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Praktikumsskript Chemie wässriger Lösungen - Universität ...

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PRAKTIKUM<br />

<strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong><br />

Analytischer Teil<br />

für Studierende der <strong>Chemie</strong> im 2. Semester<br />

Institut für Analytische <strong>Chemie</strong>, Chemo- und Biosensorik<br />

der <strong>Universität</strong> Regensburg<br />

Als Manuskript zuerst veröffentlicht 2004 von Dr. Klaus-Peter Rueß,<br />

geänderter Nachdruck 2012<br />

(Alle Nachdruckrechte vorbehalten)


Das Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, Analytischer Teil für Studierende der <strong>Chemie</strong> (Bc) wird<br />

in den Praktikums-Räumen CH12.0.21 und CH12.0.08 des Instituts für Analytische <strong>Chemie</strong>,<br />

Chemo- und Biosensorik der <strong>Universität</strong> Regensburg durchgeführt.<br />

Leitung des Praktikums:<br />

Prof. Dr. Frank-Michael Matysik Raum Nr. : 12.1.84<br />

Sekretariat: Frau Guber Raum Nr. : 12.1.85<br />

Tel. 0941-943-4547 Fax 0941-943-4491<br />

Organisatorische Abwicklung und Praktikumsleitung vor Ort:<br />

Dr. Thomas Hirsch Raum Nr. : 13.4.12 Tel. 0941-943-5712<br />

E-mail: thomas.hirsch@chemie.ur.de<br />

Technische Hilfe bei der Vorbereitung und Durchführung des Praktikums:<br />

Joachim Rewitzer Raum Nr. 12.0.08 Tel. 0941-943-4070<br />

Diese Personen sind während der Praktikumszeiten jederzeit ansprechbar.<br />

Sie sind für die Studierenden zusätzlich zu den jeweiligen Gruppenassistenten bei allen<br />

vorhandenen oder auftauchenden Problemen technischer oder auch nicht-technischer Art die<br />

ersten Ansprechpartner.<br />

Sie stehen auch vor Beginn und nach Ende des Praktikums für Anfragen im begrenzten Ausmaß<br />

zur Verfügung.<br />

Man sollte nicht zögern, bei Problemen dieses Angebot rechtzeitig wahrzunehmen.


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Titrimetrische Bestimmungen ........................................................................... 1<br />

2. Iodometrische Bestimmung des Sauerstoff-Gehaltes in Wasser<br />

(Winkler-Titration) ............................................................................................ 4<br />

3. Sulfatbestimmung durch konduktometrische Fällungstitration ....................... 11<br />

4. Photometrische Bestimmung des Eisen-Gehaltes in Tabletten ........................ 13<br />

5. Fluorimetrische Chinin-Bestimmung in Getränken .......................................... 20<br />

6. Bestimmung des Nitrat-Gehaltes in Gemüse durch Photometrie .................... 26


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil - Titrimetrische Bestimmungen 1<br />

1. Titrimetrische Bestimmungen<br />

Vorbereitung<br />

Im Versuch Acidimetrie sollen Titrationen mit Hilfe einer pH-Elektrode verfolgt werden und die pH-Werte als<br />

Funktion des zugegebenen Volumens an Titrator in Diagramme eingezeichnet werden. Die so erhaltenen<br />

Titrationenskurven sind vollständig zu beschreiben und zu diskutieren. Es werden sowohl ein-protonige<br />

Säure-Base-Systeme sowie mehr-protonige Säure-Base-Systeme titriert.<br />

Die einzelnen Abschnitte der Titrationskurve eines mehr-protonigen Säure-Base-Systems sind nur dann der<br />

Titrationskurve eines ein-protonigen Säure-Base-Systems ähnlich und lassen sich nur dann mit vereinfachten<br />

Beziehungen interpretieren, wenn<br />

• die pK a -Werte der Dissoziationsstufen um mindestens drei Einheiten auseinander liegen;<br />

• die pK a -Werte nicht zu niedrig (z.B. H 2 SO 4 ) oder zu hoch (z.B. K 2 HPO 4 ) liegen;<br />

• die Komponenten nicht in hoher Verdünnung vorliegen.<br />

Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind (das ist nur selten der Fall), sind die pH-Sprungbereiche für die<br />

einzelnen Dissoziationsstufen so gut ausgeprägt, dass die zugehörigen Äquivalenzpunkte graphisch ermittelt<br />

werden können. Wenn die pH-Sprungbereiche nicht deutlich ausgeprägt sind, kann man mathematische<br />

Verfahren zu Hilfe nehmen, um die Äquivalenzpunkte zu ermitteln.<br />

In Frage kommt z.B. die Bildung der 1. Ableitung der Titrationskurve. Äquivalenzpunkte sind Wendepunkte,<br />

an denen die Steigung der Titrationskurve von positiv auf negativ wechselt. Demnach sollte die Kurve der 1.<br />

Ableitung an diesen Punkten ein mehr oder weniger gut ausgeprägtes Maximum zeigen, bzw. die inverse<br />

Kurve der 1. Ableitung ein Minimum. Für eine berechnete Titrationskurve kann die 1. Ableitung einfach<br />

durch Bildung der Differenzen-Quotienten aus den vorgegebenen pH -Werten und den berechneten<br />

Titratorvolumina gebildet und graphisch dargestellt werden. Das gelingt besonders gut, wenn die<br />

vorgegebenen pH-Werte recht nahe beieinander liegen (pH-Abstand 0,05). Bei experimentell erhaltenen<br />

Titrationskurven liegen die gemessenen pH-Werte meist zu weit auseinander; dann sind die so erhaltenen<br />

Kurven der 1. Ableitung kaum brauchbar!<br />

Keines der wichtigen 3-protonigen Säure-Base-Systeme und auch die meisten 2-protonigen Systeme können<br />

die anfänglich genannten Bedingungen hinsichtlich der Größe und der Abstände der pK a -Werte der<br />

einzelnen Dissoziationsstufen gleichzeitig ideal erfüllen. Jede Titrationskurve eines Puffer-Systems, zeigt<br />

einen typischen Anfangs-pH-Wert und einen typischen Verlauf. Dieser Versuch soll dazu dienen, Sie mit dem<br />

Aussehen und der Interpretation der Titrationskurven solcher Säure-Base-Systeme vertraut zu machen.<br />

Für die experimentelle Aufnahme der Titrationskurve eines Säure-Base-Systems müssen die pH -Werte bei<br />

der schrittweisen Titration schnell, exakt und reproduzierbar zu messen sein.<br />

Der pH -Wert ist wegen seiner Definition über die Protonen-Aktivität eine komplexe Größe, denn diese<br />

Aktivität ist von Temperatur und Ionenstärke der Lösung abhängig.<br />

+<br />

+<br />

p H = −loga(H<br />

) a ( H ) = f ( T,<br />

I)<br />

I<br />

,5 ⋅ ∑c ⋅ i z<br />

= 2<br />

0 i<br />

Streng genommen sind auch die Säurekonstanten über das Massenwirkungsgesetz und die Aktivitäten der<br />

beteiligten Spezies definiert. Die Säurekonstanten sind damit eigentlich gar keine Konstanten, sondern


2 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil - Titrimetrische Bestimmungen<br />

genau wie der pH -Wert auf eine komplizierte Weise von Temperatur und Ionenstärke der Lösung abhängig.<br />

Die Ionenstärke ist ihrerseits von den Gleichgewichts-Konzentrationen der Spezies abhängig. Sie kann bei<br />

hohen Konzentrationen und besonders bei mehrfach geladenen Spezies (Phosphat, Citrat) so groß werden<br />

(vgl. obige Formel), dass man ihren Einfluss dann auf keinen Fall außer Acht lassen darf.<br />

Um den Schwierigkeiten mit den Säurekonstanten ohne großen Aufwand zu entkommen hat man zwei<br />

Möglichkeiten: Man beschränkt sich auf so niedrige Konzentrationen, dass die Abhängigkeit der<br />

Säurekonstanten von der Ionenstärke und damit von den Konzentrationen der Spezies praktisch nicht ins<br />

Gewicht fällt. Dann können für die Säurekonstanten tabellierte Werte aus Büchern genommen werden. Man<br />

kann annehmen, dass diese Bedingungen hier im Versuch bei den vorgegebenen Proben eingehalten<br />

werden. Oder, man verwendet Säurekonstanten, die vorher unter definierten experimentellen Bedingungen<br />

ermittelt werden, die den Versuchsbedingungen möglichst ähnlich sind. Solche Säurekonstanten nennt man<br />

"konditionelle" Säurekonstanten.<br />

1.1 Titration von Säure-Base-Systemen<br />

Vorgehensweise<br />

Der Verlauf der Titrationskurve soll für alle Proben vollständig aufgezeichnet werden. Alle Kurven sind per<br />

Hand oder mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Computer zu zeichnen und anschließend vollständig zu<br />

interpretieren. Die Erstellung und Diskussion der Kurven ist Bestandteil des Testats, d.h. die Auswertung<br />

erfolgt während des Praktikumstages. Es ist ausdrücklich erwünscht, zur Auswertung die Hilfe der<br />

Assistenten hinzuzuziehen.<br />

Die Titratorlösung NaOH (c = 0,1 mol·L -1 ) wird durch vom Assistenten bestimmten Studenten immer für alle<br />

Praktikumsteilnehmer des Nachmittags in einem 5 L Messkolben aus einer 0,5 M NaOH-Lösung hergestellt.<br />

Zu Beginn des Versuchs macht man sich nach Anweisung durch den Assistenten mit dem Aufbau, der<br />

Kalibrierung und der Pflege der Elektroden des pH-Meters vertraut.<br />

Von allen zu titrierenden Proben können zweimal 20 mL (Vollpipette) eingesetzt werden. Die Titration<br />

erfolgt ohne Verdünnung in einem 50 mL-Becherglas. Eine Verdünnung würde zwar die Lage des<br />

Äquivalenzpunktes nicht beeinflussen, aber den Verlauf der Titrationskurve besonders am Beginn und am<br />

Ende verändern.<br />

Von jeder Probe führt man als erstes eine sogenannte Übersichtstitration durch. Die Übersichtstitration dient<br />

zur ungefähren Ermittlung der Lage der pH-Sprung- und der Pufferbereiche. Bei diesen Titrationen kann<br />

man mit 1 mL-Volumenschritten arbeiten. Die Werte trägt man von Hand in ein Diagramm ein.<br />

Anschließend erfolgt die „genaue“ Titration. Wieder verwendet man 20 mL in einem 50 mL Becherglas. In<br />

Bereichen geringer Änderung des pH-Wertes kann mit 1 mL-Volumenschritten titriert werden, bei starker<br />

Veränderung des pH-Wertes ist das Zugabevolumen auf ca. 0,5 mL zu verringern. Es gibt auch<br />

Pufferbereiche, in denen die Änderungen des pH -Wertes so groß sind, dass die Volumenschritte kleiner sein<br />

sollten. Hat man in der Übersichtstitration bemerkt, dass es nach der ersten Titratorzugabe bereits am<br />

Anfang der Titration zu einer deutlichen Änderung des pH-Wertes kommt, darf man jetzt auf keinen Fall<br />

gleich mit großen Volumenzugaben beginnen! Wenn ein gut ausgeprägter pH-Sprungbereich vorliegt, sollte<br />

die Schrittgröße rechtzeitig (d.h. 1 mL vor und nach dem Äquivalenzpunkt) auf ca. 0,5 mL reduziert werden.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil - Titrimetrische Bestimmungen 3<br />

Ist der pH-Sprungbereich dagegen schlecht ausgeprägt, braucht die Schrittgröße nicht so drastisch auf ca.<br />

0,5 mL reduziert werden.<br />

Als erste Probe ist von jedem Studenten Salzsäure zu titrieren. Dies dient zur Kontrolle der Geräte und der<br />

Titratorlösung, zur Einübung von Messung und Auswertung und zur Überprüfung der Säurekonstanten der<br />

beteiligten Säuren.<br />

Weitere Proben befinden sich in bereits aufgefüllten nummerierten 50 mL-Messkolben. Das<br />

Entnahmevolumen für eine Titration beträgt 20 mL (Vollpipette). Jeder Student titriert drei vom Assistenten<br />

zugewiesene Proben. Eine Liste der möglichen Säuren hängt im Praktikumslabor aus.<br />

1.2 Titrimetrische Molmassenbestimmung organischer Säuren<br />

Vorgehensweise<br />

Jeder Student erhält vom Assistenten eine Probe einer unbekannten Reinsubstanz. Von dieser Probe ist die<br />

gelöste Menge auf dem Kolben angegeben. Füllen sie diesen 100 mL Messkolben bis zur Eichmarke auf.<br />

Als erstes führt man wieder eine Übersichtstitration durch, um festzustellen, ob ein oder zwei<br />

Äquivalenzpunkte erkennbar sind und fällt danach die Entscheidung, welcher Äquivalenzpunkt am besten<br />

ausgewertet werden kann. Zur Übersichtstitration pipettiert man 20 mL Probe in ein 50 mL Becherglas und<br />

titriert mit NaOH der Konzentration 0,04 mol·L -1 . Diese Titratorlösung stellt jede Spange (maximal vier<br />

Studenten) aus der 0,1 M NaOH-Lösung her. Durch wiederholte genaue Titration ermittelt man den<br />

mittleren Verbrauch und bestimmt durch einfache stöchiometrische Berechnung die molare Masse der<br />

unbekannten Substanz. An Hand einer ausliegenden Tabelle kann dann die Substanz identifiziert werden.<br />

Weicht das Ergebnis der Molmassenbestimmung zu weit vom tatsächlichen Wert ab, so liegt es im Ermessen<br />

des Assistenten, ob dieser Versuchsteil infolge unsauberen Arbeitens mit einer neuen Probe zu wiederholen<br />

ist.


4 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Winkler-Titration<br />

2. Iodometrische Bestimmung des Sauerstoff-Gehaltes in<br />

Wasser (Winkler-Titration)<br />

Vorbereitung<br />

Sauerstoff in Gewässern und im Trinkwasser<br />

Für aerobe Bakterien, die in Gewässern oder in Abwasser vorkommen und "Schmutzstoffe" abbauen<br />

können, ist elementarer Sauerstoff als Elektronenakzeptor lebensnotwendig. Der Sauerstoff kann auf zwei<br />

Wegen in das Wasser gelangen:<br />

• Austausch mit der Atmosphäre und anschließender Transport in tiefere Wasserschichten durch<br />

Diffusion und Konvektion;<br />

• Photosynthetische Produktion der Pflanzen und Algen unter Lichteinwirkung. Die Produktion kann<br />

so stark sein, dass örtlich sogar Sauerstoff-Übersättigung auftritt.<br />

In stehenden Gewässern nimmt der Sauerstoffgehalt üblicherweise mit zunehmender Distanz zur<br />

Gewässeroberfläche ab. Es kann dazu kommen, dass im Bodenwasser nur ganz wenig oder gar kein<br />

Sauerstoff enthalten ist. Das oberflächennahe Wasser sollte jedoch einen Mindestgehalt an Sauerstoff von<br />

ca. 5 mg·L -1 haben. Meist findet man dort Werte zwischen 8 und 9 mg·L -1 . Diese Werte entsprechen bereits<br />

der Sättigungskonzentration von Sauerstoff in Wasser (θ = 20 °C).<br />

Der Sauerstoffgehalt des oberflächennahen Wassers kann stark schwanken, denn der Gehalt ist von der<br />

Temperatur und auch von der Lichteinstrahlung abhängig. Diese Einflüsse sorgen für einen Jahreszyklus<br />

(Einfluss der Temperatur), der zusätzlich von einem Tag-Nacht-Zyklus (Lichteinfluss) überlagert ist. Richtig<br />

beurteilen kann man den Sauerstoffgehalt eines Gewässers also erst, wenn man diese Zyklen und die<br />

Tiefenverteilung kennt. Eine einmal gezogene Probe kann einen bloßen Zufallswert ergeben.<br />

In gesunden Fließgewässern liegt der Sauerstoffgehalt höher als in stehenden Gewässern. Er ist auch nicht<br />

so stark von Zyklen abhängig, sondern eher von der Fließgeschwindigkeit des Wassers und der<br />

Durchwirbelung. Man kann Sauerstoffgehalte zwischen 8 und 14 mg·L -1 finden, was bereits über der<br />

Sättigungskonzentration (θ = 18 °C) liegt.<br />

Prozesse, die Sauerstoff verbrauchen, sind in der Reihenfolge ihrer Bedeutung:<br />

• der bakterielle Abbau organischer und anorganischer Verbindungen. Er wird in der Gewässerchemie<br />

als sog. "biologischer Sauerstoffbedarf" (BSB-Wert) gemessen;<br />

• die Atmung von Fischen und anderen Lebewesen;<br />

• die direkte, nicht-bakterielle Oxidation von organischen und anorganischen Substanzen. Sie wird in<br />

der Gewässerchemie dadurch imitiert und gemessen, dass an Stelle von Sauerstoff andere starke<br />

Oxidationsmittel (Kaliumpermanganat und -dichromat) verwendet werden: "Permanganatindex"<br />

und "chemischer Sauerstoffbedarf" (CSB-Wert).<br />

Grundwasser ist arm an Sauerstoff; Trinkwasser sollte mindestens 4 – 5 mg·L -1 O 2 enthalten. Dieser<br />

Sauerstoff soll in den metallischen Trinkwasserleitungen für die Ausbildung einer Oxidschutzschicht sorgen<br />

und die Leitungen vor Korrosion schützen.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Winkler-Titration 5<br />

Die <strong>Chemie</strong> der iodometrischen O 2 -Bestimmung (Winkler-Titration)<br />

Formulieren bzw. vervollständigen Sie alle Reaktionsgleichungen und stöchiometrischen Gleichungen, die<br />

im nächsten Abschnitt erwähnt werden, bei der Dokumentation des Versuchs in Ihrem Laborjournal.<br />

Die Iodometrie ist eine titrimetrische Methode zur quantitativen Bestimmung von<br />

• Reduktionsmitteln, die mit elementarem Iod schnell und quantitativ oxidiert werden können. Um<br />

sicher zu stellen, dass die Reaktion vollständig verläuft, können die Reaktionsbedingungen sehr<br />

variabel gestaltet werden (z.B. Verwendung von Iod im Überschuss und Rücktitration mit Thiosulfat,<br />

Abfangen der entstehenden Protonen). Auf diese Weise können viele wichtige Analytmoleküle mit<br />

reduktiven Eigenschaften (z.B. SO 2 , Sulfit und Arsenit, Schwefelwasserstoff, organische<br />

Mercaptoverbindungen, Ascorbinsäure u.a.) bestimmt werden.<br />

• Oxidationsmitteln, die zugefügtes Iodid schnell und quantitativ zu einer äquivalenten Stoffmenge<br />

Iod oxidieren können. Das gebildete Iod wird anschließend mit Thiosulfat titriert. Auf diese Weise<br />

können viele wichtige Analytmoleküle mit starken oxidativen Eigenschaften (z.B. Hypochlorite,<br />

H 2 O 2 , Ozon, Nitrit, Periodat, u.a.) bestimmt werden.<br />

Der wichtigste Analyt in der Wasserchemie ist der im Wasser gelöste Sauerstoff. Obwohl Sauerstoff ein<br />

relativ starkes Oxidationsmittel ist, kann er nicht wie oben beschrieben nach der Thiosulfat-Variante der<br />

Iodometrie bestimmt werden. Der gelöste Sauerstoff ist nicht in der Lage, zugefügtes Iodid vollständig und<br />

schnell zu elementarem Iod zu oxidieren. Diesen Befund kann man leicht überprüfen: wenn Kaliumiodid in<br />

Wasser (das gelösten Sauerstoff enthält) gelöst wird, bleibt die Lösung farblos; es bildet sich kein Iod. Es war<br />

der Chemiker Winkler, der einen Trick gefunden hat, den im Wasser gelösten Sauerstoff trotzdem<br />

iodometrisch titrieren zu können. Er fand eine Hilfsreaktion, die der Bildungsreaktion von Iod aus Iodid<br />

vorgelagert werden kann. Nach dieser Methode wurde der im Wasser gelöste Sauerstoff jahrelang<br />

bestimmt, bis vor 20 Jahren eine elektrochemische Methode zur Sauerstoff-Bestimmung (Clark-Elektrode)<br />

entwickelt wurde. Heute gewinnen fluoreszenz-optische Verfahren eine immer größere Bedeutung.<br />

Noch heute aber ist die Winkler-Titration als Referenzmethode sehr wichtig. Sie wird benutzt, um<br />

Messergebnisse, die mit anderen Sauerstoff-Bestimmungsmethoden erhalten werden, zu validieren, d.h. auf<br />

ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen. Wie jede Titration hat auch die Winkler-Titration gegenüber anderen<br />

nicht nasschemischen Bestimmungsmethoden einen großen Vorteil: sie ist eine Absolutmethode und<br />

benötigt keine Kalibrierung. Bei der vorgelagerten Hilfsreaktion wird ein zusätzliches Redoxsystem benutzt,<br />

dessen reduzierte Form vom gelösten Sauerstoff schnell und vollständig oxidiert werden kann. Bei dieser<br />

reduzierten Form handelt es sich um das vorher in alkalischer Lösung aus Mn 2+ -Kationen hergestellte schwer<br />

lösliche Mangan(II)hydroxid, welches in frisch hergestelltem Zustand ein mittelstarkes Reduktionsmittel ist:<br />

Seine oxidierte Form ist das Mangan(III)hydroxid.<br />

Mn 2+ + 2 OH - Mn(OH) 2 <br />

Wie man an der Gesamt-Redodoxgleichung erkennt, ist die Hilfs-Redox-Reaktion und damit das reale ΔE real<br />

nicht vom pH-Wert abhängig. Die pH-Unabhängigkeit ist für den vollständigen Ablauf der Hilfsreaktion sehr<br />

wichtig! Während diese Redoxreaktion (Sauerstoffbindungs-Reaktion) abläuft, muss ein stark basisches<br />

Milieu herrschen, damit sich das Mangan(II)hydroxid als Feststoff überhaupt erst bilden kann und dann als<br />

Bodenkörper auch beständig bleibt. Das dafür benötigte stark basische Milieu darf aber die Oxidationskraft<br />

des Sauerstoffs nicht herabsetzen!


6 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Winkler-Titration<br />

Auch beide an der Reaktion beteiligten Manganhydroxide haben unter realen Bedingungen keinen Einfluss<br />

auf ΔE. Bei diesen beiden Substanzen handelt es sich um Festkörper, die im Konzentrationsglied der<br />

Nernst´schen Gleichung keine Auswirkungen haben. Es bleibt noch der Einfluss durch die real vorliegende<br />

O 2 -Konzentration im Wasser zu bedenken. Nimmt man einen (für Gewässer niedrigen) Sauerstoffgehalt von<br />

1 mg·L -1 an, so kann man mit der Nernst-Gleichung berechnen, dass selbst eine so niedrige<br />

Sauerstoffkonzentration die Triebkraft der Oxidationsreaktion nicht wesentlich schwächt. Zur Berechnung<br />

mit der Nernst-Gleichung muss die O 2 -Massenkonzentration zunächst in die O 2 -Stoffmengenkonzentration<br />

und dann in den O 2 -Partialdruck umgerechnet werden:<br />

β<br />

mg<br />

L<br />

( O ) = 1 → c( O )<br />

β<br />

10<br />

−3<br />

g<br />

L<br />

( O2<br />

)<br />

−4<br />

mol<br />

= = 0,31⋅10<br />

0,031<br />

( O ) g<br />

L L<br />

2 2<br />

=<br />

=<br />

M<br />

2<br />

p<br />

32<br />

mol<br />

−2<br />

( O ) = α ( T ) ⋅ c( ) mit α ( ) = 0,8 p ( O ) = 2,5 ⋅10<br />

bar<br />

2<br />

O 2<br />

bar L<br />

mmol<br />

298 O ⋅<br />

2<br />

2<br />

mmol<br />

Die detaillierte Reaktionssequenz für die Fällungs-Redox-Reaktion wurde im Seminar zum Praktikum<br />

erläutert.<br />

Diese schnell und vollständig ablaufende Sauerstoffbindungs-Reaktion bietet der analytischen Wasserchemie<br />

einen großen Vorteil: man kann Wasserproben entnehmen und den Sauerstoff unmittelbar vor Ort in Form<br />

einer äquivalenten Stoffmenge des Mangan(III)hydroxids fixieren. Es besteht dann keine Gefahr, dass sich<br />

der Sauerstoffgehalt verändert<br />

• bei Lagerung und Transport der Wasserprobe, z.B. wenn sich das Wasser erwärmt;<br />

• durch in der Probe ablaufende O2-verbrauchende oder bildende Prozesse.<br />

Wenn die Lösung, in der das Mangan(III)hydroxid als Bodensatz enthalten ist, angesäuert wird, geht der<br />

Bodensatz in Lösung. Dabei bilden sich neben Mn 2+ -Kationen auch Mn 3+ -Kationen. Diese Mn 3+ -Kationen sind<br />

sehr starke Oxidationsmittel! Ihr Redoxstandardpotential ist größer als das von Permanganat! Die Mn 3+ -<br />

Kationen können also zugesetztes Iodid schnell und vollständig zum elementaren Iod oxidieren.<br />

E 0 (Mn 3+ / Mn 2+ ) = 1,51 V<br />

E 0 (I 2 / 2 I − ) = 0,535 V<br />

Kombiniert man die Fällungs-Redox-Reaktion mit der Iod-Bildungreaktion, entfallen alle Komponenten, die<br />

an den Hilfsreaktionen beteiligt sind. Man erhält die Reaktionsgleichung für eine hypothetische analytische<br />

Redoxreaktion zwischen O 2 und Iodid. Aber: diese Reaktion würde ohne die Hilfsreaktionen gar nicht<br />

vollständig ablaufen, sondern nur zum Gleichgewicht führen. Zuletzt wird das gebildete Iod mit Thiosulfat<br />

titriert. So erhält man am Ende die Reaktionsgleichung, die man der quantitativen Bestimmung des<br />

Analytmoleküls O 2 mit dem Reagenz Thiosulfat formal – das heißt für die Berechnung – zu Grunde legen<br />

muss. Aus dieser formalen Reaktionsgleichung ist die Beziehung zu entwickeln, mit der man den O 2 -Gehalt<br />

des Wassers aus dem Verbrauch an Thiosulfat-Lösung berechnen kann.<br />

Im Protokoll sind die Stoffmengenverhältnisse anzusetzen und nach der der Stoffmenge und der Masse von<br />

O 2 aufzulösen.<br />

Als Endergebnis ist die Massenkonzentration des Sauerstoffs in der Probenlösung gesucht. Dafür müssen<br />

das Probenvolumen V Pr und auch die bei der Fällungsreaktion zugegebenen Volumina der Reagenzlösungen<br />

V Rg (NaOH- und Mn 2+ -Lösung) berücksichtigt werden.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Winkler-Titration 7<br />

Weil man die Bestimmung in einer Flasche mit bekanntem Volumen durchführt, wird durch das<br />

Reagenzvolumen ein entsprechendes Volumen der Probenlösung verdrängt und bei der Bestimmung nicht<br />

mit erfasst. Die Gleichung für die Ermittlung der Massenkonzentration des Sauerstoffs ist zu entwickeln.<br />

Durchführung<br />

Bei Gehaltsangaben von <strong>Lösungen</strong> bedeuten die Zeichen:<br />

≈<br />

≅<br />

ungefährer Gehalt der Lösung; Herstellung mit Oberschalenwaage und Messzylindern.<br />

ziemlich genauer Gehalt der Lösung, aber keine Maßlösung; Herstellung mit Oberschalenwaage,<br />

Messzylindern; Messkolben; Dosierung mit Dispensetten.<br />

= genauer Gehalt der Lösung: Maßlösungen (Titratorlösungen) und Standardlösungen;<br />

Herstellung mit Analysenwaagen und Messkolben; Dosierung mit Büretten und Pipetten mit<br />

höchster Genauigkeit.<br />

Benötigte Reagenzien und <strong>Lösungen</strong> für vier 4er-Gruppen mit 8 - 10 Bestimmungen<br />

pro 4er-Gruppe.<br />

Mangan(II)chlorid-Lösung (Gruppe 1 & 2)<br />

V ≅ 500 mL β (MnCl 2·4H 2 O) ≈ 800 g·L -1<br />

Herstellung aus Mangan(II)chlorid MnCl 2·4H 2 O und entionisiertem Wasser: 400 g des Salzes auf einer<br />

Oberschalenwaage in einem 1 L Becherglas einwiegen, durch Zugabe von ca. 500 mL Wasser (Messzylinder)<br />

lösen und wenn nötig filtrieren. Die Lösung für die vier 4er-Gruppen auf vier Glasflaschen verteilen.<br />

Fällungsreagenz-Lösung (Gruppe 3 & 4)<br />

V = 500 mL<br />

Bei der Lösung handelt es sich um eine alkalische Iodid-Lösung. Dieser Lösung wird etwas Natriumazid<br />

zugesetzt, wenn natürliche Wasserproben untersucht werden sollen. Mit Natriumazid soll die Störsubstanz<br />

Nitrit entfernt werden, die in natürlichen Wasserproben vorkommen kann.<br />

Für Natriumazid gilt: T+<br />

R-Sätze: 28 - 32<br />

S-Sätze: 28 - 45<br />

Natriumazid ist sehr giftig beim Verschlucken (warum?);<br />

Entwickelt bei Säurezusatz sehr giftige Gase (welche?)<br />

Mit viel Wasser waschen; bei Unfall Arzt hinzuziehen;<br />

Besondere Maßnahmen bei der Einwaage: Verschütten vermeiden.<br />

Besondere Maßnahmen beim Umgang mit der Lösung und der Dosierung:<br />

Verschütten und Verspritzen vermeiden bzw. sofort beseitigen. Beim<br />

Aufwischen Handschuhe tragen!<br />

Herstellung im 1-L Becherglas: Unter Eiskühlung 180 g NaOH lösen in ca. 460 mL entionisierten Wasser und<br />

abkühlen lassen. Dann 50 g KI darin auflösen. Wenn natürliche Wasserproben untersucht werden sollen:<br />

Obige Lösung vereinigen mit einer Lösung von 2 g Natriumazid in ca. 40 mL Wasser. Das ungefähre<br />

Endvolumen soll 500 mL betragen. Die Lösung für die vier 4er-Gruppen auf vier Glasflaschen verteilen.


8 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Winkler-Titration<br />

Phosphorsäure-Lösung (Es kann die käufliche Phosphorsäure mit diesem Gehalt verwendet werden)<br />

V = 1 L β (H 3 PO 4 ) ≈ 85% ρ ≈ 1,71 g·mL -1<br />

Titrator-Lösung: Natriumthiosulfat (Gruppe 5)<br />

2<br />

3<br />

−<br />

2 O<br />

V = 2 L c ( S ) = 0,01 mol·L -1 M(Na 2 S 2 O 3·5H 2 O) = 248,2 g·mol -1<br />

2<br />

3<br />

−<br />

2 O<br />

Herstellung aus 100 mL einer volumetrischen Stammlösung mit c ( S ) = 0,1 mol·L -1 .<br />

Indikator-Stärke-Lösung (Diese Lösung steht zur Verfügung)<br />

Probennahme der Wasserproben<br />

In jeder Platzausrüstung befinden sich drei Glasflaschen (ca. 290 mL) mit eingeschliffenem Glasstopfen. Ihre<br />

Volumina müssen genau bestimmt werden. Normalerweise werden für Probennahme und anschließende<br />

Titration sog. "Sauerstoff-Flaschen" verwendet, die einen passend geformten Hals und einen abgeschrägten<br />

Stopfen haben. Auch ist ihr Volumen niedriger. Hier im Versuch werden kostengünstige, laborübliche<br />

Glasflaschen ohne spezielle Stopfen benutzt, deren Hals etwas eng ist. Der enge Hals macht die Befüllung,<br />

das große Volumen macht die sachgerechte Reagenzzugabe etwas schwierig. Also umsichtig vorgehen.<br />

Als Proben werden von einer 4er-Gruppe untersucht:<br />

1) Normales Leitungswasser: alle Mitglieder einer 4er-Gruppe nehmen jeweils eine möglichst<br />

identische Probe;<br />

2) Zwei unterschiedlich lange mit gasförmigem N 2 behandelte Leitungswasser-Proben: werden von 2<br />

Mitgliedern einer 4er-Gruppe untersucht;<br />

3) Zwei unterschiedlich lange mit Luft in Kontakt gebrachte Leitungswasser-Proben (mehrfaches<br />

Umgießen) werden von 2 Mitgliedern einer 4er-Gruppe untersucht;<br />

4) Alternativ zu 2) und 3) können auch natürliche Wasserproben untersucht werden.<br />

Für alle Probennahmen gilt:<br />

• Die Messung der Wassertemperatur der Probe ist bei der Probennahme erforderlich.<br />

• Die Flaschen müssen mit dem Probenwasser vorgespült werden.<br />

• Die Flaschen werden in das Probenwasser eingetaucht und so vorsichtig gefüllt, dass beim<br />

Füllvorgang keine Turbulenzen und Verwirbelungen auftreten. Das Wasser muss also langsam in die<br />

Flasche hineinlaufen.<br />

• Die Flaschen werden bis zum Rand gefüllt und dann durch geschicktes Eindrehen des Stopfens so<br />

verschlossen, dass überflüssiges Wasser verdrängt wird. In der gut verschlossenen Flasche darf sich<br />

am Ende keine Luftblase mehr befinden.<br />

Spezielle Hinweise zur Probennahme von Leitungswasser-Proben:<br />

• Der Sauerstoffgehalt des Leitungswassers ist abhängig von der Art, wie die Wasserprobe<br />

genommen wird. Da alle Mitglieder der Gesamtgruppe eine möglichst identische Probe ziehen<br />

sollen, wird am besten wie folgt vorgegangen: Vor der Probennahme lässt man zunächst reichlich<br />

Wasser, das in der Leitung gestanden hat, abfließen. Dann wird ein Schlauch an die Leitung<br />

angeschlossen und das Wasser im langsamen Fluss vom Hahn zum Boden eines Eimers geleitet.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Winkler-Titration 9<br />

Wenn der Eimer gefüllt ist, können die Proben einer 4er-Gruppe aus einer Eimerfüllung genommen<br />

werden.<br />

• Aus dem Restwasser wird ein 1 L-Becherglas ohne Verwirbelung gefüllt und unterschiedlich lange (2<br />

min, 4 min) N 2 eingeleitet. Mit dem so behandelten Wasser werden zwei Glasflaschen für die<br />

Proben 2 vorsichtig befüllt.<br />

• Aus dem Restwasser werden die Proben 3 hergestellt.<br />

Durchführung der Bestimmung für jeden einzelnen Studierenden<br />

• Achten Sie auf die Benutzung der jeweils richtigen Pipetten! Deshalb: Markieren Sie drei 5 mL-<br />

Messpipetten für die drei verschiedenen Reagenz-<strong>Lösungen</strong>. Sie können dann von mehreren<br />

Studierenden ohne Zwischenreinigung benutzt werden.<br />

• Bei den Reagenzzugaben können alle Proben einer Gruppe synchron behandelt werden.<br />

• Alle im Folgenden genannten Zugaben sind für Flaschenvolumina von ca. 300 mL gedacht.<br />

• Wenn kleinere Flaschen verwendet werden sollten die Zugabevolumina angepasst werden.<br />

1) Die Flasche wird durch Abnahme des Stopfens geöffnet. Mit der Messpipette (keine Vollpipette!)<br />

werden 3 mL der Mangan(II)chlorid-Lösung auf folgende Weise zugegeben: Die Pipettenspitze wird<br />

so weit wie möglich unter die Flüssigkeitsoberfläche getaucht. Die Lösung muss aber noch langsam<br />

auslaufen können. Wegen der großen Dichte der hoch konzentrierten Mangan(II)chlorid-Lösung<br />

sollte die Lösung ohne starke Vermischung zum Boden der Flasche absinken. Das muss an der<br />

Schlierenbildung gut erkennbar sein.<br />

2) Wie im 1. Schritt wird mit einer anderen Pipette 3 mL der Fällungsreagenzlösung unter die<br />

Oberfläche eintauchend zugegeben. Auch diese Lösung muss wegen ihrer hohen Dichte zum<br />

Boden absinken. Dort kommt es zur Bildung des schwer löslichen Mangan(II)hydroxids. Nach der<br />

Zugabe wird die Flasche durch Eindrehen des Stopfens luftblasenfrei verschlossen. Dabei fließt das<br />

durch die Reagenzzugabe verdrängte Probenwasser aus dem Flaschenhals ab. Es wird bei der<br />

Berechnung berücksichtigt. Dann werden die Niederschläge 30 min lang durch Umschütteln der<br />

Flaschen (Stopfen festhalten) mit dem Gesamtwasser in Kontakt gehalten, so dass der gelöste<br />

Sauerstoff auf den Niederschlag einwirken kann.<br />

3) Nach der Sauerstoff-Fixierung kann die Flasche längere Zeit (maximal 2 Tage) im Dunkeln stehen<br />

bleiben. Dabei sinkt der Niederschlag bestehend aus Mangan(III)hydroxid auf den Boden. Die<br />

Flasche sollte frühestens nach ca. 45 min geöffnet werden. Bei 300 mL-Flaschen kann die Hälfte<br />

des überstehenden Wassers, in dem sich kein Sauerstoff mehr befindet, abgesaugt oder<br />

abpipettiert werden. Dabei darf der Niederschlag nicht aufgewirbelt werden, sonst würden Verluste<br />

entstehen. Bei kleineren Flaschen kann der Inhalt in der Flasche verbleiben.<br />

4) Bei 300 mL-Flaschen werden 4 mL der Phosphorsäure-Lösung mit einer Messpipette, die bis<br />

unmittelbar über dem Niederschlag eintaucht, zugegeben. Die Flasche wird zur Vermeidung von<br />

Verlusten mit dem Stopfen verschlossen (Iod ist flüchtig!) und bis zur Auflösung des Niederschlages<br />

geschwenkt. Dann ist die Iod-Bildungs-Reaktion abgeschlossen.<br />

5) Die Titration der entstandenen Iod-Lösung erfolgt nach der Umfüllung (Nachspülen nicht vergessen)<br />

in einen Weithalserlenmeyerkolben. Man sollte zunächst ohne Indikator und möglichst schnell<br />

titrieren bis nur noch eine schwach gelbe Färbung erkennbar ist. Durch gutes Umschwenken<br />

während der Titration muss eine Übertitration vermieden werden. Gegen Ende der Titration wird


10 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Winkler-Titration<br />

mit 5 Tropfen der Indikator-Stärkelösung versetzt und zu Ende titriert. Der Umschlag von violett<br />

nach farblos ist leicht zu erkennen.<br />

Die Versuchsdurchführung inklusive aller Reaktionsgleichungen und Beobachtungen ist im Laborjournal zu<br />

protokollieren. Jeder Studierende ermittelt die Sauerstoffkonzentration der von ihm bestimmten Proben. Die<br />

ermittelten Sauerstoffkonzentrationen für mit Stickstoff, bzw. mit Luft angereichterten Proben sind<br />

innerhalb einer Vierergruppe zu vergleichen und im Protokoll zu diskutieren.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Konduktometrie 11<br />

3. Sulfatbestimmung durch konduktometrische<br />

Fällungstitration mit BaCl2<br />

Konduktometrische Analysemethoden nutzen die spezifische Leitfähigkeit von Elektrolytlösungen zur<br />

Gehaltsbestimmung ionischer Bestandteile. Man unterscheidet je nach Aufgabe und Messanordnung<br />

zwischen<br />

• Bestimmungsverfahren: Bestimmung der Elektrolytkonzentration durch Messen ihrer spezifischen<br />

Leitfähigkeit. Die Auswertung erfolgt hierbei anhand von Eichkurven.<br />

• Indikationsverfahren: Kontinuierliches Messen der Änderung der spezifischen Leitfähigkeit einer<br />

Probelösung während einer Titration. Die Elektrolytkonzentration wird aus dem Äquivalenzpunkt<br />

der Titrationskurve bestimmt.<br />

Bei Leitfähigkeitsmessungen bestimmt man den Leitwert L als reziproken Wert des elektrischen<br />

Widerstandes:<br />

1<br />

L = [Ω -1 ; S]<br />

R<br />

Bei Elektrolytlösungen ist dies der Leitwert eines definierten Elektrolyt-Volumens, das sich innerhalb einer<br />

Messzelle zwischen zwei Metallplatten als Messelektroden befindet. Der Leitwert hängt dabei zum einen<br />

von der Eigenschaft der Elektrolytlösung (Ionenart, Konzentration, Dissoziationsgrad) sowie von der<br />

Geometrie der Messzelle (Elektrodenfläche A, Elektrodenabstand l) ab. Aus der Geometrie der Messzelle<br />

lässt sich die Zellkonstante C bestimmen:<br />

C =<br />

Durch Multiplikation des Leitwertes mit der Zellkonstante erhält man die spezifische Leitfähigkeit κ, die<br />

unabhängig von der Geometrie der Messzelle ist:<br />

l<br />

A<br />

κ = 1<br />

R ⋅C<br />

Bei der konduktometrischen Titration wird meist eine Punkt-für-Punkt-Messung durchgeführt. Die Messzelle<br />

taucht dabei in ein Becherglas welches die Probenlösung enthält. Mittels Bürette oder Pipette wird dann<br />

tropfenweise Titrationslösung zugegeben. Die Leitfähigkeit wird am Konduktometer abgelesen und<br />

zusammen mit dem Titrationsvolumen tabelliert. Das Konduktometer ist vereinfacht dargestellt eine<br />

Wheatstone’sche Brücke, welche den geänderten Messwiderstand abgleicht.<br />

Wichtige Voraussetzungen für eine geeignete Konzentrationsbestimmung durch konduktometrische<br />

Titration ist die gut messbare Änderung der elektrischen Leitfähigkeit im Verlauf der Titration: Für den<br />

Titrationsbereich vom Beginn bis zum Äquivalenzpunkt, sowie für den nachfolgenden Bereich mit<br />

Titratorüberschuss sollten zwei Kurvenäste messbar sein, deren Steigungen sich möglichst stark


12 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Konduktometrie<br />

(idealerweise auch noch im Vorzeichen) unterscheiden. Diese Voraussetzungen werden am ehesten erfüllt,<br />

wenn folgende Randbedingungen gegeben sind:<br />

• Hohe Ionenleitfähigkeiten der reagierenden Komponenten, geringe Leitfähigkeit des<br />

Reaktionsproduktes (oder umgekehrt);<br />

• Proben- und Maßlösung in nicht zu geringer Konzentration (idealerweise zwischen 0,1 und 1 M<br />

<strong>Lösungen</strong>);<br />

• Geringe Konzentration an Fremdelektrolyten in der Probelösung, die an der Titrationsreaktion nicht<br />

teilnehmen.<br />

Leitfähigkeitsmessungen werden stark durch die Temperatur beeinflusst. Als Faustregel gilt: Eine<br />

Temperaturerhöhung um 1 °C bewirkt eine Zunahme der spezifischen Leitfähigkeit um etwa 2%. Bei<br />

modernen Messgeräten wird daher eine automatische Temperaturkompensation vorgenommen und das<br />

Ergebnis auf eine Referenztemperatur (25 °C) umgerechnet.<br />

Vorgehensweise<br />

Von jedem Studenten werden 100 mL des zu untersuchenden Wassers in ein 150-mL-Becherglas überführt<br />

und die Leitfähigkeitsmesszelle installiert. Es wird mit 0,100 M BaCl 2 -Lösung titriert. Alle 100 μL (Zugabe<br />

mittels Eppendorfpipette) wird die spezifische Leitfähigkeit gemessen und zusammen mit dem<br />

entsprechenden Titrationsvolumen graphisch dargestellt. Es wird solange titriert, bis zwei lineare Kurvenäste<br />

extrapolierbar sind. Der Schnittpunkt beider Äste liefert den Äquivalenzpunkt der Titration. Die Titration ist<br />

zweimal zu wiederholen. Tragen Sie alle Titrationen in ein Diagramm ein, bestimmen Sie die<br />

Ausgleichsgeraden und berechnen Sie hieraus den Sulfatgehalt der Probe in mg Sulfat/Liter.<br />

Anmekung: Nach beginnender Sulfatfällung, die sich durch Trübung der Lösung bemerkbar macht, darf nur<br />

noch sehr langsam titriert werden; nur dann ergeben sich zuverlässige Messwerte!


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Photometrie 13<br />

4. Quantitative photometrische Bestimmung des Eisen-Gehaltes<br />

in Tabletten<br />

Bedingungen für analytisch nutzbare Komplexbildungsreaktionen<br />

Die direkte photometrische Bestimmung der Konzentration von Schwermetallkationen unter Ausnutzung<br />

des Lambert-Beer´schen Gesetzes ist selten möglich, weil die ε-Werte der Kationen für eine ausreichend<br />

empfindliche Bestimmung zu niedrig sind (ε < 5 L·mol -1·cm -1 ). Außerdem könnten andere gefärbte Kationen<br />

(Cu 2+ , Ni 2+ , Co 2+ ) die Bestimmung stören.<br />

Das Problem der niedrigen ε-Werte kann wie folgt gelöst werden: Die<br />

Schwermetallkationen werden durch vollständige Komplexbildung in gefärbte, stabile<br />

Chelat-Komplexe überführt, deren ε-Werte viel größer sind, als die ε-Werte der<br />

Kationen selbst. Für den Fe 2+ -Phenanthrolin-Komplex [Fe(Phen) 3 ] 2+ wurde z.B. gefunden:<br />

ε ≈ 1·10 4 L·mol -1·cm -1 .<br />

N<br />

N<br />

o-Phenanthrolin (Phen)<br />

pK a<br />

= 4,9<br />

Eine Überschlagsrechnung zeigt, dass mit diesem ε-Wert empfindliche photometrische Bestimmungen von<br />

Fe(II)-Kationen (d = 1 cm und 0,1 < A < 1) möglich sind.<br />

Weitere spezielle Anforderungen an Komplexbildungsreaktionen, die für quantitative photometrische<br />

Bestimmungen genutzt werden sollen, sind:<br />

• Die Komplexbildung muss schnell ablaufen und eine bekannte Stöchiometrie haben. Diese<br />

Anforderung ist bei Komplexbildungsreaktionen meist (nicht immer) erfüllt.<br />

• Die Komplexbildungsreaktion muss für die Analyt-Kationen spezifisch sein. Andere Kationen dürfen<br />

mit dem verwendeten Liganden keine gefärbten Komplexe bilden. Diese Bedingung kann für viele<br />

Analyt-Kationen durch Synthese von speziellen Ligandmolekülen erfüllt werden. Die Ligandmoleküle<br />

selbst dürfen aber nicht in dem Wellenlängen-Bereich absorbieren, in dem der Komplex absorbiert.<br />

Diese Forderung ist leicht zu erfüllen, denn die meisten Ligandmoleküle sind nicht farbig und<br />

absorbieren im langwelligen UV, also bei niedrigeren Wellenlängen als die farbigen Komplexe.<br />

• Ligand und Komplex müssen im Testmedium gut löslich sein. Für das Testmedium Wasser ist diese<br />

Forderung nicht immer leicht zu erfüllen. Viele organische Ligandmoleküle und Komplexe sind in<br />

Wasser nicht gut löslich (z.B. Nickeldiacetyldioxim). Auch hier können die synthetischen<br />

Möglichkeiten der organischen <strong>Chemie</strong> Abhilfe bringen: in die Ligandmoleküle können dann<br />

zusätzliche hydrophile Gruppen eingebaut werden, die deren Wasserlöslichkeit erhöhen.<br />

• Die Komplexbildungsreaktion muss (fast) vollständig verlaufen. Es soll am Ende nur die am höchsten<br />

komplexierte Form vorliegen. Diese Voraussetzung gilt z.B. für den Komplex [Fe(Phen) 3 ] 2+ . Im<br />

Gleichgewicht liegen (fast) keine freien Fe(II)-Kationen vor, wenn eine ausreichend hohe<br />

Ligandkonzentration c L eingesetzt wird oder wenn sogar ein deutlicher stöchiometrischer Ligand-<br />

Überschuss eingesetzt wird. Im Gleichgewicht liegt von den drei möglichen Komplex-Spezies (fast)<br />

nur die am höchsten komplexierte Spezies M(Phen) 3 vor. Die Komplexbildung wird dann als<br />

vollständig angesehen, wenn im Gleichgewicht das Verhältnis der Konzentrationen von der am<br />

höchsten komplexierten Spezies zum nicht komplexierten Metall(kation) größer ist als 1000. Zur<br />

Überprüfung, ob diese Bedingung erfüllt ist, wird zur Berechnung die Gleichgewichts-Konzentration


14 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Fluorimetrie<br />

des Liganden benötigt. Da diese Konzentration nicht bekannt ist, muss für eine erste Abschätzung<br />

die bekannte, am Anfang eingesetzte Ligandkonzentration benutzt werden. Das führt zu guten<br />

Ergebnissen, wenn bei diesen Komplexbildungsreaktionen der Ligand im großen Überschuss<br />

eingesetzt wird, um das Gleichgewicht völlig auf die Seite der vollständigen Komplexbildung zu<br />

verschieben!<br />

• Die Komplexbildungsreaktion muss bei einem optimal angepassten pH-Wert und in einem<br />

geeigneten Puffersystem ablaufen.<br />

Benötigte Reagenzien und <strong>Lösungen</strong><br />

1) Eisen-Standardlösung (Gruppe 1)<br />

Volumen: 1 L; Ungefähre Fe-Soll-Konzentration: β St (Fe) ≈ 40 mg·L -1 ; M(Fe) = 55,84 g·mol -1<br />

Herstellung aus Ammonium-Eisen(II)-sulfat (sog. Mohr´sches Salz) M(FeSO 4·(NH 4 ) 2·6H 2 O) = 392,14 g·mol -1<br />

und Schwefelsäure-Lösung 2a). Mohr´sches Salz im Wägeschiffchen einwiegen. Mit der tatsächlichen<br />

Einwaage die genauen Fe-Test-Konzentrationen in den sechs Standard-Probenlösungen berechnen.<br />

Einwaage quantitativ in einen 1 L-Messkolben überführen und mit 0,02 mol·L -1 Schwefelsäure-Lösung 2a)<br />

auf das Endvolumen 1 L auffüllen.<br />

Mit der Fe-Standardlösung füllt jede 4er-Gruppe zwei 25 mL-Dosierbürette(n). Saubere Bechergläser,<br />

Trichter usw. benutzen.<br />

2) Schwefelsäure-<strong>Lösungen</strong> 2a) und 2b) (Gruppe 2)<br />

2a) Volumen: 2 L; c(H 2 SO 4 ) = 0,02 mol·L -1 ;<br />

2b) Volumen: 0,5 L; c(H 2 SO 4 ) = 1,5 mol·L -1 ; M(H 2 SO 4 ) = 98,1 g·mol -1<br />

Sachgerechte Herstellung aus konz. Schwefelsäure ρ = 1,84 g·mL -1 , Etikettangabe 96% (was ist damit<br />

gemeint?) und bidest. Wasser.<br />

3) Natriumacetat-Lösung (NaAc) (Gruppe 3)<br />

Volumen: 0,8 L; c(NaAc) = 0,225 mol·L -1 ; M(NaAc·3H 2 O) = 136,1 g·mol -1<br />

Herstellung aus Natriumacetat Trihydrat p.a. (Eisengehalt: < 0,0005%) und bidest Wasser. Einwaage<br />

berechnen und auf Oberschalenwaage in einem Becherglas einwiegen. Benötigtes Volumen bidest. Wasser<br />

(Messzylinder) zugeben und bis zur Auflösung rühren.<br />

Mit der Lösung wird die Vorratsflasche der entsprechenden Dispensette gefüllt.<br />

4) Essigsäure-Acetat-Puffer mit Hydroxylammoniumchlorid (0,5 g·L -1 ) (Gruppe 4 & 5)<br />

Benötigt wird ein Acetat-Puffer (ca. 3 L) mit folgenden Eigenschaften: Gesamt-Acetat-<br />

Stoffmengenkonzentration c(Ac) = 1 mol·L -1 ; Soll-pH-Wert 3,6 – 3,8.<br />

Herstellung des Puffers aus zwei Stammlösungen:<br />

1. 500 mL Lösung Natriumacetat-Trihydrat: c(NaAc) = 1 mol·L -1 ; M(NaAc·3H 2 O) = 136,1 g·mol -1<br />

Natriumacetat auf einer Oberschalenwaage in ein Becherglas einwiegen, in ca. 400 mL entionisiertem<br />

Wasser auflösen, in einen 500 mL-Messkolben überführen und auffüllen.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Photometrie 15<br />

2. 3 L Essigsäurelösung (HAc): c(HAc) = 1 mol·L -1 ; Herstellung aus Eisessig: M(HAc) = 60,05 g·mol -1 , Dichte<br />

ρ(HAc) = 1,05 g·mL -1 . Das berechnete Volumen des Eisessigs (Messzylinder) im Messkolben mit ention.<br />

Wasser verdünnen, 1 g Hydroxylammoniumchlorid zufügen und auf das Endvolumen auffüllen.<br />

Berechnen Sie, welche Volumina der Stammlösungen benötigt werden, um den gewünschten Puffer<br />

herzustellen.<br />

Der pH-Wert des hergestellten Puffers wird am pH-Meter überprüft. Er sollte nicht viel niedriger sein als 3,8<br />

und wird gegebenenfalls mit starker Säure (Base) eingestellt.<br />

5) o-Phenanthrolin-Lösung:<br />

Volumen: 0,5 L; β(Phen) ≈ 3 g·L -1 ; c(Phen) ≈ 15 mmol·L -1 ; M(Phen) = 198,23 g·mol -1<br />

Herstellung aus o-Phenathrolin-Monohydrat. Da sich die Verbindung nur langsam löst, wurden die <strong>Lösungen</strong><br />

vorbereitet. Mit der Lösung wird die Vorratsflasche der entsprechenden Dispensette gefüllt.<br />

Proben-Vorbereitung für die Mitglieder einer Laborspange:<br />

Für eine Gruppe wird 1 Tablette eingewogen. Aus ihr wird eine gemeinsame Tabletten-Stammlösung<br />

hergestellt. Aus dieser Stammlösung werden vier individuelle Tabletten-Probenlösungen (mit dem gleichem<br />

Probenverdünnungsfaktor!) hergestellt.<br />

1) Herstellung einer gemeinsamen Tabletten-Stammlösung für eine Gruppe.<br />

Eine Tablette einwiegen und alle Etikettangaben für die spätere Auswertung notieren. Die Tablette wird in<br />

einem 100 mL-Becherglas mit 25 mL (Messzylinder) 1,5 mol·L -1 -H 2 SO 4 -Lsg. (Lösung 2b) versetzt und auf<br />

einer Heizplatte bis zum Kochen erhitzt (Glasstab einsetzen, Becherglas mit Uhrglas abdecken). Für<br />

Brausetabletten wegen der Spritz- und Schäumgefahr zunächst 25 mL bidest. Wasser verwenden. Wenn das<br />

Aufschäumen vorbei ist, 25 mL der 1,5 mol·L -1 -H 2 SO 4 -Lsg. (Lösung 2b) zusetzen. Dann im nächsten Schritt<br />

nicht mehr verdünnen!<br />

Mit ca. 25 mL bidest. Wasser verdünnen und die Lösung verlustfrei (Glasstab benutzen) in einen 100 mL<br />

Messkolben überführen. Mehrmals mit kleinen Portionen bidest. Wasser so nachspülen, dass die<br />

quantitative Überführung der Probe gewährleistet ist. Mit bidest. Wasser auf das festgelegte Endvolumen<br />

V St = 100 mL auffüllen und gut mischen. Die Lösung kann trüb sein.<br />

Wenn die so hergestellte Tabletten-Stammlösung noch trübe ist, kann sie durch einen (trockenen!)<br />

Faltenfilter filtriert werden. Trocken muss der Faltenfilter sein, weil nach der Auffüllung auf 100 mL keine<br />

unbekannte Verdünnung der Stamm-Lösung eintreten darf!<br />

2) Verdünnung der Tabletten-Stammlösung (Festlegung Probenverdünnungsfaktor):<br />

Jedes Mitglied einer 4er-Gruppe muss eine eigene Proben-Verdünnung durchführen, weil hier eine große<br />

potentielle Fehlerquelle liegt. Ein eventueller Pipettierfehler vervielfacht sich bei der Auswertung durch<br />

Multiplikation mit dem Probenverdünnungsfaktor.<br />

Der Proben-Verdünnungsfaktor ist vom Eisengehalt der Tablette abhängig! Die Verdünnung muss so<br />

gewählt werden, dass in der herzustellenden Probenlösung ungefähr die Fe-Konzentration vorliegt, die auch<br />

in der Fe-Standardlösung herrscht: β St (Fe) ≈ 40 mg·L -1 .<br />

Berücksichtigen Sie bei der Festlegung der Proben-Verdünnung auch:


16 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Fluorimetrie<br />

• Bei der Verdünnung dürfen nur Vollpipetten und Messkolben benutzt werden!<br />

• Nach der Verdünnung muss ein so großes Probenvolumen vorhanden sein, dass für den Test<br />

mehrere Einzelproben eingesetzt werden können (vgl. nächster Schritt). Es wird mit bidest. Wasser<br />

auf das Endvolumen V Pr aufgefüllt. Gut mischen!<br />

3) Wahl der Probenvolumina, die alle Mitglieder einer Laborspange für den Test einsetzen!<br />

Von jeder Tabletten-Probenlösung werden im Test drei verschiedene Proben-Volumina (7a, 7b, 7c)<br />

eingesetzt, wie in der nachfolgenden Arbeits-Tabelle beschrieben. Die einzusetzenden Probenvolumina<br />

schätzt man so ab, dass die im Testvolumen herrschenden Fe-Konzentrationen innerhalb des<br />

Konzentrationsbereiches der Standardproben liegen!<br />

Beim hier beschriebenen Testablauf kommen als Proben-Volumina in Frage:<br />

- Maximal: 5 mL → dann im 2. Schritt der Arbeitstabelle kein Wasser zusetzen;<br />

- Minimal: 1 mL → dann im 2. Schritt der Arbeitstabelle mit 4 mL Wasser (oder H 2 SO 4 ) ergänzen;<br />

- Immer gilt: → im 2. Schritt der Arbeitstabelle mit Gemischen aus Wasser und Lsg. 2 so auf 5 mL<br />

ergänzen, dass danach eine Protonenkonzentration von ca. 0,04 mol·L -1 vorliegt.<br />

Durchführung der Bestimmung für jeden einzelnen Studierenden!<br />

In der Arbeits-Tabelle auf der nächsten Seite ist der Ablauf des Tests beschrieben. In den nicht nummerierten<br />

Zeilen ist erläutert, warum die Zugaben erfolgen und was dadurch im Testsystem verändert wird. Durch die<br />

Zugaben müssen zwei Ziele erreicht werden:<br />

1. In den Standard- und Analysen-Proben müssen am Ende Bedingungen (Volumen, pH-Wert,<br />

Konzentrationen) vorliegen, die innerhalb des Toleranzrahmens der Methode identisch sind. Das Volumen ist<br />

durch das gemeinsame Testvolumen festgelegt.<br />

2. Die eingesetzten Volumina der Analysen-Proben müssen so sein, dass die im Testvolumen herrschenden<br />

Fe-Konzentrationen innerhalb des Konzentrationsbereiches der Standardproben liegen! Das wurde bereits<br />

bei der Probenvorbereitung überlegt!<br />

Im Schritt 3 wird die ziemlich saure Probenlösung durch Zugabe von Natriumacetat als Pufferanion auf einen<br />

Soll-pH-Wert von ca. 3,8 abgepuffert. Wenn dadurch der angestrebte pH-Wert nicht ganz erreicht wird, so<br />

ist das tolerabel, weil eine eventuelle Abweichung durch Zugabe des großen Puffervolumens im Schritt 4<br />

ausgeglichen wird.<br />

In diesem Schritt erfolgt auch die Reduktion von potentiell vorhandenen Fe(III)- zu Fe(II)-Kationen, die für die<br />

Komplexbildungs-Reaktion benötigt werden.<br />

Fe(III)-Kationen sind entweder von vornherein in der Probe vorhanden oder sie werden bei der<br />

Probenvorbereitung durch Oxidation von Fe(II)-Kationen gebildet. Als Oxidationsmittel fungiert der im<br />

Wasser gelöste Sauerstoff. Die Reduktion erfolgt mit Hilfe des Hydroxylammoniumkations!<br />

(Reaktionsgleichung?)<br />

Im Schritt 5 erfolgt die Komplexbildungs-Reaktion die zur Farbentwicklung führt.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Photometrie 17<br />

Die Blindprobe darf keine Färbung zeigen. Wenn das doch der Fall ist und wenn die Färbung ähnlich stark ist<br />

wie der niedrigste Messwert, dann haben Sie oder die Gruppe ein Problem. Es kann sich dann um einen<br />

individuellen oder um einen systematischen Fehler handeln:<br />

Wenn die Färbung der Blindprobe auch bei anderen Teilnehmern eintritt, liegt ein systematischer Fehler vor,<br />

z.B. eine der Reagenz-<strong>Lösungen</strong> war mit Eisen verunreinigt. In diesem schlimmsten der denkbaren Fälle,<br />

müssen alle Reagenz-<strong>Lösungen</strong> neu hergestellt werden und alle Bestimmungen neu durchgeführt werden.<br />

Wenn die Färbung der Blindprobe bei anderen Teilnehmern nicht eintritt, liegt ein individueller Fehler vor,<br />

z.B. der Messkolben der Blindlösung war mit Eisen verunreinigt. Dieser Fall ist beherrschbar, wenn man statt<br />

einer einzigen, mehrere Blindproben angesetzt hat. Die gefärbte Blindprobe wird dann als Ausreißer<br />

behandelt und verworfen. Wenn man nur eine Blindprobe hat, muss eine neue Blindprobe hergestellt<br />

werden. Wenn aber Zweifel auch hinsichtlich der anderen Proben bestehen (z.B. dadurch, dass bereits mit<br />

bloßem Auge eine falsche Reihenfolge der Färbungen der Standard-Proben feststellbar ist), muss die<br />

gesamte Messreihe wiederholt werden.<br />

Am Ende werden alle Messkolben mit bidest. Wasser bis zur Markierung auf das Test-Endvolumen 50 mL<br />

aufgefüllt. Man lässt die Proben mindestens 15 min stehen. Der gebildete Komplex ist recht stabil, so dass<br />

bis zur Messung auch eine längere Zeit verstreichen darf.


18 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Fluorimetrie<br />

Arbeitstabelle<br />

Lösung<br />

Nr.<br />

Schritt<br />

Nr.<br />

Testvolumen<br />

50 mL<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Tabletten-<br />

<strong>Lösungen</strong><br />

7a, 7b<br />

Unbekannte<br />

Proben<br />

7c, 7d<br />

1) V (Fe-Standlsg.) /<br />

mL<br />

ß St (Fe) = 40 mg·L -1<br />

c(H + ) = 0,04 mol·L -1<br />

0 0,5 1 1,5 2 3 4,5<br />

<strong>Lösungen</strong> aus der Dosierbürette dosieren!<br />

x mL, y mL, z mL x mL, y mL, z mL<br />

c(H + ) = 0,075 M c(H + ) = 0,075 M<br />

Vollpipetten<br />

2) + V(H 2 SO 4 ) / mL<br />

(Lsg 2a)<br />

5 4,5 4 3,5 3 2 0,5 Mit Wasser auf<br />

5 mL ergänzen<br />

Sorgfältig mit Messpipetten dosieren.<br />

Mit Wasser auf<br />

5 mL ergänzen<br />

Ergibt für alle Proben ein Volumen von 5 mL und c(H + ) ≈ 0,04 mol·L -1 mit pH ≈ 1,4 –1,7<br />

Dieser pH-Wert muss durch Zugabe von Acetat auf einen Wert von ca. 3,8 gebracht werden.<br />

3) + V(NaAc-Lsg) *) Zu allen Proben aus der Dispensette zugeben: 1 mL *)<br />

*)<br />

c = 0,225 mol·L -1 und V von Lsg. 3) ist so gewählt, dass in der resultierenden Lösung ungefähr vorliegt:<br />

c(H + ) ≈ 0,04 mol·L -1 und c(Ac) ≈ 0,045 mol·L -1 . Dies ergibt nach Berechnung pH ≈ 3,8<br />

4) + V(Ac-Puffer) *) Zu allen Proben aus der Dispensette zugeben: 10 mL<br />

*)<br />

c ≈ 1 mol·L -1 ; pH = 3,8; ergibt im Testvolumen Pufferkonzentration von c ≈ 0,2 mol·L -1 pH = 3,8<br />

5) + V(Phen-Lsg.) *) Zu allen Proben aus der Dispensette zugeben: 2 mL<br />

*)<br />

ß = 3 g·L -1 ; ergibt im Testvolumen Phen-Konzentration von ß ≈ 120 mg·L -1 (c ≈ 0,6 mmol·L -1 )<br />

6) + bidest. Wasser<br />

auf 50 mL auffüllen<br />

Alle Proben mindestens 15 min stehen lassen und dann<br />

die Absorbanzen aller Proben bei 510 nm messen.<br />

Testvolumen<br />

50 mL<br />

Standar<br />

d-<br />

bzw.<br />

Lsg-Nr.<br />

Ergibt ß Test (Fe) / mg·L -1<br />

c Test (Fe) / mmol·L -1<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

0 0,4 0,8 1,2 1,6 2,4 3,6<br />

ca. 0,007<br />

~0,0<br />

6<br />

Tabletten-<br />

<strong>Lösungen</strong><br />

7a, 7b<br />

Müssen im<br />

Messbereich<br />

liegen!<br />

Unbekannte<br />

Proben<br />

7c, 7d<br />

Müssen im<br />

Messbereich<br />

liegen!<br />

7) Absorbanz-Messung aller Proben bei 510 nm gegen die Blindprobe. Wenn man so vorgeht werden die<br />

korrigierten Absorbanzwerte durch die Art der Messung bereits im Gerät ermittelt.<br />

Alle Mitglieder einer Laborspange führen ihre Messungen am gleichen Gerät durch.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Photometrie 19<br />

Je nach verwendetem Gerät geht man unterschiedlich vor:<br />

Bei Zweistrahlgeräten, die mit Küvetten arbeiten, wird eine Küvette mit der Blindprobe gefüllt (⅔-Füllung ist<br />

ausreichend) und in den Referenzstrahlengang gebracht. Die zweite Küvette wird dann jeweils mit den zu<br />

messenden Proben gefüllt, in den Messstrahlengang gebracht und die Absorbanzwerte notiert.<br />

Bei Einstrahlgeräten, die mit Küvetten arbeiten, dient die Blindprobe zur Nullstellung des Gerätes. Dann<br />

werden die Messproben gemessen und die Absorbanzwerte notiert. Neuere Einstrahlgeräte können den<br />

Absorbanzwert der Blindprobe speichern und liefern für die Messproben dann gleich den korrigierten<br />

Absorbanzwert.<br />

Für ganz moderne Einstrahlgeräte gibt es als (teure) Zusatzausrüstung eine Lichtleiterfaseroptik, die es<br />

möglich macht, ganz auf Küvetten zu verzichten. Die Absorbanzen der Proben können dann sogar<br />

außerhalb des Gerätes gemessen werden, indem der Messkopf des Lichtleiters in die Probe eingetaucht<br />

wird.<br />

Auswertung:<br />

Graphische Auswertung für die individuellen Proben Nr. 7a, 7b, 7c, 7d.<br />

Unmittelbar nach der Messung sind die gegen die Blindprobe gemessenen, korrigierten Absorbanzwerte der<br />

Standard-Proben graphisch auszuwerten.<br />

Dafür trägt jeder seine Absorbanz-Messwerte auf der Ordinate gegen die jeweilige Fe-Konzentration im Test<br />

(ß Test (Fe) / mg·L -1 ) auf der Abzisse auf.<br />

Unter Berücksichtigung aller Messwerte wird eine Ausgleichsgerade nach Augenmaß gezogen. Vorher<br />

überlegen: muss die Ausgleichsgerade durch den Nullpunkt gehen? Die Absorbanz-Messwerte der drei<br />

Analysen Proben 7a – 7c liefern mit Hilfe der Ausgleichsgeraden die zugehörigen Fe-Konzentrationen in den<br />

Küvetten-Testlösungen ß Test (Fe).<br />

Die Messwerte und die ermittelten Fe 2+ -Testkonzentration für die Proben 7a, 7b, 7c und 7d müssen deutlich<br />

erkennbar eingetragen und von den Standardwerten unterscheidbar gekennzeichnet sein.<br />

Angaben zur Probe und ihrer Vorbereitung (Verdünnungsfaktoren!).<br />

Am Ende erfolgt die Berechnung der Fe-Masse in der Stammlösung und in der Tablette.


20 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Fluorimetrie<br />

5. Fluorimetrische Chinin-Bestimmung in Getränken.<br />

(Tonic-Wasser / Bitter Lemon)<br />

Informationen über Chinin<br />

Chinin (engl. Quinine) wurde erstmalig 1820 aus der Rinde subtropischer Bäume isoliert.<br />

Chinin ist ein Alkaloid vom "Chinolin-Typ". Chinolin (engl. Quinoline) ist der Name für<br />

das eine von zwei heterocyclischen Ringsystemen, die in der Strukturformel zu erkennen<br />

sind. Im Gegensatz zum aromatischen Chinolinsystem ist das zweite N-heterocyclische<br />

Ringsystem ein überbrücktes, aliphatisches Ringsystem. Es trägt den Namen: Chinuclidin.<br />

Chinin besitzt zwei basische N-Atome, die protoniert werden könnten. Das entsprechende zweifach<br />

protonierte Ammmoniumsalz ist eine 2-protonige Säure mit den pK a -Werten von pK a1 ≈ 4,1 bzw. pK a2 ≈ 8,5.<br />

Salze des Chinins – z.B. das in diesem Versuch verwendete „Chininsulfat“ – haben einen bitteren<br />

Geschmack. Deshalb werden diese Salze als Bitterungszusatzstoffe für CO 2 -haltige Erfrischungsgetränke<br />

(Tonicwasser, Bitter-Lemon) verwendet.<br />

Da man sich mit dem Alkaloid Chinin auch vergiften kann, ist sein Gebrauch als Lebensmittelzusatzstoff nur<br />

bis zu einem bestimmten Grenzwert erlaubt. Ermitteln Sie den erlaubten Grenzwert für Chinin aus der<br />

Literatur: G.A. Burdock, Encyclopedia of Food and Color Additives, CRC 1997, 86/VN8103 B951-3. Sie<br />

benötigen diesen Grenzwert auch zur Herstellung der Chinin-Ausgangslösung.<br />

Fluorimetrische Bestimmung von Chinin<br />

Wenn Moleküle mit kurzwelligem, monochromatischem Licht (z.B. UV-Strahlung) bestrahlt werden, können<br />

sie bei geeigneter Molekülstruktur die eingestrahlte Energie absorbieren und dadurch in einen angeregten<br />

Zustand übergehen. Einige dieser Moleküle besitzen je nach Molekülstruktur eine Besonderheit: Diese<br />

Moleküle können einen Teil der bei der Anregung absorbierten UV-Energie nach kurzer Zeitverzögerung als<br />

längerwellige Strahlung – z.B. als Strahlung im Bereich des sichtbaren Lichtes – wieder ausstrahlen<br />

(emittieren). Die emittierte sichtbare Strahlung ist aus verschiedenen Wellenlängen (Frequenzen)<br />

zusammengesetzt (Emissionsspektrum). Diese Erscheinung bezeichnet man als „Lumineszens“ und<br />

unterscheidet dann noch zwischen „Fluoreszens“ und „Phosphoreszens“, je nachdem ob die<br />

Strahlungsemission nur kurz (bis zu 10 -4 s) oder länger (bis 10 2 s) nach Abschalten der Anregung andauert.<br />

Moleküle, die diese Eigenschaften besitzen, bezeichnet man als Luminophore oder Fluorophore bzw.<br />

Phosphore. Nicht viele analytisch wichtige Moleküle sind Luminophore, viele können aber mit Hilfe gezielter<br />

chemischer Synthesen dazu gemacht werden.<br />

Eine der wenigen fluoreszierenden Substanzen, die als Lebensmittelzusatzstoff oder als pharmazeutischer<br />

Wirkstoff verwendet wird, ist das Chinin. Weil die Fluoreszenzintensität der emittierten Strahlung sehr<br />

empfindlich gemessen werden kann, kann man Chinin sehr gut quantitativ fluorimetrisch bestimmen.<br />

Allerdings muss man Rahmenbedingungen beachten.<br />

Wenn eine basische Chinin-Lösung mit Licht der Wellenlänge 366 nm (Anregungs-Wellenlänge) bestrahlt<br />

wird, zeigt Chinin nur schwache Fluoreszenz. Chinin in stark saurer H 2 SO 4 -Lösung fluoresziert dagegen<br />

intensiv blau. In stark saurer HCl-Lösung aber beobachtet man wieder nur schwache Fluoreszens. Aus den<br />

Beobachtungen kann man schließen:


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Fluorimetrie 21<br />

• die völlig deprotonierte Form des Chinins (freie Base) ist kein guter Fluorophor;<br />

• das Di-Kation des Chinins ist ein starker Fluorophor, wenn als Säure H 2 SO 4 benutzt wird;<br />

• die Fluoreszenz des Chinins wird durch das Anion der Salzsäure (Chlorid) stark geschwächt.<br />

Eine solche Schwächung der Fluoreszenz durch Begleitstoffe nennt man „Löschung“ (engl. Quenching).<br />

Chlorid ist ein solcher sog. „Löscher“ (engl. Quencher) und darf in <strong>Lösungen</strong>, in denen Chinin bestimmt<br />

werden soll, nicht vorhanden sein.<br />

Für die Fluoreszenz-Intensität I F gilt das Gesetz von Parker. Es besagt, dass zwischen I F und der zu<br />

bestimmenden Stoffmengenkonzentration c des fluoreszierenden Moleküls ein linearer Zusammenhang<br />

besteht:<br />

I<br />

F<br />

= I ⋅ Φ ⋅ k ⋅ε<br />

⋅ d ⋅ c<br />

0<br />

f<br />

In der Proportionalitätskonstanten sind mehrere Parameter enthalten, nämlich:<br />

I 0<br />

Intensität des eingestrahlten („Anregungs“-) Lichtes.<br />

Φ f Quantenausbeute der fluoreszierenden Spezies (liegt zwischen 0 und 1).<br />

k<br />

ε<br />

d<br />

Eine geometrische Konstante, die von der Messgeometrie abhängt.<br />

Absorptions(Extinktions-)koeffizient der fluoreszierenden Spezies.<br />

Durchstrahlte Länge des Mediums.<br />

Die Konzentration c kann also durch Messung von I F bestimmt werden, wenn alle anderen Parameter<br />

konstant gehalten werden. Man beachte: Im Gegensatz zur Photometrie ist das Messsignal I F von der<br />

Intensität der Lichtquelle I 0 abhängig.<br />

Bei der Überprüfung des Gesetzes von Parker hat man festgestellt: Wenn die Konzentration c stark erhöht<br />

wird, geht der oben formulierte lineare Zusammenhang zwischen der Fluoreszenzintensität I F und c verloren!<br />

Der lineare Zusammenhang besteht nur bei niedrigen Konzentrationen des Fluorophors. Bei höheren<br />

Konzentrationen flacht die zunächst lineare Kalibrationskurve immer mehr ab und fällt dann sogar ab.<br />

Eindeutige Aussagen zu unbekannten Konzentration können aber nur im linearen Bereich der<br />

Kalibrationskurve getroffen werden. Um ganz sicher zu stellen, dass man sich im linearen Bereich befindet,<br />

muss also eine aus mehreren Konzentrations-Messpunkten bestehende Kalibrationskurve erstellt werden.<br />

Die Nachweisgrenzen emissionsspektroskopischer Methoden liegen immer viel niedriger als die von<br />

absorptionsspektroskopischen Methoden. Mit fluorimetrischen Bestimmungen können deshalb noch<br />

niedrigere Konzentrationen bestimmt werden, als mit absorptionsspektroskopischen Methoden. Allerdings<br />

sind fluorimetrische Bestimmungen empfindlich gegenüber Fremdstoffen, z.B. gegenüber Chlorid als<br />

Quencher. Solche Störsubstanzen können bei der Fluorimetrie einen wesentlich größeren Einfluss haben als<br />

bei der Absorptionsspektroskopie. Deshalb wird in diesem Versuch das im Getränk vorhandene Chinin vor<br />

der fluorimetrischen Bestimmung aus dem Getränk (aus der Matrix) durch Extraktion isoliert.<br />

Zur Messung der Fluoreszenzintensität dienen sog. Fluorimeter. Das Anregungslicht erhält man aus<br />

Lichtquellen wie z. B. einer Wolfram-, Deuterium-, Xenon- oder einer Quecksilber-Lampe oder aus einem<br />

Laser. Es wird in einem ersten Monochromator auf die gewünschte Anregungswellenlänge λ 1 eingestellt<br />

und danach auf die Probe, die sich in einer Küvette oder in einer Mikrotiterplatte befindet, gelenkt.<br />

Das von der Probe emittierte Fluoreszenzlicht wird in der Regel unter einem Winkel von 90° zur<br />

Anregungsstrahlung auf einen Photodetektor gelenkt und seine Intensität gemessen.


22 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Fluorimetrie<br />

Da die Fluoreszenz in alle Richtungen des Raumes abgestrahlt wird, gelangt nur ein Bruchteil (deshalb der<br />

Faktor k in obiger Gleichung) zum Detektor. Der Detektor muss daher eine hohe Empfindlichkeit besitzen.<br />

Vor dem Detektor liegt üblicherweise ein zweiter Monochromator, der nur eine bestimmte Wellenlänge λ 2<br />

der emittierten Strahlung, nicht aber das gestreute Anregungslicht der Wellenlänge λ 1 durch lässt.<br />

Fluorimetrische Analysen lassen sich schnell und einfach durchführen. Allerdings ist es vorher meist nötig,<br />

den fluoreszierenden Analyten zu erzeugen oder zu isolieren.<br />

Wegen des hohen Nachweisvermögens der Fluorimetrie dienen fluorimetrische Methoden unter anderem<br />

zur Reinheitsprüfung von Wasser, Bestimmung von optischen Aufhellern in Waschmitteln und Textilien,<br />

Bestimmung von Ionen im Wasser durch Überführung in fluoreszierende Metall-Komplexe (Al 3+ mit Morin;<br />

Mg 2+ mit Oxin, usw.), vor allem aber für Fluoreszenz-Immuntests. Das augenfälligste Beispiel war und ist die<br />

Sequenzierung von Genomen (z. B. des Menschen), die mit Hilfe einer Kombination aus Laserfluorimetrie<br />

und Kapillarelektrophorese erfolgt. Im günstigsten Fall sind mittels Fluorimetrie sogar einzelne Moleküle<br />

nachweisbar: single molecule detection.<br />

Benötigte Reagenzien und <strong>Lösungen</strong><br />

1) Chinin-Ausgangslösung (hergestellt 1 x pro Laborspange)<br />

2-<br />

Die Herstellung erfolgt aus Di-Monohydrogen-Chinin-sulfat-Dihydrat: ( ) SO 2H O<br />

abgekürzt als Ch 2 S und hat die molare Masse: M(Ch 2 S) = 783 g·mol -1 .<br />

Herstellung der Chinin-Ausgangslösung mit dem Volumen V = 100 mL.<br />

+<br />

ChH<br />

2 4<br />

⋅<br />

2<br />

. Das Salz wird hier<br />

Aus gerätetechnischen Gründen kann hier die Chinin-Massenkonzentration nur halb so groß sein, wie der<br />

erlaubte Chinin-Grenzwert für Getränke: ß(Ch) ≈ _________ mg·L -1 .<br />

a) Zunächst die für die Ausgangslösung benötigte Einwaage grob abschätzen;<br />

b) Dann das Chinin-Salz auf einer Analysenwaage in einen 100 mL Messkolben genau einwiegen und<br />

mit entionisiertem Wasser zum Endvolumen auflösen;<br />

c) Mit der tatsächlichen gemachten Einwaage den genauen Wert der Chinin-Massenkonzentration<br />

ß 0 (Ch) in der Ausgangslösung berechnen;<br />

d) Dann Chininkonzentrationen ß St (Ch) in den Chinin-Standardlösungen berechnen.<br />

2) Natronlauge-Lösung: c(NaOH) ≈ 2 mol•L -1 pro Laborspange ca. 500 mL; vorhanden.<br />

3) Schwefelsäure-Lösung: c(H 2 SO 4 ) ≈ 0,5 mol•L-1 pro Laborspange ca. 1 L; vorhanden.<br />

4) Diethylether (Ether) als Extraktionsmittel pro Laborspange ca. 500 mL; vorhanden.<br />

Diethylether ist hochentzündlich und muss deshalb von allen Zündquellen ferngehalten werden. Alle<br />

Arbeiten mit Ether müssen deshalb im vorher freigeräumten Abzug durchgeführt werden. Auch im Abzug<br />

dürfen keine größeren Ethermengen verschüttet werden, denn es besteht sonst Explosionsgefahr in der<br />

Abluftanlage! Entstehungsbrände mit CO2-Löscher bekämpfen. Ggf. Saal räumen. Diethylether wirkt<br />

narkotisch bis zum Exitus durch Atemlähmung. Symptome: röchelnde, erschwerte Atmung,<br />

Untertemperatur, schwacher, schneller Puls. Diethylether verursacht Reizungen der Schleimhäute und hat<br />

entfettende Wirkung.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Fluorimetrie 23<br />

Pro Laborspange: Herstellung einer gemeinsamen Chinin-Stammlösung durch Extraktion.<br />

Jeder Einzelne: Aus der gemeinsamen Chinin-Stammlösung werden durch Verdünnung jeweils fünf<br />

individuelle Standardlösungen hergestellt.<br />

Bei der Herstellung der gemeinsamen Chinin-Stammlösung für eine Laborspange soll die fachgerechte Ether-<br />

Extraktion eingeübt werden. Im Folgenden sind die nummerierten Einzelschritte stichpunktartig ohne<br />

experimentelle Details aufgelistet. Eine detaillierte Beschreibung liegt aus bzw. erfolgt durch die Betreuer.<br />

Vor und während eines mehrstufigen Extraktionsverfahrens – besonders wenn es Teil einer quantitativen<br />

Analyse ist – muss man sich immer klar darüber sein:<br />

• Wie muss der pH-Wert der wässrigen Phase eingestellt werden?<br />

• In welcher Phase befindet sich der Analyt (Chinin) gerade?<br />

• Bei welchem Teilschritt drohen die größten Fehler, d.h. Verluste des Analyten? Wann also muss<br />

man also besonders sorgfältig vorgehen?<br />

1. 25 mL (Vollpipette) Chinin-Ausgangslösung in einen 100 mL Schütteltrichter pipettieren. Die Lösung mit<br />

ca. 2 mL (Messpipette) einer 2 mol·L -1 Natronlauge alkalisch machen.<br />

2. Chininlösung im Schütteltrichter mit ca. 25 mL Ether (Messzylinder) extrahieren.<br />

3. Die untere alkalische Wasserphase in ein kleines Becherglas ablassen und aufbewahren!<br />

4. Die obere im Schütteltrichter verbliebene Etherphase ebenfalls nach unten durch Öffnen des Hahnes in<br />

ein Ether-Sammelgefäß (100 mL-Becherglas) ablassen. Mit ca. 5 mL frischem Ether nachspülen<br />

(Schütteltrichter umschwenken) und den Spülether ebenfalls in das Sammelgefäß ablassen und sorgfältig<br />

aufbewahren!<br />

5. Reinigung des Schütteltrichters ist nach diesem ersten Extraktionsvorgang nicht nötig! Aufbewahrte<br />

alkalische Wasserphase wieder in den Schütteltrichter einfüllen. Extraktionsvorgang zweimal mit jeweils<br />

15 mL Ether + 5 mL Spülether wiederholen. Alle Etherphasen in dem Ether-Sammelgefäß vereinigen. Das<br />

Endvolumen darf nicht mehr als 70 - 80 mL betragen.<br />

6. Gesammelte Etherphasen wieder in den (ungereinigten) Schütteltrichter einfüllen. Sammel-Gefäß und<br />

Trichter mit ca. 5 mL Ether nachspülen.<br />

7. Gesammelte Etherphasen mit ca. 5 mL Wasser waschen. Waschwasser verwerfen.<br />

8. Rückextraktion von Chinin aus den gesammelten Etherphasen in eine saure wässrige Phase: Es wird<br />

insgesamt 4-mal mit jeweils 10 mL 0,5 mol·L -1 H 2 SO 4 extrahiert. Die unteren sauren wässerigen Phasen<br />

werden nach jedem Rückextraktionsvorgang in einen 100 mL-Messkolben abgelassen und dort<br />

gesammelt. Am Ende wird mit 0,5 mol·L -1 H 2 SO 4 im Messkolben auf 100 mL Endvolumen aufgefüllt.<br />

Diese Chinin-Stammlösung wird von jedem zur individuellen Herstellung von jeweils fünf Chinin-<br />

Standardlösungen benutzt (s. unten).<br />

Berechnen Sie die Massenkonzentration in der Chinin-Stammlösung aus der Einwaage und den bei der<br />

Extraktion verwendeten Teil- und Auffüllvolumen. Die Berechnung erfolgt natürlich unter der Annahme,<br />

dass die Extraktion vollständig verlaufen ist. Aber ist diese Annahme richtig? Wenn das nicht sicher ist, dann<br />

ist auch nicht sicher, ob die berechnete Chinin-Massenkonzentration tatsächlich in der Stammlösung<br />

vorliegt! Wie lässt sich dieses Dilemma auflösen?


24 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Fluorimetrie<br />

Das Dilemma lässt sich beseitigen, wenn nicht nur die Stammlösung sondern auch die realen Proben mit<br />

einer genau identischen Extraktionsprozedur hergestellt werden. Wenn man so vorgeht, dann wird damit<br />

das gesamte Extraktionsverfahren mit in die Kalibrierung einbezogen.<br />

Allerdings bleibt eine Gefahr, die man immer ernst nehmen muss:<br />

Die Extraktionsprozedur kann streng genommen nur dann exakt identisch durchgeführt werden, wenn die<br />

realen Proben und die Chinin-Ausgangslösung identische Eigenschaften (identische Matrix) haben. Schon<br />

wenn z.B. die Phasentrennung bei einer realen Probe schlechter verläuft, kann das zu einer Abweichung<br />

führen.<br />

Aus der Chinin-Stammlösung stellt jeder durch Verdünnung mit 0,5 mol·L -1 H 2 SO 4 fünf individuelle Chinin-<br />

Standardlösungen her (Keine Gruppenarbeit!). Ihre Konzentrationen sind ebenfalls zu berechnen. Als sechste<br />

Standardlösung fungiert die (unverdünnte) Stammlösung selbst.<br />

Die Verdünnungen dürfen hier ausnahmsweise nicht in Messkolben sondern durch Zugabe der Volumina<br />

des Verdünnungsmittels mit geeigneten Pipetten durchgeführt werden. Das entspricht eigentlich nicht der<br />

Definition der Gehaltsgröße "Massenkonzentration". Es muss hier nur deshalb erfolgen, weil nicht so viele<br />

Messkolben zur Verfügung stehen.<br />

Die Bezeichnung einer Verdünnung spiegelt die sachgerechte Herstellung im Messkolben wieder. Eine 1:10-<br />

Verdünnung ist also eine solche, bei der z. B. 1 mL der zu verdünnenden Lösung im Messkolben auf ein<br />

Endvolumen von 10 mL gebracht wird. Die Angabe 1:10 gibt das Volumenverhältnis von Ausgangslösung<br />

und Endlösung an. Die Angabe stellt eine Rechenvorschrift dar. Das Rechenergebnis ist der<br />

Verdünnungsfaktor; er beträgt hier 0,1.<br />

Man sollte diesen Sachverhalt immer vor Augen haben, denn es kann bei Verdünnungen zu<br />

Missverständnissen kommen, besonders bei der sog. 1:1-Verdünnung, bei der es sich – obiger Erläuterung<br />

entsprechend – um die unverdünnte Lösung handelt!<br />

Vorschlag für eine für diesen Versuch geeignete Verdünnungsreihe:<br />

Bezeichnung 1:10 2:10 4:10 6:10 8:10 1:1<br />

Verdünnungsfaktor 0,1 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

Die Fluoreszenzintensitäten dieser sechs Standardlösungen werden später gemeinsam mit der noch<br />

herzustellenden Probenlösung gemessen.<br />

Herstellung der Probenlösungen durch Extraktion von Chinin aus dem Getränk.<br />

Eine Laborspange verwendet ein selbst mitgebrachtes chininhaltiges Getränk (Achtung: Die Cafeteria führt<br />

keine chininhaltigen Getränke) gemeinsam. Jeder muss eine individuelle Probe herstellen.<br />

Die Extraktion verläuft im Prinzip wie oben beschrieben, nur führt jetzt jeder die Extraktion mit einer<br />

individuellen realen Probe durch. Alle Extraktionen sind im Abzug durchführen. Schrittweise wie folgt<br />

vorgehen:<br />

1. pH-Wert des Getränkes messen. Das Getränk muss vor der Extraktion sehr gut entgast werden (warum?).<br />

Für eine 4er-Gruppe werden ca. 100 mL des Getränkes in einer 250 mL-Saugflasche durch Anlegen eines<br />

Vakuums entgast. Man kann auch ein Ultraschallbad verwenden.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Fluorimetrie 25<br />

2. Jeder pipettiert 10 mL (Vollpipette) des entgasten Getränkes in einen 100 mL Schütteltrichter. Die<br />

Getränkeprobe wird durch Zugabe von ca. 15 mL (Messzylinder) NaOH-Lösung 2 mol·L -1 stark alkalisch<br />

gemacht. (Warum wird so viel mehr NaOH-Lösung verwendet im Vergleich zur Chinin-Ausgangslösung?)<br />

3. Die alkalische Getränkeprobe wird – wie für die Chinin-Ausgangslösung beschrieben – extrahiert und<br />

gespült (1-mal mit 25 mL und 2-mal mit jeweils 15 mL Ether + jeweils 5 mL Spülether).<br />

4. Die gesammelten, vereinigten Etherphasen wieder in den (ungereinigten) Schütteltrichter umfüllen<br />

(nachspülen mit ca. 5 mL Ether) und mit 5 mL Wasser waschen.<br />

5. Rückextraktion des Chinins aus den gesammelten Etherphasen. Es wird insgesamt 4-mal mit jeweils 10<br />

mL 0,5 mol·L -1 H 2 SO 4 extrahiert. Die unteren sauren wässerigen Phasen werden nach jedem<br />

Rückextraktionsvorgang in einen 100 mL-Messkolben abgelassen und dort gesammelt. Am Ende wird<br />

mit 0,5 mol·L -1 H 2 SO 4 im Messkolben auf 100 mL Endvolumen aufgefüllt.<br />

Die Fluoreszenzintensität dieser einen Probenlösung wird gemeinsam mit den Fluoreszenzintensitäten der<br />

vorher hergestellten sechs Standard-<strong>Lösungen</strong> bestimmt.<br />

Durchführung der Messung<br />

Geräteparameter für das Fluoreszenzspektrometer: Anregungswellenlänge: 352 nm<br />

Wenn die Wellenlänge maximaler Fluoreszenzintensität unbekannt ist, muss sie zunächst durch Aufnahme<br />

eines Emissionsspektrums zwischen 400 nm und 550 nm bestimmt werden. Aus einem ausliegenden<br />

Spektrum können sie erkennen, dass die Fluoreszenzintensität maximal hoch ist bei 448 nm<br />

(Emissionmaximum). Deshalb wird diese Wellenlänge zur Messung der Standard- und der Probenlösungen<br />

verwendet.<br />

Auswertung:<br />

Graphische Hand-Auswertung: Die gemessenen Fluoreszenzintensitäten der sechs Standardlösungen auf der<br />

Ordinate gegen die jeweilige Konzentration der Chinin-Standardlösung (ß(Ch) / mg·L -1 ; sachgerechte<br />

Skalierung!) auf der Abszisse auftragen.<br />

Unter Berücksichtigung aller Messwerte eine Ausgleichsgerade (Kalibriergerade) nach Augenmaß ziehen.<br />

Dabei bedenken: Bei der Messung von Fluoreszensintensitäten muss die Ausgleichsgerade nicht<br />

zwangsläufig durch den Nullpunkt gehen! (Warum nicht?)<br />

Der Intensitäts-Messwert für die Getränke-Probe liefert mit Hilfe der Kalibriergeraden die Chinin-<br />

Massenkonzentration ß(Ch) in der Probenlösung. Den Wert im Diagramm deutlich markieren!


26 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Nitratbestimmung<br />

6. Bestimmung des Nitrat-Gehaltes in Gemüse durch<br />

Photometrie.<br />

Die <strong>Chemie</strong> der photometrischen Nitrit- und Nitratbestimmung<br />

Die Anionen Nitrit und Nitrat sind farblos und absorbieren nicht im sichtbaren Bereich des Spektrums.<br />

Deshalb ist die direkte photometrische Bestimmung dieser Anionen unmöglich. Es muss also eine chemische<br />

Reaktionsfolge vorgeschaltet werden, bei der im letzten Schritt ein Farbstoff gebildet wird. Für das Nitrit gibt<br />

es eine bekannte Farbstoffbildungsreaktion. Sie beruht auf der Fähigkeit des Nitrits mit organischen Aminen<br />

Azofarbstoffe zu bilden: In saurer Lösung reagiert Nitrit, bzw. die dann vorliegende korrespondierende<br />

schwache salpetrige Säure, mit primären organischen Aminen zu den sog. Diazoniumsalzen. Die<br />

Diazoniumsalze reagieren anschließend mit geeigneten organischen aromatischen Verbindungen zu den<br />

stark gefärbten Azofarbstoffen (Azokupplung). Die ε-Werte der Azofarbstoffe sind für photometrische<br />

Bestimmungen ausreichend groß.<br />

Für eine Nitrat-Bestimmung muss das Nitrat vorher zum Nitrit reduziert werden. Man kann dann sogar in<br />

zwei parallel angesetzten Proben Nitrat und Nitrit nebeneinander bestimmen, wenn man in einer der Proben<br />

das Reduktionsmittel weglässt. Bei der Nitratbestimmung handelt sich also um eine 3-stufige<br />

Bestimmungsreaktion, für die alle bereits bei der Eisen-Bestimmung formulierten Kriterien erfüllt werden<br />

müssen:<br />

1. Die Gesamt-Reaktion muss eine bekannte Stöchiometrie haben und schnell verlaufen.<br />

2. Die Reaktion muss für Nitrat und Nitrit spezifisch sein. Die Reagenzien und natürlich auch der gebildete<br />

Farbstoff müssen im Testsystem löslich sein.<br />

3. Es muss erreicht werden, dass die Gesamt-Reaktion möglichst vollständig verläuft. Weil das in diesem<br />

Versuch nicht sicher ist, muss eine Kalibriergerade erstellt werden.<br />

Der 1. Schritt der Reaktionsfolge, die Reduktion von Nitrat zu Nitrit, ist schwierig: Man muss ein<br />

Reduktionsmittel finden, das Nitrat nur zum Nitrit und nicht weiter zum N 2 O (Distickstoffmonoxid) reduziert.<br />

Das ist schwierig, denn die Redoxpotentiale beider Anionen sind ähnlich groß, d.h. NO 2<br />

-<br />

ist ein ähnlich<br />

starkes Oxidationsmittel wie NO 3- . Für diese Reduktion hat sich als Reduktionsmittel metallisches Cadmium<br />

in pulverisierter Form gut bewährt, jedoch ist das Verfahren für ein Praktikum viel zu umständlich. Deshalb<br />

wird in diesem Versuch das Reduktionsmittel „Hydrazin“ (H 2 N-NH 2 ), bzw. sein in Wasser gut lösliches Salz<br />

„Hydraziniumsulfat“ eingesetzt. Laut Redoxgleichung sind die Redoxpotentiale von NO 2<br />

-<br />

und NO 3<br />

-<br />

pHabhängig.<br />

Es muss also durch Erprobung ein pH-Wert gesucht werden, bei dem NO 3<br />

-<br />

zu NO 2- , letzteres aber<br />

nicht weiter reduziert wird. Dieser pH-Wert liegt im schwach basischen.<br />

Reduktionen mit Hydraziniumsalzen sind ziemlich störanfällig. Damit die Reduktion vollständig und<br />

reproduzierbar verläuft, muss gewährleistet sein:<br />

- eine Temperatur von ca. 50 °C und eine bestimmte Reaktionszeit;<br />

- der pH-Wert muss schwach basisch sein;<br />

- als Katalysator muss Cu 2+ in geringer Konzentration (0,5 mg·L -1 ) vorhanden sein.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Nitratbestimmung 27<br />

Die benötigte Cu 2+ -Katalyse ist ein sehr kritischer Punkt. In Gemüse-Proben besteht nämlich die Gefahr, dass<br />

die niedrige Cu 2+ -Katalysatormenge von unbekannten Gemüse-Inhaltsstoffen unkontrolliert „verbraucht“,<br />

z.B. adsorbiert oder komplexiert, wird. Dann steht der Cu 2+ -Katalysator für die Reduktion nicht mehr zur<br />

Verfügung. Für Cu 2+ -Kationen sehr „schädliche“ Gemüse-Inhaltsstoffe sind in Zwiebeln, Radieschen, Rettich<br />

und anderen geruchsintensiven Gemüsen enthalten. Es sind schwefelhaltige, organische Substanzen, die mit<br />

Cu 2+ -Kationen innigen Kontakt eingehen (denken Sie an das extrem schwerlösliche CuS). Auch viele Obstund<br />

Gemüse-Farbstoffe vom Anthocyantyp sind für Cu 2+ -Kationen sehr „schädlich“, weil sie als Liganden für<br />

Cu-Komplexe wirken können.<br />

-<br />

Im 2. Schritt der Reaktion wird aus dem NO 2 in saurer Lösung (HNO 2 ) ein Diazoniumkation durch<br />

Diazotierung von p-Aminobenzolsulfonsäureamid (Sulfanilsäureamid) gebildet. Da nach der Reduktion die<br />

Lösung schwach alkalisch ist, muss vorher neutralisiert werden. Für die Diazotierung wird dann ein ziemlich<br />

niedriger pH-Wert benötigt. Seine Einstellung muss durch die richtige Zusammensetzung des Azoreagenzes<br />

gewährleistet werden: → im Azoreagenz muss ausreichend starke Säure vorhanden sein.<br />

O N OH<br />

O<br />

O<br />

+<br />

+ H 3 N<br />

S O N N + S O +<br />

NH 2<br />

NH 2<br />

2 H 2 O<br />

Ammoniumsalz von<br />

4-Amino-benzolsulfonsäureamid<br />

Diazoniumsalz von<br />

4-Amino-benzolsulfonsäureamid<br />

Im 3. Schritt der Reaktion erfolgt die Bildung eines wasserlöslichen Azofarbstoffes durch Azokupplung des<br />

Diazoniumkations mit einer geeigneten aromatischen Verbindung. Geeignet für diese Azokupplung ist die<br />

organische Verbindung dann,<br />

- wenn sie und der entstehende Azofarbstoff wasserlöslich sind;<br />

- wenn der Azofarbstoff einen hohen molaren Absorptionskoeffizienten hat;<br />

- wenn die Reaktion (elektrophile aromatische Substitutionsreaktion) schnell erfolgt.<br />

Diese drei Bedingungen werden von einem Derivat des Naphthylamins mit dem Namen N-(1-Naphthyl)-<br />

ethylendiamin erfüllt.<br />

H 2 N<br />

NH H + N N + O<br />

S O<br />

NH 2<br />

N<br />

N<br />

NH<br />

NH 2<br />

NH 2<br />

S O<br />

O<br />

Naphthylamin-Derivat<br />

Diazoniumkation<br />

Azofarbstoff<br />

Benötigte Reagenzien und <strong>Lösungen</strong><br />

Die Nitrat-Bestimmung ist aus mehreren Gründen sehr empfindlich.<br />

1. Verwendung von normalem ention. Wasser kann zum Versagen der Farbreaktion führen, wenn das<br />

Wasser org. Verunreinigungen enthält, die die Cu-Katalyse behindern. Nur bidest. Wasser<br />

verwenden!


28 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Nitratbestimmung<br />

2. Die Bestimmung ist empfindlich und kann NO 3- -Konzentrationen bis zu 0,02 mg·L -1 erfassen.<br />

Nitratkonzentrationen im Leitungswasser liegen bei 20 - 40 mg·L -1 . Das heißt: noch eine 1:1000<br />

Verdünnung von Leitungswasser kann zu einer Färbung führen. Konsequenz: es dürfen keine Reste<br />

von Leitungswasser in Glasgefäßen vorhanden sein. Glasgeräte müssen vor Gebrauch gut gereinigt<br />

und mit bidest. Wasser gespült werden.<br />

1a) Nitrat-Standardlösung (Gruppe 1)<br />

V St = 1 L ß(NO 3- ) ≈ 5 mg·L -1 M(NO 3- ) = 62,0 g·mol -1 M(NaNO 3 ) = 85,01 g·mol -1<br />

Benötigte Einwaage Natriumnitrat berechnen und auf der Analysenwaage einwiegen. Einwaage quantitativ<br />

in einen 1 L-Messkolben überführen und mit bidest. Wasser auf das Endvolumen auffüllen. Da die Einwaage<br />

niedrig ist, muss sehr sorgfältig gearbeitet werden. Mit der Nitrat-Standard-Lösung werden die 25 mL-<br />

Dosierbüretten gefüllt.<br />

2) NaOH-Lösung (Gruppe 2)<br />

V = 0,5 L c(NaOH) = 1,0 mol·L -1 M(NaOH) = 40,0 g·mol -1<br />

Sachgerechte Herstellung aus festem NaOH p.a. (Oberschalenwaage) und bidest. Wasser im 500 mL-<br />

Messkolben. Lösung in der Vorratsflasche der Dispensette aufbewahren.<br />

3) Kupfersulfat-Lösung (Gruppe 2)<br />

V = 0,5 L ß(CuSO 4·5H 2 O) ≈ 27 mg·L -1 M(CuSO 4·5H 2 O) = 250 g·mol -1 M(Cu) = 63,5 g·mol -1<br />

Herstellung aus Kupfersulfat-pentahydrat (Einwaage Analysenwaage)und bidest. Wasser. Lösung in der<br />

Vorratsflasche der Dispensette aufbewahren.<br />

4) Hydraziniumsulfat-Lösung (Gruppe 3)<br />

Giftig beim Einatmen, Verschlucken und Berührung; Sensibilisierung bei Hautkontakt; Kann Krebs erzeugen;<br />

Bei Unfall Artzt hinzuziehen; Exposition vermeiden.<br />

Besondere Maßnahmen bei der Einwaage: im Abzug; Handschuhe tragen; Staub vermeiden. Besondere<br />

Maßnahmen beim Umgang mit der Lösung und der Dosierung: Verschütten und Verspritzen vermeiden<br />

bzw. sofort beseitigen. Beim Aufwischen Handschuhe tragen!<br />

V = 0,5 L ß(Hy) ≈ 1,2 g·L -1 M(Hy) = 130,12 g·mol -1<br />

Das Salz Hydraziniumsulfat p.a. wird auf einer Oberschalenwaage im Abzug in ein 100 mL-Becherglas<br />

eingewogen, bidest. Wasser zugegeben und bis zur Auflösung gerührt. Dann in den Messkolben überführen<br />

und mit bidest. Wasser auffüllen. Lösung in der Vorratsflasche der Dispensette aufbewahren.<br />

5) HCl-Lösung (Gruppe 3)<br />

V = 0,5 L c(HCl) = 1,0 mol·L -1 M(HCl) = 36,45 g·mol -1<br />

Sachgerechte Herstellung aus konzentrierter HCl p.a. (Herstellerangaben: ca. 36%; ρ ~ 1,19 g·mL -1 ; vgl.<br />

Etikett-Angaben) und bidest. Wasser im 0,5 L-Messkolben. Lösung in der Vorratsflasche der Dispensette<br />

aufbewahren.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Nitratbestimmung 29<br />

6) Azoreagenz-Lösung (Gruppe 4 & 5) V = 2 × 0,5 L<br />

In der Azoreagenzlösung sind alle Reagenzien vorhanden, die benötigt werden<br />

- für die Ausbildung des richtigen pH-Wertes im Testvolumen,<br />

- für die Bildung des Diazoniumkations aus Nitrit und dem organischen Amin<br />

- und für die nachfolgende Azokupplung.<br />

Reagenz-Lösung mit nitratfreien Gerätschaften und bidest. Wasser wie folgt herstellen: 5 g<br />

Sulfanilsäureamid (Sulfanilamid) und 0,5 g N-(1-Naphthyl)-ethylendiamin Dihydrochlorid Monomethylat auf<br />

einer Oberschalenwaage abwiegen, vollständig in ein 1 L-Becherglas überführen und durch Zugabe von ca.<br />

250 mL bidest Wasser und 105 mL (Messzylinder) konz. HCl p.a. (ca. 36%; ρ ~ 1,19 g·mL -1 ; vgl. Etikett-<br />

Angaben) (ca. 1,2 mol) unter Rühren lösen. 136,1 g Natriumacetat-Trihydrat (1 mol) in ein Becherglas<br />

einwiegen und portionsweise unter Rühren zu der Reagenzlösung in das 1 L Becherglas geben und auflösen.<br />

Die Azo-Reagenz-Lösung darf nur schwach rosa sein. Ihr Volumen sollte jetzt ca. 400 mL betragen. Die<br />

Lösung wird in einen 500 mL-Messkolben überführt, mit bidest. Wasser auf das Endvolumen aufgefüllt und<br />

zur Füllung der Reagenz-Dispensette benutzt.<br />

Probenvorbereitung: Herstellung der Gemüse-Stamm- und Probenlösungen.<br />

Gemüseart und Nitratgehalt - Vorprobe zur Bestimmung des Nitratgehaltes im Gemüse -<br />

Vorüberlegungen zur Herstellung von Stamm- und Probenlösung<br />

Nitrat kann aus vielen Proben relativ einfach isoliert werden. Meist genügt eine Extraktion mit Wasser, denn<br />

es gibt keine schwer löslichen Nitratsalze. Die Extraktion mit Wasser ist aber nur dann vollständig, wenn das<br />

Material vorher fein zerkleinert (homogenisiert) wird.<br />

Pro Laborspange wird das gleiche Gemüse verwendet. Die Vorprobe mit dem Gemüse wird gemeinsam pro<br />

Laborspange durchgeführt, danach stellt jeder seine eigene Gemüse-Stamm- und Probenlösungen her.<br />

Potentiell nitratreiche Gemüse sind: Rettich, Radieschen, Spinat, Rote Beete und Blatt-(Feld)Salate. Der<br />

zulässige Grenzwert für den Nitrat-Massenanteil ist relativ hoch. Er liegt je nach Gemüsesorte, Saison und<br />

Anbauart bei 2 – 4 g·kg -1 (0,2 % - 0,4 %).<br />

Von den nitratreichen Gemüsen haben sich in den vergangenen Jahren gefärbte Blattsalate (z.B.<br />

Eichenblattsalat, Lollo rosso) und Rettichsorten als ungeeignet erwiesen (Einführung!). Am besten geeignet<br />

waren nitratreiche Kopfsalate, denn ist die Probenverdünnung hoch; demnach ist dann die Konzentration<br />

der Störstoffe niedrig!<br />

Nitratarme Gemüse sind z.B.: Kohl, Kohlrabi, Gurke, Tomate, Paprika, Möhre. Sie sollten für diesen Versuch<br />

nicht gewählt werden, denn bei ihnen muss die Probenverdünnung niedrig gehalten werden und demnach<br />

ist dann die Konzentration der Störstoffe hoch!<br />

Vorprobe mit Nitrat-Teststäbchen: ungefährer Nitratgehalt im Gemüse.<br />

Eine repräsentative Probe nehmen: 5 g Gemüse in Reibschale mit etwas Seesand und insgesamt 50 mL<br />

bidest. Wasser zum Brei verreiben und die Suspension in einem kleinen Becherglas sammeln. Mit einem<br />

Teststäbchen die ungefähre Nitratkonzentration im Gemüsebrei abschätzen. Ungefähren Massenanteil des<br />

Nitrats im Gemüse berechnen: ________ mg(NO 3- ) je kg(Gemüse). Ergebnis der Berechnung protokollieren.<br />

Herstellung der Probenlösung an Hand der folgenden Hinweise planen.


30 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Nitratbestimmung<br />

Vorüberlegungen zur Herstellung der Stamm- und der Probenlösung.<br />

Die auf den nächsten Seiten folgende Beschreibung zur Herstellung der Stamm- und Probenlösung bezieht<br />

sich auf ein Gemüse mit dem hohen Nitratgehalt von 2 g·kg -1 .<br />

Wenn die Vorprobe ergibt, dass das gewählte Gemüse einen niedrigeren Nitratgehalt hat, können bei allen<br />

Schritten Veränderungen vorgenommen werden. Es bleibt Ihnen überlassen, wo Sie das für sinnvoll<br />

erachten. Auf jeden Fall muss folgendes Ziel erreicht werden: Die NO 3- -Konzentration in der Probenlösung<br />

muss ähnlich groß sein wie die NO 3- -Konzentration in der Standardlösung. Sie muss im Bereich 1 - 10 mg·L -1 ,<br />

am besten bei ca. 5 mg·L -1 liegen.<br />

Für Veränderungen kommen in Frage:<br />

- Veränderung der Masse des eingesetzten Gemüses (maximal ca. 50 g);<br />

- Veränderung des Volumens bei der Herstellung der Gemüse-Stammlösung;<br />

- Veränderung des Probenverdünnungsfaktors bei der Herstellung der Probenlösung;<br />

- Veränderung der eingesetzten Probenvolumina im photometrischen Test.<br />

Herstellung der Stamm- und Probenlösung mit dem Assistenten besprechen.<br />

1) Probennahme und Extraktion des Nitrats mit Wasser: → Stammlösung<br />

Wenn der Nitratgehalt des Gemüses bei ca. 2 g·kg -1 – also recht hoch – liegt, werden zur Herstellung der<br />

Stammlösung ca. 20 g Gemüse eingesetzt. Dabei muss eine für das gesamte Gemüse repräsentative Probe<br />

genommen werden. → bei Salat: Außen-, Mittel- und Innenblätter sowie Strunkanteile verwenden.<br />

Nach Zerkleinerung mit dem Messer wird die Gemüseprobe mit einem optimalen Volumen bidest. Wasser<br />

im Mixer zu einem homogen Brei verarbeitet → Homogenisierung.<br />

Nach der Homogenisierung wird der Brei mit bidest. Wasser in ein Becherglas gespült.<br />

Es wird so viel Wasser verwendet, dass sich die Partikel in der Suspension möglichst gut absetzen<br />

(sedimentieren) und ein klarer Überstand entsteht. Die möglichst gut sedimentierte Suspension soll über<br />

einen Büchner-Trichter filtriert werden. In den Büchner-Trichter passenden Rundfilter einlegen und<br />

anfeuchten. Den möglichst klaren Überstand der Suspension bei leichtem Unterdruck aufgeben. So viel wie<br />

möglich vom Bodensatz (Sediment) abgießen. Dann über Celite filtrieren, nachspülen und in 1 L Messkolben<br />

überführen.<br />

Man kann jetzt auch ohne Überprüfung sicher sein, dass nach diesen Auswaschvorgängen das gesamte<br />

Nitrat vollständig im Filtrat vorliegt. Das Volumen der gesammelten Filtrate darf jetzt nicht mehr als 1 L<br />

betragen.<br />

Das einigermaßen klare, aber noch deutlich gefärbte Filtrat wird verlustfrei in einen 1 L-Messkolben<br />

umgefüllt und bis zur Markierung mit bidest. Wasser aufgefüllt. Um Bakterienwachstum zu verhindern<br />

werden einige Tropfen CHCl 3 zugesetzt und gut geschüttelt. Zur längeren Lagerung der Stammlösung kann<br />

ein ausreichendes Volumen (100 mL) dieser Gemüse-Stammlösung eingefroren werden.<br />

Die Nitrat-Konzentration in der Gemüse-Stammlösung liegt jetzt ungefähr bei ß St (NO 3- ) ≈ 10 - 15 mg·L -1 .<br />

Die endgültige Reinigung und die für die photometrische Bestimmung nötige Entfärbung der Stammlösung<br />

erfolgt im nächsten Schritt im Zusammenhang mit der Probenverdünnung. Um den Erfolg der Extraktion<br />

und um das Ergebnis der Vorprobe zu überprüfen sollte in der Gemüse-Stammlösung die


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Nitratbestimmung 31<br />

Nitratkonzentration mit Teststäbchen gemessen werden. Die ungefähre Konzentration wird benötigt, um<br />

den Proben-Verdünnungsfaktor für die photometrische Bestimmung festzulegen.<br />

2) Entfärbung und Klärung der Stammlösung durch adsorptive Fällung mit Aluminiumhydroxid bei<br />

gleichzeitiger Probenverdünnung für die photometrische Nitratbestimmung:<br />

Wenn man sich bei der photometrischen Bestimmung an die in der folgenden Arbeitstabelle vorgesehenen<br />

Probenvolumina (2 mL, 3 mL und 5 mL) der Probenlösungen halten will, dann sollte die Nitratkonzentration<br />

in der Probenlösung ungefähr so groß sein, wie die in der Standardlösung; sie sollte also ungefähr bei<br />

5 mg·L -1 liegen.<br />

Für ß GSt (NO 3- ) ≈ 10 - 15 mg·L -1 ist ein Probenverdünnungsfaktor von 1/2 passend. Damit wird eine<br />

Nitratkonzentration von ß Pr (NO 3- ) ≈ 4 mg·L -1 in der Probenlösung erreicht.<br />

Für photometrische Messungen dürfen Probenlösungen nicht trüb sein (→ Lichtstreuung). Sie sollten auch<br />

ungefärbt sein, denn das kann eine photometrische Bestimmung verfälschen. Bei diesem Test wird z.B. bei<br />

einer Wellenlänge von 540 nm gemessen. Die für das Auge grüne, durch Chlorophyll verursachte<br />

Eigenfärbung der <strong>Lösungen</strong> führt zur Absorption bei Wellenlängen oberhalb 600 nm, jedoch kann man<br />

nicht sicher sein, ob auch andere Farbstoffe, die bei 540 nm absorbieren vorhanden sind und nur überdeckt<br />

werden.<br />

Da lösliche Färbungen durch Filtrationsverfahren nicht entfernen werden können, muss man ein<br />

Adsoptionsverfahren anwenden. Adsorptionsverfahren sind aber nie ohne Probleme, denn es besteht immer<br />

die Gefahr, dass auch eine unbekannte Menge des Analyten adsorbiert wird. Beim Nitrat handelt es sich<br />

zum Glück um ein Anion, das kaum adsorbiert wird, so dass in der Nitratanalytik Adsorptionsverfahren ohne<br />

Bedenken möglich sind. Geeignet ist z.B. die Adsorption durch frisch gefälltes Aluminiumhydroxid Al(OH) 3 .<br />

Bei dieser Fällungsreaktion werden auch kolloide Schwebstoffe in der Lösung ausgeflockt (sie könnten die<br />

Katalysator Cu 2+ -Kationen binden) und mit dem Niederschlag entfernt.<br />

Die adsorptive Reinigung und Entfärbung der Stammlösung kann man arbeitssparend mit der<br />

Probenverdünnung verbinden. Dazu führt jeder folgende Arbeitsvorschrift durch:<br />

20 mL (Vollpipette) Stammlösung in einem Becherglas mit 1 mL Aluminiumsulfat-Lösung versetzen. (12 g<br />

Al 2 (SO 4 ) 3 ∙18 H 2 O in 100 mL Wasser lösen). Das Gemisch tropfenweise mit alkalischer Soda-Lösung (5 g<br />

NaOH und 5 g Na 2 CO 3 in 30 mL Wasser lösen) versetzen, bis der pH-Wert auf ca. 7 angestiegen ist<br />

(Kontrolle am pH-Meter). Es fällt Al(OH) 3 aus und entfaltet seine adsorptive Wirkung.<br />

Den Niederschlag durch einen Faltenfilter abfiltrieren und das klare Filtrat in einem Messkolben geeigneter<br />

Größe (bei 200 mL wäre die Probenverdünnung 1/10) sammeln. Den Niederschlag sorgfältig mit bidest.<br />

Wasser auswaschen. Nicht vergessen: Den Proben-Verdünnungsfaktor notieren!<br />

3) Festlegung der Proben und der Probenvolumina.<br />

Gemüse-Proben 6a und 6b:<br />

Wenn ß Pr (NO 3- ) > 5 mg·L -1 , kann man die in der Arbeitstabelle vorgesehen Probenvolumina (2 mL, 3 mL und<br />

5 mL) verringern z.B. auf 1 mL, 2 mL und 4 mL.<br />

Wenn ß Pr (NO 3- ) < 5 mg·L -1 , kann man größere Probenvolumina (bis zu 20 mL) benutzen, denn laut<br />

Arbeitstabelle werden alle Proben vor der 1. Temperierung durch Zugabe von Wasser auf ein Volumen von<br />

25 mL gebracht. Das bedeutet, dass man auch Proben mit Nitratkonzentration von minimal ca. 0,2 mg·L -1<br />

einsetzen kann.


32 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Nitratbestimmung<br />

Individuelle Proben 6c und 6d:<br />

Die Nitratkonzentration in den zur Verfügung gestellten individuellen Proben liegt im Bereich 15 – 25 mg·L -1 .<br />

Machen Sie eine geeignete Probenverdünnung; wählen Sie ein geeignetes Probenvolumen.<br />

Durchführung der photometrischen Bestimmung.<br />

In der Arbeitstabelle auf der folgenden Seite ist der schrittweise Ablauf des Verfahrens beschrieben. Durch<br />

Art und Volumen der einzelnen Zugaben muss erreicht werden, dass in allen Standard- und Analysen-<br />

Proben Bedingungen (Volumen, pH-Wert, Konzentrationen) vorliegen, die innerhalb des Toleranzrahmens<br />

der Methode identisch sind.<br />

Erläuterungen zu den einzelnen Schritten des Verfahrens:<br />

1) Einfüllen der Standard- bzw. Probenlösungen: Bei den in der Tabelle angegebenen Probenvolumina<br />

wird davon ausgegangen, dass die Nitratkonzentration in der Probenlösung bei ca. 5 mg·L -1 liegt.<br />

2) Es wird der für die Reduktion des Nitrats zum Nitrit benötigte schwach basische pH-Wert eingestellt.<br />

Wo liegt dieser pH-Wert ungefähr?<br />

3) Es wird die für die Reduktion des Nitrats zum Nitrit benötigte (sehr kleine) Cu 2+ -Stoffmenge<br />

zugegeben. Wie klein ist diese Cu 2+ -Stoffmenge?<br />

4) Das Reduktionsmittel für die Reduktion des Nitrats zum Nitrit wird zugesetzt. Formulieren Sie die<br />

Redoxgleichung.<br />

5) Nach der Reduktion wird der pH-Wert wieder ungefähr auf den Anfangs-pH-Wert gebracht.<br />

6) Einstellung des niedrigen pH-Wertes, der für die Diazotierung nötig ist. Start der Diazotierung und der<br />

nachfolgenden Azokupplung mit Farbstoffentwicklung<br />

7) Am Ende werden alle Messkolben mit bidest. Wasser bis zur Markierung auf das Test-Endvolumen<br />

von 50 mL aufgefüllt und die Färbungen begutachtet. Dabei gilt das Hauptaugenmerk der Blindprobe<br />

und der stufenweisen Farbvertiefung bei den Standardproben. Die Blindproben dürften natürlich<br />

nicht gefärbt sein. Wenn das doch der Fall ist, müssen die bei der Eisen-Bestimmung erwähnten<br />

Verfahren greifen. Wenn die Färbung der Blindprobe auch bei anderen Teilnehmern eintritt, liegt ein<br />

systematischer Fehler nahe, z.B. eine der Reagenz-<strong>Lösungen</strong> war mit Nitrat verunreinigt. Wenn die<br />

Färbung der Blindprobe bei anderen Teilnehmern nicht eintritt, liegt ein individueller Fehler nahe, z.B.<br />

der für die Blindlösung benutzte Messkolben war mit Nitrat verunreinigt. Dieser Fall ist beherrschbar,<br />

wenn man statt einer einzigen, mehrere Blindproben angesetzt hat. Die gefärbte Blindprobe kann<br />

dann als Ausreißer behandelt und verworfen werden. Wenn man nur eine Blindprobe hat, muss eine<br />

neue Blindprobe hergestellt werden. Wenn aber Zweifel auch hinsichtlich der anderen Proben<br />

entstehen (z.B. dadurch, dass bereits mit bloßem Auge eine falsche Reihenfolge der Färbungen der<br />

Standard-Proben feststellbar ist), muss die gesamte Messreihe wiederholt werden.


Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Nitratbestimmung 33<br />

Arbeitstabelle: Test-Volumen 50 mL<br />

Schritt Nr. Lösung Nr. → 0 1) 1 2 3 4 5<br />

Probenlösungen<br />

6a, 6b 2) 6c, 6d<br />

1) V(NO 3- -Standard) /mL<br />

ß St (NO 3- ) ≈ 5 mg·L -1<br />

0 1 2 3 4 6 2 mL 3 mL 5 mL ?<br />

<strong>Lösungen</strong> aus der Dosierbürette dosieren!<br />

Vollpipetten<br />

Alle Proben mit bidest. Wasser auf ein ungefähres Volumen von 25 mL bringen.<br />

Messkolben mit Stopfen verschließen, beschweren; im Wasserbad bei 50°C 15 min temperieren.<br />

Messkolben aus dem Bad nehmen und sofort weiter verarbeiten (nicht stehen lassen!).<br />

2) V(NaOH-Lsg.2) / mL Zu allen Proben aus der Dispensette zugeben: 1 mL<br />

Alle Proben durch Umschwenken gut vermischen!<br />

3) V(CuSO 4 -Lsg. 3) / mL Zu allen Proben aus der Dispensette zugeben: 1 mL<br />

Alle Proben durch Umschwenken gut vermischen!<br />

4) V (Hy-Lsg. 4) / mL Zu allen Proben aus der Dispensette zugeben: 1 mL<br />

Alle Proben durch Umschwenken gut vermischen!<br />

Danach alle Messkolben mit Stopfen verschließen und im Wasserbad wieder 15 min lang bei<br />

ca. 50°C halten. Dann aus dem Bad entnehmen und abkühlen.<br />

5) + V(HCl-Lsg. 5) / mL Zu allen Proben aus der Dispensette zugeben: 1 mL<br />

Alle Proben durch Umschwenken gut vermischen!<br />

6) + V(Azoreag. 6) / mL Zu allen Proben aus der Dispensette zugeben: 2 mL<br />

Alle Proben durch Umschwenken gut vermischen!<br />

Diazotierung beim richtigen pH-Wert und folgende Azokupplung werden gleichzeitig gestartet.<br />

7) + bidest. Wasser<br />

Alle Proben mit bidest. Wasser auf das Endvolumen auffüllen, schütteln, 15 min<br />

stehen lassen und dann die Absorbanzen aller Proben bei 540 nm gegen den<br />

Blindwert messen.<br />

Test-Vol<br />

50 mL<br />

Standard-<br />

Proben-Nr<br />

0 1 2 3 4 5 6a, 6b 2) 6c, 6d<br />

ß Test (NO 3 ) / mg·L -1 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,6 Probenlösungen<br />

8) Absorbanz-Messungen bei 540 nm<br />

1)<br />

Es wäre sicherer, wenn man diese Proben doppelt ansetzt.<br />

2)<br />

Proben Nr. 6a, 6b: Gemüse-Proben; Proben Nr. 6c, 6d: individuelle Proben.


34 Praktikum <strong>Chemie</strong> <strong>wässriger</strong> <strong>Lösungen</strong>, analytischer Teil – Nitratbestimmung<br />

Auswertung:<br />

Graphische Auswertung für die Gemüse und individuelle Proben Nr. 6a, 6b, 6c und 6d.<br />

Unmittelbar nach der Messung sind die gegen die Blindprobe gemessenen Absorbanzwerte der Standard-<br />

Proben graphisch per Hand auszuwerten. Dafür trägt jeder seine Absorbanz-Messwerte (Ordinate) gegen die<br />

jeweilige NO 3- -Testkonzentration (Abzisse) auf. Unter Berücksichtigung aller Messwerte wird eine<br />

Ausgleichsgerade nach Augenmaß gezogen. Die Ausgleichsgerade muss durch den Nullpunkt gehen.<br />

Die Absorbanz-Messwerte der Proben 6a, 6b, 6c und 6d liefern mit Hilfe der Ausgleichsgeraden die<br />

zugehörigen NO 3- -Testkonzentration ß Test (NO 3- ) in der Küvettenlösung.<br />

Die Messwerte und die ermittelten NO 3- -Testkonzentration für die Proben 6a, 6b und auch für die Proben<br />

6c, 6d (individuelle Probe) müssen deutlich erkennbar eingetragen und von den Standardwerten<br />

unterscheidbar gekennzeichnet sein.<br />

Zur Berechnung der Nitratkonzentrationen muss der jeweilige Testverdünnungsfaktor und der<br />

Probenverdünnungsfaktor berücksichtigt werden. Die berechnete Nitratkonzentration in der individuellen<br />

Probe muss innerhalb eines Bereichs von 5% mit dem bekannten Wert übereinstimmen.<br />

Das Ergebnisprotokoll muss enthalten:<br />

- Berechnetes Ergebnis der Vorprobe: Massenanteil Nitrat im Gemüse.<br />

- Gemüse-Einwaage; Volumen der Stammlösung und die aus dem Ergebnis der Vorprobe berechnete<br />

und eventuell mit Teststäbchen gemessene NO 3- -Konzentration;<br />

- Probenverdünnungsfaktoren für photometrische Bestimmung: Proben Nr. 6;<br />

- Volumina der Probenlösungen und Testverdünnungsfaktoren: Proben Nr. 6;<br />

- Berechnete Nitratkonzentrationen im Gemüse.

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