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online Kulturmagazin<br />

9. <strong>Ausgabe</strong><br />

März - April 2012<br />

GAMES


Gespielt und verloren...<br />

Fotos von Annika Smiatek<br />

1


3<br />

Fotos: Annika Smiatek


Sie zerrten Dich in einen Keller, schlossen Dich mit Maden ein. Das Wasser tropfte tagelang die Wände<br />

entlang und Du wundertest Dich über gar nichts mehr.<br />

Dann, kurz vor der Bewusstlosigkeit, ertönten ihre Schritte, hallten wider durch Dein Ohr. Ein Blinzeln<br />

noch, dann war alles weiß. Die Halogenlampe fuhr durch Deine Adern wie ein Blitz.<br />

Sie schossen 39 Kugeln durch Dein Herz. Bis eine davon das Beton zu bröckeln vermochte. Beim 39. Mal<br />

brach das Sonnenlicht durch Deinen Körper. Sie haben nicht gesiegt.<br />

Roulette<br />

Rebecca Ufert<br />

Foto: Annika Smiatek<br />

5


Seriengeschichte<br />

Fortsetzung<br />

III.<br />

Alicia stieg langsam aus dem Bett, zuerst mit dem linken, dann<br />

mit dem rechten Fuß. Sie konnte es nicht anders, es musste<br />

immer so sein, sonst war sie der festen Überzeugung, dass ihr<br />

Tag von mindestens einem Unglück überschattet sein würde.<br />

Sie schaltete die Stereoanlage an und legte eine CD ein. Genau<br />

die richtige Stimmung für Mad World, denn sie hatte nicht<br />

vergessen, was gestern passiert war – ganz im Gegenteil, noch<br />

immer sah sie deutlich das Gesicht des Mannes vor sich… Das<br />

war auch so ein Talent, das überflüssig war: ihr Gedächtnis.<br />

Oft konnte sie sich noch nach einer Woche daran erinnern,<br />

was eine Frau in der U-Bahn getragen hatte, sie hätte die alte<br />

graue Daunenjacke und die ockergelbe Cordhose noch problemlos<br />

beschreiben können, wenn es denn irgendjemanden<br />

interessiert hätte. Geburtstage, Arzttermine, ganz besonders<br />

Zahnarzttermine und Telefonnummern jedoch konnte sie sich<br />

nicht merken.<br />

In ihren Hausschuhen schlurfte sie ins Bad, wo sie wie jeden<br />

Morgen ihr Peeling fürs Gesicht auftrug. Sie wusch es wieder<br />

ab, blickte in den Spiegel und sah ihr nasses Gesicht, ihre<br />

großen, dunkelbraunen Augen, ihr glattes, kastanienbraunes<br />

Haar, ihre schmale Nase mit dem kleinen Höcker, ihre Lippen,<br />

dünn, aber mit ausgeprägtem Herz. Während sie mit der<br />

Bürste ihr Haar kämmte, kam ihr eine Idee: Was, wenn sie<br />

ihren Job einfach kündigte? Sie hatte sowieso nur noch drei<br />

Monate zu leben, ihre Ersparnisse würden schon reichen. Das<br />

Klavier, auf das sie eigentlich gespart hatte, stand ja bereits im<br />

Wohnzimmer.<br />

Wirklich?<br />

Schnell schwebte sie ins Wohn- und Schlafzimmer, doch, es war<br />

noch da und leuchtete rot. Geduldig schien es auf sie und ihre<br />

Hände zu warten. Nicht jetzt, dachte sie. Ich muss nachdenken.<br />

Und wenn sie keine Arbeit, keine Beschäftigung mehr hatte,<br />

was sollte sie dann tun? Zuhause sitzen und auf den Tod warten?<br />

Nein, sie brauchte eine neue, völlig neue Beschäftigung.<br />

Jetacoviri<br />

7


Was hatte sie schon immer tun wollen?<br />

Pianistin werden. Eine neue Sprache lernen. Älteren Menschen<br />

helfen. Fallschirm springen. Ein Autoradio klauen. Durch Europa<br />

reisen. Ja, das war es! Sie würde durch Europa reisen,<br />

mit dem Klavier, und außerdem noch eine neue Sprache lernen.<br />

Ach ja, das Klavier. Es brauchte einen Namen, denn es<br />

würde ihr Reisegefährte werden, und ohne Namen war es ein<br />

Fremder, und mit einem Fremden würde Alicia nicht reisen<br />

wollen.<br />

Gut, dann suche ich einen schönen Namen für dich aus, dachte<br />

sie, ans Klavier gewandt. Apropos – darf ich dich überhaupt<br />

duzen?, fragte sie sich. Erst mal vorstellen.<br />

„Ich bin Alicia Kalinek, freut mich“, sagte sie und berührte<br />

das Klavier ganz rechts. „Da wir noch viel gemeinsam vorhaben,<br />

schlage ich vor, dass wir uns duzen. Ist das in Ordnung?“<br />

Anstandshalber legte sie eine Pause ein. Natürlich schwieg<br />

das Instrument beharrlich. Einen Namen, es brauchte einen<br />

Namen… Nach kurzem Überlegen entschloss sie sich, es in<br />

der Sprache zu benennen, die sie lernen wollte. Bloß – welche<br />

war das? Chinesisch? Russisch? Dänisch? Die Sprache der<br />

Musik, dachte sie. Italienisch. Das will ich lernen.<br />

Aus dem Bücherregal fischte sie ein vergilbtes Taschenwörterbuch<br />

Italienisch-Deutsch, das einmal ihrem Vater gehört<br />

hatte, vor sehr langer Zeit, bevor sich die Dinge überschlagen<br />

hatten. Unschlüssig blätterte sie hin und her, bis ihr Blick<br />

an einem Wort hängen blieb: millepiedi. Tausendfüßler stand<br />

daneben geschrieben. Der Name gefiel Alicia sofort. Eigentlich<br />

besaß ein Klavier ja gar keine Füße, aber ihr gefiel dieser<br />

Widerspruch.<br />

Sie stand auf und sagte feierlich: „Freut mich, dich kennenzulernen,<br />

Millepiedi.“<br />

Das wäre erledigt. Als nächstes musste sie im Büro anrufen,<br />

denn sie mochte keine halb angefangenen Sachen. Diesmal<br />

war sie fest entschlossen, <strong>als</strong> sie die Nummer wählte. Sie ver-<br />

Jetacoviri<br />

9


langte den Chef zu sprechen und gab ohne Erklärung an, dass<br />

sie kündigen wolle. Zu ihrem Erstaunen war ihr Chef recht<br />

schnell bereit, ihre Kündigung entgegenzunehmen. Abzüglich<br />

ihrer Urlaubstage blieben von der Kündigungsfrist noch zwei<br />

Wochen übrig. Deshalb verlangte er von ihr <strong>als</strong> einzige Bedingung,<br />

für diesen Zeitraum noch in die Arbeit zu kommen,<br />

damit rechtzeitig ein Ersatz für sie gefunden werden konnte.<br />

Sie stimmte zu und legte auf.<br />

Alicia war etwas verärgert – verärgert über sich selbst. Warum<br />

hatte sie nicht an die Kündigungsfrist gedacht? Jetzt musste<br />

sie noch zwei Wochen ihres so kurzen Lebens in der Arbeit,<br />

lebendig begraben unter Rechnungen und Handelsbriefen,<br />

verschwenden. Nein, nicht verschwenden. Es war anders<br />

gelaufen, <strong>als</strong> sie sich ausgemalt hatte (und <strong>als</strong> diverse Hollywoodfilme<br />

und der Satz: „Ich kündige, und zwar fristlos!“ es<br />

ihr vorgemacht hatten). Trotzdem konnte sie auch von diesen<br />

zwei letzten Arbeitswochen ihres Lebens profitieren, so gut es<br />

ging. Sie würde sie genießen und ganz locker und entspannt<br />

angehen. Und dann würde sie frei sein.<br />

Jetacoviri<br />

Foto: Melle<br />

11


I SEE YOU ...<br />

Cindy Wegner<br />

13


Fotos: Cindy Wegner<br />

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Fotos: Cindy Wegner<br />

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Fotos: Cindy Wegner<br />

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21<br />

Fotos: Cindy Wegner


Fotos: Cindy Wegner<br />

23


25<br />

Fotos: Cindy Wegner


Fotos: Cindy Wegner<br />

27


Ganz kurz vor dem Gewitter<br />

Ein sanfter Regen, und die Zeder,<br />

in den Abend gestickt mit tausend Stichen<br />

und einem, verliert ihre Fassung.<br />

Auch die Steine machen sich auf,<br />

sie suchen ein Ufer. Nur die Saatkrähen<br />

mit ihren nackten weißlichen Gesichtern<br />

beschließen zu bleiben. Sie zerren<br />

an dem Tuch, das die Dinge verhüllt,<br />

<strong>als</strong> gelte es etwas zu zeigen.<br />

Alles noch Sichtbare erinnert sich<br />

an das Unsichtbare, das immer und ewig<br />

unsichtbar bleibt, wenn das Gewitter<br />

hereinbricht.<br />

Michael Krüger.<br />

In: Der ewige Brunnen. Ein Hausbuch deutscher Dichtung. Hrgb.:<br />

L. Reiners, A. von Schirnding. München 2005, S. 354<br />

Papercut: Katharina Ortner<br />

29


Papercut: Katharina Ortner<br />

31


Gemüter-City<br />

Simone Heinze<br />

33


Die Trickbetrügerin<br />

Bilder: Simone Heinze<br />

Homunkulus<br />

35


Ich war mal eine Trickbetrügerin<br />

Bilder: Simone Heinze<br />

37


Jeu de couleur<br />

Astrid Diepes<br />

39


41<br />

Fotos: Astrid Diepes


43<br />

Fotos: Astrid Diepes


45<br />

Fotos: Astrid Diepes


47<br />

Fotos: Astrid Diepes


49<br />

Fotos: Astrid Diepes


Urban Tree Music - Music that Moves you<br />

Vor gerade einmal knapp zwei Jahren<br />

gründeten die beiden jungen Berliner<br />

David Buchholz und Jens P. Neumann das<br />

Indielabel Urban Tree Music.<br />

Von Anfang an lag es ihnen am Herzen,<br />

sich von den gängigen Major-Labels mit<br />

ihrer markt- und gewinnorientierten Haltung<br />

zu distanzieren und ein eigenes Leitbild zu<br />

entwerfen.<br />

So geht es bei Urban Tree Music nur um<br />

Musik, um Musik die bewegt – am Puls<br />

der Stadt, fernab von Genres, Gewinnmaximierung und dem<br />

heutzutage häufig dominierenden Starkult.<br />

Noch vor der Zeit von Urban Tree Music leitete Jens P. Neumann<br />

die Reggae-Community Reggae-Town.de. Über die Arbeit an<br />

dem Projekt lernte er David Buchholz (Ephraim Juda) kennen,<br />

der dam<strong>als</strong> jemanden suchte, der sein Debüt-Album “Coming<br />

Home” promoten würde. Aus dieser Zusammenarbeit und vielen<br />

Versuchen ein geeignetes Label für Ephraim Juda zu finden,<br />

entstand die gemeinsame Vision eines eigenen Labels, auf dem<br />

dann im Sommer 2010 “Coming Home” erschien und das heute<br />

mittlerweile 6 Künstler beherbergt.<br />

Die Künstler:<br />

Ephraim Juda, macht eine<br />

Mischung aus Reggae und Singer-<br />

Songwriter, gekoppelt mit guten<br />

Texten und ist mittlerweile einer<br />

der talentiertesten Newcomer der<br />

deutschen Reggae-Szene.<br />

https://www.facebook.com/<br />

ephraimjuda http://www.youtube.<br />

com/watch?v=8ssL9MxXyPk<br />

51


Vielen bekannt, aber erst seit kurzem bei Urban Tree Music ist der<br />

seit den 90ern aktive Reggae- und Dancehall Künstler Benjie,<br />

dessen Album „Gelobtes Land“ seit 2011 auf dem Markt ist und<br />

nicht nur die Hüfte sondern auch das Hirn animiert.<br />

https://www.facebook.com/benjieoriginal http://www.youtube.com/<br />

watch?v=zWHHd-sXnNA<br />

Einen komplett neuen<br />

Sound vertritt der aus<br />

Jamaika stammende<br />

Singin Gold, der sich<br />

für sein ebenfalls<br />

2011 erschienenes<br />

Album „Marching on“<br />

mit Symbiz Sound<br />

zusammengetan<br />

hat. Das Ergebnis<br />

lässt sich <strong>als</strong> „Future Dancehall“ bezeichnen – es verkörpert eine<br />

Weiterverarbeitung von Dancehall, Dubstep und 2Step.<br />

https://www.facebook.com/pages/Singin-<br />

Gold/109789292435405<br />

http://www.youtube.com/watch?v=0ECm64g1yn8<br />

53


Die von Foresta produzierte Selection „Youth Riddim“, auf der sich<br />

der Großteil der (deutschen) Reggaeszene wiederfinden lässt, ist<br />

eine weitere Veröffentlichung des Labels welche nicht nur <strong>als</strong> MP3<br />

und CD sondern auch <strong>als</strong> Vinyl erstanden werden kann.<br />

Auch in diesem<br />

Jahr wird beim<br />

Label Urban Tree<br />

Music weiterhin<br />

einiges passieren.<br />

Unter anderem werden der Bonner Singer-Songwriter Simon<br />

Grohé und die deutsche Drum’n’Bass Größe Stunnah eine neue<br />

EP sowie ein folgendes Album veröffentlichen.<br />

https://www.facebook.com/pages/Simon-Grohé/109480475838805<br />

http://www.youtube.com/watch?v=1KGCL0iodww<br />

https://www.facebook.com/stunnstarr?ref=ts http://www.youtube.<br />

com/watch?v=atRSiJoiiQI<br />

https://www.facebook.com/ForestaBerlin http://www.youtube.com/<br />

watch?v=f8yE_EYreXM<br />

55


Der erst vor kurzem gegründete Zweig des Labels Urban Tree<br />

Media zeigt, dass die Jungs von Urban Tree Music nicht nur<br />

Sinn für gute Musik und talentierte Künstler, sondern auch ein<br />

Händchen für die Produktion und Bearbeitung von Musikvideos,<br />

Imagefilmen und Dokumentationen haben.<br />

Bisher produzierte Urban Tree Media beispielsweise eine<br />

Dokumentation über das „United for Africa“ Benefiz-Festival,<br />

welches am 03.09.2011 im Berliner Tempodrom stattfand. Das von<br />

Reggae-Nation-Germany auf Grund der andauernden Hungerkrise<br />

in Somalia ins Leben gerufene Festival wurde von den besten<br />

Reggae-Artists Deutschlands wie zum Beispiel Gentleman, Nosliw,<br />

Ganjaman, Uwe Banton und Ephraim Juda unterstützt, welche<br />

allesamt ihre Musik für den guten Zweck zum Besten gaben.<br />

Die Highlights des Events, sowie Interviews und Backstage-<br />

Impression fasste<br />

Urban Tree Media nun in einer 60-minütigen Dokumentation<br />

zusammen, die man sich bei YouTube ansehen kann.<br />

http://www.youtube.com/watch?v=bPNpgCgBV30<br />

Auch der erste Teil der Kurzfilm-Trilogie „Kopf an Herz“, namens<br />

„Rettungsboot“, ein Projekt zum gleichnamigen Kimoe Album, ging<br />

bereits im November 2011 online und verspricht außerdem ein<br />

weiteres Urban-Tree-Highlight zu werden.<br />

http://www.youtube.com/watch?v=O6aurHUO5V8<br />

Urban Tree Music zeigt sich <strong>als</strong> ein sehr junges und dynamisches<br />

Label, das sich vieler Aufgaben annimmt und sich ständig<br />

weiterentwickelt. Zukünftig wird ein Kontakt mit diesem Label für<br />

den Musikliebhaber sicher unumgänglich sein.<br />

Weitere Infos und News:<br />

https://www.facebook.com/UTMusic<br />

http://www.urbantreemusic.de/<br />

http://www.youtube.com/urbantreemusic<br />

57


Aufruf<br />

Das Thema der nächsten <strong>Ausgabe</strong><br />

ist „Eisbrecher“!<br />

Es ist Frühling!<br />

Die Gefühle brechen aus.<br />

Entscheidungen müssen getroffen<br />

werden.<br />

Es wird Zeit, Mut zu fassen und<br />

Änderungen vorzunehmen.<br />

Lasst eurer Fantasie freien Lauf!<br />

Schickt uns eure Arbeiten bis<br />

zum 15. April an<br />

redaktion@freshviewer.com<br />

59

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