast alle<br />

Sinne …<br />

62


Bad Wurzach<br />

Reaktivierung in Planung<br />

Bad Waldsee<br />

Aulendorf<br />

Altshausen Hoßkirch-Königsegg Ostrach Burgweiler Pfullendorf<br />

Hoßkirch-Königsegg 14<br />

Mit Bibern baden gehen<br />

Die städtisch anmutenden Gebäude am kleinen Marktplatz<br />

zeigen: Hoßkirch ist kein „richtiges“ Dorf. Für eine Stadt<br />

aber ist die Siedlung zu klein. Wie viele andere Städte zu<br />

dieser Zeit wurde auch Hoßkirch von einem Territorialherrn<br />

gegründet, hier 1269 von Abt Hermann von Biechtenweiler,<br />

dem Vorsteher des damals mächtigen Klosters<br />

Weingarten. Und wie auch sonst geschah dies voller<br />

Hoffnung – auf mehr Wirtschaftskraft. Und natürlich auf<br />

mehr Image. Schließlich war ein Territorialherr umso angesehener,<br />

je mehr Städte er auf seinen Gebieten gründen<br />

konnte. Doch in diesem Fall ging keine dieser Hoffnungen<br />

in Erfüllung: Nahe liegende „starke Städte“ wie Pfullendorf<br />

und Saulgau gruben dem neuen „Städtle“ wirtschaftlich<br />

gesehen schnell das Wasser ab. Kein Wunder also, dass<br />

Hoßkirch heute nur eine „Zwergstadt“ ist.<br />

Dafür aber bietet diese Gemeinde eine Eiszeitlandschaft<br />

par excellence: Wie eine Planierraupe hat der Rheingletscher<br />

hier vor 15.000 Jahren große Beckenlandschaften<br />

ausgeschürft. Und den anfallenden Aushub auch gleich<br />

deponiert: direkt vor ihm als girlandenförmige Endmoräne.<br />

Noch heute ist diese leicht an ihrer Waldbedeckung zu erkennen.<br />

Am Ende der Eiszeit jedoch ging dem Gletscher die<br />

Kraft aus. Langsam zog er sich wieder in Richtung Alpen<br />

zurück. Immerhin schaffte er es, noch eine zweite, kleinere<br />

„Moränengirlande“ aufzubauen, so dass sein dazwischen<br />

liegendes Schmelzwasser nicht abfließen konnte. Seen entstanden<br />

wie der Königseggsee oder der Vorsee des Pfrunger-Burgweiler<br />

Riedes. Dieser ist mittlerweile zu einem der<br />

schönsten und größten oberschwäbischen Hochmoore geworden.<br />

Doch dafür bietet der Königseggsee, auch Hoßkircher<br />

See genannt, bis heute das Erlebnis, in einem echten<br />

„Eiszeitsee“ zu baden. Übrigens gemeinsam mit Bibern!<br />

Seitenblick<br />

Achtung Grenze! Die württembergisch-hohenzollerische<br />

(preußische) Grenze kommt kurz nach dem Bahn-km<br />

12+200. An der darüber liegenden Straße zeugt noch heute<br />

ein Grenzstein davon. Auf seiner Ostseite trägt er die<br />

Inschrift „KW“ (Königreich Württemberg), an seiner Westseite<br />

„H“ (Hohenzollern).<br />

Freibad Königseggsee<br />

Bahnhof Hoßkirch-Königsegg<br />

Biber, © ich/Pixelio<br />

63


Altshausen – Pfullendorf (KBS XXX)<br />

„Dreiländergemeinde“.<br />

Und Stätte einer großen Schlacht<br />

Die Gemeinde Ostrach besteht aus Orten aller<br />

drei hier früher zusammentreffenden Staaten.<br />

Doch das war nicht der Grund für die „Schlacht<br />

bei Ostrach“<br />

64


Bad Wurzach<br />

Reaktivierung in Planung<br />

Bad Waldsee<br />

Aulendorf<br />

Altshausen Hoßkirch-Königsegg Ostrach Burgweiler Pfullendorf<br />

Ostrach 15<br />

Uralte Endmoräne hilft beim Kämpfen<br />

Ostrach 1799. Mit lautem Schreien und unter starkem<br />

Feuer ihrer Kanonen greifen österreichische Soldaten ihre<br />

französischen Gegner an. Nach heftigem Ringen treiben<br />

sie diese schließlich zurück. Erzherzog Carl kann zumindest<br />

diese Schlacht für sich entscheiden. Doch der Preis ist hoch:<br />

Mehr als 4.000 Tote bleiben auf dem Ostracher Schlachtfeld<br />

liegen. Und auch dieser „Sieg“ vermag die Franzosen<br />

nicht an ihrem Vordringen in Südwestdeutschland zu hindern<br />

(vgl. Station 13).<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Heimatmuseum – die Schlacht bei Ostrach wird hier<br />

lebendig.<br />

• Grenzsteinmuseum mit Freilichtanlage in Ostrach-<br />

Burgweiler – drei Länder, eine Gemeinde!<br />

• Buchbühldenkmal – das 1903 errichtete Denkmal<br />

erinnert an die Kämpfe vom 21. März 1799. Von hier<br />

aus erhält man einen schönen Blick über Ostrach.<br />

Zu verdanken hat Erzherzog Carl sein Schlachtenglück auch<br />

der Eiszeitlandschaft, vor allem dem Endmoränenwall, von<br />

dem aus seine Artillerie die Franzosen wirkungsvoll beschießen<br />

und seine ungarischen Husaren sie gut angreifen<br />

konnten. Dem Schlachtenführer war dies sehr bewusst,<br />

schließlich hatte er die Landschaft „bei dem Dorfe Osterach“<br />

vor der Schlacht gezielt dafür ausgesucht. Dieser<br />

Ort sei dafür „der günstigste“. Manch einen flüchtenden<br />

Soldaten rettete damals übrigens ein großes Moorgebiet.<br />

Doch diese Geschichte wird an Station 16 erzählt …<br />

Bahnhof Ostrach<br />

Brücke über die Ostrach<br />

Seitenblick<br />

Vorsicht Grenze! Die hohenzollerisch (preußisch)-badische<br />

Grenze kommt kurz nach km 17, wenige Meter vor dem<br />

Bahnhof des heute zu Ostrach gehörenden Ortsteils Burgweiler.<br />

Grenzsteinmuseum Burgweiler<br />

65


Altshausen – Pfullendorf (KBS XXX)<br />

(Fast) eine Insel,<br />

aber wo ist der See?<br />

Im Gegensatz zum Königseggsee<br />

ist der Burgweiler-Pfrunger<br />

See heute verschwunden. Doch<br />

nicht nur Inseln bezeugen seine<br />

frühere Existenz<br />

66<br />

Bild: Montage


Bad Wurzach<br />

Reaktivierung in Planung<br />

Bad Waldsee<br />

Aulendorf<br />

Altshausen Hoßkirch-Königsegg Ostrach Burgweiler Pfullendorf<br />

Burgweiler 16<br />

Flucht durchs Moor<br />

Die namensgebende Burg von Burgweiler lag auf einer<br />

richtigen Insel: Es ist das mineralische Eiland einer Moränenkuppe,<br />

10 m hoch und umringt von Moor. Kein Wunder,<br />

dass die Burg als schwer einnehmbar galt. Denn vom<br />

Weiler aus war sie nur über einen schmalen Knüppeldamm<br />

zu erreichen.<br />

Nach dem Zurückschmelzen des Gletschers vor 10.000 Jahren<br />

war diese Kuppe eine Insel in einem echten See. Dieser<br />

aus Schmelzwasser gespeiste See lag in einem vom Gletscher<br />

ausgeschürften Becken, das vom Endmoränenwall<br />

beim heutigen Ostrach bis in das Gebiet des heutigen Wilhelmsdorf<br />

reicht. Doch im Unterschied zum Königseggsee<br />

verlandete dieser Burgweiler-Pfrunger See vollständig. Und<br />

wurde zum Burgweiler-Pfrunger Ried, der zweitgrößten<br />

Moorlandschaft Oberschwabens.<br />

Moore sind heute ganz besonders wichtige Landschaften<br />

und dienen u.a. als Refugium für „Eiszeitrelikte“, also<br />

Pflanzen und Tiere, die im heutigen Klima selten geworden<br />

sind. Seit langem schon waren sie auch Rückzugsgebiet<br />

für den Menschen, in Kriegen für flüchtende Soldaten<br />

oder auch für Räuber. Der berühmteste unter ihnen, der<br />

„Schwarze Veri“, profitierte bei seinen Fluchten aber auch<br />

vom hiesigen Dreiländereck. Kaum hatte er in einem Land<br />

einen Überfall durchgeführt, floh er auf kurzem Weg ins<br />

Nachbarland. Selbst wenn er von Gendarmen verfolgt<br />

wurde, reichte ihm ein kleiner Vorsprung zum Entkommen<br />

aus. Denn ein Nachsetzen ausländischer Polizisten über die<br />

Grenzen hinweg, wie heute im Schengenraum, war damals<br />

streng verboten! Doch einmal, nur einmal, war er nicht<br />

schnell genug. Aber diese Geschichte wird bei Station 4<br />

erzählt …<br />

Übrigens:<br />

Auf den Mooren verlandeter Eiszeitseen wurden früher öfters<br />

Gewässer mit einem künstlichen Wall aufgestaut, um<br />

die Wassermenge zu vergrößern. Ein Beispiel ist der „Alte<br />

Weiher“ in Altshausen (vgl. Station 13).<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Ausblick auf den Einschnitt hinter Burgweiler:<br />

Ein Tag im März 1945, es ist kurz nach 15 Uhr. Langsam<br />

schnaubend fährt der Dampfzug von Pfullendorf in Richtung<br />

Burgweiler. Plötzlich passiert es kurz vor dem Weiler<br />

Hahnennest: Der 13-jährige Schüler Wilhelm Megerle aus<br />

Jettkofen sieht Flugzeuge auftauchen! Bange Angstsekunden<br />

vergehen, schließlich hatten die alliierten Piloten ihr<br />

Kommen mit Flugblättern angekündigt: „Wir sind die lustigen<br />

Acht, wir kommen bei Tag und Nacht“.<br />

Glücklicherweise scheint der Zug vor Angriffen bestens<br />

geschützt, verläuft doch die Bahntrasse kurz<br />

vor Hahnennest in einem 500 m langen Einschnitt,<br />

die den Moränenzug „Spitz“ vom „Fohrenbühl“ abtrennt.<br />

Doch der Lokführer leitet die Bremsung zu<br />

spät ein. Damit wird der Bremsweg länger als geplant:<br />

Erst nach dem Einschnitt kommt der Zug zum Stehen.<br />

Beherzt tritt ein zufällig mitfahrender Soldat die Türen ein.<br />

Die Fahrgäste stürzen aus dem Zug und werfen sich flach<br />

auf den schneebedeckten Bahndamm. Keine Sekunde zu<br />

früh, denn aus allen Rohren feuernd nähern sich die Tiefflieger!<br />

Gott sei Dank kommen keine Personen zu Schaden.<br />

Der Dampfkessel der Lokomotive aber wird so schwer<br />

getroffen, dass eine Weiterfahrt unmöglich ist. Die Bahnreisenden<br />

flüchten zu Fuß über die verschneite Moränenlandschaft.<br />

Kaum einer wird dieses Erlebnis jemals wieder<br />

vergessen können.<br />

Auch in anderen Fällen boten solche Einschnitte in der<br />

Landschaft Schutz vor Angriffen ähnlicher Art. Zu verdanken<br />

sind sie dem eiszeitlichen Gletscher, dessen Endmoräne<br />

sich hier wie ein Querriegel der Bahnlinie bei deren Bau<br />

entgegen stellte. Sie musste daher an mehreren Stellen<br />

mittels Einschnitten gequert werden. Beim Abschnitt „Roßlauf“<br />

kurz vor Pfullendorf wurde deshalb sogar der Bau<br />

eines Tunnels erwogen, aufgrund des schwierigen Baugrundes<br />

jedoch wieder verworfen. Heute sind diese steilwandigen<br />

Einschnitte zu wertvollen Biotopen geworden.<br />

Viele Steilwände in den Einschnitten bieten darüber hinaus<br />

einen Blick auf den geologischen Untergrund – als Fenster<br />

in die Erdgeschichte.<br />

67


Was Pfullendorf mit Neapel verbindet<br />

Die mittelalterliche Altstadtsilhouette beweist: Pfullendorf<br />

ist eine Stadt. Und was für eine!<br />

Altshausen – Pfullendorf (KBS XXX)<br />

68


Bad Wurzach<br />

Bad Waldsee<br />

Aulendorf<br />

Reaktivierung in Planung<br />

Altshausen Hoßkirch-Königsegg Ostrach Burgweiler Pfullendorf Pfullendorf 17<br />

Das „Sumpfdorf“ wird freie Reichsstadt<br />

2. Juni 1220: Nur wenige Monate vor seiner Krönung zum<br />

Kaiser in Rom erhebt Friedrich II. das „Dorf am Phoul“,<br />

also am Sumpf oder Ried, zur königlich-staufischen<br />

Stadt. Vielleicht eine strategische Tat, schließlich ist Friedrich<br />

II. kein gebürtiger Schwabe, sondern waschechter<br />

Italiener aus der Nähe von Ancona. Und darüber hinaus<br />

noch Herrscher von Sizilien. Da spielen die Alpenpässe<br />

und der Schutz ihrer Zugangswege durch ihm ergebene<br />

Städte eine ganz besondere Rolle! Diesem „ersten<br />

Europäer“ verdanken viele Städte und Hochschulen<br />

ihre Gründung – wie zum Beispiel die Universität von<br />

Neapel. Noch heute trägt sie den Namen des Herrschers,<br />

„Federico II“, und im Siegel sein Bild.<br />

Eine gewisse Weltläufigkeit prägt bis heute die Mentalität<br />

der Pfullendorfer. Schließlich wurde ihre freie Reichsstadt<br />

erst 1803 badisch. Und das auch nur wegen… richtig, Napoleon.<br />

Denn wie Bayern und Württemberg, so wurde auch<br />

Baden für seine Verbundenheit zu diesem Korsen mit Territorien<br />

freier Reichsstädte belohnt, die wie der Deutsche<br />

Orden dazu erhoben wurden (vgl. Station 13).<br />

Die Bedeutung ihrer Geschichte zeigt sich in der Altstadt<br />

mit ihren vielen Schätzen. Kein Wunder also, dass hier eines<br />

der ältesten Häuser Süddeutschlands steht, ein Bürgerhaus<br />

alemannischer Bauart aus dem Jahr 1317. Doch das ist<br />

nicht die einzige Perle in diesem pittoresken Ensemble.<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Erstaunen beim Ausstieg: Kein Bahnhof! Und der Kilometerstein<br />

zeigt hier 16,5 km. Nach Altshausen sind es<br />

aber rund 24 km. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um<br />

badische Kilometer der früheren Strecke Schwackenreute<br />

– Pfullendorf, gemessen ab dem Ausgangsbahnhof. Im<br />

Einschnitt „Rosslauf“ kurz vor Pfullendorf wechselt die<br />

Zählweise: Hier zeigt ein Kilometerstein in der Nähe des<br />

Abzweigs zum Alno-Werk 23,4 württembergische Kilometer<br />

der Strecke Altshausen-Pfullendorf, ebenfalls gemessen<br />

ab dem Ausgangsbahnhof. Die Schwackenreuter Bahn<br />

wurde ziemlich genau 100 Jahre nach ihrer Eröffnung<br />

Haltepunkt in Höhe des Stadtgartens<br />

stillgelegt, und zwar 1983. Auch der Bahnhof Pfullendorf<br />

wurde später abgehängt: Seit 2009 ist er ohne Gleisanlagen<br />

und kann so auch nicht mehr aus Richtung Altshausen<br />

angefahren werden. Als Ersatz wurde 2011 ein Haltepunkt<br />

in Höhe des Stadtgartens am Streckenendpunkt<br />

angelegt. Von der Schwackenreuter Bahn sind nur<br />

wenige Reste erhalten, vor allem längere Abschnitte<br />

des Bahndamms. Heute bilden diese brachliegenden<br />

Flächen ein wichtiges Rückgrat für die regionale Biotopvernetzung.<br />

69


Oberes Tor<br />

Abenteuer-Golf im Seepark<br />

Pfullendorf<br />

Mitten im herrlichen Linzgau liegt die<br />

ehemalige freie Reichsstadt Pfullendorf.<br />

Die historische Altstadt mit ihren liebevoll<br />

restaurierten Fachwerkhäusern ist zu jeder Jahreszeit<br />

einen Besuch wert. Als geschichtsträchtiger Ort<br />

verbindet Pfullendorf heute Historie, Gegenwart und<br />

Zukunft gleichermaßen.<br />

Ferienregion Nördlicher Bodensee<br />

Tourist-Information Pfullendorf<br />

Kirchplatz 1, 88630 Pfullendorf<br />

Tel. 07552/25 11 33<br />

tourist-information@stadt-pfullendorf.de<br />

www.pfullendorf.de<br />

70<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Seepark Linzgau – lockt mit schönen Spazierwegen,<br />

verschiedenen Spielplätzen und einer Wassererlebniswelt<br />

für Kinder<br />

• Heimat- und Handwerksmuseum „Bindhaus“ – gehörte<br />

dem Pfullendorfer Spital und diente als Fruchtspeicher<br />

• Museum der Stadtgeschichte Pfullendorf – eines der<br />

ältesten Wohnhäuser Süddeutschlands<br />

• Das Obere Tor von 1505 – ist das Wahrzeichen der<br />

Stadt und die schönste Doppeltoranlage im Bodenseegebiet<br />

• Städtische Galerie „Alter Löwen“ – zeigt wechselnde<br />

Ausstellungen verschiedener hauptsächlich einheimischer<br />

Künstler<br />

• Das Alte Haus oder Schoberhaus – das bislang ungenutzt<br />

leer stehende Kulturdenkmal gilt als eines der<br />

ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser Süddeutschlands<br />

Historische Altstadt<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

• Deutscher Kaiser, Am Alten Spital 1<br />

• Flairhotel Adler, Heiligenberger Straße 20<br />

• Felsenkeller, Heiligenberger Straße 20<br />

• Pizzeria Ristorante Positano, Überlinger Straße 5<br />

• Restaurant Odysseus, Hauptstraße 21


Bad Wurzach<br />

Reaktivierung in Planung<br />

Bad Waldsee<br />

Aulendorf<br />

Altshausen Hoßkirch-Königsegg Ostrach Burgweiler Pfullendorf<br />

Pfullendorf 17<br />

Freibad im Seepark Linzgau<br />

Tour 8<br />

Wir starten am Bahnhof Pfullendorf. Von der Franz-Xaver-Heilig-Straße<br />

biegen wir rechts in die Paul-Heilig-<br />

Straße und von dort links ins die Sigmaringerstraße.<br />

Weiter nach rechts in die Otterswangerstraße und dann<br />

links in den Litzelbacherweg. Diesem folgen wir ca.<br />

1 km bis zum Seepark Linzgau.<br />

Von dort führt uns der Wanderweg entlang des Nordoder<br />

Südufers zum Ausgang West bis Gaisweiler. In der<br />

Dorfmitte rechts halten und leicht ansteigend die Richtung<br />

nach Bethlehem einschlagen. Dann die Kreisstraße<br />

queren und über die Burraumühle sowie die Kläranlage<br />

zum Kloster Wald mit der Barockkirche St. Bernhard<br />

wandern. Rückweg über Bethlehem, Vorderstock und<br />

Hundesportplatz zurück zum Seepark Linzgau.<br />

71


.<br />

Bad Wurzach<br />

Pfullendorf Burgweiler Ostrach Hoßkirch-Königsegg Altshausen Aulendorf<br />

Bad Waldsee<br />

Radexpress Oberschwaben<br />

VOn bad waLdsee nach bad wURZach<br />

Nein, den Roßberg müssen Sie nicht mit dem Fahrrad hochschnaufen! Das erledigt<br />

der Radexpress für Sie. Nicht nur bei Sonderfahrten ist der Schienenverkehr äußert<br />

praktisch – er war es auch lange Zeit für den Transport von Kies und Torf.<br />

Endlich! Am 20. Juni 1904 wird die Bahnstrecke nach<br />

Wurzach feierlich eröffnet. Die Freude ist groß: 36 Jahre<br />

lang hatten die Wurzacher für einen Bahnanschluss<br />

gekämpft. Besonders wichtig sollen die dampfenden und<br />

schnaufenden Eisenrösser für den Transport von Torf werden.<br />

Den gibt es in Hülle und Fülle im Wurzacher Ried, dem<br />

größten noch intakten Hochmoor Mitteleuropas. Bis 1996<br />

wurde Badetorf dort abgebaut – heute ist das nicht mehr<br />

erlaubt. Denn diese faszinierende Urlandschaft wurde mit<br />

dem Europadiplom als Naturschutzgebiet von internationaler<br />

Bedeutung ausgezeichnet.<br />

Durchs verwunschene Ried geht es zu Fuß auf Bohlenpfaden<br />

auf Entdeckungstour. Oder, ganz bequem, mit der<br />

kleinen originellen Torfbahn. Seltene Pflanzen gibt es zu<br />

entdecken wie beispielsweise Wollgras, Sumpfrosmarin<br />

oder Torfmoos. Und wer Glück hat, sieht vielleicht auch ein<br />

paar Grasfrösche und Erdkröten vorbeihüpfen!<br />

Riedsee Bad Wurzach<br />

Mit barocker Pracht lockt die Altstadt von Bad Wurzach.<br />

So versetzt etwa die opulente Decke im Wurzacher Schloss<br />

die Besucher in himmlische Sphären. Wunderschön ist auch<br />

die Wallfahrtskirche auf dem Gottesberg, von wo aus man<br />

bei klarer Sicht das Alpenpanorama bewundern kann.<br />

Wer das Gebiet mit allen Sinnen entdecken möchte, fährt<br />

auf schönen Radwegen bis nach Leutkirch. Oder taucht ein<br />

in den jahrtausendealten Schatz aus den Mooren. Lesen Sie<br />

mehr dazu auf den folgenden Seiten!<br />

73


Die Roßberger Steige.<br />

Und das Wahrzeichen der Allgäubahn ...<br />

Ursprünglich war der kleine Ort Roßberg nur eine Ausweichstation<br />

der Allgäubahn. Doch 1904 wurde er zum „echten“<br />

Bahnhof. Mit dem Bau der damaligen Roßbergbahn nach Bad<br />

Wurzach. Nicht nur deren Steige erzählt Eiszeitgeschichten.<br />

Auch das Wahrzeichen der Allgäubahn. Doch wo ist das?<br />

74


Bad Wurzach<br />

Pfullendorf Burgweiler Ostrach Hoßkirch-Königsegg Altshausen Aulendorf Bad Waldsee<br />

Bad Wurzach 18<br />

zentralen Teil der Alpen. Wie er mit den anderen, kleinen<br />

Gesteinsblöcken hierher kam, ist noch heute ein Rätsel.<br />

Übrigens: In der Familie eines der ersten Roßberger Bahnhofsvorstände<br />

wurde 1871 eine Frau geboren, von deren<br />

Sohn man noch viel hören sollte: Wilhelmine Brecht. Die<br />

Mutter von Berthold Brecht.<br />

Roßberger Steige: nur mit guten Bremsen!<br />

Es ist der 12. November 1960, ein Samstag. Noch bevor er<br />

vom Bahnhof Roßberg aus zu sehen ist, kann man ihn hören:<br />

der vormittägliche „GmP“ (Güterzug mit Personenbeförderung)<br />

aus Bad Wurzach. Mit stampfenden Geräuschen<br />

erscheint er dann auf der Kuppe. Langsam fährt er auf die<br />

Rampe der Roßberger Steige, bergab auf den Bahnhof<br />

Roßberg zu. Da plötzlich passiert es: Der Versuch des Lokführers<br />

zu bremsen, misslingt. Nahezu in voller Fahrt rast<br />

der Zug den Hügel herunter, auf den Bahnhof zu. Erst der<br />

Prellbock am östlichen Bahnhofsende bringt den Zug dann<br />

durch Entgleisen zum Stehen. Zwei der fünf Reisenden und<br />

der Lokführer werden leicht verletzt – Glück im Unglück!<br />

In der Tat hat es die Roßberger Steige in sich: Mit einer<br />

maximalen Steigung von immerhin 1:35 überwindet die<br />

Bahnstrecke hier eine große wallartige Hügelkette. Es ist<br />

die Endmoräne der letzten Eiszeit, der Würmeiszeit. Sie<br />

Der mächtige Findling am Bahnhof von Roßberg<br />

markiert die größte Ausdehnung des Rheingletschers vor<br />

ca. 20.000 Jahren. Gleichzeitig bildet sie die europäische<br />

Wasserscheide zwischen Rhein und Donau. Und ausgerechnet<br />

hier hinauf mussten und müssen auch heute<br />

noch besonders schwere Züge fahren. Denn Roßberg war<br />

immer schon ein wichtiger Umschlagplatz für verschiedene<br />

Rohstoffe. Wie etwa für das Holz aus den Allgäuer<br />

Moränewäldern – doch auch noch für andere Schätze.<br />

Auf der folgenden Seite lernen Sie einen davon kennen.<br />

Die Nähe zur Endmoräne zeigt auch das „Wahrzeichen der<br />

Allgäubahn“, so formuliert es zumindest der Geowissenschaftler<br />

Oscar Fraas im Jahr 1880. Zu finden sei sie am<br />

„Eingang zur Station“. Dieses Wahrzeichen ist zwar hinter<br />

einem Holzschuppen gelegen, dennoch ist es von den<br />

Gleisanlagen aus in Fahrtrichtung Kißlegg gut zu sehen.<br />

Haben Sie „es“ oder besser „ihn“ entdeckt? Zu übersehen<br />

ist er nicht – ein mächtiger Findling, ein Gneis aus dem<br />

Seitenblick<br />

Gleich hinter der Steige erreicht die Bahn eine Schotterebene,<br />

mit einer herrlichen Aussicht auf die Alpen jenseits<br />

des Ortes Molpertshaus. Grubenartige Geländemulden in<br />

der Nähe der Bahntrasse (z. B. hinter Mennisweiler links<br />

in Höhe Baumgruppe) weisen auf einen wichtigen Allgäurohstoff<br />

hin: Kies.<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Kleiner Ort ganz groß! Noch heute hegen manche Philatelisten<br />

einen großen Schatz. Aus einer Zeit, als die Bahn<br />

auch große Bedeutung für die Post hatte und man noch<br />

Briefe direkt in einen Briefkasten eines Bahnpostwagens<br />

geben konnte. Abgestempelt wurden diese dann mit einem<br />

speziellen Bahnpoststempel. Eine besondere Rarität ist<br />

der Bahnpoststempel der früheren Roßbergbahn. Neben<br />

der Zugnummer sind Ausgangs- (Wurzach) und Endpunkt<br />

(Roßberg) der Strecke angegeben.<br />

75


Vom oberschwäbischen Gold<br />

Oberschwaben und das Allgäu sind „anders“. Das zeigt sich<br />

nicht zuletzt an ihrem besonderen „Gold“, das kurz hinter<br />

dem Bahnhof Roßberg verladen wird ...


Bad Wurzach<br />

Pfullendorf Burgweiler Ostrach Hoßkirch-Königsegg Altshausen Aulendorf Bad Waldsee<br />

Bad Wurzach 18<br />

Grauer Kies ist Gold wert<br />

Der mitgebrachte Moränenschutt ist es, der während und<br />

nach dem Rückzug des Gletschers von seinen Schmelzwässern<br />

zu dem umgewandelt wurde, was man durchaus als<br />

„oberschwäbisches Gold“ bezeichnen kann: Kies. Keine<br />

Straßen, Brücken oder Hochhäuser wären denkbar ohne<br />

diesen Schatz der Eiszeit, handelt es sich doch um den<br />

wichtigsten Rohstoff für Beton. Ein bedeutendes Kiesabbaugebiet<br />

liegt gleich in der Nähe, jenseits des bewaldeten<br />

Moränenwalls: Molpertshaus. Von dort aus wird der geförderte<br />

Kies zur Bahnverladestelle am Roßberger Bahnhof<br />

transportiert, gelegen an einem separaten Anschlussgleis<br />

(auf Höhe Bahn-km 46,4 in Fahrtrichtung links). Hier wird<br />

er in spezielle Kieswaggons verladen und nach Kressbronn<br />

am Bodensee zur Weiterverarbeitung transportiert. Doch<br />

Kiesvorkommen sind auch noch in anderer Hinsicht wichtig:<br />

Sie sind hervorragende Grundwasserspeicher und damit<br />

möglicherweise unsere Trinkwasserlieferanten von morgen.<br />

Den Konflikt zwischen Grundwasserschutz und Kiesabbau<br />

zu lösen, ist nicht einfach. Diese Aufgabe hat übrigens die<br />

bei vielen noch recht unbekannte Regionalplanung. Und<br />

das ist beileibe nicht ihre einzige Herausforderung ...<br />

Übrigens: Kies war und ist natürlich auch für die Bahn<br />

selbst ein wichtiger Rohstoff. Doch diese Geschichte wird<br />

an Station 10 erzählt.<br />

Kieszug an der Verladeanlage in Roßberg<br />

77


Das Wurzacher Ried<br />

Größtes Hochmoorgebiet<br />

Mitteleuropas!<br />

...doch was hat das mit der Bad Wurzach-Bahn zu tun?


Bad Wurzach<br />

Pfullendorf Burgweiler Ostrach Hoßkirch-Königsegg Altshausen Aulendorf Bad Waldsee<br />

Bad Wurzach 18<br />

Historische Ansicht der Torfbahn<br />

Brenntorf setzte Lokomotiven unter Dampf<br />

Auf der Höhe von Bad Wurzach, vor ca. 20.000 Jahren.<br />

Kalte Phasen wechseln mit etwas wärmeren. Dazu kommt<br />

mal mehr, mal weniger Schnee. Das Eis des Rheingletschers<br />

reagiert auf diese Klimawechsel, in dem er mal vorstößt,<br />

mal sich zurückzieht. Doch seit einigen Jahrhunderten ist es<br />

sehr kalt. Dazu kommen schneereiche Winter. Kein Wunder<br />

also, dass der Gletscher immer gewaltiger wird und sich<br />

ausbreitet. Er ist so mächtig, dass er die Kraft hat, große<br />

Wannen aus der Landschaft auszugraben. Wie eine Planierraupe<br />

schiebt er dabei Gesteinsmaterial vor sich her und<br />

häuft sie zu einem großen Berg auf. Ein Zungenbecken inklusive<br />

einem Endmoränenwall ist entstanden! So wie hier<br />

im Raum Bad Wurzach schürfte der Rheingletscher in Oberschwaben<br />

zahlreiche Zungenbecken aus. In ihnen bildeten<br />

sich nach dem klimabedingten Rückzug dieses Gletschers<br />

zuerst Stauseen. Denn das Schmelzwasser konnte zwischen<br />

den Endmoränenwällen der vorletzten (Risseiszeit) und der<br />

letzten (Würmeiszeit) nicht ohne weiteres abfließen. Später<br />

verlandeten diese Seen teilweise, einige sogar vollständig.<br />

Die Wasserpflanzen wurden aufgrund der Nässe nicht zersetzt,<br />

so dass sich Torf bilden konnten. Vor allem die hier<br />

relativ hohen Niederschläge ließen die Torfmoose schnell in<br />

die Höhe wachsen. Ein Hochmoor entstand.<br />

Bis 1956 wurde Brenntorf im Wurzacher Ried gewonnen,<br />

bis zu dieser Zeit ein bedeutender Rohstoff zum Heizen,<br />

Kochen und auch Befeuern von Bahnlokomotiven. Badetorf<br />

für die oberschwäbischen Kurorte wurde hier sogar<br />

bis 1996 abgebaut. Heute ist hier die Torfge-<br />

Wurzacher Ried<br />

winnung aus Gründen des Naturschutzes eingestellt.<br />

Denn trotz des teilweise sogar industriellen<br />

Torfabbaus blieben die Eingriffe des Menschen in das<br />

Wurzacher Ried so begrenzt, dass es immer noch als das<br />

größte zusammenhängende natürliche Hochmoor Mitteleuropas<br />

gilt. Mit Tieren und Pflanzen, die es andernorts<br />

kaum mehr gibt: Insekten fressende Pflanzen wie der Sonnentau<br />

haben sich ideal an die Nährstoffarmut des Hochmoors<br />

angepasst. Die ist im Zentrum des Moors so groß,<br />

dass hier selbst kleinere Bäume keine Chance mehr haben,<br />

wachsen zu können. Eine Besonderheit sind Eiszeitrelikte<br />

– Tiere oder Pflanzen, die hier seit dem Ende der letzten Eiszeit<br />

vor ca. 12.000 Jahren alle nachfolgenden Warmzeiten<br />

überdauert haben. Ob diese Organismen jedoch noch weitere<br />

tausend Jahre hier überleben können, ist angesichts<br />

der aktuellen Klimaänderung fraglich ....<br />

Bei dieser Art von Schätzen ist es kein Wunder, dass diese<br />

Landschaft bereits 1989 mit einem Europadiplom des<br />

Europarates ausgezeichnet wurde: als eine der ersten<br />

Landschaften Baden-Württembergs von besonderer europäischer<br />

Bedeutung.<br />

Seitenblick<br />

Schon von weitem sind sie zu sehen: Die beiden imposanten<br />

Industrietürme der Glasfabrik. Was Glas mit Eisenbahnen<br />

und Moor zu tun hat? Auf der nächsten Seite werden<br />

Sie es erfahren ...<br />

79


Torf: Gut zum Heizen und zum Baden.<br />

Aber nicht nur ...<br />

Torf war nicht nur für den täglichen Hausgebrauch da. Auch<br />

zum Betrieb spezieller Lokomotiven war er wichtig. Und<br />

sogar zur Herstellung von Glas. Wie das?


Bad Wurzach<br />

Pfullendorf Burgweiler Ostrach Hoßkirch-Königsegg Altshausen Aulendorf Bad Waldsee<br />

Bad Wurzach 18<br />

Überreste des Haidgauer Torfwerks<br />

Eine heiße Angelegenheit<br />

Es ist ein sonniger Sommertag im Jahr 1920. Mittagszeit.<br />

Im Hochmoor des „Wurzacher Rieds“ ist nur leise das Sirren<br />

der Mücken zu hören. Einzig eine Libelle macht mit<br />

lautem Schwirren auf sich aufmerksam. Plötzlich rattert es<br />

gewaltig. Voll beladen mit Torf fährt eine kleine Feldbahn<br />

zuckelnd aus dem Moorgebiet hinaus. Nach kurzer Zeit endet<br />

die Fahrt ca. 200 m nordöstlich der heutigen Glasfabrik<br />

im „Zeiler Torfwerk“– ursprünglich gegründet vom Fürst<br />

von Waldburg-Wurzach. Hier wird der Torf weiter verarbeitet.<br />

Auf die fertigen Torfblöcke wartet bereits ein Zug der<br />

Roßbergbahn, in den der Torf verladen wird. Ungeduldig<br />

schnaubend wartet die Lokomotive auf die Abfahrt. Ihr spezieller<br />

Tender, das ist der Waggon hinter der Lok mit den<br />

Brennstoffvorräten, ist besonders hoch und mit Ladeklappen<br />

ausgestattet. Denn kein Funken darf von der Lok in den<br />

Tender gelangen – fährt die Lok doch nicht (nur) mit Kohle,<br />

sondern mit einem Brennstoff der besonderen Art: Torf.<br />

In der Tat wurde nicht nur im Moorgebiet Tann bei Aulendorf<br />

„Bahntorf“ abgebaut (vgl. Station 1), sondern auch<br />

im Wurzacher Ried und auch in der Nähe des Bahnhofs<br />

von Hergatz (vgl. Station 7). Doch die Bahn war nicht nur<br />

Torfverbraucher, sondern auch Torftransporteur – mithilfe<br />

des Anschlusses der Torfwerke an die Roßbergbahn konnte<br />

Brenntorf überregional abgesetzt werden. Torf war es auch,<br />

der die Glasfabrik nach Bad Wurzach lockte. Zwar wurden<br />

durch Verbrennung von Torf nicht die benötigten hohen<br />

Temperaturen zur Glasherstellung erreicht. Aber mit einem<br />

Trick gelang es: durch die Umwandlung von Torf in Gas.<br />

Allerdings war die Energieausbeute dabei trotzdem noch<br />

sehr gering, so dass die heutige Saint Gobain Oberland AG<br />

nach dem Krieg bald auf Erdöl zum Erreichen der hohen<br />

Temperaturen umsteigen musste. Doch dank Eiszeit, Torf,<br />

vor allem aber Dank der heutigen Saint Gobain Oberland<br />

AG, der Stadt Bad Wurzach und dem Landkreis Ravensburg<br />

gibt es sie noch, die Roßbergbahn, heute Bad Wurzach<br />

Bahn genannt. Auch wegen des Güterverkehrs, der vor allem<br />

die Rohstoffe zur Glasherstellung nach Bad Wurzach<br />

transportiert, darunter jede Menge Sand und Soda! Die<br />

Strecke selbst gehört der Stadt, die Betriebskosten werden<br />

unter allen Partnern aufgeteilt. Doch die Signale stehen seit<br />

der Inbetriebnahme des Radexpress Oberschwaben für den<br />

Personenverkehr wieder auf „freie Fahrt“.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Das <strong>Oberschwäbische</strong> Torfmuseum ist in den Originalgebäuden<br />

des früheren Oberrieder bzw. Zeiler Torfwerks untergebracht<br />

und bietet alle Informationen rund um Torfabbau<br />

und Torfverarbeitung. Eines der Highlights: Die Fahrt<br />

mit der historischen Torfbahn hinein in das Riedgebiet.<br />

Infos unter www.torfbahn.de<br />

Auf dem Torflehrpfad im Wurzacher Ried<br />

81


(Moor-) baden im Barock<br />

Kein Wunder: Bad Wurzach als „Hauptstadt“ des<br />

Wurzacher Rieds ist das älteste Moorheilbad Baden-<br />

Württembergs. Doch als ehemalige Residenzstadt<br />

hat es durchaus noch andere Kostbarkeiten zu<br />

bieten ...


Bad Wurzach<br />

Pfullendorf Burgweiler Ostrach Hoßkirch-Königsegg Altshausen Aulendorf Bad Waldsee<br />

Bad Wurzach 18<br />

Vollbad im schwarzen Gold<br />

Der Eingang zum Wurzacher Schloss scheint bescheiden:<br />

eine einfache Holztür. Mit einem leisen Knarren öffnet sie<br />

sich. Doch der Anblick dahinter ... lässt einem den Atem<br />

stocken: Ein von barocken Gemälden und Stuckverzierungen<br />

überquellendes Treppenhaus. Sie stehen im vielleicht<br />

schönsten barocken Treppenhaus der Welt!<br />

Nicht nur dieser Geheimtipp macht die Altstadt von Bad<br />

Wurzach zur Attraktion. Auch das Stadtbild selbst mit den<br />

sanften Pastellfarben verführt zu einer Zeitreise in die barocke<br />

Vergangenheit. Auch außerhalb der Altstadt locken<br />

barocke Highlights wie die Klosterkirche „Zum heiligen<br />

Kreuz“ der Salvatorianer auf dem Gottesberg oder die<br />

Rokoko-Hauskapelle im Kloster Maria Rosengarten, die als<br />

„schönste Hauskapelle der Welt“ gilt. Diese sehenswerte<br />

Ausstattung kommt nicht von ungefähr, war diese Stadt<br />

doch viele Jahre lang auch Residenzstadt – und zwar die<br />

der Adelsfamilie von Waldburg-Wurzach.<br />

Doch nicht alle, die zur Barockzeit in Wurzach lebten, durften<br />

sich am Wohlstand der Stadt erfreuen: Das Leprosenhaus<br />

vor den Toren der Altstadt beherbergte die Aussätzigen,<br />

denen das Betreten der Stadt strengstens verboten<br />

war. Immerhin fanden sie hier in einem Spital ein Obdach<br />

und eine gewisse Pflege. Nicht zuletzt dank den Mooren<br />

ist Bad Wurzach heute eine der wichtigsten Kurstädte<br />

Oberschwabens. So wurden im Kloster Maria Rosengarten<br />

bereits 1936 die ersten Moorbäder verabreicht. Heute<br />

können Sie das „schwarze Gold“ noch viel intensiver<br />

genießen, beispielsweise im nostalgischen Holzzuber mit<br />

Riedambiente ...<br />

Eisenbahnnostalgie<br />

Hören die Schienen tatsächlich seitlich vor dem Empfangsgebäude<br />

des Bahnhofs auf? Heute ja, beim Bau der Bahnli-<br />

Moorbad im Vitalium<br />

nie natürlich nicht, denn schließlich sollten die Fahrgäste ja<br />

bequem vom Zug zum Empfangsgebäude und umgekehrt<br />

wechseln können.<br />

Obwohl die Bahnhofsgleise heute fehlen, ist vom früheren<br />

Flair noch einiges zu spüren. So ist etwa das Gebäudeensemble<br />

auf der Vorderseite des Empfangsgebäudes erhalten<br />

geblieben, wie auch die frühere Bahnhofsrestauration<br />

(jetzt Jugendhaus). Sogar die Baumallee gibt es noch, eine<br />

der wenigen im Stadtbereich von Bad Wurzach.<br />

83


Bad Wurzach<br />

Leprosenhaus<br />

Schloss Wurzach<br />

Vitalium Bad Wurzach<br />

Bad Wurzach<br />

Moor, Thermal und Natur pur – der<br />

traditionsreiche Allgäuer Kurort Bad<br />

Wurzach ist weithin bekannt für seine<br />

ausgezeichneten Kur- und Wellnessangebote<br />

und die einmalige Naturlandschaft des<br />

Wurzacher Rieds. Ob drei Tage oder drei Wochen, ein<br />

Aufenthalt in Bad Wurzach ist immer eine Wohltat für<br />

Leib und Seele.<br />

Bad Wurzach Info<br />

Rosengarten 1<br />

88410 Bad Wurzach<br />

Tel.: 07564 302150<br />

Fax.: 07564 302154<br />

www.bad-wurzach.de<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Barocktreppenhaus des Bad Wurzacher Schlosses –<br />

die elegant geschwungene Treppe und das schöne<br />

Deckenfresko gelten als eines der Juwele der <strong>Oberschwäbische</strong>n<br />

Barockstraße<br />

• Gesundheits- und Wellnessoase Vitalium –<br />

hier können Sie die Seele baumeln lassen und sich<br />

vom Alltag erholen<br />

• Leprosenhaus mit Sepp Mahler Museum – das<br />

sorgsam restaurierte Leprosenhaus, die Geburtsstätte<br />

Sepp Mahlers, ist heute ein Museum<br />

• Rokoko Hauskapelle im Kloster Maria Rosengarten –<br />

hier wurden die ersten Moorbäder verabreicht<br />

• Katholische Pfarrkirche St. Verena – die Kirche erhebt<br />

sich über dem Kurhaus am Kurpark<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

• Höhencafé im Kurhotel am Reischberg, Karl-Wilhelm-<br />

Heck-Straße 12<br />

• Museumswirtschäftle Zum Wurzelsepp, Dr.-Harry-<br />

Wiegand-Str. 4<br />

• Italienische Bar – Gelateria Aldo, Parkstr. 2<br />

• Casa Rossa, Ravenburgerstr. 2<br />

• Dudelsack Pils- und Steakbar, Marktstraße 26<br />

• Ristorante Pizzeria La Fontana, Weberweg 14<br />

• Pizzeria Ristorante da Roberto, Mühltorstr. 11<br />

• Kurhaus am Kurpark, Kirchbühlstr. 1<br />

• Schwarzer Bären, Marktstr. 33<br />

• Gasthaus Ochsen, Herrenstraße 3<br />

84


Bad Wurzach<br />

Pfullendorf Burgweiler Ostrach Hoßkirch-Königsegg Altshausen Aulendorf Bad Waldsee<br />

Bad Wurzach 18<br />

Sonnentau<br />

Tour 9<br />

Wir starten am Bahnhof Bad Wurzach. Von der Bahnhofstraße<br />

laufen wir nach rechts in die Biberacherstraße<br />

und über einen linken Schwenker nach links in die<br />

Markstraße. Dann biegen wir nochmals links in die<br />

Kirchbühlstraße ab und laufen bis zum Kurhaus. Vom<br />

Kurhaus gehen wir durch den schönen Kurpark ins<br />

angrenzende Naturschutzgebiet Wurzacher Ried. Der<br />

Weg überquert die Bundesstraße 465, folgt nach dem<br />

Riedsee rechts dem Torflehrpfad und führt, vorbei am<br />

Stuttgarter See, durch das Ried in Richtung Haidgau.<br />

Beim Gehöft Riedschmiede lohnt sich ein Abstecher zur<br />

Aussichtsplattform an den Achquellseen. Zurück gehen<br />

wir über das Ziegelbacher Ried auf dem ursprünglichen<br />

Weg zum Kurpark und Kurhaus.<br />

KBS 752<br />

85


Geschichte der Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

Geschichte der<br />

Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

86<br />

Dampf über dem Schienenstrang – ein Güterzug verlässt im November 1975 den Bahnhof Altshausen


Die Schwäbische Eisenbahn –<br />

Schienen vom Neckarstrand an DAS Schwäbische Meer<br />

Die Suche nach den Ursprüngen der Schienenwege im<br />

Allgäu führt uns in behagliche biedermeierlichen Zeiten<br />

zurück. 1842 errechnete der in württembergischen Staatsdiensten<br />

stehende Straßenbau-Inspektor Seeger die Baukosten<br />

für eine Pferdebahn von Ferthofen über Leutkirch<br />

und Wangen nach Friedrichshafen mit 74.000 Gulden „je<br />

Stunde“, viel Geld für rund 3,7 km einfache Kutschenbahn.<br />

Weitere 6.030 Gulden „je Stunde“ hätten die notwendigen<br />

Pferde, Schienenkutschen und Frachtwagen gekostet. Die<br />

Idee der Pferdebahn mag zu dieser Zeit im Allgäu hoch im<br />

Kurs gestanden haben, doch bestimmten die Beamten im<br />

„Unterland“ den Lauf der Geschehnisse.<br />

Zwei Jahre nach dem Baubeschluss im Jahre 1843 für eine<br />

Dampf-Eisenbahn von Stuttgart an den Bodensee fuhr<br />

1845 der erste Eisenbahnzug von Cannstatt nach Esslingen<br />

am Neckar. Da man zeitgleich den Eisenbahnbau vom<br />

Bodensee und von der Landeshauptstadt über die Schwäbische<br />

Alb nach Ulm vorantrieb, konnte bereits 1850 der<br />

durchgehende Verkehr von Stuttgart bis Friedrichshafen<br />

aufgenommen werden. Der bis 1853 gebauten Stammbahn<br />

von der nördlichen Landesgrenze bei Bretten bzw.<br />

Heilbronn über Stuttgart und Ulm nach Friedrichshafen<br />

folgten weitere Ergänzungen: 1853 der Anschluss an das<br />

bayerische Eisenbahnnetz in Neu-Ulm, 1861 eine Bahn von<br />

Cannstatt über Aalen bis nach Wasseralfingen mit Verlängerung<br />

im Jahre 1863 ins bayerische Nördlingen, 1862<br />

bis 1869 Strecken im nördlichen Landesteil nach Jagstfeld,<br />

Crailsheim und Bad Mergentheim. Als 1869 der Schienenstrang<br />

die Landesgrenze bei Tuttlingen erreicht hatte, war<br />

die Bahnverwaltung schon eifrigst dabei, die bedenkliche<br />

„Nordlastigkeit“ des Eisenbahnnetzes durch zusätzliche<br />

Bahnlinien südlich der Schwäbischen Alb auszugleichen.<br />

Eine Kutsche auf Schienen – mit diesen<br />

Pferdebahnwagen sollten die Fahrgäste<br />

durch das Allgäu reisen<br />

87


Geschichte der Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

Joseph von Schlierholz –<br />

Ein Leben für die Eisenbahn und die Baukunst<br />

Wie in vielen Regionen und Städten Württembergs sprachen<br />

sich nach den ersten Bewährungsjahren der Schwäbischen<br />

Eisenbahn auch in Oberschwaben örtliche Gruppen<br />

für einen Anschluss an das neue Verkehrsmittel aus. Für<br />

die Beamten in den Stuttgarter Amtsstuben war es kein<br />

leichtes Unterfangen, die teilweise sehr unterschiedlichen<br />

Wünsche der Eisenbahn-Vereine zu bündeln. In diesen Situationen<br />

war das Verhandlungsgeschick von Oberbaurat Joseph<br />

Schlierholz gefordert. Der 1817 in Biberach an der Riß<br />

geborene Techniker und Architekt zählte zum „Urgestein“<br />

der Schwäbischen Eisenbahn, denn er war bereits 1845 in<br />

die Bauverwaltung der Staatseisenbahnen eingetreten.<br />

Postkartenansicht des Bahnhofs Bad Wurzach nach der Eröffnung im Jahr 1904<br />

1862 wurde nach seinen Plänen das Bahnhofsgebäude in<br />

Tübingen errichtet und an der Donautalbahn zwischen Ulm<br />

und Blaubeuren von ihm die ersten nur aus Beton gegossenen<br />

Bahnwärterhäuschen erbaut, damals eine bautechnische<br />

Sensation. Der Baustil der Bahnhofsgebäude und der<br />

Bahnwärterhäuschen an der Allgäubahn trägt die Handschrift<br />

eines erfahrenen Architekten, der es meisterhaft verstanden<br />

hat, die Zweckbauten der Eisenbahn in die Land-<br />

schaft einzufügen. In späteren Jahren arbeitete Schlierholz<br />

als Architekt auch für andere amtliche Stellen. Aus dieser<br />

Zeit stammt ein Musterentwurf für eine „Irrenanstalt“ und<br />

der Bau des Physiologischen Instituts der Universität Tübingen.<br />

Vom württembergischen König Karl erhielt Oberbaurat<br />

Josef Schlierholz als Lohn für sein umfangreiches Arbeitsleben<br />

einen Adelstitel verliehen.<br />

88


Verkehrsader von der Donau bis zum FuSS der Alpen<br />

In seiner Funktion als zuständiger Projektbearbeiter entwarf<br />

Josef Schlierholz für Oberschwaben ein ganzes Netz waren. 1869 verkehrten die ersten Züge zwischen Waldsee<br />

und Herbertingen durch einen Schienenstrang verbunden<br />

von Eisenbahnstrecken mit einem zentralen Verknüpfungspunkt<br />

in der bisher einsamen Bahnstation Aulendorf an später konnte man schon von Waldsee weiter nach Kiß-<br />

über Aulendorf und Saulgau nach Herbertingen, ein Jahr<br />

der Südbahn Ulm – Friedrichshafen. Von dort aus sollten legg fahren und 1872 hatte die Schienenspitze Leutkirch<br />

die Bahnen ins Allgäu bis nach Isny und in der westlichen erreicht. Nach weiteren zwei Jahren dampften die Züge<br />

Richtung bis ins badische Pfullendorf und ins hohenzolle- auch bis zur Endstation Isny.<br />

rische Sigmaringen führen, wo die gleichfalls von Schlierholz<br />

geplante Donautalbahn aus Richtung Ulm anschließen Die oberschwäbische Hügellandschaft entsprach kaum<br />

Der Bau dieser Bahnen verlief nicht ohne Komplikationen.<br />

sollte. Dem 1865 für die Allgäubahnen in Stuttgart erlassenen<br />

Eisenbahngesetz folgte eine längere Planungs- und ideal“ der Eisenbahnplaner. Im Allgäu galt es zwischen den<br />

dem geraden oder nur leicht geschwungenen „Schönheits-<br />

Bauzeit, bis in mehreren Zwischenetappen die Zielorte Isny grünen Wiesen und den tief eingeschnittenen Bachtälern<br />

eine Trasse zu finden, bei der sich der bauliche Aufwand mit<br />

dem späteren Betrieb der Bahn gut vertragen konnte. Die<br />

überall anzutreffenden Torflager erschwerten zusätzlich die<br />

Bauarbeiten, denn auf schwankendem Torfboden kann keine<br />

Bahn sicher fahren. Den nassen Torf durch geschüttete<br />

Kiesdämme zu ersetzen war eine schweißtreibende Aufgabe.<br />

Doch was sich für den Bau als hinderlich erwies, bildete<br />

gleichzeitig die Grundlage für den Betrieb der neuen Strecke<br />

von der Donau bis an den Fuß der Alpen.<br />

Königliche Eisenbahner des Bf Waldsee um 1900 Stationsvorsteher des Bahnhofs Leutkirch um 1914<br />

89


Geschichte der Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

Torf –<br />

die heimische Kohle für die Dampfrösser oBerschWABens<br />

Als die ersten Lokomotiven der Schwäbischen Eisenbahn<br />

mit ihren Rauchfahnen die Bahndämme einhüllten, befand<br />

sich die Industriegesellschaft des Königreiches mitten im<br />

„Hölzernen Zeitalter“. Es gab keine verwertbaren Kohlevorkommen<br />

im Lande. Und wenn sich ein Unternehmer<br />

eine Dampfmaschine leistete, dann kostete es ihn ein<br />

Vermögen, die nötigen Kohlen auf Rhein und Neckar heranzuschaffen.<br />

Wohlweislich lautete deshalb die Bauvorgabe<br />

für die ersten Dampflokomotiven der Schwäbischen<br />

Eisenbahn: Es muss auch mit Holz und Torf geheizt werden<br />

können! Ab 1850 verfeuerten die Lokomotiven zwischen<br />

Ulm und Friedrichshafen teils heimisches Holz, teils auch<br />

Torf – und man fuhr ganz gut damit. 20 Jahre später, als<br />

die ersten Züge über die Allgäubahn rollten, gestaltete sich<br />

der süddeutsche Brennstoffmarkt keineswegs besser: Kohle<br />

aus dem Saargebiet war in Ulm immer noch so teuer, dass<br />

es billiger war, oberschwäbischen Torf in die Feuerkessel der<br />

Lokomotiven zu legen. Die durch den Bau der Allgäubahn<br />

erschlossenen Torflager wurden nun als Brennstoff für die<br />

Lokomotiven genutzt. In der Nähe von Aulendorf errichtete<br />

die Eisenbahnverwaltung ein bahneigenes Torfwerk, das<br />

den Hauptteil des Bedarfs befriedigte. Größere Mengen<br />

kaufte die Staatseisenbahn auch von privaten Torfstechern<br />

mit Abbaustellen bei Schussenried und Saulgau. Große<br />

Schuppen dienten auf der zum Eisenbahnknoten aufgewerteten<br />

Dorfstation Aulendorf zur trockenen Lagerung der<br />

„Allgäuer Kohle“.<br />

Der gegenüber Kohlen deutlich geringere Heizwert des<br />

Torfs erforderte an den Lokomotiven bauliche Änderungen.<br />

Statt eines offenen Kohlenwagens hing an den oberschwäbischen<br />

Torflokomotiven ein besonderen Torfvorratswagen.<br />

Dieser war mit hohen Wänden und einem Dach versehen,<br />

um den empfindlichen Brennstoff gegen Nässe zu schützen.<br />

Der bei Holz- und Torffeuerung unvermeidliche Funkenflug<br />

musste durch einen bauchigen Torfschornstein mit<br />

einer Einrichtung zum Funkenlöschen unterbunden werden.<br />

Südlich der Donau gab es bis zur Jahrhundertwende<br />

in Oberschwaben und im bayerischen Voralpenland nur<br />

ganz wenige Dampflokomotiven mit Kohlefeuerung; der<br />

überwiegende Teil aller Personen- und Güterzüge zwischen<br />

Donau, Bodensee und Chiemsee wurde von Lokomotiven<br />

mit Torffeuerung gezogen. Die einzige Ausnahme waren<br />

die schweren Schnellzüge auf der Hauptstrecke zwischen<br />

Stuttgart und Salzburg, darunter auch der berühmte Orient-<br />

Express.<br />

Und weil der Schwäbischen Eisenbahn seit jeher der Ruf der<br />

sprichwörtlichen schwäbischen Sparsamkeit anhaftet, sei<br />

an dieser Stelle auch verraten, dass so manches einstmals<br />

stolze Dampfross seine letzten Tage im Allgäu nutzbringend<br />

verlebte. Wenn das Zügle von Kißlegg nach Wangen<br />

von Lokomotiven mit den Namenstafeln „Stuttgart“ oder<br />

„Ludwigsburg“ gezogen wurde, dann war dies der beste<br />

Beweis schwäbischer Handwerkskunst. Denn hinter der<br />

„Stuttgart“ und der „Ludwigsburg“ verbargen sich die ersten<br />

in Württemberg gebauten Dampflokomotiven, die nach<br />

zahllosen Fahrten auf der Hauptstrecke nun nach gründlicher<br />

Modernisierung im Allgäu „aufgebraucht“ wurden.<br />

Die Dampflokomotive mit dem Namen „Saulgau“ hingegen<br />

war ein echter Oberschwabe, gebaut 1869 von der Maschinenfabrik<br />

Esslingen am Neckar für die Güterzüge auf der<br />

Allgäubahn.<br />

90


Dampflokomotive WOLFEGG der Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen mit Torffeuerung<br />

91


Geschichte der Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

Geisterbahnhöfe für den internationalen Verkehr<br />

In ihren Verhandlungen mit dem benachbarten Großherzogtum<br />

Baden hatte die württembergische Regierung auch<br />

das Projekt einer Bahnverbindung zwischen Ulm und Basel<br />

ins Gespräch gebracht. Beide Seiten einigten sich auf eine<br />

Linienführung, die vom badischen Radolfzell ausging und<br />

Verknüpfungspunkte mit dem württembergischen Netz in<br />

Mengen bzw. Sigmaringen an der Donautalbahn und in<br />

Pfullendorf zur Allgäubahn vorsah. Die mit einem Staatsvertrag<br />

besiegelte Bahnverbindung zwischen Aulendorf<br />

und Pfullendorf ging 1875 in Betrieb; sie bildete die Fortsetzung<br />

der schon 1873 eröffneten badischen Bahn von<br />

Radolfzell über Schwackenreute nach Pfullendorf. Die beiden<br />

Bahnverwaltungen hegten zu Beginn große Hoffnungen<br />

bezüglich einer „internationalen“ Bedeutung dieser<br />

Strecke; man sah in ihr ein wichtiges Glied der Verkehrsachse<br />

zwischen Süddeutschland und der Schweiz. Aber<br />

bald stellte sich heraus, dass beide Seiten sich bei diesem<br />

Projekt gründlich verschätzt hatten. Die opulenten Bahnhofsbauten<br />

– Beispiele hierfür sind die Bahnhöfe Hoßkirch-<br />

Königsegg und Schwackenreute – waren für das bescheidene<br />

Verkehrsaufkommen einer einfachen Nebenbahn von<br />

Letzte Fahrt – Dampflokomotive der Baureihe 051 im Bahnhof Leutkirch 1975<br />

nur lokaler Bedeutung viel zu groß.<br />

92


Die Wangener kAlamität und der Neid des nAchbarn<br />

Etwas anders sah die Situation am südlichen Streckenast<br />

der Allgäubahn aus. Die alte Reichsstadt Wangen wurmte<br />

es gewaltig, dass sie beim Bau der Allgäubahn bisher ohne<br />

direkten Anschluss geblieben war. Nach vielen Eingaben<br />

erklärte sich die Bahnverwaltung bereit, mit einer kurzen<br />

Stichbahn nach Kißlegg die Wangener „Kalamität“ aus der<br />

Welt zu schaffen. Dem gesetzlichen Baubeschluss im Jahre<br />

1876 folgten vier Jahre mit umfangreichen Bauarbeiten,<br />

erschwert durch die besonderen geologischen Untergrundverhältnisse<br />

mit sehr wasserreichen, schlüpfrigen Gesteinsschichten<br />

und den Bau des Ratzenrieder Viadukts über die<br />

Argen. Als 1880 der erste Zug in Wangen einfuhr, war dies<br />

Postkartensicht des Bahnhof Leutkirch um 1900<br />

der Stadt die Ehrenbürgerschaft des Erbauers der Strecke<br />

Joseph Schlierholz wert. Und dies, obwohl der Bahnhof nur<br />

eine bessere Baracke war. Der schlichte Bretterbau hatte<br />

jedoch seinen tieferen Sinn, weil Bahnverwaltung und Stadt<br />

schon zu diesem Zeitpunkt einer Verlängerung der Bahn bis<br />

ins bayerische Hergatz im Auge hatten.<br />

In der östlichen Richtung harrte man in Leutkirch immer<br />

noch einer Verbindung nach Memmingen, die bei Ferthofen<br />

die Landesgrenze zwischen Württemberg und Bayern überschreiten<br />

sollte. In den Amtsstuben der bayerischen Eisenbahnverwaltung<br />

dachte man mit Sorgenfalten an die Auswirkungen<br />

dieser Verbindung. Sie hätte nämlich zusammen<br />

mit einer Verlängerung der Wangener Bahn nach Hergatz<br />

eine neue durchgehende Verbindung zwischen Augsburg<br />

bzw. München und Lindau geschaffen. Diese neue Strecke<br />

durch das württembergische Ausland wäre trotz ihrer<br />

kurvenreichen Linienführung wesentlich kürzer gewesen<br />

als die bayerische Allgäubahn von Buchloe über Kempten<br />

an den Bodensee. Nach längeren Verhandlungen stimmte<br />

Bayern dann doch dem Bau der Bahnen von Leutkirch nach<br />

In schneller Fahrt durch Kißlegg<br />

Memmingen und von Wangen nach Hergatz zu; sie wurden<br />

1889 und 1890 eröffnet. Die von Bayern befürchtete Verlagerung<br />

des Fernverkehrs auf die württembergische Seite<br />

trat durch eine geschickte Fahrplangestaltung nicht ein;<br />

unbequeme Anschlussverbindungen in Memmingen und<br />

in Hergatz verhinderten, dass die württembergischen Allgäubahn<br />

keine Konkurrenz für ihr bayerisches Gegenstück<br />

bilden konnte.<br />

93


Geschichte der Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

Allgäuer Verhältnisse –<br />

die Sorgen der Bahnverwaltung und die Nöte der fAhrgäste<br />

1880 machte sich die Bahnverwaltung in Stuttgart Gedanken<br />

wegen der Rentabilität der Bahnen im Allgäu. Man<br />

hatte viel (Steuer-)Geld in die Schienenstränge zwischen<br />

Donau und Argen verbaut, doch der bescheidene Personenverkehr<br />

und die transportierten Güter brachten zu<br />

wenig Einnahmen, um die Einstufung als Haupt-Eisenbahn<br />

zu rechtfertigen. Die Abwertung zur Nebenbahn gestattete<br />

ab 1880 Betriebsvereinfachungen und Einsparungen<br />

beim Bahnbewachungspersonal. Die zunehmend lauter<br />

werdenden Stimmen nach weiteren Erschließungsbahnen<br />

versuchte die Bahnverwaltung durch neue Verkehrskonzepte<br />

zu besänftigen. Der Versuch, mit Schmalspurbahnen den<br />

94<br />

Flur aus 1875 im Bahnhof Burgweiler um 1965 Großer Bahnhof – Besuch der württembergischen Königin in Saulgau


abseits der Hauptbahnen liegenden größeren Orten eine<br />

Anschluss an den Weltverkehr zu verschaffen, wurde nach<br />

einigen gebauten Bahnen wieder aufgegeben. Das „Öchsle“<br />

zeugt noch heute als Museumsbahn von dieser Epoche.<br />

Auch die Pläne für eine Schmalspurbahn von Tannheim<br />

nach Ochsenhausen verschwanden wieder in den Archiven.<br />

Nur für einen Anschluss der Gemeinde Wurzach an die<br />

Allgäubahn bei Roßberg konnte sich die Bahnverwaltung<br />

erwärmen. Das ursprünglich für schmale Spur geplante<br />

Projekt wurde mit normaler Spurweite im Jahre 1904 in<br />

Betrieb genommen.<br />

Ungeachtet aller Sparsamkeit blieb die Allgäubahn ein<br />

Sorgenkind der Bahnverwaltung. Mit vier bis fünf Zügen<br />

am Tag in jede Richtung war zwar ein gewisses Grundbedürfnis<br />

an Mobilität befriedigt. Doch weil die Bahnverwaltung<br />

jeden zusätzlichen Zugkilometer scheute, bestanden<br />

die meisten Verbindungen im Fahrplan aus sogenannten<br />

„Gemischten Zügen“. Elegant gekleidete Städter und<br />

Amtspersonen fuhren 2. Klasse, weil es sich auf gepolsterten<br />

Sitzplätzen angenehmer reiste; einfache Bauernknechte<br />

und mit Körben und Schachteln beladenen Marktleute<br />

begnügten sich mit der „Holzklasse“. Diese wurde 1907<br />

nochmals vereinfacht: die drittklassigen „körpergerechten“<br />

Lattenbänke wurden durch glattgehobelte Holzbretter der<br />

4. Klasse ersetzt. Ungeachtet dieses bescheidenen Komforts<br />

hatte man es im Allgäu mit den luftigen Durchgangswagen<br />

besser als auf vielen anderen Bahnen des Kaiserreiches,<br />

wo sich das Volk in enge Abteile im überkommenen<br />

Postkutschen-Format zwängen musste. Doch auch mit dem<br />

schwäbischen Großraumwagen war das reisende Publikum<br />

mitunter überfordert, wie aus der Frage eines älteren Weibleins<br />

an den Schaffner zu entnehmen ist: „Herr Kondukteur<br />

– an welchem Wagenende soll ich aussteigen? – Antwort<br />

des Uniformierten: „Des isch egal; der Wagen hält an beiden<br />

Enden!“<br />

Die andere Hälfte des typischen Allgäubahn-Zuges bestand<br />

aus Gütern aller Art. Im Gepäckwagen verstauten die Ladeschaffner<br />

große Koffer und eilige Expressgüter wie zum<br />

Beispiel die runden Schweizer Käse aus Allgäuer Milch. Ein<br />

besonderer gedeckter Güterwagen diente der Beförderung<br />

der schwergewichtigen Stückgüter. Nicht zu vergessen der<br />

Postwagen: In ihm sortierten die flinke Hände der württembergischen<br />

Bahnpostbeamten die aufgegebenen Briefe in<br />

viele Fächer, um dann in Aulendorf säckeweise ihre Fracht<br />

an die Kollegen in den Anschlusszügen zu übergeben und<br />

neue Postsendungen für das Allgäu einzuladen. Zusätzlich<br />

wurden bei Bedarf weitere beladene und leere Güterwagen<br />

den Zügen angehängt. Dieses zeitaufwendige Gütergeschäft<br />

war in den Fahrzeiten schon mit eingebaut, weshalb<br />

die Fahrgäste der Allgäubahn vor allem eines mitbringen<br />

mussten: viel Geduld!<br />

95


Geschichte der Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

Ein LückenbüSSer als Ur-Ahn<br />

des modernen Schienenverkehrs<br />

Doch mitunter wurde die Geduld des reisewilligen Publikums<br />

Parallel zur motorisierten Kutsche rüstete Daimler auch<br />

auch überstrapaziert. Noch zu königlich-württember-<br />

einige Schienenfahrzeuge mit seinem Benzinmotor aus.<br />

gischen Zeiten wurde lauthals nach mehr Zugverbindungen Darunter befand sich auch ein Straßenbahnwagen. Dieser<br />

zwischen den kleineren Amtsstädten und den umliegenden war aber für die steigungsreichen Strecken im Stuttgarter<br />

Dörfern gerufen. Wie es sich für eine sparsame, aber dennoch<br />

Stadtgebiet doch etwas zu schwach auf der Motor-Brust,<br />

fortschrittliche Bahnverwaltung gehörte, wurden Mit-<br />

weshalb man die Versuche mit diesem Benzin-Triebwagen<br />

tel und Wege gefunden, um diesem Missstand abzuhelfen. auf den Gleisen der Schwäbischen Eisenbahn fortsetzte.<br />

Möglich macht dies ein Mechaniker mit dem Namen Gottlieb<br />

Warum ausgerechnet die Allgäubahn den Vorzug erhielt,<br />

Daimler. Er befasste sich im Allgäu-fernen Cannstatt erste Einsatzstrecke eines Motor-Triebwagens zu werden,<br />

mit Experimenten an neuartigen Benzinmotoren. Einmal verschließt sich dem Kundigen. Dass jedoch der Daimlerins<br />

Laufen gebracht, baute der findige Mechanikus Daimler Triebwagen zwischen Saulgau und Riedlingen verkehrte,<br />

seine Motoren sogleich in allerlei Verkehrsmittel ein. Das ist durch den Fahrplan belegt. Dem rauhen Alltagsbetrieb<br />

Fahrgestell einer Pferdekutsche wurde auf diese Weise mit zeigte sich die neueste Motortechnik durchaus gewachsen.<br />

einem Benzinmotor „automobil“ gemacht – und somit Ab 1904 füllten neue in Saulgau und Kißlegg stationierten<br />

zum Stammvater aller Kraftfahrzeuge mit einem Stern am Benzin-Triebwagen die Fahrplanlücken auf der Allgäubahn.<br />

Kühlergrill. Dass dieses erste Kunstwerk automobiler Technik<br />

Somit sind die Daimler-Triebwagen die Ur-Form des heutigen<br />

in der Lokomotivabteilung der Maschinenfabrik Esslingen<br />

Triebwagenverkehrs. Auch wenn der Kraftstoff für den<br />

entstand, sei nicht nur am Rande vermerkt. Die Zusammenarbeit<br />

Motor heutzutage Diesel ist, hat sich das Grundkonzept<br />

dieser Maschinenfabrik mit Gottlieb Daimler war von damals nur unwesentlich verändert: 1 motorgetriebe-<br />

der Auslöser für eine Entwicklung, die den Schienenverkehr ner Personenwagen + 1 Wagenführer = preiswerter Eisenbahnbetrieb<br />

auch im Allgäu prägen sollte.<br />

mit mehr Verbindungen im Fahrplan.<br />

Allgäuer Bauer beim Fahrplanstudium<br />

96


Auf die Dauer waren die Benzin-Triebwagen zu leistungsschwach,<br />

um auch bei den Wetterbedingungen<br />

der strengen Allgäuer Winter störungsfrei zu fahren. In<br />

dieser Situation setzte die Bahnverwaltung auf die bewährte<br />

Dampf-Technik, aber nun in verbesserter Form. In der<br />

Maschinentechnischen Abteilung der Stuttgarter Generaldirektion<br />

hatte der Obermaschinenmeister Eugen Kittel<br />

einen leistungsfähigen Dampferzeuger entwickelt, der sich<br />

bestens für Triebwagen eignete. Die nach ihm benannten<br />

Kittel-Dampftriebwagen ersetzten die Benzintriebwagen<br />

und waren bis zum Ausbruch des I. Weltkrieges fester<br />

Bestandteil des Verkehrsangebotes auf der Allgäubahn.<br />

Personenzug mit bester Aussicht – Schienenbus im Bahnhof Leutkirch 1975<br />

97


Geschichte der Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

Unruhige Zeiten mit ungeliebten AbteilWAGen<br />

und besonderen Zügen für Rindviecher<br />

Der I. Weltkrieg bewirkte eine Zäsur; in der Gesellschaft, Unternehmen formte: die Deutsche Reichsbahn. Unter<br />

in der Wirtschaft und auch für die Allgäubahn. Statt Personenzügen<br />

verkehrten Truppentransportzüge an die Front, der Allgäubahn. Statt Torflokomotiven wurden nun mit<br />

dem Zwang der unruhigen Zeiten wandelte sich das Bild<br />

und mit zeitlicher Verzögerung in umgekehrter Richtung die Kohle gefeuerte Lokomotiven vor die Züge gespannt und<br />

Verwundetenzüge zu den über das Land verteilten Lazaretten.<br />

Gesellschaft und Wirtschaft zeigten Mangelerscheigestrichen.<br />

Die schwäbischen Großraumwagen mussten<br />

der Fahrplan auf wenige Hauptverbindungen zusammennungen,<br />

in bester Weise erkenntlich auch am Fahrplan, der den ungeliebten Abteilwagen weichen, weil es in Preußen<br />

sich zusehends ausdünnte. Durch die Revolution verlor zuviele dieser Gattung gab. Das Publikum war wenig begeistert<br />

von dieser neuen Art des Reisens. Bei jedem Halt<br />

das Land den König und die Staatseisenbahn ihr Prädikat<br />

„königlich“. Gebeugt von der Schuldenlast, verkaufte das wurden die Abteiltüren von den platzsuchenden Reisenden<br />

Land wie alle anderen deutschen Staaten seine Bahnen auf dem Bahnsteig aufgerissen, was im Winter nicht gerade<br />

an das Reich, das aus der Hinterlassenschaft ein neues Freudenstürme bei den schon im Abteil Sitzenden auslöste.<br />

Erst Mitte der dreißiger Jahre zeigten sich bescheidene<br />

Ansätze einer Modernisierung. Mit Dieseltriebwagen versuchte<br />

die Reichsbahn, dem Kostendruck gegenzusteuern.<br />

Es blieb bei wenigen Fahrten; der überwiegende Teil der<br />

Züge wurde auf der Hauptstrecke Herbertingen – Aulendorf<br />

– Memmingen und auf den Nebenbahnen wie bisher mit<br />

Dampflokomotiven bespannt. Diese waren zwar etwas moderner<br />

als die alten Torflokomotiven, doch stecken in ihrer<br />

Bauart immer noch viel von den früheren königlichen Ei-<br />

Weinlieferung im Bf Wangen um 1910 Versand von neuen Mistwagen um 1955<br />

98


Pendelgüterwagen für Stückgüter<br />

ein ausgeklügeltes System von besonderen Viehzügen reiste<br />

das Allgäuer Viehzeug ins Unterland, um dort die Kochtöpfe<br />

der Stuttgarter Industriearbeiter zu füllen.<br />

Entgegen allen Visionen der Machthaber im nun großen<br />

Deutschen Reich blieb die Bahn das Rückgrat des Verkehrs<br />

in allen Gesellschafts- und Wirtschaftsbereichen. Daran änderte<br />

auch der Ausbruch des II. Weltkrieges nichts. Mehr<br />

denn je war die Bevölkerung auf die Schienenstränge angewiesen.<br />

Spürbar betroffen vom Krieg wurde die Allgäubahn<br />

erst ab 1943, als die ersten Bomben auf Bahnhöfe fielen.<br />

Spätestens Mitte 1944 war an einen geregelten Bahnbetrieb<br />

kaum noch zu denken. Angriffe von feindlichen Flugzeugen<br />

auf einzelne Züge und Bombenabwürfe auf Bahnsenbahnen<br />

der Länder Württemberg, Preußen oder Bayern.<br />

Es gab immer noch gemischte Züge mit langen Aufenthalten<br />

durch das Rangieren der Güterwagen. Entgegen<br />

allen Vorstellungen war der Transport von Milch auf der<br />

Allgäubahn nie ein großes Geschäft. Dieses Frachtgut war<br />

zu empfindlich, um einen langen Transport in die größeren<br />

Städte ohne Schaden zu überstehen. Größere Bedeutung<br />

hatten jedoch die Produkte der Allgäuer Käsereien. Für<br />

die Milchwirtschaft hatte man einen täglich verkehrenden<br />

Eilgüterzug mit Personenbeförderung eingeführt, um Käse,<br />

Butter und andere leichtverderbliche Waren schnell ans Ziel<br />

zu befördern.<br />

Dreh- und Angelpunkt der Viehwirtschaft war der Viehzug<br />

nach Stuttgart. Einmal in der Woche füllten sich auf den<br />

größeren Bahnhöfen die Ladegleise mit Viehzeug, das die<br />

Landwirte der Umgebung zum Verkauf den Großhändlern<br />

anboten. Dem Feilschen um einen für Bauer und Viehhändler<br />

annehmbaren Preis folgte der per Handschlag geschlossene<br />

Verkaufsvertrag, womit das Schicksal der Kuh oder des<br />

Schweins besiegelt war: Ab in den Güterwagen zur Fahrt<br />

mit anderen Artgenossen in den Stuttgarter Viehhof. Über<br />

höfe machten das Eisenbahnfahren äußerst gefährlich. Auf<br />

den Ausweichgleisen der Landbahnhöfe sammelten sich<br />

beschädigte Lokomotiven aus Polen, Frankreich und anderen<br />

Ländern – Strandgut eines Krieges, der zusehends<br />

auch in das Allgäu eindrang. Vom übermächtigen Gegner<br />

bedrängt, zogen sich die deutschen Truppen durch das Allgäu<br />

in Richtung auf die imaginäre Alpenfestung zurück. Gesprengte<br />

Brücken wie jene über die Iller zwischen Tannheim<br />

und Memmingen waren die letzten Hinterlassenschaften<br />

des Untergangs. Als sich der Befehlszug der Reichsbahndirektion<br />

Stuttgart zur letzten Fahrt nach Isny in Bewegung<br />

setzte, war die Besetzung des Allgäus durch die französischen<br />

Truppen nur noch eine Frage von Stunden.<br />

Rangierarbeiten im Bf Marstetten-Aitrach 1970<br />

99


Geschichte der Württemberg-Allgäu-Bahn<br />

Aufbruch in die Eisenbahn-Zukunft<br />

Rund fünf Jahre benötigte die neu geschaffene Deutsche<br />

Bundesbahn, um die Wunden des Krieges zu schließen.<br />

Und weitere fünf Jahre, um mit dem Schienenbus als Ersatz<br />

für die Dampfzüge auch im Allgäu ein völlig neues Reisegefühl<br />

anzubieten. Vorschnell als Nebenbahnretter angepriesen,<br />

konnten aber auch diese modernen Triebwagen den<br />

Niedergang der Nebenbahnen nicht aufhalten. 1963 wurde<br />

zwischen Roßberg und Wurzach der Personenverkehr auf<br />

der Schiene eingestellt, ab 1966 ersetzten Bahnbusse die<br />

Personenzüge zwischen Leutkirch und Isny. 1971 fuhr auch<br />

Bis 1975 wurden schwere Güterzüge von Dampflokomotiven gezogen<br />

zwischen Altshausen und Pfullendorf der allerletzte Personenzug.<br />

Als 1966 Diesellokomotiven die letzten Dampflokomotiven<br />

vor den Personenzügen ersetzten, hatte sich der Fahrplan<br />

gegenüber früheren Zeiten stark gewandelt. Nun verkehrten<br />

auch Eilzüge und sogar Schnellzüge auf den Schienen<br />

im Allgäu. Die Zielschilder an den Wagen vermittelten einen<br />

kleinen Hauch von der weiten Welt des Schienenverkehrs:<br />

Freiburg, München, Augsburg, Zürich, Genf, Mailand.<br />

Doch die Zeiten ändern sich, und mit ihnen auch die Ansprüche<br />

der Kunden an einen modernen Schienenverkehr.<br />

1 Million Tonnen Erdöl aus Tannheim Viele Container aus Pfullendorf<br />

100


Die Umstellung auf den Allgäu-Schwaben-Takt im Jahre<br />

1993 war der entscheidende Schritt für eine völlig neue<br />

Standortbestimmung der Schienenwege im Allgäu. Mit<br />

einem auf optimale Anschlüsse zu den Fernverkehrsknoten<br />

Ulm, Augsburg, München, Lindau und Aulendorf ausgerichteten<br />

Fahrplanangebot wurde die Funktion der Allgäubahn<br />

in der Flächendienung neu definiert. Das Ergebnis sprach<br />

für sich: nach zehn Jahren Probezeit ergab sich zwischen<br />

den genannten Knotenpunkten ein Fahrgastzuwachs von<br />

43%! Mit diesem Ergebnis war der Fortbestand gesichert.<br />

Die inzwischen durchgeführten Modernisierungsmaßnahmen<br />

bei der Sicherungs- und Betriebstechnik und der<br />

Einsatz von Niederflurtriebwagen brachten weitere Verbesserungen<br />

bei Pünktlichkeit, Geschwindigkeit und Komfort.<br />

Wenn es tatsächlich gelingt, den Schienenstrang zwischen<br />

Memmingen und Hergatz als Teil einer Internationalen<br />

Verkehrsachse zwischen München und der Schweiz aufzuwerten,<br />

wird dies weitere positive Auswirkungen auf das<br />

gesamte Allgäu haben. Die Schwäbische Eisenbahn hat<br />

auch im Allgäu Zukunft!<br />

Hochbetrieb auf der Allgäubahn um 1980 – Zugkreuzungen im Bahnhof Saulgau<br />

Schienenbus nach Aulendorf in Leutkirch um 1980<br />

101


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Bodensee-Oberschwaben<br />

Verkehrsverbundgesellschaft mbH (bodo)<br />

Bahnhofplatz 5<br />

88214 Ravensburg<br />

www.bodo.de<br />

Stand: April 2013<br />

Der Herausgeber übernimmt für eventuelle Druckfehler<br />

und die Richtigkeit der Angaben keine Gewähr.<br />

Änderungen vorbehalten.<br />

Konzept, Gestaltung<br />

ÖkoMedia GmbH, Stuttgart<br />

Textredaktion<br />

ÖkoMedia GmbH, Stuttgart<br />

Thomas Scherer,<br />

Dr. Andreas Megerle,<br />

Beiträge von Annette Hildinger und Yvonne Ernst<br />

Fotos<br />

Bernd Hasenfratz, Titel, Seiten 5, 7, 9, 26, 28, 30, 31, 33,<br />

37, 38, 41, 47, 53, 59, 61, 63, 64, 65, 66, 74, 75, 76, 81<br />

Bruno Kickner, Seite 43<br />

Felix Löffelholz, Seite 77<br />

Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH<br />

Dank geht auch an viele Städte und Gemeinden, die Bilder<br />

und Text zur Verfügung gestellt haben.<br />

www.pixelio.de<br />

Druck<br />

Bodenseemedien Zentrum (BMZ), Tettnang<br />

Weiterführende Informationen gibt es u.a. über:<br />

Tourist-Informationen, Bürgerämter und Servicestellen der<br />

Städte und Gemeinden<br />

www.bodo.de<br />

www.bodo.de/freizeitland<br />

www.radexpress-oberschwaben.de<br />

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Broschüre?<br />

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht<br />

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per Fax: 0751 361 41 51<br />

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(bodo), Bahnhofplatz 5, 88214, Ravensburg<br />

Diese Broschüre wurde gefördert von PLENUM.<br />

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