Aus dem Teltower Kreisblatt 1870 und 1871 - Heimatverein Stadt ...
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<strong>Aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Teltower</strong> <strong>Kreisblatt</strong> <strong>1870</strong> <strong>und</strong> <strong>1871</strong><br />
Am 23. Februar <strong>1870</strong> erschien unter Lokales diese Nachricht.<br />
─ Vergangenen Donnerstag, den 17. Februar schwebte unsere <strong>Stadt</strong> in Gefahr, ein gleiches<br />
Schicksal zu erleiden, wie es vor 14 Tagen der <strong>Stadt</strong> Havelberg widerfahren war, doch ist mit<br />
Gottes <strong>und</strong> der Hülfe der meilenweit herbeigeeilten Hülfsmannschaften glücklicherweise <strong>dem</strong><br />
drohenden Unheile Einhalt gethan worden.<br />
Kurz nach 7 Uhr Abends erscholl Feuerruf <strong>und</strong> gleichseitig waren auch die Straßen der <strong>Stadt</strong> vom<br />
Flammenmeere hell erleuchtet, während ein wahrer Sprühregen von Funken über die <strong>Stadt</strong><br />
hereinbrach. – In den vor <strong>dem</strong> Berliner Thore dicht an der <strong>Stadt</strong> belegenen Scheunen war auf eine<br />
bis jetzt noch unbekannte Art Feuer ausgebrochen, <strong>und</strong> da fast sämmtliche Scheunen von Holz<br />
aufgeführt <strong>und</strong> mit Stroh gedeckt, auch zum großen Theile mit den Ernteanträgen gefüllt waren, so<br />
standen nach wenigen Minuten schon mehrere derselben in hellen Flammen, ehe nur die geringste<br />
Hülfe möglich war. Bei <strong>dem</strong> ziemlich heftigen Winde, welcher die Flammen von einer Scheune zur<br />
anderen trieb, verzweifelten die bald herbeigeeilten Hülfsmannschaften an Lokalisirung des Feuers<br />
auf einzelne Scheunen, umsomehr, als das in der Nähe befindliche Wasser zugefroren war <strong>und</strong> erst<br />
Lumen gehauen werden mußten.<br />
Der sofort auf die Brandstelle geeilte Herr Landrath von Gayl ließ denn auch, um wenigstens die<br />
<strong>Stadt</strong> zu schützen <strong>und</strong> größerem Unglück vorzubeugen, telegraphisch um Hülfsmannschaften der<br />
Berliner Feuerwehr bitten <strong>und</strong> eine der inzwischen angekommenen Spritzen beim ersten Hause der<br />
<strong>Stadt</strong> aufstellen. Der meilenweite sichtbare Schein des Feuers rief inzwischen Hülfe aus den umliegenden<br />
Ortschaften schnell herbei, so daß in kurzer Zeit 30 Spritzen <strong>und</strong> eine große Anzahl<br />
Wasserwagen von nah <strong>und</strong> fern auf der Brandstelle thätig waren. Den vereinigten Bemühungen<br />
gelang es endlich nach 10 Uhr Abends <strong>und</strong> nach<strong>dem</strong> 14 Scheunen von den Flammen ergriffen<br />
waren <strong>und</strong> eine lange Feuerstraße bildeten, des Feuers Herr zu werden <strong>und</strong> die übrigen Scheunen<br />
zu schützen. Die Gefahr für die <strong>Stadt</strong>, in welcher die Funken schon auf einigen Höfen gezündet<br />
hatten, aber gleich gelöscht wurden, war beseitigt <strong>und</strong> konnte in das Palais Sr. Majestät, woher der<br />
Feuerwehr der Befehl zur Hülfeleistung bereits ertheilt war, noch in der Nacht auf eine<br />
telegrafische Anfrage Seitens des Herrn Landrats von Gayl zurücktelegraphirt werden, daß die<br />
<strong>Stadt</strong> außer Gefahr sei.<br />
Halb 1 Uhr Morgens traf ein Commando der Berliner Feuerwehr von 60 Mann, unter der Führung<br />
des Brand-Direktors Scabell auf der Feuerstelle ein, führte sofort einige ihr noch nothwendig<br />
erscheinende Arbeiten aus <strong>und</strong> somit war denn auch die letzte Gefahr, welche durch die<br />
Gluthhaufen noch entstehen konnte, beseitigt.<br />
Mit welcher Fürsorge die königliche Familie an Ihre Unterthanen denkt, leuchtet hier wieder recht<br />
hervor, denn nicht blos, daß Se. Majestät der König sich telegraphisch nach der Lage der Sache<br />
erk<strong>und</strong>igen <strong>und</strong> der Feuerwehr den Befehl zur Hülfe zugehen ließ, auch Se. Kgl. Hoheit der Prinz<br />
Friedrich Carl nahm den regsten Antheil <strong>und</strong> schickte seinen Adjutanten persönlich nach Teltow.<br />
Die Behörden der <strong>Stadt</strong> haben denn auch Dankschreiben an Se. Majestät den König <strong>und</strong> Se. Kgl.<br />
Hoheit den Prinzen Friedrich Carl abgesandt.<br />
Auch unser Reichstags-Abgeordneter, der Prinz Handjery, war von Berlin gekommen, jedenfalls<br />
wohl ein Beweis seiner Anhänglichkeit an unsern Kreis.<br />
Viele, sehr viele haben sich bei Löschung des Brandes rühmlichst hervorgethan; jedenfalls gebührt<br />
aber wohl <strong>dem</strong> Kaufmann Töpffer hierselbst, <strong>dem</strong> Schuhmachermstr. Gericke in Zehlendorf, <strong>dem</strong><br />
Schulzen Sommer in Ruhlsdorf, u. <strong>dem</strong> Bauergutsbesitzer Berlinicke in Lankwitz die größte<br />
Anerkennung für ihre Thätigkeit.
Unter Öffentliches erschien am 8. Februar <strong>1871</strong> nachstehender Artikel.